02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.02.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040217025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-17
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 78 nach den Famiüennach- richten <8 gespalten) 80 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 28 i-rtra-Beilage« (gesalzt), nur mü der Morgro-Ausgab«, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschlutz sür Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pvlz in Leipzig (Iah. Or. B., R. L W. Kltuthardt). 98. Jahrgang. Var MGtigrle vom Lage. * König Georg trifft heute abend in Leipzig ein. * Da» „Giornale d'Italia" meldet, Pater Pieper von der deutschen Mission in Stehl sei an Stelle de» Bischof- Anzer zum apostolischen Vikar von Tschaatung ernannt worden. * Bei Port Arthur hat am 14. Februar ein neuer Angriff japanischer Torpedos auf die russische Flott« stattgesuudeu; ein russisches Schiff soll beschädigt sein. * Die japanische Kriegsanleihe hatte einen vollen Erfolg. Der russisch.japanische Krieg. Steuer Seekampf bei Port Arthur? Gekämpft worden ist wieder bei Port Arthur, wenigstens nach japanischen Quellen, aber nicht am 1l. Februar, sondern am 14. und eS sind nicht acht russische Schiffe in den Grund gebohrt und zehn gekapert worden, vielmehr haben sich die Japaner diesmal mit der auch noch nicht ganz sicheren Be schädigung eine- russischen Schiffes begnügen müssen Es w:rd uns gemeldet: * Tokio, 17. Februar. (Tel.) Nach einem hier cingelanfe- nen Bericht hat die japanische Torpebo-Alotte sie russische Flotte bei Port Arthur am 14. Februar wteberum angegriffen. Sin russisches Schiff soll beschäbtgt sein. Auffällig ist nur, daß noch am 18. Februar die „Russische Telegr.-Agentur" und General Pflug unterm 15. Februar nach PetrrSburg meldeten, die Lage der beiden letzten Tage in Port Arthur sei unverändert gewesen, nachdem am 14. die Nachricht vorausgegangen war: „Än Port Arthur alles ruhig. Von dem feindlichen Geschwader liegen keine Nachrichten vor." In der Nacht vom 13. zum 14. war ein Teil der russischen Flotte au» dem Hafen von Port Arthur herau-gekommen. ES ist nicht unwahrscheinlich, daß er von den japanischen Torpedos wieder überrascht worden ist. Da- wäre ein neuer Beweis für die Unachtsamkeit und Schwerfälligkeit der russischen Marineoffiziere. Weitere Operationen * L««tz»», IS. Kebrmtr. Aus Tientsin wird ge meldet, die Jap«ner Hütte« «unmehr die Landung aller für Korea bestimmter Truppen bewirkt, die »vf Ivb «st« Maun berechnet werden; fie seien in zwei Linien aufgestellt, die eine südlich von Jalu, die andere nördlich von Soenl. (v. L.-A.) * Niutschwang, 16. Februar. Die hiesigen Befestigungen werden von den Russen verstärkt. — AuS Port Arthur wird gemeldet, daß der Statthalter Alexejew in Begleitung seines Generalstab«- von dort nach Lharbtn abgereist sei. * Petersburg, 16. Februar. Die „Rufs. Telegr.