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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.01.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040130027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904013002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904013002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-01
- Tag1904-01-30
- Monat1904-01
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Italien linke allerdings im April 1903 eine solche Konzession nach» ges> '< Nachdem jedoch Korea kürzlich geantwortet habe, es scheine ihm nicht zweckmäßig unter den gegenwärtigen Verhältnissen auf irgend rin Konzejsionsgesuch einzugehen, habe Italien auf feinem Verlangen nicht beharrt. Deutsches Reich. - Berlin, 30. Januar. * Der Gefetzentwnrs, betreffend die Entschädig, ag für unschuldig erlittene Untersuchungshaft. lautet wörtlich: K 1. Personen, die im Strafverfahren freigcsprochcii oder durch Beschluß des Gerichts außer Verfolgung gesetzt sind, können für erlittene Untersuchungshaft Entschädigung aus der Siaatskafse verlangen, wenn das Verfahren ihre Un schuld ergeben oder dargeran hat, daß gegen sie ein begründeter Verdacht nicht vorliegt. Außer dem Verhafteten haben diejenigen, denen gegenüber er traft des Gesetzes unterhaltspflichtig war, Anspruch auf Ent schädigung. Z 2. Der Anspruch auf Entschädigung ist ausge schlossen, wenn der Verhaftete die Untersuchungshaft vor- fätzlich hcrbeigeführt oder durch grobe Fahrlässigkeit ver schuldet hat. Der Anspruch kann ausgeschlossen werden, wenn das zur Untersuchung gezogen« Verhallen des Verhafteten gegen die guten Titten verstoßen Hai. Der Anspruch kann auch dann ausgeschlossen werden, wenn der Verhaftete entweder wegen Verbrechens oder wiederholt wegen Vergehens oder Uebertretung des § 361 Nr. 8 bis 8 des Strafgesetzbuches zu Freiheitsstrafe verurteilt worden ist und seit der Verbüßung der letzten Strafe bis zur Verhaftung fünf Jahre noch nicht verflossen sind. § 8. Gegenstand des dem Verhafteten zu leistenden Ersatzes ist der für ihn durch die Untersuchungshaft entstandene Ver mögensschaden. Unterhallsberechtigten ist insoweit Ersatz zu leisten, als ihnen durch dre Verhaftung der Unterhalt entzogen worden ist. 8 4. Ueber die Verpflichtung der Staatskasse zur Ent schädigung wird von dem Gerichte gleichzeitig mit seinem den Verhafteten fteispreche.tden Urteile durch besonderen Be schluß Bestimmung getrosten. Wird auf ein gegen das Urteil eingelegtes Rechtsmittel von neuem auf Freisprechung erkannt so ist von dem erkennenden Gerichte nach Maßgabe des Ms. 1 von neuem Beschluß Zu fassen. Der Beschluß ist nicht zu verkünden, sondern durch Zu stellung bekannt zu machen, sobald das freisprechende Urteil rechtskräftig geworden ist. Er unterliegt nicht der Anfechtung durch Rechtsmittel. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn der Verhaftete durch Beschluß des Gerichtes außer Verfolgung gesetzt wird. 8 ü. Der die Entschädigungsverpflichtung der Staatskasse auSsprechende Beschluß tritt außer Kraft, wenn zu Un gunsten des Frcigesprochenen die Wiederaufnahme des Ver fahrens angeordnet oder wenn gegen den außer Verfolgung Gesetzten nach Wiederaufnahme der Klage das Haupwer- fahren eröffnet wird. War die Entschädigung schon gezahlt, so dann das Gezahlte mit Zinsen vom Tage der Zahlung an zurückgefordert werden. ß 6. Wer auf Grund des die Entschädigungsverpflichtung der Staatskasse aussprechenden Beschlusses einen Anspruch geltend macht, hat diesen Anspruch bei Vermeidung des Ver luste- binnen drei