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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.10.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19061024011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906102401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-10
- Tag1906-10-24
- Monat1906-10
- Jahr1906
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Nr. 52 U 10». Jehr«. Reich im Kampfe gegen zwei katholisch« Mächte, Oester reich und Frankreich, siegreich durchgerungen hatte, und jwar wider alle- Erwarten de- Mtramontanismus, wie konnte es da ausbleiben, daß dir mit dem Dogma der Un fehlbarkeit frisch ausgesrattete Weltkirche eine Kraftprobe veranstaltete? Für die Staatsgewalt gab und gibt es da bei zwei Wege. Entweder sie betrachtet die Kirche st einen unentbehrlichen Bestandteil des StaatSorganismuS. Dann kann sie mit Recht Bürgschaften dafür und die Kontrolle darüber verlangen, daß dies Organ seiner inneren Bestimmung gemäß aroeite . . . Da- ist der eine Weg. Der andere ist der, daß der Staat eine reinliche Scheidung vorniistmt zwischen sich und den Organen des Reiches, das nicht von dieser Welt sein sollte . . HarmS schildert dann, wie die evangelische Orthodoxie sich auf die weite der Ultramontanen schlug, und wie man Falk am Oberkirchenrat scheitern ließ, um des äußeren Scheines willen, um ihn nicht am Zentrum scheitern zu lasten. „Nur so ließ sich die Behauptung aufrecht erhalten, die Staatsgewalt sei nicht nach Canossa gegangen. In Wahrheit hat fi« — darüber ist heute kein Zweifel mehr möglich — den Gang nach Canossa unter Bismarck wenig stens angetreten. Oo sein dritter Nachfolger heute noch vor den Toren der mittelalterlichen Burg auf Vergebung seiner Sünden harrt, ob er schon drinnen und endgültig zu Gna den ausgenommen worden ist — darüber braucht man sich den Kopf nicht zu zerbrechen. Auf die technischen Einzel heiten der Bitt- und Bußfchrt kommt's in unserem skepti schen Jahrhundert so sehr nicht an." Und nun zieht Harms den einzig richtigen Schluß aus diesen Vorgängen und ihren Lehren, denselben Schluß, den auch wir stets gezogen haben, zu dem man kommen muß, ob man ihn gern zieht oder nicht. So ist ein neuer Zusammenstoß zwischen Staatsgewalt und Ultramontanismus so unausbleiblich, wie es unmög lich ist, daß das protestantische Kaisertum der Hohenzollern katholisch werde. Eine Folge des Bismarckschen Canossa- Ganges aber wird es sein, wenn die Staatsgewalt sich in dem neuen Kampfe nicht allein auf den zuverlässigen, natio nalen, bürgerlichen Liberalismus wird stützen können, und wenn sie dann, vielleicht wider Einsicht und Willen, gezwun gen wird, den zweiten Weg, den der T r e n n u ng, zu qeben. Tas sind Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten von viel zu ernster Natur, als daß man sie nicht mögen sie einem nun lieb oder leid sein — fest ins Auge fasten sollte." Wie man sieht, ist des Autors Herz für den ersteren Weg, aus dem schon ein Bismarck gestrauchelt ist, und auf dem der Staat immer der Kirche ausgeliefert wird. Um so höher ist die Entscheidung zu werten, die trotzdem vor der unabwendbaren Auseinandersetzung nicht scheut und, wenn such oorttrs cosur, selbst den unsympathischen Weg der Trennung zu gehen ent schlossen ist. Natürlich freut es unS, zu sehen, wie die Trennungsidee marschiert, diese große Idee der Zukunst, diese Erlöserin von dem Nebel der deutschen konfessionellen Zwietracht und nebenbei von dem polnischen Nebel. Und gerade dort freut sie uns, wo sie nicht mit Kirchenfeindschast sich paart, wo sie den Sieg des Intellekts über traditionelle Gefühle darstellt. So ist sie unzweifelhaft bei Harms zu verstehen. Und wenn man erwägt, daß Bastermann, der Führer der national liberalen Partei, der Harmsfchen Schrift sein gegeben, daß er selbst ein Vorwort zu ihr ge schrieben hat, so darf man wohl das siegreiche Durchdringen der Trennungsidee schon heute als ein Faktum bezeichnen. Und eines Tages wird es eine Wahrheit von gestern sein. Aber wenn die Erkenntnis der Notwendigkeit einer Aus einandersetzung nun schon einmal da ist — weshalb folgt man ibr