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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050321010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-21
- Monat1905-03
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Annahmefchlus; sür Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgab«) nach besonderer Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig (Inh. De. R. L W. «linkhardt). Nr. M. Dienstag den 21. Mürz 1905. 99. Jahrgang. v<>5 Wcbligtte vom Lage. * Der preußische Minister des Innern, Freiherr v. Hammerstein, ist Montag nachmittag >/,4 Uhr an Herz schwäche gestorben. (S. Dtsch. Rch.) * HochofficiöS wird erklärt, daß Deutschland in Marokko keine territorialen Erwerbungen zu machen gedenke. (S. Dtsch. Reich.) * Der Reichstag genehmigte am Montag in zweiter Lesung den Gesetzentwurf betr. Erhöhung der Friedens präsenzstärke des Heeres. (S. Bericht.) * Der Graf Julius Andrassy ist gestern aufs neue vom Kaiser Franz Joseph empfangen worden. (S. Ausland.) * Der bisher von den Nationalisten behauptete Vorsitz im Pariser Gemeinderat ist an die Sozialisten über gegangen. (S. letzte Dep.) * Die Meldung, Kuropatkin habe das Ober kommando der 1. Mantschureiarmee übernommen, wird mit Nachdruck wiederholt. (S. russ.-jap. Krieg.) Monroe; Lehre. Seitdem der Har Nikolaus, der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, sich aus einem Enthusiasten der Suttner-Bewegung in einen blutdürstigen Muß-Helden verwandelt hat, steht die Friedensliebe der Staatsober häupter nicht mehr so hoch im Kurse wie früher. Selbst die Schwärmer, die immer von der nächsten Morgenröte einen Anbruch des goldenen Zeitalters erwarteten, be ginnen einzusehen, daß die irenischen Neigungen des Einzelnen, und stände er noch so hoch, neben dem dunklen Drange der ethnischen Bewegungen nur wenig zu be sagen haben. Noch ist es uns nicht gelungen, die Frage zu beantworten, ob die Völker, die die Expansion auf ihr Banner schreiben, einein Wesensgesetz gehorchen oder nicht, geschlvcige denn, daß es uns möglich wäre, über die Natur dieser vielleicht bestehenden Gesetze auch nur hypo thetisch etwas auszusagen. Trotzdem kann der praktische Politiker sich der Erkenntnis nicht verschließen, daß das moderne Schlagwort des „Sichauslebcns" auch für die Nationen im Sinne der Gebietserweiterung und der Rassenzusammenfassung Geltung gewonnen hat. Ein neues, besonders frappantes Beispiel bietet Amerika, dessen Präsident scheinbar den gleichen Dualismus in sich trägt, wie der Har. Er ist eifrig bemüht, mit allen möglichen Ländern Schiedsgerichtsverträge zu schließen, ganz wie^Har Nikolaus die Abrüstungskonferenz ins Leben rief, und er verkündet eine Erweiterung der Monroe-Doktrin, die ganz Südamerika unter die Vor mundschaft der Vereinigten Staaten zwingen müßte, ganz wie Har Nikolaus unaufhaltsam nach Osten vor wärts schritt. Nur freilich ist der Oberste der Rauhen Reiter weit zielbewußter, weit robuster als der zärtelnde Selbstherrscher. Niemand kann sagen, ob nicht die Friedensbestrcbungen des Präsidenten nur die Tarn kappe sind, durch welche der Imperialist Roosevelt sich unsichtbar machen will. Eins ist jedenfalls sicher: daß die neue Auffassung der Monroe-Lehre, die er predigt, früher oder später kriegerische Verwickelungen heraufbe- schwören wird. Um Beispiele wäre man. hätte auch in der vergangenen Woche der Senator Teller nicht Deutschland wegen San Domingos bedroht, kcmn ver- legen. Als der Präsident Monroe am 2. Dezember 1823 die Erklärung abgab, daß die Vereinigten Staaten jeden Versuch der Heiligen Alliance, ihr System auf die west liche Hemisphäre