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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040215022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-15
- Monat1904-02
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BezugS-PretS t» der Lau-texpedttton oder deren Ausgabe stellen avgrholt: vierteljährlich ^l S—bei »nntmsltger täglicher Zustrlluna in« Hau» ./I S.75. Durch di« Post bezogen sur Deutsch- land u. Oesterreich vierteliährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. NetzakNa« und ErprStttu«: Johaiwisgastr 8. Fernsprecher 158 u. SS2. Fil««ler»edtti»t,en: Alfred Hahn.Puchbandlg.,Univrrsttätsstr.8 (Frtnspr. Nr. 4046), L. Lösche. Kotharinrn- srrahr 14 (Fernsprecher Nr. LV35> u. Könige platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). HO«pt--Ut«le Drespe«: Martrnstraßk 34 (Fernsprecher Lmt I Nr. 1713). Puupt-Fitiule Berli«: TarkDuncker, H«rzgl.Bayr.Hofbuch»«mdla„ Lützowstratze iO^FernsprechetAmtVl Nr.4603.) Abend-Ausgabe. KiWM.TagMlÄ Anzeiger. Amtsblatt des ÄöniaNche« Land- und des HSniglichen Amtsgerichtes Leipzig, ' de» Aales und de» Volizeiamte» -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Nrllamen unter dem RedaMon-prich («gespalten) 75 -ck, »ach den Famittrimach- richtru (vgespalteu) 50 /ch. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sur Nachweisungen und Ofsertenannahme L5 Ertra-Veikage« (gefalzt), nur mit der Margen-Ausgabe, ohne Postbefvrderung 60.—, m t t PostbefSrderung ^l 70.—. ««aa-meschluß fiir «u,-t,e»r Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen stad stet« an die Expedition zu richten. Dir Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck «ad Verlag von G. Pslz in Leipzig tJnh. Dr. V., R. L W. AttukhardtX Sir. 83. Var Wichtigste vom tag». * Al« Nachfolger des kommandierenden Generals vo« Trtitschke (XlX. NrMeekvrpS) ist der Kommandeur der 40. Division Graf Vitzthum von Eckstcidt i« Aus sicht genommen. * Dtr Bundesrat hat eine Hinausschiebung des Ter min-. vpn dem ab die Verpflichtung zur Absolvierung eines praktischen Jahre- für die Mediziner eingetrrten ist, abgtle Hut. * Der russische Jüstizmiaister Murawiew begibt sich int direkten Auftrage deS Zaren nach dent Haag, um an den Sitzungen deS internationalen Schiedsgericht« teil zu nehmen. * Die Japaner haben, wie jetzt bekannt wird, bei Tschemntpü 19000 Mann gelandet. Der russisch-japanische Arisg. Rach -en Meldungen, welche -er Londoner japa nische« Botschaft über bte ve»e-u«ste« der feiu-Nchen Geschwader in de« vflasiatischen GewästerN zügegaNgeit^flNS, dürste die augenblickliche Lage folgende sein: Das russische Nordgeschwaher sucht auf großen Umwegen die süd chinesische« Gewässer zü erreiche«, um dort die aus dem Mittelmeer ankommenden russischen Kriegs- und TranS- portschtfle zu erwarten. Würbe die- gelingen, so würde Rußland et« ziemlich leistungsfähiges Geschwader zu- sammenbringe«, welches öaS südliche Japan mit Erfolg beunruhigen konnte. Vermutlich würde es dann in der Weile operieren, daß es auch die Ankunft eines neuen großen Geschwaders, bestehend aus Schiffe», der Ostsee flotte und auch der Schwarzen Meer-Flotte, abwarten kann. Hierfür liegen verschiedene Anzeichen vor. Aus Konstantinopel wird berichtet, daß der russische Bot schafter von neuem Schritte unternommen Hat, um von dem Sultan die Erlaubnis zur Durchlüftung russischer Kriegsschiffe durch die Meerengen zu erlangen. Der Botschafter hckbe