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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040312010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904031201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-12
- Monat1904-03
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Anzeigen-PretS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 75 >4. nach den Famillennach- richten (6 gespalten) 50 >H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertenannahme 25 -H. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^ll 60.—» mit Postbeförderung ^l 70.—. «nnahmeschluh sür Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend» 7 Uhr. Druck und Berlaa von E. Pott in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. -linkhardt). 98. Jahrgang. Var Mcdligrte vom Lage. * DieKönigl. Kreisbauptmannschaft zu Leipzig erklärte gestern dem Vorstande der Leipziger Orts krankenkasse, daß sie die Anstellung von 140 Aerzten, wie von ärztlicher Seite angenommen worden war, nicht verlangt habe, und daß bezüglich d er Zahl der an- rustellenden Aerzte eine Entschließung über haupt nicht erfolgt sei. * DaS Zentrum setzt bei der Beratung des Marine- etatS in der Budgetkommission des Reichstags seine Streichpolitik trotz der Aufhebung des 8 2 deS Jesuiten gesetze» fort. * Im preußischen Abgeordnetenkause kam es gestern wieder zu einer Polendebatte, wobei sich der preußische Minister de» Innern v. Hammerstein genötigt sah, seinen bekannten unglücklichen Ausspruch über „Befehlen und ge horchen" zu mildern. * In Wien erfolgten gestern wiederum schwere Zusammenstöße zwischen tschechischen und deutschen Studenten. * Im österreichischen Abgeordnetenhause verlangte der Jungtscheche Riba — erfolglos — die wörtliche Ver lesung des Gerhart Hauptmannschen Dramas „Rose Bernd". Vie LulrunN veutzeb-ZSOlvesiaMlras. Wenn von Kolonien gesprochen wurde, so hörte man früher häufig die Frage: „Haben wir denn überhaupt Kolonien nötig?" Die letzten Jahre haben die Be antwortung dieser Frage, die ja übrigens seltener und seltener gestellt wird, wesentlich erleichtert. Tenn wir wissen, daß Deutschland, welches jetzt 56 Millionen Ein wohner zählt, mit einem jährlichen Volkszuwachs von 8—900 000 Menschen rechnen muß. Wir bedürfen also für unseren Polksüberschuß ausgedehnter Landkomplexe, und nichts vermag die deutsche Kolonialbewegung besser zu einer volkstümlichen zu machen als diese Erwägung. Wir bedürfen Auswanderungsland, um das Abströmen deutscher Volkskraft nach dem Auslande zu verhindern. Nun sind in den deutschen, überseeischen Gebieten zuver lässig gesunde Arbeits- und Ansicdelungsplätze von er heblichem Umfange nicht vorhanden oder zum mindesten bisher nicht nachweisbar vorhanden. In Deutsch-Süd westafrika hat sich uns kurz vor der Verteilung der Erde noch ein Tor aufgetan Wir haben die Pflicht, entschlossen durch dieses Tor hindurchzuschreiten. Die nichtfachmännischen Kreise machen sich im all- gemeinen keinen bestimmten Begriff von der Größe und Eigenart dieser unserer Kolonie. Sie umfaßt über 800 000 Quadratkilometer, ist also um den dritten Teil größer als das Deutsche Reich. Es genügt, sich diese Tat- fache zu vergegenwärtigen, um zu erkennen, wie geradezu grotesk komisch der Vorschlag ist, den man noch immer bisweilen aus dem Munde unentwegter Kolonialgegner hört, wir möchten doch den ganzen Krempel, der uns nur Geld koste, möglichst vorteilhaft loszuschlagen suchen. Solche Meinungsäußerungen erinnern immer wieder an die