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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-17
- Monat1904-02
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1100 Nicht der dreitägigen Kündigung, da» bei der Gewährung de» Provisorium» vorgesehen war, Gebrauch gemacht und behandeln vom 14. Februar ab die Mitglieder der Allgemeinen Ort-kranken- lasse nur »och al» Privatpatienten nach de» in der Gebühren ordnung vorgesehenen Mindestsätzen bet Barzahlnng. Eine Sonntag mittag abgehaltene Versammlung von Arbeitgebern und Mitgliedern der Ort-kranken- lasse erklärte sich mit dem Verhalten de- Vorstände- ein verstanden. Dieser hat etwa 4V Aerzte von den 120 streikenden KerauSgesucht und empfiehlt den Mitgliedern, nur diese zu konsultieren. Daraulbin jießen die Aerzte erklären, wenn die Kasse diese Repressivmaßregel nicht bi« Dienstag rückgängig mache, werde man die Kampftaxe (d. i. die dreifach erhöhte Gebübreinaxe) proklamieren. * München, 16. Februar. Die Liberalen haben jetzt ihre An träge zum bayerischen Landtagswahlaesetz gestellt. Sie ver langen, die Wahl im ersten Wahlgang soll durch die absolute Mehrheit entschieden werden. Stellt sich bei einer Wahl eine absolute Mehrheit nicht heraus, so ist eine weitere Wahlhandlung vorzuuehmen, bei der nur unter den zwei Kandidaten zu wählen ist, die dir meisten Stimmen erhielten. Ferner wird eine andere Dahlkreiseinteilung in etwa dreitztg Wahlkreisen verlangt, und zwar raeist die Bildung von Zweimänner-Wahltreisen. Der Aufstand in Lüdwestafrika. * Jur L«ge. Bei seiner Landung am 13. Februar in Swakopmund hat Gouverneur Leutwein die Lage etwa folgendermaßen vorgefunden: Durch da» Eiugreifeu der schnell au- dem Süden nach Windhoek geeilten 2. Kompagnie der Schutztruppe unter Haupt mann Franke war gegen Ende de» Monats Januar aus der seither gebotenen Defensive di» Offensive ergriffen worden. AlS eine ihrer ersten Erscheinungen wurde die Aufhebung der Zernierung von Otjimbingw« bekannt. Am 3. Februar gelaugte die Nachricht uach Berlin, daß es dem Hauptmann Frauke gelungen war, nicht nur Windhoek, sondern auch Okahandja, dir» am 27. Januar, zu entsetzen. Schnell eilte er »ach Omaruru, und auch diese schwer bedrängte Station »ar gesichert. Die Herero waren aber hier noch nicht abgezogen, so daß e» geboten erschien, da» mittlerweile nach Windhoek dirigierte, am 3. Februar gelandete Ablösungskommando der Schutztruppe »»ter Oberleutnant Winkler (L Offiziere, 230 Mann) nach Karibik znrLckznberufen und gegen Omaruru verwendungsberrit zu stellen. Der Abzug der Herero von Omaruru und das Eintreffen der Marineinfanterie unter Major v. Glasenapp am 9. Februar gestattete die Wiederdirigiernng de» Oberleutnants Winkler mit seiner Abteilung uach Windhoek, behufs Aufnahme der Operationen gegen da» seit dem 16. Januar zernierte Gobabi». Im Augenblick der Landung de» Gouverneurs Leutwein erscheint mithin da» Gelände südlich der Bahnlinie Swakopmund—Windhoek al» vollkommen frei vom Feinde, die Bahnlinie selbst ist im festen Wiederbesitz, und weiter »ach Norden ist Omaruru gesichert. Von hier, bezw. von Karibik au» ist bereit» die unermüdliche Kompagnie Franke der Schutztruppe im Anmarsch gegen Waterberg, wo die Hauptkräfte der Herero stehe» sollen, und Major v. Estorfs eilt mU einer Kompagnie der am 9. Februar gelandeten Marineinfanterie und 2 Geschützen gleichfall» »ach Norde», um der bei Outjo isolierten 4. Kompagnie der Schutztruppe» unter Hauptmau» Klieioth die Hand zu reichen. Da» Detachement v. Estorfs ist mitbin mit dem des