als Entgelt in Aussicht gestellt, Rußland werd« nötigenfalls zwei Divisionen Nach Bulgarien ent senden, um das Fürstentum zur Aufrechterhaltung des Friedens zu zwingen. Die russischen Truppen würden eint« starken Grenzkorbon bilden, um jeden näheren Usbertkitt bulgarischer Freikorps nach Makedonien un möglich zü machen. In ähnlicher Weise sollte Oesterreich das Wächteramt Serbien gegenüber übernehmen. — Wenn nun außerdem der größere Teil der russischen SeestrcitkrSfte aus dem Baltischen Meere nach Ostasien geschickt werden soll, so würde also Rußland den Plan verfolgen, den Japanern seine gesamte aktions fähige Kriegsflotte entgegenzustellen. Ehe diese jedoch vereinigt auf dem Kriegsschauplätze erscheinen könnte, würden mindestens drei Monate verstreichen, während welcher Zeit sich die russischen Schiffe in der Defensive halten müßten. Außerdem müßten sich die selben im südlichen China, oder besser gesagt, an der französische« Donktn-Klist« eine neue Operationsbasis schaffen. Indessen darf man mit Sicherheit annehmen, daß Japan alles llüfbiete« wird, um einer solchen Ent wickelung zuvorzukommen. Allek Wahrscheinlichkeit nach Montag den ld. Februar 1904. 88. JühMNg. EIN 1 INI» Ms - —" 1 'N» .. , _«SS— ist schon jetzt ein Teil der japanischen Schlachtflotte unterwegs, Um die russische Kreuzerslotte abzufangen, vezw. dieselbe zu einem Kampfe zu nötigen. Ebenso sind Schiffe üütevwegs, um allen von Süden kommenden Schiffen den Weg zü verlegen. Bor Port Atthur dürfte also nur ein kleines Beobachtungsgeschwader zurück- gelassen sein. Damit scheint auch die folgende amt liche Meldung aus Port Arthur Ubereinzustimment * Petersburg, 14. FcbrUar. In PortArthut ist alles ruhig. Bon dem feindlichen Geschwader liege« keine Nach richten vor. Aus DatungaN zurückgekeksrte Kundschafter be stätigten nicht die Nachricht über daS Erscheine« vo« 8 japa- «ischen Panzerschiffen. Aus Inkan treffen fortgesetzt Mel dungen ein, daß bei Nacht aus hoher See und unweit deS Nordbahnhofer Lichter gesichtet seien, auS denen die Anwesen heit feindlicher Kundschafter geschloffen wird. Eine Bestätigung der englischen Meldung, daß drei Schiffe deS Wladiwostoker Geschwader- von den Japanern hum Sinken gebracht worden seien, lag auch biS heute Mittag nicht Vor. Oberst Match»«- über den Krieg. Der vielgerühmte Held von Faschoda, der auch an der Expedition nach China teikgenommen hat, hat sich einem Mitarbeiter des „Matin" gegenüber folgendermaßen über das japanische Heer ausgesprochen: Der japanische Sölbat ist -er erste Soldat der Welt. Sein KäMpfeSUttgestüM, seine Aufopferung, seine Ausdauer und seine Nüchternheit sind ganz außergewöhnlich. Die japanische Armee ist also als Truppe ausgezeichnet. Ihre schwache Seite ist die Führung. Die Führet haben keinen Begriff von Unter nehmungen größerer Ausdehnung, über die Führung eines Regiments hinaus halte ich sie für sehr unerfahren. Die Kavallerie ist auch sehr schwach, es gibt kaum eine. Die russische Armee ist allerersten Rattges. Die Soldaten sind tupfet und hartnäckig. Die sibirischen Regimenter sind Mit bet größte« Sorgfalt ausgebildet. In jedem hat man uns den beste« Schlitzen eine Elite-Kompagnie gebildet. Diese Kompagnien sind beritten. Vereint mit den Sotnien der Kosaken, deren Kühnheit und Reitereigen- schnste« legendarisch sind, werden sie der russischen Armee eine Schnelligkeit und eine Sicherheit der Bewegungen verleihen, denen die Gegner