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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040319023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904031902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904031902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-19
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Letzte Depeschen und Äsernlprechrnetduncren. kg Crimmitscha«, 19. Mär-. (Eigene Meldung.) Durch Plakatanschlag gibt Nechtanwalt Tietze als Ver treter des Brauereibesitzers Muinmert eine Verfügung des hiesigen Königlichen Amtsgericht- bekannt, wonach sich der Weber Roth er und die Mitglieder des Gewerkschaftskartells jedwede Aufforderung zur Boykottierung de- Biere- der Mummertschen Brauerei zu enthalten haben. Gleichzeitig wird denselben ver boten ein Verzeichnis der Abnehmer jenes Bieres zu veröffentlichen. Im ZuwiderhanblungSfalle wird Geld- strafebtSzu 1560 oder Haft Lis zu sechs Wochen an gedroht. * Hanau, IS. März. Prinz Max zu ysenvurg und Büdingen ist gestern in Wächtersbach ge storben. kx. Frankfurt a. M., IS. März. Heute vormittag wurde hier in der Landwirtschaftshalle die Inter, nationale Automobil -Ausstellung Frank- surt a. M. 1004 in Anwesenheit der Spitzen der Behörden feierlich eröffnet. Oberpräskdent von Windheim betont« in seiner Ansprache das Interesse, da- die Staats- regicrung und besonder- der Kaiser an der Entwicke lung des AutomobtlismuS nähmen, und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, das begeistert ausgenommen wurde. Die Musik spielte die Nationalhymne, sodann erklärte der Herzog von Rattbor im Auftrage de- durch Trauer am Erscheinen behinderten Protektor-, de» Prinzen Heinrich non Preußen, die Ausstellung für eröffnet. kg. Metz, Ist. März. Gegenüber der sowohl in der Presse, >vie auch im Landesausschutz für Elsatz-Lothringen ausgestellten Behauptung, datz für den Friedhof in Fam eck eine Trennung der Begräbnis« stätten nach den Konfessionen angeordnet sei, wird von maßgebender Seite mitgeteilt, datz von der zuständigen Behörde weder eine Anordnung noch eine Genehmigung zur Anlage einer besonderen Abteilung für die Beerdigung von Protestanten auf dem Kirchhofe in Fameck erteilt worden sei. Auch feiten» der Ge meinde Fameck selbst ist seit der Vorlage des Kirch- hofSprojekteS kein dahingehender Antrag gestellt worden. * Wie«, 19. März. Die Königin-Witwe Carola von Sachsen ist aus der Durchreise nach Gardone heute früh incvgvito hier eingetroffen und wurde von ihrer Nichte, der Erzherzogin Maria Josefa, und dem sächsischen Gesandten, Grafenvon Nex, begrüßt. Die Königin-Witw« bleibt einige Tage in Wien. * Pest, 19. März. Der „Pester Lloyd" meldet: Der Finanzminister wird demnächst im Abgrord- netenhause eine JnvestitionSvorlage ein bringen. Die Gesamtsumme der Investitionen wird 820 Millionen betragen. Der Jnwestitionsbedarf für 1904 dürfte sich «etwa auf 75 Millionen belaufen; der übrige Betrag soll auf mehrere Jahre verteilt werden. is. Gibraltar, 19. März. Der deutsche Kaiser besuchte heute vormittag die Werft, di« Docks und nahm den Lunch bei dem Direktor der Werst, Admiral Aclau - Das Wetter ist warm und sonnig. 