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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040118025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904011802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904011802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-18
- Monat1904-01
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Anzeigkn-PreiS die 6 gespaltene Pctitzeile LV Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 7b vor den FamNieauach- richtrn (6 gespalten) SO Tabellarischer und Zissrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen uod Ossertenannahm« 2S («tcl. Porto). Extra»Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabr, ohne PvstbrfSrderung 60.—, mit Postbrsördrrung 70.—. Ztuna-Mrschlnk fttr An)kigra: Abend-Ausgab«: Bormittag- 10 Uhr. Morgru-Ausgabr: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige« sind stet« an di« Erpetzltia« zu richt«». Di« Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Str. 31. Montag den 18. Januar 1904. 98. Jahrgang. Vs; Wchtigrtr vom lagt. * Al« Vertreter Sr. Majestät de« König« Georg wird auf dessen Wunsch Herr Kreisbauptmann von Ehrenstein der beute um 2 Ubr nachmittag« in Leipzig stattfindenden Beerdigung der Leiche de« Präsidenten von Oehlschläger beiwobnen. * SOO Mann Marineinfanterie und 4 Maschinen- Kanonen geben am 21. Januar ,ur Verstärkung der deutschen Streitkräfte in Deutsch-Siidwestafrika ab. * Der wegen Teilnahme an einer geheimen Verbin dung (gegen Rußland) im Anfang November verhaftete Kassenfüvrer Braun, sowie der Arbeiter Nowagrotzki find, wie au« Königsberg gemeldet wird, am Sonnabend au« der Haft entlassen worden. * Die Antwort Rußlands auf die letzte japanische Nvte wird nickt vor Ablauf einer Woche erwartet. Trotz weiterer Rüstungen wird die Lage als nicht aussichtslos angesehen. Die penstonsverlictierung -er privalanyellellten. E* Die Bestrebungen, die darauf abzielen, für die Privat angestellten eine staatlicke PensionSversickeruag herbeizuführen, sind am Sonntag um ein gut Stück gefördert worden. Der HauptauSschu ß zur Herbeiführung einer solchen Versicherung ^»t gestern in Berlin eine Sitzung abgehalten, zu der auch einige ReicksragSabgeordnete der Parteien erschienen waren, die den Forderungen geneigt sind. E« waren an wesend die ReichStagSabgeordneten Patzig, Bartling, vr. Becker von den Nationalliberalen, Freiherr von Rnythofen von den Konservativen, Sittart, Erzberger, Nacken, Gleirs- mann vom Zentrum. Am Sonnabend hatten sich die Mit glieder de« Ausschusses auf ein allgemeines Programm ge einigt und dieses Programm wurde mir einigen redaktionellen Aenderungen von den anwesenden Abgeordneten gutgebeißen, damit ist die Angelegenheit in ein gewisse« parlamentarifckeS Stadium getreten. Es ist ganz außerordentlich erfreu lich, daß bei allen drei Parteien Uebereinstimmung herrschte, es dürfe, obgleich man jetzt im Reichsamte de« Innern den Wünschen noch nickt sehr wohlwollend gegenüber zu steben scheine, in der Agitation nicht nachgelassen werden und es werde, wenn auch nicht zu bald, ein Er folg zu verzeichnen sein. Freiherr von Richtholen verglich den Ausschuß mit einem Klopsgeiste, der daS Klopfen nicht Unterlasten solle; Zentrumsabgeordnete machten einige praktische Vorschläge und Abg. Patzig hob hervor, daß die Vereinigung der bürgerlichen Par teien, wie sie sich hier