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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040212019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-12
- Monat1904-02
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Anzetgen-PretS die 6gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem RedaktionSflrich (4gespaltra) 7b nach den Famtiteunach- richten (S gespalten) bO rabellarischer «nd Zifsernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Osfrrtenannahmr So Extra-Betlagr» (gefalzt), «ur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^4 60.—, mit Postbeförderung 70.—. «naahmefchlntz für Anzeige«: «brad-Ausgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabrr nachmütag» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition za richte». Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pik» in Leipzig (Inh. Vr. V., R. L W. Kltnkhardt). Nr. 77. Freitag den 12. Februar 1904. 88. Jahrgang. Var Wcdtigrte vom Lage. * Der Kaiser hat dem Generaldirektor des Norddeutschen Lloyds, Wiegand, und dem der Hamburg . Amerika - Linie, Balltn, für die Organisation des Httlsswerkes für Aalesund, so wie der Bürgerschaft von Bremen und von Ham burg für ihre Opferwilligkeit seinen Dank aus gesprochen. * In Kamerun soll der Kaiser!. StationS- chef von Ossindinge, Leutnant Graf PUck- ler - Limburg, im Kampfe mit Eingebore- nen gefallen sein. * Der Neptundampfer „ Arton ", auf der Reise vom Rhein und Rotterdam nach Bremen, ist am Donnerstag früh mit dem Kölner Dampfer „Industrie" zusam - menge st otzen. Der „ Arion " ist bei Blaardingen gesunken. * Die Japaner versuchten vergebens, in den Buchten bei Port Arthur zu landen. „krrtlriarrige Menrcken" von gerier». Im Inseratenteile einer Berliner Zeitung war gestern der neue Roman des Freiherrn von Schlicht „Erstklassige Menschen" an- gezeigt. In der Reklame hieß es unter anderem, der Verfasser sei selbst Aristokrat und Offizier a. D., so daß der Roman „auch besonders durch die Persönlichkeit des Autors" interessant sei, denn es sei selten, dab jemand „gegen seine Staudcsgcnossen so scharfe Siebe auSteile". Der rührige Verleger, der die Produkte seiner Lieferanten so unzweideutig zu charakterisiren weist, irrt sich mit dieser Behauptung: die Aristokraten und Offi ziere a. D., die die Götzen verbrennen, vor denen sie sich einst gebeugt, sind heutzutage Legion: das Bilsenkraut wuchert üppig: die Sprichwortweisheit, kein B:>gel be schmutze sein eigenes Netz, wirb immer aufS neue durch leidige Tatsachen Lügen gestraft. Schriftsteller, die uns bisher mit dem höheren Blödsinn, den wir mit freund lichem Euphemismus „Militärhumoreske" nennen, in den schlaf wiegten, renommierte Verfertiger gedruckter Schlummerrollen, die keinen kühneren Ehrgeiz kannten, als den, alljährlich ein halbes Dutzend Bündchen „Reise lektüre" auf den Markt zu bringen, erscheinen nun plötzlich mit gefurchter Stirn und Kassandrageste und geben sich als Sozialkritiker. Wie wärS, wenn das Publikum diesem unerquicklichen FaschingStreiben ein Ende machte? Di« Zeiten sind ernst und fast möchten wir sagen: wir danken Gott, daß sie ernst sind. Bon Osten her dräut ein Weltgewitter. Laht uns, so lange es noch an der Zett, betrachten, ob Dach und Fach bet unS niet- und nagelfest ist. Wir wollen nicht mehr auf die guten Leute und schlechten Musikanten hören, die uns mit der Friedensschalmei in Suttnerschlummer ein lullen möchten. Wir wollen den Blick einmal wieder auf den gelben Halberstädter lenken und daS in langer Friedenszeit diskreditierte Wort vom „Blut und Eisen" in uns wiedertönen lassen. Die Abenteuerlust freilich, die sür einen „frischen, fröhlichen Krieg" schwärmt, die über lassen