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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.02.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-02-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040229023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904022902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904022902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-02
- Tag1904-02-29
- Monat1904-02
- Jahr1904
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vrzugS-PreiS t» der Haaptrxpeditton oder deren Ausgade» stellen avgeholt: vierteljährlich 3.—, bet Wetmaligi« täaitcher Z» stellv na tasH«» Ä S.7L. Durch die Po,l bejoge» für Deutich. bmd u. Oesterreich viertel,ährltch u« 4-dO, für di« Übrige, Länder laut Zeitung-Preislist«. Aetzakftau und Estzetztttaar Johaaui-gasse 8. Fernsprecher IbS it. 228. Allialerpedttianrn: Alfred Lahn,«nchbandla.,Universttät-ftr-S Aernspr. Nr. 4916), L. Lösche, Katharinen- Praß« 14 (Fernsprecher Nr LVSK) ». KünigS- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7öOö). Haupt-SUtalr Drespe«: Ptarstastraßr 84 (Fernsprecher Amt l Nr. 171s). Haupt-Kiltalr Perlt«: LarlDnnck»,, Herzgl.Bayr^sofbuchbandla^ öützowslraßr 10(Feru,prrcherAultVl Nr.4603.) Abend-Ausftllüe. WpMcr TaMall Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aares und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzelgerr-VretS die «gespaltene Petitzeile 25 Reklame« «vier dem RedalttonSfirich ftzespalU^Vö nach den^Famliirnnach- Dabellarischer «,tz Ztssrrnfatz entspmchend höher. — Gebühren sstr Nachweisungen nnd Ossertenannahm« 2V -g- Ertrv-veUaze« (gesalzt), »vr Mit der Morgen.Ausgabe, vbn« Postbeförd«rn»g ^4 SL—, mit Postbesördenmg A^—. «ftmahmesthUitz fti« Anzet««, Abrnd-AnSgab«: vormittag« 10 Uhr. Mvrgen.AuSgabei mnhmütag« 4 Uh« Anzeigen sind stet» an di« Expedition zu richt««. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck nnd Berlag von O. Volt in Leipzig (Inh. vr. 4t «. »ItukhardU. Nr. 1VS. Montag den 29. Februar 1904. 98. Jahrgang. Var Mcdtigtlr von Lage. * Der Kaiser fuhr gestern abend nach Kiel, um hott heute an -er Trau erfrier für den ver« storbenen jungen Prinzen Heinrich tetbzunehmen. * Die Sozialdemokraten bei 20. sächsischen Wahl» kreise- Zschopau-Marienberg haben gestern mittag in einer stürmisch verlaufenen Versammlung in Gelenau anStelleGöhreSden Genoffen Pinkau» Leipzig al» Reich-tagSkandidate» auf- gestellt. * In Lschemulpo sind bi» jetzt 20 000 Japaner mit sechs Batterien gelandet. * Bet Port Arthur wurde eine klein« Anzahl Japaner, denen die Landung gelungen war, verhaftet. Der russisch-japanische Krieg. Di« Aämpse bei Hort Arthnr. Die »Rufs. Telear.-Agcutur" berichtet aus Port Arthur vom 28. Februar: Man versichert mit Bestimmtheit, daß bei dem in der Nacht vom 25. Februar von dem „Retwcsan" zurückgeschlaaeneu Angriffe der japanischen Tor pedoboote «ach der ersten von den Batterien der Forts abge gebenen Salve aufeinemjapa nische »Schiffe eine Explosion stattfand. Seit de« beiden letzten Tagen ist keine Veränderung eingetreten. Heute wütet ein Unwetter mit Sturm aus Norden. Der Seegang ist sehr hoch und macht jeden Versuch einer Landung unmöglich. * Ntutschwang, 28. Februar. (Reuter.) Augenzeugen deS letzten Versuches, Port Arthur zu blockieren, erzählin, daß am Mittwoch etwa 19 Mann, die sich auf japanischen Dampfern be fanden, io Zivilkleidung an Land anlangten und sofort ge- fo«g«n genommen wurden. Die russischen Kreuzer „ASkold" nnd „vajan" näherten