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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040215015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-15
- Monat1904-02
- Jahr1904
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vezugS-PretS bl der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen «bgetzolt: vierüliähritch 8.—. bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^l 3.7b. Durch die Post bezogen Mr Deutsch land o. Oesterreich vierteljährlich 4.Ü0, für di« übrigen Länder laut ZettungSpretSltst«. Nepaktiou «ntz Expedition: JohanntSgasse 8. Fernsprecher ISS u. 222. Filt»lerpevttto«en: Alfred Hahn,Buchhandlg.,UniversitSt-str.S (flernspr.Nr. 404«), L. Losch«, Katharinrn- sttaße 14 (Fernsprecher Nr 2S8ö) n. KOnigS- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7bOb). Huupt-Filiale Dresden: Marienstrabe 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718). Haupt-Filiale Berlin: TarlDunckrr, Herzg l.Bayr.Hofbu chbandlg., Lützowstraße 10(FrrnsprecherAmtV1 Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. MpMrrIaMaü Anzeiger. Amtsblatt -es königlichen Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und -es Nalizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSstrich (4g«spallen) 7b nach den Familieunach- richten («gespalten) bO -4- Tabellarischer und Ziffernkatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahm« 2b Extra-Vrilagrn (gesalzr), nnr mtt der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefvrderuug 60.—, m i t Postbeförderung ^l 7(1—. Annahmeschlud für Anzeige»: Abrnd-AuSgab«: vonntttag» 10 Uhr. Morgeu-AuSgab«: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richte». Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Slinkhardt). Nr. 82. Montag den 15. Februar 1904. Var lvicdtigrtr vom Lage, j Eine gestern (Sonntag) in Chemnitz abgehaltene Kon ferenz sächsischer Hausbesitzervereine beschloß, zu Sonntag, den 28. Februar, einen außerordentlichen BerbandStag sächsischer Hausbesitzervereine nach Dresden einzuberusen, um gegen den Gesetzentwurf betreffs Regelung de- Gemeindesteuerwesens Stellung zu nehmen * Offiziös wird angekündigt, die Gesetzentwürfe betr. da» Militärpensionswesen, die Börse und die Be kämpfung der Reblaus würden dem Reichstage noch vor Ostern zu gehen, zugleich wird der Ansicht Ausdruck gegeben, daß auch in diesem Jahre auf eine lange Session der Berliner Parlamente zu rechnen sei. * In Ma adeburg stellten am Sonnabend Abend sämt liche Kassenarzte bw auf 30 ihre Tätigkeit fürdieOrtS- krankeukasse em. * DaS Befinden des Großherzogs von Baden gibt zu ernsten Besorgnissen keinen Anlaß. * Der Kommandeur de» preußischen Kaiser Alexander Garde-Grenadier-RegimentS v. Schenck wurde am Sonn abend Abend vom Kaiser und der Kaiserin von Ruß land in Audienz empfangen. * Unweit Port Arthur soll eine neue Seeschlacht im Gange sein. vir velliner parlamrntrwocbe. Bleischwer lastet der Tage ermüdend Gleichmaß auf dem Hause der Gesetzgebung am Berliner Königsplatz. Man fühlt dies an den unerträglich langweiligen Reden, an den leeren Banken, an der teilnahmslosen Stille im Saal, an der brütenden Atmosphäre, die sich bis auf die Geruchsnerven legt, zumal in den höheren Regionen, wo die Chronisten des Tages ihres undankbaren Werke« fleißig walten. Mit einer Art heroischer Kraftanstrengung hatte man zu Ende der vorigen Woche der Sozialpolitik ersten Teil nach nahezu vierzehntägiger Debatte abgeschnitten. Zu Beginn dieser Woche flog eine Friedenstaube über die Redesintflut, die