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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050315016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905031501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905031501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-15
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veMs-Vrei- Kt H« tzanpkqMttto« ob« der« AnStztS» Men »bßeholtt vi«t»li<lhrltch HM poettnaltger ttgltch«Lnst,tt«», in» Han» 8.7L. Lnrch di» Vost biegen für Lentfch- 1«d ». Oestsr^ch vierttlfshrltch <80. fttr di« Ldrt,« Länder lant sieitungspreislifie. Dteft Nm»er ksftet MS «aif all« vahnhofe« «ud III tatdenZeÜnngs-verränferu I* etzttttt«, untz Grtzrbtttnm US Fer»sp«ch« llllll Johannt-gaffe L Hotzt-KUinle DrrStzmr «arienstraß, L4 Nernfprecher Amt I Nr. 171ll^ Hmibt-Itltttle Verltn: D«rlL n » L er, Hrrzal.BayrHofbuchhandl-„ ' LützowNrahe 10 lHenckprech« Lmt V! Nr. 4ML Morgen-Ausgabe. PrWiger Tageblatt Amtsblatt des Hörngk. Land- und des Königs. Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nottzeiamtes der Ltadt Leipzig. An zeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 . Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanziell, Anzeigen, GrschLst-anzeigen uüttk Text ober an besonderer Stelle nach Tarif. Die «gespaltene Reklamezetle 78^. Anuahmeschluß für kl «zeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-AnSgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richt«. Extra-Lei lagen in ar mit der Morgen Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die »rtzedttta« tp wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abeod« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. Dr. B„ R. L W. «liuthardtt Nr. M. Mittwoch dm 15. März 1905. 9S. Jahrgang. Var MGtigue vom Lage. * Die Bvdgetkommissiov de» Reichstag» hat die Vorlage betr. Frieden-präsenzstärke de» Heere» mit einige« zeitlichen Modifikationen angenommen. (S. Bericht.) * 9m österreichische« Abgeordnetenhaus begründete gestern Derschatta den deutschen Antrag auf Revision de» Verhältnisse» zu Ungarn. (S. Ausland.) * Nach den «Time»* beschloß der russische KriegSrat die Mobilisierung de» Grenadierkorps und zweier Armeekorps, die wahrscheinlich Gripenberg unterstellt werden. * Da» italienische KriegSministerium verlangt einen Nachtrag-kredit von 200 Millionen Lire für die Befestigung der Alpeugrenze. * Au» Konstantinopel wird gemeldet, daß die make donischen Bulgaren sich in Philippopel versammelten, um im Frühjahr die Türkei zu überfallen. (S. Ausland.) * Bei dem Brande eine- Mietshauses in New Dork kamen gegen dreißig Personen in den Flammen um. (S. Au» aller Welt ) — * Die Japaner haben Finapan erobert und im Gebirge östlich von Tieling viele russische Offiziere und Soldaten gefangen genommen. (S. rufs.-jap. Krieg.) vn Isampf «« Sie SirmarörrÄr 5sr>alpolitilr. Seit langer Zeit streiten sich wie Achäer und Troer um die Leiche de» Patroklo» zwei Heerlager um die Sozialpolitik de» verewigten Fürsten Bismarck. Es gebt in dieser Bezieh ung dem großen Kanzler wie dem Philosophen Hegel: sowohl die Revolutionäre wie die Reaktionäre leiteten ihre Lehren auf ihn zurück. Der eine Teil der Hegelianer schwor auf da» Wort, „da» Bestehende ist da» Vernünftige", die andern hielte« sich daran, daß „eine Idee, also auch der Staat, daS Stadium ihrer Erfüllung erreiche, wenn sie sich selbst