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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190402144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-14
- Monat1904-02
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1904
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VezugS-Preis in der Hauptexpedition oder deren Au-gabe- slelle« ab geholt: vierteljährlich I.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« .4l 8.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich X 4.bO, für di« übrige« Länder laut Zritung-prei-lisle. »edaritau vu» Srpedttia«: JohanntSgajse 8. Fernsprecher lüü u. WL AUtalqDetzMmte«: Alfred Hahn,Buchhandlg.,UniversitätSstr.8 (Frruspr. Nr. 4016), L. Lüsche, Katharineu- stratze 14 (Fernsprecher Nr LSSü> u. König»-- platz 7 (Fernsprecher Rr. 7bOb). Haupt-Filtalr Dresden: Marienstraße 84 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin. L a r l D u n ck r r, Herzg l.Bayr.Hofbu chdandla.. Lützowstraße 10(FernjprecherAmtVI Nr.4603.) WpMcrTilgMaü Anzeiger. Amtsblatt des Liömgkichen Land- und des Hörrigtichen Ämtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem Redoktion-strich (4gespalten) 75 /iz, nach den Familieunach- richten («gespalten) bO Dabellarischrr und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 2ü Vrlra-Vetlage« (gefalzt), »ur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrfvrderuug «0.—, mit Postbesörderuag 70.—. Annahmeschlutz für Anzeigen: Abend.Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabr: nachmsttag» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zn richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pal» in Leipzig (Inh. vr. V., R. L W. Kliukhardt). Nr. 81. Sonntag den !4. Februar 1904. 98. Jahrgang. Var Aichtigrtr vom läge. * Die offizielle Erklärung der Neutralität Deutschland» im Kriege zwischen Rußland und Japan ist im „ReichSanzeiger" erfolgt. * Im Reichstage wurde am Sonnabend die Entscheidung über die Gültigkeit der Wahl de» Reich-tag-abgeordneten vr. Braun-Frankfurt a. O.-Lebu» an die Wahl prüfung »Io m Mission zurück gewiesen. * Der preußische Handelsminister Möller stellte am Sonnabend im preußischen Abgeordnetenhaus« noch für diese Session einen neuen Berggesetzentwurf in Aussicht. * Der Dampfer „Gaza" ist nach einem Zusammen- stoß mit dem deutschen Dampfer „Reichstag" auf der >ohe vom Kap Inyack (Ostküste Afrika») gesunken. Drei Personen sind umgekommen. * Gerüchtweise verlautet, österreichische Reserve- Offiziere seien verständigt worden, sich für eine eventuelle Mobilmachung bereit zu halten. lvscheurcha«. Nicht ganz unerwartet und dennoch mit betäubender Plötzlichkeit ist die Kunde von dem Abbruche der diplomatischen Verhandlungen und dem Beginn der Feindseligkeiten für di« europäische Welt gekommen. Uneingestanden oder nicht: man war allmählich sicherer geworden. Die Berhandlungen zwischen den beiden Mächten währten bereits so lange, daß nicht» dem im Wege zu stehen schien, wenn sie nun noch länger währten; au» der akuten Krisis war — so hatte e» wenigstens für den fernstehenden Beobachter den Anschein — seit geraumer Weile eine schleichende geworden und die pflegen erfahrungs gemäß am leichtesten zu versanden. Zudem war Rußland offensichtlich nicht gerade kriegslüstern und in Japan waren e» (so schien e» wieder dem fernstehenden Beobachter) die regierenden Kreise auch nicht und schließlich hatte die Petersburger Diplomatie nach langem Zaudern und manchen Kreuz- und Querzügen doch in allerlei bedeut same Zugeständnisse au Japan gewilligt: kurz, die