-Agentur" berichtet au- Port Arthur: Hier ist die Lage unverändert. Die Nachricht, daß die Japaner tu Tschtn-uau-tao ge- landet sein, ist völlig unbegründet. Der Ge« bet Jnkau und die Ufer zwischen Takuschan und dem Jalu sind mit Eis bedeckt. Die Landung ist in einer Breite von 20 Werst daher schwer möglich. Die Rekognoszierung des Obersten Pawloff er gab, daß am Jalu von Ta-iung-kau bis Galussi keine Japaner stehen. Gerüchten zufolge herrscht in Gcnsan eine große Tätigkeit zum Zwecke der Beschaffung von Lebensmitteln und Vieh. Unter der Bevölkerung herrscht sichtbare Unruhe. Bei den Chunchusen macht sich eine verstärkte Tätigkeit bemerkbar. Die Chinesen hören auf, au der Eisenbahn zu arbeiten und weigern sich, Lebensmittel und Vieh zu verkaufen. DaS ist da- erste offiziöse Eingeständnis, daß die Sicherungen der russischen Verbindungen nach rückwärts auf bedenlliche Schwierigieiten stoßen. DaS Wladiwostok-Geschwader. * Lonbo«, 17. Februar. (Tel.) Ein Telegramm des „Daily Chronicle" aus Tokio am 18. Februar besagt, daß japanische Torpedobootszerstörer an der Nordwestkuste von Japan auf der Suche seien nach dem russischen Geschwader aus Wladiwostok. — Wie dem „Daily Telegraph" über Shanghai au- Tokio vom 16. Februar gemeldet wird, will man dort wissen, daß die russischen Kreuzer „Bogatyr", „Gromoboi", „Roffija" und „Rurik" nach Wladiwostok zurückgekehrt seien. * Lonbo«, 17. Februar. („Reuter".) Ueber New Port wird aus Tokio vom 16. Februar gemeldet: Flüchtlinge erklärten, daß Wladiwostok nicht darauf vorbereitet sei, einem An griffe Widerstand zu leisten; so seien dort weder Torpedos noch Minen und 10 Torpedoboote seien vom Eise eingeschlossen. Die Russen führen fort, Truppen nördlich desJaluflusses zusammenzu- ziehen, da sie dort den Hauptzusammenstoß mit den Japanern erwarteten und fürchteten, daß versucht würde, die Verbindungen zwischen Port Arthur und Wladiwostok abzuschneiden. Nach Meldungen aus New Park verlautet in Soeul gerüchtweise, daß drei russische Schiffe in Bongampho von japa nischen Kriegsschiffen eingejchlossen feien. Die Stadt Wladiwv ok ist nicht gut verproviantiert. Sie bezieht ihre täglichen Bedürfnisse aus Nilkolskoje Usuri, Las fünf Ltunöen Etsenbahnfahrt entfernt liegt. Dort befinden sich große Mühlenwerke und mächtige Vorräte an Getreide. In Stadt, Festung und Hafen hat man weder Getreidelager noch Kühlkammern sür Fleisch. Die Konsevvenvvrräte in den Lagerhäusern der Geschäftsleute würden, falls der Platz gründlich eingeschloffen würde, die Bedürfnisse der Einwohnerschaft ntchl auf eine Woche decken. Falls die Festung angegriffen wird, und es erscheint zweifel haft, ob Japan mehr als eine Seeblockade unternehmen dürfte, würden Weiber und Kinder, überhaupt die ganze Civilbovölkerung nach Chabarowsk geschickt werden. In der Stadt selbst aber, glaubt man, werde selbst dies im Kriegsfälle nicht nötig sein, da der Hafen so weit vom Mittelpunkte -er Operationen entfernt ist. Die ständige Besatzung ist verstärkt worden, doch nicht in bedeutendem Maße. Die neuen Kasernen in der Stadt sind Ziegel bauten und liegen an verschiedenen Punkten des Woh- nungsoiertelS und auch das neue Stadtgesängnis, das in der Vorstadt Perwoya Retschka liegt, könnte im Be dürfnisfalle demselben Zwecke Lienen. Acht wettere große Kasernen werden im südlichen Usuribeztrk, besonders auch in NikolSkose Usuri, der Vorratskammer Wladi wostoks, und in Spasskaja, weiter nördlich, aufgebaut. In der östlichen Mandschurei wird die Bahnlinie in den bergigen Gegenden durch Blockhäuser aus Haustein oder Ziegeln in Abständen von etwa 