zeige, eine Bürgichaft für die Ver wirklichung nicht unbescheidener Wünsche der bürger lichen Arbeiter biete. Wir geben nachstehend eine Aufstellung der Forderungen und bemerken dazu, daß unt ihnen der definitiven Gestaltung der Ver sicherung nicht vorgegriffen werden soll. Im Besonderen ist damit die Einfügung von BerufSklasien, die sich schon wegen eine« Fonds zur Bezahlung der Prämien ür Stellenlose notwendig machen, nicht ausgescklosten. Die Stimmung, die unter den Teilnehmern der Versammlung herrschte, war zuversichtlich, denn ein Teil der großen vor bereitenden Arbeit ist nun erledigt. Zwischen Mitgliedern de« Ausschusses und den ReichStagSabgeordneten herrschte da« beste Einvernehmen. Die Beschlüsse lauten: I. E« ist für die obligatorisch« Invaliden-, Alter«- und Hinter- bliebenen-Brrsichrrung der Privatangestellten ein« besondere Kassen einrichtung gemäß tz lO de- Jnvalidengejrtze« zu schaffen. 3. Gewährung de« ReichSzuschusseS von 50 für frd« von der besonderen Kaffenrinrichtung im Rahmen de« jetzigen Jnvaliven- geseyeS zu gewährende Rente. 3. Die Beiträgr werden von den Privatangestellten und den Arbeitgebern wie im Jnvalidengesetz je zur Hälfte getragen. 4. Begriff Prioatangesiellter. Ai« Privaianqestellte im Sinne diese« Gesetze« gelten Personen, welche gegen Gehalt in Privat- dirnsten oder bei staatlichen, kommunalen oder kirchlichen Behörden in nicht mit Pensionsberechtigung auSgestatteter Stellung beschäftigt sind, soweit sie nickt al« gewerbliche Arbeiter ^Gesellen, Gehülsen, Fabrikarbeiter), Lehrlinge ujw.. al» Tagelöhner und Handarbeiter oder al« Gesinde Dienste verrichten. 5. Der Bersicherung-psticht unterstehen alle Privatangestellten ohne Unterschied de« GÄaite«. 6. Al« Altersgrenze gilt nach unten 18 Jahre, nach oben 40 Jabre. 7. Folgende Personen sind befugt, freiwillig in die Versicherung einzulreren, so lange sie da« 40. Lebensiahr nicht vollendet Haden: ») kaufmännische Agenten. Kommissionäre, Bücherrevisoren und nicht fest angesteilte Buchhalter; d) Lehrer, welche, ohne fest angestellt zu sein, wissenschaftlichen oder künstlerischen Unterricht erteilen, Musiklehrer, Sprach, lehrer, Repetitoren, Lehrer in gewerblichen und technischen Fertigkeiten und anderen Unterweisungen; o) Privatgelehrte, Schriftsteller, Korrektoren, Personen, welche freie Künste auSÜLen (Schauspieler, Pianisten usw. , ohne sich in fester Stellung zu befinden. 8. Weitervrrsicherung (auch der Stellenlose») wie im Inda- lidengesetz. 9. Dre BersicherungSpslichtigen werden in mindesten« fünf Ge halt-klassen eingeteilt. 10. Gegenstand der Versicherung ist: a) für den Versicherten der Anspruch auf Gewährung einer In validen- bezw. Altersrente; d) für die hinterlassene Witwe und die Waisen ein« Witwen rente bezw. ein ErziehunaSbeitrag für die Waisen. Invalidenrente erkält der Versicherte nach Maßgabe de« Invaliden gesetze«. AUer-rente erhält, ohne daß es des Nachweise« der Erwerbs unfähigkeit bedürfte, derjenige Versicherte, welcher da- 60. LrbrnS- ,ahr vollendet hat. Der Anspruch auf Witwenrente erlischt im Fall« der Wftder- verheira.'ung, die CrziekungSbrilräge werden bis zum 16. Lebens jahre der Waisen gezahlt. II. Der Ausschuß wünscht, daß di« Leistungrn der Versicherung annähernd die Höhe der Pension«- und Hinterbltebenen-Bezüge der Staatsbeamten der entsprechenden Gehalt-klasse erreichen. 