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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904011601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904011601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-16
- Monat1904-01
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Reklamen unter dem Redaklionsstrich <4 gespalten) 75 A, vor den Familiennack^ richten »6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ztssernsatz entsprechend Küher. — Gebühren für Nachweisungen und Osserteiiannahme 25 lexcl. Portos Ertra-Bettasen (gesalzt», nur mit der Morgen Ausgabe, ohne Postbrförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. ^unahmeschluß für Änztigeu: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Anjeigen sind stets au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sonnabend den 16. Januar 1904. 88. Jahrgang. Var lvicdtigrte vom Lage. * Der gestern in Eharlotlcnburg verstorbene frühere ReichSgerichtSpräsidenl I)r. von Lehi sch la eger, Exeellenz, wird kommenden Montag, den 18. Januar, nachmittags 2 Ubr auf dem Südfriedkofe in Leipzig beigeseyt. * Den Posener polnischen Gymnasiasten wurde unter Androhung strenger Strafen der Besuch der jeden Sonntag stattfindenden polnischen, sog. populärwissen schaftlichen, Borträge verboten. * Der Alterspräsident des preußischen Abgeordneten ¬ hauses, Rentner Schaffner, ist aus Die; an der Lahn in Berlin eiugetroffen. * Die Besserung im Befinden ter früheren Königin von Hannover hält an. * Beim Neujabröeinpfang in Petersburg sprach ter Aar dem japanischen Gesandten gegenüber in herrlichster Weise die unerschütterliche Hoffnung aus, ratz der Friede erhalten bleiben werde. * Die Pforte sucht neuerdings die Reformaktien der Mächte zu verzögern. Lotterittpirl unck VMriörenlum. ich. Da» Scherlsche Prämiensparsystem, das nicht bloß in Preußen, sondern darüber lfinaus im ganzen Reiche so viel Staub aufgenfirbclt har, ist verschoben — bis zu den griechischen Kalenden, wie ein Teil der Presse annimmt, bis zu „günstigeren" Zeiten, wie ei» anderer meint. Offiziös will man nicht Wort haben, daß der Berfuch, den Spartrieb durch Lottospiel anfzustachcln. endgültig ab getan sei. Aber jedenfalls werde»! günstigere Zeiten für diesen Versuch so bald nnd so leicht nicht kommen. Ohne den unruhigen, aber erfinderischen Kops seines Urhebers wäre das nach Herrn Scherl genannte Prämiensparsnsteul von vornherein ein totgeborenes Kind gewesen. Die Berliner Zcitungswelt atmet vorläufig mit Recht auf. Es kommt dabei allerlei zusammen, nm dem erfolg reichen Konkurrenten, der seine Kreise lm deutschen Blätterwalde immer weiter zieht, eine Niederlage zu gönnen. Das braucht uns hier nicht weiter zu kümmern, wohl aber muß man sich fragen, wie es mit dem Scherl- schen Lparsystem überhaupt so weit kommen tonnte. Denn nach der offiziösen Mitteilung stand tms Sustem nnmittcl- bar vor seiner Verwirklichung: waren doch die Verträge zur Sicherung der rechtlichen Grundlagen des Systems schon abgeschlossen. Ja, noch mehr: auS der ganzen .Fassung des offiziösen Evmmuniquös geht hervor, daß die preußischen Minister noch setzt dem sortschwimmcnden Felle eine ehrliche Träne nachwcincn. Wie ist das möglich? fragt man sich unwillkürlich. Denn das Pramicnsparsysleu» ist an sich so vlump erfunden und anfechtbar, daß wirklich nur ein recht mittelmäßiges Urteilsvermögen dazu gehört, um seine zahlreichen Schwächen herauSzusinden. lieber manche Einzellzeit mußte man geradezu den Kops schütteln. Daß die Sparer in Hoffnung auf einen großen oder wenigstens kleinen Gewinn auf die Zinsen des lausenden Jahres verzichten sollten, mochte noch hingehcn. Da« aber ein armer Tetifel, der sich wöchentlich 50 Pfg. am Munde abspart, dafür der Scherlschen Vermittlungsstelle