wir dem jungen Dachs, der sich im Kasino an der Perspektive eines ungebundenen Feldlagertreibens be rauscht. Nebenbei gesagt, wer will es ihm heute verübeln, heute, wo jedes hysterische Weib das Recht beansprucht, sich nach Gutdünken „auszuleben"? Wir müssen an der Be trachtung der ostasiattschen Ereignisse unsere Mannhaftig keit, unseren Willen zur Macht erstarken lasten. Wir wüsten erkennen, dast es allen Kongrestdeklamationen, allen Destertverbrüderungen zum Trotz, notwendig ist, kriegerisch zu sein und daß auch für die morderne Politik das Wort Shakespeares gilt: „Bereit sein ist alles". Möglich, daß dies Gesetz einmal nicht mehr das Dasein der Völker beherrschen wird, heut aber zwingt es noch uns alle in sein ehernes Joch: Herr- sich, daß es Utopisten gibt, die unbeirrt auf ein fernes Ziel zustreben: Herzensadel und eine freilich etwa- kränkelnde Schönheit soll ihrem Sehnen nicht abgesprochen werden, heute aber gilt eS, den entschlossenen Blick auf die gemeine Wirklichkeit der Dinge zu richten und einzuge- stehen: der Krieg ist da, ist ebensowenig durch Beschlüsse sortzudekretieren, wie der Hunger und die Liebe, und unsere sonst so realistische Zett muß erst wieder die Ach. «ung vor der Realität, vor dem kategorischen Imperativ oer Wirklichkeit lernen. Wir wollen ganz nüchtern, ganz ohne hitzige Redneret sagen, was uns am Herzen liegt. Die Ereignisse in Ost- aüen beweisen mit der Wucht, die den vollendeten Tat sachen inncwohnt, daß auch jetzt noch, auch in Zukunft noch, Kriege zwischen civiltsierten Völkern möglich, daß sie un vermeidlich sind. Jeder Mensch, jede Nation hat eben „vitale" Interessen, die darum so heißen, weil ihre Schä- digung den Lebensnerv trifft und well man LeShalL um ihretwillen sein LLeS etnsetzt und etnsetzen muß: der alte Urständ der Natur kehrt wieder. Schiedsgerichte find HauSmittelchen, di« gsgeu «in« Ziegenpeter gut« Dienste tun, aber die Wirkung versagen, wenn ein zerstörendes Fieber den Organismus durchtobt. Also noch lebt Mars, wir wüsten ihm opfern, und so ist es Pflicht, Heere zu halten, wenn wir uns selbst erhalten wollen. Aber nicht allein die großen Bataillone entscheiden, wie -er Skeptiker von Sanssouci einmal gemeint hat, der selbst so unermüd lich für die Güte des vielköpfigen Instruments besorgt war: die innere Einheit der Armee, die Qualität, um eö kurz und kaufmännisch zu sagen, entscheidet. In diesem Augenblicke sitzen gewiß Hunderte von Zünftigen und Unzünftigen am Schreibtische, um in dra- matischer, epischer oder rhetorischer Form an der Armee Kritik zu üben. Kritik ist notwendig, gewiß: sie kann, wie der Glaube, Berge versetzen. Vertuschen ist vom Uebel, sicherlich: nichts lächerlicher als die Manie unserer Bureaukraten, wenn ein Minister niest, eS „geheim und höchst vertraulich" an die unteren Instanzen mitzuteilen, und dadurch dem vorwärts" billige Triumphe zu bereiten. Aber zwischen einer kleinlichen Geheimnis krämerei und skrupelloser Skandalsucht liegt ein breites Terrain, auf dem man sicheren Fußes schreiten kann. Jeder, der etwas über die Armee auf dem Herzen hat, sollte sich, bevor er spricht, gewissenhaft prüfen, ob ledig lich lautere Motive ihn bestimmen, sollte sich fragen, ob er organische, schöpferische Kritik zu üben vermag, ob er nicht persönliche Erfahrungen voreilig verallgemeinert, ob er nicht subjektiver Verbitterung nachgibt, und ob der Nutzen, den seine Worte stiften, nicht durch den Schaden, den die weithin hallende Kritik anrichtet, aus gewogen wird. Denn wir dürfen uns nicht darüber täuschen, daß das Vertrauen des Volkes zu seinem Heere ein kostbares Gut ist, eine Pflanze, die in unserer an sich schon antimilitaristisch gestimmten