Monaten nach Zustellung des Beschlusses durch Antrag bei der Staatsanwallschaft des Landgerichts zu ver folgen, in dessen Bezirke das Verfahren in erster Instanz anhängig war. Neber den Antrag entscheidet die oberste Behörde der LandeSjustizverwaltung. Eine Ausfertigung der Entscheidung ist dem Antragsteller nach den Vorschriften der Livilprozeß- ordnung zuzustellen. Gegen die Entscheidung ist die Berufung auf de, Rechtsweg zulässig. Die Klage ist binnen einer Ausschlußfri von drei Monaten nach Zustellung der Entscheidung zu er heben. Für die Ansprüche auf Entschädigung sind die Civrl- kammern der Landgerichte ohne Rücksicht auf den Werl Les Streitgegenstandes ausschließlich zuständig. Bis zur rechtskräftigen Entscheidung über den Antrag ist Ler Anspruch nicht übertragbar. 8 7. Die Entschädigung wird aus der Kasse desBundes- ftaates gezahlt, bei dessen Gerichte das Strafverfahren in erster Instanz anhängig war. Bis zum Betrage der geleisteten Entschädigung trift die Kasse rn die Rechte cm, welche dem Entschädigten gegen Dritte um deswillen zustehen, weil durch deren rechtswidrige Hand lungen die Untersuchungshaft hcrbeigeführt Ivar. 8 8. Ist zu Ungunsten des Freigesprochenen die Wieder aufnahme des Verfahrens beantragt oder gegen den außer Verfolgung Gesetzten die Klage wieder ausgenommen worden, so kann die Entscheidung der obersten Behörde der LandeS- justizverwallung (8 6 Abs. 2) sowie die Zahlung der Ent schädigung (8 7 Abs. 1) ausgesetzt werden. 8 d. In den zur Zuständigkeit des Reichsgerichtes in erster Instanz gehörigen Sachen ist statt der Staatskasse die Rcichskasse ersatzpflichtig. In diesen Fällen tritt an die Stelle der Sraaisanwaltschaft des Landgerichts die Staatsanwallsckxrfl bei dem Reichsgerichte, an die Stelle der obersten Behörde der Landesjustizverwaltung der Reichskanzler. t 8 10. Dieses Gesetz findet im militärgerichtlichen! Verfahren entsprechende Anwendung. An die Stelle der Sraats- ordentlichen Generalversammlung des Vereins Berliner Kassen ärzte gab dessen Vorstand die überraschende Erklärung ab, daß er die der Kaufleute-Kasse übermittelten Vertrags unterschriften für ungültig erkären und zurückziehen wolle. Wie berichtet, hatte der Vorstand des Vereins Berliner Kassen» ärzte mit der hiesigen Ortskrankenkasse der Kaufleute und einigen anderen Kassen Verträge vereinbart, welche die kassenärztliche Be handlung auf fünf Jahre hinaus festlegen sollten. Die Reverse für diese Vertrüge hatten 370 Mitglieder des Vereins glatt unter» zeichnet, während 70 ihre Unterschrift nur bedingungsweise und 30 sie gar nicht gegeben hatten. In der gestrigen außer ordentlichen Generalversammlung sollte nun Stellung zu dieser Angelegenheit genommen werden, welche in die Reihen der Berliner Aerzteschaft Zwietracht und Erbitterung hineingetragen hat. Geheimrat Köpprl vom Vorstände des Vereins gab die Erklärung ab, daß der Vorstand sich entschlossen habe, die der Kaufleute-Kasse übermittelten, aus fünf Jahre verpflichtenden Reverse für ungültig zu erklären. Da die Gültigkeit der koste tritt im Heere die Kasse desjenigen Kontingents, bei Reverse von verschiedenen Seiten angezweiselt worden sei, so wolle sich besten Gerichte das Strafverfahren in erster Instanz anhängig war, in der Marine die Reichskasse. Statt der Staatsanwalt schaft des Landgerichts ist der Gcrichlsherr erster Instanz, der Vorstand auf den Recptsstandpunkt stellen und der Kaufleute-Kasse schreiben, daß er sich infolge erheblicher Differenzen unter den Aerzten nicht an die Verträge gebunden halte, bis die General ¬ statt der obersten Behörde der Landesjustizverlvaltung die oberste Militär- oder Marine-Justizvcrwaltungsbehörde zu ständig. 