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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040213011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-13
- Monat1904-02
- Jahr1904
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Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.80, für di« übrigen Länder laut Zritung-pretsltste. Redaktion und Erpedtttan: Johanni»gasse 8. Fernsprecher 1ÜS u. 22L. Ftltalerpedittoneu: Llfrrdtzahn, Buchbandlg., UniversitätSstr. 8 (Fernspr. Nr. 4046), L. Losch», Katharinen» straße 14 lFrrnsprrcher Nr 293Ü) u. Königs- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7508). Haupt-Atliale Dresden: Marienstraßt 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbnchbandla., Lützowstraße 10(FerujprecherAmtV1 Nr.4608.) Morgen-Ausgabe. MMer JaMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Äörngkicheir Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates un- -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsfirich (4gespalten) 7b 4. nach den Famillruuach» richten (8 gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteuannahm« Lö 4 Ertra-Veilagea (gesalzt), nur mst der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderoug ^l 6V.—, m t t Postbesörderung ^l 70.—. Annahmeschlutz für Unzetgenr Abend-Aosgab«: vormittag« 10 Uhr. Morgen»Au«gabr: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen stad stet« an di» Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Poll tu Leipzig (Inh. vr. V.,R. L W. Kltukhardt). Nr. 78. 98. Jahrgang. Sonnabend den 13. Februar 1904. Var lvicdtigrle vom rage. * In -er Kaufmanns gerichtSkommisfion -eöRetchstags führte am Freitag Staatssekretär Graf v. PosaüowSky aus, -te Negierung wünsche in der Arbeiterbewegung die Arbeiter zur ruhigen un sachlichen Vertretung ihrer Interessen zu erziehen. Da mit sprach er sich zugleich indirekt gegen Repressiv maßregeln aus. * Die Kaiserl. Kommission und der Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege haben in Hamburg eine Hauptsammclstelle zu Gunsten unserer Landsleute in 'Deutsch-Südwest- afrika errichtet. * Der russische Botschafter in London stellt« an den englischen Minister des Auswärti gen den Antrag, Großbritannien möge ein Ansuchen Rußlands an die Pforte billigen, den russischen Schiffen die Durchfahrt durch die Dardanellen zu ge st alten. Vie Politik «Irr LechM. Ach! sagen melancholische Leute mit leiser, leidender Stimme und müde verneinender Geberde, der sogenannte Fortschritt hat die Glückssumme, die dem einzelnen während seine« Erdenwallen« erwächst, nicht um die kleinste Ziffer vermehrt. Gewiß — wir senden unsere Gedanken mit Windes eile über den Erdball: ein schwacher Druck der Hand und wir können die Worte des Schöpfers nachäffen, als er sprach: „Es werde Licht!", auf unserm winzigen Planeten haben wir den Raum besiegt und wer weiß, ob nicht gar manches den Enkeln noch vergönnt sein wird, was uns jetzt unmöglich scheint, vermessen dünkt . . . aber sind wir Menschen durch alle diese Errungenschaften, mit denen wir un« so brüsten, glücklicher, auch nur um ein Atom glücklicher geworden? So sprechen bisweilen Leute, die, fein empfindend, zart besaitet sind, mit leiser, leidender Stimme und hoff- nungsloser Geberde, als wollten sie da« „eherne Lohngesetz" Lassalles auf das psychologische Gebiet übertragen und al« wenn e« ganz sicher sei, daß wir Menschen niemals mehr als ein Glücksminimum einheimsen werden, eben ausreichend, um unsere seelische Existenz zu ermöglichen und uns vor Ver ¬ zweiflung und Selbstvernichtung zu schützen. Meist sind diese