jährlich 3,20 Abholungs gebühr zahlen sollte, das war geradezu polizeiwidrig. Und doch ging die preußische Regierung auf dieses Sustem, das in so eigenartiger Weise den Zparetmel mit dem Spiel teufel kombinierte, bereitwillig ein. Kein Wunder, daß darüber allerlei gemunkelt wurde, was für preußische Minister nicht gerade schmeichelhaft ist. Alle derartigen Mrnchte sind natürlich lzaltloscs Ge rede. Ein preußischer Minister ist heute wie immer, aum »venu er einmal mit Herrn Scherl an einem Tische gesessen hat, über niedrigen Verdacht erhaben. Nein, ivas die Re gierung lockte, das lag ganz wo anders, In dem Prämien- sparsystemc, das von den» Geh. Rat Bielefeld in viel besserer Gestalt durchgcführt worden ist, lag es freilich nicht. Das war nnr ein notwendiges Mittel zum Zweck. Aber Herr Scherl wollte gleichzeitig eine Wochen schrift schaffen, die „Lprechstelle iin Dienste des öffent lichen LebenS", und diese Sprechstelle sollte nicht bloß der Lpararbeit dienen, sondern auch aus anderen Gebieten „Wohlfahrt, Bildung und Ge sittung" sürdern. Das war cs. was die Minister lockte, das zwang sie, stillzustehen. Die „Lprechstelle" war der Köder, den ihnen Herr Scherl hin- warf, auf ihn biß die Regierung begierig an, so pröble- matisch ihr auch sonst die Scherlschen Volksbeglücknngs- pläne erscheinen mochten. Das ist erklärlich genug. Wenn auch nicht in Preußen, so Loch im Reiche gilt das gleiche und allaemeine Wahl- recht, und daraus entsteht für die Regierung das Bedürf nis, in der einen oder der andern Weise an den kleinen Mann heranzukvmmen. Der Kaiser selbst geht ja darin mit gutem Beispiele voran. Zn anteui wie in bösem, in Liebe und Zorn »oirbt er immer wieder um die Herzen des Volkes, und ganz besonders nm die Herzen der Ar beiter. Ihne» wandte er von Anbeginn seiner Regierung seine ganz besondere Fürsorge zu. Er verlangt von ihnen Künigstreue, Achtung vor dem Gesetze und dem Staate, aber er verspricht ihnen auch, mit ihnen zusammen zu arbeiten, für ihre Zukunft zu sorgen. Auch die letzten Wahlen haben darin nichts geändert, wie die Rede des Kaisers an die Danziger Arbeiter bewies. Im Gegen teil: das Telegramm des Kaisers, mit dem er den Gruß des in Frankfurt versammelte,» küniastreuen Arbeiter kongresses erwiderte, »var besonders warm gehalten. Der Kaiser gibt trotz aller trüben Erfahrungen die Hoffnung nicht aus, die destruktiven antinativnalcn Tendenzen inner halb der deutschen Arbeiterschaft doch noch zu besiegen und die Arbeiter wieder für die monarchische Ordnung zu ge winnen. Aber der gute Wille muß in die Tat umgesctzt werden: und die Minister stehen ratlos vor der Frage, ivie das ge schehen könne. Das Volk muß aufgeklärt werden, da mit cs nicht den Agitatoren nachläust: aber das ist nicht so leicht, da die Regierung über keine volkstümliche Presse verfügt. Früher sprang der Welsensonds ein, den der tugendlmfte Graf Eaprivi beseitigte. Es besteht zwar eine ziemlich verbreitete Kreisblattprcsse, aber sie hat gerade auf diejenigen Kreise, auf die es ankommt, keinen Einfluß,- auch machen die Verwaltnnasbcamten oft recht große Schwierigkeiten. Ein preußischer Landrat ist nicht immer leicht zu behandeln und setzt, besonders in agra rischen Fragen, seiner, eigenen Kops aus. Was also tun, um an die Massen hcranzukommcn? Da sprang Scherl als Retter ein. Er hat es ver standen, eine große Leferschar, trotz offiziösen Wohlver haltens, nm sich zu sammeln. Mag geschehen was will: Scherl geht immer mit der Regierung, und seine Leser gehen anch mit. Was lag da näher, als dieser schätzens werten Kraft einen noch größeren Wirkungskreis zu bieten? Ihn nut der Masse des Voltes in Verbindung zu bringen? Die Sparidee bot dazu die willkommene Handhabe: denn auch ein Sozialdemokrat spart, anch ein