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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040219022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-19
- Monat1904-02
- Jahr1904
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 2S Reklamen unter dem Strdakttousstrich (»gespulte«) 7Ü ^L, nach den Familiconach. richte» (v getvalten) bO Tabellarischer und Zifiernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Ertru»Betl«»eu (gefalzt), nur mit der Morgen»Ausgabe, ob», Poslbrsörderung ^ll VO-—, mit Poslbrsörderung 70—. Annatzmeschlus, für Anzeige«: Abrnd'Au-gabe: vormittag- 10 Uhr. Marge».AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol; in Leipzig Huh. Or. V.,R. L W. Kliulhardt). Nr. S1. Freitan den 19. Februar 1904. 98. Jahrgang. Var Mchtigrle vom Lage. * AöniH Georg erteilte heute vormittag im König!. Palai» zu Leipzig einer Deputation de» BerirkS Vorstandes deS Bunde» König!. Sächsischer Milrtärvereine Audienz; dann besichtigte er da» Typographische Institut von Giesecke ck Devrient und die Kammgarnspinnerei von Stöhr ck Co. * 9» unterrichteten Kreisen erwartet man, daß die gegen wärtig in Rom gepflogenen deutsch - italienischen Handel»vertrag»verhandlungen bald rum Abschluß gelangen. Wahrscheinlich kommen dann demnächst die Verhand lungen mit Belgien an die Reihe. * In Bunde»rat»kreisen wird angenommen, dem Eingänge der Börsensteuer Novelle sei im Reichstage binnen kurzem entgegenzusehen. Ob sie deu hochgespannten Erwartungen entspricht, darf al» einigermaßen fraglich betrachtet werden. * Zum russischen Finanzminister ist der bisherige ReichSiekretär Kokofgow ernannt worden. * Ein von den Japanern beschlagnahmter deutscher Dampfer wuroe auf Reklamation de- deutschen Konsuls wieder freigegeben. Lum flerero vukrtanäe. Wie sehr diejenigen geirrt haben, die annahmen, daß mit dem Entsätze von Okahanbja und dem Zurückweichen der dort wohnenden Herero in die Objosongati-Berge das mittlere Damaraland nunmehr zum Frieden gebracht sei, so daß für unsere Marine-Truppen nichts mehr zu tun übrig bletbe, — da» haben uns die letzten Nachrichten ge zeigt. Wenn auch die im Osten wohnenden Herero des Kapitäns Samuel von Okahandja, die Ovambandjerus und Betschuanen von Gobabis und die am Waterberg wohnenden Eingeborenen mit ihrem Vieh nach Osten aus. gewichen sind, so bleiben doch im Lande selbst noch genug Feinde zurück. So haben sich die Herero des Kapitäns Zacharias von Otstmbingwe mit ihren Herden in daS Khomas - Hochland zurückgezogen, Teile der Herero de» Kapitän» Michael von Omaruru, zugleich mit Bergdamaras, von Okombahe, in da» Ocherongo-Gebirge geworfen. Ersteres erstreckt sich, wild zerklüstet, südlich deS Swakop von der Straße Oka- bandja—Windhoek an nach Westen bis über Otjimbingwe binauS, daS letztere liegt westlich der Straße Karibtb— Omaruru. AuS den Schluchten dieser Berge hervor brechend, können uns die Eingeborenen viel Schaben tun; insbesondere dadurch, daß sie unsere Trnppenmacht, die wir sonst irr voller Stärke nach dem Osten und dem Norden werfen könnten, schwächen — denn wir müllen die Bahn und größere Plätze besetzt halten. Ferner bleiben nach wie vor die rückwärtigen Verbindungen