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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050317010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905031701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905031701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-17
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durch die Stillegung entstanden ist, und es ist fraglich, ob die Möglichkeit der Aufhebung den Zechcnbesitzer von der geplanten Stillegung abhalten wird. Was nun die Subhastation anbetrifft, so ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß sich ein Ersteher finden wird, der ja mit dem An kauf auch die Verpflichtung übernimmt, das Vergioerk zu betreiben, denn dieser Erstel-er würde sich lediglich durch die Tatsache des Ankaufes in einen schroffen Gegensatz zum Syndikat stellen und das Syndikat würde ihn er barmungslos erdrücken. Diese und andere Bedenken werden gegen die Vorlage, deren Absichten durchaus billigungsloert sind, geltend gemacht und in der „Tägl. Nundsch." versucht nun der Geheime Oberbergrat Arndt, diese Kritik nach der positiven Seite hin zu ergänzen. Er führt aus, daß die Betriebseinstellung stets Holge des Syndikatsvertrages sei. Es ist daher naheliegend, das Syndikat auch zur Verantwortung zu ziehen. Das Ober bergamt soll deshalb berechtigt fern, den Hortbetrieb eines Bergwerkes anzuordnen, und zwar sollen sämtliche zum Syndikate gehörigen Gruben zur Aufbringung der Kosten verpflichtet werden. Ergeben die Umstände, daß die Zeche auch ohne die Rücksicht auf die Syndikatsver- träge stillgelegt werden würde, so besteht natürlich keine Verpflichtung für das Syndikat, den Zwangsbetrieb zu bezahlen. Dies ist der Grundgedanke des Vorschlages, der ja natürlich umfassend ausgestaltet werden wünr>e, und wir müssen gestehen, daß wir ihn außerordentlich glücklich finden. Der gesunde Menschenverstand selbst hat ihn ein gegeben. Geheimrat Arndt ist einfach von der wirklichen Lage ausgegangen und hat aus ihr seine Schlüsse gezogen. Für die Verhandlungen im Abgeordnetenhause dürfte seine Anregung nickst unwichtig sein. Was das zweite Gesetz anbetrifft, so befindet sich die Regierung allerdings insofern in einer sonderbaren Lage, als die von ihr eingesetzten Untersuchungskommissionen sämtlich das Vorkommen allgemeiner Mißstände bestritten haben, obwohl sie die Existenz von einzelnen Mißständen in recht vielen Fällen zügeben mußten. Man har ..ben mit diesem Unglückswort von den „allgemeinen Miß ständen", bei dem kein Mensch sich etwas denken kann, einen Phrasenwaü geschaffen, hinter dem die Kom missionen sich verschanzt haben. Unserer Ansicht nach genügt es, wenn eine Reil>e von Einzelfällen nachgewiesen sind. Hundert Einzelfälle inachen eben einen allgemeinen Mißstand, oder bei welcher Zahl und unter welchen Um ständen fall eigentlich diese Bewertung eintreten? Aber natürlich haben nun diejenigen Parteien leichtes Spiel, die das Vorgehen der Regierung getadelt haben. Sie haben ja von vornherein erklärt, die Regierung hätte erst das Resultat der Untersuchung abwarten sollen, und von ihrem Standpunkt aus ist es durchaus konsequent, wenn sie nun die Notwendigkeit des gesetzgeberischen Vorgehens leugnen und die Regierung der Popularitätssucht und der Effekthascherei beschuldigen. Hat doch der Handels- Minister Möller selbst sich zuerst sehr entschieden gegen die „Gelegenheitsgesetzgebung" verwahrt und erst dann seinen Standpunkt geändert, als mit der bei uns üblichen Plötzlichkeit der Wind sich gedreht hatte. Wenn jetzt die „Deutsche Tagesztg." erklärt, daß die beiden Ge setzentwürfe auf eine Mehrheit rechnen