Sozialdemokrat ist den Lockungen des Spielteufels nicht unzugänglich. Sv schien cs nicht schwer, ihm, den» „Sozi", durch die „Lprechstelle", die für „Wohlfahrt, Bildung nnd Gesittung" eintrat, allmählich, ohne daß er es selbst merkte, die Milch der monarchischen Denkungsart einzuslößen. Hier liegt der tiefste Grund, aus dein der Scherlsche Vor schlag im preußischen Ministerium so starke Gegenliebe sand. Nun ist der Plan, das Lparsystem mit dem Offiziösen- tum zu vermählen, vorläufig und hoffentlich für immer gescheitert. Der Lturm der öffentlichen Meinung hat ihn ans die Klippen geworfen. Und eS ist gut, daß es io kam. Ter Weg, den Herr Scherl wies, »var falsch. Es u't überlzaupt verkehrt, wenn die Regierung glaubt, durst» eine geschickt geleitete offiziöse Presse populär zu werden. Will sie bleibende Erfolge erzielen, daun soll sie nicht durch Worte, sondern durch Taten wirten. In diesen» Falle aber sorgt schon die unabhängige Presse, die sich ihre eigene Meinung nicht verbieten läßt, dafür, daß die Bemühungen der Regierungen um die öffentliche Wohlfahrt gewürdigt werden: und sie vermag das bester, als ein offiziöses Blatt mit siebenfach aeüebtem Inhalt es zu tun vermöchte. Deutsches Neich. * Vertin, 15. Januar. * Zwei Fragen. Bei der am nächsten Montag statt findenden Reichstagsersatzwahl in Osna brück treten bekanntlich die Bündler für den >v el fischen Kandidaten Herrn v. Bar ein. Uni diesen Ab fall zum Welscntume zu bemänteln, wenden die Bündler den Kniff an, Herrn von Bar nicht für einen Wellen, sondern als „christlich-konservativ" zu be zeichnen. Wir wollen diese Auffassung als ehrlich und zutreffend anertcnne», wenn der Bund der Landwirte zwei Fragen klipp und klar beantworten kann: 1) Warum will Herr von Bar, wenn er doch „christlich-konservativ' ist, als Hospitant dem Zentrum beitrete»! und nicht vielmehr den Konservativen? Jeder der öl kon servativen Abgeordneten würde es übel empfinden, wenn mau in seine „Christlichkeit" die geringsten Ziveüel zu setzen wagte. Sie sind also alle christlich-konservativ, und mithin würde Herr von Bar, wenn er keine »vel- fischen Gesinnungen hegte, doch wohl eher zn ihnen ge- hören, als znm Zentrum, um so mehr, als das Hospitieren gerade eines hannöverschen Abgeordneten beim Zentrum ihn doch der wclsiichen Gesinnung sehr verdächtig muckst, da die meisten der Abgeordneten, die sich frei und offen zu »velfifchen HZennnungen bekennen, Hospitanten des Zentrums sind. 2» Wen»« Herr von Bar, wie das füh rende konservative Organ der Provinz Hannover be hauptet, „im lÄegciisatze zu den Welse»» der Stammlande einen versöhnlichen Standpunkt einnimuit und die durch das Jahr 180S geschaffene Tat sache anerkennt", warum stimmen da die melsfich gesinnten Wähler des Wahlkreises Osnabrück ffir ihn und »v a r »l m stellen sie keinen eigene n K a n- didaten aus? Der Wahlkreis Osnabrück war von 1871—1874, vo», 1877—1883 und dann wieder vom Jahre 1898 ab welfisch vertreten, so daß er nahezu unausgesetzt im Besitze dieser Partei gewesen ist. Auch bei den all gemeinen Wahlen von 1903 habe»» die Welsen gesiegt. Und nun sollten dieselbe»» Welfen, deren politische Weis heit doch in erster Reihe darin besteht, die in» Jahre 1800 geschaffene Tatsache nicht a n z u e r k e n n e n, ohne Kamps für einen Mann stimmen, der diese Tatsache an erkennt? Wer auch nur einigermaßen Kenntnis von der Hartnäckigkeit und dem Eigensinn des Welsentums be- fiyt, muß diese Möglichkeit für ausgeschlossen erklären. In dein Augenblicke, »vo Herr von Bar in einer öffent lichen Versammlung oder in einem Flngblatte rund heraus bekennen würde, daß er das Königtum Han nover unter welfischcr Dynastie nicht wiederhergeslellt wissen mochte, würde kein Welse daran denken, ihm seine Stimme zu geben. Auch