58- Bukarest, 19. März. Tie Kammer nahm ein stimmig die Pariser internationale Sani tätskonvention an. kg- Konstantinopel, 19. März. (Wiener Korr.-Bureau.) Die Pforte hat die Ueberreichung des Gendarmerie- Reorganisationsplanes nicht abgewartet, sondern heute schon den Botschaftern der Ententemächte eine Antwort überreicht, welche eine umfangreiche Replik auf die Forderungen der fremdländischen Gendarmerie. Kommissare darstellte, von denen gewisse Forderungen angenommen und andere wesentliche abgeschlagen wor- den sind. Die Antwort der Botschafter der Ententemächte, in welcher sie eine vollständige Annahme fordern, wird morgen der Pforte überreicht werden. Der Aufstand in Afrika. * Berlin, IS.März. (Souvernenr Le ntw ein telegraphiert heute: v. Glase- napp ftieh, den Kompagnien vorauS- cileiid, am 13. März mit seinem Ltabe, zahlreichen Offizieren und 36 Berittenen auf die Nachhut des Feindes, ^r unerwartet Verstärkung erhielt, sodafi v. GlasenaPP gezwungen wurde, zurück zugehen. Lieben Offiziere und neunzehn Mann find gefallen, drei Offiziere und zwei Mann ver wundet. ind her > einmal will ich schieben sprechen rer. lsse" - - „Sie kleinen -wig nach terium will Holstein bei- >en voraus- Beschluß be ¬ er end- :n mit- n lebe, nd auf bisher einiger dener Zei le der vom jesuiten- i Jesuiten- l nicht zü cht. d tu weiten um stellver- dieser Er- flptell keine neu. kannte den ml PrL- und zum der Kaiser die sogen, ähren, Ki an Bord nd, wozu Admirale ralmas er saß Lady ihn ab- stischem i Ein- sorgen- -flichtst ite den ch nur hen — junger sollte I" egierung ronach ge- >t«sta»ten Personalveriinderunaen in der kql.sSchs.Armee. Offiziere, Fähnriche »s». ch. Ernennnn»««, 8efSrder«»ge« »nd Versetzungen. Im aktiven Heere. De« 7. Msrz. v. Kaufmann, Oberstltnt. beim Stabe de- 2. Gren.- RegtS Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen", vom 12. März d. I. ab zur Vertretung beS beurlaubten Kommandeur» de» 8. Jnf.-RegtS. Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern" nach Zittau kommandiert. Den 1s. März. Frhr. v. Milkau, Major beim Stabe des 1 Hus.- Regt». „König Albert" Nr. 18, vom 28. März d. I. ab zur Vertretung des abkommandierten Kommandeur- des 1. Ulan.-Regt». Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oester- reich, König von Ungarn", nach Oschatz kommandiert. v. AbschiebSbewilligunge«. Im aktiven Heere. Den 16. März. Frhr. v. Welck, Hguptm. und Komp.-Chef im S. Inf.- Regt. Nr. 188, kommandiert zum König!. Preuß, großen Generalstabe, Linck, Ltnt. tm 10. Jnf.-Rrgt. Nr. 184, scheiden behuf» UebertrittS zur Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika mit dem 4. April d. I. au» dem Heere aus. Flotte. * Schiff»brwegi»ngen. S. M. ST. „Nymphe" und „Neptun" sind mit S. M. Torpedoboote „8 36" und „8 95" am 17. März in Arendal eingetroffen. S. M. S. „ Moltke " ist am 17. März in Kuxhaven eingetroffen und an demselben Tage nach Kiel weitergegangen. Erkrankung voii^ Mannschaften. Von den Mannschaften des Schulschiffes „Stosch", das gestern in Kiel eingetrosfen ist, sind dem Bernekmcn nach unterwegs 26 Ddann an einer Zellgewebsentzündung erkrankt, von denen sechs Schwerkranke inPunta del Gada auf der Azoreninsel San Miguel liegen. Lebensgefahr ist bei den Erkrankten, von denen mehrere bereits operiert sind, nicht vorhanden. gestrigen nkurs - s möchten ebenen enso be- Der Re in sprach Eingabe Misch g^« Konlurs- rgestellicn m c An- erbalten. gestellten, gegebenen Ifach ver ende Ge- :nt Abz. :n Boden >eten Re« woraus inkte der ilneh - h. Regie« ; ab, datz t e über- tühungs- iifen, sich ng dieser lsgefallcn für das mz er 'd Ihr hoffen, ht mit Im Beurlaubten st and e. De» I. März. Nitzfche, Ltnt der Res. a. D., zuletzt in der Res. be ll. Jnf.