Dinge standen so, daß dem don »aus hundert Möglichkeiten für die Erhaltung des Friedens offen zu sein schienen und nur spär liche für den Krieg. Daß auch die deutsche Regierung die Friedensschalmei bis ;um allerletzten Augenblicke blasen ließ, mag ja seine guten Gründe gehabt haben, daß dies Verhalten aber manche Leute zum Geldanlegen im unrechten Augenblicke mit veranlaßt hat, ist eine sehr böse Folge gewesen. Noch peinlicher freilich al» diese materiellen Verluste müßte die Annahme empfunden werde«, die deutsche auswärtige Politik habe sich selbst einer gefährlichen Sorglosigkeit hingegeben. Schließlich ist ja zu zugestehen, daß die Feindseligkeiten gewissermaßen über Nacht auSgebrochen sind, so daß man sogar in Petersburg sich hat von den Tatsachen überraschen lassen. Für die nächste Zukunft ist unserer Regierung die Bahn vor geschrieben. „Es gibt keinen Punkt der Erde", hat Graf Bülow zutreffend erklärt, „wo Deutschland weniger zu suchen hätte als in Korea", und erst in diesen Tagen hat die „Süddeutsch« Reichskorrespondenz" — vermutlich nicht ohne höhereWeisung — un» die Erklärung in» Gedächtnis zurückgerufe», die der Kanzler am 15. März 1901 im Reichstage abgegeben hat: „Zwischen einem alten und einem jüngeren Freunde Deutsch lands ist der Streit entfesselt... während der jetzt angebrochenen offenen Fehde bringen wir beiden Gegnern eine ehrliche Neutralität entgegen .. ." Da« Nämliche hat Wort sÜr Wort auch noch heute zu gelten. Da» offizielle Deutschland hat in dem jetzt angebrochenen Ringen nichts andere» zu tun al- strikte Neutralität zu bewahren und sich im Uebrigen zu be mühen, daß der Kampf auf die beiden zunächst Beteiligten lokalisiert bleibe. Das inoffizielle Deutschland aber, die so genannte „öffentliche Meinung" täte am besten, diesem Bei spiele zu folgen. Statt dessen rühren sich wieder allerlei unwägbare Velleitäten, auf der einen Seite die Interessiert heit von Besitzern englischer Aktien, auf der anderen alter Engländerhaß und blinde Russenverliebtheit, um un» da» Kon zept zu verrücken und vie Gemüter zu verwirren. Ein heiterer Knabe, der Leute von Geschmack längst durch seine seichte Outriert- heit anödet, versichert: Wir Deutschen hätten den Russen den Sieg zu wünschen, weil sie die Sache der weißen gegenüber der gelben Rasse verträten; die „Hamburger Nachrichten" aber erklären eS sogar kühnlich al» „deutsche» Interesse", daß Rußland auf der Höhe seiner Macht bleibe, damit eS auch ferner als rooder cko brooro im Kampfe gegen die modernen subversiven Gewalten, die alle Staaten be drohen, bestehen könne. Der Mann, der diese dreisten Sätze niedergeschrieben hat, ist reif für das Andreaskreuz oder die Nachfolgerschaft de« Herrn v. Plehwe. Dem Herrn aber, der so apodiktisch über den Beruf der Russen al» Vertreter der kaukasischen Raffe urteilt, wäre ein Studium der russischen Geschichte dringend zu empfehlen. Er würde dann erfahren, daß auch da» europäische Rußland nahezu drei Jahrhunderte unter der Herrschaft der Mongolen gestanden und daß, da die Nachkommen und Stammes- genoffen DschingiSchanS und Tamerlan» nicht gerade von Stein waren, auch daS sogenannte „mongolMojs jgo" (das mongolische Joch), von dem noch jetzt schwer mütige russische Volkslieder singen, nicht vorüber gegangen ist, ohne Spuren in der Blutmischung der russischen Bevölkerung zurückzulaffen. Man verschone uns in der Politik doch endlich mit den Sentimentalitäten, wobei ruhig gesagt werden kann, daß unS an einem Siege der Japaner, die vorläufig doch nur di« Handlanger Eng- land« sind, nicht