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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190401030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-03
- Monat1904-01
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1904
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48 empfing der Lande-fürst eine Deputation, die ihm d« jüngst gesammelten Fond» überreichte. Die l8 Kreise der drei hessischen Provinzen waren durch 35 Herren, darunter d« Oberbürgermeister von Main», WormS und Offen bach, vertreten. Kommerzienrat Gl ticke rt-Darmstadt über gab mit einer Wikmung-adreffe eine nach dem Entwurf von Prof. Olbrich au-geiührte und durch die beiden Mit glieder der Künstlerkolonie Haustein und Csissarz künst lerisch au-gestattete Truhe, in der die Listen mit den Namen der mebr al» 84 000 Spender niedergelegt waren. Die Sammlung hat bi» jetzt einen Betrag von über 84 000 -e ergeben, ist aber noch nicht definitiv abgeschlossen. Der Großherzog erwiderte die Ansprache mit einigen sehr herzlichen DankeSworten. Es A bezeichnend und wohl mit der un Publikum herrschenden «timmung begründet, baß in der Adresse nicht, der ursprünglichen Absicht gemäß, die Förderung der hessischen Kunst und de» Kuustaewerbe» al» Zweckbestimmung des Fonds angegeben ist, daß man da» Geld vielmehr, der „Frkf. Ztg." zufolge, dem Landes- fürsten zurBerfügung gestellt bat zu einer Verwendung, di« er „hierfür am geeignetsten erachte". D München, 2. Januar. (Telegramm.) Der Reick»- tagSabgeordnetr Seyboth (Frs. Bg.) stand unter der Be schuldigung, vor dem hiesigen Landgerichte auf einem auf die Firma Brauerei Jakob Andreas in Eschwege lautenden Wechsel da« Accept gefälscht und den Betrag von 1l600 bei der Bayerischen Handelsbank persönlich abgehoben zu haben. Seyboth erklärte sich für nichtschuldig. Der Buchhalter seines Geschäfts habe ihm gestanden, di« Fälschung begangen zu haben. Der Direktor und der Hauptkasfterer der Bayerischen Handelsbank bekundeten jedoch, daß die gefälschte Unter schrift von Sehboth herrühre und daß Sevboth selbst da« Geld auf der Bank in Empfang genommen habe. Das Urteil lautete auf 1»/« Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehr verlust. Frankreich. * Pari», 2. Januar. (Telegramm.) Der Zustand der Prinzessin Mathilde «Tochter des früheren Königs Jerome von Westfalen) ist äußerst bedenklich. Die Kaiserin Eugenie und Prinzessin Clotilde verlassen das Lager der Kranken nicht. * Paris, 2. Januar. «Telegramm.) Der Minister des Aeußern DelcassS nahm einen Urlaub von einigen Tagen und wird diesen am Gestade des Mittelländischen MeereS verbringen. Rußland. Ehrung Alexej esss. * Petersburg, 2. Januar (Telegramm.) Durch eine heute veröffentlichte kaiserliche Verordnung wirb verfügt, daß der Statthalter Alezejeff eine besondere Flagg« führen soll«, die auf weißem Grund« das blaue Andreas kreuz mit dem schwarzen Adler in der Mitte zeigt und mit 12 Schüssen salutiert wird. Orient. Auftauchen neuer Tomttbbanüen. * Konstantinopel, 2. Januar. «Meldung de« Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-BureauS.l Nach übereinstimmenden Konsular meldungen aus Uesküb ist am 29. Dezember in LeSnice eine aus 30 Mann bestehende ComitSbande aufgetaucht, welcher drei Ortsbewohner als Führer dienen. Auch in Gewgbeli und Demirica sollen Comitsbanden ausgetaucht sein. Nach Angaben der Bilajeibehörden hat da« Counts wieder mit der Einschmuggelung von Dynamit begonnen. — General Schostak wird trotz seiner hoben Chargen wegen seiner vorzüglichen