als hoffnungsvollen Oelzweig den Vorschlag deS pflichteifrigen Grafen Ballestrem im Schnabel trug, das sozialpolitische Redewerk eine Weile ruhen zu lassen und sich der Erledigung reS Reichshaushalts zu widmen. Denn zum 1. April soll verfassungsmäßig der Etat fertiggestellt sein und nur 39 SitzungStage sind bis dahin den redeeifrigen Reichsboten beschicken! Und da geschah da» Unerwartete: daß nicht bloß die bürgerlichen Parteien, sondern auch der Führer der „Dreimillionenpartei", der trianongewaltige Bebel, die Pflicht deS Reichstage» als gesetzgebenden Körper» anerkannten, den ReichshauShalt zum gegebenen Termin zu vollenden und der nächsten Redeflut einen Damm zu setzen. Aber der Wahn war kurz: Zwar wurden die sozialpolitischen An regungen, die zahllosen Anträge, Resolutionen und Amen dement» dem Vorschläge de» Präsidenten gemäß a<1 kalonäas xrasoas verschoben oder vielmehr, wie Graf Ballestrem sich wohlwollend au»drückte, bi» zur Er ledigung de- Etats vertagt, aber gleich darauf versank man wieder hoffnungslos in der Redeflut, und die ganze Woche war, von geringfügigen Episoden abgesehen, zwei Kapiteln de» ReichSamtS des Innern gewidmet: dem ReichSgesundheitS- und dem ReichSverstcherungSamt. Auch da» ist noch euphe mistisch ausgedrückt: Im Grunde stritt man sich lediglich um die Vorzüge und Mängel der Fleischbeschau und der Arbeiter-Unfallversicherung, und natürlich waren e» auch hier wieder die „zielbewußten Genoffen", die da» Haupt kontingent der Redner stellten. Und in Anlehnung au die bekannte Genealogie de» alten Testament» kann man auch hier sagen: Und Moltenbuhr zeugte Körsten, und Körsten zeugte Mugdan, und Mugdan zeugte Bömelburg, und Bömel- burg zeugte Sachse, und Sachse zeugte Horn, und Horn zeugte KulerSki und Einer redete wie der Andere. Denn e» ist einleuchtend, daß, von mehr oder minder belanglosen Varianten und statistischen Einzelheiten abgesehen, jede sozialdemokratische Rede auf den Grundton gestimmt war: unsere Unfallgesetzgebung taugt nicht», die Arbeiter werden in ihren Ansprüchen verkürzt, da» Gesundheitsamt taugt auch nichts, wir leben unter der Herrschaft der profitgierigen Agrarier, während diese natürlich behaupten, sie müßten verhungern. Zwischen diesen beiden Extremen pendelt der ruhige, bewundernswert unverdrossene Graf Posadowsky als beruhigendes Element. Bald gießt er Balsam auf die Wunden der Agrarier, bald träufelt er Honig der hungrigen Linken. Und so vergeht ein Tag um den anderen und schließlich wird, wenn die Redewut gestillt, Kapitel um Kapitel unverändert bewilligt: der klarste Beweis, daß man auch ohne diese fürchterliche Verschwendung von Lungenkraft — eine andere kommt kaum in Be tracht — diesen Effekt erreichen könnte. Zwischendurch wurde als angenehme Abwechslung durch eine Abänderung der ReichSschulbenordnung der Schatzsekretär ermächtigt, Reichsschuldverschreibungen auch dann auszugeben, wenn Schatzanweisungen in Umlauf sind, und gestern beschäftigte man sich ein paar kurzweilige Stunden mit Mandats prüfungen: Herr vr. Braun, der ketzerische Revisionist, der Mehringfeindliche Held von Dresden, dessen Mandat von der Wahlprüfungskommission für null und nichtig erklärt worden, bleibt also der „Genoffenschaft" erhalten. Das hohe Hau» hat sich mit der Entschei dung der Kommission nicht einverstanden erklärt und den Fall zur erneuten Prüfung zurückverwiesen. Ein teurer „Eid genosse" ! Im preußische» Landtage hat man sich die Zeit etwas anmutiger vertrieben. Im feudalen Herrenhause hat der Fürst