Hauptmanns Franke al» kooperierend im Norden zu betrachten. Die Hauptkräfte unserer au» Schutztruppe und Marineinfanterie im Innern von Deutfch-Sübwestafrika bestehenden und operierenden Truppen stehen in dieiem Augenblick bei Windhoek und Okahandja. Gegen Norden, in Richtung aus Waterberg und Outjo scheinen genügende Kräfte ent wickelt zu sein, ebenso wie gegen Osten tu Richtung GobabiS. Sollte die Entwickelung weiterer Kräfte gegen Norden erwünscht sein, so stehen die in Okahandja unter Major v. Glasenapp Dislozierten zur so- sortigen Verfügung. . Privatim wird unterm 15. d. M. gemeldet: In Okahandja sind vier Maschinenkanonen von der Abteilung des OberleutnanS Man-Holt mit Ochsen bespannt worden. Der Fuhrpark ist fertig gestellt. * Bam amtlichen Nachrichtendienst. Recht unvollständig zeigt sich die Organisation de- amtlichen Nachrichtendienstes — viele wichtige Einzelheiten werden privatim gemeldet, während der amtliche Nachrichtenapparat versagt. So meldet der Berichterstatter de- „B.Lok.-An;.", daß „wir" am 13..d.M. morgen- in Okakandja angekommen sind; unter diesem „wir" ist, wie die „Nordd. Alla. Ztg." satirisch, aber doch durch die Quellenangabe die Mängel de- amtlichen Nachrichten dienste« wider Willen zeigend, bemerkt, wohl der von Major v. Glasenapp gesührte Teil de- MarineexpeditionskorpS zu verstehen, der am 10. d. von Swakopmunv abgefahren ist und am ll. morgens in Karibik eintras. Es war die- die Kompagnie Fischet, während die Kompagnien Schering und Lieber erst am 12. in Karibik anlangten. — Weiter wird privatim gemeldet: Der Oberkapitän der Herero, Samuel Maharero, soll von den Unterkapitänen Assa Riarura und Ouandja zum Ab fall gezwungen worden sein. Beim Beginn der Feindseligkeiten hat er folgende Proklamation, betitelt „Aufruf an mein Volk", erlassen: „Ich, der Großkapitäu Samuel, schwöre und befehle, daß keinem Bastard, Hottentotten, Bergdamara, Eng länder, Boer und Missionar ein Leid geschehen soll. Samuel Maharero." Solche Aufrufe führten die räuberischen Banden mit und sie wurden vielfach bei ihnen vorgefunden. Der DistriktSchef Zürn in Okahandja soll mehrere Ori ginale des Aufrufs besitzen. Hat er der Regierung davon nichts mikgeteilt? Oder hält diese eS nicht für der Mühe wert, durch eine Weitergabe das deutsche Publikum davon in Kenntnis zu setzen? In der Presse wird bereits gefragt, ob vielleicht solche interessanten Einzelheiten aufbewahrt bleiben, um später einem literarischen Erzeugnis den Buchhändler erfolg zu sichern ? Hoffentlich erkält bei nächster Gelegenheit im Reichstage die Regierung Gelegenheit, sich über die Art, wie sie Nachrichten von dem Kriegsschauplatz bekommt und weitergibt, zu äußern. Uetzer das Schicksal einiger Frauen wird noch berichtet: Einzelnen schwerverwundeten Frauen gelang eS, sich zu retten, so der Frau Göbel und Frau Lange. Bor den Augen dieser wurde das jüngste Kind eines Herero, der Thrift ist und dessen freundliche Gesinnung für Deutschland bekannt war, zwischen Tür und Pfosten zerquetscht, der Vater selbst ermordet und ver schiedene Frauen mit der Keule niedergeschlagen. Das sehr starke Haar milderte bei diesen die Keulenschläge; die schwer Verwundeten gelangten schließlich nach langem Herumirren in die festen Sta tionen. Nachdem Frau Göbel nochmals gefangen und auf den 1500 Meter von Okahandja entfernten Kaiser Wilbelms-Berg vor Assa geschleppt und von diesem auf Fürbitte der Grobfrauen frei gegeben war, sand sie mit beiden lebenden Kindern Schutz im Kastell Okahandja. Auch Frau Alisch, einer Schwägerin des