könnten, so stehen wir dieser Versicherung noch außerordentlich skeptisch gegenüber. Die Regierung wird sich, wenn sie ihren Zweck erreichen will, mit Energie waffnen müssen und die Vorlagen dürften nur dann die Billigung der konferva- tiven Partei finden, wenn nicht der geringste Ztveifel darüber besteht, daß Graf Bülow entschlossen ist, eventuell die Frage auf ein anderes Gebiet zu spielen und ge wissermaßen von dem Landtag an den Reichstag zu appellieren. Gelingt es dem Reichskanzler, die Konser vativen davon zu überzeugen, daß er diesen Schritt tun will, so sind die Vorlagen allerdings gesichert. Es wird aber vielleicht nicht ganz leicht sein, dm Konservativen die Unerschütterlichkeit seines Entschlusses glaubhaft zu machen, denn in den letzten Jahren hat sich so manches er eignet, was die Ueberzeugung wachgerufen hat, daß der Reichskanzler auch dazu bereit ist, -en Mut der Inkonse quenz an den Tag zu legen. Daß eine Ablehnung oder eine reaktionäre Verschlechte rung der Vorlagen höchst bedenkliche Folgen haben könnte, darüber lassen die Berichte über die Stimmung im Ruhr- gebiet keine Zweifel übrig, und so wollen wir hoffen, daß Graf Bülow aus dieser Erkenntnis die Willenskraft schöpft, auch den Parteien, ohne die sich angeblich nicht regieren läßt, energisch gegenüberzutreten. sterr knlre vor rei»e» llläbler». Bon politisch interessierter Seite wird mrS geschrieben: In der Nummer Ihres Matte- vom 14. d. M. berichten Sie über «ine ^Wählerversammluna" im dritten Landtagswahlkreise, in der Herr Enke über seine Tätigkeit im Landtage referierte. Eine „Wählertversanrmlung" war es nun allerdings nicht, noch weniger eins „öffentliche" Wähler versammlung, die wohl nur irrtümlich in einem hiesigen Blatte angeküitdigt war, von der aber merkwürdigerweise am 14. dsS. das hiesige Regierungsblatt berichtet. Richtig ist eS vielmehr, von einer „Vert r a u en S m ä n n«r"-Versammlung zu sprechen, in die sich nur infolge der schon erwähnten irrtüm lichen Pressenotiz einige N i ch t Vertrauensmänner hinein- verirrt hatten. Aus deren Reihen wurde in der Versammlung dieser Sachverhalt klargestellt und der Wunsch geäußert, daß Herr Enke auch in- einer öffentlichen Versammlung Be richt erstatten möge, damit Stellung dazu genommen werden könne. Am Schlüge Ihres Artikels, der von der Abstimmung handelt, die übrigens erfolgte, ohne daß der Gegenstand vor her auch nur zur Debatte gestellt worden wäre, sprechen Sie ganz richtig von „Vertrauensmännern", denn eine Anzahl anderer Herren, darunter nach meiner Auffassung einige „Vertrauensmänner", hat sich tatsächlich nicht für die Wiederwahl des Herrn Enke erklärt. Herr Enke hatte viel auf dem Herzen, und man muß an erkennen, baß er aus diesem keine Rtördergrude machte. Be sonders seine agrarisch-konservativen Freunde im Landtage sind schlecht dabei weggekommen Er , beschuldigte sie, dem durchaus berechtigten Wunsche Leipzigs, den unwürdigen Bahnhofsverhältnissen durch den Bau eines Zentralbahnboses abzuhelfen, feindlich gegenüber gestanden zu haben. Sie seien auch nicht zu haben gewesen für eine Betriebsvereinigung der sächsischen Eisenbahnen mit denen Preußens, die das einzige bekannte Mittel sei, um die mißlichen finanziellen Verhältnisse unseresEisenbahnbetriebes auf dieDauer günstiger zu gestalten. Der Redner wandte sich gegen seinen agrarisch-konservativen Fraktionsqenossen Kluge, der behauptet hatte, daß von Leipzig eine Hetze gegen die Kleinbahnen, für die bekanntlich viele Millionen ohne entsprechenden Nutzen ausgegeben worden sind, ausgehe. Herr Enke bestätigte, daß bei der Vrandver- sicherung die agrarischen Versicherten auf Kosten