8 11. In dem zur Zuständigkeit der Kons ul ar - gerichte gehörigen Sachen findet dieses Gesetz mit folgenden Maßgaben Anwendung: An die Stelle der Staatsanwaltschaft des Landgerichts tritt der Konsul. Die im 8 6 Abs. 1 vorgesehene Ausschlußfrist beträgt sechs Monate. Für die Ansprück>e auf Entschädigung ist das Reichsgericht in erster und letzter Instanz zuständig. 8 12. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden auf An gehörige eines auswärtigen Staates nur insoweit An wendung, als nach einer im Reiclrsgesetzblatt enthaltenen Be kanntmachung durch die Gesetzgebung dieses Staates oder durch Staarsvertrag die Gegenseitigkeit verbürgt ist- Versammlung der Kasse gesprochen hätte, die über Annahme oder Ablehnung von Verträgen zu entscheiden habe. Bestehe die Generalversammlung aus Innehaltung der Beiträge, lehne sie also die Kündigung seitens der Aerzte ab, so wolle mun es auf eine gerichtliche Entscheidung ankommen und sich nötigenfalls schaden ersatzpflichtig machen lassen. Die Erklärung des Vorstandes, die noch nach verschiedenen Richtungen hin eine Ergänzung erfuhr, wurde mit stürmischem Beifall entgegengenommen. Aus der Versammlung heraus wurde dem Vorstände für feinen Entschluß gedankt, der den Frieden unter den Berliner Aerzten sichere. Ein einziges Mitglied des Vereins sah sich veranlaßt, gegen den Ent schluß des Vorstandes Protest einzulegen. * Sine Automobtl-Resolution hat der Abg. Prinz zu Schoenaich-Earolath eingebracht: der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen: * Ueber Neutral-MoreSnet berichtet die officiöse „Südd. Reichskorresp." : Die vor kurzem in der deutschen Presse auf getauchte Vermutung, daß die Angelegenheit der Altenberger Spielbant auf die Regelung der staatlichen Zugehörigkeit des Gebietes von Neutral-kNoresnet eingewirkt habe, be stätigt sich. Zwar brauchten zwischen Preußen und Belgien leine neuen Verhandlungen über den Gegenstand ein geleitet zu werden. Aber der seit vielen Jahren geführte «Lchriftwechsel ist durch den Altenberger Zwischenfall mehr in Fluß gekommen. Die Grundlage dieser Erörterungen hat stets der Gedanke einer Aufteilung des neutralen Land stück es gebildet. Die Abfindung Preußens durch Geld stand nie in Frage. Ueber die näheren Einzelheiten der Teilung dürste eine Verständigung in nicht allzu ferner Zeit erzielt werden. * Map Schippcl, der sozialdemokratische Agrarier oder agrarische Softalbemokrat, der im Reichstage von seinem Fraklionsgenossen Wurm gründlich verleugnet wurde und dann die Verantwortung sirr den Bericht des „Vorwärts" über seinen Vortrag ablehnte, veröffentlichte gestern im „Vor wärts" folgende Erklärung: 1) darauf hinzuwirken, daß tunlichst bald einheitliche landes gesetzliche Bestimmungen erlassen werden, welche geeignet sind, Leben, Gesundheit und Eigentum der Reichseingeiessenen vor Un fällen und Schädigungen, welche durch übermäßig schnelles Fahren von Automobilen auf öffentlichen Straßen und Plätzen verursacht werden, in verstärkterem Maße zu schützen, als dies bisher der Fall ist. 2) Von dem Erlaß dieser Bestimmungen dem Reichstag Kenntnis zu geben, zugleich mit einer Uebersicht über die Anzahl und den Umsang der bisher innerhalb des Reichsgebietes durch übermäßig schnelles Fahren der Automobile verursachten Unglücksfälle. * Eine neue Fabrik der RcichSmilitärverwaltnng soll in Spandau errichtet werden und dazu bestimmt sein, den Bedarf der Armee an