sich zunächst der japanschen Flotte, kehrten dann aber wieder zurück. Da» Manöver hott« augenscheinlich den Zweck, die Japaner in Schußweite zu locken, wa» jedoch nicht gelang. Zwei von den Japanern geschossene Granaten fielen in der Stadt nieder. Der Panzer „Retwi- sao" dient gewissermaßen al« Hülfsfort. Der fremde Ingenieur, der beauftragt ist, das Schiff flott zu machen, gab jede Hoffnung ans Erfolg auf. Ein Stück, das eingesetzt wurde, um daS von einem Torpedo gerissene Leck zu stopfen, hielt nicht. Der Kreuzer „Novik" ist wieder au«gebessert. Der Kreuzer „Pallada" befindet sich im Trockendock. Nach weiteren Petersburger Meldungen haben einige Avantgarbenkämpf« tn Novd Aoroa ftattgefunden. Bei dem einen waren die russischen Kosaken siegreich, lieber den anderen wird au» japanischer Quelle berichtet: * London, 28. Februar. Die japanische Gesandtschaft veröffent- licht eine amtliche Depesche auS Tokio, wonach feindliche Reiter vor Pinjang erschienen, von der japanischen In fanterie aber znrückgeschlagen wurden. Heber japanische Landungen melden die „Time»" aus Tschemulpo vom 27. Februar: Die Japaner landeten während der letzten Tage nur Proviant, Train und Pferde. Insgesamt wurde» jetzt 20 000 Mann mit sechs Batterien gelandet. Feuilleton. 7, Vie Freundin aus Russisch-Polen. Bon Elsbeth Meyer-Aoerster. NaHdruS verboten. Die Nachtdroschke hielt. Suchend war sie eine Weile hin unb her gefahren in der Kommandantenstraße, meiner Unruh« zum Trotz. Bet der Dürftigkeit her Abend- beleuchtung und der Anzahl der Gasthausschilder in dieser Straße war es sowohl dem Kutscher, als auch mir schwer geworden, den „Tapferen Ladwenka" sogleich herauszu- finden. Endlich erkannte ich das Schild. Wir ivaren an gelangt. Die Front des Parterre» war erleuchtet, durch die Tüll- gardtnen der SintrittStltr schimmerte Ga»licht. Bon drinnen her Gesang, Klavievgetön, laute», lebhafte» Stimmengewirr. Das war nicht möglich, unter denen konnte sie nicht sein! „Eins, zwei drei!" zählte ich, wie zu einem Schwimm- sprung. Bei drei trat ich in da» Restaurant. Da» erste, wa» ich in der Wolke Tabaksnebel erblickte, war Frau Glescanka» rosiger, blon-der Kopf hinter der Theke; nicht wett -von ihr saß Helka im Kreise einiger junger Männer, eine große Bowle Glühwein dampfte vor ihnen auf dem Tisch«. Hekka hatte den Kopf an die Schulter ihres BaterS gelegt, der gleichfalls mit am Tische saß, und iah au», al» hckbe sie einen leichten Rausch. Auch ihr Baier schien nicht mehr nüchtern. Er hatte die kurzen, hastigen, zitterwden Bewegungen Trunkener, währenb er die Gläser «voll schenkte. Im Hintergründe de» Zimmer» stand ein junger, schwarzbürtiger Mann auf einer Tribüne, die umringt war von Genossen, unb redete erregt auf sie ein. Eine Kellnerin in Nationaltracht eilte mit Teebrettern unb Weinflaschen hin und her, die Münzen ihre» Armbande» klingelten, wenn sie ihre Last auf den Tisch niedersetzte. Helka hatte mich etntreten gesehen und ich glaubt«, daß fle erschrocken aitssprtngen und auf mich -«eilen würde. Nicht» davon geschah. Ti« blieb in phlegmatischer Rnhe sitzen, nur ein Lächeln ging über ihr Gesicht. Tic öffnete die Arm« unb nickte mir schläfrig zu. „Geh, Her-, wo kommst du her, so spät» Willst uns Gesellschaft leisten, La» ist famos von dir. Herr Glrscanky ater stand unruhig Ves-rbernn- Leo »uffifch«« Landtrupprn. Gegenüber Gerüchte» über angeblich schlechte Behand lung der Truppen bel der Beförderung aus der sibirischen Baku meldet ein Augenzeu« der „Nowoje