12. Behandlung der Kranken, sowie der Hcilversahren wie im Invalide ngese». 13. Angestellte, die bei einer vom Reich-aufsichtsamt für die Privatversichrrung »ugelaffenen Kaffe versickert sind, sind von der Zugehörigkeit zur staatlichen Pensionsanstall für Privatangesiellt« befreit. losern die Kaffe die Mindestleistungen der staatlichen An stalt erfüllt. politische Tagesschau. * Lctpzts, 18. Januar. Kolauiattirektor vr. Ltue-el ist bekanntlich am Donnerstag in drr Budgetkommission deS Reichstage« scharf angegriffen worden und hat e« erleben müssen, daß im Etat des Auswärtigen Amtes 35 000 Mark für zwei Kolonial-ÄttachSS in Paris uno London ge strichen wurden. Ueber die Berechtigung dieser Angriffe und Streichungen bat sich nun ein Streit entsponnen, zu dessen Schlichtung die „Nat.-lib. Korr." folgende Darstellung gibt: Im Etat drr Kolonialverwaltung wurden „zu Kommissions kosten" 35 000 gefordert, da- sind 10000 mehr al« im Vor jahre. Zufällig erfuhr man nun in drr Kommission, daß hinter dem Schleier diese« Titel«, der die Verwaltung in den Stand setzen soll gelegentlich Informationen an Ort und Stelle einzuholen oder schwebende Verhandlungen durch Ent- sendung von Kommissaren zu fördern, die Entsendung von zwei ,Holonialattach«S" bei der Botschaft in Pari« und London zu jähre- langem Aufenthalt stattgefunden hatte. Die Mittel, welche der Reichstag zu Kommissionskosten bewilligt batte, waren also für jahrelang dauernde Beschäftigung von Beamten frstgelegt, d. h. budgetwidrig verwendet und ihrem eigentlichen Zwecke vorenthalten worden. Und die Verteidigung des Verfahren« durch den Vertreter drr Kolonialverwaltung war eine so unglückliche, daß die nalionallibrralea Vertreter in der Kommission, die einen VermittelungSantrag gestellt hatten, diesen Antrag zurückzuziehen sich gezwungen sahen. Der Reichstag hat e« bi-her nicht abgelebnt, die Mittel zur dauernden Beschäftigung von Attaches, sei e« für Zwecke der landwirtschaftlichen, gewerblichen oder handelspolitischen Infor mation, zu gewähren, und hätte auch solche Mittel für Zwecke der kolonialpolitiichen Informationen nicht verweigert, wenn sie im Etat deutlich erkennbar beantragt worden wären. Aber die Budgetkommission mußte dem verletzten Budgetrechi Sühne verschaffen, nachdem zufällig entdeckt worden war, daß zur Befriedigung vor- übergehender einmaliger Bedürfnisse, d. h. zu Kommissionskosten bewilligte Mittel dazu verwandt worden waren, Attaches zu unter hatten, die nun schon im zweiten Jabre ihres Amtes walten, also doch dauernd beschäftigt werden sollten. Von irgend einer Zette lnng, in deren Dienst sich die große Mehr heit der Kommission gestellt hätte, kann nicht die Rede sein und ein solcher Vorwurf muß aufs entschiedenste zurück gewiesen werden. Wir sind von jeher aufs lebhafteste für das Institut von handel«-, landwirtschaftlichen oder gewerb ¬ lichen Sachverständigen bei unseren auswärtigen Botschaften und Gesandtschaften eingetreteu und die nationatliberale Fraltion des Reichstags hat für diese Kommissariate stets das größte Wohlwollen und Entgegenkommen gezeigt. Um so bedauerlicher ist der Vor gang in der Budgetkommisiivn, für welchen aber die alleinige Verantwortlichkeit die Kolonialverwaltung trifft. Es handelt sich also im Grunde nur um einen Form fehler, der allerdings wever ungerügt noch unverbestert bleiben durfte. Von einem Mißtrauensvotum