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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040222011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904022201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904022201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-22
- Monat1904-02
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vezugS-PreiS ta der LaopteMedttto» oder der»» >»sg«bs- stellen avgtholt: vtertrljährttch 8.—, bei zweimalig»! täglicher Zustellung in» Hau» 8.7V. Durch die Pvst bezogen für Deutsch, laud u. Oesterreich vierteljährlich ^tl 4.K0, für di» übrig«» Länder laut Z«itung«prei»list». nn» Sxpetzitto»: Johanntsgafl» 8. Aernspricher 1KS u. 222. Alfred tzah n. vnchhandlg., Universttät-str. 8 ^ernspr.Nr. 404«), ü. Lösche, Katharineu- siraße 14 (Fernsprecher Nr SSSü) u. Könia»- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7 KOK). Dresdea: Marieastraßr34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1718). Haupt'Filtale verltt». CarlDuncker, Hrr»gl.Bayr.tzofbuchbaudlg., Lützowskaß« 10(Fernsprechrr«mtVI Nr4603.) Nr. 95. Morgen-Ausgabe. MpMrr.TllMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Montag den 22. Februar 1904. Anzeigerr-Prel- die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Nedaktton-sirich (»gespalten) 7K nach den FamüieiiNach richten (8 gespalten) KO -ii- Tabellarischer und Zifsernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen and Ossertrnannahmr 2K Ertra-veilNge» (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgab«, ohne Postbeförderuug »l 60.—, mit Popbefbrdrrnng 70.—. «nnatzmefchlutz für ««zeige«: Abend.««»gab«: vormittag» 10 Up. Morgen-Au-gab«: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an dir Expeditton zu Achten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pslz in Leipzig (Inh. vr. «., R. L W. »linkhardK 98. Jahrgang. Var Wichtig«« vom lag«. * Der Kaiser wird, wie jetzt verlautet, seine Mittel meerfahrt am 5. März antreten. * Dem Windhoeker Hilf»comit4 für die ge schädigten Ansiedler in Deutsch-Südwestafrrka sind als erste Rate 30 000 übersandt worden. * Die Novelle zum Börsengesetze ist am Sonn abend dem Reichstage zugegangen. * Wenn auch im Reichstag demnächst die altbekannte Anregung für eine Wehrsteuer ergehen sollte, so herrscht doch im BundeSrate leider die Meinung vor, es bestehe keine Aussicht, daß zur Zeit von Seiten der ver bündeten Regierungen der Ausführung eines solchen Projektes nähergetreten werden könnte. * Die Japaner, welche in der Mandschurei Brücken zu sprengen versuchten, sind hingerichtet worden. * Die Japanische Kriegsanleihe ist zweimal überzeichnet worden. Larlsmentrrcdau. Die Berliner Parlamentswoche. Dte parlamentarische Depression der vorigen Woche, die geradezu an den Zustand des Katzenjammers ge mahnte, wandelte sich mit dem Augenblicke in einen sach lichen und formellen Aufschwung, in eine innere Ver tiefung und rhetorische Vollendung, als mit Bewilligung deS Kapitels ,Meichsversicherungsamt" der letzte Anknüpfungspunkt an die leidige, wortver- schwenderische Sozialpoliik dahi»schwand. Das war am Montag, als man sich noch über ein paar Kleinigkeiten des vielgestaltigen Reichsversicherungsamtes unterhielt, um mit der Kunst zu endigen. Schon des Herrn Spahn Auftreten Verbreitete Erstaunen ringsum: Der Zentrums gewaltige schwärmte ja fast für die Moderne, für die Sezession und für Liebermann, der nüchterne Jurist hielt einen beinahe kunstverständigen Vortrag über das Wesen der Sezession und ihren Ursprung, über Manet, ihren Be