Eignung, welche er in Kreta bewiesen hat, wahrscheinlich doch zum russischen Gehülfen deS Komman danten der Gendarmerie für Makedonien ernannt werden. Gestern haben wieder Besprechungen des Ministers de« Aeußern mit den Botschaftern der Ententemächte über einige Punkte des Reformprogramms stattgefunten. Asien. Nutzland und Japan. * London, 2. Januar. (Telegramm.) Wie das „Reutersche Bureau" erfährt, erhielt die japanische Ge sandtschaft bi» heute Mittag aus Tokio keine Nach richten, die irgend eine Aenderung versage erkennen lassen. Weiter ist da« Bureau von japanischer Seite dazu er mächtigt, die Meldung der Russischen Telegraphen-Agentur, daß Japan kein« Bedingungen bezüglich deS Termin» für die Beantwortung der letzten Note an Rußland gestellt habe, voll und ganz zu bestätigen. So lange die Ver handlungen noch fortgesetzt werden, hofft man, daß die An gelegenheiten auf friedlichem Wege beigelegt werden. * London, 2. Januar. „Daily Mail" wird auS Malta gemeldet, gestern abend hätten fünf russische Torpedo boote, die dort zur Reparateur ins Dock gegangen waren, plötzlich den unerwarteten Befehl erhalten, sofort in See »'.- gehen. Die Reparaturen seien unvollendet geblieben. — ^Daily Graphic" schreibt, in bestunlerrichteten Kreisen glaube man, daß die russische Regierung zu einem Ent schlüsse gekommen sei, dessen Mitteilung an die javanische Regierung een Ausbruch von Feindseligkeiten beschleunigen muffe. Großbritannien und Frankreich seien jedoch mit allen Kräften bemüht, eine friedliche Verständigung anzubahnen. „Daily Telegraph" führt au», selbst in den diplomatischen Kreffen, die bisher sanguinische Ansichten über ein« friedliche Losung der Schwierigkeiten in Ostasien an den Tag legien, sei gestern zugegeben worden, daß ein Bruch zwischen Ruß- land und Japan saft unvermeidlich sei. Man glaube, Japan werde innerhalb der allernächsten Tagen entscheidend« Schritte tun, wenn nicht von Petersburg «ine versöhnliche Botschaft eintreffe, eine Möglichkeit, die m Kreisen, welche am ehesten in der Lag« seien sich ein Urteil zu bilden, nicht erwartet werde. Bis zur frühen Morgenstunde seien keine Telegramme auS Japan eingelaufen. Es scheine, al» ob die Depeschen absichtlich verzögert würden. * New Port, 2. Januar. (Telegramm.) Ein Tele gramm aus Tokio be>agt, e< sei das schon gemeldete Gerücht im Umlaut, daß der Zweck der bevoriteheuden Abreise deS japanischen Geschwaders unter Admiral Kamchura von Sascho der fe>, von Masamvho Besitz zu ergreifen. Unterrichtete Kreise zweifeln indessen, daß ein solcher Schrnt unternommen werden wird, es sei denn, daß mau Rußland zuvorkommen wolle für den Fall, daß diese» offenkundig di« Absicht zeige, in ähnlicher Weiie vorzugehen oder wenn di« russisch-japanischen Verhandlungen fehljchlagen sollten. Ein politischer Mord. AuS Tokio, End« November 1903, wird un- ge- schrieben: Hier in Japan leben bekanntlich viele poli tische Flüchtlinge auS dem benachbarten Korea. Unter diesen befand sich ein früherer koreanischer Vize- Minister der auswärtigen Angelegenheiten namens U. Phöm Syön. Er soll an der Ermordung der Königin von Korea tätlichen Anteil gehabt haben. Dieser Mann wurde vor einigen Tagen in Kure von zweien seiner Landsleute gelegentlich einer Zecherei, die im Hause des einen der Mörder stattfand, ermordet. Ko-yong-keun, der Be sitzer des HanleS, der mit dem Opfer seit Jahren freund schaftlich verkehrt zu haben sche'nt, stack dem U einen Dolch durch die Kehle, während der andere Mörder, No-eun- niyöng, ihm mit einem Hammer