22 Kilometer be schützt; wo es Dörfer der Eingeborenen gibt, sind diese Abstände kleiner. In Niederlassungen wie Eko, Mu- dantsion Hailin und Abschkhe sind, ebenso wie in der westlichen Mandschurei, größere Besatzungen unter gebracht. Gin Appell an das russische Heer. Der russische Statthalter Alexejew hat, wie uns auS Port Arthur depeschiert wird, folgenden Befehl erlassen': „Heldenmütige Armee und Flotte, die Ihr mir allerhöchst an vertraut seid, jetzt, wo der Blick des Kaisers, Rußlands und der Welt auf uns gerichtet ist, müssen wir daran denken, daß un» die heilige Pflicht obliegt, Kaiser und Vaterland zu schützen, Rußland ist groß und mächtig. Wenn unser Feind stark ist, muß uns dies neue Kräfte und die Macht geben, ihn zu bekämpfen. Groß ist der Geist der russischen Soldaten und Matrosen. Unsere Armee und Marine kennen viele ruhmreiche Namen, die uns als Beispiel in dieser Minute dienen müssen. Unser Herrgott, welcher stets die gerechte Sache begünstigte, tut es auch jetzt. Vereinigen wir uns für den weiteren Kampf. Jeder soll seine Geistesruhe bewahren, um besser seine Pflicht zu erfüllen. Auf die Hülfe des Allmächtigen hoffend, tue Jedermann seine Arbeit und erinnere sich daran, daß das Gebet zu Golt und der Dienst für den Kaiser nie verloren sind. Es lebe der Kaiser und das Vaterland! Gott mit uns! Hurrahl" bbina nimmt Pose aa. Aus Tientsin wird unS berichtet: TerVizekönigJuanschikai machte amtlich dem hiesigen fron- züsüchen General als ältesten der fremden Lruppenbefehlshaber Mit teilungen über den Zweck der übermorgen von Paotingfu aus erfolgenden Entsendung kaiserlich chinesischer Truppen. Er erklärte, dieselben seien nicht nach Schanhaitwan, sondern nach den Bezirken Kintschou und Kau-pang-tßr bestimmt, um die Grenze am Liau-Flusse zu überwachen. Kämpfe im Gebiete de» eigent lichen China werden nicht erlaubt werden und versprengte Krieg führende sollen entwaffnet werden. Man glaubt hier, daß auch aus Peking Truppen über Land nach der Grenze gehen. China hält sich also für stark genug, seine Neutralität selbst zu bewahren. Die übrigen Mächte find in dieser Hinsicht etwa- kleingläubig, weshalb der ameri kanische Staatssekretär de- Aeußeren bekanntlich an alle Mächte, einschließlich der beiden Kriegführenden mit der Anfrage herangetreten ist, ob sie behufs Lokalisierung deS Krieges gewillt seien, China- Neutralität aufrecht zu erhalten und ein Hinuberspielen der kriegerischen Operationen auf chinesisches Gebiet zu verhindern. Sie haben alle, bis auf Rußland — eine schwer in- Gewicht fallende Ausnahme — Ja gesagt, d. h. im Prinzip. Auf die Details der heiklen Frage einzugeben, hat Staatssekretär Hay entschieden abgelehnt, weil dann sicherlich der schöne Konsensus ausrinandergehen würde. So ist denn die Sache in der besten Ordnung, bi- rS — zum Klappen, d. y. zur tatsächlichen Verletzung der Neutralität Chinas kommt. Dann ist eS ja nach Ansicht HayS noch Zeit, sich über die Details zu beraten. Dann ist aber auch derDissen - suS ganz gewiß. Ueber die Sache wird uns noch gemeldet: * Washington, 16. Februar. (Reuter.) Da» Staatsdepartement ist der Ansicht, angesichts de» Umstandes, daß die Mächte im Prin zip dem amerikanischen Vorschlag auf Bewahrung der Neutralität Chinas angenommen