die Mitteilung des hannoverschen konservativen Organs, das; Herr von Bar Reserveoffizier und durch seine Gattin mit einem alten preußischen (Geschlechte verivandt, bezw. verschwägerst sei, beweist gar nichts zu Gunsten seiner nicht wclfischen Ge sinnung. Es gibt Welsen genug, die nicht bloß Reserve offiziere, sondern sogar aktive Offiziere der Armee sind: natürlich können diese Herren als Angehörige des Heeres nicht Politik treiben, aber das ändert dock; an ihrer Gesinnung nichts. Und ivaS die Verschwägerung mit einer preußische»» adeligen Familie aubelangt, so lmbcn seit Jahrhunderten derartige nahe verivandschaitlickie Be Ziehungen zwffchen dcu» brandenburgischen, »pater preu ßischen, und dem lmnnoverschcn Adel bestanden, nnd selbst die Ereignisse von 1806 haben das Herüber- und Hinüber heiraten nicht verhindert. Daß aber ein welfischcr Adliger durch die Ehe mit einer preußischen Fran zu preußischer Gesinnung bekehrt worden wäre, davon haben »vir noch nichts gehört, ebensowenig, wie etwa ein Pole, der eine Deutsche heiratet, schon dadurch zu einen» Deutschen wird. Die Zchlasmittelchen also, mit denen der Bund der Land wirte sein preußisches Gewissen zur Ruhe bringen möchte, scheinen nns nicht recht wirksam zu sein. * Bcrussgcnofscujchaftliches. Aus der dem Reichs tage zugegangcnen Nacknvcisung der Rechnungsergebnisfc der Bcrufsgcnvssenschasren für 1902 ist ersichtlich, daß die Zahl der entfcl-üdigten Unfälle absolut wieder zuge- nouinien Hal. Sie betrug 121284 gegen l 17 .'1.86 im Vor jahre. Dagegen ist erfreulicherweise diesmal eine relative Abnahme sestzustellen gewesen. Auch ha» sich die Zahl der schweren Unfälle, d. h. derjenigen, die den Tod oder eine dauernde völlige Erwerbslvfigteit im Gefolge haben, nicht bloß relativ, sondern anch absolut ver mindert. Es zeigt sich an diese»» Vorgängen, daß die Unfallverhütung, »vic sic von fast alten geiverb lichen Berussgcnosscnschaften gehandhabt und von den landwirtschaftlichen in der letzten Zeit mehr als früher eingeführt wird, doch ihre Wirkung äußert. Die für die Unfälle in» Jahre IE gezahlten Entschüdignngs- be träge sind natürlich »vieder gestiegen, von 1901 auf 1902 aber nnr um 9 Millionen Mark, während die Steigerung von 1900 ans 1901 nicht wenigcr als 12 Mil lionen Mark betrug. Mau wird aber nicht vergessen dürfen, daß in der letzteren Zeit der Uebergang von den alten zu den neuen Gesetzesbestimmungen lag und das Jahr 1901 das erste Vvlljahr »var, in den» die erweiterte Unfallfiirsorge für die Arbeiter zur Geltung kam. In die Reservefonds sind für 1902 nicht weniger als 14,2 Millionen Mark eingelegt worden. Der bei »vettern größte Teil davon entfällt auf die gewcrblichen Berufs genossenschaften. Diese BSlaftung der Betriebsunter- nehmcr wird noch recht lange Jahre anhalten, wenn es nicht gelingt, die Bestimmungen über die Neuauffüllung der Reservefonds ans den» neuen Unfallversicherungs gesetze heranszubringen. Ende 1902 waren in der, be- russgcnossenschafklichen Reservefonds bereits 164,7 Mil lionen Mark angesarnlnelt. * Die Hirsch-Duuckerschen tzKnvertvereiue der Metall arbeiter sollen ausgehungert werden. So wollen cS die Sozialdemokraten, denen die ans de»»» Bode»» des modernen Staates stehenden Gewerkvereine schon lange ein Dorn im Auge sind. Das jetzt beliebte Vorgehen der sozialdemokratischen tvewerkschasten zeugt aber von einem unerhörten Terrorismus, der für einen Kenner der modernen Arbeiterbewegung freilich nicht überraschend ist. In Franken sind Tarifverträge zwischen Arbeitgeber»» und Arbeitnehmern der Metallbranche zu stände ge kommen, und zivar in der Metallschläger- und der Alu- miniumbranchc mit Hinzuziehung der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvercine, in der Keinschläaer- und der