beschämende Verständnislosigkeit des Grafen Caprivi, der ganz Afrika „nicht geschenkt nehmen" wollte und in dem Sansibarvertrage, jenem ragenden Denkmal seiner Kurzsichtigkeit, einen alten Hosenknopf gegen eine neue Hose eintauschte. Tie Berichte aus Helgoland, nach denen die Insel bei jedem Kanonenschuß „wackelt", machen diese Erinnerung besonders bitter. Allerdings muß in Teutsch-Südwestafrika ein Küsten streifen von 70 bis 80 Kilometer Breite als Wüstensteppe bezeichnet werden. Mit Deutschland verglichen, würde also ein Streifen von der Breite Mecklenburgs die Wüste, das ganze übrige Deutschland, um mehr als ein Drittel seiner Größe vermehrt, das eigentliche Steppenhinterland darstellcn. Wenn nun auch die Landwirtschaft eines solchen Gebietes wie überall dort mit den drei mächtigen Feinden, den Heuschrecken, den Viehseuchen und den Dürren, kämpfen muß, so hat sich doch in allen subtropischen Ge bieten, die sich geographisch mit Teutsch-Südwestafrika vergleichen lassen, eine spezifische Steppenlandwirtschaft mit einer Skala aller möglichen Entwicklungsphasen von der geringsten bis zur höchsten Blüte entwickelt und unsere südwcstafrikanische Kolonie hat als Steppengebiet eb n- falls ihren bestimmten, ziffernmäßig faßbaren landwirt- sckiaftlichen Wert. Wir treffen in Teutsch-Südwestafrika alle Formen und Nebergänge der Steppe an und der Mittelwert dürfte immer noch dem Mittelwerte anderer Steppengebiete entsprechen, die mit großem Erfolge land wirtschaftlich bearbeitet werden. Daß eine derartige Arbeit sich lohnen kann, mögen zwei Beispiele beweisen. In der Kapkolonie, die Teutsch-Südwestafrika an Umfang nicht erreicht, weiden über eine Million Rinder, fast 400 000 Pferde, mehr als 114 Million Schafe, gegen sechs Millionen Ziegen und über eine Viertelmillion Strauße. Das wichtigste landwirtschaftliche Erzeugnis ist die Wolle, deren jährlicher Wert 50 Millionen Mark beträgt. Algerien, etwa von gleicher Größe wie unsere südwestafrikanische Kolonie, besitzt 14/r Million Rinder, mehr als 10 Millionen Schafe und Ziegen, und der Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse übersteigt jährlich die Summe von 15 Millionen Mark. Vergleicht man mit diesen Zahlen die jährliche Ausfuhr landwirt- schaftlicher Produkte aus unserer südwestafrikanischcn Kolonie, welche heute nach zwanzigjährigem Besitz wenig mehr als eine Million Mark beträgt und bei welcher eigentlich nur das von den Eingeborenen ein gehandelte, also nicht das durch rationelle Viehzucht weißer Ansiedler erzeugte Dich in Betracht kommt, so wird man bekennen müssen, daß hier Entschlüsse not tun. Die Einen gelangen bei der Betrachtung dieser Zahlen nach dem Grundsätze „Geschäft ist Geschäft" zu der An sicht, daß ein Schleuderausverkauf unserer Kolonien, unter denen sie höchstens Kiautschau gelten lassen, dem Staatsinteressc am besten entspreche. Die andern — und zu diesen gehören wir — vertreten die Auffassung, daß die Erhaltung unserer Kolonien nicht lediglich unter dem Gesichtspunkte des kleinen Krämers betrachtet wer den darf und daß vielmehr die Gleichgültigkeit gegen die Kolonialpolitik, in welcher unsere Nation noch immer be fangen ist, der schlimmste Feind einer gedeihlichen Ent- Wicklung ist. Wenn wir auch nicht so reich sind, wie Eng land, wenn es auch noch fraglich ist, ob die Steppengebiete Teutsch-Slldwestafrikas uns durch ihren Mineralreichtum für unsere Opfer entschädigen werden, wie dies in Süd afrika für England der Fall ist, so müssen wir doch auf die