gegen Herrn Or. Stuebel kann also nicht die Rede sein, sondern nur von einer Mahnung an ibn, in seinem Erat die Positionen klar und deutlich zu scheiben. Ebensowenig kann aber, wie über eifrige Vertktbiger des Kolonialdirektors dies tun, die Stellungnahme der Mehrheit der Bubgelkominijsion als eine „Jntrigue der PeterS-Clique" ausgefaßt werden. Kein vernünftiger Mensch beult daran, Herrn I)r. Stuebel durch vr. Peters zu stürzen. Dte preußische Thronrede hat über die Grenzen deS führenden deutschen Staates hinaus lebhafte Befriedigung erregt durch den Hinweis auf den „neuen wirtschaftlichen Aufschwung"; nur einige nichlpreußische Blätter sprechen die Besorgnis aus, daß infolge dieses Aufschwunges, der so günstig aus die preußischen Finanz verhältnisse einwirkt, der Eifer drr preußischen Regierung für dir Rrichsfinanzreform nachlassen werde. Dafür, daß da» nicht geschieht, werden nach unserer Ueberzeugung dir übrigen deutschen Regierungen sorgen. Befremden hat es erregt, daß die Thronrede nichts Uber die Sckuldotationen, nicht« über die in Aussicht gestellte Novelle zuni VereinSgesttzk, nicht« von einer Reform deS preußischen Wahlrecht« saat. Schwerlich aber darf man daraus schließen, daß die Legislaturperiode vorüber^eben werde, obne Regierungsvorlagen auch über diese wichtigen Angelegenheiten zu bringen. Sehr geteilt sind die Urteile über die angekündigten wasser wirtschaftlichen Vorlagen, die den Beweis liefern, daß die Regierung sich vorläufig mit einem Torso des Mittellandcanals begnügen, die Verbindung deS Rheines mit der Elbe fallen lassen und an der Leine halt machen will. Auf der einen Seite hofft man, daß dieser Verzicht ein definitiver sei, auf der anderen wünscht oder fürchtet man da« Gegenteil. Recht scharf tritt bei dieser Gelegenheit der neuerdings schon mehrfach zu Tage getretene Gegensatz zwischen Kon>ervativen und BUndlern her vor. Die „Kreurztg." gehört zu den Hoffenden und deshalb auch zu den BewilligungSgeneiglen, denn sie schreibt: „Den wichtigsten Teil der Thronrede bilden die auf di« wasser- wirtschaftlichen Vrihältniffe bezüglichen Sätze. Sie lassen erkennen, daß die Verquickung der Flußreguliernngen mit dem Mittelland kanal endgültig aufgegeben ist. Wie sich dir konservative Partei verhalten wird, läßt sich natürlich für jede einzelne Vorlage nicht mit Bestimmtheit sagen. Tas gilt namentlich für da« Teilstück des Mittellandkanals, um das eS sich nach den Angaben der Thron- rede handeln wird. Ob eS der Staatsregierung gelingen wild, die Bedenken zu beseitigen, die in den Jabren 1899 und 1901 gegen die Kanalanlagen im Westen der Monarchie geltend gemocht wurden, wiid erst die Verhandlung im Abgeordnetenhaus« zeigen. Jedenfalls aber hat die Regierung, indem sie sich hinsichtlich de« Mittelland kanals eine wichtige Beschränkung auferlegt und da« unglück selige viel gerügte System der Verquickung aufgegeben hat, ein Entgegenkommen gezeigt,da« vielleicht zu einer günstigeren Gestaltung der Aussichten für eine Verständigung über die Kanal- frage beitragen wird. Mag dir Entscheidung fallen wie sie wolle, so können wir doch der Hoffnung Ausdruck geben, daß dte dies jährigen Verhandlungen nicht in gleicher Welse wie die damaligen init einem schrillen Mißton endigen werden." Die „Korr. d. Bund. d. Landwirtbe" dagegen fürchtet und schreibt daher unter der Ueberschrift: „Nur nicht A