auf hebe." Gewiß ist Fürst Bismarck zeitweilig der mächtigste Förderer der Sozialreform gewesen, wie er auch zu Zeiten ein radikaler Freihändler war; ebenso gewiß ist er in seinen letzten Lebens jahren in sozialpolitischer Beziehung zum Manchestertum zurückgekehrt, wie er sich 1878 dem Schutzzoll zugewandt hat. Er wurde sogar später ein so abgesagter Gegner der Weiterführung der Sozialreform, wie e» nicht einmal die freisinnige VolkSpartei war. Diese Wandlung ist nicht blo« von bedeutendem historischen, sondern auch aktuellem poli tischen Interesse. Den Kampf gegen weitere gesetzgeberische Akte auf dem Gebiete der Sozialreform führen hauptsächlich die „Hamb. NaHr.", die sich auf Grund der Beziehungen eines ihrer Revakteurr zum Schloßherrn von FriedrichSruh als die Uni- versalerbia seiner Politik aufspirlen. Sie beanspruchen für ihre Urteile, fall» sie sie mit Bismarckschen Worten belegen können, eine ähnliche Autorität, wie sie der lebende Kanzler besaß. Damit finden sie aber nirgend» rechten Anklang. Man erwidert ihnen: sie waren zeitweilig der Dreifuß und bilden sich, seit dem der Mund der Priesterin verstummt ist, ein, die Pythia zu sein. An ihrer Seite kämpft die rheinisch-westfälische Großindustrie. Die Gegenfront wird eingenommen von den hohen Staatsbeamten und Professoren, die mit ihm bei Erlaß der sozialpolitischen BersicherungSgesetze zusammen gewirkt haben. Unter diesen steht Dr. v. Rottend urg, früher Ehef der Reichskanzlei, dann von 1891 bis 1896 Unterstaatssekretär im Reichsamt de» Innern und seitdem Kurator der Uni versität Bonn, obenan. Dr. v. Rottenburg hat s. Z. lebhaft für die Crimmitschauer Arbeiter Partei genommen und ebenso kürzlich für die streikenden Kohlenbergleute. Er bekämpft jetzt wieder die Gegner der Weitersührung der Sozialreform und beruft sich dabei auf Aeußerungen seine» Meister». Er hätte u. a. am 9. März 1884 in der ReichStagSsitzung erklärt: „Ich erkenne ein Recht auf Arbeit unbedingt an und stehe dafür ein, so lange ich auf diesem Platze sein werde." Er wisse, daß der Kanzler einer Abkürzung der Arbeitszeit für Frauen und jugendliche Arbeiter sehr geneigt gewesen sei. Alle diese Fragen habe er au» dem Gesichtspunkt wirtschaftlicher Utilität beurteilt; er habe dabei auch die Besorgnis vor einem Lohnausfall für die Arbeiter und vor einer Schwächung der Konkurrenzfähigkeit unserer Industrie dem AuSlande gegen über nicht vernachlässigt. Da» Verhalten der „Scharfmacher" habe Bismarck stet» gemißbilligt. Noch in einer seiner letzten Reden habe er auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß auch der Mana an« dem Volke den Staat al» „eine wohltätige Institution" ansehe. Dem treten nun di« „Hamburger Nachrichten" mit einer Füll« schweren VeweiSmaterial» gegenüber. Go wenig wir den Schluß aaerkrunra, daß folglich die Weiterführunj der Sozialreform zu verurteilen sei, weil Bismarck» große Autorität gegen sie in» Gewicht falle, so glauben wir doch, daß da» Hamburger Blatt mit Bezug auf Bis marck» Subjektivität Recht hat. Wir glauben r» nicht allein auf Grund seine» Beweismaterial», sondern auch, weit wir die ganze Entwickelung der Dinge und den Wandel in den Ansichten de» Kanzler» genau beobachtet haben. Al- erste» Beweisobjekt erscheint ein Artikel de» Ham burger Blatte- vom 16. Juli 1890 über Fürst BiSmarck und die Arbeiterfrage, „den der große Staatsmann habe