Menschen aufrichtig, sie leiden am Leben und gewahren bei dem ermüdenden Marsch durch die staubige, sonnen versengte Ebene nicht die Veilchen, die am Rain un fern von ihnen blühen. Bisweilen aber verbirgt sich hinter einer Ablehnung der modernen Errungenschaften, die rein idealistischen Motiven zu entspringen scheint, auch eine rück ständige, bewußt reaktionäre Sinnesart. Dann muß die Argumentation weiter auSgeführt werdeu, die der Kritiker unserer exakten Wissenschaft weise verschweigt und sie lautet: „In der guten alten Zeit wars doch viel bester. Wozu all die Neuerungen? Ueberlaßt doch da« der Behörde. Wirklich bester wirds ja doch nicht." Erstaunt blicken wir in die wohlbekannten Züge des LoberS vergangener Zeiten, der die MaSke de« nur geistige Werte schätzenden Astralmenschen ab geworfen hat, und erkennen die in Jahrhunderten trivial gewordene Sinnesart wieder, die immer war und immer sein wird, die Sinnesart der al« Greise Geborenen, die nur ein« erflehen: Ruhe um jeden Preis. Da lohnt eS sich, dem Satz: e« gebe gar keinen Fort schritt, e« gebe nur technische Neuerungen, einmal ins Antlitz zu blicken. Greifen wir einige Beispiele heraus, die unS auf klären können. Ein Vater, den Berufsgeschäfte von seiner Familie trennen, erhält durch einen Brief die Nachricht, daß sein einziger Sohn schwer erkrankt ist. Eine Krise steht bevor, die nächsten Tage werden über Tod oder Leben ent scheiden. Es ist nicht möglich, an das Krankenlager zu eilen, der Ozean trennt Vater und Kind. Die Stimme der Ver nunft rät, geduldig auSzuharren. Geduldig! Der unglückliche Mann lebt nur noch automatisch, sein Geist weilt am Bett des Kindes, er scheint entseelt und Stunde auf Stunde ver rinnt. Da klingelt es, ein Telegramm! Mit bebender Hand reißt er eS auf und erblickt die beglückenden Worte: „Fieber nachgelassen. Gefahr vorüber." Ja, die beglückenden Worte! Und nun fragen wir: Müssen nicht die Skeptiker verstummen? Unsägliche Qualen sind dem Bedauernswerten erspart, un sägliche Freude ist dem Beneidenswerten geworden. Und wem verdankt er di« rasche Erlösung? Der Technik, den Gauß, Weber, Siemens und anderen, die zum Teil „rühmlose Helden" geblieben sind. Ja, werden uns die Gegner erwidern, dies Beispiel spricht mehr gegen Euch al« für Euch.' Der Vater gehört zu den Kindern; so unnatürliche Verhältnisse wie diese Trennung hat aber erst Eure vielgepriesene Kultur erzeugt. Diesem Einwand gegenüber müßten wir freilich die Waffen strecken und schleunigst daran gehen, durch eine zielbewußte Forst wirtschaft den Teutoburger Wald wieder, wie er zu Hermanns Zeiten war, erstehen zu lassen. Aber da nun einmal der Begriff „Kultur" dem Begriffe „Mensch" immanent, da der Schaffenstrieb un« angeboren ist, werden wohl alle Anwand lungen L I«. Rousseau unfruchtbar bleiben. Doch vielleicht war daS gewählte Beispiel deshalb nicht über zeugend, weil es zu wenig alltäglich ist. Also ein anderes, daS allen pathetischen Beiwerks entkleidet ist. Wer hat sich nicht schon einmal, als er eia dunkle« Zimmer betrat, an einem Stuhl an daS Schienbein gestoßen? Wer hat nicht mit eiliger Ungeduld nach den Streichhölzern gesucht, die sich in einen entlegenen Winkel verkrochen hatten? Wer hat nicht mit der Tücke de« Objekts gehadert, die immer dann sich fühlbar macht, wenn unS der Kopf von Plänen und Entwürfen glüht, die beileibe keinen Aufschub erleiden dürfen? Und nun tritt in ein „modernes" Zimmer, lieber Leser, wie e« ja bald nicht mehr ein Privileg der oberen Zehntausend sein wird. Eine knipsende Bewegung und der Raum ist erhellt. Ist das nun „bequem"? O