sagen": „Gerade dte Kanalstrecke Rhein — Hannover ist es, welche sowohl für unsere Staatsfinanzen ^Beeinträchtigung der Eisenbahneinnahmen) als für die deutsche Landwirt- schast fast ausschließlich di« Gefahr birgt. Auf dieser Strecke wäre dte verderblichste Konkurrenz d«r neuen Wasserstraße für die Eisenbahnen zu erwarten; außerdem würde gerade von dieser Kanalstrecke aus da« au-ländisch« Korn unsere westlichen und mitteldeutschen Märkte und Absatzgebiete überfluten. . . . Die Bewillltgung der Kanalstrecke Rhein —Hannover ist da- A, auf welche« das B des weiteren Kanalbaues zur Elbe mit zwingen der Notwendigkeit folgen müßt«. Möchten sich die preußischen Abgeordneten, welche sich bisher al« Gegner dieser unheilvollen Feuilleton. Wrmryer L Lohn. I3j Roman von M. Prtgge-Brook. a> >ukt verboten. Der „Kaiser" ankerte im Hafen von New Vork. Ein wüster Lärm, hastenbes Treiben, eine Anzahl Träger, die tobte und schrie, dazwischen Fuhriverk, bespannt mit eb en Trabern, bestimmt, etwaige Gäste abzuholcn, Hotelwagen und Omnibus, das alle« verquickte sich, um den Eindruck, welchen der junge Deutsche von Amerika empfing, zu einem wenig angenehmen, erfreulichen zu machen. Die Familie feines zukünftigen Chefs bestieg den ihrer harrenden Wagen des Mister Astor, und Wemeyer folgte der Aufforderung eines die goldbortterte Müye eines der ersten Hotels New PorkS tragenden Mannes, dem KaS Gepäck deS fremden Herrn durch Mister Booth an gewiesen war. Rudolf hörte noch seine sonore Stimme, die ihm ein „Auf Wiedersehen morgen früh in Welcome-House" zu rief, sah ein rotgoldig glänzendes Köpfchen, daS sich ihm grüßend zugcneigt, und sank in dte Wagenpolster, tod müde und gänzlich erschöpft. Da» also war das gelobte Land — Amerika. Nach einer gut verbrachten Nacht in einem Zimmer, das an Komsort nicht das geringste zu wünschen übrig ließ, war er geneigt, feine Lage mit günstigen Augen an zusehen. Zum mindesten war er in Sicherheit. Er durfte nicht befürchten, auf Schritt und Tritt dem jungen Paar begegnen zu müssen, da«, wie er wußte, sich ebenfalls auf Reisen befand. Sein Mensch kannte ihn und würde ihn aus den, den Kreis der Bekannten jedenfalls beschäftigen den Schritt seine» edlen Erzeuger- ansprechen können. Auch daS war eine Wohltat. Wenn es ihm nun noch ge lang, durch tüchtige, ehrliche Arbeit die Qual in seinem Herzen zu übertäuben. so mochte e» gehen. Der junge Mann stand auf, vollendete seine Toilette und machte sich nach eingenommenem Frühstück daran, die Ltadt zu be sehen. Lum Luncheon sei er zurück", hinterließ er dem Vatter, der sich, seine Dienste anbietend, an ihn drängt«. Man mktge das Mister Booth sagen, im Falle er vor- spreche. Die Nemruug de» Namen» seine» Chef» hatte ein« hochachtungsvoll, verrttigmrg »irr Fok-e, «rh an de» servilen Wesen deS Kellner» sowohl als auch deS Portiers, der hinzugetreten war, tonnte Wemeyer ersehen, um wieviel hier sein Herr gelten mochte, er schien ein zweifel los bekannter unL gern gesehener Gast in Welcome-House zu sein. Obschon ihm das im Grunde gleichgültig sein konnte, fühlte Rudolf sich dennoch angenehm berührt, war er doch dazu bestimmt, mit der Familie für Jahr und Tag unter einem Dachc zu sein. So brauchte er nicht zu fürchten, daß er sich übereilt habe. Der junge Deutsche schlug den Weg zum Broadway ein, der Hauptpulsader deS Verkehrs der Großstadt. Hier staunte er