Schulrats Stier in Berlin, gelang es, reitend Windhoek zu erreichen; ibr Gatte war verschwunden. Es ist möglich, daß er nur verwundet ist und sich verborgen hält; Patrouillen suchen ihn. * Weitere Opfer. Wie der „B. L." aus Okahandja meldet, hatte die Kompagnie Fischet am 14. Februar zwischen Seeis und Windhoek auf dem Wege nach GobabiS ein Vorposten-Geplänkel, wobei die Geesoldaten Mahnke, Luttermüller und Schneider fielen; der Seesoldat Henze wurde schwer, der Gefreite Arndt leicht verwundet. Ausland. Frankreich. * Die Armee und der Kulturkampf. Wie bereit- ge meldet wurde, weigerten sich dieser Tage mehrere Olfiziere der Garnison von Bannes, zwei Hauptleute und fünf Leutnants des 116. Linien-RegimentS, sowie kurz darauf zwei Osfiziere des 35. Artillerie-Regiments, in Gemäßheit eines ihnen erteilten Befehl-, sich mit einer Truppenabteilung nach Ploermel zu begeben, um der Gendarmerie gegen die dortigen Mönche, die sich der Schließung ihre« Klosters widerletzten, deizustehen. Der Kriegsminister wurde von der demokratischen Presse in gebieterischem Tone ausgefordert, die pflichtvergessenen Offiziere streng zu bestrafen, und nun herrscht tiefe Entrüstung darüber, daß General Andrö den Offizieren, wenn auch nicht in der Sache, so doch in der Form recht gibt. Dieselben erklären nämlich, sie hätten nicht gehorcht, weil der Requisitionsbesehl nicht, wie vorgeschrieben, öffentlich bekannt gegeben wurde, was von dem Kriegsminister als der Wahrheit entsprechend und als genügender Grund ihrer Weigerung anerkannt wird. Orient. * Balkanwtrren. Konstantinopel, 16. Februar. (Tel.) Konfulardepeschen aus Ueskueb und Prizrend melden, im Gebiete von Diakowa fanden zwischen oppositionellen Albanesen und türkischen Truppen Kämpfe statt, über die Einzelheiten noch fehlen. Die Bewegung beginnt, sich auf dem Gebiete der Djuma südlich von Priz. rend auszudehnen. Infolge Teilnahme zahlreicher bul garischer Lehrer an der vorjährigen Bandenbewegung verlangt die Pforte bei der Neueröffnung der bulgarischen Schulen, daß die Lehrer persönliche Garantien berbringen. Der Exarch wird der Maßregel uicht zustimmen, weil sie gegen das organische Statut verstoße. Der Eivil agent erwirkte von dem Generalinspekteur einen kurzen Auf schub für die geforderte Garantie. Asten. * Persische Finanzen. Aus Buschir wird geschrieben: Der Schah hat sämtlichen Gouverneuren die Aufforderung zugehen lassen, einen Monat vor dem persischen Neujahr hier zu erscheinen. Diese außerordentliche Maßnahme ist durch die Absicht der Regierung veranlaßt, die Steuererhebung der Gouverneure reformieren zu lassen. Die Regie rung will fortan neben den Gouverneuren Steuereinnehmer einsetzen, die die Gelder einkassierea, den Gouverneuren eine gewisse Summe davon zahle», im allgemeinen aber die Erträge nach der Hauptstadt abliefern sollen. Außer dem will man die Grundsteuer um 20 Prozent erhöhen und alle Pensionen um 20 Prozent erniedrigen. Falls diese Maßnahmen streng durchgeführt werden sollten, wäre da beständige Defizit im Budget nicht nur beseitigt, sondern sogar noch ein Ueberschuß vorhanden. Dje Reformen wer den aber wahrscheinlich auf Widerstand stoßen. Der gegen wärtige Lenker der persischen StaatSregierung, Prinz Ain- ad-Dowle hat sich energisch nnd sparsam gezeigt. Wenn eS aber dein Prinzen bisher gelungen ist, die Geschäfte de- Landes ohne Ruhestörungen zu führen, so ist dies doch vor allem dem Umstande zu verdanken, daß es gegenwärtig niemand gibt, der ihm die Leitung streitig macht. Generalversammlung des Lundes der Landwirte. . Nachdruck verbot«,. 