gründer und seine Art, die Dinge zu sehen und darzu stellen, wie sie, von Licht und «Luft umflossen, sich dem Auge zeigen. Das hätte man im Reichstage nicht er wartet, am wenigsten aber vom Zentrum. Noch größer aber war die Ueberraschung am folgenden Tage, als der Reichstag sich zu einer in ihrer Einheitlichkeit, Geschlossen heit und sachlichen wie rednerischen Höhe geradezu im posanten Kundgebung für die Freiheit der Kunst erhob, für ihre Befreiung von aller höfischen und obrigkeitlichen Bevormundung. Da gab es von der äußersten Linken bis zu den Konservativen, von Herrn Singer bis zu Herrn v. Kardorff nur eine Meinung, nur eine Partei) und daß gerade ein Mann von der Vergangen heit des Herrn v. K a rd ors f, der im Kampfe für mon archische Autorität grau geworden, es offen und energisch ausfprach, daß die wahre Kunst nur in der Sonne -er Freiheit erblüht, daß der Staat und dessen Oberhaupt dte Kunst nicht dadurch fördern, indem sie eine mißliebige Richtung zu unterdrücken suchen, das erzeugte den tiefsten und nachhaltigsten Eindruck. Die Regierung freilich spielte dabei keine sonderlich beneidenswerte Rolle und dem vielgewandten, in allen Sätteln gerechten Grafen v. Posadowsky war förmlich von seinen melancho lischen Mienen abzulesen, baß er sich in seiner Haut nicht wohl fühlte. Aber was half's? Er hatte jedenfalls das Wort des großen Gottesmannes für sich: ,Hter stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen!" Die große Kunstdcbatte lehrte wieder einmal, daß nicht bloß eine ganz achtungswcrte Summe von Wissen und ehrlicher, überzcugungstreucr Unabhängigkeit in unse rem Parlamente steckt — das muß sich ja im Grunde von sellhst verstechen — sondern daß auch die stärksten und viel leicht nachhaltigsten parlamentarischen Erfolge nicht durch Aufwand an großen äußeren Mitteln, schreiender Bcredt- samkeit, lärmenden Unterbrechungen und ähnlichen Mit teln parlamentarischer Regie erreicht werden, sondern durch sachliche Vertiefung und schlichte Reden. Und wie man hoffen darf, daß den leitenden Kreisen diese Debatte für die Zukunft eine heilsame Lehre geben wird, so freuen wir uns auch im Interesse unseres Liberalismus dieses unbestrittenen Erfolges für die deutsche Kunst. Nachdem das Reichsamt des Innern verabschiedet und Graf Posadowsky mit einem Seufzer tiefster Erleich terung seine Akten gepackt, wandte man sich dem Reffort des Herrn Kraetke zu, der Reich 8post. Und die alljährlich auftauchende Fülle der Wünsche, Klagen, Hoff nungen und Beschwerden kam auch diesmal unvermindert wieder: die Wünsche nach materieller Besserstellung der Ober- nnd Unterbeamten, nach Verminderung -er Dienst zeit, nach Vermehrung der Sonntagsruhe, nach Erleichte rung -er Koalitionsfreiheit, nach Vermehrung -er Fern- sprechstellen und wie sie alle heißen. Herr Kraetke aber, äußerlich wohlwollend, 'höflich und zuvorkommend, bleibt sachlich unerschütterlich^ er verspricht fgvar, dafür zu sorgen, daß die Lage ferner ^amteu rttcht v r s u ?<. .7^ rert werde, im übrigen aber ist er überzeugt, -aß ,<c eS gar nicht bester haben könnten. "Denn am Ende ist er ja -och verpflichtet, Ucberschüffe zu liefern, nicht zu knappe Ueberschüfle! Mit der Bewilligung des Gehalts für den Staats sekretär endigte am Sonnabend die Postdebatte, die als hübsche politische Episode noch den drolligen Bruderkrieg zwischen dem National-Sozialen v. Gerlach nnd dem Volksparteiler Kopsch zeitigte. Im preußischen Abgeordneten Hause stritt man sich in der Woche um Handel und Börse, wo bei der scharfe Angriff des Herrn v. Zedlitz auf den sozialpolitischen Grafen v. Posadowsky daS größte Auf sehen erregte. 