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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040211017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904021101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904021101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-11
- Monat1904-02
- Jahr1904
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1V. II). 1V. 1V. 10. 1V. >.1». 18. -b,o. s. » n 1 1>»c). t>»i1 1 tiiÜ. - ct. >6. b»6- -O. -O. »».a ) u. d»Ü. - 8. iL. L. i v. r. ». o s. t-U. -o. iv. t. o 1. l) in. I l) w.Op^ 6. 18. t. ll. - 8 18. -o. 1 I). ) 8. I. t ci l. 8. i» )O. » «. >o. l» > (L <1 >O. >ij. »cj. >6. O. Io»»» ><i »<z. > <r. o. <L »s. »o. ci >ct. ><t. > ». >6. L. — <1 — ll, >0 6. 10 <t. — S. — 8 — «i. ;o'-> ;o<) — br<j. — 7Ü» SbU. ;o kr ib 8. ;oo. — <1. )0 L ros. lb u. — s. rsa »o s. -L >0 8. -s. Ltllol c »nrk S. 1.0. 8. 1.1). 8. 1. l). 8. 1. v. 1. 0. S. 1.0. 1. 0. 8. 1. 0. I.V. Ü. . 1.1). 1). 8. tv. S. 11). 1. I). ti. 1. I). <». 1. 0. i.lki«ir-i>. 8. c. i). i i). N. 1.8e«t 1). 8. i.8»»t-I). 8tU«N UerL cr. o. 10. 8. « 1. 0. rt. ct. -t- » (t. Ivxz <z ». t- - 8. » a. Z'- -o. »OK p? N löL l- Bezugs-Preis i» der Hauptexpedition oder deren Ausgabe- stelle« ab geholt: vierteljährlich S.—, bet zweimaliger täglicher Austeilung in» Hau» ^l 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch, land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZeitungSpreiSliste. Netzaktiou und Expedition: IohanniSgasse 8. Fernsprecher 1b3 u. 222. Siltalexpedttionen. AlfredHahn, Buchhandlg., UniversitätSstr. S (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2935> u. KöuigS- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: TarlDnncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraßr lOjFrrnsprecherAmt VI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. MpMir TllgMaÜ Anzeiger. Ämtsölatt des Äömglichm'Land- und des königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Nr. 75. Donnerstag den 11. Februar 1904. 88. Jahrgang. Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Rrdaktton»strich (»grspaltenl 7b nach de» FamlUeunach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühre« für Nachweisung»« und Ossertenannahm« 2b Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, m t t Postbesörderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabr: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol» tu Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Sltathardt). Var WHiigrie vom rage. * DaS Deutsche Reich bringt, einer hochoffiziösen Aus ¬ lassung zufolge, im russisch-japanischen Kriege „beiden Gegnern eine ehrliche Neutralität ent gegen". * Der kaiserliche AnsiedelungSkommmissar für Deutsch-Südwestafrika vr. Rohrbach gehört gutem Vernehmen nach zu den Vermißten. Seit Januar fehlt jede Nachricht von ihm. * Die Petitionskommission deS Reichstages empfahl dem Reichskanzler eine Bittschrift um Unter drückung „schlechter" Literatur- und Kunst erzen gn,sse zur Berücksichtigung. * Im preußischen Abgeordnetenhause erklärte der LandwirtschaftSminister v. PodbielSki seine Bereitwilligkeit, einen Gesetzentwurf über die Bestrafung des Kontrakt- bruchs ländlicher Arbeiter vorzulegen. * In Sachen des Kölner AerztestreikS werden, wahr scheinlich infolge des Telegramms an den Kaiser, von neuem Ermittelungen angestellt. Hu5 ckem Aiener klerikalen Lager. L. Wien, 9. Februar. Iu allen Parteikreisen Wiens bildet der aufsehenerregende Ausschluß deS christlichsozialen Gemeinderates und Landtags abgeordneten Josef