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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040109013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904010901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904010901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-09
- Monat1904-01
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Tabellarischer und ^issernsatz entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 (exct. Porto). Ertra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Posibeiörderung 60.—, mit Postbesürderung 70.—. Ännaßmelchlub für Änreiyen: Adenl «Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an di» Erpedttlvn zu richten. Die Erpedltion ist wochentags ununterbrochen geösjuet von srüh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Nr. 14 Sonnabend den 9. Januar 1904. 88. Jahrgang. Var Wichtigste vom rage. * Die Angaben über neue Uniformände- rungcn großen Stils werben offiziös als aus „gröblicher Mystifikation" beruhend bezeichnet. * Ter nach den Besch üssen dcS Bundesrats fertig gestellte Gesetzentwurf, bctr. die Kaufmanns gerichte, wird von der „Nordd. Aüg. Ztg." ver össeutlicht. * Der klerikal-elsässische Reichstags- abgeordnete Delsor wurde aus Frankreich ausgewiesen. * In Korea droht ein MilttSraufstand; die Gesandtschaften werden von Marinetruppcn bewacht; die russische Antwortnote wird von der japanischen Negierung geheim gehalten. Ein entscheidender Schritt ist noch von keiner Seite erfolgt. Vie WadlrecdtzvsrrchlSge »er Regierung. „WaS man nickt weiß, das eben brauckte man, und WaS man weiß, kann man nicht brauchen". Sollte nicht dieser Satz dem Verfasser der den sächsischen LandtagSabgeortneten unmittelbar vor Schluß ihrer Ferien zngegangenen Denkschrift der königl. StaatSregierung über daS Wahlrecht der Zweiten Kammer vorgeschwebt haben, als er seinen letzten Satz schrieb? Fast scheint es so und ein Wunder wäre es nicht. Empfehlenswerte Vorbilder sür ein durchaus gerechtes und zweckmäßiges Landtagswablreckt gibt es nicht und das Königreich Lachsen würde bei seinen ganz eigenartigen Bevölkerungsverhältnissen selbst das schönste Vorbild nicht ein'ach nackabmcn dürfen, ohne einen Fehler zu begehen. Was aber auch der Verfasser nach Erledigung seiner Aufgabe gedacht haben mag: Das Zeugnis wird ihm von keiner Seite versagt werden dürfen, daß er höchst wertvolles Material fleißig zusammengetragen und die außerordentliche Schwierigkeit einer glücklichen Lösung der sächsischen Wahl- rechlSsrage überzeugend nachg wiesen bat. DaS Hauptinteresse an der Denkschrift, die in 12 Abschnitte zerfällt, konzentriert sich für jetzt auf den letzten dieser Ab schnitte, dessen Ueberschrift lautet: „Die Regierungsvor schläge." Ehe wir aber auf diese eingehen, sei ein ganz kurzer Abriß über die bisher sür die Wahlen zur Zweiten Kammer geltenden Wahlrechte gegeben. Di« Verfassung vom Jahre 1831 sagte im H 88, daß die Zweite Kammer bestehen sollte aus 1) 20 Abgeordneten der Rittergutsbesitzer, 2) 25 Abgeordneten der Städte, 3) 2K Abgeordneten des Bauernstandes und 4) k Vertretern de» Handels und Fabrikwesens. Sacksen besaß somit, als es in die Reihe der Ver- fasiungsstaaten eintrat, eine im wesentlichen ständische Volksvertretung. Nur die Rittergutsbesitzer wählten direkt, die Städte, der Bauern-, der Handels- und Fabrikantenstand aber indirelt (durch Wahlmänner). DaS damalige Wahl system bUeb mit ter einzigen Abänderung, daß die Zahl der Vertreter des Handels- und Fabrikwesens von 5 auf 10 er höbt wurde (Gesetz vom 10. Oktober I8K1) bis zum Jahre 1868 in Kraft- Nachdem Sachsen in den Nord deutschen Bund eingetreten war und die ersten Wahlen