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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040224015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904022401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904022401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-24
- Monat1904-02
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leipziger Ang-legenhert-n. LS. Februar. * Die Kaserncnftabt »er Letpzign Garnison draußen in Möckern nimmt an Umfang unausgesetzt zu: auch die neu gebildete Maschinengewehradteiluag wird nun bald m ihren eigenen Gebäuden, die sich unfern des sog. „Schützen- garten»" befinden, untergedracht sein. Die Stallunaen der neuen Kaserne find fertig gestellt uud da» Mannschafts gebäude ist unter Dach gebracht worden. * Neues Physikalische» Institut. An der Ltnnsstraßr im Südosten der Stadt bat sich zu den dort bereits errichteten UniverfitätSneubauteu jetzt ein neues stattliches Gebäude gesellt, das gleichfalls Uuiversität-zweckea dient: das neue stattliche Physikalische Institut. Jetzt wird daS Gebäude auch >m Innern seiner Vollendung entgegengeführt, sodaß es voraussichtlich bereits mit Beginn des Winter semesters 1904/05 wird in Benutzung genommen werden können. Erhöhung »er Krankenhuu-kurkvfte« für Kassenmitglteder. In der nächsten Sitzung der Stadtverordneten wird die RatSvorlage über Erhöhung der Berpflegbeiträge für die in den städtischen Krankenhäusern zu behandelnden Mitglieder verschiedener Krankenkassen beraten werden. Wie wir schon mitteilten, sollen die Beiträge für die hier wohnenden oder hier arbeitenden Kassenmitglieder von 1,50 -r aus 1,75 für die auswärtswohnenden Mitglieder aber auf 3,00 erhöht werden. In Betracht kommen, außer der Orts krankenkasse, noch 21 andere Kassen, darunter 13 Be trieb Skrankenkass en, 3 Innungskrankenkassen, die Krankenkasse deutscher Gärtner, die des Verbandes deut scher HandlungsgehÜlfen, die Pvstkrankenkasse, die Kasse de» Vereins der Dienstherrschaften (für die Dienst boten) und die Studentische Krankenkasse. Die Mehreinnahmen, welche sich durch die Erhöhung der Verpflegbeiträge ergeben würden, belaufen fick — unter Zu grundelegung der Zahl der im Jahre 1903 verpflegten Kaffenmitglieder — iür die Ortskrankenkasse auf 38 155 .< für die anderen Kaffen auf 9539 inSgesammt also auf 47 694 Die Erhöhung der Berpflegbeiträge soll mit dem 1. April d. I. erfolgen. Sine für Hauswirte sehr bemerkenswerte Entscheidung teilten wir in Nr. 63, Abend-AuSgabe vom 4. Februar, mit. Es handelte sich um die Frage, ob ein Hauswirt das Recht hat, in gewißen Fällen eine leerstehende Wohnung öffnen zu lassen, wenn ihm der Mieter die Schlüssel vor- enthält. Die Frage wurde zu Gunsten des Hausbesitzers entschieden. In diesem Zusammenhänge war nun ein nicht näher bezeichnetes Haus in der hiesigen Koch straße und ein Hausverwalter Schr. erwähnt. Herr Tapezierermeister C. Schröter in der Kochstraße glaubt nun, daß er gemeint sei, und bittet, zu berichtigen, daß er seit ziemlich vier Jahren Besitzer dieses Hauses ist, nicht bloß Verwalter. An der Rechtslage würde das ja nichts ändern. —r. Bor 25 Fahren. Heute, am 24. Februar, werden eS 25 Jahre, daß ein großer TeildeS Reiches, besonders aber das Königreich Sachsen, von tagelangen Schneeverwehungen beimgesucht wurden, die allerorten jeden Verkehr fast un möglich machten. Insonderheit hatte der Bahnverkehr am meisten zu leiden. Nach den Aufzeichnungen in jener Zeit erlitten zunächst infolge starker Schneeverwehungen am 24. die Personenzüae in der Richtung Dresven-Reichen buch und