besonders viel gelegen zu sein braucht. Aber der Sinn für die Wirklichkeiten deS politischen Leben» scheint manchen Leuten nachgerade überhaupt zu ent schwinden. Seit dem Montag tagte in Berlin der oberste BertretungSkörper der deutschen Landwirtschaft, der deutsche Landwirtschaftsrat. Der hatte einst über die phan tastischen Pläne deS Grafen Kanitz ein unverhülltes Ver dikt gefällt und so lebte man allgemein der Ueber- zeugung, daß der Landwirtschaftsrat die Gerusia der deutschen Landwirte verkörpere, gewissermaßen die abgeklärte Reife de« Urteil». Die heurige Tagung hat diese Auffassungen kaum bestätigt. Man scheint auch in dieser illustren Korpo ration de» trocknen Ton» nun satt zu sein und so sprach Herr Ring geschmackvoll von dem „Mist und Hundedreck", der als Fleischimport von Dänemark über unsere Grenzen dringe und Herr v. Wangenheim faßte seine Meinung über die gegenwärtige Situation für die Landwirtschaft kurz und knapp in da» Sprüchlein: „Hundsfott, wehr Dick!" Da« A und O der Verhandlungen aber war ein ungestümes Drängen nach einer sofortigen Kündigung der Handelsverträge. Graf BUlow, der auch diesmal wieder mit großem Stabe dem Festbankett deS LandwirtschaflSrateS beiwohnte, hat auf die« Drängen die Antwort gegeben, die Jedermann, der die besten Monate nicht gerade verschlafen hat, sich selbst geben konnte: eS fällt ihm gar nicht ein, die Handelsverträge brüsk zu kündigen; vielmehr will die Regierung bei aller Wahrung der landwirtschaftlichen Interessen die alten Ver träge wenn irgend möglich ohne Unterbrechung in die neuen überführen. DaS ist freilich nicht viel mehr als der Stand punkt de» gesunden Menschenverstände«, wird aber nicht verhindern, daß wir am nächsten Mon tag, wenn sich die Völker de« Bunde« der Landwirte zur großen JahreSschau um Roesicke, Dietrich Hahn und Oertel — diese drei — sammel», über den Grafen Bülow und seine „politische Psyche" (über die sich die „Deutsche Tageszeitung" jetzt schon moquicrt) mitleidslos der Stab gebrochen werden wird. Die Agrarkonservativen sind aber wenigstens einig; an an deren Parteien nagt der innere Hader dafür um so mehr. Die Sozialdemokratie, die ein junges talentvolle« und persönlich nicht unsympathisches Mitglied, den Abgeord neten Rosenow, durch einen jähen Tod eingebüßt hat, ist zu ihren anderen Fällen, die noch ungelNrt in des Partei- Vorstände« Schoße ruhen, ein neuer — der Fall Schippe! — zugewachsen. Die Freisinnige Bereinigung aber, die erst vor einem knappen halben Jahre mit den An hängern NaumannS Hochzeit gehalten, spielt jetzt mit vielem Eifer die beliebte Komövie „Vivor^ovs". Wer sich erinnert, daß schon vor Beginn der Reichstagstagung der vielschreibende Herr vr. Pachnicke in allerlei Provinzial blättern wider die neuen Lagergenoffen zu Felde zog, wird sich kaum der Empfindung erwehren können, daß das in der „Hilfe" abgedcuckte „Fabrikantenlied" nur der willkommene Anlaß gewesen ist, die unliebsame Kameradin wieder ab zuschütteln. Und so wird sich bewabrheiten, wa« unbe fangene und den Nationalsozialen nicht einmal unsym pathisch gegenüberstehende Beobachter schon im vorigen Sommer erklärten: Der Verfasser der „sozialen Briefe an reiche Leute" und der Berlinische Thiergarten- Freisinn paffen nun einmal nicht zusammen. Tie Brömel, Pachnicke, Schrader usw. sind doch schließlich die Nachkommen und Testamentsvollstrecker der Männer vom „Volkswirtschaft lichen Kongreß", der Bamberger und D. B. Oppenheim, die auf die Leute, die nicht an die Bastiatische „Harmonie der Interessen" glauben mochten, einst