der vor rückenden Truppen fortgesetzt gefährdet. Die Herero kämpfen diesmal also nach vollkommen überlegten Plänen, al» Seele de» Ganzen muß ich wiederum, wie schon früher, Afser Riarua, den Sohn deS alten „Feldhaupt- mann» Riarna" der Okahandfa-Herero, bezeichnen. Vergegenwärtigen wir uns nun noch einmal kurz, wo sich unsere Truppen befinden: Im süd < n befindet sich die Kompagnie Kertmannshoop, die Kompaanie Wind, hoek, die Gebirgs-atterie Otsimukoka und Abteilungen non Wilbooi- und Bastard-Neitern von Nehoboth. Der Gouverneur hat dies« Truppen dort lasten müssen, um einen Wiederausbruch des Bondelzwart-Aufstandes zu verhindern und um deren Entwaffnung durchzuführen. Oberst Leutwein selbst ging über Lüderitzbucht und Swakopmund, Karibik nach Windhoek zurück, um die Leitung der Operationen zu übernehmen. Zugleich mit ihm verließ die Kompagnie Omaruru «Franke) den Süden, marschierte auf Windhoek, entsetzte Okahanbja und gc- langte von hier nach Erstürmung des Herero-Hanptlager» am Kaiser WilhelmSberg in einem brillanten Marsche in einem Tage nach Omaruru, das nach schwerem Kamps und Verlusten genommen wird. Tann selbst belagert, befreit ihn das Gerücht vom Anmarsch deS Detachements von Winkler von Karibtb her. Die Herero ziehen hier ab und werfen sich zum Teil ins Ocherongo-Gebirge nach Westen. Ter Haupttrupp mit Viehherden zieht nordvst. wärts nach dem Materberg und soll sich dort verschanzen, nm den Abzug des Viehes nach dem O st e n zu decken. Hauptmann Franke verfolgt sie mit seiner Kompagnie nach dem Waterberg. Ferner befinden sich auf dem Marsche nach dem Osten die Detachements von Winkler und Eggers, die, mit der Bahn bis Windhoek befördert, den Auftrag haben. Gobabis zu entsetzen. Tie dortige, be sonders starsk^Feste wird vom Detachement Strcitwolf gehalten. Zur Verstärkung dieser Detachements mar. schirrte die Kompagnie Ftschel (Marine-Jnfanterie) mit einem Maschinengewehr und zwei Geschützen von Wind, hoek nach Gobabis ab. Sowohl Detachement v. Winkler, als eine starke Patrouille der Marine-Infanterie sind znm Kampfe gekommen. Ersteres bei Anfis (2 Berwun. bete), die letztere vor SceiS <8 Tote, 2 Verwundete). fSeeis ist der bekannte Truppen.Uebungsplatz östlich Windhoek.) Im Norden befindet sich die Kompagnie Ontjo (Haupt, mann Kliefoth), deren Führer bet einem Versuch, nach Omaruru vorzustoßen, durch die Schulter geschossen wurde. Auch hierhin wurde eine Kompagnie Marine infanterie mit 2 Geschützen abgoordnet, bei der sich Major v. Estorfs befindet, der somit bestimmt zu sein scheint, mit drei Kompagnien (Omaruru, Outjo, Marine) die Nord grenze gegen die OvamboS zu halten und gegeben Falles wohl auch gegen die immer aufsässigen Kapitäne der Ovambos bis znm «Kunenr hin vorzugehen. DaS mittlere Damaraland ist von Detachements besetzt in Karibik und Okahandja, ferner sind alle Stationen befestigt und besetzt von den Reitern deS Eisenbahn-Detachements. Efine starke NekognoszierungSabteilung, die ein Geschütz mit- sührte, ist unter Oberleutnant Ritter und Kuhn östlich von Otjimbingwe zum Schießen gekommen; wahrscheinlich gegen Herero KeS Kapitäns Zacharias Zeraua von Otjimbingwe, die jetzt südlich des Swakop in den Bergen