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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040311018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904031101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904031101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-11
- Monat1904-03
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BezugS-PreiS t» tzer Hauptexpedition oder deren Au-gabe- strllen abgeholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, sür die übrigen Länder laut ZettungSprrisliste. Redaktion «nd Expedition: JohauutSgaffe 8. Fernsprecher 153 u. 222. Ktltalexpedttionea: Alfredtzahn, Buchhandlg., UniversitätSstr. 8 (Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- straße 14 (Fernsprecher Nr 2935> u. König«- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7502). Haupt-Filiale Dresden: Marieostrabe34(Fernsprecher Amt INr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: Lar 1Duncke r, Herzg l.Bayr.Hofbuchbandlg., Lützowstraße 10(FernjprecherAmtVI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. tlpMcr TllgMM Anzeiger. Ämtsvlatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und des Aolizeiamles der Ltadt Leipzig. » Nr. 128. Freitag den 11. März 1904. 88. Jahrgang. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RedaktionSstrich («gespalten) 7K >4, nach den Familiennach- richten (tt gespalten) KO Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sür Nachweisungen und Offertenannahme 25 -H. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrrung ^tl 60.—, m l t Postbeförderung 70.—. Annahmeschlutz für Au-etgea: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E- Polz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Klink-ardt). Var Wchtigrte vom Lage. * Die sämtlichen Mitglieder der Zweiten sächsi schen Ständekammer werden eine Interpellation an die Regierung richten wegen der vom Bundesräte be schlossenen Aufhebung des § 2 des Iesuitengesetzes. Die Interpellation wird voraussichtlich nächsten Montag überreicht und Donnerstag beantwortet werden. * Die Meldung des „Lpz. Tgbl.", nach welcher die Stimmen Sachsens im BundeSrate gegen die Aufhebung des tz 2 des Iesuitengesetzes abgegeben wurden, wird durch das amtliche „Dresdner Journal" und die „Leipziger Zeitung" bestätigt. * In der gestrigen Sitzung der Budgetkommission des Reichstags sprach sich der Staatssekretär v. Tirpitz für homogene Linienschiffsgeschwader aus und warnte vor Ueberschätzung der Torpedoboote. * Die Herero im Gebiete von Odjimbingue ziehen sich auf Onjati zurück. Sie werden von den Kolonnen der Majors v. Glasenapp und v. Estorfs bedrängt. * Im ungarischen Abgeordnetenhause hat gestern die obstruktionlstische Opposition abgerüstet, worauf der Ministerpräsident seinen Antrag auf Verschärfung der Haus ordnung zurückzog. Das Haus begoß den großen Moment mit einem Strom von Tränen. Zsrialpolilircde Srsrcbüren. „Warum betreiben wir die soziale Reform?" so heißt der Titel einer Broschüre*), die der ehemalige Staats minister vr. v. Berlepsch kürzlich veröffentlicht hat. John Ruskin hat diese Frage beantwortet, als er das schlichte und schöne Wort niederschrieb: „Das Land ist am reichsten, das die größte Zahl breitbrüstiger, helläugiger, glückseliger Menschen besitzt." Im Geiste dieses Wortes erfaßt auch Herr v Berlepsch die soziale Frage ; seine Dar- srellung ist einfach, warmherzig, frei von idealistischer Pose. Der Verfasser kennt das Leben, weiß, wie langsam neue Ideen reifen und Frucht tragen, und begnügt sich mit dem Möglichen, ohne das Wünschenswerte aus dem Auge zu verlieren. Gleichzeitig mit dieser Broschüre ist ein anderes Heftchen erschienen**), das den Titel „Der internationale Arbeiterschutz" trägt, und dessen Verfasser Professor Ernst Francke ist. Auch er wurzelt fest im Boden der Wirklichkeit, das zeigen schon die Ein gangszeilen des Heftchens, in denen er die ersten Antriebe zur sozialen Reform darlegt. „Das erste Eingreifen des Staates in das Fabrikwesen", so führt er aus, „war das *) Schriften der Gesellschaft für soziale Reform. Heft 11. Gustav Fischer, Jena. **) Dresden, Verlag von Zahn L Jaensch. 