halb widerwillig, anstatt sich an ihre Spike zu setzen? Mit dem Erkennen allein ist es nicht getan. Es muß auch gearbeitet werden. Und hier ist di« Ausgabe kür den Führer einer großen Partei. Hier ist mich die „zündende Idee", nach der er so sehnsüchtig verlangt. Die Einigkeit einer Nation wird eS dem Manne danken, der allem konfessionel- len Hader ein tieses Grab gräbt. W-'r können die'- Betrachtungen mit voller Anerkennung ssin d-n Autor schließen, auch wenn einige Divergenzen fest gestellt kein wollen, auf daß man uns nicht des Wankelmuts oder der V-rgeßlichkeit zeibc. Was uns die ganz« Arbeit wertvoll erscheinen läßt, ist ihr „frischer, kritischer Zug", den auch Bastermann rnhmt. ihre von Tagesrücksichten frei« Ob'eksioi'öt und ihr Mut Deslurlb glauben wir, mit diesem Artikel eine Pflicht zu erfüllen. Deutsches Keich. Leipzig, 24. Oktober. * Erhebung«« über die Heimarbeit. Die vom Reichs amt des Inneren veranlaßten statistischen Erhebungen über die Heimarbeit im Deurschen Reiche haben, vem Vernehmen der „AugSb. Äbendztg." nach, schon jetzt ein sehr umfassendes Mat-rial geliefert. Dessen Sichtung wird eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, so daß die Einbringung eines den Schutz der Heimarbeiter betreffenden Gesetzentwurfes nickst so bald zu erwarten sein wird. Soweit sich bereits ein Ueberblick über die Angelegenheit ermöglichen läßt, zeigt er eine außerordentlich bedeutende Verschieden heit der Verhältnisse und Bedürfnisse auf dem Ge biete der Heimarbeit. Diese Verschiedenartigkeit erstreckt sich nicht allein aus Vic Bundesstaaten, sondern auch innerhalb derselben auf die einzelnen Industrie- und Gewerbezweige. Es wird sich dabcr schwerlich eine einheitliche, das ganze Reich und alle Industrien und Gewerbe gleichmäßig umfassende Regelung ermöglichen lassen. Jedenfalls zeigt eS sich schon jetzt, daß die Sache einer sorgfältigen Prüfung und Behand lung bedarf, und daß ein so schnelles geietzgeberisches Vor geben, wie eS vielfach unter dem Eindruck der Berliner Hcimarbeitsausstellung gesorvert und erwartet worden ist, sich kaum ermöglichen lassen wird. * Brauuschtveiger Landtag. Zu dem in einem Teil un'erer gestrigen Ausgabe schon kurz wievcraegebenen Bericht gebt uns noch folgende ausführliche Nachricht zu: In der gestrigen Verhandlung des Landtages üher die bekannten Anträge der staatsrechtlichen Kommission nahm nach einer kurzen Begründung der Anträge durch den Abge ordneten Oberbürgermeister Retemeyec Staatsminister Dr. v. Otto das Wort, um in längerer Rede auf die Reso lutionen, den Bericht dazu und d,e Einzelverhältnisse einzu gehen. Der Minister wandte sich zunächst gegen einzelne «testen im Bericht, die den Reichsianrler betreffen und betonte dabei besonders, daß das Schreiben des Reichskanzlers erst durch das Schreiben des preußischen Ministers des Auswärtigen ins rechte Licht gesetzt werde. Weiter erklärt« sich der StaatSministcr mit den Anträgen der staatsrechtlichen Kommission einverstanden, ersuchte aber um Streichung de- Satze-, daß auch Abschriften des Be richt- der Kommission an den Herzog von Cumberland und die preußische Regieruog gesandt werden sollen. ES entspräche dies mcht der diplomatischen Gepflogen beit, und zudem dürsten diese Stellen bereits Kenntnis von dem Berichte haben. Ferner machte der Minister noch Be denken geltend gegen die Forderung, die Dauer der dem Herzoge vo« Cumberland zu gewährenden Frist auf drei Monate zu bemessen. Er befürwortete eine kürzere Frist bezw. baldigere Wahl eines Regenten, um der Agitation im Herzogtum deu Boden zu entziehen. Schließlich erklärte sich der Minister aber doch mit den KommitfionSanträgen ein verstanden. Der Minister betonte nochmals, daß das Ministerium an» dem Standpunkt stehe, daß ein undevingter Verzicht de« Hause« Braunschweig auf Hannover notwendig fei, bevor au die Thronfolge ,n Braunichweig gedacht werben lönne. Er führte an der Hand der Akt«» aus, daß seit 30 und mehr Iabren der Landtag uad Vie Regierung in Braunschweig auch stet« auf diesem Siaudpunkl gestanden baden. Dann nabm ber Referent der staat«rechtlicheu Kommission