hätten, sei die Angelegenheit erledigt. Man hält dafür, daß eine in» einzelne gehende Erörterung deS Borschlages zum Verfall de» gegenwärtigen befriedigenden Abkommeus führen würde. Daher wird jetzt kein Schriftwechsel über die Angelegenheit mehr erfolgen. Es wird bemerkt, daß im Falle einer Verletzung der Neutralität China» unter Ausschluß der Mandschurei für die Mächte noch Zeü sei, sich zu vereinigen, um dem Schuldigen Vorstellungen zu machen. * Washington, 16. Februar. Oesterreich-Ungarn und Portugal haben im Prinzip der Note HayS bezüglich de» russisch-japanischen Krieges zugestimmt. Mit Ausnahme Rußland» haben jetzt alle Mächte, an welche die Note gerichtet war, geantwortet. Wettere Nachrichten. * Kronstadt, 16. Februar. Admiral Makarow ist heute nach Ostasien ab gereist. - Petersburg, 17. Februar. (Tel.) Der Regierung sind die Neutralität»erklärungrn England» und Dänemarks zugegangen. * Wien, 17. Februar. (Tel.) Die „Wiener Zeitung" ver öffentlicht die Neutralitätserklärung Oesterreich.Ungarns in dem russisch-japanischen Konflikte. * Wien, 17. Februar. (Tel.) Dem „Frrmdenblatt" zufolge ist der zur Lruppendienftlriftung beim Infanterieregiment Nr. 46 kommandierende Oberstleutnant im Generalstab Bavany dazu ausersehen, vom russischen Hauptquartier au» die Bericht erstattung über die Krieasereignisse zu übernehmen. Die Ver handlungen hierüber sind jedoch »och nicht abgeschlossen. Dte militärische Lage Japans und Rußlands. Von geschätzter militärischer Seite wird unS ge schrieben: Zeit und Raum spielen nicht nur im Kriege selbst, sondern auch schon in der Zeit, die dem Ausbruch des selben vorangeht, eine wichtige Rolle. Je länger Rußland die Verhandlungen mit Japan btnzog, um so mehr konnte es auf den beiden, ihm zur Verfügung stehenden Wegen, zu Lande und zu Wasser, seine militärische Stellung in Ostasien befestigen un starren. Mit jedem Tage der Verzögerung der Antwort der russischen Regierung mußte daher Japan eine Stär kung seine- voraussichtlichen Gegners sehen. Der Zeitpunkt der Eröffnung der Feindseligkeiten war von Japan außerordentlich günstig gewählt, die Ver teilung der beiderseitigen Seestreitkräfte mußte seine ersten Operationen zur See begün tigen Japan war konzen triert, Rußland sah seine Japan gleichwertigen Seestreit, kräfte in Port Arthnr und Wladiwostok getrennt. Kür Japan war es durchaus geboten, seine Konzen tration auSzuntttzen und einen Angriff auf die feindlich« Flotte zu unternehmen, sei eS, um in offener Seeschlacht mit ihm den ersten Waffengang zu versuchen, sei es, auf andere Weise seinen Streittnitteln Abbruch zu tun. Durch dte Unaufmerksamkeit der russischen Flotte ist Feuilleton. ?! Ein angenehmes Erbe. Roman von Viktor von ReiSner. lviachvrmt verdaten.) Erich fing MamaS Blick auf und schwieg. Erst al» -er Vater gegangen war, sagte er seufzend: ,Hch fürchte nun beinahe selbst, -aß bieS Erbe noch recht unangenehme Weiterungen nach sich ziehen wird. Papa war schon früher recht schwer zu behandeln, jetzt duldet er aoer auch nicht mehr die geringste abweichende Meinung. Das güht doch nicht auf die Dauer, denn schließlich sehen dock vier Augen mehr als zwei, und bei allem Respekt vor ihm muß es doch gesagt sein, Laß er von der Landwirtschaft und von den