1802 von Sir Robert Peel in England erlassene „Sitt- lichkeits- und Gesundheitsgesetz"; aber nicht das Entsetzen vor der grauenhaften Not der Kinder in den Fabriken war das wahre Motiv dieses Gesetzes, sondern die Furcht vor ansteckenden Seuchen, die von jenen Brutstätten des Elends ausgehcn konnten. Und es ist ebenso bezeichnend, daß den wirksamsten Anstoß zum gesetzlichen Arbeiter schutz in Preußen ein 1828 an den König gesandtes Schreiben des Generals v. Horn gab, der feststellte, daß in den Jndustriegegenden am Rhein der erforderliche Heeresersatz nicht beschafft werden könne, weil die Fa- brikarbcit die Jugend ausgemergelt habe." Die Fürsorge für den Arbeiter war also in erster Linie ein Akt der Staatsklugheit. Sie ist es auch heute noch; es bedarf keines ausführlichen Nachweises, daß nicht allein die Sicherheit, sondern auch der Wohlstand eines Volkes wesentlich von der körperlichen und geistigen Qualität der Bevölkerung abhängt. Dann aber kommt eine andere Betrachtungsweise zum Worte; neben den lediglich utilitarischen treten ethische und ästhetische Ge sichtspunkte. Schon in einer zu Glasgow im Jahre 1815 abgehaltenen Versammlung von Baumwollindustriellen erklärte Robert Owen, der Besitzer der so berühmt ge wordenen Musterfabrik in New-Lanark, wohl müsse die Industrie gefördert werden, aber nicht ohne Korrektive für die Schädigung der Arbeitermassen: „Besser, die Baumwollindüstrie geht zu Grunde, als sie wird mit dem Opfer alles dessen erkauft, was wertvoll ist am Leben." In diesen Worten dämmert schon der Gedanke, daß der Staat und die Besitzenden Opfer bringen müssen, um der arbeitenden Masse ein menschenwürdiges Dasein zu gewähren. Dieser Gedanke hat ja im Laufe eines Jahr- Hunderts bei allen Kulturvölkern wenigstens theoretisch Anerkennung gesunden. Professor Lemke stellt lehrreich dar, wie die Idee des Arbeiterschutzcs international ge worden ist, sich eine weitverzweigte Organisation ge- schaffen hat, und wie sie in kleinen Etappen fortschreitet. Im September des Jahres 1903 hat die in Basel tagende Kommission beschlossen, bei dem schweizerischen Bundes rate die Initiative zu einer internationalen Konferenz anzuregen. Drei zum Teil bei uns schon erfüllte Aufgaben sollen dieser Konferenz ge stellt werden. Erstens die, auf dem Wege einer inter nationalen Vereinbarung die Verwendung des weißen Phosphors bei der Herstellung von Zündhölzern zu ver- bieten. Er ist bekanntlich die Ursache jener furchtbaren Erkrankung, die unter dem Namen der Phosphornekrose Mark und Bein des Arbeiters zerstört und ihn nach langem Siechtum zum Tode führt. Ferner wird ge fordert, daß die Verwendung von Bleiweiß verboten oder mindestens eingeschränkt werde, und drittens soll die ge werbliche Nachtarbeit der Frauen untersagt werden. Ge- wiß kein „uferloses", sondern ein fest umrandetes Gebiet; man erstaunt eigentlich nur, daß — besonders außerhalb Deutschlands — noch so wenig geschehen und so unendlich viel zu leisten ist. Und der Klasse der Lohnarbeiter, der gewerblichen wie der landwirtschaftlichen, gehören heute etwa zwölf Millionen unserer Mitbürger mit ihren Familien an, sie umfassen