Artilleriemunitton zum größten Teil zu decken; sie wird den Namen „Geschoßfabrik" erhalten. * Bon der Krankheit des Kaisers wußte Landrat v. Wedel, der Bruder des königl. Hausminislers, in seiner Festansprache gelegentlich der Kaisergeburtstagsfeier in Eis- leben eine bezeichnende Episode zu erzählen. Nach dem dortigen Tageblatt führte der Landrat aus: In Sachsen war es, wo sich die ersten bedrohlichen Anzeichen der Krankheit bemerkbar machten; ganz heimlich—noch nicht einmal die „Ich habe, um einer Legendenbildung vorzubeugen, bereits im Kaiserin durfte etwas davon wissen — unterzog sich der Kaiser Reichstage den gestrigen Bersammlungsbericht des „Vorwärts" als irreführend bezeichnet — was übrigens nicht den geringsten Vorwurf gegen den Berichterstatter einscbließen soll. Der Bericht erweckt besonders dadurch ein ganz falsches Bild, daß Anschauungen, einer eingehenden Untersuchung durch seinen Leibarzt; dieser ordnete die sofortige Hinzuziehung eines Spezialisten an. Der Spezialist kam; derselbe Tag, der die Entscheidung bringen sollte, ob der Keim einer heimtückischen Krankheit sich bei unserem Kaiser die ich als die heute in den parlamentarischen Mehr heiten maßgebenden schilderte, als meine Auffassungen er scheinen. Nach wie vor vertrete ich die beim Zollkampfe und nn Wahlkampfe von der Partei und mir betätigten Anschauungen." Dagegen erklärt nun beute wieder der betreffende Be- richterstatter-„Genoffe", G. Reinke, in demselben Blatte, sein Bericht gebe in der Hauptsache das wieder, was „Ge nosse" Schippet tatsächlich gesagt habe. „Wenn das irreführend ist. dann hat niemand anders als der Genosse Schippel diese Irreführung verschuldet. Ein so ge sandter Redner, wie der Genosse Schippel einer ist, hätte sich doch .urch einen einzigen Satz davor schützen können, daß von ihm vor getragene gegnerische Anschauungen als seine eigenen aufgesaßt werden könnten." Auch Kautsky ist bereits aus dem Plane erschienen mit einer anderthalb Spalten langen Erklärung, und Schippel kann froh sein, daß der nächste Parteitag noch in nebelgrauer Ferne liegt. * In der Berliner Aerzteschaft ist der Friede nun wieder gesichert — bas ist das Ergebnis einer großen Aerzte- versammlung, die gestern abend stattfand. In einer autzer- bemerkbar mache, sah ihn noch in Erfüllung feiner Herrscher pflichten an der Spitze von vier Armeekorps auf dem Manöver felde, Erst am Abend erfolgte in Merseburg die Untersuchung; der , Speziaiist erklärte die sofortige Vornahme der Operation für un bedingt erforderlich, es sei keine Zeit zu verlieren. Doch der Kaiser erwiderte, auch er habe keine Zeit zu verlieren; denn seiner warteten ernste Pflichten. In diese Zeit fiel damals die Zusammenkunft unseres Kaisers mit dem Kaiser von Rußland, die für die Er haltung des Weltfriedens von ganz ungeheurer Wichtigkeit war. Erst danach konnte die Operation, die glücklicherweise alle bange Zweifel beseitigte, vor sich gehen. * Der Grotzherzvg und die Grohherzogm von Baden besuchten gestern nachmittag die ständige Ausstellung für Arbeiterwohlsahrt in Eharlottenburg und besichtigten sie unter Führung des Leiters der Ausstellung, des Geh. Ober regierungsrats Werner, und seiner Mitarbeiter. Der Besuch dauerte zwei Stunden. Die dem Arbeiterschutz, der Gewerbehygiene unk Unfallverhütung dienenden Einrich tungen, sowie das Tuberkulose-Museum wurden aufs ein gehendste besichtigt und sanden lebhafte Anerkennung und großes Interesse bei den Herrschaften. — Der Oberlandesgerichtspräsident vr. Beseler in Kiel ist in der gleichen Eigenschaft nach