umgekehrt Verspätungen von 10 Minuten bis zwei Stunden. Verspätungen aus gleichen Gründen traten in der Richtung nach und von Gera und Wurzeu ein. Die von Dresden nach dem Vogtlande fahrenden Züge fielen in der Gegend zwischen Freiberg und Oederan schließlich ganz auS und wurde der Personenverkehr zwischen Chemnitz und Reichen buch mittels Extrazug aufrecht erhalten. Der Nuchtzug der Riesa-Chemnitzer Strecke blieb in der Nacht vom 23. zum 24. bei Limmritz im Schnee stecken. Die Linien Roßwein-Chemnitz und Riesa-Chemnitz mußten den Verkehr sistieren. Der am 23. 8,40 vorm. fahrplanmäßig von Chemnitz nach Dresden abgrgangene Zug blieb trotz Vorspanns von vier Lokomotiven und vielen Schneeschauflern stecken und mußte nach Chemnitz zurückkebren, da eine Weiterfahrt nach Dresden unmöglich war. Der Verkehr auf der Leipzig-Magdeburger Bahn, wo die Höhe mancher Schneewehen über 3 m betrug, war längere Zeit unterbrochen. Die stärksten Schnee- anbäufulmen befanden sich auf der Strecke Leipzig-Halle. Auf der Strecke Leipzig-Dresden sah eS sehr schlimm zwischen Leipzig und Riesa aus. Ein Güterzug saß zwischen Wurzen und Dahlen fest. Ein von Leipzig abends abgegangener Schnellzug blieb vor Dahlen ebenfalls im Schnee stecken. DaS gleiche Schicksal ereilte vor derselben Station einen von Dresden abgegangenen Nachtzug, der nach kurzer Zeit völlig eingeschneit war. Erst nach 14 stündiger Arbeit gelang es, die 16 Passagiere und das Personal des Zuges mittels Omnibus nach Wurzen zu befördern. Unbefahrbar waren die Strecken Priestewitz-Großenbain, Riesa-Lommatzsch und Riesa-Chemnitz. Der Güterverkehr konnte erst Ende Februar wieder eröffnet werden. Am 1. März war noch verschneit die Strecke Treuen-Falkenstein. Am 2. März end lich war es möglich, den Verkehr wieder mit ziemlicher Regel mäßigkeit aufzunehmen. —1 Der kirchliche Fanulienverbanö zu L.-Ltnhem»u, der un- längst korporatives Mitglied des Evangelischen Bunde« geworden ist, hatte auch zu seinem letzten BortragS- und Unterhalt tungsabend de« Winterhalbjahre«, der am 22. Februar in den „Drei Linden" stattfand, ein volle« Haus. Dem zahlreichen Besuch entsprachen die vortrefflichen Darbietungen, unter denen der Bor- trag des Herrn Pastor Dietrich über „Albrecht Dürer" obenan steht. Edelste Genüsse boten weit«: durch tiefe Auffassung und einwandfreie Technik sich auSzrichnende Biolinoorträge eine« jungen Künstlers, Herrn Franz, eine« Schülers von Hans Becker, zu denen Herr Musik direktor a. D. Wermann die Klavierbegleitung übernommen hatte, ansprechende Tenorfoli des Berbandsmitgliedr« Herrn Noack und ab- gerundete Chöre der von Herrn Lehrer Pfalz geleiteten Gesangsabteilung. den letzten Platz gefüllt. In bilderreicher )ner ein fesselndes Gemälde amerikanischen Choralgesang eröffnet« und beschloß de» Aamiltenabend, hem am 7. März die Gefcheiik-Berlofuna zum Besten der dir«jLhrigen Weih- nachtsbefcherung für arme Brrbandsmttglteder folge« wird. Lstvorstädtische HandfrrÜgkritSschule. Freitag, den 19. Fe bruar d. I., fand die Hauptversammlung de« Ostvorstädtischen BcrrinS der HandfertigkeitSsreunde in HermuS Restaurant, Dresdener Straße, statt. Dte Versammlung wurde vorn Vor sitzenden, Herrn Fabrikbesitzer Schotte, geleitet und mit Be kanntgabe einiger Mitteilungen eröffnet. Au« diesen ist her- vorzuheben, daß Herr Realschuldirektor Prof. vr. Gntjahr mit dem Schluffe de» Jahre» fein Amt al» Trtmlleiter nieder- aeleot hat und daß Herr Schuldirektor Kilian (VIII Bürger schule) vom gefchäftsführenden Ausschüsse an seine Stelle be rufen worden ist. Zur Tagesordnung standen