das giftige Spottwort „Kathedersozialisten" münzten. Wie un« scheinen will, drängen die Dinge zur Entscheidung und e« kann leicht geschehen, daß Naumann und Barth, die auSzogen, die „große liberale Partei" zu gründen, über ein Kleines selbst außer halb der kleinen freisinnigen Vereinigung stehen . . . Der russisch-japanische Arieg. Mit verdächtiger Gefliffentlichkeit und großem Aufwand dekorativer Worte sucht un» der offiziöse Petersburger Draht über die Stimmung in Nutzland zu täuschen. Danach lodert der patriotische Enthusiasmus trotz des entmutigenden Introitus bei Port Arthur mächtig empor. In Privattelegrammen liest sich'« anders, da heißt e«, die Stimmung sei überall gedrückt. Und so ist eS auch nur natürlich. Der „Köln. Ztg." wird aus Petersburg ge meldet, die von der Zensur beobachtete Zurückhaltung in der Berichterstattung über die Vorgänge in Ostasien hat allerlei Gerüchte gezeitigt, deren Glaubwürdigkeit nicht zu prüfen ist. Infolgedessen hat sich eine starke Verstim mung ter Gesellschaft bemächtigt, weil man weder durch die offizielle Berichterstattung, noch durch Meldungen aus Westeuropa die volle Wahrheit über die Lage in Ostasien erfährt. Allseitig kommt man zu der Ueberzeugung, daß die allgemeine Lage sehr ernst sei und Rußland den asiatischen Gegner unterschätzt habe. Rußland hat aber auch entschieden Unglück. Nicht nur, daß es bei Port Arthur und Tschemulpo sehr verlustreich gekämpft hat, seine Mu,entranSportschiffe werben von den Minen zersprengt, die sie selbst gelegt haben. Für solche Vorkommnisse ist eigentlich der Ausdruck „Unglück haben" ein Euphemismus. E« ist die Ungeschicklichkeit und der Mangel an Schulung bei den russischen Marineführern, die dem Zaren solche Streiche spielen. Man meldet der „Voss. Ztg." noch: * London, 13. Februar. (Telegramm.) AuS Weihaiwei wird der „Times" ein Bericht deS chinesischen Dampfers „Fuping" übermittelt, der Port Arthur am 9. Februar unter englischer Flagge mit chinesischen Flüchtlingen nach Shanghai ver ließ. Es wird darin versichert, daß die Besatzungen der Forts von Port Arthur bei dem Torpedoangriff nicht auf ihren Posten gewesen seien. Ueberhaupt sei die russische Flotte gänzlich demoralisiert und ibre Torpedo« vollkommen nutz los gegen die Japaner. Das ist nun wohl etwas stark aufgetragen, aber man sieht doch, wie die Fehler der russischen Admirale dazu angetan sind, das Prestige Rußlands ins Wanken zu bringen. Und daS will China und Korea gegenüber viel sagen. Auch in Indien haben die russischen Niederlagen einen tiefen Ein druck gemacht. Die Hindus folgern daraus, daß Rußland weit schwächer sei, als sie bisher geglaubt haben. — Sonst wird uns noch berichtet: * Berlin, 13. Februar. (Tel.) „Wolffs Telegr. - Bureau" meldet aus Tokio: Die chinesische Regierung erließ gestern eine Proklamation, dir die Neutralität Chinas erklärt. Admiral Alexejew. Der Statthalter und Oberbefehlshaber der russischen Streitkräfte zu Land und zur See im fernen Osten, Admiral Alexejew, ist zwar Seemann von Beruf, aber seiner Lauf bahn nach eher zu den murins ä'oau ckoues zu rechnen, wie sich die Franzosen auszudrücken pflegen. Im Jahre 1867 ist er als junger Leutnant mit dem russischen Geschwader in den griechischen Gewässern bcrumgeschommen, 1877 be- sehligte er den Küstenpanzer „Kreml" von 4000 Tonnen und N2l Pferdckräften, ein im Jahre 1865 gebautes und nach heutigen Begriffen ganz veraltetes Fahrzeug, 1878 bi« 1883 war ihm die „Cimbria" anvertraut, ein amerikanischer Handelsdampfer, den die Russen gekauft hatten, um die Engländer