für den Reichstag auf Grund des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechtes stattgesunden hatten, erhob sich ein allgemeines Verlangen nach Beseitigung der ständischen Vertretung. Es kamen die Verfassungsänderung und das Wahlgesetz vom 3. Dezember 1868 zu stände. Die ständische Vertretung wurde abgclöst durch eine städtische und länd liche, wobei man die Zahl der Abgeordneten (80) beibehielt und den Städten 3k, rem Lande 4K Vertreter gab. DaS Wahlrecht war ein allgemeines, gleiches und direktes, lediglich beschränkt durch den sogenannten ThalercensuS. Die Zahl d«r städtischen Vertreter wurde durch Gesetz vom 20. April 1802 von 3K auf 37 erhöbt, das Wahlrecht erfuhr aber erst durch daS Gesetz vom 28. März 18'36 mit der Einführung des sog. DreitlassenwahlrechtS eine durchgreifende Aendcrung. Schon bei Beratung dieses neuen Wahlrechts wurden sowohl von der Negierung, als auch von Vertretern der Parteien der Ansicht Ausdruck gegeben, daß e» sich nur um einen Notbehelf, um ein interimistifcheS Gesetz, handeln könnte und daß die gewonnene Zeit dazu dienen sollte, ein Wablreckt zu finden und zu schassen, wie es der Gerechtigleit am meisten entspreche und der Wohlfahrt de» Lande- am ersprießlichsten sei. Bekanntlich hat sich mit dieser schwierigen Aufgabe di« Regierung nicht nur allein, sondern auch in Besprechungen mit Vertrauensmännern beschäftigt, aber das Resultat dieser Bemühungen ist nicht ein Gesetzentwurf, sondern nur ein« Denkschrift mit „Regierung-Vorschlägen". Schon hieraus ergibt sich, daß die Regierung sich bewußt ist, nur Anregung und Material zur möglichst vollkommene« Lösung der gewaltigen Aufgabe, nicht aber diese Lösung selbst zu geben. Und darin lönnen wir ihr nur beipflichten. Zur Begründung unsrer Ansicht müssen wir die Regierungsvorichläge hier kurz rekapitulieren. Nach diesen würde die II. Kammer künftig bestehen ans 48 Abgeordneten, die von allen in drei Klassen eingeteilten Wahlberechtigten gesondert, aber auf direltem Wege gewählt werden, und aus 35 Abgeordneten, die von Angehörigen de» Landwirtschaft»-, des Handels- und des Gewerbestande» zu wählen sind Diese letzteren sollen also, wie ohne weiteres einleuchtet, ein doppeltes Wahlrecht haben. Für die Einräumung eines solchen Wahlrecht- von weittragendster Bedeutung «denn es ist noch viel gewichtiger al» da- sogenannte Pluralwahlrecht) fehlt eS an jedem Grunde. Ja der Denkschrift wird zwar angeführt, daß den hiernach besonders vertretenen drei Produktivständen voll« 87 Pro;, der Bevölkerung» also nahezu */», angeboren, aber zu dieser Prozentzisfer gelangt man doch nur dadurch, daß man Angestellte und Arbeiter den Unternehmern zu rechnet. Da» Verhältnis wird sckon anders, wenn man die ganze Zahl der Wähler betrachtet. Diele beläuft sich auf rund 637 000. Hiervon sollen 219 000 ein doppelte» Wahlrecht haben, 438 000 aber nicht. Die Regierung fühlt sich selbst einem kleinen Teile dieser 438 000 Wähler, nämlich den „Gebildeten" gegenüber, in einer gewissen Verlegenheit. Sie sagt in der Denkschrift, daß die Zahl der Aerzte, Geistlichen, Lehrer usw. zu klein sei, um mit ihnen einen besonderen Wählerstand zu bilden, bez. würde die Zahl der Vertreter, die auf sie entfiele, zu gering sein. Da- ist ja an sich, äußerlich be- tracktet, gewiß richtig, aber sür die Verleihung des doppelten Wahlrechts an Landwivtv, Handels- und Gewerbetreibende läßt sich daraus gewiß kein Grund herleiten. Nun sucht zwar die Negierung den eben erwähnten „Ge bildeten", soweit ein gewisser Grad der Bildung erkennbar ist, ein Aeguivalent zu bieten. Es sollen bei den obenerwähnten allgemeinen Wahlen diejenigen, die ein abgeschlossenes