da« Wort. Er stellt« «S de» Landtage auheim, dem Ersuche« de« Minister« Leipziger rrgeSlatt. Mittwoch, 24. »t»ti der 1V0«. entspreche«», den Passus über die Absendung der Abschriften zu streichen. Dann wurden die Anträge ohne weiter« Debatte unter dem lebhaften Beifall der Versammlung in dem Sinne angenommen, daß eine Abschrift des Berichte- weder an de» Herzog von Cumberland noch an die preußische Regierung übersandt werden soll. nie. Su« N«tstau» »er Mu^r. Da« im Anfang November zufammeutreteude .Weinparlament" wird sich zu meist mit Fragen zur Vorbeugung von Weinsälschuagra und einer genügenden Kontrolle nach dieser Richtung zu beschäf tigen haben. Aber e« treten vielleicht an diese Versammlung auch Fragen heran, die sich aus der durch die schlechte Wein ernte hervorgernsenen Lage der kleinen Winzer ausdrängen. Während die preußische und badische Regierung, soweit bi- jetzt zu unserer Kenntnis gelangt ist, »och keine Schritte getan haben, um einem Notstand der kleinen Weinbauern vorzu beugen, hat die württembergische Abgeordnetenkammer mit tatkräftiger Hand bereits eiogegrisfen. Die Kammer beschloß, die Regierung zu ersuchen, die Grundsteuer des lausenden IabreS bedrängten Weingartnern nochzulaffen und ihnen di« Einkommensteuer des lausenden Jahres auf 2 Jahre zu stunden; weiterhin n) den landwirtschaftlichen Krevitorgani- satiouen, landwirtschaftlichen Vereinen und Genossenschaften, sowie Weingärtnerveremen oder, wo solche nicht bestehen, den betreffende» Gemeinden im Benehmen mit den Ständen Not- stanbödarlehen für bedrängte Weingärtner zur Verfügung zu stellen; d) durch Nolstandsarbeitcn den Weingärtnern etwa fehlende Beschäftigung zu beschaffen; v) die Zentralstelle für die Landwirtschaft zu beauftragen, im kommenden Frühjahr durch geeignete Belehrung die Weingärloer zeitig zur organisierten Bekämpfung der Rcbkrankbeiten zu veranlassen und für etwa nötig werdende weitere Instrukteure, sowie Bekämpfung-mittel gegen die Neblrankheiten in den nächsten Etat die nöligen Lummen einzustellen. Die Vertreter der Regierung äußerten sich sehr eutgigenkomlneud. — Auch die bayerische Regierung ist in ähnlichem Sinne angegangen worden. Da- «Staats- Ministerium hat Erhebungen in den einzelnen Gemeinden an- georvnet, um ein möglichst getreues Bild über die Höhe deS ErnteaussallS und über die Urlachen desselben zu erhalten. Die agrikultur-botanische Anstalt m München wurde beauf tragt, in Verbindung mit dem kgl. Lanvesiuspektor für Wein bau und der kgl. Weinbau- und Obstbaumschule zu Neu stadt a. H. zwecks wirksamer Bekämpfung der Peronospora und deS Sauerwurms eine Sachverständigenkonfereaz ciuzuberufen und die Bekämpfung systematisch zu organi sieren. * Tie drakonischen Verordnungen, die das neue Ein- Wanderungsgesetz Nordamerikas jedem Ankömmling, der sich nicht als amerikanischer Bürger legitimieren kann (al'o auch Touristen, Geschäftsreisenden usw., die 1. uad 2. Klaffe reifen), vorschrcibt, hat bereits zu den größten Belästigungen der Passagiere geführt. Um diesen auszuweichen und vor allem um die Passagiere vor der Bekanntschaft mit dem Ein- wanverungSvcpor New Jorks, der sogenannten .Steckbrief station" zu schützen, werden bereits seit kurzer Zeit die vorgeschriebenen Messungen und Persoualbeschreibungen schon vor ter Ausreise in Hamburg erledigt. Diese Verschärfungen, die mau als Schikanen bezeichnen kann, verlangen Angaben über: Körpermaß, Farbe der Haare, deS BarleS und der Augen, Gesichtsfarbe, Karbe der Nase und des Mundes. Zn welchen Mißbillig- feiten und Uuzuträglichkeiteu diese Vorschriften führen, zeigt u. a. die Vorschrift in Betreff der Haarfarbe. Um ihr zu genüge», muß z. B. deu orthodoxen jüdischen Frauen die nach der Glaubensvorschrift das eigene Haar vollständig ver deckend« Perücke avgenommen werden, obgleich ein solches Entfernen des künstlichen Haarsckmuck« einen direkten schweren Verstoß gegen Sitte und ReligivnSgrietz bedeulet, wenn diese Prozedur in Gegenwart eines fremden ManneS oder gar von diesem selbst vorgenonimen wird. Uebrigens mag hinzu gefügt werden, daß sich die Hamburg-Amerika Linie bisher noch