der städtischen lund somit besonders der industriellen und kam, merziellens Versicherten zu günstig gestellt seien, ohne daß seine Freunde für «in« Aenderung zu haben seien; daß er bei seinen konservativ - agrarischen Jraktionsgenossen in ein Wespennest gestochen habe, als er gegen Vermehrung bez. Besserstellung der Brandversicherungsinlpektoren ausgetreten sei, die, wenn sie überlastet seien, zunächst die besonders zu gunsten ländlicher und kleinstädtischer Gemeinden von ihnen ausaeübten Nebenbeschäftigungen aufgeben möchten. Auch bei der Frage der Deckung der Baupolizeikosten hat er sich im Gegensatz zu den Agrariern befunden. Bei der Vermögens steuer seien seine konservativen Freunde geschlossen für ein« einseitig« Begünstigung der landwirtschaftlichen Betriebe ein- getreten. In einer Petition der Fleischerinnung sei Be schwerde darüber geführt worden, daß die ländlichen Ver sicherten nicht entfernt soviel Prämien zahlten, als sie Entschädigung erhielten, selbstverständlich auf Kosten der städtischen Versicherten der Fleischer und des städtischen Konsums. Natürlich war«n es die agrarischen Fraktions genossen des Herrn Enke, die sich gegen diese Petition wandten. Leider mußte er konstatieren, daß das seit einiger Zeit ein- 'br> Sr^'sdstem roch n'cht lm stund» gewesen sei, die Fn.aen der unter der agrarisch-konservativen Mehrheit des Landtages eingeriss«nen Finanzmißwirtschaft zu beseitigen. Der Redner bezeichnete sich auch als Gegner der indirekten Steuern auf Lebensmittel, bekanntlich eine Lieblingssteuer der Agrarier, deren maßgebende Stelle in unserem Landtage zur Genüge bekannt ist. Dieses und mshreres andere z. B. daß es ihm gelungen sei, di« ins Stocken geratene Ausführung der früher einmal be schlossenen, für Leipzig anscheinend bedeutsamen Ouerbahn Pegau-Kieritzsch wieder in Fluß zu bringen, trug der Referent in ca. 2^4stnndtger Rode vor. Dann behandelt« «r — in ähn lichem Umfang« wie di« soeben erwähnte Querbahn — dos ja auch für manchen Wähler bedeutsam« Landtagswahlrecht. D«r Redner erklärte, im Großen und Ganzen der Regierungs vorlage nahe zu stehen, die bekanntlich von den Konservativen bekämpsi worden ist, vom Pluralsystem. für welches sich be kanntlich auch die Konservativen interessieren, jedoch nicht- zu halten. Also auch hier ein Gegensatz zu seinen Fraktions genossen. Zum Schluß empfahl Herr Baumeister Enke dringend, den konservativen Einfluß auf die Leitung der Staatsgeschäfte und die Verwaltung des Landes, der, wi« er in der heutigen Versammlung dargetan, sich als äußerst verhängnis voll erwiesen habe, für die Folge zubrechen. — Doch Ver zeihung! Diese Stellungnahme wäre zwar logisch gewesen, doch scheine ich mich zu irren, denn nach dem hiesigen Re- gierungsoraan und dem Sinne nach auch nach einem anderen hiesigen Blatte, „riet Herr Baumeister Enke dringend, den konservativen Einfluß auf die Leitung der Staatsgeschäfte und die Verwaltung des Landes, der sich als durch aus segensreich bewährt habe, auch in Zu- kunft zu sicher n." . . . Diese Erklärung ist ein hübsches Seitenstück zu der be rühmten, auch von Herrn Enke unterzeichneten Erklärung der Achtzehn „vor dem Lande", worin dies« versichern, daß sie mit der Art, wie die konservative Fraktion die Interessen der Industrie bis jetzt vertreten habe, zufrieden seien und, baß sie die Interessen der Industrie auch künftig in gleicher Weise vertreten werden. Ueberblickt man alles, was Herr Enke in dieser Wähler versammlung vorgebracht hat, so drängen sich uns folgende zwei Fragen auf: Womit begründet es Herr Enke, daß er der konservativen Fraktion zugehört, nachdem er bewiesen bot, daß er in sehr vielen wesentlichen Fragen gegen die kon servative Fraktion gestimmt hat? Wie will Herr Enke nach seiner oben gekennzeichneten Stellungnahme die in der bekannten Erklärung ^vor dem Lande" abgegebene Behauptung begründen, daß die Inter essen der Industrie bei der konservativen Fraktion gut auf gehoben seren? ver Humana in Ziiümrtakrika. V!