zu Inn- und Knyphausen in eintägiger Sitzung gezeigt, wie mau nicht bloß Gesetzentwürfe verab schieden, sondern auch hinter die Verschleppungssucht der Regierung und de» Abgeordnetenhauses Dampf machen kann, und da» letztere hat nach Stillung der obligaten land wirtschaftlichen Schmerzen, die in der Regel die ersten zwei Wochen der preußischen Etatberatung dauern, das Kapitel „Handel" in Angriff genommen und dabei den an geblichen, gegen da- Zentrum gerichteten Wahlbeeinfluffuugen im Saarrevier eine längere liebe- und temperamentvolle Betrachtung gewidmet. A. Hü Der russisch-japanische Arieg. oxl. Nach den neuesten Meldungen scheint eine neue Seeschlacht im Gange zu sein, und zwar in Seh- und Hörweite von Port Arthur, worüber folgende Meldung vorliegt: * PeterStur«, IS. Fetruar. Nach et»e« amtlich«, Telegramm au» Part Arthur vam heutig«. Tage wurde« am 11. 8. Ml», abends i« Auukan auf de« Meere die Feuer der feindlichen Schiffe bemerkt. Am 12. d. Mt». gingen Meldungen ein über das Erscheinen i»a« sechs japanische« Panrerschiffe« auf der Reede «auTatuugau, e» wnrde Kanouendauner gehört. Aus Tsckifu in Petersburg eingetroffene Privatmeldungen wollen im Gegensatz zu den offiziellen japanischen Verlaut barungen wissen, daß da» japanische Geschwader nach dem Zusammenstoß bei Port Arthur bedeutende Be schädigungen erlitten habe und nach Tschifu gedampft sei, indem es drei große Schiffe im Schlepptau harte. Die Ver mutung, daß auch die japanische Flotte bei Port Arthur große Verluste erlitten hat, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, zumal wiederholt aus Tokio gemeldet wurde, daß dort nichts von SiegcSbegeisterung zu bemerken sei. Wettere Meldungen. * Petersburg. 13. Februax. Die Nachrichten über die Lage in Korea find im allgemeine« unbestimmt und beziehen sich auf die Landung japanischer Truppenabteilungen an verschiedenen Punkten der Küste. In Tschemuipo wurde am 11. d. M. eine große Landung erwartet. * Pari», 13. Februar. Der Marineminister hat beute von dem Kommandanten des französischen Geschwaders in Ostasien folgende Depesche aus Saigon erhalten: Auf Ersuchen der französischen Ge- sandtey in Söul und Tokio wird der französische große Kreuzer „Amiral de Gueydon" von Tonking kommend nach Tsche- mulp o fahren, um die auf ausländischen Kreuzern aufgenommenen russischen Matrosen an Bord zu nehmen und sie auf der Durchfahrt in Shanghai an Land zu setzen. „Amiral de Gueydon" wird für diese internationale Mission von der japanischen Regie rung sicheres Geleit erhalten. * Petersburg, 13. Februar. Der Kriegsminister General Kuropatkin ist nicht von hier abgereist, wie dies von anderer Sette gemeldet wurde. Auch ist bis jetzt in sonst gut unterrichteten 98. Jahrgang. hiesigen Kreisen darüber nichts bekannt, daß er sich nach Ostasien begeben werde. Söul. Die Hauptstadt von Korea, die vielleicht schon in der nächsten Zeit der Schauplatz wichtiger Ereignisse sein wird, ist, so wird dem ,^Hamb. Kvrr." geschrieben da» Zentrum des gesamten öffentlichen Lebens im Lande. Die Stadt, deren Ein-wohnerzahl im Jahre 1902 auf Aber 193 000 an gegeben wurde, ist mit der Eisenbahn von dem 30 Kilometer entfernten Tschimulpo aus oder durch eine Fahrt den Hanfluß hinauf zu erreichen. Söul liegt in einem Tale von etwa acht zu fünf Kilometer Ausdehnung; eS ist von unfruchtbar aussehenden Hügeln umgeben, und seine sich drängenden, mit Stroh gedeckten Hütten geben ihm den Anblick eines RiesenfeldeS, auf dem bräunliche Pilze Licht gedrängt wachsen. Eine große, 35 