geweigert hat, dies« Messungen usw. auch an KajütS- paffagieren vorzuuebmen, während andere Reedereien, wie die englische Cunanlinie, bereit- auch ihren Passagieren zweiter und dritter Kajüte die verlangten Identilätspapiere vor der Ausreise einhäuvigt. * Zur Bekämpfung des vestech«ngSuu«esenS bei gewerb- lichen Lteferungeu. Gleich anderen Handelskammern hat die Handelskammer zu Hagen in ihrer Vollversammlung vom l3. Okwb^r d. I. beschlossen, den in dieser Angelegenheit vom Deutschen Buchorucker-Berein vertretenen Bestrebungen sich avzuschließen und eine Ergänzung deS Gesetzes betreffend unlauteren Wettbewerb vom 27. Mai 1898 zu befürworten. * Tas Antwortschreiben bc- Bergbaulichen Vereins auf die Forverungen der Siebener-Kommission liegt jetzt ,m Wortlaut vor. Eö lautet: Herrn W. Hammacher in Ober- hauien. Essen, den 22. Oktober. Die geehrte Zuschrift vom lO. Oktober, durch die fünf Arbeiterverbäude die Forderungen der in deu Kohlengruben und allen Nebenanlagen beschäftigten Albeiter unö zugestellt haben, ist in der heutigen VorstandS- sipung zur Vorlage gekommen. Der Bergbauliche Verein er klärt wiederholt, diese Verbände nicht als Vertreter der Belegschaften anerkennen zu können und ist auch selbst nicht zuständig, über die Lohnseilsctzuugen Erklärungen abzugebeo. Er muß eS deSbalb den einzelne» Zechenverwaltungen über lassen, in den gesetzlich gewählten Arbeiterau-ichüssen ru den erhobenen Forverungea Stellung zu nehme«. Der Verein für bergbauliche Interessen, gez. Kleine. * Gaisert immer «ach im Amt! Al- mit Befremden festgestellt wurde, daß der wegen Verleitung zum Meineid in erster Instanz zu Zuchthaus verurteilte katholische Pfarrer Gaisert nach wie vor amtiere, behauptete der .Badische Be obachter", daß diese Angabe unzutreffend sei, Gaisert vielmehr im Kloster Beuron sich befinde. Gegenüber dieser Behauptung des Karlsruher Blatte- wurde dann sestgestellt, daß Gaisert sich in Gündelwangen befindet und seiu Kirchenamt ver steht, und der .Bad. Beobachter" bemerkt nuu: UnS wurde iu der vorigen Woche mitgeteilt, Pfarrer Gaisert habe sich alsbald nach dem Urteil nach vem Kloster Beuron begeben. Da auf neuere Anfrage an unterrichteter Stelle bi« jetzt noch keine Nachricht em.ietroffen ist, können wir nichts Sicheres mittcilea. Da aber da« Urteil der Freiburger Strafkammer noch nicht rechtskräftig ist, bi« die Revision beim Reichsgericht verbeschleden ist, und da eS nicht viele Menschen gibt, die Pfarrer Gaisert für einen Verbrecher hallen, der einen andere« zum Meineiv verleiten wollte, so ist eS nicht unmöglich, daß Pfarrer Gaisert nach einem Besuch in Beuron wieder iu seme Pfarrei zurück gekehrt ist. Die Vorwürfe gegen die Kircheurrgierung, al- achte sie die StaatSgesetze in diese» Falle nicht, bleiben nach wie vor gleich deplaziert. Da hört den« doch alles ans! Wo beläßt mau sonst einen Beamten, der zu einer so schwere« Strafe verurteilt wurde, iw Amt bi» die Revisioa-mstaaz entschiede» hat? Und nun gar einen Geistliche«, der wegea Verleituag zum Meineid verurteilt worden ist. Welche Verwirrung der sittlichen Begriffe. Aber auch, daß der Staat diese- Hin und Her zwischen Kloster und Pfarramt bei einem Charakter gestattet, der sich so schwer vergangen hat, wäre völlig unver ständlich, wenn nicht der alle- beherrschend« Einfluß de- Ultra» moataniSmus auch hier da- Rätsel löst«. Ter k«»»«n«le Skan-al t« valentzar. Die Skaabal- geichichte der städtischen Verwaltung der letzten fünf Jahre «riubr in der letzte« Stadtoerordneteusitznug «uw amtluh« Bestätigung. Ei« von« Regier»ug«präst»«»tea ausge- nammene« Protokoll wurde »erlese». Ueber da« Jahr t900 wird beachtet, daß sämtliche Kassenbücher i» höchsten Grade unorventlich uad nicht kaffeomäßig ge« lübrt wurden Bei viele» Poste» fehlten die Etanabme- qaitlnngei«, pw pmeUUhe Jftmnxchm« ist »« schvmr festzustellen. Die Reste au- den Vorjahren wurden nie ein getragen, weil angeblich da« ResteverzeichoiS verloren ge gangen war. Der Steuerempsänger änderte einfach die Kontrollen ab. Der Fmalabschluß wurde nie vorschrift»- mäßia gemacht. Bon den Empfängern wurden teilweise die Betrage