Zeit mehr als sonst der Pflege bedarf. Und aus dieser Erkenntnis heraus kann der Vaterlandsfreund die parasitisch wuchernde Militärliteratur und ihre buchhändlerischen Erfolge nur mit ernster Besorgnis betrachten. Wer ist so naiv, zu glauben. Laß selbst BeyerleinS literarisch auberes, aber doch nicht überwältigendes Buch seinem Kunstwerke die ungeheure Leserschar zu danken habe? Nicht als Di chter, als Exponent einer für Deutschlands Zukunft nicht ungefährlichen Ze t t st r ö m u n g, als „Mann des Tages" wird er gefeiert. Glaubt irgend emand, daß die überwältigende Mehrheit seiner Leser das Buch mit einem anderen Gefühl auS der Hand legt als >em hamletischen: „ES ist etwas faul im Staate Düne- mar"? Wir sind weit entfernt, die Armee als sakrosankt, ebe Kritik als eine Tempelschändung zu betrachten, aber es ist entschieden die Pflicht der Presse, das Publikum vor den „Aristokraten und Offizieren a. D." zu warnen, die jetzt plötzlich in Sittlichkeit „machen". Denn auch darauf weist der Verleger in der oben citierten Annonce hin, daß der Autor auch die „sittlichen Verfehlungen" deS Offizier- tandes geißele. Alles selbstverständlich nur aus Liebe zum Heere, nur im Interesse der Dache, beileibe nicht, um eine günstige Konjunktur auszunutzen. Merk würdig nur, daß solch ein Herr, der jahrelang Humores ken schrieb, deren Harmlosigkeit geeignet war, für diese „literarischen Verfehlungen" milder zu stimmen, ur plötzlich und zu so guter Stunde seinen reformatorischen Beruf entdeckt und es als eine Gewistenspflicht empfindet, seinen Standesgenossen einige Hiebe zu versetzen. Der Bauer ist kein Spielzeug, aber der Soldat erst recht nicht. Diese Erkenntnis wird jetzt vielleicht ausS neue durchdringen, denn die Ereignisse in Ostasien sprechen eine beredte Sprache. Sie wird die Armee lehren, an sich selbst zu arbeiten: sie wird hoffentlich die militärischen Behörden lehren, alle Stimmen, die zu ihr dringen, vorurteilslos zu prüfen und sich nicht in Unfehlbarkeitsdünkel gegen unbequeme Wahrheiten zu verschließen: sie möge die Krittler lehren, schonungslos die Motive ihrer Kritik vor sich selbst aufzudecken und ihre Tragweite abzuschätzen, und bas Publikum möge sie lehren, erstklassigen Menschen von ehedem, die später drittklassige Schrift steller geworden sind, nicht alle ihre Ver sicherungen aufS Wort zu glauben. Wenn diese frei- lich etwas kühnen Hoffnungen sich erfüllen, dann haben die Vorgänge im fernen Osten, wo jetzt die Völker auf- einander schlagen, für uns den nützlichsten Anschauung-- unterricht gewährt. Tie lange KriedenSzeit, die wir alle segnen, darf uns den Blick nicht mit der Fata Mor- gana seliger Inseln trüben, von denen da» Hallelujah verklärter, von den Erdenschlacken gewalttätiger Leiden- schäft befreiter Jenseitsmenfchen herübertönt. Diese Menschen sind Schemen, eine Konstruktton verzückter Schwärmer, die unkundige Psychologen sind. Mir stehen mit zwei Beinen auf diesem argen Planeten und unsere erste, wenn auch nicht einzige Sorge muß sein, daß wir fest stehen. Der russisch-japanische Arieg. Es scheint tatsächlich die Absicht der Japaner zu sein, zu einem Landangriff ans Port Arthur auszuholen, um sich dieses besten Refugiums der russischen Flotte zu bemächtigen. Hierüber wird uns berichtet: "Part Arthur, II. Februar. (Tel.) Heute nach mittag versuchten die Japaner erfolglos, tu den nahe liegende« Luchten zu landen. ES ist leider nicht ersichtlich, ob die Nachricht auS russi scher oder japanischer Quelle stammt, weshalb man sic auf ihren Wert nicht taxieren kann. Sin russischer Protest. Der von Weihaiwei erfolgte Angriff der Japaner auf Port Arthur veranlaßt, wie schon in einem Teile der Auflage des