sitzen. Die Absicht der Herero ist nnn augenscheinlich die, ihre Herden nach Osten über die Grenze zu bringen, daher der Widerstand am Waterberg und bei Gobabis. Die kleinen Trupvs im Lande se'bst sollen ersichtlich nur be. unruhigen. Es ist mithin für unsere Schutztruppe not wendig, möglichst schnell die Ostgrenze zu erreichen «nd zu begehen, vor den Herero. Dies kann nun nur mit einer berittenen Trupve erreicht werden. Die Be« schleunigung des Pferdetr an Sport» von Argentinien nach Südwestasrika kann somit nicht eifrig genug betrieben werben. Zudem ist die Zeit der „Ple^ve- sterbe" in wenigen Wochen vorüber, so daß dann größere Verluste nicht mehr zu fürchten sind. — Die Erreichung der Nordgrenze unseres Schutzgebietes am Kunene durch daS Korps v. Estorfs ist aus dem Grunde dringend erwünscht, daß endlich einmal dem Munition, und Gewehrlchmuggel, der von portugiesischem Gebier herüber betrieben wird, ein Ziel gesetzt wird. Das dort sich erstreckende Gebiet der Ovambos ist noch nicht unter worfen. Tie Ovambo-Kapitäne —insbesondere Nichale und Nechumbo — haben größere deutsche Truppen-Abtetlungen und besonders Geschütze überhaupt noch ntcht oe'ehen. Sie halten ihre von starken Pallisaden umgebenen Werften für uneinnehmbar und sind den kleinen Patrouillen, die man bisher inS Ovamboland sandte, immer überlegen ge wesen. Daß der Mord deS Händler- Paasche bis jetzt un. gerächt blieb, dürste ihre Achtung vor der Stärke der Schutztruppe auch kaum vermekxrt hcrben. Man benutze daher die Gelegenheit und zeige den übermütigen Kapitänen die Wirkung von Granaten aus ihre Palltsabenwände, hinter denen sie sich für so sicher halten! Kell, Oberleutnant im Eisenbahn-Regiment Nr. 2. Der russisch-japanische Arieg. N» fsitcbe Vo bereitungc» zu Lande. * Eharbm, 18. Februar. (Meldung der Russischen Tele graphen - Agentur.) Der Schutz der ostchinesischen Bahn ist dem Ckef der TranSamur-Grenzwache General Tchitchagow übertragen worden. Ueberall werden Ab teilungen Freiwilliger gebildet, zu deren Cbes der Oberst von der Grenzwache Sarembo ernannt worden ist. Die Handelsabteilung der Ostchinesischen Bahn ist bemüht, normale Preise für Produkte und Fourage aufrecht zu erhalten und diese für die Dauer des Krieges zu beschaffen. Russische Bereitschaft. Aus einem Privatbriefe de» Kommandanten deS bei Tschcmulpo untergegaugenen russischen Kanonenboote» „Ko re je tz", de« Kapitäns P. S. Begajew, führt die „Now. Wremja" folgende Worte an: Ich bin jeden Augenblick bereit, in See zu gehen... Tag für Tag erwarten wir den Kampf mit den Japanern, erwarten!?) wir einen unerwarteten Ueberfall ohne Kriegserklärung . . . Alle Holzteile bringen wir ans Ufer ... Mein Schiff ist ganz ungepanzert. Die Kraft ist nur offensiv, besteht in ven Geschützen, in dem guten Geist der Mannschaft. Wir Russen verlassen uns häufig auf diesen Geist und gehen daraufhin vor. Vielleicht wird er uns auch hier durchhelfen. Ich werde alles tun, was ich für notwendig kalt« ... Wenn ich aber in den Grund gebohrt oder getötet werde, so gedenket meiner mit einem guten Worte. Der Brief ist am 27. Dezember a. St. geschrieben und am lS. Januar hier eingetroffen. Der „Korejetz" hat sich vor