der JahreS« und Kassenbericht und die Wahlen. Von allgemeinem Inter esse ist der 1. Punkt, der Bericht über den Stand der Schülerwerkstatt. Daraus ist zu entnehmen, daß in der vom Berein mit Unterstützung des König!. Ministeriums und des Rates der Stadt Leipzig unterhaltenen Anstalt im Zommersemester 1903 fünf Unterrichtskurse bestanden, die von 59 Knaben au« der Ostvorstadt besucht wurden. Die Schüler lvurden in Papp«, Hobelbank- und leichten Holzarbeiten (Vor stufe) von 2 Ljhrern unterrichtet. Der Kursus im Kerb schnitzen, der früher bestand, mußte mangels genügender Teil nehmer in Wegfall kommen An Freistellen wurden 8 volle und 18 halbe bewllligi. Im laufenden Winterhalbjahre 1903/04, stieg die BesuchSztffer auf 76. Die Schüler kommen aus den verschiedensten Ständen. Sie werden im Sommerbalbjahr in 2 Abteilungen unterrichtet. 37 Knaben haben sich den Hobel bankarbeiten zugewandt, während 17 mit Pappen und 22 in der Borstufe mit Schnitzen beschäftigt werden. 20 Schillern wurden halbe Freistellen gewährt, 6 erhielten volle. Al» Werk statt ist dem Verein der frühere Turnsaal der Vlll Bürger- schule (Leipzig-Reudnitz, Marschallstr.) vom Rate der Stadt überlassen worden. Der Unterricht wird Mittwochs und Sonn abends nachmittags erteilt. Das Schulgeld beträgt im Dom» merhalbiahr S im Winterhalbjahr 6 wird jedoch bei . voller Vorausbezahlung auf 4 bez. ö -Sk ermäßigt. In der Osterzcit wird eine Ausstellung der Gchülerarbeiren stattftn« den, auf die Eltern und Erzieher schon jetzt aufmerksam ge macht werden. Mit der Leitung deS Vereins sind wieder Vie Herrest Fabrikbesitzer Schotte und Stadtrat Listing betraut worden. * Tieuftjubiläum. Am Mittwoch, 24. Februar, sind es 25 Jahre, daß Herr Albin Preußler al« Buchhalter im Bankhause H. C. Plaut zu Leipzig tätig ist. Er ist bereit« der zehnte Jubilar dieses Geschäftshauses, ein ehrendes Zeugnis für Inhaber wie Angestellte. * Vran». In der Maschinenfabrik von Karl Krause in Anger-Crottendorf platzte heute abend kurz nach 6Uhr ein Gießofen. Die sofort herbeigerufene Feuerwehr der Osiwache beseitigte alsbald jede FeuerSgesahr. Ein Löschzug i der Hauptwache, der ebenfalls ausgerückl war, kam gar nicht in Tätigkeit. Glücklicherweise ist niemand zu Schaden ge kommen. Zoologischer Garten. Rudolf CronauS Vortrag über »Die Wunderländer der neuen Welt", welcher am l9. d. M. im großen Festsaale des Zoologischen Gartens abgehalten wurde, hatte den großen Raum bis au den letzten Platz gefüllt. In bilderreicher Sprache entwarf der Redner ein fesselndes Gemälde amerikanischen Lebens, voll südlicher Glut, voll Fardenglanz und Großartigkeit. Hundert schöne Lichtbilder unterstützten den Vortrag. Um nun vielseitigen Wünschen zu entsprechen, hat die Direktion des Zoologi schen Gartens Herrn R. Lronau für einen zweiten Vortrag ge wonnen. Das Nähere wird noch bekannt gegeben werden. — Heute abend konzertiert die Kapelle der 179er unter Leitung ihre» Din- genten Herrn I. Kapital». Nächsten Sonntag zwei Konzerte, aus geführt von den 107ern. Vvette Guilbert tritt morgen zum ersten Male im hiesigen Zentraltheater auf. Der besondere Reiz, den sie ausübt, knüpft sich nicht bloß an ihre interessante Person allein, sondern auch an das von ihr vertretene Genre, dieses bunt«, in schroffen Kontrasten wechselnde Gemisch von Frivolitäten und Zynismen, sentimentalen Volks- und Liebesliedern, grauenhaften, brutalen Dirnen-, Zuhälter- und Märdrrgesängen, leichtfertigen, lüsternen BohSmepoesien, bitterer Ironie und grimmer Katin. Durch di« Tätigkeit der Ueberbrettl und Cabarets aller Art