Breslau versetzt worden. — Bon unterrichteten Kreisen wird die Wiederbesetzung der Stelle eines Präsidenten des reichsstatistifchen Amte- als nicht unmittelbar bevorstehend angesehen. — Im „Staatsanzeiger" wird die königliche Ordre abgedruckt, wonach dir Amtsbezeichnungen „Gewerbeinsprktionsaspiraut" und „Gewerbeinspektionsassistent" künftig durch die Titel „Gewerbe referendar" und „Gewerbrassrsfor" ersetzt werden sollen. — An die Witwe des verstorbenen Führers der badischen nationalliberalen Partei Fieser sandte der Zentralvorstand der nationalliberalen Partei folgendes Beileidstelegramm: Der Zentral- vorstand der nationaUiberalrn Partei beklagt mit Ihnen aus das Schmerzlichste den so unerwartet und viel zu früh erfolgten Heim gang Ihres Galten. Seine hervorragenden Eigenschaften, die er mit hiugebender Treue und unermüdlich in den Dienst der Partei und damit seines engeren und weiteren Vaterlandes stellte, werde» unvergessen bleiben. Gott tröste Sie in Ihrem Schmerze! , gez. vr. Hammacher. — Unter den Tuchfabrikanten ist eine Bewegung gegen die drohende Uniformänderung im Gange, die man offenbar trotz des offiziösen Dementis nicht alS abgetan ansieht. Wie dem „B. T." aus Görlitz geschrieben wird, hat sich die Bewegung weiter verbreitet. Auch die Fabrikanten des Rheinlandes be ginnen sich zu rühren. Man ist überringrkommeu, binnen kurzem gemeinschaftlich bei den zuständigen Instanzen vorstellig zu werden. Allgemein ist man daraus gespannt, ob nicht die nächste Nummer des Militärverordnunasblattes schon den „Blitz" herabzuckeu lasten wird, welchen man allgemein befürchtet. Man läßt sich jedoch auch durch die geringen Aussichten, welche ein Vorgehen in der Sache bietet, nicht entmutigen und will alles daran fetzen, um vielleicht doch eine Aenderung m dem bisher beliebten Verfahren zu erlangen. Uebrigens wird in nächster Zeit bei Gelegenheit der Etatsdebatten dir ganze Angelegenheit auch den Reichstag und ferner den Land tag beschäftigen. — Die der ReickShauptkasse erteilte Ermächtigung, bei Zah lung von Unterstützungen Quittungen mit vordatierten Bescheinigungen anzunebmen, sofern die Bescheinigungen nicht vor dem Fälligkeitstage der Zahlung ausgestellt sind, ist gegenwärtig vom preußischen Kriegsminstterium auch auf Quittungen über Pen sionen und andere persönliche Gebührniste au» dem allgemeinen Prnsions- und dem ReichSinvalidensondS ausgedehnt worden. — Regierungsbaumrister oder Ingenieur? Die Regierung hatte verschiedenen deutschen Industriellen, die im kommenden Frühjahr die Weltausstellung zu St. LoutS zu beschicken beabsichtigen, die Anregung unterbreitet, bestimmte Bei träge zu zeichnen, um einen RegierungSbaumeister nach den Vereinigten Staaten zu entsenden, der mit Wahrnehmung der tech nischen Interessen im allgemeinen betraut werden sollte. In den in Frage kommenden Kreisen ist man jedoch wenig geneigt, diese Repräsentation einem Herrn vom grünen Tisch zu überlasten, und hat dem „B. T." zufolge den Regierungskommisfar für die Welt ausstellung, Geheimrat Lewald, auch hiervon mit dem Bemerken in Kenntnis gesetzt, daß man für die Mission einen mehr im prak tischen Leben stehenden Ingenieur vorziehen würde. X. Königsberg i. Pr., 29. Januar. Eine gestern abgehaltene Versammlung des fünften Bezirls des sozialdemokratischen Vereins, in welcher „Genosse" Haase einen Vortrag hielt über „den kapitalistischen Gegenwartsstaat und die sozialdemokratische Zukunstsgesellschaft" wurde während der sich anschließenden Diskussion von dem überwachenden Polizeibeamten aufgelöst. T Halle a. S., 