Lilber- jchlägerbranche ohne diese. Die sozialdemokratischen Ge werkschaften lzaben es nun durchgcsevt, daß in der letzt genannten Branche nur am dem Boden des Tarifs stehende Arbeiter beschäftigt werden dürfen: die Hirsch- Dunckerschen Gewerkvereine sind aber als zur Taris- geincinschaft gehörende Arbeiter nickst anerkannt worden. Taö Organ der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvercine ist natürlich sehr empört über diesen Terrorismus: es schreibt: „Die Zielbewußteu benutzen ihr numerisches Uebergewicht über unsere Organisation, um unsere Mit glieder so lange von der Arbeit auszuspcrren, bis üe mürbe geworden find und dem Metallarbciterverbande bcitreten. Der Zentralrat der tÄewertvereine hat den fränkischen Genoffen feinen vollen Beistand zugesichert gegen schnödc Medertracht uud verdammungswürdige Un duldsamkeit. Unsere Berbandsgcnvffen Haven den Hand schuh ausgenommen, den ihnen zielbewusste Intoleranz und Brntalität hingeworfcn haben. Wir sind überzeugt, daß die deutsche Arbeiterschaft, soweit sie nicht aus blind wütigen sozialdemokratischen Fanatikern besteht, in diesem Kampfe gegen Rechtsbeugung und Willkürherrschaft auf unserer Seite steht." Mit diesen vaviernen Drohungen ist nur leider nichts getan: die sozialdemoiraiischcn Ge werkschaften lmben die Macht, die ihnen die Tarifverträge gewähren, in brutalster Weise ansgenuvt und werden sic weiter ausnutzcn. In Fürth und in Schwabach haben die Sozialdemokraten bereits zwangs,veile Gewerkvercinler zu Verbäudlern gemacht. Die Hirscli-Dunckerscheu Ge ivertverciue finde»» selbstverständlich die vollsten Sympa »hien aller nicht sozialdemvtratischer Arbeiter, aber mit dieser Sympathie ist wenig auzmangen. Der ganze Vor gang zeigt »vieder einmal, daß jedes Paktieren mit der Sozialdemokratie unmöglich ist. * Das Bertillonschc Meßsystem. In der sür den Er le n n u n g s d i e u st der Polizeibehörden aller größeren Städte iu Berlin bestehende»» Zentrale waren am Lchlnsie des Jahres 1903 48 786 Meßkarten (gegen 40 118 im Vorjahre» mit den Maßen der nach dem Bertillvnschen System gemessenen Personen vorhanden. Hiervon enesielen auf die Abteilung der erwachsenen Männer 39 3s)4, aus die der Frauen 2730 und auf die der Jugendlichen 6662. Durch den Vergleich der emgesandten Karten mit dem Bestände der Zentrale wurde im Laufe des vergangene» Jahres die Identität vor» 2129 Per sonen, die ihren richtigen Namen, und von 284 Perionen, die einen falschen Namen angegeben, sestgestellt. Außer dem wurden durch Korrespondenz mit den Auslands- Zentralen noch 13, in Summa also 2420 Personen (gegen 2112 im Vorjahre» identifiziert. Durch Einficht in da» Verbrecher-Album wurden 5 Personen identifiz'ert usrd 140 Personen als Täter erkannt. Im photographischer» Atelier wurden in» Laufe des vorigen Jahres 1080 Per sonen photographiert. * Die Zahl der in der srauzösijchcu Fremdeulegiou verstorbene»» Elsaß-Lothringer ist amtlichen Mitteilungen Nisvlge auch in dem verstossenen Jahre 1903 nicht unbe trächtlich gewesen. Es ergibt »ich hieraus, daß sich leider immer noch junge Leute aus Elsaß-Lvthringen in größe rer Anzahl in der Fremdenlegion, oder richtiger jetzt in den französischen „Fremden-Regimentern" anwerben lassen, um sür Frankreick) Kriegsdienste zu leisten. Aller dings geschieht dies 1>euie nicht mehr, oder jedenfalls doch nnr in höchst vereinzelten Fällen, ans Abneigung gegen das Deutschtum und »veil der Betreffende nicht im deut schen Heere dienen will, sondern aus Anlaß von Familien zerwürfnissen, aus Unzufriedenlreii mit den materiellen Verhältnissen, aus Abenteuerlust ujw. Hinterher folgt dann die Reue und werde»» die Elter», daheim angesleht, den Austritt möglichst bald herbeizitsübren. Wie die „Süüd. Reichskvrr." hört, steht die deutsche