hiesigen Lebens- bedingungen ebenso wenig versteht als ich." Du solltest ihm aber auch nicht in allem und jedem widersprechen" — machte ihm die Mutter zum Vorwurf. ,Ha, tue ich denn das?" wehrte sich Erich, „ich suche nur seiner Voreingenommenheit entgegen zu treten, und darin, liebe Mutter, mühtest -u mich von rechtSwogen nur unterstützen." Diese seufzte recht beklommen. „Ach GE, ich möchte es ja so gern" — klagte sie — „aber ich könnte e» ja doch nicht auS Ueberzeugung tun. WaS wir wenigstens -iS jetzt erlebten, läßt nur zu sehr be- fürchten, daß dein Vater in allem recht behalten wird." „Also hat er in -ir glücklich auch schon da» «Mißtrauen geweckt" — sagte Erich bitter — „unter solchen Umständen kann dies ja morgen ein sehr vergnügter Besuch werden! Warum fahren wir denn dann überhaupt hinüber?!" „Nun, du wirst doch nicht glauben, -aß sich deine Mutter etwa» merken lasten wird" — entgegnete Frau von Höchftfeld verletzt — „ich will meine Beobachtungen ganz im Süllen anstellen, -och glaulbe ich kaum, daß sie günstig ausfallen werben." „Und warum?" fragte Erich gespannt, „Du warst doch früher nicht so fest von Onkels Schuldlost^eit überzeugt!" Frau von Höchstfetd wurde etwa» verlege«, dann ge stand sie: „Früher gab e» mir allerdings zu denken, daß sich alle von »hm wandten und zu dem Pfarrer hielten, seit un» aber Herr von Szabo ein solch wenig schmeichelhafte» Bil de» hiesigen Adel» entrollte, bin ich anderer Meinung ge worden. Jetzt halte ich alle» für mvglichl" Erich ging unruhig auf und nieder. Dann Vlteb er vor der Mutter stehen und fragte: „Wissen wir, ob nicht Herr von Szabo mit Vorbedacht Mißtrauen säet? Kennen wir ihn denn so genau, um blindlings seinem Wort zu glauben? War es nicht viel leicht sogar voreilig, mit einem Menschen, -er sich nicht einmal durch Zeugnisse auSweisen konnte, einen drei jährigen Kontrakt zu schließen?!" Sie sah ihn ganz entsetzt an. ,^Du wirst doch nicht etwa glauben, daß wir einem Schwindler in die Hände gefallen sind?" „Nein, nein, so weit geht mein Bedenken nicht" — be ruhigte er sie — „ich will sogar annehmen, daß er dem Vater, dessen Animosität er ja bald heraus hatte, nur nach -om Munde redet — aber auch das will mir nicht gefallen, denn Menschen, die sich so aalglatt jeder Meinung anzu paffen verstehen, sind Schwächlinge und verdienen schon deshalb kein Vertrauen." „Aber wir brauchen ihn doch so notwendig" — hielt ihm die Mutter vor — „und er hat auch tatsächlich gleich so enevgisch eingegriffen, daß wir froh sein müssen, ihn ge wonnen zu haben! Sieh, mein Kind" — fuhr sie dann überredend fort — „du machst dem Vater wegen seines Mißtrauen» einen Borwurf, verfällst aber genau in den selben Fehler. Während aber sein Mißtrauen einen realen Hintergrund hat, nämlich die eindringlich« Warnung seine» Vetters und -te nicht wegzuleugnenden Mißhellig- keiten, die unS fett -er ersten Stunde unsere» Hiersein» verfolgen — läßt du.dich nur von unbestimmten Gefühlen, Über die du dir selbst nicht Rechenschaft zu geben vermagst, leiten. Das ist nicht nur unrecht, sondern auch töricht. Und nun gib mir La» Versprechen, den Vater künftig nicht mehr durch deinen Widerspruch zu reizen, Lu wirst da durch dir und un» da» Leven erleichtern." Erich fand nicht gleich eine