und 40 Fuß hohe Mauer aus festem Mauerwerk oder Erdbämmen mit Steinwerk verblendet, umgibt den Ort; sie hat einen Um fang von 22 Kilometern, ist ihrer ganzen Länge nach mit Zinnen versehen und von vier großen und vier kleinen Toren durchbrochen, — Tunnels durch den festen Stein, mit hohen Torhänsern, die von ein, zwei oder drei Ziegel dächern der merkwürdig gebogenen Form, die man von chinesischen Bildern kennt, überragt sind. Die Mauer geht bergauf und bergab, steigt in eine Schlucht und kommt an der anderen Seite herauf, schließt hier ein Stückchen Wald und dort ein leeres Feld ein. Bon Sonnenunter gang bi» Sonnenaufgang sind die Tore durch massive hölzerne Türen geschlossen, die mit Eisen verziert und verstärkt sind; sie l-aben hochtönende Namen wie das „Portal der strahlenden Liebenswürdigkeit", der „Eingang der hohen Zeremonie" und das „Tor der erhabenen Huma nität". Keine Bestechung öffnet diese Türen deS nachts, und selbst ein europäischer Würdenträger mußte, als er sich verspätet hatte, mit einem Seil über die Mauer ge zogen werden. Durch das Tor der Toten müssen alle Leichen zur Beerdigung getragen werben. Rund um die Stadt liegt ein reizendes Waldland mit vielen hübschen Dörfern. Aber innerhalb der Mauern ist Söul unbeschreiblich armselig und schmutzig Zwei Hauptstraßen durchschneiden die Stadt von Norden nach Süden und von Osten nach Westen; im übrigen vermitteln nur enge und winklige Gaffen den Verkehr, der noch durch viele Verkaufsbuden gehemmt wird. Daß die sonst so armselige Stadt anch Errungenschaften der modernsten Kultur in Gestalt von elektrischer Straßenbahn und Be leuchtung hat, ist in der letzten Zeit öfter erwähnt wor den. Dabei liegen die Wohnstätten ost so dicht beieinander, daß in den sich windenden Gaffen dazwischen nur Raum für einen beladenen Ochsen ist. Die Häuser sind meistens nur einstöckig, mit Stroh gedeckt, mit großen hervor springenden Dachtraufen, und auf die Straße geht ge wöhnlich nur eine Lchmmauer mit einem geölten Papier fenster und einem Rauchlvch. Tic Häuser werden durch eine unter dem Flur durchgehende Kaminröhre erwärmt, in der Tanncnzwcige verbrannt werden, und start eines Schornsteins strömt ein Rauchlvch den Rauch auf die Vor übergehenden aus. Ten ganzen Tag kommen Ochsen mit groben Haufen Reisig in die Stadt, und um 6 Uhr, zur Zeit des Kochens, hängt über der ganzen Stadt der aro matische Rauch der Zweige. Die engen Gaffen, die die Stelle der Straßen vergehen, sind von grünen schlammigen Gräben eingefaßt, in die die Abfälle des Hauses geworfen werden, und an ihren Rändern sitzen halbnackte kleine Feuilleton Kunst. Kunstsalon Beyer L Goh». Otto Greiner. ES ist eine herbe, eine strenge, eine ernste Kunst, die uns Greiner gibt. Der erste Eindruck, den wir von ihr bekommen, gemahnt uns an die Werke Max Klinger». Greiner ist nie Klingers Schüler gewesen. Klinger hat leine Schüler. Er will keine haben, weil er keine brauchen kann. Gr geht so in der Gedankenwelt feiner Kunst auf, daß er nicht Zeit noch Lust findet, sich um andere zu bekümmern. Sicher er hat dennoch Schule ge macht. Es sind ja nur wenige ganz starke, die ihm folgen können, aber sie sind da. Greiner gehört zu ihnen, er ist der stärkste unter ihnen. Seine Werke sind zum leil von der Kraft und Schönheit, wie die seine» idealen Lehrmeisters. Wie sehr er diesen verehrt, zeigt er in dem wundervollen Blatte „An Max Klinger"; daß er die Mysterien von Klingers Kunst in allen Einzelheiten er kannt und selbständig in sich durchgebildct hat, ist ein