den Schädel einschlug. Sofort stellten sich die Täter der japant chen Polizei. Es wird hier allgemein angenommen, daß es sich um einen von Ko lange geplanten Sühneakt für die Sr- mordung der Königin von Korea handelt. So war vor vier Jahren au» Korea nach Japan geflohen, an- geblich wegen Verdacht» der Beteiligung an einem Bom benattentat. Das soll, wie es jetzt heißt, eine Vorspiege lung gewesen sein, um das Vertrauen der hiesigen kore anischen Flüchtlinge zu erlangen In den Zeitungen be gegnet man der Vermutung, daß die Tat vom Kaiser von Korea selbst angestiftet sein könnte, besten glühender Haß gegen alle der Teilnahme an der Ermor dung der Königin Verdächtigen bekannt ist. Amerika. Die Bereiuigle« Staaten und Colmubia. Man schreibt uns aus Washington: Die Regie rung der Bereinigten Staaten glaubt wohl mit Recht, im Gefühl ihrer finanziellen und militärischen Stärke, mit aller Ruhe der über Krieg und Frieden entscheiden den Antwort Columbias auf das Ultimatum ent- gegensehen zu können, in welchem die Anerkennung der Rcpub.ik Panama als vollendete, unwiderrufliche Tat sache erklärt wird, aber die guten Dienste der Vereinigten Staaten zur Herstellung friedlicher und freundschaftlicher Beziehungen zwischen dem Mutterland und dem jungen Staat angeboren werden, mit dem gleichzeitigen und nach drücklichen Hinweis, daß jeder Versuch Columbias, sich mit Waffengewalt Panama gegenüber Recht zu schassen, von den Bereinigten Staaten energisch zurückgewiesen werben würde. Keineswegs ebenso ruhig steht aber die Unionsregierung der Möglichkeit entgegen, daß Columbia die Verweisung der Streitfrage mit den Bereinigten Staaten vor das Schiedsgericht im Haag bean tragt. Maßgebende Beamte des StaatSsekretartats er klären zwar auf daS bestimmteste, daß die amerikanische Regierung einen dahingehenden Vorschlag ohne weiteres zurückmeisen werde. In diplomatischen Kreisen jedoch äußert man sich dahin, daß es unverständlich wäre, wie die Vereinigten Staaten angesichts ihres Verhaltens in der venezuelanischen Streitfrage und ihrer im allgemeinen die letzten Jahre hindurch eingenommenen Position ohne Beeinträchtigung ihres Prestiges einen Vorschlag, die Angelegenheit im Haag zum AuStrag zu bringen, ab lehnen können. Wenn Columbia erklärt, durch alleinige- Eingreifen der Vereinigten Staaten daran behindert wor den zu sein, die Insurrektion auf dem JsthmuS, also innerhalb deS eigenen Bundesgebiets, nieberzuwcrfen und durch diese Behinderung unter Verletzung des Ver trages vom Jahre 1846 sowohl in seinen Souveränitäts rechten verkürzt, als auch um ein wertvolle» Vermögens objekt, der Kanalkommission. gekommen zu sein, so sind damit alle Voraussetzungen gegeben, die nach der von der Bereinigten Staaten-Regierung mehrfach kundgegebenen Auffassung Lie Zuständigkeit des Haager Schiedsgerichts begründen. Nur um zu kennzeichnen, für wie groß man hier an manchen Stellen die Verlegenheit erachtet, in der sich die Regierung bei Ablehnung einer schiedsgerichtlichen Erledigung befinden würde, soll von der vielfach ge äußerten Ansicht Notiz genommen werden, daß die durch die Sachlage nicht gerechtfertigte Schärfe deS Tones, in welchem die Verhandlungen mit Columbia von Anfang an geführt wurden, nur aus dem Bestreben heraus er klärt werden könne, möglichst jede Phase zu vermeiden, die zur Anregung eines schiedsgerichtlichen Ausgleichs Gelegenheit geben würde. (Nach einer telegraphischen Meldung aus Washington deuten eilige Vorbereitungen, die dortige columbffche Gesandtschaft zu