Antwort. Was die Mutter da sagte, hatte zwar Hand und Kuß, un- doch konnte er ihr nicht recht geben, denn ein unbestimmtes Etwa» ließ ihn ahnen, baß all dieser aufge- stapelte und künstlich gezüchtete Verdacht an einem hoffent lich nicht allzu fernen Tage in nicht» zerfließen würde. Seine Ausgabe mußte demnach von nun an nur darin bestehen, nach beiden Seiten hin beruhigend zu wirken, um das Hinzukommen eine» neuen Zündstoffe» nach Mög, Uchkeit zu verhüten. Wenn er da» verhindern wollte, dann war e» aber erst recht nötig, mit dem Vater im allerbesten Einvernehmen zu bleiben, damit er nicht durch häusliche Reibereien in noch gereiztere Stimmung käme. „Liebe Mama", sagte er daher nach reiflichem Ueber- legen, „wa» an mir liegt, soll gewiß zu -einer Beruhigung geschehen. Ich sehe ja selbst ein, daß wir unter den ob- waltenden Umständen Herrn von Szabo -rauchen, und werde mich seinen Vorschlägen und Anordnungen — fall» fie Papa» Billigung finden — fügen. Hingegen habe ich aber auch eine Bitte an dich." „Und -te wäre?" „Mache der gräflichen Familie eine freundschaftliche Annäherung nicht zu schwer. Wir sind doch gezwungen, hier zu leben, warum sollten wir also nicht in Frieden und Eintracht . . . ." „Ja, was glaubst du denn eigentlich von mir", fiel sie ihm ganz entrüstet ins Wort, „meinst du etwa, daß ich mit der Absicht hinfahre, sie vor den Kopf zu stoßen?!" „Aber, liebe Mama, wie werde ich denn von dir so etwas glauben", wies er diesen Gedanken von sich, „ich wollte damit nur gesagt haben, baß ein herzliche» Zu sammenwirken von euch Damen für beide Teile von Gegen wäre Und dann noch eines, liebe Mama, nimm Erna gehörig ins Gebet. Sie hat in -er letzten Zeit so viel von Uebelwollen und Mißtrauen reden gehört, baß fie sich in ihrer Dummheit vielleicht veranlaßt fühlen könnte, eine Lanze für die Familienehre zu brechen." „Na, weißt du, so dumm tst sie aber doch nicht mehr!" nahm Frau von Höchftfeld -ie Kleine in Schutz. „Bei ihr ist immer das Unwahrscheinlichste da» Nächst liegende", beharrte Erich, „zudem sind dort zwei sechzehn jährige Jünglinge auf Lager, denen sie gewiß imponieren wollen wirb, und deshalb ist eine vorhergehende, und zwar sehr eindringliche Warnung recht wohl am Platze." Die Mutter wurde durch diese Worte, deren Berech tigung nicht so ohne weiteres von der Hand zu weisen war, in ihrer Zuversicht über Ernas geistige Reife doch etwas schwankend, und so versprach sie denn, der Kleinen auf der Stelle Verhaltungsmaßregeln geben zu wollen. Einstweilen mußte es aber bei der Absicht bleiben, da Erna weder im Haus, noch in den Stallungen, die sie al» ihre ureigenste Domäne betrachtete, zu finden war. Bon -en im Hose spielenden Kindern erfuhr man end lich, daß sie vor beiläufig einer Stunde mit ihrem Angel zeug gegen die Jlloda gegangen sei. Ursprünglich hatte Frau von Höchstfeld diesen gefähr- lichen Sport nicht erlauben wollen, als man ihr aber klar gemacht, daß die Jlloda ein ganz seichtes Neben flüßchen der Save sei, welche» sich bei der jetzigen Jahre»- zeit durchwaten ließe, hatte sie ihre Einwilligung gegeben, und die» umso lieber, al» da» Fischen für Erna die schönste Uebung zvm Sttllsitzen sein müßte. Erna schlug aber den lieben Ihrigen ein Schnippchen. So bald der erste