8. u. 2. Berlin, 15. Februar. Im Steinbau des Cir - kus Busch, der wieder bis aus den letzten Platz besetzt war, fand heute mittag die diesjährige Generalver sammlung des Bundes der Landwirte statt. Unter den etwa 8000 Besuchern sah man neben -en be kannten BunLesführern BertreterfastallerPar- teienmit Ausnahme der freisinnigen und der sozialdemokratischen. Die Abgeordneten der „wirtschaftlichen Vereinigung" waren sämtlich er schienen, ebenso der frühere Reichstagsabg. Jacobskötter. Am Berichterstattertische bemerkte man u. a. Pfarrer a. D. Naumann. Der 2. Bundesvorsiyende, vr. Roesicke. Görsdorf, eröffnete die imposante Versammlung mit fol- genden Ausführungen: Noch zittere in -en Seelen der deutschen Landwirte der Ausfall der letzten Reichstags- wählen nach, noch beherrsche alle eine tiefe Erregung über die gewaltige Zunahme der Sozialdemokratie und das Ausscheiden so vieler verdienter Bundesführer aus dem Reichstage. Aber trotz der Mißerfolge stehe der Bund nach wie vor auf seinen Grundanschauungen fest und sei der Ansicht, daß er in der Sache doch recht behalten habe. Denn bis heute sei nichts geschehen, was die seit langem gehegten Befürchtungen der deutschen Landwirtschaft zerstreut habe. Im Gegenteil, gerade auch die Wahlen hätten deutlich ge zeigt, daß es ein Kampf aller gegen einige sei, in welchem die deutsche Landwirtschaft stehe. Und da sei ihre Nieder- läge erklärlich, ja sie könne ihr sogar nur zum Ruhm aus- gelegt werden, denn eS sei ein ehrenvoller Untergang ge- wesen. (Beifall.) DaS hätten sogar die „Freisinnige Zeitung" und der „Vorwärts" anerkannt. (Heiterkeit und Bravorufe.) Aber die Freude über einige gefallene Sün- der sei eben bei dem größten Teil der Presse größer ge- wesen als die über die vielen Gerechten, die trotzdem in den Reichstag eingezogen seien, und so habe man den ver nünftigen Anschauungen dieser beiden Zeitungen nicht zu folgen vermocht und gebe sich vielfach noch heute falschen Illusionen über die vermeintlich« Vernichtung des Agrariertums hin. Einig sei der Bund sich mit den übrigen Parteien in dem Bedauern über das riesige Anwachsen der Sozial- demokratie. So lange die Regierung sich nicht dazu bequeme, die wirtschaftSpoltischen Anschauungen des Bun des zur Geltung zu bringen, so lange werde die Sozial, demokratie nicht wieder zurückzudrängen sein. (Sehr richtig!) Nur wer politisch blind sei, könne diese Binsen. Wahrheit nicht erkennen. Dazu komme noch die fast wohl- wollende Behandlung der Sozialdemokraten seitens der Negierung, durch die alle früheren Grundlinien verwischt worden seien. Anderseits habe man die Landwirtschaft von Jahr zu Jahr schlechter behandelt. Wenn v. BiSmarck gesprochen habe, hätte auch jedeSmal eine Tat dahinter ge- standen. Auch heute spreche man viel (Zurufe: Biel zu viel! Heiterkeit), aber Taten seien niemals zu sehen ge. wesen, weder bei Caprivi, noch bei Bülow. (Sehr richtig. Beifall.) Der Landwirtschaft sei aber mit Worten nicht mehr gedient. Obwohl sie schon vor -en Wahlen totgesagt worden sei und nach der Wahl mausetot sein sollte, lebe der agrarische Gedanke heute stärker denn je in den deut, schen Volksvertretungen, und aus diesem Grunde sei zu hoffen, daß auch im Lande die Zähigkeit des deutschen Bauern nicht Nachlassen werde in der Forderung auf eine bessere Behandlung seitens der Regierung. Immer mehr habe sich auch der BunbeSgcdanke in die Kreise des deut- schen Mittelstandes und der Landwirtschaft hinein gewachsen, und so stehe heute die Landwirtschaft wie immer einig da, nicht als eine notleidende Gesellschaft, die Hülfe erbettele, sondern als vollberechtigter Teil des deutschen Volkes, der das Recht zu der Forderung auf gleiche Be handlung mit den übrigen Staatsbürgern habe. (Leb- Feuilleton. Persönliches von Eugen d Albert. Ei« Interview. Bon*.