gar nicht erhoben, so daß der Stavt Vallendar eine Menge Geld verloren sehr. Im folgenden Jahre waren die Unregelmäßigkeiten noch schlimmer. Trotz aller dieser, auch der Regierung bekannten Zustände ersolgte die Wiederwahl de« Bürgermeisters Kohls und die Bestätigung durch die Koblenzer Regierung. Hurlsnll. Oesterreich - Ungarn. * Srztzerzaq Otto ist an» Schloß Schönau nach Wien zurück- a»kehrt. " Besprechungen über e'oliichowskis Nachfolge. Das „Wiener Fremdenblatt" meldet: Der Botschafter in Petersburg Freiherr v Aehrenthal wurde deute vom Kaiser in längerer Audienz empiangrn und begab sich hierauf zur Kabiaettskanzsei. Auch der Botschafter in Berlin v. Szögvenv» Manch wfth vom Kaiser empfangen werben. Graf Aehrenthal. Ueber den bisherigen Botschafter in Peters burg, der in erster Reiht al- Nack folger Goluchowskis gilt, werden folgende Personalien bekannt gegeben. Freiherr Alois Texa von Aedren- tdal gebürt einer der angeiedensten Familien de« verfassungs treuen Großgrundbesitze« Bödmens an. Er begann die diplo matische Karriere im AuS'.vmtigeu Amte, wurde Präsi- dialist de« Grafen Kalnoky, dessen besondere- Bertrauen er genoß. Dann wurde er Botschaftsrat in Petersburg, l895 Gesandter <n Bukarest. Bon dort macht« Aehrenthal 1896 den Sprung tnS BotschastSpalais nach Petersburg. Aehrenthal gilt als zuverkässiger Freund deS Dreibünde-, er wurde wiederholt als Nachfolger GoluchowsktS bezeichnet. Bon seinen Brüdern ist einer Vertreter de« böhmischen Großgrundbesitze« im ReichSrat, der andere war früher im Hofstaate des Erzherzogs Franz Ferdinand und ist jetzt Militärattache in Tokio. Baron Aehrenthal heiratete in schon vorgerückten Jahren 1902 eine Hofdame der Erzherzogin Friedrich, die Gräfin Paulin« Szecheny, und hat einen Sohn. * Grus Beck. Nach Meldungen Wiener Blätter ist der dem nächst znrücktrrtrnd« Chef des Geueralslab« Graf v. Beck »um Gardekapitän der kaiserlichen Ärrtcren-Leibgarde ernannt wordar. Tie Frage seine- Nachfolger« al- GeueralstabSchef fei noch richt entschiede». * Der AuSstand der Triester Speditions-Arbeiter ist beigrlegt. Frankreich. * Französische Hetzereien gegen Teutschlau». Es ist noch nicht lang« her, als von sranzössicyeu und italienischen Blättern im Tone höchster Entrüstung von einer deurschen Expedition durch Tripokitanien nach dem Tschadsee berichtet wurde. Daß diese Expedition von der deutschen Regierung unterstützt wnroe, war selbstverständlich. Nach einiger Zeit verlautete, daß ein in englischen Diensten stehender Schweizer, namens Hans Ditscher, in der Tat eine Forschungsreise durch die Sahara nach Nigeria angetreten habe, um seinen Posten im englischen Gebiet aus diese SLetse zu erreichen. Der Falt ist typisch für die seit Jahren eifrig gepflegte sranzöslsch-itatieuisch-englische Wühl- und Hetzarbeit gegen Deutschland. Die neueste Leistung auf diesem Gebiete ist eine Nachricht au- den „Annales Coloniales'-Paris. Unter der Ueberschrlst: ,Die antisranzösische Propaganda der Deutschen in Algerien" heißt eS wörtlich: „Seit einiger Zeit be schäftigte die unleugbar vorhandene Agitation in der muselmännischen Welt die französischen Behörden, die nach dem Ursprung suchten. Man hat die Spuren einer vollkommenen antifranzösiicben Propa ganda unter den Eingeborenen entdeckt. Zahlreiche Zweige führen nach Marokko. Di« Organisation steht unter Leitung eine« deutlchen Agenten, dessen Name woblbckanvt ist. Einer der von dem letzteren in die Graend von Maskora abgeorbnetrn Sendlinge, rin gewisser Cssar Otto Alba,ar wurde schon seit längerer Zeit den Gerichten signalisiert. Er ist jetzt in Constantine unter der Beschuldigung der Spionage verhaltet worden." — In derselben Nummer der „Annale« Coloniales" vom 11. Oktober d. I. befinden sich noch zwei Hetzmeldungen gegen Deutschland. Nach der einen wären den arabischen Aufständischen Massen von Ham burg geliefert worden, nach brr anderen soll ein gewisser Si Hamsa Bellheims, der frühere Stadtpajcha von Larasch in Marokko, mit einer „diplomatischen Mission" nach Deutschland beauftragt worden sein. Derartige Meldungen sind bereit- früher wiederholt de--ntiert