auszudchnen, als eine unfreundliche Handlung betrachten müßten und daß die Kontinente Amerikas nicht mehr als Objekte der europäischen Kolonisation angesehen werden dürften, da wird ihm die Ausdehnung, die Roosevelt dieser Doktrin gegeben hat, wohl kaum vorgeschwebt haben. Die Monroe-Doktrin des Jahres 1823 richtete sich gegen Europa: ihre Er läuterung vom Jahre 1905 richtet sich gegen Süd amerika. Denn Roosevelt erklärt, die anhaltende Un ruhe in den Südstaaten und die Vernachlässigung der Grundgesetze der zivilisierten Gesellschaft könne die Regierung der Union zwingen, die Funktionen einer internationalen Polizei auszuüben. Gegen die tatsäch liche Feststellung, daß die Staaten Südamerikas häufig genug gegen die Grundgesetze der zivilisierten Gesell schaft verstoßen, läßt sich allerdings nichts einwenden: sehr viel aber gegen die Berechtigung der Vereinigten Staaten, eine Oberaufsicht über Südamerika auszuüben. Präsident Roosevelt hat nämlich selbst einmal ausge sprochen, es sei eine Pflicht der Union, darüber zu wachen, daß keine der großen militärischen Mächte jen seits der Meeree in die Rechte dieser Republiken ein- greife oder die Kontrolle über diese Republiken erlange. Die Union müsse sich dem widersetzen, weil eine solche Kontrolle in ihrer Wirkung einer territorialen Ver größerung gleichkomme. Herr Roosevelt hat sich also mit seinen eigenen Worten geschlagen, hat mit seinen eigenen Worten die wahren, letzten Absichten der Ver einigten Staaten enthüllt. Er hat ganz recht. Die Kontrolle, die die Union von jetzt ab ausllben will, kommt in ihrer Wirkung einer territorialen Vergrätze- rung gleich. Ist Liese Tatsache einmal erkannt, so liegt die Frage nahe, wie bei einer solchen zukünftigen Ordnung der Dinge das Interesse Deutschlands gewahrt werden könnte. Nach halbamtlichen Ermittelungen beziffern sich die deutschen Kapitalanlagen in Südamerika in Be triebskapitalien deutscher Handelshäuser, in Krediten für Unternehmungen aller Art, in Geldbesitz, in Eisen bahn- und Industrieanlagen, sowie in Staatspapieren auf annähernd 3 Milliarden Mark. Deutsche Kapitalien sind, außer in Mexiko, noch in Brasilien, Argentinien und in einigen kleinen mittelamerikanischen Staaten stark interessiert. Die englischen Kapitalanlagen sind allerdings noch erheblich höher. Seit einiger Heit aber sind in den südamerikanischen Staaten Unternehmer aus der Union erschienen, die den Ausländern sowohl an Initiative, wie an Kapital überlegen sind. Diese Unter nehmer werden nun durch die neue Auffassung der Monroe-Lehre ausgiebig unterstützt. Sie sind sicher, daß jede ihrer Forderungen, wenn sie auf privatem Wege nicht eingetrieben werden kann, auf den Schutz der Union rechnen darf, während die europäischen Unter nehmer mit gleicher Sicherheit annehmen können, daß ihr Staat nicht geneigt sein wird, um privater Inter essen willen einen Konflikt mit Amerika heraufzube schwören. Daraus ergibt sich natürlich für das nord amerikanische Unternehmertum eine Vorzugsstellung, die über kurz oder lang zu einer empfindlichen Schädi gung Europas führen wird. Nun ist es nicht zu er warten, daß England oder Deutschland energisch gegen eine derartige Auffassung protestieren werden. Beide Staaten werben ja eifrig um die Freundschaft der Union, weil jeder fürchtet, in einem künftigen Kriege könnte diese auf die Seite des Gegners treten. In der Tat würde es ,a auch sowohl für England, wie für Deutsch land nicht leicht sein, die Auffassung, die Nordamerika jetzt offiziell proklamiert hat, als nichtig beiseite zu schieben. Die einzige Hoffnung, daß dem europäischen Kapital die