* Nachdruck verboten. H-tel Hausse zu Leipzig. Es ist später Nachmittag. Zimmer Nr. 2. Ich klopfe an. herein!" Ein jcharjes, knarrendes Organ. Ich öffne. Im selben Moment drückt eine kräftige Hand von innen die Klinke. Obligate Begrüßung. „Lange nicht gesehen" . . „Geht es Ihnen gut?" . . . „Meine herzlichste Gratu lation zum letzten großen Erfolg" . . . ,Mtte, bitte . . . welchen meinen Sic? . . . „Ach so" . . . „Pardon" . . . „Entschuldigen Sie, ich habe nämlich bis eben geschlafen. Satte Probe bis nach zwei Uhr. Nötige Briefschaften. Aeahü . . ." Die Cigarre brennt. Das heißt: meine. Er raucht nicht. Nie. „Sie gehören nicht zu denen, die zwanzig Stunden arbeiten und nur vier Stunden schlafen?" „Im Gegenteil. Selbst aus die Gefahr hin, dem Publikum dadurch weniger interessant zu erscheinen: Ich bin sozusagen auch Mensch. Lebe sehr regelmäßig. Stehe um sieben Uhr auf. Arbeite säst immer bis gegen zwölf. Um 1 Uhr diniere ich. Ten Nachmittag über gib» es, so lange ich in Deutschland reise, mancherlei zu erledigen. Im Sommer bin ich in Meina am Lago Maggiore. Ta widme ich die Mittagsstunden ganz meiner Erholung." „Sic lieben die Natur?" ,Ha . . . Die Natur! Ich mache stundenlange Spaziergänge. Die Natur ist für mich alles. Denken Sie: im Winter bald hier, bald dort. Immer in Städten. Immer in Qualm, in der Masse. Rastlos, ja gehetzt. Aber im Sommer, vom April bis in den Oktober hinein, an meinem Lago Maggiore. In der Ruhe, abgeschieden von aller Hyperkultur, die gerade wir Künstler bis zum Ueberdruß zu kosten bekommen. Ta mmc ich au>. Ich segle, wandere, rudere, radle. Meine Frau ist mein Gefährte. Sie ist ebenso sportS- tüchtig wie ich." „Sie empfangen keine Besuche?" „O, LaS schon. Aber wenig. Ich liebe die großen, unverbindlichen, konventionellen Gesellschaften nicht. Zu dritt und zu viert, in vertrautem KreiS, wo gegenseitiges Verständnis die Herzen dauern- bindet, da fühle ich mich wohler. Da kommt einmal der, einmal jener. Man ge winnt gegenseitig in solchen Stunden." Die gnädige Frau, bezaubernd liebenswürdig, er scheint und greift in das Gespräch ein: „Sie müßten ihn sehen, wenn er mit seinem Freund Humperdinck spazieren geht. Der red't nix, e r red't nix. Und schließlich haben sie sich ganz gründlich aus gesprochen." „Wer gut zu schweigen versteht, sagt oft viel. Arbeiten Sie innerlich, wenn Sie die Natur genießen?" „Was heißt: arbeiten? Ich nehme auf. Ich lasse die Eindrücke wirken. Alles wird in mir Musik. Die besten Gedanken kommen ahnungslos, unberechenbar. Manch mal skizziere ich. Im Winter schreibe ich keine drei Töne. Die Großstadt gibt mir keine Stimmung. Am Lago Maggiore wirbelt cs von Einfällen und Gedanken." „Wann schreiben Sie Partitur?" „Fast regelmäßig des Morgens. Nie des Abends. Gedanken sind natürlich unberechenbar. Aber die Bcr- arbeitnng des innerlich Geschauten oder vielmehr Ge hörten besorge ich in regelmäßigen Arbeitsstunden am Vormittag." „Es fließt Ihnen dann von der Feder?" „Nicht immer. Manches braucht Zeit, zu reifen. Ich trage- mich sozusagen mit Stimmungen. Innerlich ist alles fertig, wenn ich an die Ausarbeitung gehe. Dann geht es manchmal sehr schnell. Die „Abreise" ist in vier zehn Tagen geschrieben, am „Kain", der nicht viel länger ist, habe ich ein