also beinahe die Hälfte der Einwohner 0es Deutschen Reiches. Das Lohneinkommen einer nicht unerheblichen Zahl auch gelernter industrieller Arbeiter liegt unter 900 und Berlepsch berechnet den durch schnittlichen Jahresverdienst des ungelernten Arbeiters auf 625 Unter solchen Umständen muß natürlich die Frau in der Fabrik mitarbeiten und es kann nicht wunder nehmen, daß im Jahre 1899 nach den Ermittlungen der Gewerbeaufsichtsbeamten 229 334 verheiratete Ar- beiterinnen gezählt wurden. Diese Zahl besagt folgen des: Verschlechterung des Volkstums, Zerstörung des Fa- milienlebens, Verwahrlosung der Kinder. Dem Poli- tiker, dem Geistlichen, dem Menschenfreund, dem künstle risch Empfindenden, ihnen allen drängt sich die Not- Wendigkeit auf, so schweren Uebelständen entgegenzu wirken. Tas Mitleid spricht von selbst, außerdem aber mahnt uns das Gerechtigkeitsgefühl, Ab hülfe zu schaffen. Der Anspruch des Arbeiters auf gesetz liche Gleichberechtigung ist in der Botschaft Wilhelm II. vom Jahre 1890 ausdrücklich anerkannt worden. Diese Gleichberechtigung wird durch die ökonomische lieber- legenheit der Arbeitgeber vernichtet, wenn nicht gesetz geberische Maßnahmen oder die korporative Selbsthülfe der Arbeiter das Gleichgewicht Herstellen. Wenn wir so erkennen, daß Klugheit, Mitleijd und Ge- rechtigkeit uns auf denselben Weg verweisen, dann erscheint uns die Frage des Herrn v. Berlepsch: „Warum betreiben wir die Sozialreform?" beinahe als überflüssig. Sie ist es jedoch nicht; denn wie jede Strömung eine Gegenströmung erzeugt, so wird auch auf diesem Gebiete oft jener Stillstand gepredigt, der Rückschritt ist. Nicht allein kurzsichtige Unternehmer, nicht allein politische Nückwärtsler erheben mit Unkenruf die Stimme, auch Männer der Wissenschaft üben an der Sozialreform unserer Tage eine Kritik, die sie uns nicht nur als un wirksam, sondern geradezu als schädlich denunzieren möchte. So erscheinen jetzt unter dem Titel „Sozial- wirtschaftliche Zeitfragen", herausgegeben von vr. A. Tille, im Verlag von Otto Elsner-Berlin, perio dische Hefte, die gegen den „Sozialmoralismus", die „ideologischen Gebilde", den „Gleichheitssanatismus" auftreten und unseren Sozialreformern eine Reihe von Torheiten andichten, um sie dann zornig geißeln zu können. Das Programm klingt trotz dieser Phrasen nicht so übel, denn jede Bemühung, die empirische Erkenntnis der ab strakten Spekulation gegenüber zu pflegen, ist uns sym pathisch. Leider läßt das erste Heft „Der kollektive Ar beitsvertrag" von T. S. Cree nicht nur die Empirie, sondern auch die Erkenntnis vermissen. Der Verfasser kritisiert den Glauben an die Ueberlegenheit des kollek tiven Arbcitsvertrages iiber den Einzelvertrag. Ein Bei- spiel dieser tiefgründigen Kritik sei hier citiert: „Gerade wie wir klugerweise den Bäckern die Bestimmung des Brotpreises überlassen, so würden die Arbeiter die Fest- setzung ihrer Löhne besser den Unternehmern überlassen, die doch gegenüber dem Gesetze von Angebot und Nach frage genau so machtlos sein würden, wie die Bäcker." Niemals hinkte ein Vergleich stärker als dieser. Denn während die preisbestimmenden Bäcker eine Ware der- kaufen, sind ja die Unternehmer, die mit ihnen verglichen werden, nicht die Verkäufer, sondern die Käufer der Ware Arbeit. Sollen die Arbeiter ihnen die Preisbestimmung überlassen, so müßten sie ja auch die Bäcker uns, den Käufern, überlassen. Das schiefe, nicht durchdachte Argu ment sagt genug. Im übrigen tritt wieder klar die Lehre von dem automatischen Ausgleich des Angebots und der Nachfrage, mit Leibniz zu reden, von der „prästabi- lierten Harmonie" zu Tage. Und solch ein Herr, der