8.81c. Die sächsische Parlamentswoche. Man kann nicht sagen, daß die Verhandlungen in den beiden Kammern unseres Landtages sonderlich aufregend wären. Das liegt in erster Linie wohl an dem Stoff, auf dem die Beratungen sich aufbauen. Die Fragen, um die es sich hier dreht, sind so ziemlich alle von der Arr, die man im guten Sinne hausbacken nennen kann: sie betreffen alle mit geringen Ausnahmen wirtschaftliche Verhältnisse. Und wenn nun der Landtag sich in der Lage eines Hausvaters befindet, der nicht so viel hat, wie er gern ausgeben möchte, so ist das zwar für alle Be teiligten bedauerlich, aber es dient nicht zum Anlaß, sich sonderlich zu ereifern. Die Losung: „Sparen, sparen, sparen!" wirkt unverkennbar einschränkend und lähmend auf die parlamentarische Unternehmungslust. Dazu kommt noch, daß wir unter den Mitgliedern beider Kam mern keinen Uebcrfluß an wirklich temperamentvollen Rednern haben. Wenn man von einigen Hinterwäld lern" absieht, die, in jedem Parlament vertreten, für die unfreiwillige Komik zu sorgen pflegen, muß man der Mehrzahl unserer Landtagsabgcordnctcn zugestchen, daß ihre Auslastungen im Parlament an Sachlichkeit und Würde nichts zu wünschen übrig lasten. Aber cs liegt in diesen Reden nichts .Hinreißendes, nichts, was den Hörer gefangen ninmtt. Der temperamentvollste von allen Rednern, die man diesen Winter in dem altersgrauen Landhaus an der König Johannstraße gehört hat, ist ent schieden unser Finanzminister, Herr vr. Rüger. Seine Sprache ist formenschön und bilderreich; der Vortrag, wenn er auch beim ersten Hören etwas eintönig und mur melnd klingt, warm und fesselnd. Man kann ihm, wie sich bei seiner großen Kinanzrede beim Beginn der Etat beratungen, die -och gewiß einen recht trockenen Stofs behandelten, gezeigt hat, stundenlang zuhören, ohne zu er müden; das Interesse für seine Ausführungen bleibt bis zum letzten Satze wach. Freilich reißt ihn sein Tempera ment zuweilen zu Polemiken hin, deren Tragweite er im Moment schwerlich zu übersehen vermag. Dies gilt z. B. von seiner Kritik des liberalen Gedan kens, „von -em niemand wisse, was er eigentlich sei." In der vergangenen Woche hat -er Finanzminister zwei mal in der Ersten Kammer das Wort ergriffen, und diese beiden Reden sind wohl das Interessanteste aus der an „Ereignissen" armen Parlamentswoche. Was er da über di>. Pflichttreu der sächsischen Beamten ge ¬ sagt hat, wird jeder Staatsbürger getrost unterschreiben; dagegen erregte seine Behauptung, die Berufsfreudtgkeit des Beamten sei vollständig unabhängig von seinem Ge halt, selbst bei den sonst so gemessenen Mitgliedern der Ersten Kammer Heiterkeit und Widerspruch. Bei -er „Kunstdebatte" — auch unsere Erste Kammer hatte in dieser Woche eine solche — bezeichnete der Herr Finanz minister es als einen großen Nachteil der Pröll-Heuer- Stiftung, daß sie nur gestatte, Bilder lebender Meister anzukaufen. Wir möchten diese ministerielle Maxime sehr oum grano saiis nehmen, denn unserer unmaßgeblichen Meinung nach können die leben den Künstler das Geld viel besser brauchen, als die toten. Und sollte wirklich unter dem Einfluß einer Kunstmode einmal ein Bild gekauft werden, das sich als für die Dauer wertvoll nicht erweist, so ist es doch unschwer in irgend eines der Staatsgebäude abzu schieben, wo es im Verein mit einem guten Rahmen immer noch ganz dekorativ wirken kann. Im übrigen darf wohl als Grundsatz gelten, daß in Kunstangelcgcn- heiten der Ftnanzminister — um ein