Nichts Gleichwertiges öNk- gegenzusehen haben wetoett. Die Japaner Haven de« Vorteil, daß die Operationsbase« nahe beieinander liege«. Was die Russen aügeht, so stellt die Eisenbahn keinr v,ns. reichende Basis dar. Das rollende Material ist im Ver- hältnis zu der ungeheuren Strecke zu geringfügige Des halb habe ich einmal gesagt, daß die Japaner, wenn sie die Feindseligkeiten 1»oh begonnen hätten, Sieger ge blieben wären. Im Jahre 1005 wate anderseits der Sieg den Russe« sicher gewesen. Für das Jahr 1804 rann ich kein Urteil ab^cbcn. Man hat gesagt, daß die Japaner toll gewesen seien, einen Krieg gegen Rußland anzü- fangen. In Wirklichkeit besteht ihre Torheit, wenn von einer solchen überhaupt die Rede sein kann, darin, daß sie nicht früher marschiert sind. Ich glaube, daß der Krieg sehr lange dauern wird. Wenn die Japaner klug find, verlassen sie nicht Korea, dessen sehr gebirgiges, wegeloses Gelände eine natürliche Festung bildet, zu her ihre Gegner nur sehr schwer einen Zugang finden werben. Aber ihre erste« Erfolge habe« sie sicher berauscht und ihre Armee wirb von beute ab ohne Zweifel eine« Einfall in bte Mandschurei versuchen. Wenn sie, wie man vermutet hat, versuchen sollten, nach Eharbin zü marschieren, so würde das ihren Untergang bedeute«, denn sie würden dann große strategische Operationen mksführen müssen und die Russe« würden ihre ganze Uebetlegenheit wiedersinden, Ich brauche nicht zu sagen, daß das keiner mehr wünscht, als ich, Japanische Landung in Kare». Der GeneralquartierMeister deS Feldsiabe- des Gtattbalters Alexejew, Generalmajor Pflüg, meldet aüs Port Arthur vom 14. Febrüart Privatnachrichte« zUkolae landete« die Japaner Nach dem Kampfe bei Tschemulpö 1S0VV Man«. — Zwischen TscktMulp» und Tschifü ist von den Japanern ein drahtloser Telegraphendienst Mit Schiffen alt Zwischenstatidne« tiügekichtel worden. Weitere Meld«nge«. " Petktssttrg, 14. Februar. Au« Port «Er wird amtlich depeschiert: Die Mobilisierung schreitet erfolgreich fort. Det Jngenieurchef deS Ktväirtungg^kietes, BazilttvSki, Meldet, die Batterien der Festung Port Arthur hätten bet -er Beschießung keinerlei Beschädigung erlitten. * Parts, 14. Februar. Da- „Journal Officiel" veröffentlicht tn det morgige« NuMMet die Ntu t t« lttä t - «t kl St u N g Frankreichs. politische Tagesschau. * Leipzig, 15. Februar. Hum Kapitel „Lttteni»erfüll". Anläßlich det jüngsten beklagenswerten Vor kommnisse in der deutschen Armee bringt da-sächsische „Vaterland" eine« auch von den sächsischen Regierungsblätter« übernommenen, ^Zum Kapitel Sittenverfall" über schriebenen Artikel, in welchem u. m ausgefithrt wird, eS sei geradezu zum Sport geworden, das Heer als eine Stätte deS Luxus und Wohllebens, det Sittenlosigkeit und Roheit hin zustellen, die Freude und den Stolz am Heere der Nation zu ver kümmern. Man verallgemeinereeinzelneErscheinun- g en und dehne sie auf den ganzen ehrenfesten Stand aus. Eine gewiße Presse bemächtige sich mit Vorliebe der Skandale i« den besseren Stände«, während sie die gleichen Dinge in den niederen Schichten übergehe. Jeder Vorurteilsfreie müsse einräumrn, daß ihm von veM Moralische« Uüteraqug jünger Leut« und leider duck älterer — ausvem Cwilverufe, einschließlich der Arbeiterklasse, mehr Fälle bekannt geworden felen, als solche aus der Armee. Dann beißt es m Bezug auf die sicheren Ursachen solcher Erscheinungen: Bor allen Dingen ist eS die „moderne" Erziehung, dir