bis an den Hals im Schnürpanzer der Abstraktion steckt, zeiht unsere Sozialreformer der „Ideologie"! Daneben finden sich dann wahrhaft rührende Naivetäten. Cree spricht von der Möglichkeit, daß ein Unternehmer die Hülflosigkeit eines Arbeiters auszubeuten versuchte. „Um solch seltenen Fällen zu begegnen, bedarf es nur (das „nur" fst köstlich!) der zeitweiligen Hülfe von Verwandten oder wohltätigen Menschen, bis die Krisis vorüber ist." Augenscheinlich war der Verfasser noch niemals in solcher Lage, er hätte sonst vielleicht Erfahrungen gemacht, die seine Empirie in höchst unwillkommener Weise bereichert , hätten. Unbegreiflich, daß so viele Existenzen scheitern, so viele Unglückliche aus Not freiwillig durch die dunkle Pforte schreiten! Es bedarf doch nur eines gefälligen Freundes, eines noblen Verwandten, bis die Krisis vor über ist. Der Onkel aus Amerika als nationalökono misches Argument! Die Broschüre beweist nichts von dem, was sie beweisen will, aber etwas, was sie nicht beweisen will, daß wir nämlich unbeirrt daran arbeiten müssen, das Verständnis für eine, wie Graf Posadowsky sagte, „ohne Hast und ohne Rast" fortschreitende Sozial reform in der Nation zu wecken und zu pflegen. <üc. Feuilleton. Theater. *1* Die Theaterbauwut in Berlin. Wir lesen im „Dresdner Anzeiger": Einen Berliner zu finden, der nicht die Absicht hat, ein Theater zu bauen, dürfte unter heutigen Umständen schwer sein; indessen soll es solche geben, und die Betreffenden sollen gebeten werden, sich demnächst im Polizeipräsidium am Alexander-Platz zu melden. Man kann jeden Abend mühelos in Berlin eine Auswahl so schlechter Theaterstücke sehen, daß sie genügten, bei einer etwaigen Verewigung in Keilschrift oder Papyrus unsere ganze Kultur epoche auf mindestens zwei Alluvialzeiten heillos bloßzustellen; auch machen diese Theater trotz der eben erwäbnten geschickten Auswahl ihres Spielplanes keineswegs alle Geschäfte. Trotzdem ist die Tbeaterbauwut in Berlin maßlos und wächst sich zu einer wabren Seuche aus. Wie viel der nächste Monat bringt, weiß man nicht, schreibt die „Kölnische Zeitung". E. v. Wildcnbruch hat kürz lich den Hang zur Bühne, der momentan in der deutschen Welt herrscht, geradezu als krankhaft bezeichnet und betont, daß dem ger- manischen Geist von Haus aus die dramatische Kunst gar nicht angeboren sei. Wildenbruch hat darin unzweifelhaft recht, aber sollte nicht gerade in diesem Bühnenhunger, in diesem Hang zur Äußerlichkeit eine Veränderung unseres Volks- und National charakters liegen, die zu denken gibt? iv. Das Lchausptel „Auf Leltjewo" von Karl Lkrauh wurde dieser Tage, wie uns aus Stuttgart geschrieben wird, dort vom Verfasser vorgelesen. Die Vorlesung des Stückes, das die nationalen Gegensätze in der Ostmark bebandelt und demnächst im Leipziger Schauspielbaus zur ersten Aufführung gelangt, fand in der Hauptversammlung der dortigen Ortsgruppe des Deutschen OstmarkenVereins statt. Das Stück, das den Kamps deutscher Rechtlichkeit und Treue mit polnischer Frivolität schildert, machte auf die Hörer starken Eindruck. Hier die Grundzüge der Handlung: Herr v Budinsky lebt mit seinem Sohne Denko und mit seiner Tochter Ludmilla verschwenderisch auf seinem Rittergnte Selijewv in der Provinz Posen. Sein Gutsdirektor Kettner, ein Deutscher, bemüht sich vergeblich, eine vernünftig» Bewirtschaftung hrrbeizuführen und der Drangsalierung der Deutschen entgegrnzutreten, die unter dem Ein stusse eines fanatischen Kaplaus stattfindet. Dieser Kaplan beschönigt das frivole Treiben des Gutsherrnsohnrs Denko, der in ver brecherischer Weise die Tochter des Direktors Kettner verführt. Kurt, der