« Lage. Nach Meldung deS Generals v. Trotha vom 14. März ritt Oberleutnant Gras v. Schweinitz am 17. Januar von Otjimbinde über Ottosundjou zur Aufklärung des Sand feldes rn Richtung Buschmonn-Püts am Omuramba ab und erreichte am 1. März Grootfontein. Er stellte 40 Kilometer östlich Otjituo eine vererobande mit Pferde», Vieh und Ge wehren fest. Hauptmann v. L o r n h a r d t, der auf Rietsontein vorge- stoßen war, sand die dortige Gegend vom Feind« frei und kehrte nach GobabiS zurück. Im Hererolande ist nunmehr folgende Sta tionsbesatzung in Kraft getreten: Otjimvind« 11. Kom pagnie, 6. Batterie, Eputiro 9. Komp., Hälfte 4. Battr., Go babiS 1. und 4. Komp., Hälfte 4. Batt., 2 Maschinenkanonen, Kowas 7. Komp., Otjihangwe 5. Komp. Im Bezirk Groot- sontein 3. und 10. Komp., Halbbattr. Mavai. in Waterberg 8. Komp,, Outjo 6. Komv., sämtlich vom Feldregiment 1. In Otjosondu, Owikokorero, Otjosasu, Gr. Barmen, Otjim- bingue und Omaruru befinden sich Etappentrupven. , Im Süden haben sich die bisherigen Nachrichten von einem Abzug« der WitboiS in südlicher Richtung nur te> l weise hestStigt. Die Verfolgung der Hottentotten bande, die am 4. Mär» zwischen Zwartfontein und Witkranz einen WagentranSvort überfallen hatte, konnte von der 2. Kompagnie Feldregiment» 2 nicht durchgeführt werden. da am Elefantenfluß kein Master vorhanden war. Ter 150 Gewehre starke Feind flüchtete in Richtung nach Osten. Am 6. März zeigte sich eine starke, berittene, feindliche Ab teilung vor Gochas, verschwand aber bei beginnendem Ar tilleriefeuer. Gefangene sagen aus, daß Hottentotten an der Mündung des kleinen Nostob-Flusses und bej Geiab sitzen, wo Wasser und Tschamas seine Art Wassermelonel knapp seien. Der Posten in Aminins meldet, daß der katho lische Missionar Peter Jäger am 2. März an der Ostgrenzc von Hottentotten ermordet worden sei. Zwei Hottentotten jungen, die dem Feinde vor 14 Tagen entlaufen und zu ihrem Dienstherrn nach Kub zurückackehrt sind, geben gleich falls an, daß sie Hendrik Witboi, Simon Köpper und Ma- naste Noreseb von Hoachanas am Zusammenfluß des großen und kleinen Nossobflustes verlassen haben. Hendrik Witboi hätte gegen Stamprietiontein, Simon Köpper gegen Gochas Vorgehen wollen. Hendrik Witboi sei durch zwei Schüsse in Fuß und Kreuz verwundet, sein Sohn Isaak durch einen Gra natsplitter am rechten Auge. Major v. Estorfs ist angewiesen, mit seiner neu ge bildeten Abteilung s3., 6. Komp. Regts. 2, 3. Battr., 1. Masch.- Gewehr-Abt.j am 1b. März von Godabis den Nostobsluß ab wärts vorzurücken, um mit Major Meister zusammen zu wirken. Ob Meister mit stärkeren Kräften vom Auobfluß nach Osten bis zum Nostobsluß wird durchstoßen können, er scheint mit Rücksicht auf den Wassermangel zweifelhaft. Die Abteilung Zwehl griff am 7. März nochmals die Hottentotten am Hudup an, wo von neuem eine Bande sich ge bildet hatte. Diesseits sind keine Verluste zu verzeichnen^ die feindlichen sind unbekannt, sollen aber groß sein. 350 Stück Großvieh, 700 Stück Kleinvieh wurden erbeutet. Cornelius sein Unterkapitän der Bastards) und Kamadam lein Kapitän der Nordbethanieri mit 400 Vethaniern und Witbois wollen anscheinend die Aruab- oder Tiras-Berge er reichen. Von Cornelius geflohene Bastards sogen aus, daß dieser von Hendrik Witboi Befehl erhalten