gestrigen Abendblattes mitgeteilt wurde, die „Nowoje Wremja", darauf hinzuweisen, daß dieser von England gepachtete Punkt vom Standpunkte des internationalen Rechts in civiler wie in militärischer Hinsicht als unter der Kontrolle England- stehend be trachtet werden muffe. Jetzt erweist eS sich, daß sich dieser Hafen in eine japanische Operationsbasis verwandelte. Indem England Weihaiwei den Japanern übergab, habe e« die Grundbestimmungen der Neutralität verletzt. Aus dieser Thesis erfolge, daß Weihaiwei nunmehr als ein Teil des japanischen Territoriums zu betrachten ist und Eng land daS Recht eingebüßt hat, an der Beratung eventneller Fragen über das weitere Schicksal Weihaiwei» teilzunehmen, und daß Rußland berechtigt ist, von England eine Entschädigung für die direkten Verluste zu ver langen, die es durch die Umwandlung des englischen Hafens in eine japanische OperationSbasiS erlitten habe. In einem analogen Zwischenfalle mit Alabama wurde England für unbedingt schuldig erklärt. Ter c»8U8 köckvrks für Frankreich leitet, sich aus dem russisch-französischen Abkommen ab, dessen wir schon Erwähnung taten. Wir rekapitulieren jetzt, wo Rußland unglücklich gekämpft hat, den betreffenden Para graphen. Er lautet: „Da indessen auch der Fall berücksichtigt werden muh, dah rin aggressives Vorgehen dritter Mächte erfolgt oder neue Unruhen in China rintreten, Umstände, die die Integrität China» und seine freie Entwickelung in Frage stellen könnten und eine Bedrohung der eigenen Interessen der vertragschließenden Mächte euthaüen würden, behalten sich die verbündeten Regierungen vor, auf Mittel bedacht zu sein, welche die sichere Durchführung der Schutzbestimmnng gewährleisten." Dazu bemerkte der Minister de» Aeußern Delcasss am 28. März 1902 in der Deputiertenkammer: „China muß also, wenn wir zum Eingreifen veranlaßt werden sollen, angegriffen, in seiner Integrität ge fährdet, in seiner Entwicklung gehindert werden, und aus alledem muß sich eine Gefahr für unsere eigenen Interessen ergeben." Formell ist also Frankreich nickt verpflichtet, Rußland zn Hülfe zu eilen, wenn eS allein sich seines Gegner» nicht zu erwehren vermag, aber moralisch? Auch englische Minister haben erklärt, daß Großbritannien die Bundes bedingungen nicht allzu eng jassen würde. Die Stimmt,«» t« Frankreich. * Paris, 1t. Februar. (Tel.) „Figaro" und „Echo de Paris" sind die einzigen Blätter, die heldenmütig die Vernichtung von vier Panzern und die Flucht des Restes der fast aufgeriebenen Flotte melden. „Figaro" in Plakatschrift auf der ersten Seite, „Echo de Pari»" verschämt an einer bescheidenen Stelle. „Gil Blas" dagegen kann sich nicht enthalten, zu schreiben: „Die Nach richt von den russischen Niederlagen hat in Frankreich den peinlichsten Eindruck gemacht. Man ist einfach verblüfft. Es ist weniger die Niederlage selbst, die daS schmerzliche Er staunen erregt, al» e» die Umstände sind, unter denen sie er litten wurde. Man fragt sich angstvoll, was die russischen Streitkräfte wert sind und ob der Oberbefehl auf der Höhe seiner Aufgabe steht. Jude» wir wollen jetzt unserer Kritik Schweigen ge bieten. Wir dürfen nicht vergessen, daß Rußland unser Bundesgenosse ist. Es wäre weder gerecht noch vor nehm, un« jetzt seiner nur zu oft eigennützigenHaltuna gegen un» zu erinnern, wir müssen e» vielmehr durch unsere Sympathie ermutigen." „GauloiS" sucht sich für die ersten Mißgeschicke Rußland« durch eine wilde Deutschenhetze zu trösten. Er legt einem französischen Diplomaten folgende Worte in den Mund: „Deutschland paßt auf jede Bewegung unserer Regierung auf, es hofft, e« ist überzeugt, daß die fran zösische Regierung, Gefangene von Jaurss und der Sozialisten, sehr