Wremja", alle Soldaten ohne Ausnahme sei«« mit warmer Kleidung ver sehen. In allen Eisenbahnwagen, die er auf der Fahrt nach Ostasien gesehen habe, hab« jeder Soldat Platz zum Schlafen gehabt, in der Mitt« eines jeden Wagen» befinde sich ein Ofen. Die Stimmung der Truppen fee vorzüglich. An be stimmten Punkten werd« ihnen warme» Essen verabreicht. Die Beförderung vollziehe sich in vollkommener Ordnung. * JrkntSk, 28. Februar. (Meldung der Russischen Tele« graphen-Agentur.) Gestern abend wurde dl« Schienen- legung auf dem Eise de» Baikalsee», die vom Ost- und vom Westufer her in Angriff genommen war, beendet; der Ver kehr mit von Pferden gezogenen Waggon» beginnt am Dienstag. »«hisse unter«»«-», Aaperung««. * Malta, 28. Februar. (Reuter.) Der japanische Dampfer „Kauagawa Mara" ist am 27. Februar früh S Uhr mit un- bekannter Bestimmung von hier abgegangrn. * Suez, 28. Februar. (Reuter). Aus glaubwürdiger Quelle wird gemeldet, daß russische Kriegsschiffe im Golf von Suez zwei englische und ein norwegische» Schiff mit Kohlen ladungen beschlagnahmt haben. Dl« Neutralität Lhina». * Shanghai, 28. Februar. (Reuter.) Sämtliche inter essierten Mächte sollen darin ttbereingekommen sein, den Kreuzer „M a n s ch u r" zu entwaffnen, die Mann schaftnach Peking zu bringen und dortso lange zu behalten, bis der Krieg beendet ist. — Bier Eisenbahnzüge verließen seit Dienstag Paottng-fu (südlich von Peking), um Truppen an die nordöstlich« Grenze zu bringen. Da» letzte Kontingent wird heute abgehen. Die Gesamtzahl der von dort abgegangenen Truppen beläuft sich auf 10 000 Mann. Alle regulären Truppen in Paoting-fu werden durch solche ersetzt, die au» Te-tschou, Provinz Gchantung, kommen. rtviegoeecht. * Petersburg, 28. Februar Ein zweite SonderauS- gäbe der Gchelssammluna veröffentlicht die am 27. d. M. vom Kaiser bestätigten Bestimmungen, welche Ruß land während de» Krieges mit Japan zur Richtschnur trimmt: 1) Den japanischen Untertanen wird gestattet, unter dem Schutz der Gesetze währen- deS Kriegszustandes in Russland zu verbleiben und friedlichen Beschäftigungen nachzugehen. Ausgenommen sind die zum Bestände der Statthalterschaft im fernen Osten gehörenden Gebiete. 2) Japanischen Handelsschiffen, welche die Kriegserklärung in russischen Häfen erreichte, wirb das Verbleiben daselbst bis zu ihrem Auslaufen mit Waren, welche keine (Kriegs- kontrebanbe sein dürfen, im Laufe einer für ihre Ladung genügenden Zett gestattet; in keinem Falle aber über 48 Stunden, gerechnet von -er Veröffentlichung dieser Bestimmung ab. 8) Untertanen neutraler Staaten können unbehindert Handelsbeziehungen mit russischen Häsen und Städten unter Beobachtung der russischen Gesetze und der Grundlagen de» internationalen Rechts fortsctzen. 4) Die Militärobrigkeiten sind verpflichtet, alle Maßnahmen zur Sicherung der Freiheit des gesetzlichen Handels der Unter tanen neutraler Staaten zu sichern, soweit derselbe nach den Bedingungen der kriegerischen Aktionen zulässig ist. ö) Hinsichtlich de» neutralen Handels sind folgende Be stimmungen zu beobachten: ». die neutrale Flagge deckt die feindliche Ladung mit Ausschluß der »Kriegskontrebande. v. Neutrale Waren unter feindlicher Flagge mit Aus schluß -er Kriegskontrebande unterliegen keiner Beschlag ans und trat mir entgegen: „Sie kommen von zu Hause, nicht wahr, von ihm? Von unserem Schwiegersohn ? Ja, ich kann nicht dagegen an. Sie wollte es durchaus, wollte durchaus die Feier mitmachen." Fran GleScanka, die das Büffet verlassen