habe, mit seinen etwa 400 Kriegern in die Karas-Berge zu ziehen, während Weiber und Kinder in Werften in den Aruab-Bergen bleiben sollen. Hauptmann v. Zwehl, der aus Verpflegungsrücksichten nach Gibeon zurückgekehrt war, ist angewiesen, die Säuberung des schwierigen Berggeländes in Nordbethanien im Zu sammenwirken mit der um Maltahöhe stehenden 2. Ersatz kompagnie erneut aufzunehmen. Im Gefecht am Hudup tollen am 2. März 26 Hotienrotten gefallen sein, darunter 3 Vormänner. Leutnant v. Trotha meldet vom Keitsub-Fluß, daß die Kinder der Farmer Dendlinger und Levangut aus Bethanien und der Holländer Benade befreit seien. Die Abteilung Kamvtz bat am 9. März, im Vormarsch von Keetmanshoov, die Gegend östlich Hurub erreicht und am 10. auf Saumpfaden den Marsch auf Nurudas, im Mittel punkt der Karasberge gelegen, fortgesetzt. Sir hat ihre Pferde nach Hurub zurückgesandt und befördert Geschütze und Ma schinengewehre aus Tragtieren. Verlustliste^ Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Reiter Heinrich Poß, geboren am 26. September 1883 zu Trechtingshausen, früher Dragonerregiment Nr. 7, ist am 11. März im Lazarett Outjo an Tvpbus und doppelseitiger Lungenentzündung ge storben. Reiter Friedrich Wilke, geboren am 23. März 1881 zu Eilenburg, früher König!. Bayer. 8. Infanterie regiment, ist am 3. März auf einem Melderitt von Gibeon zum Detachement Zwehl durch 5 Streifschüsse leicht ver wundet worden. Reiter Paul Aulich, geboren am 10. Au gust 1882 zu Roscnlhat, früher Infanterieregiment Nr. 19, wurde am 25. Februar durch Unvorsichtigkeit er» schossen; der Ort ist noch nicht bekannt. Vie stririr in ftnMana. Sibirische Meldungen der „Msrning Lest". Die „Morning Post" meldet aus Rußland, daß die An gestellten der sibirischen Bahn dem Eisenbabnminister Fürsten Ckilkow ihre Folterungen überreicht hätten. Sie sollen erklären, daß sie ven allgemeinen Ausstand proklamieren würden, falls die Regierung nicht sofort vaS vor einigen Monaten gegebene Versprechen erfülle, ihnen einen besonderen Mobilmachungölohn für die Kriegs zeit zu gewähren und die Rückstände des ordnungs mäßigen Lohnes innerhalb einer Woche zu bezahlen. Die Forderungen seien vom sibirischen Revolutionskomitee aufgesetzt worden. Der revolutionären Partei sei eS ferner gelungen, dem Zaren einen Brief ruzustellen, worin ihm mitgeteilt werde, daß er von ihren Agenten für per sönlich verantwortlich angesehen werden würde, falls er nicht bis zum 1. April eine auf Grund des allge meinen und geheimen Wahlrechts (!) beruhende repräsentative Versammlung schaffe. Di« Semstwonränner und di« Bulygin« Kommission. Eine Privatversammlung von Semsiwomännern, die ver gangene Woche in Moskau tagte, beschloß, die Arbeiten der auf Grund des letzten kaiserlichen Erlasses an den Minister Le» Innern ein)usetzenden Kommission kräftig zu unterstützen, da sie in dieser Kommission, die bekanntlich eine auö Wahlen hervorgehende Körperschaft „zur Teilnahme an der ein leitenden Ausarbeitung und Beratung von Gesetzentwürfen" za schaffen hat, die Vorläuferin einer konstituierenden Ver sammlung erblicken. Die Mehrheit der Moskauer Versamm lung erklärte, daß die Volksvertretung auf dem allge meinen, gleichen, direkten und geheimen Wahl recht basieren müsse; eine Nein« Minderheit trat für ein Zweisklasseushstem ein. Di« Unruh««. . Au» Tifli» meldet ein Telegramm: Ueber die Kreise Osurgety und Senaki des Gouvernements KutaiS und über den Bezirk Äintrhschi »m Batum gebiete ist da» Standrecht verhängt worden. Mit der Verwaltung dieser Gegenden wurde Generalmajor Alichanow betraut und zu diesem Zwecke mit den Rechten eines