britische Nation blicken, um von ihr zu lernen. Sie scheut kein Opfer, um die neu eroberten Provinzen mit britischen Ansiedlern zu durchsetzen. In dem Blaubuche vom Juli 1903, welches sich auf die B"siedelung v,on Transvaal und der Oranjeriver- kolonie bezieht, werden 60 Millionen Mark für Bcsiede- lungszwecke gefordert, wovon 40 Millionen auf Trans- vaal und 20 Millionen auf die Oranjeriverkolonie ent fallen sollen. Es ist notwendig, daß wir mit diesen groß zügigen Bestrebungen Englands unser Verhalten in Süd- afrika vergleichen, wo wir nach 20 Jahren unter einer weißen Bevölkerung von 1640 Köpfen nur 334 Farmer deutscher Nationalität aufzuweisen haben. Soll uns unsere Kolonie für die Zukunft erhalten bleiben — und nachdem so viel Blut ihren Boden gedüngt hat, ist dies eine Ehrensache des deutschen Volkes — so muß planmäßig für Deutschsüdwestafrika eine Bauernbevölkerung von 10 000 bis 15 000 Familien geschaffen werden. Diese ist schon deshalb notwendig, weil die beginnende Ausbeutung des dortigen Bergbaues sehr bald aus aller Herren Länder eine völlig unzuverlässige, flüssige und bewegliche Minenbevölkerung zusammenrufen wird, deren kosmopolitische Auffassungen die Gefahr eines Abfalles oder einer Absonderung der Kolonie in sich bergen. In innigem Zusammenhänge mit diesen Be strebungen steht die Aufgabe, eine stark-e deutsche Schutztruppe zu schaffen, in die man grundsätzlich keine Eingeborenen als Soldaten einstellen und aus der man, soweit es möglich ist, das Besiedelungselement ent- nehmen sollte. Ferner müßte die Regierung selbst aller bureaukratischen Vielregiererci entgegentreten, die An siedler liberal behandeln, sie in ihrer individuellen Frei heit nicht beengen und bevormunden. Treffend sagt vr. Georg Hartmann in seiner anregenden Broschüre über die Zukunft Deutsch-Südwestafrikas *): „Bei einer Kolonie ist es wie bei einem Kaufladen: man kauft dort am liebsten, wo man am kulantesten bedient wird." Die Durchführung der Bcsiedclungsaufgabe wird da durch erschwert, daß etwa 90 000 Quadratkilometer, also ungefähr 25 Prozent des nicht von Eingeborenen be wohnten und für landwirtschaftliche Zwecke geeigneten Landes, sich in den Händen von Gesellschaften be finden, der freien Verfügung der Regierung mithin ent- zogen sind. Diese Gesellschaften müßten also genötigt werden, sich nach Maßgabe des RegierungsplaneS an der Besiedelungsaufgabe zu beteiligen. Lehnen sie dies ab, so können wir nur auf das britische Blaubuch vom 4. Januar 1901 verweisen, in dem gesagt ist: Um eine stetige Ein wanderung landwirtschaftlicher Ansiedler herbeizuführen, haben wir zweierlei nötig: Geldmittel und das Expro- priationsrecht. Der Aufstand der Herero kann segensreiche Folgen zeitigen, wenn er die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Kolonialpolitik hinlenkt und in den maßgebenden Kreisen wie in der gesamten gebildeten Bevölkerung den Entschluß reifen läßt, die wirtschaftliche Entwickelung unserer zu kunftsreichsten Kolonie mit mehr Energie als bisher zu fördern und die mit viel schönen Reden gepriesene Welt- Politik nach Kräften in die Tat umzusetzen. Eine Unter- lassungssünde würde sich an kommenden Generationen schwer rächen. Wie dem Geschlecht, das 1870 daS Funda- *) vr. Georg Hartmann, Di« Zukunft Deutsch-SüdwestafrUa». Beitrag zur Besiedelungs- und Eingeborenenfrage. Berlin ISO», E. T. Mittler L Sohn. Feuilleton. Mustk. Zwanzigste» Gewandhanr-Asnzevt. Halten wir an den Begriffen des Apollinischen und deS Dionysischen in der