auS- führeu lasse»"' Wa» die Autorschaft «»belangt, so verdienen die „Hamburger Nachr." Glauben. Erinnern wir uns der Situation! Im März desselben JahreS war der Kanzler entlassen, er hatte sich grollend nach dem Sachsenwalde zurückgezogen. Zu den Ursachen seines Zornes, die diesem weltgeschichtlichen Akte voraus- gingen, gehören die Ausdehnung der Alters- und Invaliditäts versicherung auf die landwirtschaftlichen Arbeiter und die darüber in seinem Verkehr mit dem Abg. v. Helldorf hervor getretenen Mißverständnisse. Sodann auch die Haltung, die »er Kaiser zu der damals tagenden Internationale» Arbeiter- schutzkouferenz einnahm. Wie wenig er schon damals geneigt war, auf dem Wege der Sozialreform Weiterzugehe», be weisen die Worte deS beregte» Artikels: „Wer die Reden, di« Fürst BiSmarck im Jahre 1886 im Reichs tage zur Frage d«S Arbeiterschutzes gehalten hat, mit Aufmerksam keit liest und sie mit den entsprechende» Vorlagen der jetzigen Re gierung vergleicht, dem kann die Unvereinbarkeit beider Anschauungen nicht entgehen. Der ehemalige Kanzler ist arbeitersrenndlich im Sinne der durch ihn ins Leben gerufenen kaiserlichen Botschaft vom 17. No- vembrr 1881, der Basis der deutschen Sozialreform; er will die Ge fahren der Krankheit, d«S Unfall-, de» Alter- und der Invalidität sichern, aber er glaubt nicht, durch Eingreifen in die Autonomie de- Arbeiters diesem oder dem Staate wahrhaften Nutzen bringen zu können. . . . Der ehemalige Kanzler meint auch nicht, daß durch Paktieren mit der Begehrlichkeit der Arbeiter zur Sicherung de- sozialen Frieden- zn gelangen ist." Diese Stimmung hat der Kanzler bi» unmittelbar vor seinem Tode bewahrt. Im Jahre 1897 tobte am Hamburger Hafen der große Arbeiterstreik, wobei die Anhänger einer Richtung, die man heute national-sozial nennen würde, sich auf die Seite der Streikende» gestellt hatten. Der Abg. Molkenbuhr hatte di« hamburgisch« Staatsbehörde we-en angeblicher Parteinahme gegen die Arbeiter angegriffen, nnd diese hatte schwächlich erwidert. Darauf erschien am 1b. Januar 1898 in den „Hamb. Nachr." auf BiSmarck« Vrranlassung ein Artikel, in dem es heißt: „Wir sind der Ansicht, daß e- Pflicht der Behörden Ist, die Betriebe in ihrem Kampfe gegen sozialistische Vergewaltigung, wie sie beim Hamburger Streik« beabsichtigt war, mit allen Mitteln zu schützen .... Wir betrachten letztere- (d. h. die Arbeiter auf dem Kriegsfuß zu behandeln) al- Pflicht des Staates, wenn er nicht darauf verzichten will, sich und die geltende Erwerbs- und Rechts- ordnung der Willkür der Sozialdemokratie au-zuliefern; jedenfalls liegt es ihm ob, dem von der Sozialdemokratie zunächst bedrohten Unternehmertum in seinem Kampfe nach Kräften beiznstehen. Wir halten es für durchaus notwendig, daß er diese Verpflichtung öffentlich an erkennt und nicht durch halbe Entschuldigungen den Anschein erweckt, al- empfände er die Beihülfe, die er den Unternehmern gewährt hat, al- Pudendum. Es muß der Sozialdemokratie rund heraus erklärt werden, daß die Regierung sie bekämpfen und die Unter nehmer unterstützen wird." Am schlagendsten ist eine von BiSmarck veranlaßte Aus lassung vom 13. Dezember 1894: „Der wirkliche Zweck der Sozialdemokratie ist die Revolution; sie kann vernünftigerweise keinen anderen haben, und sie arbeitet auch heimlich auf denselben hin; alles andere geschieht nur vor- mündlich. Tie Sozialdemokratie