un» ihre Früchte, namentlich tu den vielen Ehrirrungen der Gegen wart, beschert. Es ist dir Art det Jugenderziehung, welche im Prozeß Dipp old eine grelle Beleuchtung rrfubt. Die Ettern lebe« teil« freiwillig, trttS gezwungen der Gesellschaft. Man unterhält sich auf dem Feste beute, vom Fest« gestern und fragt nach dem Feste morgen. Das bildet den HaUptunter- haltUNgsstoff nicht nut bet modernen Jugend, sondern auch det gereiste« Mäniitr und Fraite«. Kommt Man da«« bei grauendem Morgen nach Hause, so sucht ma« tM bi« Mittag Währende« SchlumNiet Kräfte zu sammel« ju neuen Kraft- ansttengungen. Die Kinder sind während dieser Zett de« Dienst boten oder zweifelhafte« Erziehern oder Erzieherinnen überlasten. Dir Folge ist dir Verrohung der Ttttrnbegriffe der Kinder, die allmähliche Abstumpfung des Sinne- für Autorität, eine Generation frühreifer Kinder, welche der Bequemlichkeit der Eltern halber möglichst bald einer Erziehungsanstalt, einer „Presse" übergeben werden. Sie erhalten hier einen äußerlichen Schliff, der zunächst über die Gemütsmängel hinwegtäuscht. Wenige Jahre und diese frühreifen Kinder bilden die „überreife" moderne Jugend. Dann werfen sich die jungen Damen mit Vorlieb« auf franzö sische Romane, oder sie besuchen Ehescheidungsdramen und ziehen au- diesem Milieu daS Material, welche- die eine oder die andere in schriftstellerischen Leistungen niederlegt, von denen man sich kopfschüttelnd fragt, woher und warum rin solche» Vertiefen in den gemeinsten Schlamm des menschlichen Lebens? In den er probten Grundsätzen der alten Sittenlehre erzogene Mädchen wrrden aber als „rückständige Moralistinnen" verspottet, oder alS „dumme Gänse" gescholten, mit denen nicht- anzufangr» sei." Und unsere „männliche Jugend"? Wo ist dir alte vornehme Zurückhaltung geblieben, die Ritterlichkeit und Aufmerksam kett gegen das weibliche Geschlecht, die der deutschen Jugend früher nachgerühmt wurde? Auf Bällen wird kaum mehr getanzt, sondern geflirtet: die erste Etappe zum „Sich ausleben", ein Ausdruck, Wit dem man jetzt die sittliche« Entgleisungen deckt. Dann die „moderne jung- Fraui" Sie sucht etwa- i» auf dringlichem Benehmen, in freien Sitten, kopiert dir Amerikanerin und Engländerin, sie nennt daS chic und fair, das Gefühl für deutsche Frauenart und Sitte ist iHv dabet abhanden ge kommen. Kann es da Wunder nehmen, wen« bet den „Modernen Männern" die Achtung vor Ver Weiblich keit sinkt, die Ritterlichkeit keinen Kurs Mehr hat, und der ManN iw Weibe «Ur da- „Obs et ä'amour" sieht? Unter stützt wird diese Art deS BerkehrS durch die laxe Beurteilung, welche die Verfehlungen gegen das Vertrauen de» Freundes, gegen die häusliche Ehte erfahren. . . In der Verwirrung der einfachsten und natürlichsten Begriffe von Recht, Ehre, Pflicht und Vertrauen erkennen wir die Ursache« derstttlichenBerlodderung, nicht in der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stande; sie finden sich tn allen Kreisen und Schichten. Der Artikel deS „Vaterland" erhofft Besser»«« nur von einem innerlich vertieften Familienleben, einer stärkeren Betonung der sittlichen Erziehung im Eltern hause, in der Rückkehr zur Gottesfurcht Kaffer Wilhelms, BiSckarckv, Moitkc«, Roon« usu>., für oie sie die Kraftquelle großer Täte« gewesen. — Die hier wirdergegebenen au« rein konservativem Gerste gezeugten Ansichten schauen schars und richtig, so weit eS sich um die tatsächlich bestehenden Verhältnisse