Bild zu gebrauchen — der Bremser sein soll, aber nicht der Zugführer. Er wird bei der Bewilligung der Mittel für Neuanschaf. fungen ein gewichtiges Wort mittzusprechen haben, aber in Bezug auf die Auswahl -er Bilder ist sein künstlerisches Urteil doch schließlich nur das eine- „hervorragenden Privatmannes". Auch die evwähnten Re-en deS Mi nisters haben gezeigt, daß es ihm bitter Ernst ist um das Sparen und daß er es dabei sogar darauf ankommen läßt, unpopulär zu werben wie ein — Finanzminister. Im »Übrigen sind diese beiden Reden tatsächlich die bc- deutsamsten Höhepunkte der Parlamentswoch«. Die Tagesordnungen unserer Kammern zeigen, weil die um fänglichen Borarbeiten -er Kommissionen sehr langsam vorrücken, noch immer die Magerkeit eines Rennpferdes in Form, und cs ist keine Seltenheit, -aß man sich mit dem kümmerlichen Material etlicher Petitionen behilft, um nur überhaupt Plenarsitzungen zu bestreiten. DaS wird allerdings bald anders werden. Wenn -er Früh ling auf die Berge steigt und wenn die Knospen schwellen, dann schwillt auch den Direktorien der Arbeitsstoff unter den Händen. Dann gewinnen die Tagesordnungen an Breite, aber die Debatten verlieren naturgemäß auch an Tiefe. 2. Der rirsftsch-japimische Krieg. Differenzen Rußland» mit Amerika. Rußland erteilt bekanntlich dem für Dalny ernannten Konsul der Vereinigten Staaten das Exequator nicht. Be züglich der Städte Mu kden undAntung will daS Washing toner Staatsdepartement die Einmischung keiner Macht dulden. Zum Verständnis dieser Nachricht ist daran zu erinnern, daß Dalny auf der Halbinsel Liaotung russisches Pachtgebiet ist, die Zulassung fremder Konsuln in Dalny also von der Ein willigung Rußland- abhängt. Es kann nicht überraschen und ist auch in Amerika erwartet worden, daß Rußland in Anbetracht der Kriegszeiten die Niederlassung ausländischer Vertreter in Dalny ablehnt. Eine größere Bedeutung würde da« Vor gehen der Bereinigten Staaten gewinnen, wenn ste darauf beständen, die Konsulatsposten in der Mandschurei, in Mukden, Antung und Tatungkan zu besetzen. Der neue amerikanisch chinesische Handelsvertrag sieht die Oeffnung von Mukden und Antung und der japanisch-chinesische Vertrag die von Mukden und Tatungkan vor, und nach der bisherigen Ge pflogenheit würden auf Grund der Meistbegünstigung diese Orte nunmehr auch dem Handel aller andern Nationen offen stehen. Antung und Tatungkan liegen am Ausfluß deS Aalu« auf dessen nördlichem Ufer, Tatungkan etwas weiter westlich der Mündung zu. Im Kriege gegen China hatten die Japaner beide Orte besetzt, seit einiger Zett irdoch, besonders seit Rußland Holz konzessionen von Korea am Halu erlangt hatte, sind die Russen dort eingezogen, und vor allem das größere Antung galt als das Hauptquartier des russischen Einflusses am Aalu. Die mili tärische Bedeutung beider Orte für den Krieg ist unverkenn bar, und Rußland wird ebensowenig wie in Daluy bereit sein, dort gegenwärtig fremde Vertreter zu dulden. Sollten also die Vereinigten Staaten von China das Exequator für konsularische Beamte für jene Orte nachsuchen und erhalten und dann daranf bestehen, daß die Konsuln sich auf diese ihre neuen Amtssitze ain Dalu begeben, so könnte daraus ein ernster Zwist mit Rußland entstehen. Da jedoch die Vereinigten Staaten in ihren neuerlichen dankenswerten Be strebungen, China zu neutralisieren, selbst die Mandschurei von der Neutralisierung ausgeschlossen haben, so ist nicht anzunehmen, daß sie bei Lage der Verhältnisse auf ihrem Schein bestehen und die Einsetzung von Konsuln in den