schließen, darauf hin, daß es zu einem Abbruch der diplomatischen Be ziehungen zwischen den Bereinigten Staaten und Co lumbia kommen dürste. Die Gesandtschaft wartet nur noch das Einlangen dev amtlichen Mitteilung deS Staat«. sekretärS Hay über die Gründe ab, auS denen die Ber- einigten Staaten die Auffassung Columbias von deff Panamafrage nicht acccptieren können. Anm. b. Red.) Heer und Flotte. * Perlt«, 2. Januar. Die alljährliche Bereinigung der kommandierenden Generale am Neujabr-tag« zu einem gemeinsamen Festmahle sand am Freitag abend im Hotel Kaiserhof statt. Die kommandierenden Generale der deutschen Armee waren alle mit Ausnahme de» Kronprinzen von Sachsen und de» Prinzen Arnulf von Bayern erschienen. Generale und Marineoffiziere in andern hoben Stellungen hatten sich angeschlossen. Den Ehrenplatz an der Tafel hatte Generalfeldmarschall Graf Waldersee, der das Hoch auf den Kaiser auSbrachte. * Danzig, 1. Januar. DaS Kriegsgericht verurteilte den Unteroifizter Poldehnke vom Fußartillerie-Regiment Nr. 2 (Neufahrwasser) wegen Mißhandlung Untergebener zu 6 Wochen Mittelarrest. P. hatte einen Soldaten, der sein Gewehr nicht genügend geputzt hatte, mit einem Gewehr unter das Kinn gestoßen und mS Geslcht gespieen. (Frkf. Ztg.) D Perlt«, 2. Januar. (Telegramm.) Dampfer „Prinz Heinrich", mit dem Transport der von den Schiffen der ostasia- tischen Station abgelSsten Offiziere und Mannschaften ist am 31. Dezember in Port Said eingetroffe» und hat an demselben Tage die Reise nach Neapel fortgesetzt. S. M. S. „Bineta" ist am 3l. Dezember in Santiago de Cuba etnaetroffen und am 1. Januar von dort nach Port au Princ« «Hallt) in See gegangen. S. M. S. „Falke" ist am 1. Januar von Kingston (Jamaica) nach Port au Prince in See gegangen. S. M. S- „Fürst Bismarck" ist mit dem Chef des KreuzergeschwaderS, Kontreadmiral v. Pritt- Witz und Gaffron an Bord, am 2. Januar von Nagasaki nach Tsingtau« in See gegangen. S. M. S. „Hansa" geht mit dem 2. Admiral deS KreuzergeschwadrrS, Kapitän zur See v. Holtzeu- dorff an Bord, am 4. Januar von Nagasaki nach Tsingtau in See. S. M. S. „Luchs" geht am 4. Januar von Avwy nach Swatan in Se«. LoloniaL-Uachrichten. Ptue deutsche vahu za» Tschadsee. Di« Borberellungen de» Syndikats für den Bau einer Eisen bahn durch Kamerun sind jetzt so well gefördert worden, daß der Ban selbst, und zwar von der Kiffte bi» tief in da« Innere der Kolonie in der Richtung auf de» Tschadsee, endgültig gesichert ist, und daß zum wellrrrn Studium der Linie und der wirtschaftliche» Möglichkellen in nächster Zell ein« größere Expedition hinan»- gesandt wird. AuS diesem Anlaß werden einig« Bemerkungen über oie Geschichte deS Kameruner Eisenbahnplane« und sonstige Einzelheiten von Interest« sein, die H. Singer in der Zell schrift „GlobuS" wiedergibt. Er schreibt u. a.: Sell 1807 bereit» war Konsul Ren», der Urheber de« Kamerun- EisenbahnprojektS, um die Bildung einer Finanzgruppe zum Zweck eine» solchen Bahnbaue» bemüht, mit dem Erfolg, daß im Jahre 1900 eine Bereinigung von Kolonialfreunden sich bildete, di« zu nächst nur den Lau und Betrieb einer Linie von Viktoria nach Mundame sich zur Aufgabe gestellt balle. Während der Verhand lungen über di« KonzessionSrrtriluag gewann der Gedanke an ein größere« Projekt Raum, und Konsul Ren« erreichte eS in unaus gesetzter Arbeit, daß vor etwa zwei Jahren sich rin Syndikat mit weit reichenden Zielen bildete, da» sofort mit den TrassierungSarbriten beginnen ließ. Al- Ausgangspunkt der Bahn wurde der Seehasen von Duala