Hochschulstudium hinter sich haben, zur ersten Wähler abteilung und diejenigen, die die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligendienste erworben haben, zur zweiten Wählerabteilung gehören, gleichviel ob sie ihrer Steuerleistung nach zu diesen Abteilungen zählen würden. Wir haben dazu nur zu bemerken, daß das lediglich ein Aeguivalent gegenüber dem Besitz oder gegenüber dem zufälligen höheren Einkommen anderer wäre. Das doppelte Wahlrecht der anderen drei Stände würde ein ungleich wert volleres Staatsbürgerrecht einschließen. Und sind wir auch weit davon entfernt, die erlangte Schul- und Hochschul bildung zu hoch einzuschätzen — dem Betriebe von Land wirtschaft, Handel und Gewerbe ist sie doch wohl gleichwertig. Das doppelte Wahlrecht, wie eS im Regierun.zs- vorscklage enthalten ist, wird also einen Stein des Anstoßes für die große Mehrheit der Abgeordneten bilden. Aber eine so geschaffene Kammer würde noch eine andere Gefahr in sich bergen. Durch ein solches Wahlrecht würbe nämlich ein Parlament im Parlamente entstehen. Man denke nur den Fall, die 35 berufs- ständiscken Abgeordneten würden in manchen Dingen, und vielleickt gerade bei Berufsinteressen, die ja oft recht einheitlicher Art sind, von den anderen 48 Abgeordneten überstimmt —, würden dann nicht die berufsständischcn Abgeordneten hierüber ein Geschrei durch das Land ertönen lassen? Und würde bei gegenseitigem Nivali- sieren vielleicht Ersprießliche» herau-kommen? Dazu die ganze Zusammensetzung der Kammer: In der III. Ab teilung voraussichtlich 16 Sozialdemokraten, die II. und I. Abteilung senden 32 Vertreter der politischen bürgerlichen Parteien und hierzu 35 berufsständische Abgeordnete — ist das eine Perspektive, die verlockend wirken könnte? Wir können daher nicht wünschen, daß die Regierungs vorschläge Gesetz werden. Aber das scheint auch die Re gierung selbst weder zu erwarten, noch zu wünschen, denn sie richtet in der Denkschrift wiederholt das dringende Er suchen an alle, die bessere Vorschläge machen zu können glauben, mit diesen nicht zurückzuhalten. Zunächst ist es die Zweite Kammer, die diesem Ersuchen zu entsprechen bat. Mochte in ibr nicht nur der Mann sich finden, den augen scheinlich selbst die Negierung ersehnt, sondern auch die Mehrheit, die ihm folgt. Deutsches Reich. * Berlin, 8. Januar. * Voruntersuchung oder Ha»pt»erha»dl»ng? Die ge- plante Reform de- Strafprozesse» laßt eine unbcschrcib- lichc Fülle von BcrbcsserungLvorschlägcn auftauchcn, woS jedenfalls ein Beweis dafür ist, daß die Strafprozeß ordnung in der Tat sehr reformbedürftig ist. Noben manchen sehr zweckmäßigen Borfchlägen laufen natürlich auch solche einher, die zwar BerSnderungen, aber keine Verbesserungen de» gegenwärtigen Zustande» bedeuten würden. Zu den letztere» müchten «tr eine» Vorschlag zählen, der in der demnächst erscheinenden Nummer der Zettschrift „Das Recht" gemacht wird. Die Voraus setzung, von der der Vorschlag ausgcht, ist allerdings zu treffend: die große Rejormbeüürffigkeit der Vor untersuchung in Strafsachen. T^s gesamte Ver fahren ist zur Zeit so mangelhaft, daß schon dadurch die verhältnismäßig große Zahi der Kreiiprechungen erklärt wird. Wäre das Vorverfahren gründlicher, so würde das Hauptverfahren nur dann eröffnet werden, wenn die Schuld des Angel.agten nach menschlichem Ermessen fest stände. Ene ganz andere Frage aber ist es, ob die größere Grundtichkeit des Verfahrens an die Bedingung geknüpft wird, daß die Hauptverhandlung zur Bedeutungslosigkeit herabgedrückt werden soll. Dies würde ge cheheir» wenn der im „Recht" ent.