drei Jahren bei der Einnahme der TakufortS ausge zeichnet. Japanische Flotte. * London, 18. Februar^ (Reuter.) Die japanische Ge sandtschaft erhielt ein amtliche« Telegramm aus Tokio, das besagt, daß bisher von den Japanern kein Beriuch gemacht sei, in der Nähe der Pigeonbucht oder deren Umgebung zu landen und daß bi» jetzt keine japanischen Schiffe zerstört, vielmehr die Gefechtsstärke der japanischen Flotte unversehrt sei. Tie Tfchemulpo-Gefangenen. Einer Meldung der „Tribuna" aus Wusung zufolge ist der französische Kreuzer „Pascal" mit den Ueber- lebenden des russischen Kreuzers „Warjag" und des Kanonen- bole« „Korejez" dort eingetroffen und wird sich von dort nach Saigon begeben, wo die Ueberlebenden bis zur Be endigung deS Kriege» bleiben sollen. „PaScctt" werde in Schanghai französische Offiziere an Bord nehmen, Vie, wie es heißt, zum Schutze der französischen Gesandt schaft nach Söul gehen sollten. Man erwarte in Wusung den englischen Kreuzer „Talbot", der an Bord befindliche russische Flüchtlinge nach Hongkong bringen solle. Kaperungen. * Port Arthur, 18. Februar. «Ruff. Telkgr.» Agentur.) Es heißt, daß die der Ochotsk Kamschatka-Grsellschaft gehörenden Tampier „Kotik" und „Vobrik" von den Japanern gekapert seien. * Port Arthur, 18. Februar. Der Berichterstatter des „Navi Krai" in Nagasaki meldet, am 7. Februar wurden in Nagasaki von den Japaner« die russischen Dampfer „Manbschuria", „Schilka" und „Mulden", die von den Firmen Guenzbura, Orrtjchki und Schleipner befrachtet waren, beschlagnahmt. Später wurde der Dampfer „Mukden" freigegeben und nach Tschifu gebracht. lieber die Beschlagnahme des nach Russisch-Sibirien bestimm ten deutschen Dampfer» „Emma" der Firma Jebsen durch ein japanisches Kanonenboot wird der „Kölnischen Zeitung" aus Berlin gemeldet: Der Dampfer ist wieder freigegeben worden. Die Angelegenheit wurde durch die Japaner in durchaus zufrieden- stellender und entgegenkommender Weise geregelt, indem sie dem deutschen Konsul ihre Entschuldigung aussprachen und den Kom mandanten des Kanonenboote» feines Kommandos enthoben. Die „Emma" geht nach Tsingtau. Völkerrechtliche-. * Loudon, 18. Februar. Unterhaus. Ja Erwiderung auf mehrere Anfragen erklärt Unterstaatssekretär Percy, die Regierung glaube nicht, daß der Umstand, daß Rußland die Bettimmungen der Konvention über die Räumung der Mandschurei nicht eingehakten habe, ibr daSRecht gebe, der chinesischen Regierung zu empfehlen, den Vertrag von Aigun zu kündigen, der seit 1858 in Kraft sei und gegen den bisher noch keinerlei Einwand erhoben sei. WaS die Grundsätze betreffe, welche für die Schiffahrt im Suez-Kanal während Kriegszeiten maßgebend seien, so halte sich hier die Regierung an die Note de» Minister» deS Aeußern Grafen Derby vom 6. Mai 1877 an den russischen Botschafter und halte dafür, daß die in den Artikeln 1 bi» S der Suez-Kanal-Konventiou vom Oktober 1888 niedergelegten Bestimmungen sich in Ueber- einftimmuna mit jenen Grundsätzen befänden. Die von der egyptischen Regierung am 10. d. M. erlassene Verordnung war dazu bestimmt, den zweiten Paragraphen de» Artikel» 4 in Wirksamkeit trete» zu lassen. Haltung Spanten-. * Ms-ri-, 19. Februar. (Tel.) Einigen