neuen Freihandelsplätzen der Mandschurei erzwingen, werden. Feuilleton. Theater. Alter Theater za Teixzig. Elly Niggl al» Gast. Währen- die „Fledermaus" zu den ausgearbeitetsten Vorstellungen des Stadttheaters gehört, zeigte die letzrc Aufführung des ,Lig c u n er barons" am Sonnabend eine stellenweise Verwahrlosung, die geradezu erschrecken war. Es war wieder einmal ein Abend, an dem alles daneben ging. Schon die Ouvertüre entbehrte völlig des rhythmischen Zusammenschlusses. Im Laufe der Vor- stellung waren Inkorrektheiten, ja sogar direkte Ent gleisungen fast in jeder Nummer zu konstatieren. Der „Zigeunerbaron" muß von Grund aus neu ein studiert werden. Ein« derartig direktionslose Vorstellung wie die am vergangenen Sonnabend darf einfach nicht Vorkommen. Auch die solistischen Kräfte ließen viel zu wünschen übrig. Von echtem Witz war so gut wie nichts zu spüren. Bon der Poesie, die im „Zigeuner baron" möglich ist, ganz zu schweigen. Fräulein Elly Niggl vom Stadttheater in Teplitz war die Einzige, die in dieser Richtung einen leisen Versuch wagte. Ihr zweites Auftreten machte einen günstigeren Eindruck als das erste. Namentlich in stimmlicher Hinsicht offen barte die Künstlerin Qualitäten, die ein Engagement unter der Voraussetzung vorsichtiger Beschäftigung als wünschenswert erscheinen lassen. Fräulein Niggl ist noch jung genug, um Über das Schrille im körte, den Haupt- inangel ihres sonst (vor allem im piano) wohlgeschulten Organs, hinwcgzukommen. Ihr Spiel erschien wiederum zum mindesten routiniert. Auch die äußere Erscheinung ivar diesmal weniger zu bemängeln. Unter den an diesem Abend gebotenen Leistungen zeichnete sich die -es Gastes vorteilhaft aus. ZVilüolm tzsoistee. * " vetzerlrtu» „Zapfenstreich" in PatzerSsrn. Au» Pader born wird der „Arft. Ztg." geschrieben: Di« hiesig« Theater direktion hatte eine Aufführung von Beherleins „Zapfenstreich" ! in Aussicht gestellt. Vom Militärkommando wurde den hie- iegen beiden Regimentern der Besuch der Vorstellung ver- >oten: außerdem wurde der Direktion mitgeteilt, daß den bei ten Militärkapellen die Mitwirkung bei Aufführung von Ope retten für die Folge untersagt sei. Infolgedessen sah sich die Direktion genötigt, vonderAufführung desStückes Ab st and zu nehmen. — Man kann sagen: nach allem, was in dieser Beziehung schon berichtet wurde, ist auch das ein Erfolg Beyerleins. * Wilhelm Weigands Tragödie „Tessa", die bei Georg Müller in München in Buchform erschienen ist, wurde vom Hof- tbrater in Karlsruhe zur Uraufführung erworben. Das Werk soll noch im Laufe des März zur Darstellung kommen. Wissenschaft. A Tie letzten LetenSzetchen »an varan Tall. Leutnant Kolt schal, der jetzt selbst in Jakutsk eingetroffen ist, teilt über Papiere von Baron Toll, die er auf der Bennettinsel gefunden hat, folgendes mit: Die Schriftstücke bestehen au» einem Bericht, der die Ankunft Toll» auf der Bennettinsel anzeigt, au» dem Plan dieser Insel und aus einem zweiten Bericht, der Hinweisungen zur Auffindung der,.Kochstube"Baron Toll» gibt; so werden im nordöstlichen Sibirien die Häuschen genannt, in denen die Händler und Reisenden vor Unwetter Schutz suchen. An den Ufern de» Nördlichen Eis meeres werden solche.Küchen" au» Treibholz gebaut. In dieser Küche, die Leutnant Koltschalk nach den Angaben des Schrift stückes durchsuchte, wurde ein vierte- Papier gefunden, da- eine kurze Beschreibung der Insel enthielt und den Rück- zug der Gesellschaft Tolls nach Süden meldete. Auf Grund dieser Papiere ergibt sich folgendes Bild vom Aufenthalt Tolls aus