-altenc Vorschlag in die Praxis übersetzt würde. Danach soll die Voruntersuchung von einer mit drei Richtern be setzten Kammer geführt und dem Angeklagten ein Verteidiger bestellt werden, wenn er sich nicht se.bst einen gewählt hat. Verteidigung und Staatsanwaltschat sollen bei jeder Vernehmung des Angeklagten zugezogeu werden und auch die Vewetsverhandlungcu sollen in Gegenwart der Prozeßparteien stattsinden. Tie Vernehmung der Zeugen und der Sachverständigen soll eine eidliche sein. Je nach dem Ergebnisse der Ver handlungen soll von der Untcrsuchungskammer entweder die Einstellung des Verfahrens oder die Verweisung an da- erkennende Gericht beschlossen werden: dieser Be sch uß ist mit Gründen zu versehen. Bei der Haupt- Verhandlung vor dem erkennenden Gerichte soll eine Beweisaufnahme nicht stattfinden, w"bl aber soll eine Verlesung ler Protokolle über tie in der Vorunür- suchung ausgenommenen Beweise stattsinden können. Die gegenwärtige Bedeutung von Voruntersuchung und Hauptverhandlung würde durch d csen Vvrch'agl voll kommen auf den Kops gestellt. Es ist ja sehr schön, wenn in dem Vorschläge gesagt wird: „Tas Gericht entscheidet nach seiner freien U e b e r z e u g u n g. ohne durch die Ergebnisse des Vvruntersnchnng?v.rsahrcns gebunden zu sein", aber wir möchten wohl w sscn, wie das erkennend: (bricht sich die e Ueberzcugung ver chassen soll, wenn cs nicht selbst die Zeugen vor sich sieht und wenn die Protokolle der Voruntersuchung infolgedessen un bedingte Geltung haben. Die Verweisung an das er kennende Gericht würde unter solche» Umständen in 09 von 100 Fällen mit der Verurteilung gleichbedeutend sein und die selbständige Tätigkeit des erkennenden Ge- richtcs würde im wesent ichen nur in der Festsetzung des Strafmaßes bestehen. Damit würde aber auch das für das VolkSompfinden so wichtige Prinzip der Oeffentlichkeit im Strafverfahren einen starken Stoß erleiden, denn je bedeutungsloser die Hauptverhand- lung ist, desto bedentnngSloscr wird naturgemäß gleich zeitig die Oeffentlichkcit in derselben. Das Schwer gewicht würde eben in der Voruntersuchung liegen die außerhalb der Oeffentlichkeit stattfände. Nein, mir sind vollkommen mit einer gründlichen Ver besserung des Untersuchnng^erlabrens einverstanden, ober wir wünschen uns diese Verbesserung keineswegs in Verbindung mit einer Herabdrückung der Bedeutung der Hauptverhandlung. * Aussperrungen infolge unerlaubter Maifeier. Neber die am 2. Mai 1903 wegen unerlaubter Mai- feier erfolgten Ausschließungen von der Arbeit enthält das letzte reichsstatisti'che Viertelt »hrshZi Angaben, denen unter Vergleich mit denen für 1 02 der „Voss. Ztg." zufolge zu entnehmen ist, daß die Zahi der Ausschließungen und der ausgeschlossenen Personen abgenvurmen hat, wogegen dte Zahl der von der Aue- schtießung betroffenen Betriebe und die Tauer der Aus schließung gestiegen sind. Es erfolgten im Teutchen Reiche 25 Ausschließungen gegen 29 im Jahre 1902. Tie niesten betrafen Bauarbeiter ilO» und Sieinmetzen iiff. Bon den Ausschließungen sind 190 Betriebe betroffen gegen nur Kl im Jahre 1902. Tie AuS chließungen der Bau- Unternehmungen in Magdeburg, Bremerhaven und Bremen umfaßten 61, 50 und 23 Betriebe mit 2070, 1520 und 873 Arbeitern. Im ganzen waren in den von den Aussperrungen betroffenen Betrieben 10 700 Arbe ter bc- schäftigt gegen 14 023 im Jahre 1902, darunter 1779 «2227s unter 21 Jahre alte. Die Höchstzahl der gleichzeitig ans- geschlossenen Personen mar am grüßten mit 1102 Per vue» beim Maschinen- und Schiffsbau in Lübeck; dann sollen die Bauuntcrnehmung in Magdeburg mit 570, die Stein hauerei in Hamburg mit 352, die Bauuuternehmnug in Bremen nnt 335 und die in Bremerhaven mit .800 Per sonen. Währen- im Jahre 1902 keine Aussperrung länge» als 