sZcwei» feiner künstlerischen Potenz. Beyer L Sohn haben Greiners graphisches Werk ungefähr in seiner Ge samtheit ausgestellt, der Einblick in das Schaffen des Leipziger Künstlers wird dadurch um so leichter. Greiner ist vor allen Dingen Zeichner, er steht als solcher Klinger wohl nicht nach. Bein Strich ist von einer Sicherheit, die einer weiteren Steigerung nicht mehr fähig ist. Die meist hageren, zähen Körper seiner Men schen heben sich daher mit jener wundervollen Prägnanz von den Hintergründen ab, die diese ohne weiteres zurüektreten uild die Tiefe der Landschaft noch tiefer er scheinen läßt. Und wie reich stattet er diese Landschaften aus, reich an interessanten gegenständlichen Motiven, reich an technischen Feinheiten. Licht und Luft spielen eine Hauptrolle in seiner Kunst, er erreicht Wunder durch sic. Hier trifft er wieder nur mit Klinger zu- iammen. Einen Körper zu »eigen, wie er rings von Licht umflossen und umflwtet ist, das ist das tief« Problem der Klingerschen Kunst, und es ist das Problem, dem Greiner mit eiserner Energie nachgeht. Sein« Ra- dierungen sprechen besonders dafür, und die Radierung, dir ja gemäß ihrer Technik der feinsten Wirkungen fähig wird, ist es, die er besonders liebt, ^Herkule» am Scheidewege", da» „Pariß-Urtetl", beide» Darstellungen in herrlichen Landschaften, da» wundervolle Blatt „Tänzer", bi« «npremonistisch« »Laube" find Meister« leiftungm», U» bene» sich Greiner» gange» künstlerische» gewahrt werden möge. In diesem Sinne haben die Medizin kandidaten an verschiedenen Universitäten Eingaben an die zu ständigen Behörden gerichtet. Für Preußenhat das Kultus ministerium, nach der „Voss. Ztg", die Angelegenheit durch einen Erlaß an die Vorsitzenden der ärztlichen Prüfungs kommissionen geregelt. Es wird als unzulässig erklärt, daß, wie eS in letzter Zeit wiederholt geschehen ist, Kandidaten der Medizin Anträge um Befreiung von der Ableistung des prak tischen Jahres cinreichen, bevor sie die ärztliche Prüfung voll ständig bestanden haben. Der Minister bestimmt zur einheit- licl)cn Regelung des Verfahrens, das; 1) die Gesuche von den Kandidaten erst zu stellen sind, wenn die Kandidaten die ärzt liche Staatsprüfung beendigt Italien; daß 2) die Gesuche an den Vorsitzenden der ärztlichen Prüfungskommission zu richten sind; daß sie 3) von dem Vorsitzenden der Prüfungskommission mit einer Aeußerung zu versehen und dom Ministerium vorzu legen sind. Der Minister verweist noch besonders darauf, daß für die Erledigung dieser Anträge die Uebergangsbestiinmuna der Prüfungsordnung für Acrzte in Betracht kommt, wonach Kandidaten der Medizin, die nach dem 1. Oktober 1903 die ärztliche Staatsprüfung beendigen, „nur in Berücksichtigung zwingender persönlicher Verhältnisse von der Slblciftung des praktischen Jahres ganz oder teilweise entbunden werden können". Tas preußische Kultusministerium sicht demnach von einer allgemeinen Regelung der Befreiung von dem prak tischen Jahr, wie sie die Kandidaten der Heilkunde erbeten haben, ab und behält fick, wie dies in der Prüfungsordnung vorgesehen ist, di« Entscheidung von Fall zu Fall vor. 6.