handelt: sie sehen aber doch den Dingen nicht auf den Grund und auch ihre Mittel zur Abhülfe sind entweder Hausmittelchen oder sie können trotz aller Vorzüglichkeit nicht wirken, weil sie nicht angewandt werden. Auch ist uns eine sehr wichtige Zeiterschrinung nicht gebührend berücksichtigt, die übergroße EinschätzungderAeußerlich leite n, wie wir sie täglich und stündlich beobachten können. Bei vielenLeuten hat jekkrMann ohne Handschuhe den Charakter als Gentleman verloren, und das Tragen eines Pakets ist ein Verbrechen. Es sollte deSbalb nicht der Versuch gemacht werden, die Kultur zurück zuschrauben, sondern sie zu vertiefen, zu vtrinnerlrchen, Mit dem Moralpredigt« allein ist es nicht geta«. Der russische Juftijwtnistrr Murawiew ist in Berlin eingettoffen, er begibt sich von dort «ach dem Häag, UM ctn den unter denk Präsidium des in ter- Feuilleton. - vi Ltn angenehmes Erbe. Roman vvn Vtktbr vö« Rei» ner. ,Nachdruck «rberen.i Ihr« Augenbraue« zogen sich Sei der Nasenwurzel dicht zusammen, ein Zeichen, daß ihr dieser Ton doch nicht so ganz gefiel. Er bemerkte cs, wußte aber nicht, wie cs im Moment gützumachen, und fragte, um btt Pause nicht pciultOr werden zu laftctt: „Wie lange Haven Sie, gnädigste Komtesse, von Stepenavze ViS hierher zu rettett?" Obwohl ihr jede übertriebene Etikette i« den Dos zuwider war, tat eS ihr doch wvht, sich diesmal „gnädigste Komtesse" aNgeredct zu hören, da eS ihr als Beweis galt, daß ek eingejehcn habe, etwas zu wett gegangen zu sein. Sie machte auch gleich wieder ein fteunsuches Gesicht und erwiderte: „Eine güte Stunde." „Ist dies Ihr täglicher Mvrgenritt?" - fragte er weiter. Nun war es an ihr, verlegen zu werden. „Ja —bas heißt nein" ^verbesserte sie sich, Und dann sich stramm und trotzig in Sie Höhe richtend, sagte sie burschikv-t „Ach was, ich sehe nicht ein, warum ich mit der Wahrheit hinter dem Berge halten sollte. Ich bi« hierher gekommen, well ich eine unbestimmte Ahnung Hütte, Sie hier zu treffen." Wie glühende Lava strömte es durch Erichs Adern. „Komtesse, Sie spielen mit mir" — stammelte er. „Si monen mich für meine Unart strafen." Um ihre Mundwinkel zückte e» verräterisch, aber mit btt unlchulStgsten Miene UNS al» ob sie ihn absolut nicht verstände und sich gsr nicht bewußt stt, daß ihre Wort« eine andere Auslegung zulteßen, fragte stet „Was haben Sie denn nur? Es war doch ganz logisch gedacht, daß Sie die Orte, welche Sie bereit- kannien. znttst aussuchen würden, und von wem sonst Haiti» ich die schnellste Auskunft bekommen sollen, wie de« Hörigen, speziell Ihrer lieben Frau Manta Und Ihrer lieben Schwester die strapaziös, Reise bekomm,« Ist? wenn man i« solch Menschenleer»»« Wildnis le-t mi, wir, ist es doch nur zu erklärlich, daß man fick auf eine neu«, angenehme NachSatschaf» freut. Meine lwseu Eltern werden di« Ihren gewiß mit ftreusen ln Sie solche« ab- i den ein alS Die drohte ihm leise mit der Reitgerte. „Artig sein!" „Immer" — versprach er. „So ist's recht" — belobte sie ihn — „Sie dürfe» mich dafür auch nach MariaNce begleiten — vorausgesetzt, daß Die nichts besseres zu tUN haben." ,-Jn Ihrer Gesellschaft weilen zü dürfen. . „Halt,,halt" — tief sie — „Nur keine sol. gedroschenen, faden Komplimente, die sind Mir in Tod zuwider. Ein Mann, wissen Sie, ich meine wirklicher Mann, nicht nur der, der zufälligerweise Männchen zur Welt kam, müßte von selbst auf dergleichen Gemeinplätze verzichte«." Et sah