worden, und e« läßt sich nicht recht rinsehrn, warum der S 'n gerade jetzt eine Mission nach Deutschland schicken soll, wo dc. - ilsche Gesandte Dr. Rosen in Fez weilt. Aber man braucht etwa» Unruhe in Marokko, damit die Aufmerksamkeit von diesem Lande nicht abgelenkt wird. Nun soll sogar ber heilige Krieg in der Tasilelt-Oalr gepredigt werden, n ie die neuesten Depeschen ver künden. An allem ist nur Deutschland schuld. * Die Zukunft ber „Humauits." Jours; teilt, wie unser Pariser Korreipnndent schreibt, mit, daß die zahlreichen Unter- slützung-beiträge für die „Humanits" nicht nur das Fortbestehen deS Blattes sichern, sondern sogar seine vergrößernde Um gestaltung gestatten. England. * ParlameutS - Beginn. Am Dienstag tritt da- House of Commons wieder zusammen, uud an Arbeit wird eS nicht fehlen; da» weiß niemand besser als die „Gemeinen" selbst, denn sie haben ein hübsches Bukett von Vorlagen au» der vergangenen Tagung zurückgelassen. Tas SchafsenS-Programm ist geeignet, dem Kadinett einige Sorge zu machen, handelt eS sich doch um 1) da« Edukations- gesetz, 2> daS Handel-richterliche Gesetz, 3- da« Lohngesetz und 4) das Schiffahrtsqesetz. Die erste Borlag« wird einen heißen Kampf mit dem Oberhaus« herausbeschwören, und die Nummer 8—4 wird für Herrn Bannermann ost genug zu sagen Haden: „Gott schütze mich vor meinen Freunden I" Und diese Freunde find die Ladouristen, die die ganzen Ferien über nichts getan haben, als die Liberalen zu reizen und ihnen die Freundschaft zu kündigen, falls von den Vorlagen auch nur ein Deut im Interesse der Arbeit geber abgezogen werden sollte. Es ist der S 4 der Trabe Di-pute Bill, dessentwegen sie sich so ereifert haben, da kiese Klausel der Kern ihres Trade-uniouistischen Programm- ist; nun soll sie nach Beurteilung liberaler Deputierter in der Fassung etwa« löchrig sein, und Lücken für die Rechtsprechung offen lassen. Und haben dieselben recht, dann würde der Trubel von leiten der Ladouristen bald genug von neuem lo-gehen. Und sie haben nicht unrecht, es sind ihnen bei der Wahl gotbne Berge versprochen, und ne haben den liberalen Sieg durch ihre Schl-pperdienfie in erster Reibe mit erringen helfen. Wenn sie im Hause mit eben so langen Wasserstiefeln auftretrn, wie tm Lande während deS Sommer«, dann ist Aussicht auf harte persönliche Zwistigkeiten. Und ist ka- Trade Union-Gesrtz unter Dach und Fach, dann geht der Trubel von nenem los mit dem „WorkmenS Cowpenjation-Antrag"; diese Lohn-Bill ist hart umstritten, und wie Keir Hardie selbst erklärt bat, ist sie tu den bisherigen Debatten »Sllig „herunter und auf deu tznnd gebricht". Uud da» ständige KomitS, dem sie anvertrant ist, hat sich keine Haare de«wegeu in den Ferien grau werden lasten. Di« Amendement« find nur so geregnet nud Amendemrut« gefalle« stet« nur de« Antragsteller ganz, während sie dem Gegner al« Ausstich de« dösen Willen« und der Verstäabni-losigkeit erscheinen. Run hat di« Regierung in de« letzten Woche» da« „Standing Committee" doch öfter« zu- lammengetrommelt, aber sie ist „mit Amendements «nudelt" worden, und da« alt« friedliche Unterhaus ist kein geeigneter Pta» für Hahnen kämpf« l Und die „Merchant shiping- Art-" Amen ding Bill gibt schon ft» Titel zu, daß N« nnr ein Amendement sei« will, aber die Labonristen sehen di« Sach« ft an, daß fLe die Arbeiter etwa« dabet herau-springen, »aß der Arbeitgeber mehr Ruten soll; seit dnn 27. März schläft di« Bill, da murd« di« »weil« Lesimg »orgenommen, und seitdem fürchten die Arbeiter, daß sie begrabe, sei. und im Sommer ist heftig agitiert worden, nnd „Havelock Wilson Gabib", wie man unter den Lane« - Mattos«» de« Keir Hardt« nennt, „ousern besten Freund", wird «eine Leute al« Leader schon zuiammenhalten. Da« ist da« Schema der znnächst bevor- stehende, Verhandlungen, aber «S ist außerdem noch r,n wahrer Wust »mi ander, Bill«, ». h. Tatrügen eingrlanfrn, und wenn «an diese all« «»fehlen wollte, dann würde der Tag zu kurz werden. Der Angelonakt der Verhandlungen wird ja da« EdukaiionSgesetz »«dr», wo Liberal« »ad Konservativ« aufetnandervlatzen, nnd wo der Kiern» di« Ferien über dnrch