-RegtS. Nr. 188, früher in diesem Regt., au-nahmS- weise die Aussicht auf Anstellung im Garnisonverwal tungsdienst erteilt. Beamte der Militärverwaltung. Durch Verfügung beS Krieg-Ministeriums. De« 5. März. Ploebterll, Oberapotheker der Sandw. 2. Auf- gebotS im Landw.-Bez. Plauen, der Abschied bewilligt. De« 16. März. Eichhorn, Stabsveterinär der Landw- 2. Aufgebot- -e- Landw.-Bez. Borna, behufs Ueberführung zum Land- sturm 2. Aufgebots der Abschied bewilligt. De« 12. März. Löffler, Lazarettinspektor in Bautzen, in der Stelle als alleinstehender Lazarettinspektor bestätigt. De» 15. März. Schmidt, Proviantamtskontrolleur auf Probe in Riesa, unterm 1. April d. I. zum Proviantamtskontrolleur ernannt. * Ordensverleihungen. Der König hat dem Major Mauckisch, aggr. dem 3. Jnf.-Regt. Nr. 102 „Prinz- Regent Luitpold von Bayern", die Erlaubnis zur An- legung deS ihm verliehenen Ritterkreuzes 1. Klasse des Königlich Bayerischen Militär-Verdi en st- Ordens erteilt. Herzogs Sonder- rndrrburger folge in der sein Haus- die Herzog- ! Ansprüche denburgsche em „Hann, wrden sein, euer Pro- > zum Bau l LOO 000 >4 i abend ab- dieser «er- indtag, das Verwaltung, Petittosn adere Kom- Ausland. Oesterreich«Ungarn. * Fürst zu Fürftenberg, der gestern nach Italien abgereist ist, um sich an Bord der „Hohenzollern" zu begeben, wird da» Amt eine» Hausmarschall» au-uben. * Kroaten grgen Serben. In Agram fanden abend große Excesse von Kroaten gegen Serben statt. Die Fenster der Serbischen Bank wurden zertrümmert. Die Polizei schritt ein und nahm viele Verhaftungen vor. Frankreich. * Internationale gegen Nationale. Marseille, 18. März. Etwa 2000 Mitglieder deS Internationalen Syndikat- stießen Schmährufe gegen die Arbeiter au-, die dem fran zösischen Syndikat angehören und bei einer Gesellschaft be schäftigt sind, welche sich geweigert hat, die außerhalb des Syndikat- stehenden Arbeiter zu entlassen. Man wurde handgemein und e- kam zu Verletzungen. Unter den Ver wundeten befindet sich auch der Vorsitzende des französischen Syndikats. * Hafcnarbciterftreik. Marseille, 18. März. Infolge der Weigerung einer Schiffahrtsgesellschaft, ent sprechend einer Aufforderung des internationalen Syndikates die diesem Syndikate nicht angehörigen Hafenarbeiter zu ent lasten, erfolgte in den Docks und auf den hauptsächlichen Arbeitsplätzen der Reedereien eine Arbeitseinstellung. Italien. * Detzutirrtenkammer. Rom, 18. März. Die Kammer ge- nehmigte mit 205 argen 28 Stimmen da- Budget de- Ministerium« de- Innern. Im Verlaufe der heutigen Sitzung kam e- zu einem Zwischenfall. Bei einer Anfrage des Abgeordneten Santini über den Unfall de« Herzogs von Aosta hörte man ein Murren auf der Journalistentribüne. Als Ministerpräsident Giolitti die Räumung der Tribüne anordnete, entstand ein großer Lärm im Saale