nicht wenig über die Menge von Leuten, die, teils beschäftigt, teil» unbeschäftigt, ihres Weges gingen. Schwarze, Farbige, Weiße, alle Menschcnartcn schienen unterwegs zu sein, und eS unterhielt Rudolf nicht wenig, sich erstere Raffen gründlich anzusehen, denn hier gingen die Neger nicht wie daheim in vollständig moderner Kleidung, sie trugen dem phantastischen Ge- schmack ihres Bo keS mehr Rechnung und zeigten sich in die denkbar grellsten Karben und Stoffe gekleidet. Der junge Mann benutzte die herrlichen Auslagen in den Ladenfenstern, um häufig stehen zu bleiben, aus daß ihm nichts entgehe, hier hätte er den Pinsel unseres größten Humoristen Busch herbeigcwünscht, der jeden falls noch Niegesehene», nie DagcweseneS vollbracht haben würde. Er konnte sich von dieser großen belebten Straße nur schwer trennen und kehrte, wenn er. um nicht aufzufallen, zuweilen in eine Nebenstraße einbog, immer wieder zu ihr zurück. Die Mittagstunde kam heran, zu Rudolfs Staunen, er hatte noch nicht» weiter gesehen, als diesen einen Haupt- und Zentralpunkt dcS geschäftlichen Lebens. Da fiel ihm ein, daß Mister Booth ihn habe besuchen wollen; rasch rief er eine Droschke an. nahm Platz und dielt eine halbe Stunde später vor seinem Hotel. Tcr Portier stürzte diensteifrig herbei, und ehe der Deutsche noch eine Frage zu tun im stände war. meldete er mit ehrerbietig gezogener Mütze, daß Mister Bootd bereits vor einer Stunde dagcwesen sei. Er habe eine Weile ge- wartet, dann aber nicht Zett gehabt, und sei sortaefahren. Miß Booth sei noch drinneu. Sie erwarte Mister Ve- meyer im Parlour. Rudolf wußte nicht, sollt« er sich über diese Aufmerk samkeit freue« oder nicht Seinem nüchterne» Empfinden erschien sie etwa» zu weitgehend, er hatte aber G-lrgcn- -eit genug gehabt, zu bemerken, daß Miß Margaret ge söhnt war, je»« «am»« «ckch»ug«»en. Bo »ar da» jedenfalls eine von ihnen, nicht wert, daß man sich des halb den Kopf zerbrach. Er nahm sich Zeit, lohnte um- stündlich -en Kutscher ab, obgleich der Portier sich dazu erbot, fragte unten im Bureau nach Briesen, die er nicht erwartete, und schritt dann langsam die breiten, teppichbelcgten Stufen hinan, die in den Parlour führten. Der Waiter öffnete di« Tür, Rudolf trat ein und er blickte ein fesselndes, liebliches Bild. In einem Schaukel stuhl, nachlässig hingegossen, die Hände über den Kopf gelegt, saß Margaret. Sie wendete dem Eintretenden den Rücken zu und spielte, unbekümmert um das leichte Ge räusch, welches das Oesfnen der Tür verursacht haben mochte, mit Nick dem kleinen Pinscher, dem Rudvls das Leben gerettet. Das Tierchen faß in abwartender Stel lung wenig, Schritte von seiner Herrin Stuhl. Sie wippte mit den Fußspitzen auf und ab un4> kam von Zeit zu Zett mit einer derselben NtckS Schnauze naher. Das ärgerte den kleinen, drolligen Wicht, der jedesmal voll Wut auffprang, den Störer seiner Ruhe zu fassen suchte und außer sich geriet, wenn er unter dem Saum des Kleides verschwand. Die Sonne fiel schräg durch die bunten Scheiben des mit verschwenderischer Pracht ein gerichteten Raumes, bunte Lichter umspielten das blühend schöne Geschöpf, verfingen sich in ihrem Haar und ließen die Spitzen aufslammen wie eitel Gold. Rudolf blieb an der Tür stehen, in den holden An- blick vertieft, und wie zuvor im Menschengewühl an den berühmten Humoristen, mußte er jetzt des Malers ge