bald einen nicht gut zu machenden Fehler begehen undRußland und den Zaren verletzen wird. Dann wird Deutschland augenblick lich zu Rußland sagen: Da seht Ihr, wie Euer treuer Bundes genosse sich gegen Euck benimmt! Es gibt nur ein mögliche» Dauerbündnis, daS ehemalige Dreikaiserbündnis, dieses allein gewährt Euch Sicherheit! Deutschlands einziges Ziel während der Kriegsdauer wird die Erschütterung de« Zwei- bundeS und neu« Vereinsamung Frankreichs sein. Für uns ist die Lage schon lange nicht so drohend „gewesen". Aehn- lich äußert sich „Petit Parisi en". Ranc sieht sich heute ebenfalls veraulaßt, entschieden gegen eine etwaige Teilnahme Frankreichs am Kriege zu gunsten Rußland« Einspruch zu erheben. An Bismarcks Wort von den Knochen des pommerschen Grenadiers anknüpfend, erklärt er: „All das ist nicht die Knochen eines einzigen Elsässers der Fremdenlegion wert." Immerhin haben sich achthundert Franzosen auf der russischen Botschaft als Kriegs freiwillige gemeldet und die Botschaft hat sich veranlaßt gesehen, den ablehnenden Bescheid al- Drucksache Herstellen zu lassen. (Voss. Ztg.) * Part», 11. Februar. «Tel.- Die nationalistisch« Presse I veröfirntllcht scharfe Ausfälle gegen die sozialistischen Depu- I tierte», di« angebllck in de» Wandelgtnge» der Lamm« eine rassen- Ifeindlich» Gesinnung und ihrer Arend» übe« die Erfolg> der Japaner Ausdruck gegeben haben. Jaure» beabsichtigt trotz der beruhigenden Erklärung de» Ministerpräsidenten, über die Haltung Frankreichs tn dem russisch-japanischen Konflikte eine Debatte her- vorzurufen, um die Kammer zu einer unzweideutigen Kund gebung zu veranlassen, durch die eine Intervention, welche Ereignisse auch immer rintreten mögen, entschieden zurückgewiesen werden könne. Die deutschen Interessen tn vstafien. Bei den Störungen, die jetzt in Ostasien zu erwarten sind, kommt sür un» neben unjerm Handel im allgemeinen auch ganz besonder« die Schiffahrt »n Frage. Es »st selbst verständlich, daß für ihr Gedeihm friedliche und bleibende Verhältnisse am günstigsten sind. Wie die Dinge aber liegen, so ist kaum zu beiorgen, daß unsere Schiffahrt nach Ostasien starke Einbuße erleiden wird. Die eigentlichen voraussicht lichen Kriegsgcbiete Korea und die Mandschurei kommen für den deutschen Dampserverkehr nur ganz unerheblich in Betracht. Einfuhr uud Ausfuhr au» Japan werden aller dings zu leiden haben, wenn aber der Verkehr dabei sich mindert, so steht dem al» günstiger Faktor entgegen, daß der Wettbewerb durch japanische (schiffe für di« Dauer des Krieges so gut wie aufgehoben ist. Die Nippon Musen Kaisha, die größte japanische Dampsergesellschaft, mit ihren regel mäßigen Linien nach Antwerpen, wird diesen Verkehr überhaupt einstellen müssen, nicht nur wegen der Unsicherheit deS Weg», sondern auch weil die große Mehrzahl ihrer Schiffe, vor allem die besten und größten von der Regierung requiriert sind. Auch die Schiffe der kleineren Gesellschaften werden zum großen Teil znm Regirrungsdienst herangezogen werden und die Krachtmengen, die ihnen entgehen, werden auf die neutrale Flagge übergehen müssen, so baß der Schaden sür die ver minderte japanische Ein- und Ausfuhr sich ungefähr aus gleichen wird. Das Hauptgewicht unfere» ostasiattschen Schiffsverkehrs liegt aber in Ehina und hier vor allem in den Häfen Hongkong und Schanghai. Eine Störung der politischen Verhältnisse in China würde diesen Verkehr be greiflicherweise stark in Mitleidenschaft ziehen, da aber alle Mächte ein gleichmäßiges Interesse daran haben, daß der chinesische Handel nicht gestört werde, so ist wohl anzunehmen, daß sie solche Maßregeln treffen werden, die Chinas Neutra lität erleichtern und befestigen und es