Jahr gesessen." „Was füllt Ihre Mußestunden aus?" „Ich treibe viel Kunstgeschichte. Leidenschaftlich, taun ich sagen. Das ist für mich reinste Erholung." „Lind Sie auch Sammler?" „Auch das. Böcklin können Sie bei mir finden. Auch einen echten Thoma, eine italienische Landschaft mit Pfau, nenne ich mein eigen. Für Segantini schwärme ich." „Auch Büchersammler?" „Erst recht. Meine Bibliothek ist stattlich. Ich ver misse sic recht sehr, wenn ich in Deutschland reise." „Sie bevorzugen?" „Das ist schwer zu sagen. Die Modernen liebe ich. d'Annunzio und Maeterlinck insbesondere. Ich habe die kurzen Tage in Leipzig benutzt und mir die „Joyzelle" angesehen. Hauptmann, HoffmannSthal, Oscar Wilde sind meine Freunde, auch Wedekind steht mir nahe. Bon den Philosophen interessieren mich Schopenhauer, Nietzsche. Aber wissen Sie, man wird nicht glücklicher durch die Philosophie. DaS habe ich nun doch heraus." „Teilen Die auch Nietzsches Stellung zu Wagner?" heikles Thema. Ich sehe in Nietzsche ein Unglück für den Musiker. Trotz dieser Erkenntnis kann ich mich seiner Gewalt nicht verschließen." „Sie sind also für Wagner und für Bayreuth?" „Aber natürlich. Wir verdanken ihm ja so unend lich viel." „Sie sind demnach gegen Conried?" „Man soll des Meisters Willen respektieren. Deshalb kann ich verstehen, wenn man vom „Gralsraub" spricht." „Stehen Sie auch im „Tiefland" auf Wagqxr?" „Das sollen die Kritiker unter sich auSmachen. Ich verehre Wagner. Aber ich bin ihm nicht sklavisch ergeben. Bei einem modernen Stoff hätte das noch besondere Gefahren." „Bisher komponierten Sie keineswegs Modernes?" „Nein. Ich war lange auf der Suche nach einem modernen Stoffe, -er mich inspirierte. Eines Tages, weiß nicht mehr recht, wann und wo, bekam ich des Spaniers Guimera Schauspiel in die Hand. In der Uebersetzung von Rudolf Lothar. Ich trat mit dem Uebersetzer in Verbindung, denn das Schauspiel packte mich. Hier waren keine Typen gezeichnet, sondern Charaktere. Diese Charaktere musikalisch zu behandeln, sie durch die Psychologie der Töne zu beherrschen, das reizte mich. Epische Breiten wurden gestrichen. WaS Sie jetzt als Vorspiel sehen, war ursprünglich in er- zählender Form im ersten Akte enthalten. Ich hoffe so eine drastischere Wirkung zu erzielen." „Sic sprechen von Psychologie und meinen damit offenbar Leitmotive für einzelne Personen?" „Nein. Das eben nicht. Bon den Leitmotiven bin ich abgckommen. Die Scene ist als Ganzes musikalisch wiedergcgebcn. Die Stimmung — das schien mir die Hauptsache. Und dann vor allem: die Singstimmen sollten zur Geltung kommen, das Orchester entlastet werden. Schon in» „Improvisator" versuchte ich ähn liche«. Auch dort wird daS Leitmotiv nur in ganz be- schränkten» Maße angewandt. Aber ich begebe mich da . - dai an kam e» lebten Musikl Japan bracht« die Ja Un imme» und l stille ( Al hatte Haarr das c ganz Schm Ei U» in all umhe — de O Hafter Beifall.) Unser Streben ist: ParitStzwischen Landwirtschaft und Mittelstand einer- settS und allen übrigen Erwerbs ständen »es Volkes anderseits. (Donnernder Beifall.) Graf Posadowsky hat erst kürzlich gesagt, kein vernüns. tiger Mensch könne und werde eS den Arbeitern ver denken, wenn sie vortreten und sich zusammensch.ießen zur Verbesserung ihrer Verhältnisse. Dasselbe Recht nähmen aber auch die deutschen Landwirte für sich in Anspruch. (Stürmischer Beifall.) Leider wären schon viele Kreise der deutschen Landwirtschaft angesichts der trüben Ver hältnisse arbeitsmüde geworden, -lber diese Müdigkeit sei durchaus unberechtigt. Denn