und auf der Tribüne. Die Vertreter der Presse weigerten sich, dem Befehle des Präsidenten nachzukommen, nnd gaben ihm erst Folge, als ein Leutnant mit vier Soldaten erschien. * Ansprache des Papste». Rom, 18. März. In Er widerung auf eine vom Kardinalkämmerer Oreglia im Namen de» Kardinalkollegiums übergebene Adresse erwähnte der Papst die Vertreibung der Ordensgesellschaften aus Frank reich und legte Verwahrung ein gegen d,ese Ausweisungen, sowie gegen die Behandlung, welche zwei Kardinälen zugesügt worden sei. Der Papst fügte hinzu: Ich flehe zum Beschützer der allgemeinen Kirche, er wolle uns seinen Beistand und seinen Segen verleihen, auf daß wir die Kraft erlangen, die nötig ist, um die Prüfungen zu bestehen, welche der Kirche in dieser Zeit auserlegt sind. Großbritannien. * Unterseeboot überfahren. London, IS. März. (Tel.) Die Admiralität bestätigt, daß das englische UnterseebootI" gestern verloren gegangen ist. Das Boot ist gestern nachmittag beim Leuchtschiff „Nab" von einem Dampfer überrannt worden. Dir ganze Besatzung, darunter ein Leutnant und ein Unterleutnant, ist um- Leben gekommen. Das Boot, das eine Wasserver drängung von 200 Tons hatte, war rin nach neuester Kon struktion gebautes Unterseeboot. * Part»«a«ttz, 19. März. (Tel.) Da« untergegangrne Unterseeboot »A I" war an den Manöver» beteiligt, die seit 14 Tagen in der Nähe der Insel Wight mit Unterseebooten und Schlachtschiffe» im Gange waren. „X. I" lag in 40 Fuß tiefem Wasser und wartete auf den Angriff eine« Schlachtschiffe»; nur der au» dem Wasser hervorragend« Au-guck verriet seine Anwesenheit. Da fuhr der Dampfer „Borwick La st le" über da» Unterseeboot hinweg. An Bord de» „Borwick Lastle" glaubte man, daß man auf «in Torpedoboot gestoßen sei und sig nalisierte die- der Flotte, niemand aber dachte hier an einen Un- glück-fall. Erst nach einigen Stunden war man dadurch, daß da- Unterseeboot noch nicht erschienen, beunruhigt. Man ging auf die Suche. Al-bald wurde der Rumps de- Schiffe- in sieben Faden Tiefe liegnid gesunden. Die Bemühungen, Ueberlebrnde von der 11 Mann starken Besatzung aufzufinden, erwiesen sich al-fruchtlos. Man nimmt an, daß das Unterseeboot durch den Zusammenstoß mit dem Dampfer da» Gleichgewicht eingebüßt hat, denn e« war, obgleich eine« der neuesten und stärksten englischen Unterseeboote, doch immer ein schlechter Taucher gewesen. Während der gegen wärtigen Manöver hatte e» bereit« zweimal in den Hafen zurück- kehren müssen, um Schaden an Vorrichtungen zum Untertauchen und Hochgehen auszubessern. Orient. * Serbische» Budget. Belgrad, 18. März. (Wiener Corresp.-Bur.) Die Skupschtina hat das Budget auch in der Spezialdebatte ohne nennenswerte Aenderungen an genommen, desgleichen den 4prozentigen Zuschlag zu den direkten Steuern. Die Röntgenstrahlen im Dienste der medizinischen Wissenschaft. Ms am 23. Januar 1896 Professor Röntgen in Würz burg feine Entdeckung der staunenden wissenschaftlichen Welt verkündete, da legte er von selbst -en weiteren Aus bau dieser hochwichtigen Erscheinung aus den, Kreise der elektrischem Vorgänge in die Hand berufener Förderer. Wie bann der Elektrotechniker -te Vervollkommnung der Hülfsmittel zur Erzeugung wirksamer Röntgenstrahlen angestrebt