denken, dem schöne Frauen zu malen die höchste Kunst, d»» höchste Glück gewährte, des Meisters K. in Berlin. Wie gern hätte er ihm, den er kannte, diesen Anblick gegönnt. Noch dachte er so, da wandte Margaret sich plötzlich um und stand auf ihren Füßen. „Mister Wemeyer, Sie hier? Endlich, endlich!" „Verzeihen, Miß Booth", entschuldigte er sich gewandt, „daß ich dte Herrschaften warten ließ. Mich lockte die fremde, nie gesehene Stadt, und ich beabsichtigte, nur einen Sprung bi« zum Broadway zu tun. Kaum an gekommen dort, habe ich mich im Anschauen verloren. Co etwa« gibt e« nicht bei unS. Das gestehe ich Ihnen zu." „Sie werden noch mehr zuncstehen müssen", erwiderte ste, Triumph in Miene und Blick. „Doch davon später. Pa war mit hier, nm Sic einzuladen; wir machen mit unseren Freunden ein« Tour nach Staten Island einer der Ltadt gegenüberliegenden Insel im Hudsongrbiet; cs tft -an- rvun-erhü-sch dort, Ville» uw» Anlagen, daß Ihr gerühmter Tiergarten zum Nichts zusammenschrumpfi dem allen gegenüber. Kommen Ste mit?" Rudolf murmelte etwas von nicht stören wollen, ließ sich dann aber leicht genug überreden, es lockte ihn, Staren Island zu sehen, mehr noch hegte er den Wunsch, das Leben und Treiben der New Yorker Milliardäre aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Er sagte daher schließlich zu. Gegen vier Uhr hielt eine mit vier prächtigen Rappen bespannte Mailcoach vor Wclcomchouse, der Waiter meldete Mister Wemeyer, daß die Herrschaften ihn er warteten, und wenige Minuten später sah sich Rudolf mitten unter einer Menge luftig und elegant gekleideter Damen und Herren, Namen, wie Astor, Banderbilt und Brownwell schwirrten an seinem Ohr, und er gewann die Ueberzeugung. sich in der besten Gesellschaft zu be finden. Sein Name war, zum nrinbesten den ältere» Herren, nicht fremd, die ihn zuerst in Beschlag nahmen, und während die Coach dte prächtigen Avenuen durch fuhr, sich angelegentlich nach den Geschäften seine- Hauses erkundigten. Der junge Mann empfand mit berechtigtem Stolz, daß er selbst neben diesen weltbekannten Größen etwas bedeute, und sein Stolz wuchs, als er sah, daß Margaret, die, fern von ihm, am Ende des Wagens Platz gefunden, ihn mit leuchtenden Blicken maß. Er fand, sie sei dte schönste von allen, obgleich dte übrigen jungen Damen vier an der Zahl, gewiß nicht zu den Häßlichen gerechnet werben konnten. Miß Julie Astor war sogar, wte Rudolf sich gestand, eine Beaute, nur wirkte sie lange nicht so erfreuend, wie das warmherzige Kind seine» ChcfS. Die Jugend plauderte und war sehr vergnügt, so baß daS Ziel der Kahrt allen zu früh erreicht war. Während dte Damen. Mütter und Töchter, sich tummelten, nm mit Ztthülfrnahme deS Wirte« die Tafel mit den mitgebrachten Vorräten zu besetzen, schlenderten die Herren, alt und jung, am Wasser aus und ab und genossen -en sonnigen Tag. Für Rudolf fehlte eö wieder nicht an Anerbietungen aller Art. Man nahm ohne weitere« an, daß er Amerika bereise, nm sich in fremden Häusern umzutun; an eine» Erwerb dachte niemand. Mister Booth, den der junae Mann, soviel er gemußt, inSVertrauen gezogen, blinzelte nur zu allen Bemühungen und schnitt am Schluß seinen Vastfreunden das Wort vom Munde ab mit der Erklärung, zuerst komme Miste, Wemeyer mit ihm: «a« nachher sei, kaffe sich erwarten. itzortseßung folgt.)
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