29. Januar. Redakteur Fette vom „Volksblatt", der wegen Majestätsbeleidizung an geklagt war, ist freigesprochen worden. Der Staats anwalt hatte 6 Monate Gefängnisstrafe beantragt. * Breslau, 29. Januar. Behufs der Verschmelzung der beiden freisinnigen Parteien in Breslau hat gestern eine Besprechung unter der Führung des Oberbürger meisters Bender, des Justizrats Heilberg und des Rats maurermeisters Simon stattgefunden, wozu fünfzig Personen geladen worden waren. Die Presse war ausgeschlossen, lieber tie Frage des Zusammengehens mit den Sozial demokraten, sowie ob die Bereinigung nur kommunal- oder allgemeinpolitisch werken solle, wurde keine Einigung erzielt, weshalb eine zehngliedrige Kommission zum Entwerfen eines Programms eingesetzt wurde. — Dem hiesigen Lokalcomitö zur Unterstützung für die Hochwassergeschädigten sind an Beiträgen 62 596,18 rugegangen. AuS diesem Betrage sind an 397 Personen Unterstützungen verteilt worden. Nachdem nunmehr sämtliche zur Zeit vorliegende Gesuche erledigt sind, hat daS Lokal- comite für Breslau seine Tätigkeit eingestellt. (^) Karlsruhe, 29. Januar. Finanzminifter vr. Buchen berger mußte sich heute einer zweiten Operation unterziehen. Dieselbeist gut verlaufen, daSAllgemein befinden ist befriedigend. Oesterreich - Ungar«. * Wien, 29. Januar. Aus Anlaß der morgigen Wieder kehr des Todestages de« Kronprinzen Rudolf legte heute Nachmittag der deutsche Botschafter Graf v. Wedel im Auftrage des Kaisers Wilhelm einen Kranz am Sarge deS Verblichenen nieder. „Aber, Wally, das ist doch meine Pflichtl Dieser Pro zeß bringt mir Ehre und Gewinn, und den letzteren kann ich gerade so gut gebrauchen, wie zum Beispiel Freund Römer.* „Und der Baron?" — Sie beherrschte sich wunderbar. „Du wirst auf diese Art sein Prozeßgegner. Er wird in folgedessen unser Haus meiden muffen." „Sollte dir das besonders lei- tun?" fragte er un angenehm überrascht. „Du sagst daS so tragisch!" lachte sie laut auf. „Tu wirst mir doch nicht eifersüchtig, du Ungeheuer du!" — Sie gab ihm einen schallenden Kuß. „Dies zur Strafe! Eifersüchtig, wie drollig bei deinem ernsten Mann." „Der Baron zeichnet dich bei jeder Gelegenheit aus", sagte er schon halb versöhnt. „Jetzt wirst du wirklich komisch!" lachte sie fröhlich auf. „Gestehe, Ungeheuer, du bist eifersüchtig. Nun, wirds bald!" „Ich bin es etwa seit ungefähr fünf Minuten." „Zum erstenmal in deinem Leben!" „Ja, mein Lieb". Er umarmte sie neckisch. „Nun nimm mir die Dummheit nicht übel." „Ja, es ist die größte Dummheit, die du seit langem gemacht hast", lachte sie- „Ter Baron ist ja ein ganz guter Kerl. Man kann sich mit ihm unterhalten; er ist geduldig wie ein Schaf, guter Gesellschafter, anhänglich und treu, aber einseitig biS in die Puppen. Mir wird er nie ge fährlich sein." ,LSeißt du, wem er es ist?" fragte er heiter. „Bin begierig, mein Lieber; ich glaube, wir haben den selben Gedanken. Frau Grete. Nicht!" „Ganz recht." „Na, die tuts aus Langeweile und Gewohnheit." ,^fch möchte nicht in Römer- Haut stecken. Sie ist ein kleiner Racker und er ist in den letzten Jahren höllisch aft geworden." ,Wie sie ihn auch manchmal behandelt; so von oben herab." „Gr wird natürlich dadurch nur noch bissiger, zumal er sich nicht anmerken lassen will, baß er so tief unter dem Pantoffel steht. Sie macht, was sie will und er hat sich damit abgefunden, beide Augen zuzudrücken und den lachenden Philosophen zu spielen " „Sie ist ja auch nichts anderes", sagte Wally und warf Mantel und Kopftuch über. „Mache dich fertig, es wird Jeit." „Wohin wollen