« Archäologische Entdeckungen in Algerien. Aus Paris schreibt man «ns: Im „Journal officiel" veröffentlicht Albert Ballu einen Bericht über die archäologischen Entdeckungen, die im Laufe des Jahres 1903 in Algerien gemacht wurden. Älbert Ballu hat die alte Stadt Thamugadi aper Timgad ausgegraben; er hat den TrajanSbogen, den Jupiter-Temptl, die öffentlichen Bäder — stark beschädigt zwar, aber immer noch dewundenSwert — aus dem Boden erstehen lasten. Er leitete dann die Restauration des TenwelS «Nb der christlichen Basilika von Ligzirt, wunderbarer Ruinen, die, wenn man sie noch länger in ihrem traurigen Zustande belassen hätte, vollständig zusammengestürzt wären: auch in Tümern ließ er wichtige Restaurationsarbeiten vornehmen. In Guelma, i» Khamista, hat Joly, einer der Mitarbeiter Ballus, ein Theater und eine» Triumphbogen an« Licht gebracht, ferner zwei Bauwerke, di» wahrscheinlich j« einer Ihnmun-Anlage gehörten. In Annuna brachte Joly eine drrischiffige christliche Basitika mit ivrer Tauf- kapelü und allem Zubehör an- Lichl: in den einzelnen Räumen sand man nicht weniger al» 27 Inschriften, fast alle auf Grab monumenten. Line dieser Inschriften ist dem Andenken eines gewiss«» Rvfinn» gewidmet, de, hundert Jahre lebte. In Suma entdeckt« man ei» ganze» rSmische« Lager mit einem Fahrweg für Kriegswagen. Am reichste« ober war dü Ernte der Archäologen in Limaad, obwohl di« AuSgrabmigen gerade dort besonders schwierig find. Dm Archäologen und den Gelehrten gelang es, di« Hauptstraß«» und eine Anzahl sehr interessanter Bau- Werke sreizuleg«; aber der größte Teil der Stadt — oder vielmehr ihrer Ruinen — ist noch unter eine« solchen Hause« vo» Schutt »ud Usch« -«-rech«, daß di« Forschung« nur langsam »orwLrt« schreit«« können. Zwei neu« chrPlich« Kirch« wurde» «»Weckt, di» Programm offenbart. Al» Porträtist ersten Ranges zeigt er sich in dem geradezu unübertrefflichen Kopfe eines lachenden Mädchen». Seine Entwürfe zu Programmen aller Art und seine exlibris geben einen Einblick in die Vielseitigkeit seines Schaffen». In Darstellungen, wie die .Feilbietung", „Teufel, Eva, Sünde" und die Il lustration zum 22. Gesang von Dantes Hülle sehen wir die Schöpfungen einer überreichen Phantasie, wenn es gilt, lebenswahre Physiognomien zu verbilden, sie ins Fratzenhafte, ins Satanische zu übersteigern. In den eben genannten Blättern, wie in den beiden Kreuzigun gen" treffen wir Gesichter, die an Lionardo» Schöpfun gen auf -em Gebiete der Karikatur erinnern, und die al» ein« Bereicherung der einzelnen Rubriken der Aesthetik des Häßlichen angesehen werben können. — Interessieren wird auch die groß« Anzahl von Skizzen zu Greiners Hauptwerk, -em Oelbikde „ObyflenS und die Sirenen", das bereits in den Besitz unseres städtischen Museums übergegangen ist. Außer einigen lithographischen Federzeichnungen unsere« Altmeister« Adolf von Menzel sind dann noch einige Oelbtlder von Bernhardt Schröter- Meißen neu ausgestellt. Der Maler gibt einige gut auf gefaßte und farbenfrischc Naturausschnitte. Die Farbe selbst macht allerdings stellenweise noch einen recht teichischen Eindruck. Aber da» wir- sich verlieren, der Künstler bekennt sich ja als Anhänger von Meistern wie Max Liebermann und Ludwig Dettmann. I>r. I,uckvig IVsbar. s Wandschmuck für Gchulen. Nach wiederholten Be ratungen mit einem Ausschuß der Lehrerschaft, welche der Sache durchau» sympathisch gegenübersteht, hat der Magistrat zu Berlin beschlossen, die Gemeindeschulen mit künstlerischem Wandschmuck au»zustait,n und dafür zu, nächst 1200 »4t zu bewilligen. Für später hofft man, einen Jahresbeitrag von 10 000 auswerfen zu können. Nicht nur die Klassenzimmer, sondern auch die Säle und Wandel gänge sollen mit Bildern versehen werden. Wenn der' Pkan zur Ausführung kommt, dürften andere große Städte bald folgen, und es würde damit dem Absatz guter, volkstümlicher Kunstblätter ein weites Feld erschloßen