nein, eS ist viel mehr. DaS elegante Funktionieren der Vorrichtung löst ein ästhetisches Behagen aus, wie eine glatte Rechnung, eine exakte Formel es erzeugt. Die Kraft, die sich sonst in klein lichem Aerger über mechanische Schwierigkeiten verzettelte, wendet sich ungebrochen ihrem Ziele zu. Ja sie ist erhöht worden, denn die einzige Bewegung, die unS das Licht brachte, ließ unter der Bewußtseinsschwelle die Empfindung erstehen: daS alles hat Menschengeist erreicht und du solltest nicht leisten können, was dein Geschick von dir fordert? Die Technik übt hier einen ethischen Einfluß aus, und eS sei einem nachdenklichen Geiste empfohlen, einmal zu zeigen, wie diese beiden scheinbar einander so fern liegenden Gebiete sich berühren. Und wieder ein anderes Beispiel. Wir können uns einen Backzahn ausziehen lasten und eS tut nicht weh. Ha, wie da die Männer von echtem Schrot und Korn aufbrausen und über die Verweichlichung der Zeit zetern! Nun, es braucht ja nicht gerade ein Backzahn zu sein, e« kann sich auch um eine ernstere Operation handeln. Wir wollen nur ein« be tonen: die Technik befreit unS bis zu einem gewissen Grade von der Furcht, der schrecklichsten Zerstörerin des Organis mus. Und wenn man dies nicht als einen Vorteil anerkennen, sondern mit billigem Pathos Heldentum predigen will, so sei zu bedenken gegeben, daß wir ja nicht nur um unser selbst willen, sondern auch für andere Furcht empfinden, daß die Furcht nicht nur egoistisch, sondern bisweilen auch altruistisch ist. Gewiß, dies Verdienst der Technik ist scheinbar negativ, aber der näheren Betrachtung erweist es sich als überaus positiv. Stunden, die verloren waren, weil die Beängstigung daS Handeln lähmte, werden nun frei für nützlich« Tätigkeit. Und nach der Operation stellt sich die Empfindung ein, daß wir un« nicht resigniert dem Fatum zu beugen brauchen, daß es doch möglich ist, den Leiden dieser Welt Terrain abzu gewinnen, und waS angeblich verweichlichend wirkt, stahlt gerade unsere Energie, bewahrt unS vor jener Resignation, die die Wurzel alles Uebels ist. An dieser Stelle aber sehen wir, wie die Technik — das Wort im weitesten Sinne genommen — auch in die Politik übergreift. Freilich, die Generationen, die da kommen, werden immer weniger zu der blinden Unterwerfung geneigt sein, die unsern Vätern selbstverständlich schien. Sie werden an die Möglichkeit eine« Fortschreitens auf jedem Ge biete glauben und werden Hand anlegen wollen. Und denen, die trübsinnig denKopf schütteln und von der unabänderlichen Stabi lität de: demMenschen beschiedenenGlückssummesprechen,werden sie antworten: WaS ist Glück? In unserem Sinne Inten sität deS Lebensbewußtseins, Beteiligung unserer Persönlichkeit. Und wenn unS unser Schaffen wirklich nicht« objektiv Wert volle« gewähren sollte— denn was ist objektiv wertvoll? — wir schaffen doch und da« ist Glücke« genug. 6. Der russisch-japanische Arieg. szcl. Ungleich schlimmer al« im Boerenkrieg macht sich bei der Berichterstattung aus dem fernen Osten die Kalamität der unsicheren Meldungen fühlbar. Shanghai ist von jeher als LUgenfabrik bestens berüchtigt. Wir können daher dem „Daily-Telegraph"- Kabel, die Beschießung von Port Arthur dauere fort, dre. Feuilleton. Kunst. Leipztner j^unftveret«. Friedrich Anguft vou Kaulbach. Die Ausstellung Kaulbachscher Werke ist eine dankens werte Tat unseres Kunskveretn«. Kaulbach ist vor wiegend Portratmaler, seine Bilder befinden sich meist in Privatbesitz, es macht daher jedesmal große Schwierig keiten, eine Anzahl seiner trefflichen Arbeiten zusammen zu bringen. In München und in