Journalisten gegenüber erklärte der Krieg-Minister, er mobilisiere die verfügbaren Teile de» Heeres, obgleich der russisch-japanische Konflikt Spanien nicht interessiere. Spanien müsse indessen gegen alle Eventualitäten Vorkehrungen treffen. Ueber die Punkte aber, welche befestigt werden müßten, müsse auS Patriotismus Stillichweigen beobachtet werden. Der Ministerpräsident erklärte, die vom Kriegsminister getroffenen Maßnahmen seien einzig und allein von der Vorsicht eingegeben und nicht auf Vie Anregung England» rurtickzusühren. Der russische Bot schafter hat dem Minister de» Aeußern einen Besuch abgestattet. Der Seekamps bet Lschemulpo. F. A. Mackenzie, der Berichterstatter der „Daily Mail"! in Söul, gibt unterm 10. Februar eine höchst anschaulich«, eingehende Schilderung des Seekampses bei Tschemulpo. Nm 9. morgens, schreibt er, kündigte der japanische Admi ral dem russischen Kommandeur den Kriegszustand an und teilte ihm mit, falls die beiden russischen Kriegsschiffe nicht bis um Mittag den Hasen verließen, würde er sie dort angreifen. Darauf hielt der Kapitän des „Warjag um 7 Uyr in der Frühe an Bord deS britischen Kriegs schiffes „Talbot" mit den Kapitänen der Schiffe Eng lands, Frankreichs un- Italiens Beratung un- ersuchte Feuilleton. si Ein angenehmes Erbe. Roman von Viktor von ReiSner. .Nachdruck ver'oten.1 Die Gräfin, ein, Dam, anfang» der Vierzig, war von übersprudelnder Liebenswürdigkeit unk nahm Frau von Höchstseld sofort für sich in Beschlag. „Ihre Kinder" — sagte sie in unverfälscht wienerischem Dialekt — „haben wir ja schon kennen gelernt. Da kann i Ihnen nur gratulieren. Ihr Herr Sohn — na, da versteht sich ja von selbst — ist der vollendet« Kavalier aber auch die Kleine wird sich fein herausmachen, sie hüt ganz das Zeug -az«, den Mannern einmal die Köpfe zu verdrehen." Erna warf ihr von untrnauf einen heißen DankeS- blick zu «nd wünschte au» ganzem Herzen, baß ihr« Mama auch sv klug dächte. Fra« von Höchstseld hingegen «ar im höchsten Zweifel, wie sie -U Worte der Gräfin auffassen sollte, ob si» Nicht eine Malier dahinter verberge. Und nachdem sie für -i« durch Erna verursachte Aufregung um Ent» schuldig«»« gebeten und auch ihren Dank für die ihr zu teil gewordene Sorge ausgesprochen hatte, sagte sie schwer beklommene» Herzen»; „Ach Gott, was müssen Sie über meine Erziehung ge dacht haben l Das Kind macht mir aber auch zu vielen Kummer, ich komme ihretwegen gar nicht au» der Angst und Aufregung heraus!" ,Mamal" — wagte Erna vorwurfsvoll zu lispeln. ^Ia, ja" — seufzte diese — „da ist kein Geheimnis mehr zu mache», du hast -ich ja gestern selbst gleich so vorteilhaft biet eingeführt." Die Gräfin sah st« ganz verwundert an. Endlich sagte si»: „Ja, i hab erst denkt, daß Sie Spaß Machen, aber wenn -a- Jht Ernst ist, dann begreif t Sie wirtlich nit. Jesu» nein, so feinS doch froh, -aß da» Kind a bifserl Blut in den Adern bat/ „Aber Sitte und Anstand müssen doch gewahrt werden!" „DaS schon, da» schon" — pflichtete ihr die Gräfin bei — „i wüßt aber wirklich nit, wie st« sich dagegen ver fehlt haben sollt?" „Sie scheinen nicht zu wissen, Krau Gräfin, daß sie mit Ihren Söhnen — mit Ihren männlichen Löhnen