ist dieses Genre auch bei uns in die bekannten weitesten Kreise gedrungen. Dte besten unserer Lyriker haben wiederholt den Brettl-PegasuS bestiegen und die Spatzen pfeifen „Laridah" und „Lisettchen trägt keine Hosen" von den Dächern. Auch äußerlich mußte sich Anette Guilbert, die Königin der Brettlmuse, gar vieles abaucken lassen. Sie ist aber noch immer unerreicht in der ganzen Originalität ihres Wesens, in der bewun- derungswürdigen Vielseitigkeit ibrrr Ausdrucksmittel, der Modu- lationssähigkeit ihres farbenreichen biegsamen Organ-, in der so beredten Sprache ihre« Mienen- und Gebärden chrel« und in der eminenten Treffsicherheit und Präzision ihres Lharakterisierungs- talentS — Eigenschaften, die Avctte Guilbert, man mag über rhr Repertoire sagen was man wüt, in der Tat zu einer echten und und großen Künstlerin stempeln. Mitteilungen aus -er Ratsplenarsitzung Vorsitzender: Herr Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin. a» 20. Februar 1904. 1) Man nimmt Kenntnis: L. von einem Dankschreiben des Königlich Schwedisch-Nor wegischen VizekonsulS in Leipzig für die Gewährung einer Unterstützung für die durch Brandunglück Geschädigten in Aalesund, d. von der Wahl des Herrn Pastor Dietrich zum 1. Diako- nus an der Kirche zu Leipzig-Lindenau, c. von der Einladung zu einer musikalischen Aufführung des Schülerchores deS Realgymnasiums am 24. Februar 1904. 2) Die Lieferung des Holzfußbodens für den Ratskeller wird nach den Vorschlägen der Deputation für den Rathaus- neubau vergeben. 3) Der Vertragsentwurf über die Verpachtung der Lawn- Tenmsplätzc im König Albert-Park an den Leipziger Sport klub wird genehmigt. 4) Auf Vorschlag der Deputation für da« öffentliche Fuhr wesen wird beschlossen, zur Regelung des Fährverkehrs aus dem Platze vor dem Reichsgericht einen 7 Meter breiten Streifen entlang des ReichsgerichtSgcbäudeö für den gesamten Fähr verkehr freizulassen, den übrigen Teil dc« Platze» aber für allen Fährverkehr zu sperren. Die durch die Aufstellung von Ver botstafeln und Säulen entstehenden Kosten von 12ü0 iverden zu Lasten von Konto 10 des Haushaltplancs für 1904 nach« verwillial. ö) Der Entwurf eines Klubgebäudes mit Bootshaus für den Ruderverein »Sturmvogel" wird vom Rate als Verpächter genehmigt. 6) Die neuerbaut« 31. Bezirksschule in Leipzig-Connewitz soll bereits Michaeli» 1904 eröffnet werden; die hiernach für da» letzte Vierteljahr 1904 erforderlichen Mittel in Höhe von 3640 werden verwilliat. 7) Di« im Jahre 1904 auSzuführenden Fußtoegübergänge im Stadtgebiet werden auf Vorschlag der Deputation zum Tiefbauwesen genehmigt. 8) Der Verkauf von hinter die Baufluchtlinie fallendem Straßenland in der Lindcnstraße in Leipzig-Lindenau und in der Windorfer Straße in Leipzig-Kleinzschocher wird be- Die Veränderung der Baufluchtlinie läng» der Grund stücke Trimmaische Straffe 9/11 wird nach dem Vorschläge der Deputation für Bebauung»- und Parzellierung-Pläne ge nehmigt, auch mit der Höhe der Entschädigung für daS zur Straße fallende Land Einverständnis erklärt. 10) Die Verlegung de» Zementfutzwegö am Thomasring und die Veränderung der dortigen Anlagen, ferner die Aus führung der Äartenanlagen auf dem Mecrveldtplatze werden nach Maßgabe der Entwürfe genehmigt. Zu den Beschlüssen unter 3, 4, 6—10 ist Zustimmung der Stadtverordneten einzuholen. Vereine und Versammlungen. Verein für »euere Philologie z« Leipzig. 