auch die schlimmsten Verhältnisse würden den Bund nicht von seiner alten Bahn abdrängen können. (Lebhafter Beifall.) Der Redner schließt mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser. Sodann nahm die Versammlung den vom Bundesdirektor Diedrich Hahn vorgelegten Ge schäftsbericht des Bundes zur Kenntnis. Hierauf sprach der deutsch-soziale NeichstagSabgeord- nete Graf zu R e v e n t l o w - Wulfshagen über die wirtschaftspolitische Lage. Er forderte u. a. statt der von der Börse gewünschten Erleichterungen eine erhebliche Verschärfung des Böriengcietzes und vor allem eine strengere Beaufsichtigung der Börse. Er beantragt schließlich die Annahme folgender Resolution: „Wir halten eine Börsenreform für unannehmbar, wenn dieselbe nicht enthält: 1) Beibehaltung des Börsen- registerS, 2) Bestrafung des Abschlusses nicht zugelassener Börsengeschäfte für alle Beteiligten. 3) Deklarations zwang dahin, daß jeder Schlußschein registriert werde. 4) Verschärfung der staatlichen Beaufsichtigung. 5) Keine Herabsetzung der Stempelsteuer." (Lebhafter Bei fall.) Der zweite Redner Abg. Or. Hahr» vermies ebenfalls aus die Notlage der Landwirtschaft auf der einen und den Uebermut der Börse auf der anderen Seite. Er rief emphatisch aus: Graf Bülow werde hart! (Stürmischer Beifall.) Laß ab von deinen Liebenswürdigkeiten uns und dem Auslande gegen- chber, uns gegenüber, weil wir auch ohne Liebenswürdigkeiten treue, patriotische Staatsbürger sind, und dem Auslande gegenüber, weil doch nichts damit erreicht wird. Nimm dir den Fürsten BiSmarck zum Vorbild, un- wenn du unfern Krücher letzt hin deinen Freund genannt hast, so nimm auch seinen Rat an, zieh die Bismarckschen Kürassier- stiefel an und tritt dem Ausland feste auf die Hühneraugen! (Heiterkeit und großer Bei fall.) Wir möchten, so schließt der Redner unter lebhaftem Beifall, einen paritätischen Reichskanzler haben, der nicht nur Worte, sondern auch Taten für uns hat. Sodann legt der Redner folgende Resolution vor: „Die 11. Generalversammlung deS Bundes der Land- wirte erklärt: Der Bund der Landwirte steht nach wie vor, entsprechend den Beschlüssen -er 8. Generalver sammlung, auf dem Standpunkte der Notwendigkeit eines ausreichenden Schutzes aller Produktivstände auf dem inländischen Markte. Auch die Zukunft der deutschen Industrie liegt nach unserer Meinung nicht in einem ge. fährbeten, durch schwere Opfer anderer Erwerbsstände <,u erkaufenden Export, sondern in erster Linie in der Stärkung deS JnlandSmarkteS, auf welchem sie schon jetzt vier Fünftel ihrer Produktion absetzt. Nur durch eine Neuregelung unserer wirtschaftlichen Bezieh»»-.,en zum AuSlande unter Beseitigung -er reinen Meiftbegttnstt- gungsverträge kann eine dauernde Gesundung unserer wirtschaftlichen und damit unserer sozialen und politischen Verhältnisse herbeigesührt werden. Die Fortdauer der jetzt geltenden Handelsverträge, deren unheilvolle Wirkung auf die deutsche Landwirtschaft allgemein zuge» standen wird, legt der deutschen Landwirtschaft fortgesetzt die schwersten Verluste auf; wir halten deshalb ihre un verzügliche Kündigung für unbedingt notwendig. Ein weiteres Andauern der gegenwärtigen Verhältnisse halten wir für unheilvoller für das deutsche Vaterland, als einen etwaigen kurzen vertragslosen Zustand, dem das Aus land bet seinem überwiegenden Jntevesse am deutschen Markte durch Entgegenkommen ein baldiges Ende bereiten würde." Nachdem hierauf der inzwischen erschienene Bundes führer Freiherr v. Wang en heim die Versammlung kur- begrüßt und zum Festhalten