batte, war gleichfalls aufgeregt heran getreten. Auch ihr schien der Erfolg ihres neuen Unter nehmen», der Glühwein und die allgemeine Unruhe rings um zu Kopf« gestiegen. „Ja, ist es nicht eine Schande, ein Skandal", klagte sie laut, „daß er sic ihren eigenen Eltern entfremden will? Daß er ihr nicht einmal erlaubt hat, zu diesem Eröffnungstage herzuko-mmcn. Heimlich müssen sie sich herstehlen, unsere arme Kind. Er hat aus un» Ver achtung. Aber wir haben wieder Verachtung aus ihm, wir lassen un» nicht nehmen unsere Kind." In ihren Augen leuchtete der Haß der ungebildeten und mißachteten grau gegen den geistig Ueberleycnen. „Ich habe ihr ge boren , fügte sie hinzu, mit einom Pathos, daS selbst das deS Herrn auf ber Tribüne einen Augenblick übertönte. „Mr haben schwere Jahre miteinander «errungen, sie bat ein Herz für ihre Eltern uckd für ihre Nation, das sagen Sie ihm, bitte, bitte." Tie tat, als sei ich ihre» Schwiegersohnes intimste Vertraute, ihre Blicke sprühten auch mich feindlich an. Aber Helka entkräfttgte heftig ihren Verdacht: „Mama, sie kann doch nicht dafür. Tie meint es so gut mit mir. Elfe kann doch nicht dafür, baß er ein Bleisoldat ist. DaS Wort entfesselte Gelächter. SS war klar, die Roll«, welche Herr Markwart in diesem Kreis« spielte, war keine sehr heroische. Mir tat er leid. DaS hatte er nicht um die verlogen« kleine Person verdient, wenn er auch etwas phrasenhaft, und nicht gerade energisch war. „Du hättest wirklich keinen Grund, ttber deinen Mann zu spotten", sagte ich, indem ich -en Stuhl -urückschob, -en mir Herr Glescanky mit scheuer Mjene htngesetzt hatte. Tle zuckte müde die Achseln. „Wa» soll ich mit ihm? Ich mag ihn nicht mehr! Er langweilt mich zu Tode. Er ist kein Mann für polnisch Blut." „Hat er gemerkt, daß Hella sott ist?" fragt« 'Frau Gle«. canka, „hat er gefragt?" Helka wehrte pathetisch ab: „Laß doch, Mama, mag er fragen ! Mag man ihm gesagt Haden! Mag er Herkommen, meinetwegen. Um so eher wird e» klar." Ein heftige» Klopfen an der Tür unterbrach ihre Worte. Ich dachte bei mtr: Da» ist er. Wie auf das Stichwort gerufen er scheint er jetzt. Dtzer es «ar fsmaud »«m» ander», -er in der Tür er» nähme, e Damit die Blokadr obligatorisch set, muß sie attisch sein, das heißt, sie muß durch genügende Streik kräfte -en Zugang zum feindlichen Ufer faktisch ab- chneiben. 6) Kriegskontrebande bilden: ». Handwaffen eder Art und Geschütze, sowohl montiert, wie In Ihren einzelnen Teilen, ebenso Panzer, d. Zubehör zu Feuer waffen un- Munition, wie Geschosse, Zünder, Kugeln, Patronen, Patronenhülsen, Pulver, Salpeter, Schwefel. «. Gegenstände oder Zubehör für Explosionszwecke, wie Minen, Dynamit, PyropUin, verschiedene Sprengsub stanzen, Leitungen und alle zur Minenspren- aung nötigen Vorrichtungen, ä Zubehör der Artillerie- Genie- und TruppentratnS, wie Lafetten, Protzen, Patro nen unb Ladungskasten, Feldschmieden, Feldküchen, Jn- strumentenwagen, Pontons, Brückenbvcke, Pferdegeschirre, e. Gegenstände der TruppcnauSrüstung und Bekleidung, wie Patronentaschen, Tornister, Säbelkoppel, Kürasse, Schanzzeug, Trommeln, Feldkessel, Sättel, Pferdegeschirr, Uniformen, Zelte usw. k. Nach feindlichen Häfen gehende Seeschiffe, selbst unter neutraler Handelsflagge, wenn fle nach der Konstruktton ihre» Rumpfes, nach der inneren Einrichtung und anderen Kennzeichen augenscheinlich für kriegerische Zwecke erbaut sind unb zum Verkauf oder zur Ucbergade an den Feind nach einem feindlichen Hafen gehen, g. Jede Art SchiffSmaschinen und -Kessel, mon tiert un- in Teilen, k. Jede Art Brennmaterial, wie Steinkohlen, Naphtha, Spiritus usw. !. Gegenstände und Materialien für Telephonlettungen, Telegraphen und Eisenbahnen. st. Ueberhaupt für den Land- und Seekrieg bestimmte Gegenstände, ebenso Reis und Lebensmittel, ferner Pferde und Lasttiere und andere Tiere, welche zu Kriegszwecken dienen können, wenn sie auf Kosten oder an die Ordre des Feinde» befördert werden. 