Musik (nach Friedrich Nietzsche) fest, so stellte sich der erste Teil des Zwanzigsten Gewand- hans-KonzerteS als apollinisch dar. Gleich die Ouvertüre zu „Die Abenceragen" von L. Cherubim teilt mit ihren heute noch von den Konzertinstituten begünstigten Schwestern so viel absolute Schönheit und fein abgewogenes Ebenmaß der Form, daß wir nach dem, was sie vorzustellen und aus zudrücken beabsichtigt, wenig fragen, wir uns vielmehr der Vollendung des Kunstwerkes und der Langlebigkeit deS „bis in die Fußspitzen hinab gebietenden Meisters", wie Robert Schumann sagt, ungestört erfreuen können. Freilich, dem kühleren vornehmen Akademiker war eS nicht gegeben, GemütStöne von ver Herzlich keit und volkstümlichen Treffsicherheit wie Mozart anzu- schlagen, dessen Symphonie in Ls ckur wieder einmal zu Gehör gelangte. Beide Werke erfuhren eine, ihre reizvollen Einzeln- heiten miteingerechnet, abgeklärte und fein schattierte Wieder gabe, die auch bei der Symphonie, trotz der äußerst raschen Zeitmaßnahme des letzten Satzes stilistisch kaum anfechtbar erschien und auf einen wohltuend reinen Ton (eines winzigen kaum wahrzunehmcnden Irrtums einer Fagottstimmc im An dante abgesehen) gestimmt war. Mag sich die gegenwärtige Geschmacksrichtung zu den alten Meistern stellen, wie es ihr gefällt und mag sie in noch so entfernte Beziehungen zu ihnen getreten sein, jene werden ja in ihrer Größe und Rangstellung nur vorübergehend geschmälert; denn nach dem unausbleiblichen Verlauf und der gänzlichen Ab nützung der ungesunden Strömungen unserer gegenwärtigen Kunstübung wird sich die Gunst des Publikums den unsterb lichen Meistern verjüngt und verdoppelt wieder zuwenden. Aufgehalten wird dieser Reinigungsprozeß durch die junge schaffende Generation. Ehe sie noch ordentlich zeichnen gelernt hat, malt sic schon. Ihr Studium beginnt mit den zentnerschweren Partituren eines Berlioz, LiSrt, Richard Strauß. Das Endziel ihrer Bestrebungen ist ebenso schwer zu erkennen als das Knochengerüste ihrer molluSkenbaften, aus einem Brei dicker, schreiender giftiger Farben bestehenden Gebilde. Die Abkehr vomA pollinisch cn, als dessen Inbegriff vor allem Mozart zu gelten bat, gereicht den jungen Ton dichterlingen zn unberechenbarem Schaden. Manche mögen ja eine Beeinträchtigung ihrer Originalität befürchten, wenn sie sich mit Liebe und Hingabe in die Werke eines TonsetzerS ver senken, dessen Penodeubau so durchsichtig, dessen Melodie bildung so simpel und einem jeden so schnell faßbar ist. Und dennoch war Chopin, der gewiß als einer der selbständigsten ursprünglichsten musikalischen Geister aller Zeiten anzuschen ist, bi» an sein Lebensende ein glühender Verehrer Mozart». Ebenso war Mozart der Abgott Tschaikowsky», dem er denn auch in seiner vierten Suite o>>. 61 „Mozartiana" eine klingende Huldigung dargebracht hat. Und wenn auch an Originalität Chopin weit nachstehend, erlitt die starke Indi vidualität deS russischen TonsetzerS durch seine Mozart-Ver ehrung keine Einbuße. Ich komme nun auf die fünfte Sym phonie op. 64 in L nwII Tschaikowskys, die den zweiten Teil des Abends füllte, zu sprechen. Ich körte sie zum ersten Male und ich kann nicht verhehlen, daß sie mir einige Enttäuschung bereitete. Der Eindruck, den auch mir Tschaikowskys bedeutendsten Orchesterwerke, die sechste Symphonie (pstköticzue) op. 74 und die dritte Suite op. 55 in v'lur (gleichfalls unter NikischS Leitung) gemacht, blieb mir vielleicht zu lebhaft gegennzärtig. Jedenfalls hält die fragliche