am Bunde ermahnt hatte, begann eine mehrstündige Debatte. Nachdem Aumann-Holzangel, Schremps-Stuttgart, Aus dem Winckel-Wakkern (Ostpr.), Stauffer-Obersulzen (Pfalz), Kammerherr von Oldenburg-Januschau ihren Wünschen nach Rückkehr des alten bismärckischen Zolltarifes und sonstigen agrarischen Sonberwürttchen Ausdruck gegeben hatten, erreichte mit der Annahme der beiden R-solntionen und einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die deutsche Landwirtschaft die Versammlung um 5 Uhr abends ihr Ende. Aschermittwoch. Skizzen von Georg Friedrich. I. Nachdruck verboten. Sie hatten ihm keine Ruhe gelassen, Herr Registrator Enderlein mußte eines Abends am Stammtisch den Freunden das Versprechen geben, die Fastnachtsrcdoutc mttzumachen. Lächerlich, nicht? Ein Mann in seinen Jahren und in seiner Würde! Aber was nützte jede Ausrede. — Sic sprachen so lange auf ihn ein, bis er endlich zusagtc — und damit er ihnen nicht etwa in letzter Stunde noch entschlüpfe, holten sie ihn des Abends sogar ab — sie führten ihr Opfer im Triumph in den hellerleuchtctcn Saal, und mit einem Male stand er allein — mutter seelenallein mitten in dem bunten Gewimmel. Angst und bange ward dem guten Herrn Enderlein- er drehte und wendete sich, am liebsten wäre er wieder davon — heim in seine stille Kemenate — aber in diesem Drängen und Stpckcn einen Ausweg zu finden, das war einfach unmöglich. Renne« Meldung.) Meter. „Li rie" 3. Tot. „Oak Tree", II. Prix d' „Boer" (! Tot.: 163: „LAiglon II Bougie 1« (Cirot) 1., . Platz: 62, 2 Toi La" „L de Bellet, (A. Flint) l 25, 24 :10. „ArlenS". - S500 Meter „Silviane" liefen: „D VI. Prix ' „Jubert' 20 :10, Plc Rennen, I. Peel H 150 Lstrl. coll) 1., „E — II. T. Race. P Mahon Wetten: 7 „Auratum", III. Brou 2 engl. Mc „Master L Ferner lief IV. Club Dist. 2 eng 8 Unl wurde ai Landes Altenbup gefunden. ES erhie! Frühlil Nern-L Leipzig 33 Hoh Kan»ß - stein-L Leipzig I N Schu einm A Selb S dank die l 2 Frei schic! gefü wiei die < Rar lam nass dun eiw s Lei er hat St! ger auf ein gefährliches Gebiet. Ich liebe es nicht, der Kritik vorzugreifen .. . Darf ich Ihnen Feuer geben?" Meine Cigarre war aufgeraucht. Ich verstand den überaus zarten Wink. Die Viertelstunde war rasch ver plaudert. „Ich will mich empfehlen. Haben Sie vielen Dank." „Bitte. Es war mir ein Vergnügen. Und nicht wahr: Sie hängen daS nicht gleich an die große Glocke?" „Darüber kann ich im Augenblick eine bindende Er klärung nicht abgeben." ,LLas? Also ein Interview? Mensch, machen Sie mir keine Ungelegenheiten. Ich hasse dieses Breit getretenwerden. Nicht wahr, Sie ersparen mir's?" ,LZedaure. Sie gehören nun einmal der Oeffentlich- keit. Das Publikum will nicht nur den Künstler, sondern auch den Menschen d'Albert etwas kennen lernen. Können Sie's ihm verdenken?" „Mit Ihnen rauche ich aber keine Cigarre mehr. Sic Schwerenöter." „Sie haben ja gar nicht geraucht. Im übrigen nichts für ungut: ohne List geht's nun einmal nicht. Ich hätte sonst nicht einen Ton aus Ihnen heraus bekommen." „Schon möglich." . .-Vielen Dank und auf Wiedersehen." „Auf Wiedersehen in der Premiere." sord St« Meilen. „ „Balsarroct — VI. S l 70 Lstrl. „Garnish Drei Pfert Herr ! Alager tätig zu ß 1903 die »I frühere Hi Lücke in Mehrere L vergangen« dener Kor Liverpool der vorjäk of WaleS- rückftändio halten. ( dem Beist in Sande Prize geg< die Gran! HaieS ^d'i „ Amvu herausgek Blick in nung der im ganze Rennen ! die Favo „Roche Rennen ! 8000 Mr. Cho seiter stcr hältnism reich» ist
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