14 Tage dauerte, dehnte sie sich im Jabre 1903 bei den Strinmeyge'chästen in Chemnitz, Hilbersdorf und Flöha auf 23 Tage und bei der Kunstmöbeltischlcret in Mockau sogar auf 28 Tage aus. * Der Kaiser hatte gestern nachmittag in Berlin mit dem Reichskanzler Grafen v. Bülow eine Unter redung in dessen Palais und kehrte dann nach dem Neuen Palais bei Potsdam zurück. — Heute vormittag empfing der Kaiser den Bildhauer Professor Haverkamp im Beisein des Kultusministers Ur. Stiidt. * Keine Uniformändcrnngen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Tic Oeffentlichkeit wurde durch Angaben beunruhigt, welche die „Kölnische Zeitung" unter Be rufung auf militärische Kreise über Uniformändcrungen, urrL Wvar über die Einführung einer neuen Grund farbe für die Waffenröcke, Ersatz der Feld binde Lurch die U e b e r s ch n a l l k o p p e l, An bringung von Abzeichen des Dienstgrades aus dein Aermel und Vertauschung der grauen Litewka durch eine grau grüne, machte. Wir stellen fest, daß hier eine gröb liche Mystifikation vorliegt. Dte Angaben sind in allen Einzelheiten erfunden. ES ist bedauerlich, daß ein ernstes Blatt solche falschen Gerüchte über angebliche Entschließungen von höchster Stelle ohne genaue Prüfung aufnahm. — Prinz Eitel Friedrich von Preußen ist zur Wiederaufnahme seiner Studien nach Bonn zurückgekrhrt. — Eine Aorreipondenz hatte behauptet, Miquel sei 18V4 «in eifriger Befürworter de» Scherl sch«n Spar sh ste ms gewesen; dazu schreibt die „Staatsbürgerzeitung": „Wir wissen aus eigener Erfahrung, daß dies nicht richtig ist. ißeiviß hat Herr von Miquel mit Scherl und seinen Leuten wiederholt über das genannte System verhandelt, aber nicht etwa, um eS einzuführen. — Bei der gestrigen Neuwahl ^eS B-rliner Stadt verordnete »vor st an des wurden die Sozialdemo kraten zu keinem Anne gewählt. L a n g r h a n s wurde als Borsitzender einstimmig iviedergewäblt. ^ei der Wahl des Stellvertreters des Vorsitzenden brachte Singer auf 31 Stimmen gegen Michclet mir 01. Sozialdemokrat Borg mann fiel bei der Wahl der Beisitzer und Belsitzerjlellvertleter durch. — Berghauptmann Vogel-Breslau übernimmt das Obcrbcrgami Bonn, Geh. Bergrat Hilger-Saar- brücken ist zum Bcrghauprmann in Breslau ernannt worden. Bergrai Jäschke-Habrze ist als Vortragender Rat in das preußische Handelömuiislenum derufen worden. — Der Verlag Viia. bei dem der Roman „Jena oder sedan?" von Bcyerlein erschienen ist, Hal, wie bereits mirgercilt, die „Hamburger Nachrichten" verklagt. Cs war die Meinung entstanden, daß die Klage gegen die rn jenem Blatte geübte Kritik gerichtet sei. Nun schreibt daö ermähnte VcrlagshauS der „Deutschen Tageszeitung", dies sei nicht der Fall. Klage sei deshalb erhoben worden, weil die „.Hamburger Nachrichten" die Behauptung ausgestellt Härten, der Verlag sei durch Geld aus der sozialdemo kratischen Partei lasse in die Lage versetzt worden, das Buch nunmehr in billiger Ausgabe erscheinen zu lassen. — Boi dem beendeten Taxameterkutscher- Streik mußten nach Angaben eines Slreiksührers täglich mindestens 3000 aufgebracht werden zur Deckung der Unter stützungen, und 500 gingen nur ein. Als unterstützungs bedürftig harten sich eingczeichnet 1160 Kutscher, davon waren 596 nnorganisiert. Die Kasse ist erschöpft, der Ausstand hat mehr als 30 000 verschlungen. * Im Kreise Schrrda wurde zum Ersatz« für den ver storbenen Abg. o. Glebvcki der Rentner Lewan dowski als Neichstagskandidat und der Rcichstagsabg. KorfantyalsLandtagSkandtdat ausgestellt. Beide gehören der polnischen Volks partei an. * Krefeld, 8. Januar. Der Kaiser ließ durch das Kricgc'ministerinm die Mitteilung hierher gelangen, daß die von ihm