Symphonie im Verlaufe nicht, was sie im ersten Satze verspricht. Die Themen (auf ihren Erfindungsgehalt geprüft und der warmen Aussprache und des Farbenreichtums, der bis zur Buntscheckigkeit geht, ent kleidet) sind unbedeutend, zum Teil sogar banal. Und wenn auch dasselbe Motiv wie in der Einleitung in jedem der vier Sätze mehr oder weniger deutlich wieder auftaucht, fehlt es dem Ganzen doch an innerer Einheit und unmittelbarer UeberzeugungSkraft. Abspannend wirken die Wiederholungen einzelner rhythmischen Motive, denen allerdings berückende Steigerungen gegenüberstehen. Herr Professor Ni lisch er wirkte demungeachtet dem Werke, das besonders an die Bläser ungeheure Aufgaben stellt, die aber mit sieg reicher Virtuosität gelöst wurden, einen starken, in wiederholten Hervorrufen gipfelnden Erfolg. — Den Abend verschönte wesentlich die Mitwirkung der Primadonna des schmucken, in mancher Hinsicht mustergültigen HoftbeaterS zu Wiesbaden, Frau Martha Lesfler-Burckard. Mit über wältigendem Ausdruck sang sie die Scene und Arie aus „Fidelio" von Beethoven: „Abscheulicher, wo eilst du bin?" Für das Dramatische bringt eie gefeierte Künstlerin so gut wie alles mit: ein von der Diese bis zur Höbe gleich voll tönendes, klanggesättigtes Organ, Feuer und Schwung; denn echtes warmes Theaterblut rollt in ihren Avern. Aus diesem Grunde eigneten ihr weniger die vier ersten Lieder aus dem Zyklus „Dichterliebe" von Schumann mit ihrem sinnig ver haltenen, in sich gekehrten Neberschwang, umsomehr aber die stürmisch begehrte Zugabe in desselben Tondichters bestehendem Liede: „Ueberm Garten, durch die Lüfte", schon des ekstatischen Schlusses wegen. Fckolk kmlmrclt. * Zl. Blüttmer-Flügel. Der sür das Leipziger Musik- zimsmer ans der Ausstellung St. Louis 1904 befummle große Lalonslüacl, ein hervorragendes Werk der Hospianosortesabrik Julius Bluthner, ist gegenwärtig in allen seinen Teilen fertig gestellt und vollendet worden, so daß er nunmehr zur Verladung kommen kann. Wie bekannt, iß diese Schöpfung heimischen Kunslfleihes in ihrem Aenßeren nach den Entwürsen der Architekten Ludw. Casper und H. Moeckel in Firma F. A. Schütz ausgeführt und mit Plaketten von Bildhauer Paul Sturms Hand geziert worden. Tas Material deS Flügel- besteht aus graugrün gebeiztem Eichenholz, dessen Tönung ganz lm Einklang zn der koloristischen Stimmung des Raumes selbst stehl. Feine Rcliesschnitzarbeiten bilden in der Hauptsache das dekorative Element deS Gehäuses, dessen Stil charakter wohl der modernen Auffassung entspricht, indessen keines- Wegs sich in abstrakten Formen bewegt. Dem prächtigen Instru ment sind die dazu gehörigen schön geschnitzten Sessel und ein Quartettpult beigegeben worden. Wissenschaft. T Tie Preise de» Lombardischen Institut» in Mailand sind jetzt für das lausende Jahr verliehen und gleichzeitig für die nächste Zeit ausgeschrieben worden. Obgleich diesmal nur Italiener bei der Preisverteilung bedacht worden sind, so haben die Ergebnisse doch insofern ein allgemeineres Interesse, als sie ein Bild davon geben, wie die wissenschaftlichen Institute in Italien besonders die praktische Verwertung der Wissenschaft unterstützen. Der Cagnola- Preis, der für ein Heilmittel gegen die berüchtigte Pellagra, die Maiskrankbeit, ausgesetzt ist, konnte diesmal wieder nicht verliehen werden, jedoch errangen einige Forscher wenigstens Belohnungen für ihre Arbeiten. Ferner wurden zwei Prämien für lenkbare Luftschiffe vergeben. Dann folgt eine Reihe von Preisen für besondere