Sohn KettnerS, kommt auf Seliiewo. Als er von dem an feiner Schwester begangenen Verbrechen erfabren, weist er die Liebe Ludmillas, seiner Jugendfreundin, zurück, um frei handeln zu können Von Pflichtgefühl durchdrungen, will er sich ganz dem Kampfe tür das unterdrückte Recht, sür die Seine» und für seine Landsleute widmen. Budinskys Härte und Denko« Lvnisinus baden das Weib de« deutschen Schmieds Klau« in den Tod getrieben: das reizt die Deutschen zur Einpörung. Kurt mahnt, auf dem Boden de« Rechts sich Ge nugtuung zu oerschaffen, aber Klau« läßt sich vom Werke der Rache nicht abhalten und erschlägt mit der Axt den schurkischen Denko. Man darf gespannt sein, wie sich das düstere Familiendrama, das grell hineinleuchtet in die „polnische Wirtschaft" und die nationalen Kämpfe in der Ostmark, auf der Biibne ausnimmt. Ter „Schwä- bische Merkur" meint in einer Besprechung der Dichtung: „Auf Sclijewo ist und soll ein Tendenzstuck sein, allein die rasch voran schreitende, wirkungsvoll abgestufte Handlung und die ihr inne wohnende dramatische Steigerung sind so kraftvoll, daß sie die Tendenz tragen." T'Anmmzto-Reklamc. Aus Rom wird der „Post" ge- schrieben: Das neueste Stück D'Annunzios „I-a I'ixiis. üi -korio" hatte in Mailand einen vollen, von freundlichen Blättern nur schlecht bemäntelten Mißerfolg zu verreichnen, fo daß wobl bald niemand mehr davon sprechen wird. Um aber die Reklame für D'Annunzio wach zu erhalten, wird schon jetzt wieder den Harm- losen, aber sensationsbedürstigen Lesern das Märchen vom „großen antiken Nationaltheater' aufgetischt, beziehungsweise in die Erinnerung zurückgerufen, welches Gabriele D'Annunzio bekanntlich auf einer Stelle der romantischen Albanerberge errichten will. Da dieser Plan jedoch ungezählte Millionen kosten würde, liegt dessen praktische Ausführung noch in recht weiter Ferne. Dies Theater toll nach antikem Vorbild gebaut werden und sich Lader unter sreiem Himmel befinden. Nur und ausschließlich Stücke des romantischen Dichters sollen zur Ausführung gelangen. Sollte dieses Reklame mittel nicht mehr ziehen, so werden die Freunde des , göttlichen Dichters" jedenfalls versuchen, denselben in das Parlament zu bringen. Es ist nicht ausgemacht, daß D'Annunzio an diesem Reklamerummel in Person beteiligt ist. Die „Freunde" machen das oft hinter dem Rücken des Gefeierten. Die Nhe Maeterlincks. Vor einiger Zeit brachten einige Blätter (wir auch! D. Red.) die Nachricht von einer Ehe irrung im Hause Maeterlincks; cs wurde hiuzugefügt, daß der Dichter sich von seiner Frau getrennt habe. Tas Gerücht ist, wie nunmehr gemeldet wird, unwahr. Maeterlinck schreibt einem Freunde in Berlin, die ganze Geschichte sei die Er findung eines stoffarmen Journalisten. — Um so besser. Kunst. z Der Königlich Lächfische Altertninsvercin hielt unter dem Ehrenpräsidium des Prinzen Johann Georg und unter Vorsitz des Herrn General von Raab im ehemaligen Gobelin- Saale des Kurländer-Palai« zu Dresden seine Hauptversammlung ab. Man schreibt uns darüber: Nach einer kurzen Begrüßung durch den Herrn Vorsitzenden erstattete Herr Schatzmeister Kammer herr von Winckler den Kassenbericht, welcher auch gedruckt vorlag. Nach der vorläufigen Uebrrficht setzen sich die Einnahmen ^ür > 903/1904 aus 17 325.«tVermögensbesiandund7385^l Jahresbeiträgen zusammen. Tie Gefamt-Summe der Einnahmen ist mit 25 853 <>6 angenommen worden Die hauptsächlichsten Ausgaben bestehen in Kosten des Vereins-Mufeum« mit 3435.37 und den Kosten sür die BereinSschristen mit 2800 .X. Hiernach ergibt sich ein Kassrnbrstand von 18 280 Für das VereinSjahr 1904 ist ein Voranschlag ausgestellt worden, in dem die Jahresbeiträge mit 7220 und die sonstigen Einnahmen mit 662.40 Mark veranschlagt sind. Für die allgemeine Verwaltung sind 1580 .