rüstet sich im Stillen so lange, bis sie die Kraft in sich spürt, der bürgerlichen Gesellschaft den Hal« abzu- schneiden, waS sie sofort tun wird, sobald sie e» vermag. Sache des Staates ist e-, sie nicht die Macht hierzu erlangen zu lassen. Diese Aufgabe kann aber nicht im Wege de- friedlichen Paktierens und der Kompromisse, sondern nur durch Kampf gelöst werden. I« eher derselbe ausge nommen wird, um so günstiger sind die Chancen eines baldigen und nicht zu teuer erkauften Sieges". Wir betonen nochmals: nicht da- Unrecht der Sozial reform, aber BiSmarck» spätere Stellung dazu ist damit überzeugend dargetan. Die Wandlungen in BiSmarck» Ansichten find dann auch leicht rückwärts zu verfolgen. Er ist von Hau» aus niemals ein Mana gewesen, dem „dem kleinen Mann" zu dienen al» ein besondere» Ziel vorgeschwebt hätte. Er war in Frankfurt ei« ausgesprochener Gegner dr» kleiagewerblichen Zunftwesen» und zugleich ein Freihändler. Letztere» war er noch, al» er während der Konfliktszeit in schroffem Gegen satz zu der damals ganz manchesterlichen liberalen Partei stand, mit Lassalle Beziehungen anknüpfte and den König veranlaßte, einer Produktiv-Assoziation schlesischer WebeMda- nötige Kapital au» seiner Privatschatulle vorzustrecken. Da mals und ebenso 1867 bei Einführung de» allgemeinen Stimmrecht» dachte er, die Arbeiter zu Anhängern eine» System» patriarchalischer Wohlfahrtspflege durch den Staat machen zu können. Da» lag unbestreitbar mehr auf den Bahnen der konservativen Partei al» der liberalen. Er dachte, an den Arbeitern einen Halt gegen da» damals ganz liberale Bürger tum gewinnen zu können. Ja den letzten sechziger Jahren und bi» 1878 hatte er die» nicht nötig, weil da» liberale Bürgertum willig seiner Politik folgte. Daher ist den» auch in dieser Zeit nichts für die Sozialreform geschehen. Der Gedanke wurde aber wieder ausgenommen, al» er nm 1878 mit den Nationalliberaleu brach und vollend» al» die Reich», tag-wahlen von 1881 eine wachsende Opposition de» liberalen Bürgertum» gegen ihn ergaben. Auf der einen Seite leitete BiSmarck die Beendigung de» Kulturkämpfe» eia, auf der andere« die soziale Versicherung. „Die 1881 inaugurierte Sozialreform", so sagen die „Hamb. Nachr." ganz richtig, „sollte auf der Basi» einer mehr patriarchalischen Fürsorge de» Staat» für die Arbeiter erfolgen, nicht auf der einer Statuierung de» Recht» der Arbeiter auf Fürsorge. So war die Altersversicherung vom Fürsten al» eine Wohl tat deS Reiche» für die Arbeiter gedacht, welche auf diese Weise mit ihren Sympathien an den Bestand des Reiches gefesselt werden sollten." Da» war der Zweck seiner Sozialpolitik, und dagegen an» Rottenburg nicht» Entscheidendes sagen. Al» dieser bei der Arbeiterschaft gerade so verfehlt wurde, wie mit der Auf lösung deS Kulturkampfes derjenige, daS Zentrum zur gefügigen Regierungspartei zu machen, ließ BiSmarck die Sache fallen. Er neigte sich nun gänzlich den Großindustriellen zu, die daS Schlagwort auSgabe«: Sistierung der Sozialreform. Dabei ist BiSmarck für den Schluß seiue» Lebens geblieben. vrr tttrrircb-japanircbe Weg. U-mbrnati-nen. Den „Times" wird auS Petersburg depeschiert, der rassische KriegSrat habe beschlossen, daS Grenadierkorps und zwei weitere Armeekorps mobil zu machen. DaS GreuadierkorpS besteht auS drei zumeist in Moskau l iegenden Infanteriedivisionen, einer Kavalleriedivisiou