physiologische Abhandlungen. Ter große in dustrielle Brambilla-Preis hatte, wie schon bei früheren Gelegenheiten, einen regen Wettbewerb unter den lombardischen Fabriken hervorgerufen. Erste Preise wurden verteilt für die Herstellung von Seidengaze und für die von Konserven, zweite Preise für die Verfertigung von Drahtseilen, für die Fabrikation von Velvet und Plüsch, für Werkzeuge zur Bearbeitung von Me tallen, für ein Mittel zur Konservierung von Holz und endlich für einen Apparat zur Erzeugung der nötigen Luftfeuchtigkeit in Webereien. Bon den ausgeschriebenen Preisen gilt für das laufende Jahr der Jnstitutspreis, der eine Arbeit über die Werke von Bittorio Alster! verlangt; der für 1905 stellte eine geologische Aufgabe. Die Medaillen für industrielle und land wirtschaftliche Verbesserungen in der Lombardei, die alle drei Jahre verliehen werden, sind das nächste Mal 1906 fällig. Beachtenswert sind die Aufgaben für die nächsten Cagnola-Preise, da sie sich an die neusten wissenschaftlichen Entdeckungen anlchnen; gefordert wird nämlich für 1904 eine Arbeit über die Geschwindigkeit der Kathoden- strahlen, für 1905 eine solche über die Erscheinungen der Katalyse. Bon anderen Preisaufgaben wären zu erwähnen wieder solche über die Pellagra, das lenkbare Luftschiff, über das Gift der Hundswut und über das Leben und die Werke von Leonardo da Binci. T. Ta» Ravinm al» Schmerzftiller. vr Darier au« Paris beschreibt einen Fall von Gesichtskrebs, der durch Anwendung von Radium zunächst schmerzlos gemacht worden war, und ähnliche Erfolge sind auch von anderen namhaften Forschern erzielt worden. Darier hat außerdem die schnelle und gründliche schmerz- stillende Wirkung des Radium bei gew Yen Augenkranrheiten er mittelt. Er schließt daraus, daß Radiumpräparate von geringer Strahlungskrast ost im stände sind, den Schmerz leicht in einem Körperteil zu beseitigen, an den sie herangcbracht werden. Für noch wichtiger erachtet er den Einfluß des Radium auf die motorischen Nervencrntren. In zwei Fällen von Nervenkrämp'en, bei denen die Ansälle täglich bezw. drei- bis viermal wöchentlich auftraten, wurden schwache Rndinmpräparate zwei oder drei Tage lang auf die Schläfe gelegt, worauf die Anfälle aulhörten. Auch in einein Fall von vermeintlicher Bewegungounsähigkeit, die durch Nervenschwäche ver anlaßt war, brachte das Radium eine vollständige Heilung in drei Tagen zu Wege, allerdings wohl durch suggesiion. Bei akuter Gesichtslähmung ganz neuen Ursprungs bewirkte Radium eine Heilung schon nach einem Tage. Tie Strahlungssähigkeit der bei diesen Bersuchen benutzten Radiumpräparate wurde un Labora torium von Curie, dem Entdecker des Radiuni, selbst geprüft und wechselnd zn 10 bis 700l> Einheiten bestimmt. Ganz schwache Radinmprobrn wurden in Röhren 2—4 Tage oder gar bi» zu 15 Lagen in der Nähe de» Körper» gelassen, da der Schmerz zu weilen alsbald zurückkehrte, wenn da» Radium entfernt wurde. Präparate von 1000—7000 Einheiten können dagegen nur 2 bi» 3 Stunden lang angewandt werden. Proben von geringer Strahlungsfähigkeit sind übrigens jetzt ziemlich billig, fo daß auch der Nachprüfung dieser Erfolge durch andere Aerzte nicht» im Wege steht. Eine Schenkung. Wie wir erfahren, verständigte Herr Wilhelm von Siemens in Berlin den Vorstand des »Museums von Meister werken der Naturwissenschaft und Technik" in München, datz er mit den ihm nahestehenden Firmen „Siemens L HalSke" und „EiemenS-Schu- ckert-Werke" SO 000 Mark für das Museum gestiftet habe. 8 «ine