«i, für die Erhaltung der Altertümer an den Auf stellungsorten 300 für das Vereinsmuseum 3940 .ell und für die Vereinsschriften 4180 eingestellt, fo daß Ende 1904/1905 ein Bestand von 16 493 ./iS vorhanden sein dürste. Der Königlich Sächsische Altertumsverein wird für sein neues Archiv rund 2000 für das Porträtwerk 1580 und für das Jnventa- ritsationswerk 600 jährlich aussetzen. An die Erstattung des Kassenberichtes schloß sich die Neuwahl des Vorstandes. Zum ersten Vorsitzenden wählte die Versammlung Herrn General von Raab, zum zweiten Vorsitzenden Herrn Geh Hofrat k>r. Erb st ein, zum Schriftführer Herrn Archivrat vr. Ermich, zum Musumsvorstand Herrn Professor vr. Berling und zum Schatzmeister Herrn Kammerherrn von Winckler. Der diesjährige Frühjahrsausflug soll auf Anregung des Herrn Geh. Hofrat Professor Cornelius Gurlitt am Sonnabend, den 4. Juni nach Radeberg, Wachau lSchloß und Park', Seifersdorf (Kirche», Herms dorf und zurück nach Klotzsche unternommen werden. Zum Schluffe kielt Herr vr. inx. Rahtqens einen hochinteressanten Vortrag über das Thema: „Einige Mitteilungen über neue Untersuchungen auf dem Oybin". ». Kltngersche Radierungen. Nachdem in den letzten Wochen in den Zeitungen wiederholt von den drei neuen Radierungen Klingers gesprochen worden ist, haben sich in den Kreisen des kunstfreundlichen Publikums verschiedenfach Mißverständnisse herausgestellt, denn schon seit einigen Jahren sind zwei Klingersche Radierungen bekannt, die wie die neuen die Titel „luterer Vitas" und „ Künstler " führen. Wenn jetzt Blätter mit diesen Bezeichnungen als neu erwähnt werden, so sind das nicht etwa neue Abzüge von den alten Platten. Klinger hat den Vorwurf von „Integer Vitae" vollkommen neu auf einer anderen Platte bedeutend größeren Umfanges radiert, und während das erste in einer kräftigeren Linientcchnik ausgeführt war, Prä- fenstert sich die neue als ein Erzeugnis der sogenannten Stich- Radierung: das ist bekanntlich die Technik, die von Klinger für die Oriainal-Radierungen bis zu einer dahin unerreichten Höhe aus gebildet wurde. Zu der Radierung „Künstler" Hal Klinger allerdings die Platte verwendet, von der Probeabzüge schon vor einigen Jahren hergestellt wurden, doch erbat an dieser Darstellung so bedeutende Veränderungen der gegenständlichen und der formalen Kompo sition vorgenommen, daß der neue Zustand mit Recht als ein voll kommen neues Werk bezeichnet werden kann. Wer sich für die ver schiedenen Fassungen und Zustände hervorragender Klingerscher Schöpfungen interessiert, hat in dem graphischen Kabinet der Ernst Arnold'schen Kunsthandlung in Dre-den Gelegenheit zu Ver- gleichen, denn dort liegen neben den neuen Blättern auch die ersten, jetzt schon äußerst seltenen Fassungen au«. ** Et» neues Lutherdildnis. Mit Freude ist es zu begrüßen, daß unter den Künstler-Steinzeichnungen, die der Verlag von B. G. Teubner in Leipzig herausgibt, ein künstlerisch wert volles Lutherbild erschienen ist. Was bisher in unseren protestan- tischen Häusern hing, war oft besser gemeint als durchgesührt. Jedenfalls gab es bisher kein anderes, da« wie da- vorliegende ein künstlerisches Originalwerk und dabei billig ist. Es kostet nur 3 ^l, so daß auch der, der in bescheidenen Verhältnissen lebt, es sich erwerben kann. Das Bild zeigt Luther in den besten Jahren auf der Höbe der Kraft. Auf breiten Schultern und derbem Nacken ruht fern urkräftiger Bauernkopf mit den eckigen Stirnknochen und den breiten Kinnbacken, durchfurcht von den Narben gewaltiger