und zwei weiteren Jufanteriebrigaden. Als Oberbefehlshaber dieser neuen Armee wird General Gripenberg genannt. ES wird ferner aus Paris dem „Lokalauzeiger" gemeldet: „Von der Regierung der Vereinigten Staaten soll angeblich der Vorschlag einer mehrtägigen Waffenruhe in der Mautschurei zum Zwecke der Beerdigung der Toten und zur Sorge für die schwer leidenden russischen Ver wundeten auSgehen. Marschall Oyama soll bereit sein, unter gewissen Garantien den Russen einen Teil der er beuteten Wagen deS Roten Kreuzes und Arzneimittel zur Verfügung zu stellen. Jedoch will die Petersburger ^riegSpartei von solchen Abmachungen nicht» wissen." Es ist ivch Ersichtlich, welchen» Pariser Blatte diese Meldung zur Last fällt. Vom Arkegrfchassplatz. Wie überPeter-burg telegraphiert wird, meldet General Kuropatkin unter dem 12. d. M.: General Meyendorf kürzte am 10. März vom Pferde und zog sich einen Bruch deS Schlüsselbeines zu; er wurde nach Chardin geschickt. Die Aerzte glauben, daß er bald wieder hergestellt ein wird. — Eine zweite Depesche KuropatkinS vom 13. autet: Berichte über neue Kämpfe liegen ur Zeit nicht vor. In den Bewegungen der Truppen ist Ordnung; der Feind unternimmt Re kognoszierungen. — Nach amtlichen wie privaten Nachrichten aus Petersburg hat die Schlacht bei Mukden ein Drittel der gesamten russischen Armee zum Opfer gefordert. Von einem etwaigen Kampfe bei Tieling erwartet man nur die Fortsetzung der trau- rigea Niederlage von Mukden. Nach einem Lon doner Telegramm au- Niutschwang macht der Ge fangenentransport große Schwierigkeiten. 40000 Mann sollen über Dalny nach Japan gebracht und ein weiterer Transport iu In kau verschifft werden. Die russischen Soldaten sind verhungert und halb erfroren. — AuS Tokio wird der folgende Bericht deS MarschallS Oyama telegraphiert: In der Richtung nach Hinking besetzte eine Abteilung unserer Truppen am 11. d. M. Fingpan, 18 Meilen östlich von Fuschun, nachdem sie den Feind von dort vertrieben hatte. Am Schaho fahren unsere Truppen fort, auf verschiedenen Punkte» die lieber- reste der feindlichen Streitkräfte zu vertreiben. In den gebirgigen Gegenden östlich von Tieling hat sich eine beträchtliche Anzahl von russischen Offi zieren und Soldaten ergeben. vemsches Keich. Leipzig, 14. März. * Zur Gefahr einer konfessionellen Trennung in »er Armee wird uu» noch von einem früheren preußischen Offizier geschrieben: „DaS Generalkommando deS zweiten Armeekorps hat die Mitteilung der „Ostdeutschen Presse" über einen von katholischen Unteroffizieren veranstalteten Familienabend dementiert. Da» Generalkommando hat erklärt, der katho lische Division-Pfarrer habe den Festabend für Unter offiziere ohne Unterschied der Konfession veranstaltet und der Verlauf de- Feste- habe keinerlei konfessionellen Charakter getragen. DaS auf dem Programm der Tbeater- aufsühruag gedruckt war „von den katholischen Unter offizieren der Garnison veranstaltet", beruhe lediglich auf einem Versehen. Nehmen wir an, daS Generalkommando sei richtig informiert, daun bleibt diese- Versehen immer höchst charakteristisch und e» läßt sich zu der ganzen Angelegenheit nur da» Eine sagen: So fängt e» immer an. Die katholische Kirche geht in ihren propagandistischen Zwecken niemals mit läppischem Ungestüm vor, sondern sie setzt mLnissinro rin und erst allmählich wird da» Leitmotiv deutlich. Daß aber der