wir denn!" fragte er zerstreut. „Ins Theater, mein Freund!" . . . t-orisetzuog folgt.) Wemkyer L Sohn. 24 j Roman von M. Prigge-Brook. ^.lccuoruck vcrvct^n. Wieder waren acht Tage vergangen. In Rudolfs Zu stand trat eine Besserung ein, nur genas er nicht ganz. Es blieb ein Rest zurück, über den weder er noch der Arzt hinwegkam, aus dem einfachen Grunde, weil jeder sich zu reoen scheute. Schon längst saß an Stelle des Wärters mit dem gleichgültigen und unüurchdrtng.ichen Gesicht, den man in ein Gastzimmer verbannte, Mar garet an ihres Mannes Bett, mit leichter Arbeit be schäftigt. Sie plauderte von hundert erfreulichen Dingen, machte Pläne, wenn sie wieder in der Heimat seien, und zauberte manmal ein leises Lächeln auf die über alles ge liebten Züge. Längst schon hatte Rudolf aufgehört, von feiner Prin zessin zu reden, längst schon kam der Name Roseneck nicht über seine Lippen, und doch und doch — warum fuhr er so hastig auf, wenn draußen auf dem Flur die Stimme klang, die täglich noch im Namen der Herrschaft aus dem Roseneck nach dem Befinden des Herrn Wemeyer fragte? Es war doch nur die Stimme Roberts oder der koketten Juliette, sehr selten einmal seines Vaters gedämpftes Organ, der mehrmals leise angefragt, ob ihn sein Sohn sprechen wolle. Er hatte Las abgelehnt, hasrig, mit allen Zeichen der Erregung, und Sanden, dem der Holz händler leid tat, mußte diesen gleichwohl bitten, für jetzt von derartigen Versuchen abzusehen, es könne Rudolf schaden. Er wartete, daß vielleicht Erna kam, die, wie er wußte, mehrmals während seiner schweren Erkrankung nach ihm gefragt. Er hätte sich sagen müßen, daß sie die Leyte war, die ihre Füße in das Haus gesetzt, und dennoch hoffte er, hoffte er von Tag zu Tage und verzögerte dadurch seine Heilung. Auf des Arztes Wunsch, der die gewohnte Energie schmerzlich an seinem Patienten vermißte, stand dieser jetzt schon zweimal täglich auf; für kurze Stunden saß er im Lehnstuhle seiner Mutter, die nun in Frieden schlief, und dachte nach. Dachte immerfort an den einen Punkt, wie er es an fange, Erna zu sehen, denn sehen mußte er sie und sprechen auch einmal, er fand sonst niemals seinen Frieden wieder. Der Tag, der Margarets Eltern brachte, kam heran. Im lang hinschleppenbcn Traue ick lei de, einen Strauß gelblicher Teerosen in der Hand, erwartete Margaret sie an der Bahn. Der Zug fuhr langsam in die Halle. Am Fenster ihres Abteils standen die zwei geliebten, vertrauten Ge stalten; beglückt winkte Margaret ihnen zu und schwang zum Gruße ihren Strauß. Aber kein Blick des Er kennens lohnte ihr, suchend glitten die gleichgültigen Augen über sie hin. Die junge Frau fühlte einen schneidenden Schmerz. Hatten auch die ihr einziges Kind vergessen und machten sich nichts mehr aus ihm? Sie ging schleppenden Schrittes zum Wagen hin, -em Booth eben entstieg. ks!" ,Meine Margaret!" Ein Schrei, und Vater und Tochter hielten sich eng umschlungen. Das rotgoldene Köpfchen verschwand an -er breiten Brust. Gottlob, hier schlug ein Herz ihr warm entgegen, und auch ein zweites streckte verlangend die Flügel aus. „Mein Kind!" ,^eißt du, daß wir dich absolut nicht erkannt", löste Booth das Rätsel, nachdem sie untergebracht waren. „Mama machte wohl auf die schwarze Dame aufmerksam, die ihre Rosen schwang, aber so bleich, so mager, so zu sammengefallen habe ich mir meinen Liebling doch nicht gedacht. Dem Himmel sei Dank, wir haben dich wieder." Er warf einen zärtlich forschenden Blick auf Mar garet, dem diese auswich; das Vaterherz zog sich in Furcht zusammen. So wie sein einziges