und erreicht, so hat zugleich die nredizinische Wissenschaft mit seltenem Eifer die Untersuchungsmethoden sich zu eigen gemacht. Was heute -er Arzt mit den ihm an die Hand gegebenen Mitteln zu leisten vermag, das mußte Herr vr. meck. Buchbinder, Spezialarzt für Chirurgie und Orthopädie, in seinem in der Elektro technischen Gesellschaft gehaltenen Vorträge über „Die Verwendung von Röntgen strahlen in der Medizin" in anschaulichster Form klarzulegen. Seine Praxis hatte ihn, von selbst Material in Menge geliefert. Im Auditorium kreisten Fremd körper aller Art, die in einzelne menschliche Organismen gelangt und mit Hülfe von Röntgenstrahlen aufgefunden morden marcn: Nadeln und Eisenfplitter, Münze, Ring und Metallpfeife, und an dem riesigen Quadrat an der Wand erschienen in gewaltigen Projektionen exakte Auf nahmen vom „inneren Menschen". Die außerordentlich großen Vervollkommnungen an der Röntgen-Röhre, an, Unterbrecher, kurz am ganzen technischen Apparat, lassen heute die Röntgenstrahlen zu wichtigen, diagnostisch ausklärend wirkenden Faktoren werden, der dem Chi rurgen einen wertvollen Anhalt für sein Handeln bietet. Sie leihen zu diagnostischen wie zu therapeutischen Zwecken der Erkennung wie der Heilung von Krankheiten ihren Dienst. Während zur Erkennung von Gallen steinen sich die Diagnose immerhin noch unsicher erweist, läßt sie Blasensteiuc ohne weiteres erkennen, ebenso Nierensteine nicht unter Erbsengroße. In der Diagnostik der Knocheucvkrankungen sind die Röntgenstrahlen zu einem schätzbaren HülfSmittol geworden, nicht allein zur Untersuchung von Knochenbrüchen, sondern auch zur Kon trolle -er Heilung des Knochens. Sie „beleuchten" das große Gebiet der Gelenk- und Knochenerkrankungeu, weisen sogar die bei dieser Gelegenheit auftretenden Störungen der nichtbeteiligten Knochen, ebenso das Auf treten der Tuberkulose in den Knochen und in den Ge lenken nach, ziehen Gesichtshöhlenerkrankungen, die Er krankung der Speiseröhre, Entzündungserfcheinungen an der Lunge und den Pulsschlag des Herzens in den Kreis ihres Lichts. Einem gewaltigen Fortschritt der photo graphisch«,, Technik ist es zu danken, daß alle diese Er scheinungen erkennbar, daß alle Knochenstrukturen in den feinsten Schatten sichtbar werden. Nun zur therapeutischen Seite der Röntgenstrahlen! Da hat man denn eine nachteilige physiologische Wirkung auf die lebende Zelle erkannt, eine störende Wirkung auf die Entwickelung und bas Wachstum -es normalen Organismus und das Vorkommen von akuten Hautent zündungen bei solchen Operateuren, die sich unvorsichtiger- weise längere Zeit der Beleuchtung durch intensive Rönt genstrahlen aussctzcn müssen, man hat aber zugleich ge- funden, datz das, was aus der einen Seite schadet, auf der andern wieder heilt. Eine große Zahl von Hautkrank heiten findet ihr« Heilung durch die Anwendung der Röntgenstrahlen. So ist in erster Linie eine günstige Be- einflussung der Tuberkulose der Haut durch die Röntgen- strahlen erwiesen, aber auf dem Gebiete der bösartigen Neubildungen bleibt immer noch die Frage der Heilung offen, wenn sich auch einstweilen so viel sagen läßt, daß den Röntgenstrahlen sicherlich eine Einwirkung aus Magen- und Darmkrebse zuzuschreiben sein dürfte. Ob die