katholifche Herr Pfarrer den Zweck im Auge hat, seiner Kirche zu nützen, da- setzen wir mit Bestimmtheit vorau-, ohne ihm übrigen- au» dieser seiner Absicht einen Vorwurf zu machen. E» ist seine Pflicht und sein Recht, so zu banoeln, wie er e» tut. Pflicht und Recht der mili tärischen Behörden aber ist e», nur da- Interesse der Armee im Auge zu haben, und da» Interesse der Armee gebietet, alle» Trennend« zu vermeiden und alle» Einigend« zu begünstigen. Dieser Standpunkt ist ganz selbstver ständlich, und wir wünschen, daß die Kommandobehörden ihn niemals aus dem Auge verlieren, und daß st« lieber einmal durch unberechtigtes Mißtrauen sündigen, als durch eine un begründete Naivetät, die doch über kurz oder lang »um Schaden der Armee au-genützt werden würde. Die An gelegenheit scheint unbedeutend, sie scheint e» aber nur. Fände der Vorgang Nachfolge, so wären die Konsequenzen unabsehbar. Die Presse hat wieder einmal ihr Pflicht erfüllt, al« sie ein rechtzeitiges primipiis obst» sprach und das Bromberger Blatt hat sich durch seinen Alarmruf um die Armee verdient gemacht." U » verkin, 14. März. * Ter Kaiser über bie akabemische Freiheit Die „Kreuz- reitung" schreibt: Wie der Kaiser über die akademische Freiheit hochherzig denkt, geht au» einer Aeußerung hervor, die der Herrscher gelegentlich einer Hoffestlichkeit zu dem Rektor der technischen Hochschule Cbarlottenburg getan hat und die etwa folgenden Wortlaut hatte: „Ich begreife gar nicht, wie unsere Studenten in einem Lande, dessen Herrscher selbst Student war und seine Söhne hat Studenten werden lassen, fürchten konnten, daß die akademische Freiheit angetastet werden könnte. Für solche Besorgnisse liegt nicht der geringste Grund vor." Vergleiche auch da» Telegramm deS Kaisers an den Eisenacher Studententatz. UebrigenS: Der Ministerial direktor Althoff hat aller Wirren Lösung gegeben in dem Wort von der „richtig verstandenen" akademischen Freiheit. Wenn man sich jetzt nur noch über da- allein richtige Ver ständnis der akademischen Freiheit einigt, so hat aller Streit ein Ende. Man harre dieses Zeitpunktes. Bis dahin werden die Studenten gut tun, ihre Schläger scharf zu halten. * Zur Mittelmeerfahrt bes Kaiser» sind dem Vernehmen nach Staatsminister v. Budde, Oberpräsident Dr. v. Beth- mann-Hollweg, Ministerialdirektor Althoff, Universitäts professor Dr. Schiemann, Herr v. DreSky-EmS u. a. eiugeladen worden. * Karbinalfragen. Die „Germania" Hat aus Rom mit geteilt, daß im Konsistorium vom 27. d. M. keine Kardinals kreierungen bekannt gemacht werden. Sie erklärte aber, bestätigen zu können, daß in nicht ferner Zeit der Erzbischof Stein in München Kardinal werden wird und daß auch über die Erhebung eines weiteren preußischen Bischofs zum Kardinal gegenwärtig Verhandlungen schweben, denen die deutschen Katholiken günstigen Fortgang und baldigen Ab schluß wünschen. Dagegen kann auf Grund einer Informa tion von unterrichteter Berliner Stelle versichert werden: Von Verhandlungen zwischen Preußen und dem Vatikan über Kreirung eines neuen deutschen Kardinals ist an zuständiger Stelle nicht» bekannt. * Mtntsterzulaqen in zweiter Auflage. Sobald die in den preußischen Etat für 1906 eingestellten Zulagen für die Minister bewilligt sein werden, wird nach den „Hamb. Nachr." seitens der Regierung mit einer entsprechenden Forderung für den Kriegsminister und den Staatssekretär