Seeleukämvfe und siegreicher Gedankenschlachten. Ein weicher Zug von Güte nicht ohne leisen Schmerz begleitet die sonst so energischen Züge um den wobl geformten Mund. Sein Schwert, die Feder, hält der Teufelbekämpfer in der derben Faust. Mysteriös beinahe blicken die etwas schief liegenden Augen aus den eingesunkenen Höhlen hervor. Hinter dem Gewaltigen hängt als Symbol seiner Persönlichkeit Meister Albrecht Dürers Kupferstich vom Ritter, den Tod und Teufel vergeblich zu ängstigen suchen. So lebt iu diesem Bilde der Luther, wie ihn das evangelische HauS braucht. KrrnKkiUrnder für Leipzig. Theater. Lei»»i«er Ltadtthraker. Unter Mitwirkung zweier hervorragender Stifte, krau Marta Leffler-Burckard vom Wiesbadener H> ftyeater, fowte Herrn Kammersänger Perron von Dresden, geht beute im N uen Theater „Die Walküre" in Seen«, Ansang st,7 Uhr. M rgen wird Hauptmanns Schauspiel „Rose Bernd" wi,d«> holt. — Im Alten Theater findet he t« die Premisr« von „LiScotte", Parts«» Komödie in drei Akien vo»> Pierre evolff statt. Morgen erschein' wieder die Operette „F lorodora". — Zum Sonntag ist angesetzt: im Neuen Dhe ter Humperdincks Märchenoper , Hänsel und Bretel", hi« aus L-ntz ng« komisch- Oper „Die beiden schützen" (Anfang 1,7 Uhr): im Alten Theater nachmittag- « Uhr ,u ermäßigten »reisen Retnha»dtS Operette „Da süße Mädel" und abend» 7 Uhr „Btecotte". Am Dann« -tag nächster Woche beginnt im Neuen Theater (im Abonne ment» Adols Sonnenthal, der d«>üh»nt- Darsteller »es Wiener Hof- burutheater-, sein kür drei Abend« berechnete« Sattspiel anläßlich sein r Abschiedeto rns« durch Deutschland. Am ersten Abend tritt der boch- geseierteKünstler in „Wallenstein« Tod" am »weiten Abend (iS. März) al« „Fuhrmann Henschel" und »um Schluß ( 2. Mär») in „lrromont funtor und Rt«ler -onior" aus. Der Bit le ttvoi v« rk au f »u diesen drei dochtierestanten »astlpt len wird kommenden Montag von >i> di« st Uhr an der TaaeSkasse de- Reuen Theatei« eröffnet, Be stellungen lönnen jederzeit ausgegeben werden. Lttb»t«rr EchauIdielhM»«. Freitag geht »um rs. Male da« Mosersche Lustspiel „Der wilde Reutlingen^ in Seen». Auf vtelfatben Wunsch wird am Sonnabend im 2st. Montag-Abonnement »orkt« „Nachtasyl" gegeben, welch«« an diesem Abend di« ».Aufführung erlebt. Am Sonntag stndet die Erstaufführung des Lustspiel« „Der toll« Hof- iunk«r von Moser und Tkun statt. In den Ha ptrollen sind beschäftigt die Damen Tiegert und Winkler, sowie d e Herren Mehnert, Mauren, Bornaedt, Forsch. Wirth, »ggeling und Wildenhatn Sonntat nachmittag gelangt als Vorstellung für den Arbeiterverein L.-Thonbe-g und Neu- Reudnitz Max Halbe« Schauspiel „Der Strom" »ur Aufsübrung Kin Btllettverkauf hierzu stndet nicht statt. Frau Albertine Zehme. welche am Mittwoch vor auSverkauftem Hause spielte. gastiert am Sonnabend, den l». d. M., nochmal« in vsörnson« .Laboremu«" in der Rolle der Lydia. Knnstsalon. Zntimer Abe«». Di« osstztelle Kartenau«gabe (gegen vorwei« der Einladung beim Kastellan Bürger im Künstlrrhao«) ,u dem am nächsten Mittwoch Uhr im Leipziger Künstlerveretn fto«findende» „In timen Abend" wird heute Freitag um b Uhr geschlossen. B»rtra«. Preseffor Ale,««»er Str«k«sch. der jüngst bei seinem erstmaligen Auf treten in Leipzig in der »oeihe-Sesellschast bet Publikum und Kritik einen so außerordentlichen Srsola errang, wird am Ist. d. M. wieder in unserer Stad, Einkehr hallen und bt»«mal auf vieler Wunsch di« «lektr a^ de« «opholle« in der Bearbeitung von «dol« Wilbrandt »um «orirag dringen, wir machen di. kunstsinnigen Kreis, unserer Stadt schon heute I auf den Abend aufmerksam.
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