Krebskrankheiten mittels der Röntgenstrahlen ganz ausgervttet werden können, läßt sich noch nicht tagen. Sicherer wird ihre Beseitigung in -en Fällen sein, wo man mit den, Messer an sie heran kann; nur da, wo sic dem Messer nicht zugänglich sind, oder wo ein operativer Eingriff unmöglich ist, wird mit Röntgenstrahlen zu rechnen sein. Alle Operationen mit den Röntgenstrahlen erfordern für die Beteiligten besonder« Schutzvorrichtungen. Man bedeckt den Körper der Patienten an den gesunden Stellen mit dünnen Bleiplatten, während man sich selbst durch Brillen mit Bleiglas und Masken zu sichern sucht, vr. Buch binder hat selbst ein eigenes Häuschen konstruiert, dessen Inneres mit zwei Millimeter starken Bleiplattcn belegt und das mit Bleiglasfenstern versehen, gegen das Eindringen eines jeden Strahls gesichert erscheint. V. dl. Au» aller Weit. — Der Schwachsinnige al» Richter. In Frankreich wird cs - sehr im Gegensätze zu Deutschland — den Be- amten ungemein schwer gemacht, wenn sie sich pensionieren lassen wollen. Man will amPensionSctat sparen, und es be- darf vieler Mühe und großer Protektion, wenn ein Be amter nach 40 Dienstjahren sein Ruhegehalt erlangen will. Der 72jährige Friedensrichter in Aveyron mußte da» Acußcrste tun, um endlich pensioniert zu werden, und er tat es auch, nachdem alle seine Eingaben unerledigt ge blieben waren. Der gute Mann fällte lauter Urteile zn Gunsten derer, die von rechtSwegen den Prozeß ver- lieren sollten, und zeigte während der Termine in Reden, Haltung. Bewegung alle Symptome einer vorgeschrittenen Verblödung Endlich sahen sich die Bürger seines Ge- richtSsprengclS genötigt, diese „richterliche Anarchie" i i einer energischen Beschwerde der Regierung anzuzetgen, und der „Schwachsinnige" wurde pensioniert. Jetzt geht der gute Mann vergnüglich in der Stabt spazieren un fragt jeden Freund, dem er begegnet: „Nun, was sagen Sie zu meinem Trick?" ----- Amüsante UebersetznngSfehler dentscher vlütter. In der „Neuen Freien Presse" erscheint ein Roman von George- Ohnet, in dem da» Wort ,/rrgu« äs varbarta" (Leierkasten) mit „barbarische Orgie" übersetzt ist. Der Satz, in dem der schöne Lapsus vorkommt, lautet: „Lieder hörte ich ans dem Hof« eine barbarische Orgie, die „Kron diamanten" ober den „Postillon" spielen . . . ." Einen „Iap»us" anderer Art leistete sich vor einiger Zeit das „Neue Wiener Tagblatt". In Frankreich ivandt« man früher oft den Ausdruck „svoir un tasiourot L I» Oour" an; das bedeutete ungefähr: bet Hof Einfluß haben ober gern gesehen lein. Man sprach in diesem Zusammen hänge bei Rangstreitigketten häufig von „qusäions" oder „guvroile, ck« tasiouret". Als nun einmal ein auslän discher Fürst nach Pest kommen sollte und sich dort ein Streit darüber erhob, ob der hohe Gast zuerst von dem Vertreter der Stadt oder von dem Vertreter des Hofes empfangen werden sollte, brachte da» „Neue Wiener Tag blatt" einen ausführlichen Bericht über den lächerlichen Rangstreit und schloß den ironischen Artikel mit den Worten: „. . . Kiurz, es ist eine jener Streitereien, die früher an den französischen Höfen sehr häufig vorkamen und unter dem Namen „que-rsllss cks eanapö" bekannt waren!" Dazu bemerkt -er „Gil BlaS" etwas boshaft: „yusreNes sie