Kind sieht keine Glück liche aus! Sie hatte freilich auch böse Tage gehabt; aber sie liebten sich, und Rudolf lebte, und ließ das nicht alles, alles vergessen? Das Wiedersehen zwischen Rudolf und feinen Schwiegereltern gestaltete sich minder erschütternd als der Arzt gedacht. Die beiden waren durch Margarets Erzählung vorbereitet auf den Anblick des verfallenen, seiner Jugendkraft und Frische beraubten Mannes. So weh ihnen das tat, so focht es sie nicht an, weil sie doch wußten, das mache sich rasch, sei er erst wieder auf dem Wege der Besserung. Aber damit schien es zu hapern. Mister Booth konstatierte schon am ersten Tage, daß Rudi jedes Interesse an dem, was ihn und seine Arbeit betraf, eingebüßt habe. Er versuchte es und sprach von feiner Farm, von der Wohnung des jungen Paares, die inzwischen mit allem erdenklichen Komfort auSgestattet worden war. Er redete von Herrn Rehfeld, der sie be sucht, von allem nnd jedem, umsonst —, auf nichts reagierte der müde lächelnde Mann, der nur die kürzesten Antworten gab. Am anderen Tage versuchte MissiS Booth ihr Heil. Rudolf war ihr von je herzlich zugetan, auch ihr wollte es nicht gelingen, ihn zu erwärmen. Selbst der leise Hinweis auf feiner Mutter Tod schien ihn nicht fieser zu berühren, er konnte wenigsten- schon ruhig über ihre letzten Tage reden, und die Eltern hörten ihm zu, sroh> Laß er überhaupt sprach. Allein mit sich und ihrer Tochter, schüttelten sie -och den Kopf. Was hatte das zu bedeuten? Der Arzt, den sie befragten, zuckte die Achseln und meinte dann, es sei am besten, Rudolf kehre sobald wie möglich nach Amerika zurück; hier erlange er kaum sein gestörtes Gleichgewicht wieder, währen- ihn dort alles den lebenden Interessen und Menschen nahe brächte. In vierzehn Tagen höchstens hoffe er, ihn soweit herzu stellen, daß er reisen könne. Margaret dankte dem treuen Freunde mit Wort und Blick. Nachdem er gegangen, suchte sie Rudolf auf und brachte den Gedanken zur Sprache. Sanden hatte ihr geraten, das gleich in absoluter Form zu tun, da jede Frage ihn anscheinend quäle. So sagte sie ganz ruhig mit freundlichem Gesicht: ,Mir reisen nächsten-, Rudi." Sein gleichgültiges „So?" nahm ihr beinahe die Fassung. Aber sie durste sich nicht abweisen laßen, un mutig fuhr sie fort: „Du glaubst doch, daß du die Ueberfahrt er tragen wirst? Er nickte nur. „Sag', Rudi, freust du dich denn nicht ein bißchen auf unser schönes Heim?" Das kam schon ungeduldiger heraus. Rudolf, der auf dem Divan gelegen, stand auf und ging im Hirmner herum. „Ob ich mich treue?" fragte er langsam, die Augen am Boden. „Sieh, Margaret, daS weiß ich heute noch nicht. Zuvor muß ich —" Er brach plötzlich ab. ,LSas mußt du zuvor, liebster, bester Schatz? Sag' doch, ich bitte dich, schenke deiner Margaret Loch Ber- trauen. Vielleicht helfe ich dir sogar bet deinem Bor haben, nur sag', was mußt du?" Er strich sich langsam über die Stirn, al- suche er BerloreneS. „Nun weiß ich's wieder nicht", klagte er erregt. „So eben im Moment, da hätte ich dir'S sagen können, ich warte ja schon eine Ewigkeit, -aß eS 'mal kommen soll wie damals, wo ich krank wurde und —" „Rudi, Rudi!" Sie glaubte, er rede im Fieber und griff an seinen Puls. Aber rasch entriß er ihr die Hand. ^Jch bin nicht krank", sagte er ungeduldig, „nicht mehr. Ich weiß nur mich nicht zu besinnen ans etwa», das ich sagen muß oder tun, oder — -a- ist das Ganze, quäl' mich nicht", fuhr er sie an. Mit Tränen in den Augen schlich sie sich fort. (Fortsetzung folgtJ
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