Berlin gelingt ab und zu einmal eine Kollektivausstellung. Was wir gegenwärtig im Kunstveretn sehen, kommt von der Dresdener Porträtausstellung, die zu wohltätigen Zwecken auf Anordnung Ihrer Majestät der Königin- Witwe veranstaltet worden war. Einige Werke aus Leipziger Privatbefitz sind hinzugekommen, so daß das hier Gebotene einen guten Einblick in daS überaus reiche Schaffen des Münchener Meisters gewährt. — Zwei Punkte sind es, die an seiner Kunst faszinieren: das Kolorit und der innere Gehalt seiner Bilder, der pikante Zug, den seine Porträts erhalten durch die Mischung von Naturtreuc und idealisierender Schön- hcitssreude, durch die Mischung von altmeisterltcher Malerei mit den schärferen Parfümen der modernen Kunst und des modernen Lebens. Er geht in seiner Entwickelung von den Meistern der Renaissance au«. An den Venezianern hat er sich in der Hauptsache gebildet, RubenS, Rembrandt und von keinen Zeitgenossen der farbenreiche Makart sind nicht ohne tieferen Einfluß auf ihn geblieben. Bon der Seele dieser Meister ist etwas in seine eigene Kunst herüber geflossen. Seine Groß zügigkeit in der Zusammenstimmung der Farben und sein Drang nach einer gewissen äußeren formalen Schönheit erinnern an die Kunst großer Epochen, finden aber eine harmonische Verschmelzung mit den An forderungen, die der moderne Realist in Kaulbach an die Kunst stellt. Die Lcbcnswahrheit bleibt ihm neben allem Drang nach Idealisierung die Hauptsache und erhält durch diesen letzteren etwas wie einen Zug poetischer Verklärung. Kaulbach und sein größerer Münchener Kollege ergänzen sich auf dem Gebiete der Porträtmalerei. Vie es Senbach überall auf die Fixierung des inneren Menschen ankommt, die ihn das zu gestaltende Objekt oft bi« aus ein Minimum, wie das Auge und dessen nächstliegende Partien, reduzieren läßt, so interessiert Kaulbach am Menschen neben dem seelischen Gehalt die Körperlichkeit als solche in ihrem ganzen Umfange. DaS Fletsch, wie es in einem nicht zu grellen Lichte in all seinen Feinheiten und Verschiedenheiten an Farbe durch die Haut schimmert, flockige Haare und schöne sprechende Augen malt er mit Vorliebe. Alles Weiche ist ihm sympathisch, er ist der berufene Maler der Krauen- schönheit. Einen zarten Hals, eine weiße Brust, ein« rosige Wange, eine weiche Hand bringt er mit einer be wundernswerten Feinheit auf die Leinwand, Spitzen, Tchmuckgegenstände usw. sind ihm als Maler so lieb, wie denen, die sie tragen. DaS Bild der „Gräfin Moy" in der Landschaft, die „Dame in altdeutscher Tracht", ..Mäbchenkops" Mel), da« Bildnis der „Gattin des Künstlers" u. a. müssen hier genannt werben. — SS gibt Musiker, die in gewissen Tonarten besonders stark find. Kaulbach ist «», ««nn «r feinen Farbenaecorden den breiten Fluß eines tiefen Grün zum Grundton geben kann. Das wundervolle Pastell „Mäüchenkopf" mutet uns nach dieser Seite hin an wie die ersten grundlegen den harmonischen Accente einer Sinfonie. Auch wenn die koloristischen Abstufungen auf Schwarz und Gelb fußen, wird er großer und edler Wirkungen fähig. Tie Darstellung der rafleechten schönen Spanierin („Guerero") gibt den Beleg dafür. Für seine Liebe zu der Kunst der Renaissance spricht die Stoffmalerei in der Dar- stellung der „Dame in altdeutscher Tracht". Der rot- braune Samt ist mit derselben täuschenden Genauigkeit wtedergegeben, wie die weiße Seide, in die die „Mando- ltnenspielerin" gekleidet ist. Dies Werk ist in seinen maßgebenden Partien mit einer Feinheit gemalt, daß es schwer fällt, eS von einem echten Terborch zu unter scheiden. Entzückend ist das ,„Kinderbildnis", die