des ReichSmarineamtS als preußische Minister an die gesetz gebenden Körperschaften deS Reiches berangetreten werden. Der Reichstag dürfte also Gelegenheit erhalten, sich mit dieser Frage noch in der lausenden Tagung zu beschäftigen. — Der Kaiser hat dem französischen General Lefövre und dem Generaldirektor der Pariser Mu een Tkeophile Homolle den roten Adlerorden 2. Klasse mit dem Stern verliehen. — Nach einem der „Boss. Zig." aus Köln zugehenden Trabt- bericht hat der preußische Munger des Innern eine Verfügung erlaßen, die sich auf die Sicherheitsmaßregeln bei einem etwaigen neuen Bergarbeiterausstand bezieht. Ter Minister gab dem Wunsche Ausdruck, daß bei einem Ausstand die Sicherdeits- mannschast nicht nach und nach herangezogen werden muß, sondern daß sie sofort iu genügender Anzahl und in alle« Bezirken vor handen ist. * * Vom Verband deutscher Hochschulen. Aus Eisenach, 14. März, wird uns telegraphiert: Der Studententag faßte eine Resolution, in der den konfessionellen Korporationen die Existenz berechtigung als studentische Körperschaften abgesprochen wird. * Oldenburg, 14. März. Der Großherrog beabsichtigt im Laufe dieser Woche mit der Jacht „Lensahn" die längere Reise anzutreten, die voraussichtlich zunächst nach Holland und dann nach dem Mittelmeer führen wird. Der Groß herzog gedenkt der Königin von Holland und dem Prinzen Heinrich der Niederlande einen Besuch abiustatten und in einem niederländischen Hafen drö Schulschiff „Großherzogin Elisabeth" zu besichtigen, welches nach fünfmonatiger Reise um jene Zeit dort einlreffen wird. * Vamber», 11. März. Für die Konsekration des neuen Erzbischofs Dr. Albert ist der 1. Mai, der Montag nach dem Weißen Sonntag, in Aussicht genommen. Die Konsekration wird durch den Erzbiscbof von München Dr. v. Stein unter Assistenz zweier Bischöfe vorgeaommea^ fistle. * SchiffSbewe»u«se«. S. M. S. „Hansa" ist mit dem 2. Admiral deS Krruzrrgrschwader- am 13. Mörz in Themulpo eingrtrofsen und geht am 19. Mörz von dort nach Tsingtau in See. Dampfer „Syrta" mit dem ausreisenden Ablöjuugstransport S. M. S. „Falke'*, Führer Kapitönlrutnant Bendemann, ist am 12. März von Hamburg in See gegangen. S. M. S. „Mecklen burg" ist am 13. März in WtlhelmShaveu eingetroffen. S. M. S. „Hamburg" hat S. M. S. „Mecklenburg" auf der Urber- fahrt von Kiel nach Wilhelmshaven begleitet und ist daun nach Kiel zurückgrkehrt. S. M. S. „Pelikan" ist am 13. März von Siel nach Cuxhaven gegangen. S. M. S. „Undine" ist ara 13. Mörz von Kiel nach Gzennrr gegangen. Ruskanck. Oesterreich - Ungarn« * Die Beratung beS tzentfche« Trennun-Santr«-- Der- schütt«. Nach dem telegraphischen Bericht au» Wie» stellte beim Beginn der gestrigen Sitzung der Ministerpräsident Freiherr v. Gant sch den oeueruanntr» Lande-vertetdiguug-ministcr Frld- zeugmeister v. Schönaich vor. Da« Hau» nahm dann die Be ratung des Antrages des Abg. Derschatta von der Deutschen Volkspartei auf die Einsetzung eines Ausschnsse» zur Erörte rung des Verhältnisse» zu Ungarn vor. Zur Be gründung erklärte Derschatta, daß die Basi» von 1867 im Laufe der Jahre von Ungarn zu Ungunsten Oesterreichs ver rückt worden sei, und führt« Tatsachen zum Beweis« dafür an, daß di« unsichtbare Zolltnt» bereit« greifbar scheine. Die letzte Neujahrsreo« des Grafe» Tisza beweise, daß künftig nicht, wi»
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