gewählt und die Trace über den Bomonokrrek nach dem Plateau der Manenaubaberg, bezw. dem Nlonala geführt und vermessen, eine Strecke von etwa 160 Kilometer. Wie er wähnt, gedachte aber da» Syndikat «» bei dieser ersten Strecke, die bereit- den llrwaldgürtel durchbricht, nicht bewenden zu lassen, c- plane vielmehr eine Fortführung der Bahn quer durch Kamerun über den Lenue bi» zum Tschadsee. TI« Tschadseeländer Warrn uns bi« vor kurzem nicht zugänglich. Erst nachdem di» Franzosen dir Reich-aründung RabehS zerschlagen hallen, ging da- Gouvernement an dl« Erkundung de- Gebiet- zwischen Benue und Tschadsee. Zunächst stellte sich berau«, daß gerade der teill'che Teil Bornu- unter RabehS Herrschaft nicht im geringsten gelitten hatte. Rabeb batte diese- Gebiet, in dem er seine HauptstadtDikoa begründet batte, nicht allein grichont, r- vielmehr auch zu beben gemuht. Anderseits aber ergab sich, daß diese- reiche Gebiet wirtschaftlich eher ein Teil de- englischen Nordnigeria al« de« deutschen Schutzgebiet- war. Bon Bola au- wurde e» mit Waren versehr» and dorthin gingen seine Produkte. Mit Adamaoa südlich von Benue war e« nicht bester. Tin Versuch, diesen unliebsamen' Verhältnissen entgegenzuarbeiten, äußerte sich in der Begründung eine- deutschen Posten- in Garua. Gouverneur von Puttkamer tat ein übrig», indem er die englisch« Nigerkompanie zur Errichtung einer Niederlassung in Garua veranlaßt« und dort eine deutsche Zollstation etablierte. Es war das einzige Mittel zur Kontrolle de in- englische Gebiet nun einmal au-müodrnden Handel- und zur Ausnutzung desselben im Interesse der Kolonie. Da» wichtigste Ziel deutscher Kolonialvolitü in Kamerun mußte aber sein, daß der gesamte Handel des Hinterlandes an der deutschen Küste münde, und daß anderseits von der deutschen Küste au- da« Hinterland bi- zu dem großen nordafrikanischen Binnensee mit deutschen Waren versehen werd«. Dieses Ziel läßt sich nur durch eine große, durch Adamaua zum Tschadsee führende Bahn erreichen. Da» Kamerun-Eisenbahnsyndikat hat dementsprechend seine Ent schlüsse ' gefaßt. Das Bahnstück bi- zum Beginn deS Gra-lande-, bi- Bayoug, ist bereits vermessen. Die Wetterführung soll über die Nlonakoberge zunächst nach Bamum gehen. Bamum ist außerordentlich stark bevölkert; der Hauptort Bamum allein mag gegen 30000 Einwohner zählen. Welchen Verlauf die Linie Weller im Norden haben und wo sie den Tschadsee erreichen wird, läßt sich zurzeit nicht sagen; hierüber da» Nötige frstzustellrn, wird die Aufgabe der neuen Expe dition sein, die Konsul Ren^ organisiert. Man hat Grund zu der Annahme, daß in den Gebirgen Adamauas sowohl wie in Man dara nördlich vom Benue abbauwürdige Mineralien sich finden, vor allem Kupfer und Zinu, außerdem ist für Baumwollen, und Tabakkultur das ganze deutsche Tschadseegebiet vortrefflich geeignet. Das Bohnprajekt Küste-Benue-Tschadsee ist durchaus ernsthaft zu betrachten. ES wird alles daran gesetzt werden, um eS zu verwirklichen. Die Namen, die da- Syndikat vereinigt, und die auSsührende Stelle bürgen dafür. Das Projekt ist für unser Schutzgebiet von hervorragender Bedeutung. * Dürre in Deutsch. Tüdwepafrika. Ueber Wasser mangel klagt die letzte eingetroffene Nummer der „Deutsch- Südwestairllanischen Zeitung" vom 24. November. Da» Blatt schreibt: Die Nachrichten über die allenthalben im Lande herr schende Dürre lauten im höchsten Grade traurig. Von zahl reichen Plätzen muffen die Besitzer wegen Wassermangels mit ihrem Vieh wcgziehen. Alles wartet sehnsüchtig auf Regen. Wenn