Dar- stellung des brünetten Töchterchens des Malers. Hier, wie bei dem „Bildnis einer Dame" in der gegen überliegenden Ecke des Oberlichtsaales, ist das ganze Licht auf die Flächen des Antlitzes konzentriert, und hebt da die geistvollen Züge einer Weltreisen Persönlich keit, dort die gutmütigen klugen Augen einer frohen Kinderseele stark hervor. vr. Imävig Wokvr. L- Kunftpolitik. Von einem Mitglied« der Zcntraljurh, welche in Hamburg die zur Weltausstellung von Saint Louis bestimmten Kunstwerke gesichter hat, erhält die „Schles. Ztg." eine Zuschrift, die weitestgehendes Interesse beanspruchen darf. Die dort abgegebenen Erklärungen gewinnen ein eigenartiges Gewicht durch den Umstand, daß ihr Verfasser weder in der Politik noch in der Kunst ein Sturmer ist. ES heißt da u. a : „Da Leipzig, Weimar und Breslau wegen der geringen Zahl ihrer Mitglieder gegenüber Berlin und München nur einen ge meinsamen Juror hatten, hatte ich persönlich mit Leipzig und Weimar über diesen Punkt zu konferieren, und solange da« obige Programm in Geltung stand, hat Weimar mitver- handelt. End« November d. I. verschickte der H.-B. (Haupt-Vorstand der Kunstgenossenschaft) an die Lokalver bände Nachtragsbestimmungcn, denen zufolge eS den Lokal verbänden gestattet sein sollte, Werke aus Galerien, aus Privat besitz und von cingeladenen Künstlern bis zur Hälfte des ihnen nach der Mitaliederzadl zustehcnden Raume« fest anzunehmcn; im übrigen sollten Bilder aus PrivatbesiS oder von einge ladenen Künstlern nur mit Vierfünstel-Maiorität ablehnbar sein. Gleichzeitig erfolgte der Versand von Einladungsformu laren für Künstler, von denen jeder Lokalverein nach eigenem Ermessen Gebrauch machen konnte. Durch die Bestimmung, daß Werke aus Privatbesitz oder von einaeladcnen Künstlern in der Zentraljurv nur noch mit Vierfünttel-Majorität abgc» lehnt werden konnten, wurde die im ursprünglichen Programm gegebene Reform gänzlich hinfällig, denn die gro ßen Lokalvcreine, gegen die kaum eine Vierfünftel-Majorität aufzubringen war, behielten ihren alten Besitz nach der Kovf- zahll In den NachtragSbestimmunaen lag der innere Grund zur Spaltung. Berlin k wollte sich der Zentral jury überhaupt nicht unterwerfen. Man kann sich infolgedessen die schwierige Lage de» H.-V. denken, der nur die Wabl hatte, an Berlin l eine Konzession zu macl)«n oder dasselbe mit dem Einfluß des Herrn von Werner an allerhöchster Stelle zum Gegner zu haben und die Kunstlerschaft aufs neue gespalten zu sehen. Die von Berlin l erzwungenen Nachtrag-bestimmungen haben, soweit mir bekannt, in allen Lokalverbänden die schärfste Mißbilligung erfahren. Für die Sezes- sionSverbände waren sie einfach unannehmbar- denn diese Ver bände wären damit der Drojorisierung durch Berlin I so preis- gegeben gewesen, wie die« später bet der Tätigkeit der Zentral jurt, di« mit Berlin l selbst befreundeten verbände der alten Kunswenossenschast tatsächlich gewesen sind. Die Zentraljurh bestand au« vier Kommissionen, nämlich für Malerei, für Architektur, für Bildhauerei und für Graphik. In den ersten zwei Lesungen «bettet« jede Kommission für sich, tn -er dritten Lesung wirkten sämtliche vier Kommissionen vereinigt. In den ersten beiden Lesungen wurden Von der Malerkommission nach reiflicher Erwägung eine große Anzahl von Bildern ab gelehnt, obgleich sie einen Stern hatten. In der dritten Lesung aber war^die erforderliche Viersünftel-ivtajoritÄ gegen die vereinigten -stimmen der Berliner nie aufzubringen. Äus die dringenden Vorstellungen des Vorsitzenden, daß man doch unmöglich so minderwertige Bilder, wie