versprochene Verlegung des Düssel dorfer Husarcnregiments hierher erst April 1006 erso ge. * In Eschwcgc-Schmalkaldcn haben eS die A n t i s e - miten mit der Aw stellung ihres Kandidaten für die im Wahlkreise Eschwegc-Lchmalkalden durch die Affäre Sen- both notwendig gewordene Ersatzwahl ganz besonders eilig. Die Liebermann v. Sonnenbergschen Deut ch- fvzialen, die dort den Besitzstand der Ant kemiten sür sich in An pruch nehmen, haben bereits den früheren Abgeord neten Raab, der bei der Hauptwabl in Flensburg -en» Sozialdemokraten unterlag, als Kandidaten normiert und sich die Unterstützung der im Wahlkreise nicht ganz nnbe- dentend vertretenen Ehr ftlich ozialen sür diele Kandidatur gesichert. — Die „Freis. Ztg." teilt mit, die Partei leitung der freisinnigen Volk spartet habe dem bisherigen Vertreter des Kreises, Seyboth, die Deckung der W a h l u n k o st e n nicht ange onnen. Aus dem Zcntralsonds der freisinnigen Volkspartei lei viel mehr gerade der Wahlkreis E chwege-Schmalkalden vor anderen Wahlkreisen nnterstützt worden, und zwar vor den Wahlen durch sieben Barsendungen un außerdem durch Uebernahme aller Kosten, welche durch Redner und Agitatoren von außerhalb entstanden fe'en. Das wird 'chon stimmen, aber für den Kand Laten selbst werden eben immer noch genug persönliche Aufwendungen nötig gewesen sein. (-) Ttraszbnrg t. v!., 8. Januar. (Telegramm/, Der NeickStagSabgeordnete Delsor, der der klerikalen elsässischen Landespartei angebört, wurde dem „Elsässischen Boten" zufolge gestern abend, als er in Lune- ville beabsichtigte, einen religiös-sozialen Vortrag im BereinSkause zu halten, durch Verfügung des Präfekten von Nancy wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit aus Frankreich auögewiesen. (Augenblicklich scheint also im offiziellen Frankreich die Nevancheidee hinter den» Kampfe gegen den KlerikaliSmuS zurückstehen zu muffen. Red.) * München, 7. Januar. Gegen den Reform katholizismus wird von ultramontaner Seite ständig mit den unlautersten Mitteln gearbeitet. Jetzt hat ein Beleidignngsprozcß ergeben, daß ein Mitarbeiter des Münchener offiziellen Zentrumsorgans sich in eine Jnter- essentcnversammlung des reformkatholsschen „20 Jahr hunderts" als Freund jener Bewegung einge chmnggelt und dann seinem Organ einen gröblich entstellten Bor cht gebracht hatte. Unter den Zeugen be andcn sich theo logische Professoren aus Würzburg und Wien, die sich über daö Vorkommnis in sehr bitterer Wei c äußerten. Unsere einheimische ZcntruinSprosse braucht sich nach ihren taktischen Grundsätzen durch dieses Urteil allerdings nicht anfcchtcn zu lassen. — Ter Abgeordnete I>r. Hei m teilt im „Bayerischen Kurier" mit, daß er am 8. Januar in der Abgeordnetenkammer die Antwort auf die Angriffe des Abgeordneten Ur. Gäch geben werde. Hoffentlich werde Herr Ur. Gack zugegen sein. Und „hoffcnti-ch" wird Herr Ur. Heim diesmal mehr bieten als Schimpfwort«?! — Ter Re chStogsabgeordnete Professor Freiherr v. Herkling ans München befindet sich znr Zeit in Nom. Zn der an die-e Reise geknüpften Meldung des „Osscrvatore Cattokieo", Freiherr v. Hertling stehe mit dem Vatikan in Bcrixindlung wegen eines Nach folgers des amtsmüden bäuerischen Geandt.n zzrcilxrrn v. Getto, schreibt man der „Allgemeinen Zeitung": Diese Ausstreuung iü haltlos. Freiherr v. Cetto ist nicht amtS- müdc und noch weniger ist die bayerische Regierung irgendwie mit ihrem Vertreter beim Vatikan unzufrieden. Im Gegenteil besteht, wie uns von zuständiger Seite be- stätigt wird, der Wunsch, daß Freiherr v. Cetto in seinem mit großem Geschick geführten Amte noch lange walten möge.
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