8 Man schreibt uns: Am 17. Februar sand irn Nestau- rant von Kiying L Helbig die fünfte Sitzung des „VeecinS für neuere Philologie zu Leipzig" unter sehr zahlreicher Beteiligung der Mitglieder statt. Zu diesem Vereins- abend«, dem vorletzten in diesem Winterhalbjahre, waren von auswärts die Herren Direktor Professor I)r. Schneider auS Altenburg und Oberlehrer Baumann auS Torgau erschienen. Zuerst wurden dem Vereine vom Vorsitzenden Oberlehrer Vr. Letts - mann einige Mitteilungen gemacht über die Ablehnung eines an den Rat der Stadt Leipzig gerichteten Gesuches um einen städtischen Zuschuß für dte hiesige neuphtlo- logische Zentralbibliothek, ferner über eine zu Sonn abend, den 20. Februar, nach Dresden anberaumte Vor- stawdSsttzung des Sächsischen Neuphilologen-BerbandcS und über den bereits früher im Vereine abgelehntcn Hildesheimer Antrag, betreffend die Aufnahme von Damen in -en Deutschen Neuphilologen-Berband. Darauf wurde die Versammlung in Kenntnis gesetzt über den Bestand und die Benutzung der neuphilo logischen Zentralbibliothek; erwähnt sei nur, daß in der selben sich noch 180 ungebundene Bücher befinden, daß von 1901 bi» jetzt etwa 400 Bände zum Gebrauch ent liehen worden sind und schließlich, daß es dem Ver walter der Bücherei, Professor vr. Wilke, gelungen ist, sie durch eine stattliche Anzahl von Schriften der neu sprachlichen ReformbibliotHek aus den Verlagsbuchhand lungen von Roßberg und Belhagen L Klasing zu ver größern. Nach dem geschäftlichen Teile der Sitzung sprach der von dem Vereine längst geschätzte Gast M. Delbost-PariS, gelegentlich seines Aufenthaltes hier, über den in Deutschland weniger bekannten, aber bei den Franzosen immer größeres Ansehen gewinnenden Dichter Jos6 Maria de Hörsdia. Der Redner ging zuerst auf die Einflüsse ein, die auf den Dichter ge wirkt hatten. In südlichen, heiteren Gegenden, auf Kuba, 1842 geboren, hatte er bald unter Heimweh zu leiden, als er nach Paris gekommen war. Er und ein anderer zur Gruppe der Parnassiens gehöriger Dichter, Leconte de Liste, sind Schüler Bignys. Alle drei, geistesverwandt, sehnen sich gar ost aus der lärmenden ctvilisierten Millionenstadt mit ihrem Kampfe ums Da sein zurück in die Ruhe, besonder» Hörsdia zurück in die Stille seiner sonnigen Heimat. DaS dichterisch Voll endetste seiner Werke ist seine Soncttsammlung „ve, Tropsi««»"; aus derselben rezitierte der Vortragende meisterhaft eine größere Anzahl Gedichte, um daran die bilderreiche, formgewandte Sprache HörödiaS zn zeigen. Seine Sonette sind metrisch vollendet, von großer Kraft der Sprache und des Gedankens. Oft mehr Künstler als Dichter, zeigt er in seinen Poesien von reichhaltigster Abwechselung eine vollkommene Beherrschung der Sprache. Prächtige exotische Gemälde sind in seinen Sonetten gar häufig. Durch die Klarheit seiner Bilder übertrifft er die andere» Parnassiens; kein Wort in seinen Versen ist belanglos, jedes ist wohl erwogen un treffend. Moderne Einflüsse und Vorliebe für das klassische Altertum, bas er wieder zu beleben sucht, zeigen sich tn gleicher Weise in seinen Sonetten. — Dem Bor trage wurde reicher Beifall zu teil. In dieser Februar sitzung wurde Herr vr. Kühne (Städtische Schule für Frauenberufe) als BereinSmitglicd ausgenommen. Herr vr. Seele hatte in dankenswerter Weise wieder eine große Anzahl neu erschienener Werke ausgestellt. Aus der nächsten, Dienstag, den 15. März, im Restau rant Kitzing L Helbig stattfindenden Sitzung wird Herr Prtvatdazent vr. Deutschbcin über „Wikinger sagen in England" reden. Leipziger Lehrerverein. In der letzten Wochenversammlung trat der Leipziger Lehrerveretn einstimmig dem Beschlüsse des Vorstandes der ComeniuSstiftung bei, den von dem PrctSrichtcrkolle- gium mit dem 1. Preise