zu schrecken, und der als Hilfskreuzer ausgerüstet wurde, 1883—1886 war er als Marineattachö in Pari« tätig und von 1886—1891 befehligte er den Kreuzer „Ad miral Kornilow" von 5800 Tonnen. Auch dieses Schiff ge hört zu den älteren Typen, da cs schon 1887 gebaut worden Feuilleton. Theater. s. Ter Ttzeaterftrett t» Weimar. In einem an die „Weimar. Ztg. gerichteten Brief über die Erstaufführung seine» „Unsterblichen Felix" am Weimarer Hoftheater schreibt Ernst von Wildenbruch. „Es ist mir eln Bedürfnis, dem Weimarer Publikum zu Memüte zu führen, daß eS in seinem Hoftheater ein wirklich gutes, künstlerisch hochstehende« Institut besitzt, und daß, meiner innersten Ueberzeugung nach, eine gedeihliche Weiterentwicklung der dortigen Theaterver- hältniffe nur im Zusammenwirken mit dem Hos- thearer denkbar ist." Demnach nimmt also auch von Wilden bruch Stellung gegen das Louise Dumontsche Projekt eine» zweiten Theater« in Weimar und tritt dafür ein, daß die ge planten nationalen Musterausführungen in da? zu erwartende neue Hoftheater verlegt werden. ß v»w Herzlichen H-fllleater r» Dessau. Karl GyellerupS indische» Legendenstück „Opferfeuer" (mit der Mufik von Gerhard Schjelderup), soll gleich, zeitig mit Josef Mehuls Oper ohne Violinen „Uthal" an einem und demselben Abend seine Dessauer Erstaufführung er leben. „Uthal" wurde bisher erst nur in Karlsruhe, München und Elberfeld gehört. An Schauspielncuheiten find für die nächste Zeit noch in Aussicht genommen bezw. zur Zeit schon in Vorbereitung „Der Strom" von Max Halbe, Tirso de MolinaS „Don Gil" sowie das Lustspiel „Frauen lob" von Rudolf Lothar. Walter Vlarm» Drama „Gs werde Recht" ist im Ber lage der Baedekrrschen Buchhandlung in Elberfeld al« Buch erschienen. Soeben kommt bereit» die H. Auflage heraus, O. L Ein «eue» Drama »»« Rostan». Toguelin hat einem Mitarbeiter de» „Figaro" mitgeteilt, daß er m dem von ihm gepachteten „GaitS-Dheater" ein Drama mit dem Titel „Die Ober le" zur Ausführung bringen werde; e« ist eine Drama tisierung de» aleichnamigen. im Elsaß spielenden Romans von Bazin. Nach dem Akademiker Bazin soll der Graf Dubois mit seinem Drama „Jena" zu Wort kommen. Coquelin scheint sich also einen etwa» chauvinistischen Spielplan einrichten zu wollen, den von den „Oberle" weiß man, daß sie den „natio nalistischen" Gefühlen der Franzosen Rechnung tragen, und von ..Jena" wird man Wohl dasselbe annehmcn dürfen. Zuletzt kam Toquelin dem Berichterstatter mit einer großen lieber- raschung. Er habe gehört, sagte er, daß Jacque» Richepin ein Drama mit dem Titel „Polichinelle" schreibe. Er muffe daher der Welt kund und zu wissen tun, dah Edmond Rostand für ihn an einem gleichnamigen Drama arbeite, von dem bereits zwei Akte fertig seien. Nun ist ist das große Geheimnis, das so lange ängstlich bewahrt wurde, heraus, und die Welt kann wie der aufatmcn. Da, wie kürzlich berichtet wurde, auch Henri BecqueS nachgelassene „Polichinellcs" auf die Bühne gebracht werden sollen, werden die französischen Theater in der nächsten Saison eine große HanSwurst-AuSwahl haben. LI. Gseonora Tust hat es nun endgültig aufgegeben, in Gabriele d'Annunzios neuem Drama „Jorios Tochter" die Hauptrolle oder irgend eine andere Rolle zu spielen. Die Künstlerin war in Genua an Influenza erkrankt und leidet jetzt an Bronchitis, so das; ihr der Arzt Ruhe empfehlen und für die nächste Zeit jede künstlerische Tätigkeit untersagen mußt». Frau Düse richtete daher an d'An- nunziv ein Schreiben, in dem sie erklärt, daß sie auf die Mitwirkung in seinem Drama verzichte. In »ingeweihten Kreisen versichert man, daß der vor einigen Wochen angrkünbigte Bruch zwischen der Künst lerin und ihrem ehemaligen Busenfreunde nun tatsächlich erfolgt sei; die Influenza babe sich gerade zur rechten Zeit eingestellt, um der Düse einen „geordneten Rückzug" zu ermöglichen. L. Der italienische Dramatiker Giuseppe Giacosa hat ein neue» vieraktigc» Drama gcsckfrieben, das im Herbst von der Gesellschaft Talli-Calabresi-Gramatica zur Aufführung ge bracht werden soll. Im Mittelpunkt des Dramas, das viel leicht „Der Stärkere" heißen wird, steht ein kühner, gewissen loser Geldmann, der mit seinem Sohne und seiner Schwieger tochter im Kampfe liegt. ^Tbeatertuftäude tu Hallan». In der „Rhein. Theater- und Musik-Ztg.", die Willy Seibert geschmackvoll redi giert, verbreitet sich L. GraggerhauS über die Theater zustände in Holland. Wir losen da u. a. folgendes: Der lchwere Kampf um« Dasein tütet alle künstlerischen Bestrebun gen. In Holland ist der Durchschnittsschauspieler wenig besser gestellt als ein deutscher FabrikSarbeiter. Er muh spielen unter den ungünstigsten Umständen, nach stunden langer Bahnfahrt, im Tabaköqualm, in Zelten auf der Kir mes Ohne Scherz: die besten holländischen Truppen reisen im Sommer die Jahrmärkte ab und produzieren sich vor den Bauern umS liebe Brod... Wir haben im Land sieben oder acht bessere Ensemble», aber nur zwei — das genannte und die treffliche „Tooneelvercenigina" in Amsterdam — kommen einigermaßen auf die Kosten. Dafür müssen sie aber jeden Abend spielen, heute in Amsterdam, morgen in Utrecht usw. E» ist eine wahre Hetz«, und man muß c» wirklich bewundern, daß die Bühne in Holland noch so manche gute Kraft besitzt, Künstler wie Bouwmeester und Frau Mann, Royaard», Ter- nory Apel, de Brie«, Frau van der Horst, Brondgcest ver dienten ein besseres Los. Natürlich kann in solchem Milieu keine kräftige dramatische Kunst gedeihen. Tas Niveau unserer Bühnen ist im allgemeinen niedrig. Zumeist werden die in Deutschland sattsam bekannten Fabrikate von Blumenthal und Moser aufgcführt, auch Feydeau und Bilhaud besitzen starke Zugkraft. Die deutschen Schwänke und Militärstückc finden in Holland merkwürdig viel Anklang — natürlich, weil die Sckzauspicler dafür sorgen, die deutschen Gestalten gehörig zu karikieren. Freilich dringen auch ernsthafte deutsche Stücke immer mehr über die Grenzen. HebermanS vertritt heute ge radezu die niederländische dramatische Literatur. Er ist der einzige, dessen Erzeugnisse für die Bühne mehr als bloße Lückenbüßer und Versuchskaninchen sind. Uebcr die Gründe, weshalb oie Bühne in Holland auf so tiefer Stufe steht, ließe sich viel sagen. Am Ende tragen die holländische Nüchternheit und die schlechten finanziellen Verhältnisse die meiste Schuld. Da» von bunten Tand und Verhüllung der Wirklichkeit lebende BUHnenspiel ist dem Volkscharakter fremd geblieben. So dann hat der Reichtum des Lande» nicht» übrig für Kunst und Künstler. Und der Mittelstand ist zn ungünstig situiert, um viel ins Theater gehen zu können. Mustk. Professor Hugo Jüngst hat da« Dirigentenamt im Dresdner „Männer-Gesangverein", da» er während 28 Jahren verwaltet, niedergelegt. Tie Beweggründe zu diesem Rücktritt sind vollständig interner Natur. * An» Todestage Richard Wagner« (13. Februar) haben in der Billa Wanfried am Grab« des Verewigten Kränze niedergelrat: die akademischen Wagner-Bereine in Heidelberg und Wien, der Richard Wagner-Zweigvrrein in Bayreuth und die Stadt Bayreuth. O. L NiHard Wagners „Meistersinger" in Marseille. Wagners „Meistersinger von Nürnberg" werden noch im Laufe dieser Saison im Theater zu Marseille ^zur Aufführung ge langen Marseille ist die zweite französische Stadt, die das Werk herausbringt; die erste französische „Meistersinger"- Aufführung fand in Lyon statt. 