oanap»! Die tugendhaften Völker glauben, daß man tu Frankreich nur an so was denkt." — Die Adresse deS Toten. Man schreibt uns au» dem Leserkreise: In Leipzig pflegt eine Geschüftsftrma auf die Rückseite der von ihr auSgesanbten Briefe den Ver merk zu drucken: „Falls Adressat verzogen, ver storben, bitte höfl. um Netoursendung mit neuer Adresse. Diese Gedankenlosigkeit ist nicht etwa die Erfindung eines Witzboldes, sondern Tatsache. Wie es die Post anfangen soll, die Adresse deS Verstorbenen aus findig zu machen, ist ohne weiteres nicht erfindlich. Voraussetzung wäre doch zumindest, daß die Postbeamten eine gediegene spiritistische Ausbildung aufzu- weisen hätten. Und selbst dann wären wohl Er mittelungen noch nicht so einfach. — Der Tod eines amerikanischen Ehepaares in Amsterdam bildet im Augenblick das Tagesgespräch dieser Stadt. Vor etwa zwei Monaten kam ein AmerMmer auS Brooklyn, Looingstone Ready Catlin, 40 JahW alt, mit seiner durch hervorragende Schönheit ausgezeichneten, etwa 30jährigen Frau nach Rotterdam, wo er sich, als Vergnügungsretsender, in einem Hotel einmietete. Al der Besitzer deS Gasthofes um diese Zeit sich aus seinem Geschäfte zurückzog und seinen Wohnsitz nach dem Haag in der Dalertusstraße verlegte, ging das Ehepaar auch dorthin und mietete bei ihm einige Zimmer. Ain 23. Föbruar ließ Catlin einen Arzt holen, da seine Frau plötzlich schwer erkrankt war; sie starb noch an demselben Tage und unter Umständen, die dem Arzte Veranlassung gaben, Anzeige bet der Polizei zu erstatten. Die Unter- suchung ergab, daß der Tod der Frau die Folge einer Vergiftung gewesen war. Einem Polizei inspektor, der in der Wohnung Catltns erschien und diesen aufsorderte, ihm nach dem Polizeibureau zu folgen, er klärte dieser, daß er dazu nicht im stände sei, da -er über mäßige Genuß von Morphium ihm das Gehen unmöglich mach«. Er teilte dem Beamten mit, er sowie seine ver storbene Krau seien derart an -en Genuß von Morphium gewöhnt gewesen, daß sie täglich etwa sechs englische Gran davon zu sich nahmen; seine Frau sei an einer Morphium- einspritzung, die sie sich morgens gemacht habe, gestorben. Infolgedessen nahm der Staatsanwalt die Angelegenheit in die Hand, die Leiche der Frau wurde in daS akademische Krankenhaus nach Leyden gebracht, wo dann festgestellt wurde, daß der Tod der Frau durch übermäßigen Mor phiumgenuß erfolgt sei. AlS Catlin vor Gericht ver nommen werden sollte, war er verschwunden, und al- er schließlich wieder in Rotterdam ausgeforscht wurde, fand ihn die Polizei, die ihn vorlaben sollte, tot auf seinem Bette liegen. Er hatte sich vergiftet. ES wird nicht mehr festgestellt werden können, ob bei der Frau Selbstmord vorlag oder nicht. — Heiteres von den chinesische« Aerzten erzählt der französisch« Arzt vr. Matignon, der längere Zeit in China gelebt hat, in seinem vor einigen Tagen er schienenen Buche ,/Die moderne Heilkunde": ,-Der chi nesische Arzt ist ein Typus, der in der ganzen Welt nicht seinesgleichen hat. In Europa hüben die meisten Aerzte an ihren Haus- oder Wohnungstüren ein Schild mit ihrem Namen. In China kennt man das nicht; man er kennt dort aber ein Haus, in dem ein Arzt wohnt, schon von fern, denn dankbare Patienten haben draußen über den