durchs Wasser watete!" Die Gräfin fing herzhaft zu lachen an und trotz deS auf sie gerichteten strengen Blicke- ließ sie sich darin nicht beirren. „Meine liebste Krau von Höchstseld, nehmen Lie mir - nit übel, aber dabei kann i nit ernst bleiben" — sprudelte sie zwischendurch — „Sie sind darin wirklich a kleins bisserl --- aber nit bös sein — komisch." ,Lch verstehe Ihre Heiterkeit nicht" — erklärte Frau von Höchstseld mit abweisender Gemessenheit. „Und i kann Si« nit verstehn, denn erstens sind meine zwei Buben noch lange keine Männer, und dann müßt i auch wirklich nit, was die Klein« hätt ansangen sollen? I bitt Sie, si« könnt doch unmöglich über Nacht im Kahn sitzen bleiben und die Stern anbetenl Na, i dank, heut hätt s' ein schönen Schnupfen wea." Frau von Höchstseld fühlt«, baß st« gehen diese Aus fassung nicht auftomwen konnte, und da sie den Gegen stand nicht aus die Spitze treiben wollte, so sagte sie nur seufzend: „sie kennen Ernas unruhigen Geist nicht, sonst würden Sie meine schwere Sorgen begreifen. Ihre Kinder haben wahrscheinlich ein gesetzteres Wesen." „I bewahre" — rief die Gräfin lachend — „i könnt mich auch gar ntt freun, wenn s' solch Duckmäuser wären. Zum sein stillsiyen haben s' Zeit, bi» s alt sind — Jugend m«ß au-toben." Frau von Höchstseld sandte einen verzweifelten Blick zu ihrem Gatten hinüber, der sich in einer anderen Ecke de» Zimmer» mit dem Grafen niedergelassen hatte und ihm seine Pläne über di« gründliche Umgestaltung de» Butt» auSeinandersrtzte. „Wie e» bisher ging, darf e» keinesfalls weiter gehen" — schloß er eben — „denn da» war die reine Hottentottenwirtschaft!" Det Graf hatte ihm nttt höflicher Aufmerksamkeit, bi-r und da etn heimliches Lächeln im Keime erstickend, -«gehört. „Ihre Intentionen sind jedenfalls sehr lobenswert, mein lieber Herr Major" — sagte er endlich — „nur lassen si, sich bei un» leider ntcht verwirklichen." „Und warum nicht?" „AuS verschiedenen Gründen. Ersten» brauchten Si« zu der von Ihnen geplanten Brennerei und zu der Zuckerfabrik «inen Stock geübter Arbeiter." „Tie verschreibe ich mir von außerhalb." „Unser Bauer wird sich aber nie dazu abrichten lassen." „Er wird schon" — sagte Herr von Hüchstfel- zuver sichtlich — „wenn er nur erst sicht, wie viel mehr er in der Fabrik verdient." „Nein, er wird es nicht" -- widersprach ihm der Graf — „Sie werden sich bald genug selvst davon überzeugen, wie wenig unseren Leuten am Geld« liegt. Wenn sich so ein Kerl einen Gulden verdient hat, dann ist er die ganze Woche vorm Verhungern geschützt un arbeitet nichts mehr. Dann legt er sich mit seiner Schnapsflasche, einem Renten MaiSbkktt und einigen Zwiebeln in ein sonniges Wiukelchen, läßt unser» lieben Herrgott einen guten Mann sein Un- tauscht mit keinem König." Den Major belief ein leiser Zweifel an der Ausfuhr« barkeit seiner Ideen, dann aber erinnert« er sich Herrn von Szabo» Rede, der ilnn ausdrücklich prophezeit hatte, daß er in der Indolenz der Gutsbesitzer und Geistlichen, welche die Bauern absichtlich in Faulheit und Dummheit ließen, Pt« ärgsten und gefährlichsten Widersacher finden würde. „Na, es wird sich ja zeigen, wer Recht behält" — meinte er deshalb schmunzelnd. ,/Sie