Generalgouverneur» auSgestattet. Am 14. März wurde in Kar» ein Polizei offizier auf der Straße durch zwei Revolver schüsse getötet: der Mörder entkam. — Nach einem Telegramm aus Baku haben die Armenier, welch« der unter dem Vorsitz de» Generaladjutanten Amilachwari statt gehabten Sibung beigewohnt hatten, die sich mit der Klar stellung der Ursache der blutigen Zusammenstöße vom IS. bis 23. Februar befaßte, eine Erklärung veröffentlicht, in der sie Einsvruch erheben gegen die Behauptung, e« sei festgestellt, daß die Unruhen durch die armenischen Revolution»komit«e» bervorgeruse« worden seien. Uu- » )L Morgen-Ausgabe WnpMr TmMM l. ». Nr. 139 Freitag den 17. März 1905. ML .ü. 2« L .SV !ko ,so !5 .75 so .75 50 M a. » o. s. 0. >. i. i. i. r. >0. 275.50 sir»r 5.— 0. 0. s. o. o. o. a. >« ». WL !.--v ',4/ !.,b Zdr vezugS-Preis in der Hauptexpedition oder deren Ausgaba- stelleu abgeholt: vierteljährlich ^tl 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» 8.75. Durch die Post bezogen für Dratsch- laud u. Oesterreich vtertrljährltch 4H0, für di« übrige» Länder laut Zeitungspretslist«. ISS,—0. 101.50». 105.—a. 119.-»- 100.750. iso». 'zn— «»1 VKIöeii^«. «etzattt»» uu» Erpedtttoa: IÜS Fernsprecher 222 JohanntSgass« 8. Haupt-Filiale Drettein Marienstraß« 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 17181 Haupt--M«le Verltn: TarlDnncker, Herzal.BayrHosbuchhaabtz« Lützowslraße 10 Gernsprecher Amt VI Nr. 48081 154.301 61,15». <r. a. a. Amtsblatt des Hönigl. Land- und des Hörrigs. Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und -es Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Str. 61. »88« 54. 75. 25. a. a. 0. 0. 0. 0. 0. Vie preariircbrn Verggeretrnovrllen. Don einem preußischen Politiker wird uns ge schrieben: * Demnächst wird sich das preußische Abgeordnetenl-aus mit den beiden Gesetzentwürfen zu baschäftiqen haben, die durch den Ausstand im Ruhrgebiet angeregt wovden sino. Der eine dieser Gesetzentwürfe will für die Zukunft die Stillegung von Zechen verhüten, der andere beschäftigt sich mit dem Arbeitsvertrag der Bergleute. Die Regie rung hat ihr Versprechen, wie anerkannt werden muß, prompt eingelöst, die Bureaukratie hat ausnahmsweise rasch gearbeitet. Besser spät, als nie, so muß es auch hier wieder einmal heißen, denn spät ist es freilich, m gewissem Sinne sogar zu spät. Die Zeckzenstillegungen, durch die nach amtlichen Quellen 9000 Arbeiter schwer ge schädigt worden sind, die über tausend Häuser besitzen und 116 545 Gemeindesteuern zahlten, konnten verhütet werden, und ebenso wäre es möglich gewesen, dem Aus stande vorzubeuken, wenn die Regierung nicht jahrelang die Beschwerden der Bergarbeiter ignoriert und sich den Unternehmern gegenüber in eine Vertrauensseligkeit gewiegt hätte, die sich an Herrn Minister Möller am stärksten dokumentiert und sich an ihm auch am bittersten gerächt hat. Indessen müssen wir die Verhältnisse nehmen, wie sie sind, und nur das eine dürfen wir der Regierung empfehlen, aus den Vorgängen eine Lehre zu ziehen und in Zukunst nicht wieder zu warten, wie die Dinge sich historisch entwickeln, sondern die Initiative zu ergreifen und die Entwickelung selbst zu bestimmen. Was nun den ersten der Gesetzentwürfe anbetrifst, so wird von den verschiedensten Seiten darauf hingewicsen, daß er nicht geeignet ist, seinen Zweck zu erreichen. Er greift aus das preußische Berggesetz vom 24. Januar 1865 zurück, in dem bereits der Grundsatz niedergelegt ist, daß der Bergwerkseigentümer gezwungen werden kann, sein Bergwerk zu betreiben, falls überwiegende Grüstde des öffentlichen Interesses dies erfordern. Dieser Wortlaut ist sonnenklar, und ohne jede