Gr eg orig aus dem unter vr. Luegers Führung stehenden Bürgerklub des Wiener Gemeinde rates noch immer das Tagesgespräch. Die Parteikrise in der christlichsozialen „Tammany - Hall", wie die vom Wiener Stadtrat ausgeübte klerikale Protektionswirtschaft genannt wurde, ist nun offen zum Ausbruche gekommen, obwohl der Bürgermeister gegen alle bezüglichen Blättermeldungen bis in die jüngste Zeit mit einem beharrlichen BerichtigungS- jelpzug vorangegangen war. Der gemaßregelte Abgeordnete kes Wiener Bezirkes Neubau, von Beruf Pfaidler < Wäschefabrikant), ist ein engerer Gesinnungsgenosse jenes fanatischen Antisemiten Mechanikers Schneider, der seinerzeit durch seine ganz ernstgemeinte Forderung eines „Schußgeldeö für die Juden" weiteren Kreisen bekannt geworden ist. Auch Gr eg orig gehört zu jenen ehrlichen Fanatikern unter den Wiener Christlichsozialen, welche sich die Lösung der Iudenfragc durch eine kommunale und staatliche Be kämpfung des jüdischen Kapitals vorstellen, wie eS vr. Lueger seinerzeit den Wienern versprochen, aber natürlich nicht gehalten hat. Immer heftiger kriti sierte Gregorig in den Wählerversammlungen diesen „Parteiverrat". Obwohl die christlichsoziale Partei in der Reich-Hauptstadt wie im Lande Niederösterreich nahezu un beschränkt herrscht, sei in ihrer ganzen Gesetzgebung von einer Bekämpfung deS jüdischen Kapitals nicht nur nichts zu merken, sondern es würden, so Nagte Gregorig, sogar große städtische und Landeslieferungen an jüdische Firme» vergeben. Diese Klagen fanden iu dem starken Anhänge, dessen sich Abg. Gregorig unter den Wiener Kleingewerbetreibenden erfreut, ein nur allzu empfängliches Ohr. Die christlichsoziale Arbeiterschaft, die sich in den frei lich maßlosen sozialen Versprechungen vr. LuegerS ebenfalls getäuscht fühlt, hat sich schon längst selbständig organisiert und „pariert" nicht mehr. Das Hauptorgan der Wiener Antisemiten, das „Deutsche Volksblatt", dem der einst so ver himmelte Bürgermeister zum größten Teile seine erdrückenden Gahlerfolge verdankt, griff vr. Lueger in seiner Amtswirk samkeit immer kühner und erfolgreicher an, so daß selbst die- icnigen seiner unbedingten Anhänger, die in ihren Hoffnungen auf gutbezahlte Aemter enttäuscht wurden, aber die Rache der Lueger-Clique, an ihrer Spitze den Iesuitenafsiliirten vr. Geßmann, fürchteten, unsicher zu werden begannen. Die Liberalen und Deutsch nationalen, welche die Protektionswirtschaft, die Ver schleuderung der Gemeindegelder an Mönchs- und Nonnen orden, Kirchenbauten und kostspielige Rathausbankette un aufhörlich, aber vergebens an den Pranger stellten, hatte vr. Lueger nicht zu fürchten, obwohl ein mit großem Erfolge am Raimundtheater aufgeführtes Schauspiel von Rudolf Hawel „Die Politiker" gerade diese Wiener Korruption und die klerikale Lebrerverfolgung schonungslos ge geißelt hatte. Wohl aber konnte dir Unzufriedenheit des „kleinen Mannes" gefährlich werden, auf dessen Schul lern der einstige Demokrat mit Hülfe der Klerikalen zum mächtigsten Manne in Niederösterreich, ja zum ernsten Ministerkandidaten, vor dem sich sogar der kaiserliche Statthalter beugte, emporgestiegen war. Die nahezu sozialdemokratische Parteidisziplin, die sich vr. Lueger »zurechtgelegt hatte, erforderte, daß ein Exempel statuirt werde. DaS Opfer war der Abg. Gregorig. E» ist aber sehr fraglich, ob vr. Lueger, dessen persönlicher Einfluß namentlich bei seinem starken Anhänge von weiblichen Agita toren noch immer unerschütterl ist, bei dieser jüngsten Kraft probe sich nicht