allerhand rührend« Geich,ch'en »an Hnivrnd« Kind« stie sich da- av« GtzDa» Stimmung zu machen versucht hat. Kommen dazu die gewohnheitsmäßigen Zutaten de« Unterhaus»«: Di« Homerule-Frage, die diesmal mit besonderer Heftigkeit austrrteu wird, indem Redmond schon an gekündigt hat, daß die Iren in Fällen, wo die Liberalen schwänzen, uitt den Konservativen zusammen den Labomistru brispringen und da- Kabinett in di« Minderheit bringen werden. Davon abgesehen, blüht mehr als irgendwo in England- klnterbause das Recht dec Interpellatiou, und man kann gewiß sein, wenn auch der Joe Chamberlain durch Gicht gehindert ist, sein großes Mundwerk aus- zutun, doch manche Sitzung hingeden wird, bevor die EüukationbiU an die Reibe kommt. Da sind zunächp die Haldanrjchrn Heere»- uud dir Tweedmouthschen Flotten - Reduzierung-Pläne, welche zu Haupt- nud Staatsaktionen aufgebauscht werben lallen. Schließlich aber kann in diesen Dingen Bannermann ruhig sein: die Liberalen sind darüber mit den Labouristeu einig, und somit steht hier der Turm der GovernmentS-Party unerschüttrrt. Rußland. * KontrebauSc aus Krieg-jchiste«. AuS Kronstadt wjrv gemeldet: Infolge der Beschlagnahme von Konlrebauve» Gegenständen auf dem Kreuzer „Diana" hat dec Ober- lommaudicrcnve der baltischen Häsin den Kommandanten aller aus dem Auslande oder «uS Finnland ciatreffenden Kriegsschiffe den Befehl erteilt, über lede Entladung oder Umladung von Gegenständen dem Zollamt frühzeitig Mit teilung zu machen. — WaS das für „Konlrebanve" ist, scheint nicht e.sich'lich: handelt es sich um Schmuggel oder um revolutionäre -chrifleu'? * Tie Deutschen im Kaukasus. In der jungen nationalen Bewegung der deutschen Kolonisten in Südruhiand erfüllt die dortige deutsche Presse ihre Aufgabe als Mahner und Wecker zu nationaler Betätigung in erfreulicher Weise. Den vortrefflichen Blättern: „Odessaer Zeitung", „Deutschem Leben" und der Saratower „Deutschen Volkszeitung" tritt die vor drei Monc ten in Tislis ins Leben gerufene „Kau kasische Post" würdig an die Seite. Sie wendet sich an die 35 000 deutschen Kolonisten Kaukasiens und bemüht sich mir warmherzigen Worten, sie aus der nationalen Gleichgültig keit aufzurütteln. Es scheint allerdings hohe Zeit zu sein, daß auch dort das Deutschtum kräftig auloerüttelt wird, denn es zeigt sich von Tag zu Tag mehr, daß die durch die un unterbrochen fortdauernden Streitigkeiten mit den Ar meniern verwilderten Tartaren sich gegen die Deutschen zu wenden beginnen. Ihre räuberischen Instinkte treiben sie gegen die wohlhabenden und schönen Wirtschaften der Deut schen, nachdem dem alten armenischen Stammesgcgner jo ziemlich olles Naubenswcrte geraubt ist. Die Nachrichten von Ueberfällen und Räubereien auf den Straßen gegen die Deutschen mehren sich von Tag zu Tag und können um so unverfrorener ausgesührt werden, als die dortigen russischen Staatsbeamten durchweg tartarischer Herkunft sind und nicht im geringsten daran denken, die Deutschen gegen ihre Stam- w.esgenopen zu schützen, zumal der immer regierungstreue Deutsche auch dort das artige Kind ist, auf das man keine Rücksicht zu nehmen brauche. Es wird daher hohe Zeit, daß auch auf diesem entlegenen Vorposten das Deutschtum sich national organisiert und feinen Selbstschutz in die Hand nimmt. * Gouverneur Tollognb, der seit einem halben Jahre die Verwaltung dec Ostsee-Provinzen leitete und wegrn seiner Strenge gefürchtet war, ist seines Amte- enthoben. " Todesurteile. Da- Warschauer Feldgericht verurteilte 14 Mitglieder der Kampforganisation zum Tode durch den Strang. Die klebrigen werben vor das skrirgsgericht gestellt werden. Es handelt sich nm 18 junge Leute, die auf Grund einer Anzeige am 20. d. MtS. verhaftet worden sind. Die Untersuchung gegen sie führte, nach weiteren Berichten» ein Gerichtshof von Offizieren de- Wolhynirr - Regiments unter Vorsts des Regimentökomniandanten. Der Mann, der, ostenbar aus versönlicher Rache, die Anzeige aeaen die Verhafteten erstattet hat, war bei dem Verhör zugegen. Er beschuldigte sie verschiedener, in der letzten Zeit verübter Verorechen. Später wurden einig« Agenten der Geheimpolizei den Verhafteten grgenübergesiellt. Di« Agenten erklärten, daß sie in Dreien dec Verhafteten die Verüber des Mord anschlages auf den Polizriagenten Grün wiedererkennen. Zwei anderen soll nachgewlesen worden sein, daß sie den Mordanjchlag auf den General Szwejkowskij verübt haben. * Flucht NUS einem sibirischen Gefängnis. In der Nacht bat eine Massrnslncht von Arrestanten aus dem Irkutsker Gefängnis slattgesundeu. 