der Bennettinsel: Baron Toll ist vom Hohen Kap auf Neusibirien am 30. Juni (12. Juli) 1902 mit allen seinen Begleitern idem Astronomen Server» und zwei Eingeborenen) ausgebrochrn, hat in drei Wochen Vie 120 km breite MeereSstraße, dte Neusibtrien von der Bennettinsel trennt, überschritten und ist dort am 21. Juli (2. August) eingetroffen. Darauf hat er sich in aller Ruh« mit der Erfoffchuag der Insel beschäftigt. So verging ein Monat. Am 21. August war die Frist verstrichen, bis zu der nach der Verabredung mit Leutnant Mathiessen die Gesellschaft ihr« Abholung von der Insel durch die Jacht der Expedition „Soria" erwarten sollte. Bon jenem Tage ab mußte sich die Gesellschaft bei ihrer Rückkebr auf ihre eigenen Kräfte verlassen. Diese Lage war kein« unerwartete und war von Baron Toll in Bettacht gezogen worden. Infolge der dortigen Verhältnisse konnte die Gesellschaft sich nicht vor Ende Oktober oder Anfang November aus den Weg machen, zu welcher Zett sich näm lich das Packeis zwischen den Buchten endgültig feftsetzt. Sie mußte folglich zwei Monate oder mehr warten. Zum Schutz gegen Kälte wurde die „Küche" erbaut. Am 26. Oktober (7. November), al» das Eis in der Meeresstraße genügend fest war, bewegten sich die Forscher südwärts, nach den Neusibirischen In seln zu, wo sich Borratslager befanden. Bis dahin war alles regelrecht verlaufen; Baron Toll hat selbst schon öfters ähnliche Uebrrgänge über das Eis gemacht, in ungefähr ebensolchen Gegenden und unter ähnlichen Bedingungen, und sie waren bis dahin immer gut verlausen. Jetzt sind jedoch bereits 1'/« Jahre seit seinem Aufbruch von der Bcnnetinsel verflossen, und noch war keine Spur von ihm zu finden. Nach Süden kann er nicht ge langt sein, denn das zweite Hülfsunternehmen unter Ingenieur Brusnew hat auf Neusibirien keinerlei Spuren von ihm gefunden. Offenbar ist die Gesellschaft Tolls seitwärts fortgetrieben worden, vielleicht nach der Taimyrhalbinsel, die allerdings ziemlich weit entfernt ist. Dort nomadisieren Doltschanen, ein Bolksstamm, der der zu den Russen kaum irgendwelche Beziehung aufrecht erhält; durch dte Schwierigkeit einer Verbindung zwischen jenem Landstrich mit dem übrigen Sibirien ließe sich vielleicht auch erklären, daß Baron Toll trotz so langer Zeiträume weder von dort zurückkehren, noch auch nur Nachrichten von sich geben konnte. * Sine deutsche Schule in Aokohama. Unablässigen Be mühungen ist e», wie das Deutschtum im Ausland mitteilt, endlich gelungen, den Plan der Errichtung einer deutschen Schule in Uoko Hama der Verwirklichung nahe zu führen. Die Sammlungen er gaben 20000 .^l. Daraufhin ist von den Zeichnern ein Ausschuß gewählt worden, der die Satzungen für den neuen Schulverein vor bereiten und dte Wahl eine- Schulrates <n dte Wege letten soll. Die Schule soll Kindern deutscher ReichsangehSrigkett, sowie öster reichisch-ungarischer und Schweizer Staatsangehörigkeit ohne Unter schied des Bekenntnissen offen stehen; Kinder anderer StaatSzu- g«Hörigkeit sollen durch Beschluß des Schulrates ausgenommen werden können, doch soll ihre Zahl ein Viertel der Gesamtschülrr- zahl nicht überschreiten dürfe». Der Unterricht soll natürlich in deutscher Sprache erteilt werden. 