doch überschätzt. Denn auch die Klerikalen, mir deren mächtiger Hülfe er die Abneigung des Kaiser» gegen seine Person besiegte und den Wiener Bürgermeisterstuhl erklomm, haben an ihrem Werkzeug keine rechte Freude mehr. Sie wissen, daß 'der ehemalige Dorstadtdemagoge, der einst mit seinem Busenfreunde vr. Mandl um die Wette gegen die Feudalen und Klerikalen wetterte, nie ganz der Ihrige werden wird, daß er in seinem brennenden Ehrgeiz über den ihm zugedachten Wiener Posten nach einem Minister portefeuille hinausstrebt, in dessen Besitz er zweifellos als der „kaisertreue Oesterreicher" auch gegen den KlerikaliSmuS Stellung nehmen würde. Die Christlichsozialen sind eben Dank dem Ehrgeize ihres Parteiführers noch nicht so völlig im KlerikaliSmuS ausgegangen, als «S die ultramontanen Führer gewünscht hatten. In Tirol stehen sich die Altklerikalen und die Christlichsozialen trotz aller BersöhnungSversuche der Bischöfe noch immer schroff gegenüber und die Frag« de» österreichischen BetoS bei der Papstwahl hat die Kluft zwischen den unbedingt „schwarzgelben" Christlichsozialen und den ebenso unbedingt „weißzelben" Anhängern der Papstfarbr» tiefer gewählt, als eS die beiden Parteien sich heute noch bewußt sind. Die Nachricht des „Pester Lloyd", daß der Thronfolger Erz herzog Franz Ferdinand daS Protektorat über den Katho lischen Schulverein niedergelegt und dabei antiklerikale Aeußerungen getan habe, ist allerdings amtlich widerlegt worden; aber selbst die klerikale Presse läßt durchblicken, daß der künftige Monarch, den man in die Streitigkeiten zwischen dem Katholischen Schulverein und einem geistlichen Orden in Wien hineinzuziehen versuchte, nicht die willenlose Puppe ge worden ist, zu der ihn seine jesuitischen Erzieher zu machen hofften. Die Nachgiebigkeit, die Kaiser Franz Josef gegenüber den Magyaren zeigt, scheint sein Nachfolger bei der von den Klerikalen geforderten PreiSgebung deS Vetorechts nicht bekunden zu wollen. Und da vr. Lueger in diesem Falle immer daS Recht Oester reichs vertreten wird, sehen die Ultramontanen den häuslichen Zwist in seinem Lager vielleicht gar nicht ungern. Auch sie haben ihrerseits dem österreichischen StsatSgedanken eine Machtprobe geliefert, indem sie die Wiedereinsetzung deS in Rom verklagten Fiirsterzbischofs von Olmütz vr. Kohn gegen die gesamte öffentliche Meinung in Oesterreich, die amtlichen Kreise wie den niederen Klerus inbe griffen, durchzusetzen wußten. Dieses römische „Veto" gegen das Wiener Ministerium, daS den allgemein verhaßten Bischof am liebsten „iu prrrtibus ivüclelium" versetzt gesehen hätte, ist zweifellos die Racke der im geistlichen Gerichte deS Vatikans dominierenden Jesuiten für daS österreichische Beto gegen Rampolla. Der Widerhall, den diese erste ausgesprochen österreichfeindliche Handlung deS neuen Papstes in den Lagern des österreichischen Katholi zismus Hervorrufen wird, muß erst abgewartet werden. Daß der „Fall Kohn" mit seiner Reinstitution noch nicht endgültig erledigt ist, dafür werden die der christlich sozialen Partei angehörigen Kleriker deutscher und tschechischer Zunge sorgen, und auch vr. Lueger wird sich an dem Kon flikte, der zwischen päpstlich und österreichisch einerseits, klerikal und antisemitisch anderseits entstanden ist, nicht mit seiner sonstigen Aalglätte vorbeidrücken können. Der russisch-japanische Arieg. Außer den beiden Angriffen der Japaner auf die russische Flotte bei Port Arthur hat die zarische Streitmacht zur See noch einen Kampf bet Tschemulpo zu bestehen