ausgezeichneten, von den Herren Architekten Wetdenbach und Tschammer stammenden Ent wurf zu einem Bibliotheksgebäudc der Eomenius- Stiftung zur Ausführung bringen zu lassen. Sodann gab Herr Steinert <4. Bezirksschule), der im vergangenen Jahre mit den Herren Direktoren vr. Lcherftg und Lange im Auftrage deS städtischen SchnlauS- schusses das Mannheimer Schulwesen besichtigt hat, einen Bericht über das dort Gesehene. Mannheim hat eine Bürgerschule, eine erweiterte Volksschule und in den Vororten einfache Volksschulen; letztere sollen aber den zweiten angegliedert werden. Von besonderem Inter esse ist dte erweiterte Volksschule mit ihrem Sonderklassen system. Neben 8 Hauptklassen sind ein auS 4 Wteder- holungS- und 4 Abschlußklassen bestehendes Förderklassen system und eine Hiilfsschule für Schwachbefähigte vor handen. Den Förderklassen werben die Schüler über wiesen, die das Ziel einer Hanptklaffe bei Jabrcsschluß nicht erreicht haben oder aus weniger gegliederten auS- wärtigen Schulen kommen. Je nach dem Grade ihrer Förderung werden sie am Ende des nächsten Schuljahre» tn diesen Klassen wettcrgefllhrt oder den Hauptklassen zu rückgegeben; oei besonders günstiger Entwickelung kann ein Schüler selbst innerhalb deS Schuljahres zu seinen Altersgenossen zurückkehren. — Vorzüge diese» System»: 1) Auch den schwächeren Schülern wird in den Abschluß klassen ein gewisser Abschluß ihr«r Bildung gegeben. 2) Die Schule kann sich besonders mit Zuhülsenahme des AbteilungSunterrichtcs den individuellen Vildung»ver- hältniffen besser anbeguemen. 8) Da» schwache Sind ge winnt Selbstvertrauen un- wird zu freudiger, selb ständiger Betätigung des Lchasfcnotriebe» geführt. — Ans Grund seiner Erfahrungen zerstreut der Herr Referent eine Reihe vorgefaßter Bedenken: Dte Entschei dung über die Zuweisung in dte Förderklassen ist nicht schwerer als dte über da» Sitzenbleiben, die Schüler der Adrderklassen werden von den der Nor malklassen, obwohl mit diesen tn einer Anstalt veretnigt, nicht verächtlich angesehen, Weigerung seilen» der Eltern erfolgte bisher nie. Ihm erscheinen dagegen al» Nach teile da» Zerreißen einzelner Klaffen, da» Wandern von Lehrern und Schülern, von einer Schule zur andern, das überflüssige Schreibwerk, da» sich hauptsächlich au» der bureaukratischcn zentralen Schulleitung erklären läßt, und die hohe Lchülerzahl der einzelnen Klassen. Lin Vergleich mit den Leipziger Volksschulen führt bei voller Anerkennung des bei uns bestehenden Guten zu der Erkenntnis, daß die Leipziger Volksschulen in der Richtung der weiteren Differenzierung des Schüler materials ausgestaltungS- und entwtckelungsfähig sind. Dieser Entwicklungsgang würde gekennzeichnet durch folgende drei Punkte: 1) Errichtung von Sonderklassen für Schüler mit den niedrigsten Zensurgraben. 2) Wettere Gruppierung der übrigen Schüler in Deutschklassen und Klassen mit fremdsprachlichem Unterricht. 8) Weiterbau zur wirklichen höheren Volksschule mit zehnjährigem Kursus. — Dann führt vielleicht der Weg von -er be- stehenden Dreiteilung unserer Schulen durch innere Unterscheidung zurück zur äußeren Einheit! Mit de» herzlichen Danke an Schulleitung und Lehrerschaft Mann heims für das der Leipziger Deputatton gewährte Ent- gegenkommen schloß Redner seine äußerst beifällig auf genommenen Ausführungen. Im engen Anschlüsse an diesen Bericht sprach Herr Max Wagner (24. Vez.