Hraqe hätte das Gesetz auch in der heutigen Horm eine ausreichende Hand habe geboten, um die Stillegung der Ruhrkohlenzechen zu verhindern. In der Vorlage ist nun eine Hormulie- rung beliebt worden, die eine entschiedene Verschlechte rung bedeutet. Der Detriebszwang soll nämlich nur dann eintreten, wenn „der Betrieb nicht nur eine angemessene Verzinsung, sondern eine den besonderen Verhältnissen des EinzelfalleS entsprechende Tilgung des für den Be- trieb notwendigen Kapitales erwarten laßt". Diesem ver klausulierenden Satz würden die Schwierigkeiten ent sprechen, die seine Anwendung Hervorrufen würde. Selbstverständlich kann ein Böswilliger stets den Nach- weis führen, daß der Betrieb keinen Gewinn verspricht. Auch kann ein Bergwerk gewinnbringend fein, wenn es innerhalb de» Syndikats steht, und verlustbringend, wenn es dem Alleinbetrieb unterworfen ist. Der Zusatz ist also nicht allem überflüssig, er verdunkelt auch die Situation und erschwert eS -em Staate, gegen den widerspenstigen Unternehmer vorzugehen. Man schafft diesem mit dem neuen Wortlaut nur künstlich eine Deckung, aus welcher man ihn erst vertreiben muß. Es ist ferner in der Vor- läge ein Zwangsverfahren vorgesehen, das entweder die Aufhebung -es BergwerkSeigent^ms oder ein Subhasta- tionSverfohren bezwecken soll. Die Aufhebung des Berg- W«rk»eigen4um» macht aber den Schaden nicht gut, -er Diese ««»»er kostet 4 /I INL ans allen Bahnhöfen und III 1 bei den Zeitungs-Verküufer» > Var Mchtigrie vom Lage. * Der am 21. d». Mt». auf der Werft der A.-G. Weser in Bremen vom Stapel laufende kleine Kreuzer A wird den Namen „Letpzt»" erhallen. (S. Leipz. Ang.) * Der in Berlin zusammengetrrtene Bergbauliche Verein hat sich gegen die zweite Novelle zum preußischen Berggesetze erklärt, was zu erwarten war. (S. Dtsch. Reich.) * Der Major von Shdow vom Braunschweigischen Infanterie-Regiment Nr. 92 wurde vom Oberkriegsgericht de» vierten Armeekorps unter Aushebung deS ersten Urteils wegen Körperverletzung zu 300 Ge ldstra f e oder 30 Tagen Gefängnis verurteilt. (S. GerichtSsaal.) * Nachdem der Abschluß eiue» deutsch-abesshnischen Handelsvertrag» gelungen ist, wird die deutsche Ge sandtschaft demnächst zurückkehren. (S. Dtsch. Rch.) * Die französische Regierung ist entschlossen, die fran ¬ zösische Kabelgesellschaft in Venezuela gegen Castro zu schützen; sie wird wegen der Schritte, die sie zu tun gedenkt, sich vorher mit den Vereinigten Staaten ver ständigen. * Nach einer Petersburger Meldung soll der Zar mit der temporären Führung der russischen Armee den General Linjew itsch beauftragt haben. (S. russ.-jap. Krieg.) * Die Ruffen sind, wie aus Tokio gemeldet wird, in fluchtartigem Rückzug über Tieling hinaus auf Kaiyuau zurückgesalleu, wo sie sich verschanzeu. (S. russ.- jap. Krieg.) . i./r. «. i./s. t./».. 1./S. li. 1^) ene«»». ZSOOO.« 290»^- 4800.1. HZVdri. 410 »1. 890 O.i. 7900.1. 1/50 ».« 5800 0.« 1980 0.» 475 »1. z. s. a. s. t-l>l«10«»0». ». pii-Stok.»». ML. 13900.' 57S0.. I» psoisitt. »0. >0. ltmk, Ibiicd. An zeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzcile 25 Familien- und Stellen-Anzeigen 20 Finanziell« Anzeigen, <tzrschäit«auzeigrn uiste? Text over an besonderer Stelle nach Tarif. Die 4 gespaltene Neklamezrile 75^. Annahmeschlutz für Nnjeige«: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richtrn. Extra-Veilageu (nar mit der Morgen: Ausgabe) nach besonderer Berrtabaruog. Die Expevttioa y wocheotag- ununterbrochen geöffnet »on stütz 8 bi» abend« 7 Uhr. Drnck nnd Verlag von E. Polz in Leipzig <I»H. vr. R. ä» W. «ltnkhardv. 99. Jahrgang.
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