sie hierbei zur Auf nahme gelangten, als Repräsentation deutscher Kunst auf eine Weltausstellung schicken könne, wurde von Berlin I geantwor tet: „Das tut uns leid, aber wir sind mit gebundener Marsch route hier." So siird alle diese Bilder, die vorher so aut wie einstimmig in der Kommission abaelehnt worden waren, soviel ich mich erinnere bis auf drei, zur Annahme gelangt. Die nach St. Louis gesandten Bilder werden daher fast zur Hälfte Berlin I angehören, und die aus Galerien gewählten Bilder werden wahrscheinlich auch vorwie gend im Sinne von Berlin I auSgewählt sein, da Herr v. Wer ner hierin sein gewichtiges Wort mit gesprochen hat. „Diese Darstellung", so schließt der Aussatz, „läßt die sachlichen Gründe begreifen, aus denen der Weimarer Künstlerbund norwcndig geworden ist. Sie zeigt die bedenklichen Folgen der jenigen Kunstpolitik, welche im Namen der Reichsregierung bei der Weltausstellung von St. Louis betrieben wird: 1) die deutsche Künsrlerschaft ist bei einem Unternehmen, welches vor allem nationale Einmütigkeit erfor dert hätte, gespalten worden. 2) Kunstbehörden der Bundesstaaten, die sich dem Geschmack von Berlin I nicht beugen wollten, haben sich verstimmt zurückge zogen und müssen sich deshalb, wie Herr v. Werner ankündigt, auf Angriffe im Reichstage gefaßt machen. 3) Die Kunst ausstellung in St. Louis wird durch die einseitig« Vertretung derjenigen Richtung, durch welche Deutschland den amerika nischen Markt schon größtenteils verloren hat, da« Gegenteil desjenigen Zweckes erzielen, zu welchem ,hr der Reichstag Mittel bewilligt hat." — Aus dieser Darlegung geht abermals zur Evidenz hervor, daß wir mit unserer früher ausgespro chenen Ansicht über eine erhebliche Schädigung deutscher Kunst interessen durchaus im Recht waren. ** Dtn neue« BeethovenbildniSst Im Selbstverlag des Maler» Paul Francke in Leipzig ist ein neues Bcethovcn- bildni« erschienen. Kraft der Modellierung sowie des Aus drucks haben ihm schnell den Markt gewonnen. Der auf Elfers, beinkarton gedruckte Originalsteindruck kostet 6 und ist in allen ersten Kunst», Buch- und Musikalienhandlungen aus gestellt und zu beziehen. ** Die Münchener rezessiv« hat den Deutschen Künstlerbund ciimeladen, rm Sommer 1904 seine erst« Ausstellung in München im NuSstellung«gebäude der Sezession zu veranstalten. 6. L. Stenkiewiez' Neffe. Bor der ersten Pariser Eivilkammer beantragte dieser Tage Frau Oderot, eine Nichte des Dichters Henryk Etenkirwtcz, die Verbängung der Vormundschaft über ihren 22 Jahre alten Bruder Karl Siennewtcz, der ein unverbesserlicher Verschwender sei. Der junge Man« leistete wahrhaft Großartige«. So wollte er z. B., auf den Rat und unter Mitwirkung eine« Schneidergesellen, rin HerrenauSstattunglmagazin gründen, da« „Zum PrtroniuS" «Petronius ist bekanntlich eine der Hauptgrstalten in Henryk Stenkirwic»' Roman „tzuo vastie") heißen sollte. Da wäre weiter nicht schlimm: da« Merkwürdige ist nur, daß der Gründung-plan allein 42 000 Frc« kostete und rin Bild de« Petroniu«, da« über dem Firmenschtlde prangen sollte, 8000 Frcs. Da« Gericht hat seine Entscheidung über den Antrag der Frau Oderot verschoben, da noch mehrer« Zrnaen vernommen werdrn müssen. Wiff»«sch«st. * Kalomsn Htrzel. Am 18. Februar 1804 ist der bekannte Buchhändler und Bortbesorscher Salomon Htrzel zu Zürich geboren, tzirzel, dessen Leben«geschtchte mit Leipzig eng verknüpft stl, trat 18SV in dt» weldmamrsch« Buchhandlung z» Leipzig An und war dann mit seinem Schwager Karl Reimer bi« Ende 18S2 ihr Besitzer. Am 1. Januar 1853 gründete er eine eigene Verlagsbuchhandlung