gehabt. Die Nachricht über die Wegnahme zweier russischer Kreuzer in diesem koreanischen Hafen (an der Westseite Korea», unmittelbar vor der Hauptstadt Söul) ist nachträglich dahin variirt worden, daß die beiden Schiffe „Korjez" und Warjaz" sich nicht einfach ergeben haben, ohne eine Kanone gelöst zu haben, sie haben wacker vier Stunden lang gekämpft, wa« hier zu Ehren der russischen Flotte noch besonders festgestellt werden soll. Verloren sind sie freilich doch; daran ist nichts zu ändern. Port Arthur. Verschiedene Momente erschweren die Verteidigung Port Arthur«. Unter ihnen sind die wichtigsten die Be schaffenheit der Port Arthur - Bucht und der Um stand, daß die ostchinesische Bahn, auf Weicker allein sich die Versorgung Port Arthur» voll ziehen kann, auf eine längere Strecke vom Meere aus zu beherrschen, dem Feuer der Kriegsschiffe ausgesetzt ist. Zur Verteidigung Port Arthurs war schon längst eine sehr starke Flotte für notwendig erkannt, andererseits aber war für eine solche der Hafen im Falle eines Krieges «in so gefähr licher Aufenthalt, daß er von militärischer Seite direkt als Mausefalle bezeichnet worden ist. Die vor Port Arthur stationierten russischen Kriegsschiffe waren denn auch von dem Augenblick an, wo die Lage kritisch wurde, bestrebt, sich naöy Möglichkeit außerhalb des Hafen» zu halten. Daß schon dieses Streben einen gewissen Kräftevrrbrauch bedingte, liegt auf der Hand. Au- dem allen geht hervor, daß die Japaner sich den Punkt, auf den sie zunächst die Wucht ihre» maritimen Anprall» konzentrierten, sehr geschickt heran-gesucht haben. Gleich ihr erster Flottenangriff ist denn auch, wie schon au» dem ersten Telegramm de» AvmiralS Alexejew an den Zaren hervoraing, von Erfolg begleitet ge wesen, und sie haben daher sofort einen zweiten Angriff folgen lassen, dem, wie gemeldet, hie russischen Schlachtschiffe zum Opfer sielen. Port Arthur, die russische Seefeste an der Südspitze der Liaotung-Halbinsel, war dm Japanern schon ans dem Kriege gegen China bekannt. Sie hatten den damaligen chinesischen Krieashafen, dessen Befestigungen von dem früher» preußischen Offizier v. Hanneken erbaut waren, am 2l. November 1894 durch einen kombinierten Land- und Seeangriff erobert und die chinesischen Befestigungen und Forts kurz vor dem Friedensschluß den Erdboden gleich gemacht. Als die Russen dann durch den Pachtvertrag mit China in den Besitz von Port Arthur gelangten, trat natur gemäß sofort an sie die Frage heran, ob angesichts der kommerziellen und militärischen Nolle, die der Neuerwerbung zugedacht sei, die zerstörten Befestigungen wieder aufzubauen oder durch Neubauten an anderer Stelle zu ersetzen seien. Die mit der Prüfung dieser Fragen betraute Kommission entschied sich nach langer Beratung dabin, die allen zerfallene» FestungSbauteu nicht wiederherzustellen, da sie dem feindlichen Feuer von der Seeseite her allzusehr ausgesetzt gewesen seien und daher die hoben Wrederherstellungskosten nicht dem militärischen Werte ent sprechen würde». Nur der teilweise Wiederaufbau deS von den Chinesen in den Jahren 1884 und 1883 erbauten statt lichen Arsenals wurde von der Kommission empfohlen. DaS Ergebnis der Erwägungen war der Beschluß, daß auf der „Solotoi Gora" eine Reihe neuer befestigter Werke anzulegen sei, die, iu modernster Bauart auSgefübrt, sowohl die Stadt, als auch daS an der östlichen Hafeneinfahrt gelegen«, für zehn bis zwölf Kriegsschiffe Raum bietende Bassin gegen einen feindlichen Angriff schützen sollte. Diese Befestigungsanlagen, die