das gesamte Expeditionskorps vereinigt ist end Wasjer- und Weideverhältniffe Operationen in größerem Stil gestatten, beabsichtigt auch Gouverneur Leutwein, sich selbst nach dem Schcniplatze der Unruhen zu begeben. Das Komische Hans in Leipzig. „Wir stehen im Zeichen des Verkehrs". Industrie und Handel verlangen laut und nachdrücklich ihre Rechte, und dem Verkehr fallen mehr und mehr die eigenartigen Züge zum Opfer, die unsere Stätte noch auS früheren Jahr hunderten bewahrten. Wie der frische und gesunde Geist der Nenaissance die Fähigkeit besaß, der einzelnen Stadt schon in ihrer äußeren Erscheinung individuelle Züge zu verleihen, so bringt das Jndustrieleben unserer Gegen wart die Neigung zu einer typisierenden Berallgerneine- rung der Städtebilder mit sich. Was Individuelles noch vorhanden ist, wird mehr und mehr auf die innere Kultur zurückgedrängt, wo es die bescheidene Rolle einer im Ver borgenen blühenden schönen Blume spielt, und wo es für die größere Zahl der Einwohnerschaft so gut wie ver loren ist. So ungefähr steht es auch mit unserer Vater- staüt. Leipzig hat gewiß seine ganz individuelle Kultur, seine weltberühmte Universität, seine Stellung in Musik- unü Theatergeschichte, seinen Buchhandel, seine Bedeutung auf anderen Gebieten des Handels und seine gegenwärtig auskeimende Bedeutung für die bildende Kunst sichern ihm seine Eigenart. Aber die nivellierenden Einflüsie des modernen Verkehrslebens konnten auch an ihm nicht vor übergehen. Leipzig gehört zu den Städten, die sich eines stätpn Wachstums erfreuten, der idyllische Charakter, den es einst trug, ging dabei leider verloren. Ein Kranz von Gärten umschlang viele Jahrzehnte hindurch die Stadt. Der junge Goethe ist in den Briefen an seine Schwester Cornelia^ in denen er Leipziger Eindrücke seiner Stu dentenzeit schildert, voll -es Lobes auf di« Schönheit deS damaligen Pleiße-Athen. In bequemen Wohnhäusern innerhalb dieser Gärten erholte sich di« wohlhabende Kauf mannschaft von den Lasten des Geschäftslebens, und nicht selten sind diese Villen zu Stätten geworden, wo nach den großen Vorbildern aus der Zeit der Renaissance vornehme Lebensweise und schöne Künste in gleichem Maße gepflegt wurden. Wir denken dabei an das „Römische HauS", daS in den Jahren 1822—93 von dem Doktor der Rechte Her mann Härtel erbaut wurde, der feit 1835 Inhaber der nun weltbekannten Berlagsfirma Breitkopf L Härtel gewesen ist. Sehen wir uns heute um nach dem lieblichen Stadt idyll von ehemals, so gewahren wir mit Bedauern, baß von all der Schönheit nicht viel mehr übrig geblieben ist» als die Namen einiger Straßen. Ein Fremder, der durch LzermakS Garten geht, wird sich vergeben- nach dem „Garten" umsehen; LeymannS Garten hat gerade eben erst einem modernen Häuserviertel Platz gemacht, und der Rest von HärtelS Garten mit dem römischen Hause wird in den nächsten Tagen schon den Bedürfnissen der Groß stadt zum Opfer fallen. Der wachsende Verkehr verlangt unabweisbar eine Verlängerung der Härtelstraße nach dem PeterSsteinwege hin, und die längst durch hohe Nach, barbautcn eingeengte einstige Stätte idealer Kunstpflege und vornehmer Lebensfreude wird vom Erdboden ver schwinden. Das ist um so bedauerlicher, nicht nur, weil un» dadurch ein HauS verloren geht, wo noch lange nach Goethes Tode etwas von dem Geiste unsere» größten Humanisten nachhallte, sondern weil zugleich mit diesen Mauern auch FreSken von Friedrich Preller und Bonaventura Genellt der Zerstörung anheimfallen wer den, die dem Gebäude eine bleibende