7. Ver- boten sind neutralen Staaten -er Transport feindlicher Truppen, di« Beförderung feindlicher Depeschen und Briefe, die Zustellung von Kriegsschiffen un- Trans porten an den Feind. Neutrale Schiffe mit Kriegskontre bande ähnlicher Art können je nach den Umständen nicht nur aufgegriffen, sondern auch konfisziert werden. 8. Die Kaiserliche Regierung behält sich da» Recht vor, von -en vorstehenden Bestimmungen bezüglich einer feindlichen oder neutralen Macht abzuwetchen, welch« ihrerseits Lies« Bestimmungen nicht beobachtet, un- ihre Anordnungen darüber mit den besorrderen Umständen eines gegebenen Falles in Einklang zu setzen. Politische Tagesschau. * Leipzig, 2V. Februar. Gegen Berschweutung im Reiche. ES ist daS Verdienst deS nattonalliberalen vr. Paasche, zuerst in -er Oeffentlichkcit darauf hinge wiesen zu haben: in Ostasien treibt die Heeresverwaltung eine Art VerschwendungSvoltttk. In der Budgetkom mission sind diese Beschwerden al» gerechtfertigt befunden worden; das Vorgehen -es Abg. vr. Paasche verliert nichts an seinem bahnbrechenden Wert, daß auch Mitglieder anderer Parteien sich nun um den Nachweis bemühten, in welchem Maße die Heeresverwaltung in Ostasien aus dem Bollen wirtschaftet. Letzteres ist in mehrfacher Hinsicht tief zu bedauern und zu riigen. Nicht am wenigsten aber deshalb, weil durch solche Ausschreitungen das Vertrauen, welches tn den weitesten Kreisen des Volkes der Heeres verwaltung uneingeschränkt zu widmen sozusagen traditio^ nell geworden war, nicht unerheblich erschüttert werden muß. Die Parteien, welche bisher der Heeresverwaltung schien. Ein Polizeikeutnant, gefolgt von einem Schutz mann. Er blieb einen Augestblick, nachdem er die Tür aufgerissen Hatte, auf der Schiwelle stehen und überflog mit den Augen die Anwesenden: „Im Namen des Gesetzes", rief er mit erhobener Stimme, „erkläre ich die Versamm lung für aufgelöst." Mit raschen militärischen Schritten trat er weiter in den Saal hinein und wiederholte sein Gebot zum zavoiten Male, den Schutzmann wie eine furcht gebietende Ehrenwache hinter sich. Der Herr auf der Tribüne hatte in seiner Rede aufgehört, langsam, zSgcrnd, mit trotzigen Schritten verließ er seinen Platz und gesellte sich, über die kleine Treppe springend, -em übrigen Publi kum zu. Es umdrängte den Polizisten und den Leutnant. Die erhitzten, weingerötetcn Gesichter trugen -en Ausdruck des Trotzes und des Erstaunen». „Was ist tos, «was ist die Ursache, was wollen Sie hier?" schrie e» wild durch einander. Der Poltzeileutnant Hatte fein Protokoll er hoben unb las mit befehlender, schnarrender Stimm«, wie eine Ordonnanz zu Pferde, die ihre Instruktionen auS- teilt: „Der Verein zum tapferen Ladwenka ist politischer Umtriebe bezichtigt und geht ihm vom Kgl. Polizeipräsi dium die Weisung zu, sich augenblicklich außzulvsen. Den Ehemann Cornelius Glescanky und seine Gattin Rosa, geborene Eztchvn, fordere ich hiermit auf, sich als die Be- günstiger dieser politischen Versammlung unverzüglich mit mir zur Wache zu bemühen. Ebenso die Herren, welche mir auf