17 Arrestanten gelang es. zu entkommen. Ein Teil von ihnen wurde später wieder sistgenommen. Neun andere Arrestanten wurden bei dem Versuche, die Flucht zu verhindern, getötet, ebenso ein Gefängnisaufseher. Zwei Wärter wurden verwundet. Bulgarien. * Sarafow. Boris Caraiow, dem es gelungen ist, in Make donien einzudringen, inspizierte dort die ihm unterstehenden revolutionären Rayon-, nnd soll, wie mir von einwandfteier, ihm nahestehender Seite mitgeteilt wird, Makedonien mit Hilfe aUa- nesischer Freunde bereits wieder verlassen haben. Viele untrüg liche Anzeichen sprechen dafür, daß er demnächst in einem adriatischen oder Mitleimeerhafen auftauchen wird. Sein mehr wöchiger Aufenthalt in Makedonien wird vermutlich über raschende Ereignisse zeitigen. — Sarasow ist einer der unver träglichsten, verächtlich««» Gesellen, die leider Gottes noch ungehängt uns dieser schönen Erde herumlousen. Ter schamlose Bube ist der Anstifter aller dir niederträchtigen Greueltaten, welche die bulgarischen Komitotschis und Makedonier begangen haben. Er versteht es aber jcdeemat, seine eigene Person von allen Orten sernzuhalten, wo es für ihn gefährlich werden könnte. China. * Die chinesischen Manöver. Die jährlichen Herbst- mauöver der chinesische» Armee, an denen 30 000 Mann unter dem Kommanco von Iuanschikai und Tiefliang teil nehmen, haben am Montag ihren Anfang genommen. Den Manövern ist die Idee zugrunde gelegt, daß die Südarmee versucht, mittels der Hankau-Peting-Babn Peking zu erreichen, und daß die Nordarmee ohne Vorbereitung den Auftrag er hält, diesen Angriff abzuwehren. Die Truppen werden be waffnet und zum großen Teil von ausländischen Instruktoren auSaebildet werden. Den Manövern wohnen 30 fremde Militärattaches bei. Marokko. * Tic Lage im Grenzgebiet. Unser Pariser Korrespondent schreibt uns: Seit einiger Zeit berichtet die Pariser Presse von Frankreich feindlichen Kundgebungen m Marokko. Wenn man ihren Versicherungen glauben will, wirs in Marokko nicht- weniger als ein „heiliger Krieg" gegen Frankreich vorbereitet. Es tu bekannt, daß die französische Presse, besonder- seit der Konferenz von Algeciras, alarmierenden Nachrichten an- Marokko gern mit aller band Uebertreibungen Raum gibt, und man tut gut, derartige Meldungen nicht allzu ernst zu nehmen. Nach den letzten Nach richten bereiten di« Bewodner der Grenrprovinz Tafilelt für Mitte November einen Einfall in das französische Gebiet vor. Ein Vetter des Sultan-, Monier» Adbon, bereist angeblich die Grenz- Provinzen und fordert die Bewohner ans, rechtzeitig an einem be stimmten Sammelpunkt einzutreffen. Auch der Stamm der Beni Guil, die auf französischem Gebiet wohnen, soll zur Teilnahme an dem Feldzug eingeladen sein. Zahlreiche eingeborene Soldaten der französischen Garnison Beut-Abba- im äußersten Süd-Oranai- sind in der letzte» Zett deserttert. Ein räuberischer Einfall von 400 tastleltischen Reitern in da- französische Grenzgebiet wurde siegreich zurückgeschlagen. Nach einer heutigen Mel- düng de- „Malin" versucht der Gouverneur de» Ta- filrlt, jeden Handel zwischen dem marokkanischen und französischen Gebiet za unterbinden. Er hat die eingeborenen Kaufleute von Bechar und anderen französischen Orten mit dem Versprechen reich licher Entschädigung aufgefordert, da- französische Gcbiet zu ver lasse«, widrtgeusall- st« au-grraubt werden sollen. Franlrrich hat sein« Grenzgarnifonen verstärkt. L- ist, wie die Pariser Zeitungen versichern, rotschloffen, sich ans hie Defensiv« zu beschränken und wird höchsten« an« strategische« Gründen einige marokkanische WaßersteLe» besetzen. Oberbefehlshaber ist General Lyaotey.
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