Stellung in der Kunstgeschichte sicherten und die leider auf einer so dünnen GtuckschiiÄ sitzen, daß an ihre Erhaltung durch Abnahmr dieser Schicht, wohl kaum zu denken sein wird. Professor vr. Julius Bogel, der schon in einigen Bortrügen auf die Bedeutung -es römischen Hauses im Rahmen der Leipziger Kunstverhültrriffe hingewiesen und für dessen Erhaltung gesprochen hat, nahm sich abermals de» zum Abbruche bestimmten Bauwerkes an, und hat in einer vortrefflichen, bei Breitkopf L Härtel erschienenen reich illustrierten Monographie die Entstehung deS Baue- geschildert. In einigen knappen, aber prägnanten Ka piteln spricht er von dem „Hause", von „Hermann Härtel", „Bonaventura Genelli", „Friedrich Preller", „Joseph Anton Koch", ,Moldemar Hermann", und von den „spä tere» Schicksalen deS Hauses". Alle erreichbaren Quellen hat der Verfasser zu seiner Darstellung herangezogen und jedem Stoffe seine besonders interessante Seite abzuge winnen gewußt. So ist in der Schilderung des Verhält- niffeS zwischen Härtel und Genelli, daS gerichtliche Nach spiel, -aS sich an Genellis Tätigkeit im römischen Hause knüpfte, streng objektiv dargestellt und in dem Kapitel Über Preller sind die Ausführungen, wie weit Goethe Friedrich Preller für seine Odysseelandschaften beeinflußt haben mochte, äußerst anregend. DaS Hauptsächlichste über die Entstehung deS Hause- enthalten aber die Kapitel „daS HauS" und „Hermann Härtel". Dieser, ein Mann voller Begeisterung für das antike Schönheitsideal, mochte wohl während einer italienischen Reise, angesichts der Denk mäler der Antike und der Renaissance, den Entschluß ge faßt haben, sich ein Heim zu erbauen, in dem die bildenden Künste das ihre zu einem freudigen Genüsse des Lebens beitragen sollten. In Rom mag sein Verlangen nach einem derartigen Besitze besonder- angeregt worden sein, ttltd vielleicht haben wir in der Farnesina, die valdaflure Peruzzi für Aostino Chigi erbaute un- die Raffael mit seinen unvergänglichen Darstellungen aus dem Leben der Psyche schmückte, das Vorbild z» sehen, das Härtel bei seinen Wünschen bestimmend beeinflußte. In einer Schenke auf der Piazza Barberint lernte er den schon greisen Joseph Anton Koch, die beide« noch jüngeren Maker Preller und Genelli und den noch ganz jugendlichen Archi tekten Voldemar Hermann au» Dresden kennen, der später da» „römisch« HauS" erbaute. Koch war damals der vornehmste Vertreter deutscher Kunst in Rom, seine heroischen Landschaften wurden erst später von Preller übertroffen. Genelli stand in dem genialen Schwünge der Linie, in dem Ebenmaße und in der Schönheit seiner Jdealmenschen, in der edlen Ruhe seiner Komposition ohne Gleichen da. Die alle hatten nicht- gemein mit der Re- ligionSmalerei, wie sie damals die sogenannten Nazarener in Deutschland pflegten, sie waren durchdrungen von dem SchönheitSgehalte der antiken Welt, sie waren nicht Nach treter, sondern gesunde persönliche Erneuerer der Antike, ihre Kunst war eine Renaissance — allerdings nur in dem engen Kreise einiger Freunde. Härtel paßte vortrefflich in ihren KreiS, bei ihnen fand er, was er suchte, Schönheit, Schwung, Tiefe und Gesundheit. Schon in Rom wurden verschiedene Abmachungen getroffen, und als 1888 La» HauS unter Dach gestanden, da kamen Preller und Genelli und begaben sich an die Arbeit. Der betagte Koch konnte sich nicht entschließen zu einer Reise nach Deutschland, und begnügte sich damit, seine Entwürfe (Aquarelle) etnzu- senden. DaS HauS zeigt die Formen der Hochrenaissance, wie sie überall in