beute vollendet und unter der Leitung der umsichtigsten russischen Ingenieure gebaut worden sind, umfassen in der Hauptsache drei große Forts, von denen das erste, wie von verläßlicher Seite berichtet wird, mit acht 32-cw- und sechs 15-em-Geschützen, das zweite mit elf 32-ew- und 28 15-cm-Geschützen und das dritte mit zwölf 32-cw- und 52 10-cm-Geschützen bestückt sind. Einige kleinere Werke sowie eine Anzahl von Anschlußlinien bilden den Abschluß der fortisikatorischen Baulichkeiten, die der Ausschuß der russischen Landesverteidigungskommission bis jetzt in Port Arthur Hal Her stellen lassen. Daß aber mit diesen Anlagen die Mittel noch lange nicht erschöpft sind, beweist die Tatsache, daß in den Etat für 1903,1904 dreizehn Millionen Rubel allein für die Befestigungen von Port Arthur eingestellt und be willigt worden sind. Ferner ist in Port Arthur ein ungeheures Trockendock, auSgestattet mit den modernsten Einrichtungen für die Reparatur größter Kriegsschiffe, gebaut worben und ein zweites Dock von noch größcrn Dimensionen dürfte der Vollendung nahe sein. Port Arthur ist bekanntlich auch Sitz der „Statthalter schaft des Fernen Ostens", die dem Admiral Alexejew mit weitgehenden Vollmachten übertragen worben ist. Neuerdings sind in Port Arthur gewaltige Vorräte aufgehäujt und die Garnison, die im vorigen Jahre 14 000 Mann stark war, ist noch verstärkt worden. Man hofft, daß mit ihrer mili tärischen Ausrüstung die Stadt eine zweijährige Be lagerung aushalten kann. Der Hafen besteht aus dem geräumigen Westhafen und dem kleinern Osthafen, um den sich die überaus schmutzige und unwirtliche Stadt gruppiert. Mit dem Gelben Meer verbindet den Hafen ein Kanal von etwas über einen Kilometer Länge und ein Drittel Kilometer Breite, dessen beide hügelige Ufer mit Forts bewehrt sind. Beschränkung deS Krieg». * London, 10. Februar. (Tel.) ,Meuters Bureau" berichtet aus Washington: Zu der an die Mächte gerichteten Note des Staatssekretärs Hay, die die Sicherung der Neutralität Chinas und die Beschränkung des Krieges auf Japan und Rußland bezweckt, liegen bereits genügend viel Aeußerungen der verschiedenen Regie rungen, darunter auch der englischen, vor, um den Erfolg der Be- mühuugen Hays gesichert erscheine» zu lasten. Japan hieß die Aktion der Bereinigten Staaten willkommen, Rußland antwortete noch nicht. DaS Staatsdepartement vertraut aber darauf, daß auch Rußland sie günstig aufnehmen werde. Russische Streitkräfte i» Ostafie«. Eine aus Peking stammende Zusammenstellung der östlich vom Baikalsee in Sibirien und der Mandschurei stationierten russischen Truppen einschließlich der zur Sicherung der Eisenbahn verwandten Mannschaften gibt die Gesamtstärke auf 3115 Offiziere und 147 479 Mann mit 266 Kanonen an. Die Infanterie zählt 2100 Offi ziere und 105 829 Mann. Sie setzt sich zusammen aus 82 Regimentern ostsibirischer Schützen, 4 Regimentern regulärer russischer Infanterie, 16 Bataillonen Reserven und einem Bataillon und einer Kompagnie Festungs artillerie von Nikolajewsk. An Kavallerie sollen 48 Schwadronen dort stehen mit 603 Offizieren und 21 914 Mann Die Kavallerie besteht aus 6 Schwadro- nen regulärer russischer Kavallerie, 87 Schwadro nen Transbaikalkosaken und 55 Schwadronen Grenz kavallerie. Die Artillerie besteht aus 36 Batterien mit 266 Kanonen. 