südamerikanischen Märkte doch vielleicht er halten bleiben möchten, beruht auf den Staaten Süd amerikas selbst, deren Mißtrauen natürlich bereits ge weckt worden ist. Und dieses Mißtrauen ist wirtschaftlich und politisch gleich berechtigt, denn Argentinien und die anderen Amerikastaaten des Südens sind mit ihrer steigenden Lebensmittelausfuhr, wie Paul Dehn in seinem gut unterrichtenden Buche „Weltwirtschaftliche Neubil dungen" ausführt, auf die europäischen Märkte ange- wiesen. Sie stehen der nordamerikanischen Union nicht als Kointeressenten, sondern als Konkurrenten gegenüber, und können sich daher auch die Einfuhr euro päischer Erzeugnisse, die ja zu der Ausfuhr nach Europa in untrennbarer Wechselverbindung steht, nicht unterbinden lassen. Es ist also wahrscheinlich, daß man in Südamerika die Tendenz der Vereinigten Staaten rasch erkennen und die Notwendigkeit begreifen wird, auch gegenüber der Union die politische und wirtschaft, liche Selbständigkeit zu behaupten. Nötigenfalls werden Schutz- und Trutzbündnisse zwischen den einzelnen Staaten die Handhabe Lazu bieten. Es würde die Auf- gäbe einer Weitblickenden europäischen Diplomatie sein, diese Entwickelung anzubahnen und zu unterstützen. Es ist weder wahrscheinlich, noch in unserem Interesse wünschenswert, daß die südamerikanischen Staaten sich der Suprematie der Union widerstandslos unterwerfen. Vie istizk in stiurland. Lin Aufruf an die A-els-narfchälle. Wie der »Boss. Zig." au« Petersburg gemeldet wird, veröffentlicht ein Adliger, namens Sybiu, im „Graschdanin" einen Aufruf an die AdelSmarschälle ganz Rußlands, worin er auSsührt, die Entwicklung der liberalen Bewegung bis zu einem Grade, der als Revolution bezeichnet werden müsse. In der jüngsten Zeit habe der Adel seinen Ansichten lediglich in schwer verständlichen Adressen an den Zaren Ausdruck gegeben, sowie in Kompromissen mit Vertretern anderer Stände. Der Adel müsse einen Weg finden, um durch seine Marschälle dem Zaren persönlich zu sagen, was d«m russischen Reiche not tue. Zweifellos würde der Zar seinen treu ergebenen Adel empfangen, nachdem er Vertreter der Ai beiter empfangen hat. Da« lebendige Wort würde tiefer wirten als schriftliche Adressen. „Stellt ein feste« Programm auf und fahret, Wohl vorbereitet, nach Petersburg. Der Zar wird Euch hören. Euren Rat nicht verschmähen." Der Aufruf stellt seinem sonstigen Inhalt nach einen energischen Protest gegen die Bureaukratie und Witte« Industrialisierungspolitik dar. Die Unruhen. Ueber die Bauern bewezung unterrichtet eine Peters burger Depesche der „Köln. Ztg ": Die Bauernbewegung in Kursk und Orel begann nach Erkundigungen der „Russki Wjed." bereits im Herbst mit Unruhen auf der Zucker raffinerie in Prilepy im Kreise Dmitrijew, wo die Bauern bei der Lieferung der Runkelrüben sich betrogen glaubten. Am 2l. Dezember fand dort die Mobilisierung statt, worauf in einem Privatforst die Bauern Holz zu fällen anfingen. Als am 21. Februar die Polizei mit dem Forstbesitzer erschien, leisteten die Bauern Widerstand. Am 22. Februar war im Dorfe ein Aufruf der Revolu tionäre angeschlagen. Gleiche Aufrufe erschienen am 25. Februar in andern Dörfern. In der Nacht auf den 28. Februar wurde das Vorwerk Tschernikow geplündert. Das war das Signal zu den Unruhen. Viele Guts besitzer wurden von den Bauern benachrichtigt, daß sie bei ihnen erscheinen würden. Viele Güter wurden von den Bauern vorher in Augenschein genommen. Geraubt wurde vorzugsweise Korn, Geld dagegen nicht gefordert. Morde und Verwundungen kamen nicht vor. Krankenhäuser und Schulen wurden nicht überfallen. Auch die Stadt war