werden. Miffrnschnst. " Tas praktische Jahr, ber Mediziner Mit de« 1 Oktober p. I. ist die Bestimmung in Kraft^aetr«t«n, das^aÜ» Kandidaten der Heilkunde, die nach diesem Termine die ärzt liche Staatsprüfung vollenden, das neueingeführte praktische Jahr in d«n .Krankenhäusern aber wissenschaftlich«» Univar- sittn-anstalten durchzumachen haben. Die älteren Medizin- studierenden, di« ihr Studium zu der Zett begann«» haben, wo die Einführung de» praktischen Jahr«» wohl «rwoaen wurd«, ab«r noch unbestimmt war, haben vielfach ha» verlangen, daß ihn«, di« Begünstigung der Befreiung vom praktischen Jahre eine wunderbar erhallen, da noch die ganze Säulenhalle aufrecht steht, die andere sehr zerstört, aber immer noch in ihren Umrissen zu erkennen. Dann förderten die Ausgrabungen fünf Privathäuser zu Tage; in einem derselben fand man vier große Läden und eine Badeanlage. Man fand ferner Mosaiken, Statuen, hauswirtschaftliche Gegenstände, Kunstwerke, Handwerkszeug, Toilettengegenstände, kurz alles, was uns gestattet, das römische Algerien und seine Ctvilisa- tion etwas näher kennen zu lernen. D Eine Stiftung vo« mehr als 2 Millionen Mark ist wieder einmal einer amerikanischen Universität zugefallen. Ein reicher Holzhändler in San Francisco, Charles Doe, hat den vierten Teil seines Vermögens der Universität von Califormen zum Zweck der Errichtung einer Bibliothek himcrlasscn, und Lieser Anteil wird sich auf die genannte Summe belaufen. Kunstkalender für Lelpzig. Theater. Leipziger Ttadttheater. Im Neuen Theater wird heute L'Arrongcs beliebtes Lustspiel „Doktor Klaus" gegeben. Für morgen ist die erfolgreiche Operette „Bruder Straubinger' von E. Eysler angesetzt. — Das Alte Theater bringt heute PlatzbcckcrS Operette „Der Hoch verräter" und nrorgcn Beycrlcins interessantes Drama „Zapfenstreich". — Eugen d'Alberrs Musikdrama „Tieflands", das Mittwoch in Anwesenheit des Kom ponisten erstmals zur Aufführung kommt und für welches sick, ein reges Interesse kundgibl, ist besetzt mit den Herren Schütz (Sebastiano), Schelper (Tommaso), Moers (Pedro), Mergel kamp (Morruccio), Traun (Naudo) sowie mit den Damen Docngcs (Marla), Eichholz (Pepa), Kurt (Antonia), Sladr- eager (Rosalia) und Gardini (Nuri). Die Regie hat Herr Goldberg, dirigieren wird Herr Hagel. Gerhart Hauptmanns neuestes Werk „Rose Bernd, Drama in fünf Akten, das Freitag im Alten Theater zum ersten Male in Scene geht, Hal im Berliner Deutschen Theater bereits über SO Aufführungen erlebt, wurde u. a. in Wien (Burgtheakrr), Köln, BreSIau usw. gegeben und befindet sich auch am Stuttgarter Hoftheatcr in Vorbereitung Leipziger Schauspielhaus. Wie bereue nntgcteilt. beginnt am Montag Herr C. W. Büller sein Ga'tspicl als Birkenstock in dem Moserschcn Lustspiel „Der Hypochonder", welches er am Dienstag als Lord Baübcrlq in „ C h a r l e y » T a n t e" forksetzt. Mittwoch wird Philippi» Schauspiel „Da-dunklc Tor , welck-eS bei seiner Erstausführung am Sonnabend einen großen, durchschlagenden Ersolg beim Publikum erzielte, wiederholt. Die nächste Aufführung von dem interessanten und spannenden Sckmuspiel „E« werde Reckt" findet am Donnerstag statt. Freitag wird mit Herrn Büller al» Gast „HasemannS Töchter" und Sonnabend nockmalS „Der Hypochonder" gegeben. Sonntag beend«! der beliebt« Künstler kein Gastspiel in dem Dreucrschen Jung- gesellenschwank „Großmama". Ko«zert Im heutige« IX. P-ilh«rmonisch«n Konzert ist Professor -«opold Su«r (Violine) Sollst. Beginn da» Konzert» Uhr.
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