2 Bataillone Festungsartillerie befinden sich in Wladiwostok und 2 in Port Arthur, dieselben be stehen aus 16 Kompagnien mit 42 Offizieren und 2620 Mann. Eine Kompagnie befindet sich in Nikolajewsk. Die Jngenieurtruppen umfasten 22 Kompagnien mit 88 Offi zieren und 3745 Mann. Der Train besteht aus 60 Offi zieren und 8824 Mann. Die gesamte russische Flotte in Ostasten befindet sich, mit Ausnahme von 4 Panzerkreuzern, gegenwärtig in Port Arthur, wo übrigens nur ein einzige» Dock für Repa- raturen vorhanden ist. Die 4 Panzerkreuzer liegen in Wladiwostok. Bon Bewegungen der russischen freiwilligen Flotte wird folgendes bekannt: Der „Orel", aus dem Schwarzen Meer kommend, passierte mit einer vollen Ladung von Ausrüstungsgegenständen und Lagerutensilien am 20. Januar den Suezkanal mit Kreuzer „Aurora" und 9 Torpedobooten. Der „Saratvff" hat Sebastopol mit 4000 Tonnen Ladung für militärische Zwecke und 1458 Mann Verstärkung für Port Arthur verkästen und den Suezkanal bereits passiert Die Schiffe der freiwilligen Flotte „SkatertnoSlaw" und „Kazan" erreichten Port Arthur am 16. Januar. Drei wettere Transportdampfer »St. Petersburg", „GmolenSk" und „Wladimir" sollen demnächst abgehen. Ei« -ob der Japaner. Bom strategischen Gesichtspunkte aus betrachtet, sirr- die Japuuex bet weitem di« stärker« Partei, weil sie sozusagen den Kampf in ihren hetmi- schen Gewässern ausfechten, und weil ihre Wersten gut ausgerüstet sind. Hinsichtlich des Personals ist Admiral Fremantle, ein genauer Kenner der sapantschen und russischen Flotte, im Londoner „Navy League Jour- nal", der Meinung, daß keine Flotte in Europa, die deutsche ausgenommen, in Len letzten 20 Jahren so große Fortschritte gemacht habe, wie die russische. ,Zhre Offiziere -- schreibt er im weitern — sind, was technische und wissenschaftliche Ausbildung anbelangt, den besten Flottenosstzteren der Welt gleichwertig und ihre Vater landsliebe ist über allen Zweifel erhaben. Ich zähle viele Freunde unter ihnen, und es würde mir leid tun, sie zu niedrig einzuschätzen, allein, sie haben wenig praktisch Ge legenheit zu Gcschwaderübungen gehabt und ihre Signal- Methoden wie ihre gemeinschaftlichen Manöver stehen oder standen vielmehr um 1895, wo ich zuletzt Gelegenheit hatte, sie an der Arbeit zu sehen, bet weitem hinter denen der Japaner zurück. Ihren Mannschaften fehlt es auch, trotz körperlicher Stattlichkeit und dem besten Willen, an Individualität und Schnelligkeit der Auffassung. In all diesen Punkten aber, die von so wesentlicher Bedeu tung sind, zweifle ich kaum an der Ueber- legenheit der Japaner. Ihre Offiziere find äußerst befähigt und ihre Gesinnungstreue und Bater lairdsliebe sind von einer Art religiöser Glut durch drungen, während die Leute, obschon sie Asiaten sind, mir die individuelle Tüchtigkeit und da» Verständnis zu be- sitzen scheinen, das wir gern unfern eignen KriogSmatvosen in besonderem Maße nachrühmen.' Meine genaue Kenntnis der japanischen Marine dattert auS den Jahren 1894/9V, wo ich daS Verhalten ihrer Flotte im japanisch-chinesischen Kriege bewundern lernte, und nach dem Eifer ihrer Offiziere wie nach der ungewöhnlichen Entschlossenheit der Nation zu schließen, von -er Erfahrung Lehren zu ziehen, kann ich nicht wohl zweifeln, daß sie auch seither fortgefahren haben, höherer Vollendung zuzustreben. Daß die- wirk lich der Fall ist, habe ich in der Tat auch einem neuerlichen Briefe eines Offiziers auf -er chinesischen Station ent nommen, der mir die Versicherung erteilt, -aß die Japaner heute wenig, wenn überhaupt etwas, von irgend einer ausländischen Flotte zu lernen haben. Das klingt wie sohr hohes Lob, aber ich zweifle nicht, daß eS zutrifft, Laß die japanischen Schiffe nach allen