unruhig. Drohbriefe zeigten dort die Plünderung an. Die Ankunft von Truppen machte den Unruhen ein Ende. Gerüchte versichern, die Bauern würden im Frühjahr die Feldarbeit auf den Gütern verhindern. Die Ursachen der Bewegung sind zahlreich, und es ist schwer, Klarheit zu ge winnen. Zweifellos wirkt ver Krieg mit. Die Mobil machung rief bei den Bauern offene Unzufriedenheit hervor. Außerdem befinden sich dort viele aus dem Kriege zurück gekehrte Verwundete in sehr trauriger materieller Lage. — Aus Borissow wird gemeldet: Von hier sind drei EskadronS Dragoner nach den Flecken Beresino, Kreis Igumen, und Kaidanowo, Kreis Minsk, abgegangen. Wie es heißt, sind in Beresino von der j ü d i s ch e n B e v ö l k e r u n g Unruhen hervor gerufen worden, bei denen ein Polizeikommissar und ein Landpolizist erschlagen wurden. — Ein von Tschita da tiertes Telegramm des Chefs der Transbaikal-Bahn an die Gendarmen befiehlt, Maßnahmen zur Sicherung der von der Telegraphie benutzten Räumlichkeiten zu treffen, ferner zum Engagieren von Agenten und anderen Beamten zur Bedienung der Telegraphen. Es geht das Gerücht, daß der Ausstand der Ersenbahntelegraphisten, die eine Ge haltserhöhung fordern, fortbesteht. Dieselben Forderungen werden von den Stadttelegraphisten gestellt. Der Aus stand der Eisenbahnarbeiter ist beendet. ver tu;;i;cd-japani;cdr Weg. Arsr-patkin» nerre dlus Petersburg ist das folgende Teleqromün ein- ^egangon: Bon maßgebender Seite wrrd gemeldet, «Äeneval Kuropatkin sei zum Führer der ersten Armee er nannt worden. — Während mithin diese angezweiselt« Lesart nachdrücklich wiederholt wird, berichtet der Petersburger Korrespondent des „Echo de Paris", daß Kuropatkin vor einem Monat verlangt hat, den Rückzug von Mukden autreten zu dürfen. Der Zar habe die Erlaub- nisverweigert und befohlen, anzugreifen. Darauf habe Kuropatkin seine Demission gesandt, die abgelehnt wurde mit dem wiederholten Befehl zum Ängreifen. Nunmehr habe Kuropatkin seine Nkaßnahmen getroffen, aber der Angriff der Japaner sei ihm zuvovgekommen. Der Korrespondent fügt hinzu, die nächste Zett werde interessant« Enthüllungen bringen. Vom Rrtegsschamplatz. Nach amtlichem Petersburger Telegramm meldet General Linjewitsch dem Zaren vom Sonntag abend 9 Uhr: Nach einem Berichte des Kommandierenden der 2. Armee fanden dort keine Kämpfe statt. Be richte der 1. und 3. Armee sind nicht eingegangen. Ich habe die aus Rußland hier eingetrofsenen Truppen inspiziert, ihre Haltung ist aus, gezeichnet. Die Gesundheitsverhältnisse sind gut. — Eine Petersburger Drahtung der „Times" msldet: Linje witsch s Armee konzentriere sich, als beabsichtigte sie, ent schlossenen Widerstand zu leisten. Nichtamtliche Drahtungen berichten die Fortdauer der Nachhutkämpfe. — In einem aus Tokio übermittelten amtlichen Telegramm berichtet Marschall Oyama, daß eine japanische Abteilung am 19. März 4 Uhr nachmittags Kcuyan, 20 Meilen nördlich von Tieling, besetzt habe. Der Feind ver- suchte später einen Gegenangriff, wurde aber zurück- aesch lagen. Der Feind brannte Brücken auf der Hauptstraße südlich von Katupan nieder und zerstört« auch «inen Teil der Eisendvhnbrücken. In der Nähe von Mukden wurde eine große Anzahl vergrabener russischer Geschütze gesunden. — Die -Nowoie Wremja" meldet aus Tschautafu vom 17. März: In Tielina wurden große Vorräte verbrannt, viele aber fortgeschafft. Die Drücken und Straßen werden unpassierbar gemacht. Die Japaner sollen eine weite Umgehung b^innen. AuS Chardin vom 18. März wird gemeldet: Chinesen versichern, am 10. April würden die Javaner in Chardin sein. Unter den Mongolen läuft das