st« verblüfft an. Diese Offenheit war ihm neu, üttb wett« Nicht tyte vötnshMe Sicherheit gewesen wäre, die jeden derartigen Gedanken schon IM Entstehen oer» scheuchte, so hätte er wirklich glaube« kvrttten, düß sie ihm Avüneen Machen wolle. „Und nicht wahr, Komtesse" — fragt« er unsicher — „Die halten Mich doch für eine« wirklichen Mann ober doch wenigstens für eine«, der eS werden könnte?" Woraus schließen Sie daS?" ,Mil Die Mir so aufrichtig Ihre Meinung sagten." Die say ihn fest an untz erwiderter „Ja, Herr von HbchstfelS, ich halte Sie dafür, und wissen Sic auch, warum?" „Wollen Sie es mir verraten?" ,^öarum nicht? Es hat mir damals — erinnern Sie sich noch, vor zwei Jahre«? — imponiert, daß Sic trotz der Feindschaft mit Ihrem Oiikel meinem Papa das Ver sprechen gaben, sich bei Ihrer Wiederkunft bet uns sehen zu lasten. DaS zeugte von einem Charakter, der selbst zu untersuchen gesonnen war, auf welcher Sette das Unrecht liegt!" Erich wußte nicht gleich, was er erwidern sollte, doch enthob sie ihn einer Antwort, indem sie in immer steigender Erregung fortfuhr: „Ich weiß nicht» ob Sie den Grund zu diesem jahre langen Zwiespalt kenne« — ich kenne ihn jedenfalls nicht, denn bas liegt wett zurück. Aber eines weiß ich, daß mein Vater einer ungerechten Parteinahme un fähig ist, und wenn Str erst unser« lieben Vater Adame — wie der Pfarrer von alt und jung genannt wird — von Angesicht zu Anakflcht gesehen und erkannt hüben werden, welch goldenes Herz in btt vrust diel«» Mannes schlägt, dann werb«« auch «ie sage«, daß dir Schuld nicht än IHM liegen kann!" Erich verscheuchte mit Stt Reitgerte einige lMa» 7° Hätz «1» sich Mtt ft tRittl, ich rv-chtt fast siWE, sv leidenschaftlich annehm««, spricht jedensalls für die Lauterkeit seines Charakters. — „Nein, nein, Komtesse" — wehrte er, als sie ihm inS Wort fallen wollte — „daS soll keine Schmeichelei sein, ick fühle vielmehr ganz deut lich, daß Sie Ihre innerste ueverzcugung so zu sprechen zwang, und daß Sie es nicht getan Hütten, wenn sich je in Ihnen ein Zweifel geregt hätte." Littet Gott, ich hätte es nicht getan!" — beteuerte sic Und reichte ihm die Hand hinüber. Mit Entzücken fühlte er deren energischen Druck, es war sozusagen die Ergänzung des gesprochenen Wortes, und es sprach aus ihm die kraftstrotzende Sicherheit der siegesgewifle« Wahrheit. Wen« ek link seinem Hetzen hätte folge« dürfen, bann würde ihm vielleicht det Instinkt dieses keuschen NatüLktndeß genügt hüben, altem, verjährtem Unrecht Nicht weitet nachzuforsche« Und darüber de« Schleier -es vergessens zu breite«. Hier lüg aber die Sache anders, UNS deshalb sagte er Mit niedergeschlagener Stimmer „Ich wollte, die Entscheidung läge bei mir — aber Nicht ich, sondern mein Vater ist der SHSf der Kamilt«, und wenn Nicht er Sie volle Uebrrzeugung von der Schuldlosigkeit des Pfarrers gewinnt, dann wir» wohl schwerlich j« ein« Versöhnung stattfinben." „Aber da- ist ja eine Halsstarrigkeit sondergleichen" — kies Üjubtza empört und ließ bte Gerte burch bte Lust sausen, so daß der Schimmel erschreckt einen Eritensprung tat. St« aber hatte das Tier in sicherer Gewalt, blieb im festen Sitz und beruhigte es streichelnd — „na, n», Alt, e» hat ja nicht dir gegolten." Erichs Auge leuchtete bewundernd auf, als er sie bet dem doch ganz unvermuteten SeitenspruNg wie fest, gegossen im Sattel sitzen sah, aber die eigentümlichen Wvrte, di« sie zu dem noch immer zitternden