China möglich machen, vor inner» Zuckungen bewahrt zu bleiben. Die deutschen Militärattaches. Aus Kiel, 10. Februar, wird uns geschrieben: Die auf den ostasiatischen Kriegsschauplatz entsandten deuts chen Militärattache» werden die Vorgänge zur See aus nächster Nähe beobachten. Als Marineattache in Petersburg fungiert seit Mitte August v. I. Korvetten kapitän Hintze, der unserer Marine bereit» seit dem Jahre 1881 angehört und vor seiner Berufung nach Petersburg im Admiralstabe tätig war. Sein Vorgänger im Amte war Kapitän zur See Frhr. v. Schimme lmanrr, der von 1898 bis 1903 in Petersburg war und ein sehr gründlicher Kestner der russischen Flotte ist. Der Zu- fall fügt es, daß Kapitän zur See Frbr. v. Sckimmel- mann al» Kommandant des großen Kreuzer« „Hertha" und militärischer Begleiter de» Prinzen Adalbert in unmittelbarer Nähe de» Kriegsschauplatzes ist. Er liegt mit seinem Schiffe in Schanghar. Die Stellung eine« MarineattachSS in Tokio wurde im Jahre 1898 ge schaffen. Die starken Seerüstungen Japan« veranlaßten die Marineverwaltung, der deutschen Gesandtschaft einen Seeoffizier als Attache zur Seite zu stellen. Inzwischen brach der spanisch - amerikanische Krieg au» und so verschob sich die Besetzung dieses Postens bi« zum Jahre 1899. Drei Jahre lang fungierte Fre gatten - Kapitän Gühler als AttachS. Im Sommer 1902 trat Kor- vetten-Kapitän Traumaler, der zuletzt das Kanonenboot „Habicht" an der westafrikanischen Küste kommandiert hatte, an seine Stelle. Während Korvelten-Kapitän Hintze erst in einigen Wochen in Ostasien eintreffen kann, wird Korvetten-Kapitän Traumaler, der schon in den letzten Mo naten die maritimen Rüstungen Japans beobachten konnte, in wenigen Tagen den Schauplatz der Ereignisse erreichen. Die Operationen zur See haben inzwischen ja begonnen und weitere Zusammenstöße der beiderseitigen Streitkräfte sind mit Sicherheit zu erwarten. Für die deutsche Marine handelt es sich darum, Erfahrungen zu sammeln und den Seekrieg in allen seinen Stadien unmittelbar an den Ereignissen zu studieren. Dies ist in erster Linie Auf gabe der beiden deutschen Marineattach4S. Wie unserer Marine aus dem chinesisch-japanijchen und dem spanisch- amerikaniscken Kriege wertvolle Lehren gesammelt hat, so wird sie auch aus dem russisch-japanischen Kriege sicher lernen, denn die Praxis ist die beste Lehrmeisterin. Vielleicht erleben wir diesmal die von Marineschriststellern schon so oft beschriebene und in allen Einzelheiten schrecklich auSgemalte „Seeschlacht der Zukunft^ wirklich. Wettere Meldungen. * Tokio, 11. Februar. (Tel.) Die formelle Kriegs- erklär ung wird heute abend erwartet. Die entsprechende Pro klamation sand die Billigung des Kabinetts. Der Minister des Aeußern, Baron Komura, begab sich in den Palast, um die Unter schrift deS Kaisers einzuholen. * Part», 11. Februar. (Tel.) Der Pariser „New Kork Herold" meldet aus Sorul, dah die dortigen japanischen Behörden Maßnahmen getroffen hätten, um einen Auf stand der Ein wohner bei Eintreffen der japanischen Truppen zu vermeiden. Der japanische Konsul gab den Einwohnern von Loeul durch Maueranschläge bekannt, daß sie gut behandelt werden würden. * T-Ul-U, 11. Februar. (Tel.) Im hiesigen Arsenal werde» Vorbereitungen für die Ausrüstung mehrerer Kreuzer und Dorpedojäger getroffen. Ein Kreuzer und drei Torpebojäger erhielten Befehl, sich für di« Ausfahrt »ock Ostasien bereit zu halten. * Wie», 11. Februar, «Tel.) Da« „Wiener Korr.-Burean" berichtet an» Konstantinopel: Der Truppen- und Krieg»- «atertaltranSport, der am Sonntag mit deen Schiss der frei- willige, Flott» „Odessa" »ach Ostasi.u -M» sollt«, und all»
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