0 L Die Witwe de» stowpontsten Gounod bat einen Ent- schluß gefaßt, der der französischen Regierung nicht sehr angenehm sein dürste. Seit mehreren Monaten schon ist da« Charles Gounod-Denkmal im Monceau-Park in Pari» ausgestellt, aber es ist verhüllt, und die Regierung zögert au» unerklülichen Gründen noch immer mit der Enthüllung. Die Witwe de» Kompo nisten ist darob so erbittert und empört, daß sie jrtzt den leitenden Männern mitteilen ließ, sic verzichte vollständig auf eine öffentliche Lnthüllung-feier und «erde sich gegebenen Falle» an ein« solchen nicht beteiligen. „Das ist", so schreibt die Musikzeitung „Le MSnestrel", „eine verdiente Lektion für die Männer, die ewig in der Politik herumpatschen und fick um die Künstler, die den Ruhm des Landes bilden, nicht kümmern. Da es mir dem Ambroise Tuomas-Denkmal ebenso geht wie mit dem Gounod-Denkmal «es wartet sogar noch länger als dieses auf gnädige Enthüllung!), können wir der Witwe des Komponisten Thomas nur den Rat geben, ebenso zu handeln, wie Frau Gounod. Lassen wir die Herren Staatsmänner ruhig bei ihren Geschäften, die mit denen der Kunst nichts zu tun haben. Wir leben eben nicht in Athen, wie Gambetta sich einbildete, sondern mitten im dunkelsten Böotien." L. Pnecini als Liebhaber. Der Komponist Puccini, dessen neue Oper „Madame Bullerfly" in diesen Tagen in Mai land zur ersten Aufführung gelangt, wird sich am 25. d. M vor dem Gericht in Turin wegen schwerer Belci digung zu verantworten lfabcn. Klägerin ist die ehemalige Geliebte PucciniS, ein Fräulein C. M .... Ter Komponist lernte die junge Dame, die damals 19 Jahre alt war, im Jahre 1899 in Verona kennen und folgte ihr später nach Turin. DaS Liebesverhältnis zwischen den beiden dauerte drei Jahre und hörte auf, als Puccini seinen bekannten Automobil-Unfall erlitt. Die Dame vcsitzt mehr als tausend Briefe von der Hand ihres früheren Liebhabers, darunter einiger au« dem Oktober vorigen Jahres, die grobe Beschimpfungen und Ehren - kränkungen enthalten sollen. Frl. C. M.... hat auch die Ab sicht, gegen Puccini, der sich vor einiger Zeit verheiratet hat, einen Schadenersatzprozeß anzustrengen. Kauft. >8. Rupolf Maison 's. Der am Freitag infolge einer Magen operation in München so frühzeitig verstorbene Bildhauer Professor Rudolf Maison entstammt einer französischen Emigranten familie. Im Jahre 1854 in Regensburg geboren, besuchte er das Polytechnikum in München, um sich zum Architekten auszubilden, bald aber sah er sich genötigt, des Broterwerbe halber al- Zeichner und Modelleur für Fabriken tätig zu sein. So wurde er ziemlich al- Autodidakt zum Bildhauer. Aufsehen erregte zunächst sein Talent im Jahre 1885, als er die sehr realistisch ge haltene, polychromierte lebensgroße Gruppe der Kreuzaufrichtung au-stellte. Darauf beteiligte er sich an dem Wettbewerb um einen Monumentalbrunnen für Nürnberg zur Erinne rung an die Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn; sein Entwurf, der die Bändigung eine- Kentauren durch einen athletischen Jüngling darstellt, gelangte für die genannte Stadt nicht »ur Ausführung, wohl ober für Förth Die Enthüllung fand im Jahre 1890 statt. Dieser großartig angelegten Schöpfung folgten einzelne getönte Statuen und Statuetten, lloev» Kopten
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