-Sch.) über dte „N o t w e n b t g k e i t einer Sitzenbleiber st attstik". Nach der „Ab gangsstatistik" des „Allgem. Berichts über die städtischen Volksschulen zu Leipzig" erreicht etwa ein Viertel nnse- rer Konfirmanden die 1. Klasse unsere» Achtklassensostems nicht. Sollen nun in ähnlicher Weise, wie eS in Mann heim geschieht, die Ziele unseres Schulwesen» erhöht werden, so muß vor allem als Grundlage für die weitere Organisation eine Sitzenbleiberstatistik geschaffen werden. Diese hätte den Umfang, die Ursachen und den Verlauf des Sitzenbleibens zu zeigen. Sie würde Fingerzeige für den Lehrplan wie für dte Organisation im engeren Sinne geben. Sie müßte in die Vergangenheit blicken, um Zahlen zu erhalten, und in die Gegenwart, um Gründe zu erfahren. Auch aus die Schüler, welche mit den niedrigsten Zensurgraden die Schule verlassen, müßte sie sich erstrecken. Es wäre zu fragen, ob und wie oft die betreffenden Schüler die Schule wechselten, wegen welcher Fächer das Sitzenbleiben erfolgte, und welche» die Ursachen der mangelhaften Erfolge sind (Nichtwollen, mangelhafte Befähigung, äußere Verhältnisse). Es folgte eine längere allgemeine Aussprache, und e« wurde beschlossen, in Anbetracht der Wichtigkeit der An gelegenheit der eingehenden Erörterung einen be sonderen Vcreinsabcnd einzuräumen. V. Verein für Innere Mission. Nochmals machen wir darauf aufmerksam, daß heute Mittwoch abend« »(,9 Uhr im großen Saale des Ev. Vereinshauses, Roßslraße 14, der zweite Passionsvortrag der Vortragsreihe „Bist Du der Mann? gehalten wird. Herr ?. Rausch aus L.-Reudnitz wird über Petrus sprechen. Hoffentlich findet sich auch zu dieser Passionsandacht eine zahlreiche Gemeinde ein. Der Eintritt ist srei und jedermann herzlichst willkommen — Die Deutsche Solouialgesellschaft, Abteilung Leip zig. Die unter Vorsitz des Herrn Kommerzienrats Th. Habe nicht am Montag abend im Kaufmännischen Vereinshause abgehaltene Hauptversammlung nahm einen kurzen Bericht des Schriftführers, Herrn Oberlehrer vr. Nüßger, über die Tätigkeit der Ab teilung im verflossenen Jahre, sowie über dte einzelnen Borstandssitzungcn und Vortragsabende un- über die Veränderungen im Mitgliederbestände entgegen. Gegen wärtig zählt die Abteilung Leipzig 923 Mitglieder; die von ihr ins Leben gerufene Nachweisstelle für AuskunftS- erteilung, deren Leitung dem Schriftführer obliegt, hm sich bewährt und ist zum Teil sehr lebhaft benutzt worden. Nach dem Ausweise des Schatzmeisters Herrn Fabrik besitzer Rehwoldt balanciert die Jahresrechnung mit 14 675,21 .L; sie überträgt einen Vermögensbestand von 6457,40 auf das laufende Jahr. Einstimmig wurden hierauf Jahresbericht und Rechnungsabschluß genehmigt und dem Schatzmeister Entlastung erteilt. Gleich ein mütig nahmen auch die Erschienenen die Wiederwahl des Vorstandes, der Herren Generalleutnant a. D. Poten, Excellcnz, Kommerzienrat Tb. Habenicht, ReichsgerichtS- rat Stellmacher, Oberlehrer vr. Rößger, Hofrat Credner, Kommerzienrat FreicSlcben, Geh. LcgationSrat Göhring, Professor vr. Hasse, Professor vr. v. Oettingen, Ober- Reichsanwalt vr. Olshausen, Professor vr. Rhay-t, Rat Rehbcin, Oberst Schmidt, Mcdizinalrat vr. Tillmanns, Pfarrer Wangemann und Geh. Kommerzienrat Zwciniger und die Wahl der Revisoren, der Herren Direktor Erich Schultz und D. Poppitz, vor. Herr Hofprediger a T. Stöcker aus Berlin wird nächsten Freitag abend Uhr im Saale de« Zoologischen Garten« in einer Versammlung, zu der jedermann freien ^n allo Nüttsi», Lräuts unä 80leti6, äis 6S wsnäen (vollen, kispänreli äis knsunälielis Linlaäun^, meins!» äis ikk» xsbülwsnäs ösaetttunx ru sekenksn. Lin xro8 68 HssvN Lvlsgvnkvllspvslvn wii»ä ur willkommenen vsokunx manodsn LsäLrkss külu»sn.
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