8 Di« «erriuiguug slir tt»at«wisse»schastti»e sterwildung zu Verlt» veranstaltet tm ßrilhsabre tvvi »inen s,orwild,ing«knrsu«. der für Personen bestimmt ist, welch« n«b«n der allgemelnen Bildung hj» zu einem gewtllen Krade auch «in« stoalswlssenschastlich« Vorbildung theorettfcher und praktischer Art besitzen und eine Erweiterung nnb Vertiefung ihrer Kenntnisse auf dein Gebiete der iuristischen und wirt schastllcheu Staat«wistenschafken erstreben Meldungen zur Teilnahme an dem Kursus sind mündlich oder schrtstllch an di« Geschäst«sl«lle d«r Beretntgung (Berltn V. »4, «Uhttmftrab» »I, t.), zu rt«t»n. «oftr» sich nicht aus der Stellung beS Meldenden die erforderliche Vorbildung ohne weiteres ergibt, ist diese in dem Gesuche unter Beifügung von Zeugnissen näher darzulegen. Kunstkatr»-rr fnr Leipzig. Theater. Leipziger StA«t<Ttzr«ter. Tie für heut« tm Neuen Theater geplante erste Wiederholung von d'Aldert» „Tiefland" kann erst Mittwoch statt- stnden; es kommt dafür heute „Figaros Hochzeit" zur Darstellung. — Moraen geh, Malers unterhaltende« Lustspiel „Der Veilchensreffer" tn Scene. — Im Alten Theater erscheint heute Meyer-störster« bekt-bte« Schauspiel „Alt Heidelberg", da« sich immer noch mit vielem Erfolg auf dem Sptelplan der deutschen Bühnen erhält. Morgen wird Millöcker« melodiöse Operette „Der Bettelstudent" gegeben. — Dte nächst« Luffuh rung von ..Zapf-nlirelch" ist für Mittwoch <tm Allen Theater), diejenige von Hauptmann» packendem Schauspiel „Rose Bernd" für Donnerstag tm Neuen Dip ater, angefctzt. — Nächst, n Arettag wird tm Neuen Theater der Oberregtfseur der Berliner kgl. Schauspiele. Herr Mar »rüde, ein einmalige« ttzaftsviel absolvieren in Shakespeare« mächtiger Tragödie .König Richard lll" deren gegenwärtig stattstndende Neu-Etnstudterung Herr Regisseur Hänseler, lettet. Lugen d Albert hat anläßlich der «remtöre von „Ttrfland" tm Neuen Theater tn Leipzig an Geheimrat Stäaemann folgende« Schreiben gerichtet: „Ehe ich Leipzig verlass», drängt e« mich. Ihnen meinen herz lichsten Dank für di« ganz ausgezeichnete Aufführung meine« „Tief.and" autzusprechen. Da« Werk war mit Hingebung und liebevollst»« Eingehen auf meine Intentionen etnstudtert worden und bereitet« mir der Abend der Premtöre ein« ungetrübte Freude. Mollen Sie dte «ute haben, den Solisten, dem Orchester, dem Chor, »»«besondere den leitenden Faktoren, den verren Oberregisseur Goldberg, Kapellmeister Hagel tn meinem Nomen auf da« Wärmste und verbindlichste zu danken." Leip,««er Echnusgieltzuu«. Wie bereit« mitgeteilt, findet am Montag und Mittwoch ein Gastspiel von Frau Albertine Zedm« statt, und zwar tritt di» geschätzte Künstlerin am Montag tn der Noll« der Sllida tu 3 sen« Schauspiel Dl« Frau vom Meere" und am Mittwoch al« Lhdia tn Viörnson« Schauspiel „Laboremu«" auf. An da« letztgenannt» Stück an schließend, wird dte einaktig« Komödie „Der Dieb" cegeben. Die nächste Ausführung von Walter Bloem« interessantem Schauspiel ,.E« werd« Recht ' finde» am Dtenltag statt, und am Donner»»« geht al- Elasstder- vorstellung zu halben Preisen Grillparzer» „Der Trau« «tu Leden in Scene sfreitag findet rin« Wiederholung von gelt, Philippi« Schauspiel „Da« dunkle Tor", welch«« auch del der letzten Ausführung »wen grotzm» Beifall errang, start. Die Uraus ührung von Härtltna« vieraktiger KomSdie „Ehrsame Leute" ist für kommenden Sonnabend angefeht. Ksnzert. V. «bennementSkenzert Für daS beute. Montag abend tn der Alberthalle stattstndende neunte «bonnemen»»kon,ert ist der Tenorist der Dresdener Hofoper Dr. Alfred von B«,h ge wonnen worden. An der Spitze der Lhemnitzer Kapelle steh» tzw»«al ihr ständiger Leiter Mar Pohle. Er wird, unter Mitwirkung de« .Leipziger Männerchor«' l«orm,ist,r: «. Wohlgemuth) sowie des einheimischen Tenoristen Karl Müller, vtgzt» tzaust. Sinfonie zur Aiissübrung bringen.
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