Regie- r u » g den Gesuchen von Eltern oder Familienangehöri gen, eine vorzeitige Wiederenttassniig ihrer Söhne oder Verwandten aus den französischen Fremden-Regimentern durch diplomatische Vermittelung >n bewirken, »m allge meinen kühl gegenüber. Die deutsche Regierung läßt ihre diplomatische Vermittelung in dieser Hinsicht nur ein- ireieu, wenn der junge Manu bei seiner Anwerbung für die Fremdenlezivn das achtzehnte Lebensjahr, wie die französischen Bestimmungen cs vvrschreiben, noch nicht vollendet haue und »venu zugleich im übrigen die ob waltenden Umstände und Verhältnisse als besonders be rücksichtig ungsivürüig erscheinen. * Der Kaiser' iiiiternalm» gestern nachmittag einen Spazier gang in» Parke von Sanssouci. .Zur Abendtafel denn Kaiserpaare waren geladen der Kronpri»»z, Prinz Heinrick der Niederlande, Prinz Friedrich Karl von-Hessen, Prinz Friedrich Albert von Mecklenburg-Strelitz, der niederländische Gesandte Tets von Goudriai», Botschafter Graf Webel uud Generaladjutant v. Plesseu. — Heule inorgeu »nachte der Kaiser einen Spaziergang mit dem Prinzen Heinrich von Preußen. Im Laufe des Vormittags begaben der Kaiser und die Kaiserin sich von» Neuen Palais bei Potsdam hier her , nn» in» königlichen Schlosse Wohnung zu nehmen. Gegen mittag bielt der Kaiser im Weißen Saale des könig lieben Schlosses das Kapitel des Ordens vom Schwarzen Adler ab. Nach dem feierlichen Einzuge der Ordensritter bestieg der Kaiser den Thron, während die Ritter sich zu beiden Seiten aufstellten. Der Kaiser nahm sodann die feierliche Investitur der ne uern an »iteil Ritter, des Prinzen Heinrich der Nieder lande, des Erbprinzen von Hohenzollern und des früheren Präsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses Exz. v. Koeiler vor. Darauf schritten der Kaiser und die Ordensmilglieder nach den» Kapitelsaal, wo der Kaiser zwischen dem Kronprinzen und dem Prinzen Heinrich von Preußen rechts und den» Prinzen Albrecht von Preußen uud dem Landgrafen Alexis von Hessen links sitzend, vaö Ordenskapitel abhielt. Nach der Beenviguna der Ordeusfcierlichkeiten sand beim Kaiser paare eine Fruhstückstafet statt, zu der Prinz Heinrich der Niederlande, Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Friedrich Karl von Hessen und Reichskanzler Graf v. Bülow ge laden waren. — Prinz Eitel Friedrich von Preußen ist von Bonn zur Teilnahme am deutigen Kapitel des Schwarzen AdlerordenS die» eingeirossen. * Tangermünde, 14. Januar. Vom Schöffengerictne in Tangermünde wurde der Arbeiter Friedrich R., ein hervorragendes Mitglied der sozialdemokratischen 'Partei, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Er hatte einen anderen Arbeiter beschimpft, bedroht und mißhandelt, bloß «veil dieser nicht dem sozialdemokratischen Arbciterverbandc angehörte. Der hervorragende „tAenvssc" wurde gleichzeitig noch zu vier Wochen Hast verurteilt, weil er eine rote Fahne mit der Inschrift „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" nach der Straße zu ausgehängi hatte. * Braunschweig, 14. Januar. Die Beisetzung de, verstorbenen Oberbürgermeisters Di-. Pockel, »oird, wenn die Sladiverordneren einem entsprechenden Vor schläge des Magistrats stattget-n, auf K o st e n der Stadt e»ffolgeu. * Lennep, 14 Januar. Mi den hiesigen Gewerbege. r »ch t s rv a h le n siegten, nach der . Köln. B.-Ztg", die Kan didaten der chrisllimen Arbeiter mn vedeutender Stim menmehrheit über die bisherigen sozialdemokratischen Vertreter. * Breslau, 14. Januar. I» der heutigen Stadtver- o rd i» et en v ersam in lu n g erklärte der Oberbürger meister Bender, der Magistrat bade eine längere Eingabe scharfe gegen da- Scherlsche Sparsystem an den preußischen Minister de- Innern gerichtet.
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