in Leipzig, die bald hohes Ansehen erlangte. Hirzel war ein Kenner der deutschen Literatur seit dem 16. Jahrhundert. Sein spezielles Studium aber galt Goethe, von dessen Werken er eine fast vollzählige Sammlung besaß, die er selbst katalogisiert hatte. Auch eine Schrift über „den jungen Goethe", seine „Briefe und Dichtungen von 1764—1776" hat er veröffentlicht. Hirzels Verlag ist auch nach dem Tode seines Begründers im Jabre 1877 zu hohem Aistehen gelangt. In ihm sind die Werke von Gustav Fretstag, I. und W. Grimms „Deutsche« Wörterbuch", Teile von Treitjchkes und Mommsens Werken erschienen. Hirzels Sohn Rudolf ist Professor der Philologie in Jena. * Kunstkalender für Leipzig. Theater. Leipziger Stadt-Theater. Heule nachmittag Uhr gehr im Neuen Theater als Vorstellung für me Volksschulen „W iIhelm Teil" in Scene. Abends 7 Uhr wird Mosers Lustspiel „Dor Veilchenfresscr" wiederholt. Morgen gelangt WagnerS große tragische Oper „Rienzi" zur Auf führung, und zwar zum Gedächtnis an den heutigen Todestag des Meisters. — Das Alte Theater bringt heute Platz beckers Operette „Der Hochverräter". Morgen nach mittag 3 Uhr wird die Operette „Der R a st e I b i n d e r" von F. Lehar zu ermäßigten Preisen aufaeführt. Abends 7 Uhr wird Beyerleins Drama „Zapfenstreich" gegeben. Eugen d'AId»rt wohnt gegenwärtig allen Proben seines Musikdrama» „Tiefland im Neuen Theater bei und wird auch bei der Premiere kommenden Mittwoch an wesend sein. Vielfachen Wünschen und Anregungen nachkommcnd, Goethes „F a u st" auch im Alten Theater den zahlreichen Besuchern der volkstümlichen Vorstellungen zugänglich zu machen, hat die Direktion eine einmalige Aufführung von „Faust I. Teil" für nächsten Mittwoch bei halben Preisen angeseht und zwar dem Urfaust folgend in derjenigen Fassung, in welcher das Werl früher hier bühnenüblich war, nämliw ohne den Prolog im Himmel und ohne die Walpurgisnacht. Leipziger Schauspielhan«. Zum letzten Male und bei klei nen Preisen wird das Weihnachtsmärchen „B l o n d e I f ch e n" am Sonnabend nachmittag 3^ Uhr gegeben. Abends findet die Erstaufführung von Philippis Schauspiel ..DaS dunkle Tor" statt. Wiederholungen deS Stückes finden zunächst am Sonntag und Mittwoch statt. Montag, DienStag, Freitag, Sonnabend und Sonntag gastiert Larl William Bül ler. Herr Büller tritt auf am 18. al» „Hvpochonder", am 16. al« Babbs in „Tharley« Tante", am 19. in „Hasemanns Töchter", am 20. in „Hypochonder" und am 21. in Max Dreyer» „Großmama". DaS Schauspiel „ES werde Recht" gelangt am nächsten Donnerstag zur Aufführung. Konzerte. Dir Abend-Motette in St. Johanni» an diesem Gonirabcnd, den 18. Februar, abend« 8 Uhr, bringt unter dem Motto: „Fröhlicher AuSklang der EpiphaniaSzeit" Psalmengesang, Lhorgesänge, -Soli für Sopran (Frl. Eleve), Alt (Frl. Schnee manns und Orgel (Herr Jockifch) von Bach und Händel bis zur Gegenwart. Programme mit Text an den Kirchentüren. Minnt« Loon» gibt heute im Zentraltheater- estsaal ihr Klavierkonzert. Beginn 8 Uhr, Kaffenöffnung ^er Pianist Jas» vianna de Matta g'br heute um 7)4 Uhr im Kaufhause seinen letzten Klavierabend mit Werken von Bach, Beethoven, Chopin und Liszt. Ren» Delbost hat für lein am Sonntag, den 14. d. M., im Hotel d« Pruste stattfindendes Konzert die Konzertsängerin Maria Rudert gewonnen. Letztere wird Lieder von Turschmann. Schubert. Corneliu«, Rernecke. Heuberger, Cal«- blet, und Brahms zum Vortrag bringen. Da» Konzert beginnt pünktlich 7 Hr abend». Karten find bei L. «.Klemm, NaunäÄt, und vr, M. Lkurstratz» M, P, -äban.
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