Italien vorkommen, und di« Bezeichnung „römisches HauS" will nicht einen ausgesprochen römischen BautypuS Hinweisen. Veranlassung -u dieser Benennung hat vielleicht eine gewisse AehnlichkeÜ mit der Farnesina gegeben die im Aufrisse zu Tage tritt, während diese beiden Gebäude tm Grundrisse vollkommen von ein ander abweichen. Die Hauptfront de» römischen Hause» mit je einer Loggia im Erdgeschosse und im Oberstocke, liegt nach -em Peterssteimveg hin, eine zweite mit neun Fenstern in der Front nach dem Garten. Für die Loggia de» Oberstockes war ein KreSkenschmuck, Grotesken in der Art der Loggien tm Vatikan, vorgesehen, die der Dres dener Maler Karl Peschel auSfllhrte. Der Haupteingang liegt nach dem Peterssteinweg. Den großen Saal diesem Eingänge gegenüber sollte Genelli bemalen, die beiden kleineren, rechts und links anstoßenden Säle Preller uw- Koch. Der erstere hat seine sieben Landschaften zur Odyssee vollendet, Genelli dagegen hat nur zehn ZwickelbULer ansgeführt. ES stellte sich heraus, daß seine Gemälde auf der Wand anders wirkten al» auf den Kartons, er war in der Hauptsache Zeichner und mochte bald zu der Ueber» zeugung gekommen sein, daß seine FreSkotechnik der Auf gabe, die er sich gestellt, nicht gewachsen war. Er verlor die Lust an der Arbeit und seine Hauptentwürfe blieben unausgeführt. Damit fielen auch die schönsten Hoffnungen Härtels in sich zusammen, dessen Hau», wenn eS nach seinen Wünschen hätte vollendet werden können, in dem damaligen, an bildender Kunst so armen Deutschland, zu einer Stätte von hoher künstlerischer Bedeutung ge- worden wäre. Die Tage, Lie das kaum 70 Jahre alte Gebäude noch zu stehen hat, sind gezählt, indessen ist ihm in der genannten Publikation Professor Vogels ein würdige» Denkmal ge- setzt worden. Den erschöpfenden textlichen Ausführungen ist eine Anzahl von Illustrationen beigesellt — 12 ganz vortreffliche Lichtdrucktafeln auS der Firma Sinsel L Eie. und 26 Abbildungen im Texte, die die sieben Landschaften PrellerS, die sieben nicht zur Ausführung gekommenen Landschaften von I. A. Koch, einiges von Genelli, Ge samtansichten und Innenarchitektur wiedergeben. Die dankenswerte Arbeit ist mit wissenschaftlicher Präzision durchgeführt, aber gemeinverständlich geschrieben, und sie sollte bei der Bedeutung, die der behandelt« Gegenstand für unsere einheimischen Kunstverhältnisse besitzt, in der Bibliothek keiner vornehmen Leipziger Familie fehlen. vr. Ludwig Web er. vermischtes. ---- Klcinholle« (Hannover), 2. Januar. (Telegr.) Gestern hat ein junger Mann von 21 Jahren «amenS Poppen seinen 60 Jahr« alten Vater erschossen. ---- Göttingen, 2. Januar. In der Sylvesternacht wurde der Sobn de» Gemeindediener» Rösch iu Catlenburg erstochen. Der Täter ist verhaftet worden. — Schvamünzach (Württemberg), 2. Januar. (Tele gramm.) Am Silvesterabend ereignete sich hier iw Gasthof zum goldenen Ochsen eine Acetylen explosion, wodurch das HauS schwer beschädigt und teilweise zerstört wurde. Der Besitzer und seine 24jährige Tochter trugen schwere Verletzungen davon. Die Tochter ist bereit- gestorben und am Aufkommen de» Besitzer» wird gezweifelt. — Vern, 2. Januar. In Bouveret am Genfer See fand man den italienischen Baron Meneralde mit seiner Frau tot im Hotelzimmer. Offenbar liegt ein Unfall vor infolge Vergiftung durch Kohlenga». Der Mann lag im Bette, die Frau waar aus dem Fußboden zusammen gesunken, al» sie da« Fenster öffneu wollt«. (Boff. Ztg.) vr. SuIUiiß-IlldalLUoll. 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