Gerücht um, ein« starke japa nische Abteilung sei längst tief in das Gebiet westlich von Sinminting eingedrungen, ein M o ng o I e n f ü rst sei aber gegen sie. Jetzt hätten die Japaner eine zweite starke Abteilung entsandt. — Der berüchtigte Chunchusen- führer Mantsyr wurde von christlichen Chinesen gefangen genommen und den Russen ausgeliefert. Am 16. März wurde er nach Bodune gebracht, wo man jetzt d« Ankunft der Japaner befürchtet. Ver zweit« Schienenstrang -er sibirische« Bahn. AuS Petersburg meldet der „H. K.": Der Bau deS projektierten zweiten Schienenstrunges der sibirischen Bahn, wofür bereits zehn Millionen Rubel angewiesen waren, ist fallen gelassen worden. Die genannte Summ« Win» Mr Verstärkung des alten Geleises, zur Vermehrung der Stationen nsw. verwendet, die bis Herbst dieses JahreS be endet werben sollen. Dr« Legung deS neuen Geleises ist speziell fetzt unmöglich, da die Anschaffung des Bmi- materials auf die größten Schwierigkeiten stößt. Auch Arbeitskräfte sind nicht vorhanden. Erdarbeiter ver langen 3 Rudel täglich Lohn. fistle. * Gchiffsbewegnage«. Der «»-reisende Lbwsnng-ttan-pott fiir S. M. G. „Condor" ist mit dem Rrich«postd«wvwr Eetzdlttz am 18. März in Aden etngrtroffrn »nd hat au demselben Tage die Reise nach Colombo (Ceylon) wrtgesetzt. S. M. S. „Bremen" ist am 18. März in San Juan dr Puerto Rico eingettoffrn und geht am 22. März von dort nach St. Thoma- in See. S. M. S. „Loreley" ist auf der syrischen Reise am 18. Mürz in PirüeuS eingetroffen und gebt am 27. März von dort nach Alexandrien in See. S. M. S. „Stein" ist am 19. Mürz in Kiel Hngetroffen. Deutsches Keich. Leipzig, 20. März. * Der Verkehr mit Milch. Offiziös wird geschrieben: «Neuerdings sind wisder Bestrebungen aus eine einhcit liche gesetzliche Regelung des Verkehrs mit Milch bekannt geworden. Sie haben wenig Aussicht auf Erfolg. Be reits im Jahre 1877 wurde das kaiserliche Gesundheit-,- amt beauftragt, ein leicht ausführbares und sichere Re sultate ergebendes Milclwrüfungsverfahren auszuarbei ten. Die zu diesem Zwecke vorgenommenen technischen Ermittellmgen wurden unter dem Titel „Technische Ma terialien zum Entwurf einer kafferlichen Verordnung, betreffend die polizeiliche Kontrolle der Milch" zusam- mengestellt und im Jahre 1882 von einer besonders ge bildeten Konnnission durchberaten. Nach dem Ergeb nisse der Beratungen gewann man die Ueberzeugung, daß es nicht ratsam sei, den Verkehr mit Milch einheitlich sür das Reich zu regeln, weil die Beschaffenheit der Milch namentlich in Ansehung ihres Fettgehalts nach den ört lichen Verhältnissen — Rasse der Tiere, Fütterung usw. — sehr verschieden und es deshalb nicht angängig ist, einheitliche Grenzzahlen für den Mindestgehalt an Fett, ihres für die Ernährung wichtigsten Bestandteils, auf zustellen. Aus diesen Erwägungen wurde damals von einer Regelung für das Reich abgesehen und es den ein zelnen Bundesstaaten überlassen, den Milchverkehr unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse zu regeln. Das ist in ausgedehntem Maße geschehen. Es bestehen gegen wärtig, wie jüngst von einem Regierungsvertreter in der Petitionskommission des Reichstages festgestellt wurde, für beinahe sämtliche mittlere und größer? Orte Deutsch lands den Milchverkehr betreffende Polizeiverordnungen, von denen wiederum der größte Teil Grenzzahlen für den Fettgehalt aufstellt. Die Anforderungen an Fett gehalt schwanken zwischen 2,4 und 3,3 Prozent. Da in den wissenschaftlichen Kreisen, die sich mit der Milch kontrolle befassen, der Hauptwert auf die Festsetzung einer Grenzzohl für den Fettgehalt gelegt wird, so würde