scheinen Meine Warnung nicht für berechtigt zu halten" — sagte der Gras mit leichtem Ltirnrunzeln — „da» würde mir in Ihrem Interesse schon insofern leid tun, da e» Sie ein schwere» Lehrgeld kosten wirb. Doch nun zum zweiten Grunde. Wie denken Sie sich denn den Transport auf unseren grundlosen Wegen? Die Fracht würde ja Ibre Produkte so verteuern, daß st« gar ntcht konkurrenzfähig wären." „Nun, einmal wird die Regierung doch auch etwa» für diesen LandcSteil tun müssen." „ES fragt sich nur, ob wir das noch erleben!" — setzte der Graf seinen imaginären Hoffnungen «inen Dämpfer auf. „Aber angenommen, Lie behielten auch dartn Recht, so würde sich Ihre Brennerei schon deshalb nicht tendieren, weit wir hier den viel billigeren Pflaumen schnaps haben, welchen sich die Leute selbst Herstellen, und Ihre Zuckersabrikation würde daran scheitern, baß unsere Rüben viel zu wenig zuckerhaltig sind." Lin überlegenes Lächeln spielte um de» Major- Lippen. „Nun, was das betrifft" — sagte er — „so bin ich schon beruhigt. Mein GutSinsvektor hat hier im Lande gezogene Rüben analysieren lassen, wobei sich da» Gegenteil herausstellte." Der Gras sah ihn verdutzt an. „Das nimmt mich Wunder" — meinte er bedächtig — „denn auch ich habe vor Jahren Versuche angesicllt, die aber keine Rentabilität versprachen." — Dann schoß ihm ein eigentümlicher Verdacht durch den Kopf, und er fragte: „Sie haben schütt einen Gutsinspektor? Wer ist es denn?" „Ein Herr von Szabo, -er lange Jahre General- -irektor der gräflich Jülöpschen Herrschaft war." Graf Stepenaz schnellte mit einem Satze in die Höhe. „Ja, dann begreife ich freilich das günstige Resultat" — sagte er — „Lzabo wird sich hüten, Ihnen reinen Wein einzuschenken — da» wäre doch gegen sein Interesse." „Wieso?" — sragte der Major, sich gleichfalls er hebend. Einen kurzen Moment überlegte Stepenaz, dann entgegnete er: „Ich weiß nicht, wie Sie gerade zu dieser Akquisition gekommen find, aber «in Freund kann es nicht gewesen sein, der ihn Ihnen empfohlen hat. Szabo ist ein Mensch, der sich, obgleich man ihm nichts Bestimmtes nachweifen kann, eines nicht sehr günstigen Rufes er- freut. So viel ist jedenfalls sicher, daß er alle die Güter, wo er freie Hand zum Wirtschaften hatte, in kürzester Zett an den Bettelstab brachte, und zwar ausschließlich durch die unsinnigsten Neuerungen, die ein Heidengeld verschlangen, und von dem wohl ein reichlicher Teil in seine eigene Tasche floß." Mit seltener Ruhe hörte Herr von Höchstseld diese Beschuldigung an. Ihm war sofort klar, daß dies der erste Angriff auf -en „Fremden", aus den „Eindring, ling" war. — machte er deshalb gedehnt. „Wenn dem tatsächlich so wäre, dann müßte er doch Uber ein Vermögen verfügen und braucht« nicht mehr in Dienst zu gehen." „Für diese» Rätsel gibt e» eine ganz einfache Lösung" — entgegnete Graf Stepenaz — „er ist rin notorischer Spieler! Und nun, da ich Sie, wie ich «S für meine Pflicht hielt, aukklärte, können wir wohl die» Thema für heute fallen lassen, um endlich -a- vilikum zu trinken." Auf seinen Wink stürzten -ie beiden Brüder, die bis her au» respektvoller Entfernung Erna mit scheuer ve»
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