PreiSausgadr veröffentlicht die „Zettschrift für physikalische Chemie". Prof. vr. I. H. »an't Hoff hat da» ihm z-k mmende RedaklionShono-ar für den Band 46 der Zeitschrift für physikalische Lhemle ,,r Stellung einer PrciSuufgabe bestimmt. Es soll t»e Literatur über Katalytische Erscheinungen in möglichster voll Müdigkeit »sammelt und systematisch geor net werden. D e zur Bewerbung be tmmten Arbeiten si >d bi zum 8c Juni I9O> bei der Redaktion 'er Zeitschrift für physi kalische Chemie (Leipzig, Lin » i ratze 2) in der üblichen Form (mt, Kenn wort und dem Namen des Verfasser« in versch offenem Um chlag unter cer Aufschrift „Zur Pretsbewerbung" einzur.tchen. Der Preis beträgt lUVO Mark. Kirnkkalender für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheatrr. Im Neuen Theater wird heute „Rose Bernd" wiederholt. Morgen gelangt zur Aufführung Hum perdincks Märchenoper „Hänsel und Grete l", hierauf Lortzings komische Over „Die beiden Schützen", Anfang Uhr. — Ta- Alte Theater bringt heute die erfolgreiche Operette „Floro d o r a". Für morgen nachmittag 3 Uhr ist bei ermätzigten Preisen Reinhardts beliebte Operette „Das sütze Mädel" und sür abends 7 Uhr aus vielfachen Wunsch Beyerleins Drama „Zapfenstreich" angesetzt. Leipziger Schauspielhaus. Auf Wunsch wird Sonnabend Gorkis „Nachtasyl" gegeben. Sonntag findet die Erstausführung von „Ter tolle Hofjunker" von G. v. Moser und E. Thun statt. Montag wird „Der tolle Hofjunker" wiederholt. Dienstag wird im 30. Mittwoch-Abonnement Sudermanns „I o h a n n i S f e u e r" ge geben. Frl. Hedwig Reicher vom Kleinen und Neuen Theatoc in Berlin, die Tochter Emanuel ReicherS, wird im genannten Stück die Marikke und Frl. EberSvächer vom Sladttbcater in Slratzburg die Trude spielen. Beide Damen gastieren auf Engagement Dio nächste Ausführung von „ES werde Recht" findet am Mittwoch statt. Als Klassikervorftellung zu halben Preisen wird am Donnerstag „Minna von Barnhelm' gegeben, worin Frl. Eberspäckier als Gast die Franziska spielt. Das Schauspiel „L u c i f e r", deutsch von Otto Erich Hartleben, erscheint Freitag wieder auf dem Svielplan Am Sonnabend tritt Frau Albertine Zebme nochmals in der Rolle der Lydia in „Labore muS" von Biörnson auf. Festadend zum Besten der Deutschen vühnrnqrn»Nens»aft suwie des Prusionss-ndS drs Leipzigrr SiadithraterS. Auf den beute im Kristall Palast stattfindenden Festabend sei auch an dieser Stelle nochmals gan, besonders aufmerksam gemacht. DaS bunte und originelle Programm, der nach dessen erstem Teil beginnende Tanz, die Aufführung einer Osfenbachschen Operette, die Verlosung usw. bieten soviel Abwechselung und Unterhaltung, datz sich gcwitz jeder Besucher auss Beste unter halten wird Aeniral-rheater. Heute gebt der Schwank „Wie man Männer fesselt" zum 10. Male in Scene. Konzerte. »in «irchrnkenzer« findet am Sonntag den 13. März, abends ü Uhr, in der EmmauSkirche zu Sellerhausen stall AuSIührendc find: Frl F. Ewald (Gesang), Herren O. und A. Götze (Orgel), und der freiwillige Kirchenchor der EmmauS-Parochie lveitung Herr Dietz«). Prüfung im Uuterrichts-Iustitu» »un Hedwig Merker Im Saalc der Städtischen Schule für Frauenberuf« l SchiUerllrafz«) finde« am 13. März, abends » Uhr. die zehnte Prüfung der Schülerin»«» und Schüler de» Musikunterricht».In ft itut» von - edwlg Merker «alt. Mit dieser Prüfung vollendet da« genannte Institut sein 2S. Unterrichtsjahr. Am 11. April beginnt der neue 2». Jahre». Kursus.
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