man bei einer Regelung der Angelegenheit für das Reich auf die Festsetzung einer solchen Grenzzahl nicht verzich ten können. Es wäre daher in erster Lime die Frage zu entscheiden, welche Grenzzahl in diesem Falle anzuneh- men sein würde, ohne den Hersteller und -en Ver- brauche»- zu schädigen. Eine allgemeine Festsetzung der untersten Grenze ans 2,4 Prozent würde zur Fcfige haben, daß Milch mit einem höheren Fettgehalt ohne Beanstandung entrahmt oder gewässert werden könnte. Die Festlegung einer höheren Grenzzahl wäre anderer seits nicht angängig, ohne diejenigen Hersteller zu ent schädigen. welche nicht in der Lage sind, eine fettreichere Milch zu liefern. Da es demnach unmöglich ist, allge mein gültige Grenzzahlen für den Fettgehalt an Milch in Deutschland aufzustellen, erscheint es auch gegen wärtig nicht angängig, für den Verkehr mit Milch „einheitliche« Vorschriften zu er lassen." * Berlin, 20. Mar». * Der Kaiser hörte heute morgen die Vorträge de« Chefs des ZivilkabinetS und deS Kultusministers und begab sich um 11 Uhr im Automobil nach Potsdam zur Besichtigung der zweiten Kompagnie des 1. Garde-RegimentS z. F., welche der Kronprinz führt. * TtaatSminiftcr Freiherr v. Hammerstein -st. Der preußische Minister deS Innern, Freiherr v. Hammer stein, ist heute nachmittag >/,4 Uhr an Herzschwäche gestorben. Der Verstorbene hat es seinen politischen Gegnern herzlich schwer gemacht, ihm einen anerkennenden Nachruf zu widmen, »nd zu Gegnern hatte er so ziemlich die Politiker aller Parteien mit Ausnahme der Strengkonservativen. Frhr. v. Hammerstein ist zu einem un glücklichen Zeitpunkte gestorben. Sein Hervortreten ist noch in zu frischem Gedächtnis, als daß man es vergessen baben oder auch nur matter daran denken könnte. Sein Verhalten im Falle deS Birnbaumer Landrats v. Willich, der kein Verständnis bei ibm fand und sich vor seinen agrarischen Gegner» in den Tod flüchtete, sein Hinweis auf die Privatwohltätigkeit, als die Not der schlesischen Flußanwohner am größten war, ist ihm auch von Leuten verdacht worden, die ihm politisch nabe standen. Und aus der jüngsten Zeit braucht nur an die Affäre Mirbach, an seine Meinung über die Korpsstudenten im Staatsdienst, an seine Bloßstellung der russischen Studentin Janina Berson erinnert zu werden. Wie weit Frhr. v. Ham- merstein bei alledem dem Zuge seines eigenen Wesens, wie weit mehr oder minder sanftem Druck von anderer Seite nachgab, ist in genauer Abwägung schwer zu bestimmen. Sicher ist jedoch, daß er unter einem Grafen Bülow als Ministerpräsidenten manche« hätte weniger einseitig beurteilen dürfen. Nur da- eine kann num vermuten, daß ihn eine unglückliche Veranlagung vielleicht manche- noch schroffer hin stellen ließ, als es gemeint war. Die gefällige Tempe rierung konservativen Wesen- durch persönliche Kultur, die den Grafen Bitlow auch bei diffizile» Aktionen noch sympathisch erscheinen läßt, fehlte ihm völlig. Er machte keine Kon zessionen und man kann »hm die Anerkennung nicht versagen: Er wollte scheinen wa< er war. Ueber seinen Lede,Sg««g sind folgende Daten mitzuteilen: Han- Freiherr v. Hammerstrin wurde am 27. April 1846 ge boren. Er stammt ans dem jllngeren AR« der Loxtener Linie, sein Baler war bi- 1865 hannSvrffcher und 1865—72 mecklen burgisch - strelitzscher Minister. Han- Areiher v. Hammerstrin war »on 1877—84 KretSdirrktor zu Mülhausen i. E., dann Bezirks präsident in Metz, wurde Wirklicher Geheimer OberregieruugSrat und Mitglied d«S Landwirtschakt-rat- und folgte am tt. Mai 1901 Rbeinbabeu al« preußischer Minister de- Innern.
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