Richtungen hin voll kommen tüchtig find und baß die japanischen Offizier« eS verstehen werden, ihr Material bestens auSstunutzen. Wenn ich aber in diesen Punkten Zweifel hegte, würden sie zerstreut werden durch die vollkommene Zuversicht der japanischen Offiziere, die so gründlich sind, daß sie keines wegs gegen die Unvollkommenheiten ihres eigenen Dien stes die Augen schließen, während sie gleichzeitig ganz außerordentlich wohl über ausländische Flotten unter richtet sind. Ich bin in der Tat auch geneigt, bei ihnen eine ganz genaue Kenntnis der Stärke wie der Schwäche -er Russen vorauszufetzen." Zum würdigen Beschluß fei noch eine englische Jntrigue gegen Deutschland erwähnt, die, wie die „Tägl. Rdsch." richtig hervorhebt, jedenfalls den doppelten Zweck hat, unS einmal nach lieb gewordener Gewohnheit vor der Welt zu verdächtigen und zum andern die Aufmerksamkeit in etwas von den kaum schwer genug zu wägenden Wühlereien abzulenken, die das Beste zu diesem Kriege getan hacken. Die Lon doner Presse, so wird berichtet, versucht allen Ernstes, die Neutralität Deutschlands als fraglich hinzustellen. So behauptet die „Daily Mail", aus russischer Quelle erfahren zu haben, -aß im Falle eines Krieges Deutschland Rußland bei- stehenwürde. Deutsches Kelch- * Berlin, 10. Februar. * „Die Deutsche NctchSregterung und der Krieg" könnte die Ueberschrift eines Artikels der hochoffiziösen „Südd. ReichS-Korresp." lauten, der auS Berlin geschrieben wird: „Eine Kriegserklärung liegt an sich weder in der Anzeige deS Abbruchs der Beziehungen, noch in dem dabei gemachte« Zusatz, daß der abbrechrnde Teil nunmehr die geeigneten Maßnahmen zum Schutze seiner Interessenten treffen werde. Anderseits aber ist unter den obwaltende« Umständen durck eine schriftliche Mitteilung dieses Inhalts die Lage zwischen Absender und Empfänger schon hinreichend gekennzeichnet, so daß auf die förmliche Erklärung deS Kriegszustandes überhaupt verzichtet werden könnte. Ein völkerrechtliche» Hindernis für den Beginn der Feindseligkeiten besteht nicht mehr. Bon der dentschen Politik könnte der wirkliche AnSbruch de» Krieges nur bedauert werden. Wie wir mit Rußland 1» fester Freundschaft zu leben wünschen, so erkennen wir — Graf Bülow bat eS am 15. März 190l im Reichstag gesagt — „gern die Großmachtstellung an, die sich da» hochbegabte japanische Bolk durch seine Waffenerfolge wie durch seine Intelligenz tm fernen Osten errungen hat". Mit Rußland sind wir durch große, schwer- wiegende Interessen verbunden; für Japan bestehen neben einem reich entwickelten Netz wirtschaftlicher Beziehungen bei uns auch Sympathien in politischen, militärischen, kommerziellen, ge lehrten und künstlerischen Kreisen. Zwischen einem alten und einem jüngeren Freunde Deutschland» ist der Streit entftssrlt. Sorg- sam haben wir jeden Partetische» Schritt, jedes Wort vermieden, da» al» Ermunterung der Kampflust hätte gedeutet werden können, und soweit unsere sachlich begründete Zurückhaltung überhaupt etu Mit wirken zulieb, dieses in den Dienst de» Frieden- gestellt. Während der jetzt angebrochenen offenen Fehde bringen wir beiden Gegnern eine ehrliche Rentralttät entgegen, bereit zur Aowendung jede- diplomatischen Mittel», da« geeiguet wär«, Feind- seligkeüeo, die hoffentlich nicht in einen verheerende» Bvlkerkrieg av«art»n, räumlich nud zeitlich «tuzuschräaken'. * „Deutsche" Partei«» »»» »er r«sstlch»ja»a«ische Krieß. voo Leu Orgaue» der Ze«tr irmspartei stellt sich dH
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