betgegebener Liste namhaft gemacht sind." Er las eine Menge Namen ab, deren Träger stumm, in kalter Haltung sich durch leises Kopfneigen als dt. Ver muteten zu erkennen gaben. „Die übrigen Herrschaften räumen sofort das Lokal", fuhr der Polizeileutnant tn seinen Unterweisungen fort. Er stand jetzt au das Fenster- kreuz gelehnt, ganz nah« der Tür, al» wolle er jedem Un berufenen -te Gelegenheit zum Entkommen nehmen, und überblickte mit geschäftlicher Ruhe das Wirren und Schivirren -es aufgestörten Bienenschwarmes. Herr und Krau Glescanky stauben wie entgeistert. Der alte Mann aus feinem leisen Rausch, qu» seiner geistigen Betäubung plötzlich auf so schroffe Weise aufgeweckt, sah aus, als be griff er nicht. Frau Glescanka rang di« Hände und brach in Tränen auS, wobei sie ihre Unschuld wortreich be teuerte. Die Gäste suchte» nach ihrer Garderobe, ihren Schirmen und Stöcken in einer stummen, verbissenen Art, wie wenn Unterdrückte »u »erbrochenen Waffe« gretfrn. Die hübsche Kellnerin tn Nationaltracht war »erschwun-en. Mtt einer Hauddewagun» veranlaßte der PolizeUeutnam bet Einbringung ihrer Forderungen ein außerordentlich großes Entgegenkommen bewiesen und die» auch ihren Wählern gegenüber zu rechtfertigen für eine verdienst, volle Ausgabe hielten, müssen kopfscheu werden, wenn sie erkennen, wie leicht es die Heeresverwaltung fertig zu bringen vermocht hat, mit -em Geld« der Steuerzahler in einer zum mindesten rücksichtslos zu bezeichnenden Weise umzugehen. ES bedarf keines Wortes, daß den jetzigen Ehef der Heeresverwaltung etn Borwurs in dem Maße wie seinen Vorgänger nicht treffen kann; er ist dazu noch zu kurz tn seinem Amte. Außer her Armee, an deren Lebenshaltung zu mäkeln schon genug Anlaß genommen wirb, schadet eine derartige Rücksichtslosigkeit gegenüber der Steuerkraft und Opferwillig kett der ReichSbürger ins besondere auch unferer Kolon talpolittk. Einen Teil von thr bildet da» Festhalten unferer Stellung in Oft- asien. GS kann nicht fehlen, -aß die berechtigten Klagen auch im Plenum LeS Reichstage» vorgebracht und von sozialdemokratischer Seite tn ihrem Parteiintereffe ausge- deutet werden. Umsomehr ist e» ntftrg, baß die Parteien, welche eS wohlmeinen mit der Armee, -er Kolnialpoltttk und der Befestigung -er Grundlagen be» wirtfchaftttchcn Frieden» dm Vaterland«, bei dieser Äelegenhett auf den insbesondere vmn Abg. vr. Stattler wiederholt gelterrd gemachten Wunsch zurückkommen und ihn uuterftütz«: den Wunsch nach auskömmlicher Umschreibung dar Machtbefugnisse deS Reichsschatzamtes. Letzteres muß tn anderer Weise, al» eS Visher der Fall war, sich in der Lage sehen, zu weit getriebener Neigung einzelner Ressort», au» dem Vollen zu wirtschaften, mtt Entschiedenheit nnd der Gewißheit des Erfolge» entgegen- -utretcn. Da» erforbert die soziale Pflicht, d«u Schultern der Steuerzahler nicht mehr al» billig zuzn- muten. Ostasien und — VShMen. Mit sehr verschiedenartigen Gefühlen begleite« die österreichischen Slawen die Russen in -en japanischen Krieg. In Galizien sind sich die feindlichen Brüder: Polen und Ruthencn, diesmal einig, sie wünlschen beide -en Russe» eine gesunde Tracht Prügel und unterscheiden sich nur darin, daß die Ruthenen tn dieser Beziehung a»S ihrem Herzen keine Mördergrube machen, während die Polen — vorsichtiger und diplomatischer — nur denke», was die andern laut aussprechen. Ander» die Tschechen. Sie erschöpfen sich bekanntlich in Sympathiekundgebungen an die russische Adresse. Sie sind ja die alten