Karpfen an der Angel zappelte, was bei dem großen Kisckreichtum schon in der ersten Viertelstunde der Fall war, ließ fie fischen fischen sein und machte Ex kursionen den Fluß entlang, bi» in die nächsten Dörfer, wo sie bald bet Alt und Jung bekannt war. Auch heute duldete ihr quecksilberne» Temperament sie nicht lange am selben Fleck, und nachdem sie ihren Fang in Sicherheit gebracht, wanderte sie singend und jodelnd und so recht von Herzen ihre unbeauf'ichttgte Freiheit ge nießend, flußaufwärts. Dabei lugte sie scharf nach rechts und link», ob sich nicht irgend etwa» entdecken ließe, wa» ihre Tatkraft z« kühnem Eingriff anspornen könnte. Ihre Pl-antasie gaukelte ihr die verwegensten Bilder vor Sie sah brennende Häuser vor sich, in welche sie mit eigener Lebensgefahr stürzte, um den armen Leuten, die weit weg auf den Feldern arbeiteten, ihr bißchen Hüb und Gut zu retten. Dann wieder sprang sie in die reißenden, wildschäumenben Fluten und brachte ein mit dem Tode ringende» Kind ans zerklüftete Gestade, wo sie e», jeden Dank freundlich ablehnend, in die Arme der verzweifelten Mutter legte. — Wölfe, die in ihrer Einbil dung rudelweise die weidenden Schafherden heißhungrig umschlichen, verscheuchte sie einzig und allein mit ihrem drohenden Blick, nnd so verbreitete sie überall, wo sie sich nur zeigte, Glück und Segen und wurde zum Dank von allen wie eine Heilige verehrt. Sie träumte diese Heldentaten mit solch' einer auf regenden WirklichkeitSvorstellung, daß sie förmlich zitterte. Ihre Wangen glühten, ihre Spitzbubenaugen strahlten vor Lust und Freude und das Haar, welches sie sich, nm einer richtigen Walküre zu gleichen, aufgeknotet hatte, flog zer zaust und verwildert um den Kopf herum. Jetzt lieb sie sich müde ins Gras fallen und sah, als sie sich von dem tollen Laus erholt hatte, ernüchtert um sich. „Ach Gott", seufzte sie, „die Geschichte ist eigentlich schrecklich fade. Wenn doch einmal wirklich ein Kind ins Wasser fiel oder — sie hielt erschrocken inne, be kreuzigte sich, wie sie es von den Bauernweibcrn gesellen hatte, und bat ganz inbrünstig — „o du himmlischer Vater, verzeih' mir den sündigen Gedanken, ich habe mir nichts Böses dabet gedacht. Ich will von nun an auch geiviß recht ernsthaft werden undda sah sie einen Hasen aufsprtngen, streifte ein», zwei den einen Sckuh vom Fuße, und diesen als Wurfgeschoß benutzend, holperte sie dem Ausreißer mit wahrem Jndtanergehenl nach. Aber auch diese» Vergnügen fand bald sein Ende, da Meister Lampe absolut keinen Sinn für Humor besaß und schleunigst verschwand. „Feigling, Hasenfuß", schrie sie ihm lachend nach und kauerte sich dann an einer anderen Stelle de» Ufer» nieder. . . Plötzlich schlug ein eigentümlich glucksender Laut au» dem Schilf an ihr Ohr. Neugierig horchte sie auf und sofort sah sie sich in Ge danken von gefräßigen Kaiman», Alligatoren, Flußpferden und sonstigen beutegierigen Ungeheuern überfallen. Eine Zeitlang wartete sie gespannt, als aber absolut nicht» Außergewöhnliche» eintrat, ging sie dem gleichmäßigen Geräusch nach. Da, al» sie da» Schilf auseinanderbog, entschlüpfte ihr ein Freudenschrei. Angebunden an einem Pflock, schaukelte hier ein «ahn l (Fortsetzung folgt).
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