Tiere sprach, ernüchterten thn schnell, und vorwurfsvoll sagte et: „Halsstarrigkeit im Guten ist Größe! — Nut derjenige, der sich mit Absicht der Wahrheit verschließt, verdient diesen Bonvurf im bösen Sinne. Nock kann dies nie mand von meinem Vater behaupten. Vis heute kennt er nut die Warnung vor dem Pfarrer, und da er keine Ursache hat, an dem Worte seines VetterS zu «Weiseln, und auch die Famtlientradition hochhält, die «inen für den ander«» einstehen beitzt, so ist eS dock nur selbstver ständlich, daß er ihm . . . doch nein, Komtesse" — unter, brach er sich — „ist e» Nicht eine SünS«, «NS unser erstes Zusammensein durch ein solch peinliches Dhema »u vergälle«?" „Ich ktttwie, ich lllkchttz" — cntgegnete sie »-drückt — „daß diese» Lhem» i« uns»«« tzamilte« nach zu rangen nnd wahrscheinlich se-r öttmicken rrvtittNttaen führen Mrd. »er »i« es itt- stt, Httt tzvt» tzWifttd, tVottfetzuntz fdlgt.) sprechen Sie Mir eines" — bat sie — „prüfe« Sie in Ruhe und ohne Leidenschaft, und wenn mein« Ueber- zeugung auch bte Ihre ist» dann lassen Sie uns Hand in Hand an der endgültige« Aussöhnung unserer Väter arbeiten, den« ihre Charaktere scheinen sich zu gleichen, und meine Furcht, daß es zu zeitweiligen Störungen beS nachbarlichen Einverständnistes kommen könnte, ist deshalb wohl nicht ganz unbegründet." Er gab ihr die Hand, und ganz unbeabsichtigt ent- schlüpfte es ihm: „Sie sind ein kluges, tüchtige» Mädchen." Ta blitzte es in ihren Augen auf und seine Hand in der ihren festhaltend, sagte sie: „Sehen Sie, damit haben Sie mir eine wirkliche Freude gemacht. Ich danke Ihnen dafür. Und nun lasten Sie uns Abschied nehmen, die Ihrigen werden Sie schon erwarten. Grüßen Sie Ihre kleine Schwester, auf die ich mich sehr freue und . . ." ,Hch dachte. Sie nach Mariance begleiten zu dür fen .. „Nein, nein, damit ist eS nichts mehr" — entgegnete sie, und als sie sein erstauntes Gesicht sah, beugte sie sich lachend zu ihm hinüber Und gestand» „Ich Hütte so eine kleine Ueberraschungskvmöbte vor und wollte Sie, ohne baß Sic es ahnten, -U unserem alten Vater Adame führen. Nun wir UnS aber so ehrlich ausgesprochen haben, sehe ich ein, daß dies eine Torheit wäre, die Ihren Herrn Papa nur Noch mißtrauischer machen könnte. Wir wollen also dem Zufall freien Laus lasten und nur ein ganz klein wenig die Fäden dabet lenken", — und dazu lachte sie so schelmisch, daß er gar nicht anders konnte, als allem beizupflichten. Dann machte sie ihm mit der Gerte di« Ehren bezeigung, schnalzte mit der Zunge und sauste im Galopp davon. Er sah ihr so lange nach, bis sie an der Stelle, wo der Weg tn stumpfem Winkel abbog und der junge Eichwattz sich in den «ehkreis schob, seinen Blicken ent schwand. Dort zügelte sie ihr Pferd und ritt nun tm Schritt weiter. Es war ihr so eigentümlich, so ganz selt sam zu Mute, so, als ob ihr eine unerklärliche Bangig keit die Brust zusammcnschnürtr und den Atem beengte, und doch empfand sie -avci nickt Angst, sondern ein wonnig ermattendes Gefühl, ein Sehnen nach irgend etwa- Be freiendem, das sich in erklärendem Glück für alle auf- lösen solttc. Ach ja, glücklich wollte sie alle sehen, die jüNze Welt hätte sie in ihre Arme schttetzen mögen, und ögür Sen Brlldetn sollit großmütig verziehen sein, die hr heute morgen aus Ueverwnt das Zimmer »uarritgelt hatten, so daß sie gezwungen war, »um y»listw hinaus- ,«springt».
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