begeisterten Awhänger deS russisch - französischen Aweibunbc» u»b haben schon im Jahre 1891, als tn Kronstadt -ie ersten Händedrücke zwischen „Marianne" unb „Väterchen" aus- getauscht wurden, gesagt und gesungen: „Der Russe Ist mit uns, wer gegen uns ist, den segt -erKranzose hinweg." SS ist bezeichnend,-atz dies Lied am Sonntag nach dem Bittgottesdienste für den Sieg der russischen Waffen in Prag wieder erschallte, und daß die Menge vor dem französischen Konsulat neben Japan, England und Amerika auch Deutschland ein Pereat au», brachte. Denn die Liebe zu Russen und Franzosen ist fa -och nur das Kompliment des Hasses gegen alles Deutsch«, in -em sich nun einmal alle politische Leidenschaft bet -an Tschechen konzentriert. So schloß denn die Ruffenfetar auch recht würdig damit ad. Laß von den nach Hause zteheu- Leu Demonstranten auf dem Graben eint«« deutsche Couleur-Studenten blutig geschlagen wurden. Ma» tp das von -en Tschechen nachgerade gewöhnt und «acht kein Aufbebens mebr davon. Renn sie sich national be- geistern, so muß allemal etn wehrloser Deutscher har- halten. So erfordert e» die «Kultur -e- S-MMo««n- Volkes. den Schutzmann, sich in -ie Küche un- die Ncbenräume zu begeben, nm dort etwaige noch vorhandene verdachter Individuen gleichfalls zu sistieren. Der Schutzmann blieb eine ganze Weile draußen, und Mährend dieser Zeit blieb Zeit genug für -ie Anwesenden, sich schweigend, in feind seliger Haltung gegen -en Leutnant zu entfernen. Die Sistierten hatten sich zu einem kleinen Haufen gruppier», an ihrer Spitze der schwarzbärttg« jung« Redner, der mit unterdrückter Stimme den andern Unterweisungen gab „Ich bitte, Herrschaften, sich zu beeilen", sagte der Beamte, in demselben kuyzcn und schroffen Tone, der dieser Bitte von vornherein den Ausdruck eines Befehls gab. Herr und Frau Glescanky erhüben sich. Sie hüllten sich in die von ein paar bereitwilligen Händen herbeigebrachten Mäntel. Der alte Mann setzte die Bävenmütze auf sein grauhaariges Künstlerhaupt, und nachdem sie Helka um armt und geküßt hatten, schoben sie HinauS, den andern voran — unschuldige Führer dieses heimatlosen, hoff nungslosen, kleinen Heere». Helka unb ich blieben in dem großen Saal« allein. Man hatte -ie Türen von außen verriegelt, denn zu« Zwecke einer Haussuchung nach pokittschem Material, dte eine Stunde später erfolgen mürbe, durfte kein Un berufener vor der Rückkunft de» Poltzeileutnant» da» Hau» verlassen, noch aber tn da »selbe ae- langen Der Leutnant hatte un», al» an der Affäre Unbeteiligten, tn hbfttcher «eise freitzestelt, zu gehen. Da aber Hella starr und wie entgeistrtt saß, Plötz- lich aus allen Himmeln gerissen, beschloß ich, dte Stunde bei i>hr auSzuhalten. Ich hatte thr freilich erst zugeredet, mit mir zu kommen. Rach Hau», zu ihrem Mann, ober, wenn sie daS in ihrem Trotz durchaus nicht «ollt«, zu «tr in die Pension. Doch sie »»ehrte mit heftigen Worten atz: „Nein, nein, »ie könnte ich mein« Eltern »erlafsen in einem solchen Augenblick!" Ihr Pathos rührte mich. Richt umsonst ivar ich neunzehn dresoiertel Jcktzre — in diese» Atter, tn dem man die Backftschjahr« an Gläubigkeit uud Enthusiasmus übertrifft und für das falsch« Pathos der Menschen noch kein Gefühl hat. In, e» hielt mich sogar etwa» wir ein geheimer, wollststtmer «Schauer km Gan«, ein unbewußtes Vergnügen an den »uhergawöhnlichu» Dingen, di« sich allem Anschein nach an» dieser Nach» en», wickeln würden. (Fortsetzung folgt.)
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