Türen und Fenstern zahllose Platten aus lackiertem Holz („pisn" genannt) angebracht. Die schwarzen oder roten Platten sind etwa 80 Centimeter hoch und 1 Meter lang; in Goldbuchstaben bringen sie irgend einen alle gorischen Gedanken, der für den Arzt recht schmeichelhaft ist, zum Ausdruck. Es ist ein wahres Museum!" In Peking sah >vr. Matignon sein eigenes Haus vollständig mit „pien" bedeckt; die dankbaren Kranken schrieben un- gesäfyc: „Am . . . Tage des . . . Jahres des Kwang-sü lHerrscherzeit deS gegenwärtig regierenden Kaisers) wurde dieser „pien" dem gelehrten Ma, der von den Meer«n des Occibents und aus dem großen Franken reiche kommt, von dem kleinen und stupiden Patienten Tschan Überreicht." Aus einer Platte heißt es: „Seine geschickte Hand ließ den Len- erstehen." Der Patient, der dies geschrieben, hielt den Gedanken für so hübsch, daß er es nicht für nötig befand, dem Arzte außerdem noch Honorar zu zahlen. Obwohl die chinesischen Aerzte mit Blumen bedeckt und mit „pien" bedacht werden, ist ihr Geschäft doch nicht gewinnbringend. Der chinesische Arzt ist ein armer Schlucker, und selbst die berühmtesten Me dizinmänner sind mittellos. Dafür sind sie aber mit einer geradezu staunenswerten Ignoranz behaftet. Um leben zu können muß der chinesische Arzt mehrere Sehnchi auf dem Bogen haben, vr. Matignon hatte einen chinesischen Arzt als „Kult" engagiert; der Mann hielt es für prak tischer, bei dem europäischen Kollegen für monatlich fünf Dollar» HauSknechtsdienste zu tun, als eine eigene Praxi» auszuüben. Trotz ihrer Unwissenheit haben die chinesischen Aerzte in ihrem -hcrapeutischen Arsenal manchmal ganz gute Sachen; keine Ahnung aber haben sie von der Anatomie und der Physiologie. Dann kommt der Chinese ost durch Analogie zu Schlüssen, die alle Grenzen der Logik überschreiten; -. V.: „Der Magen eine» Ge nesenden verträgt nur leichte Speisen; die Ente ist leicht, weil sie schwimmen kann, folglich soll Le? Genesende Enten essen." Oder: „Da« Quecksilber hat die Eigenschaft, gewisse Metalle auszulitsen oder sich mit ihnen zu amal gamieren; e» wird daher empfohlen, einem durch Feuerwaffen verletzten Menschen Quecksilber zu verab- reichen, wenn man die Kugel l»erausztehen will." Eigen artig ist di« Behandlung be» Kaisers in Krankheitsfällen. Nach einem unbeugsamen Brauch ist eS den behandelnden Aerzten verboten, den kranken Kaiser zn sehen. Er liegt in seinem Bette und zeigt den Aerzten nur seine Arme, die recht» und link« au» einem dichten Vo-Hang hcrauSragen. Die Aerzte treten der Reihe nach heran und befühlen das Yandgolenk: ein scharfsinnige» Betasten gibt ihnen An», kunft über die 74 verschiedenen Arten des kaiserlichen Pwltzschlage». Ein andere» Mittel, die Diagnose zu stellen, haben sie nicht. DaS Schwierige ist nur, daß sic, ohne ihre Godairken auSzutaufchen, zu derselben Diagnose gelaßen müssen; sobald sie uneinig sind, gibt 1007 es Schläge mit dem Bambusrohr. Di« natür liche Folge ist, daß sie die Diagnose schon vor der Konsultatton feststellen. Do wird der Kaiser behandelt. Ein wenig Zauberer ist jeder Arzt in China. Die europäischen Aerzte, di« „von den Meeren de» Occt- dentS" kommen, hält man immer für Hexenmeister; ihre Instrumente, die Augenspiegel, die Sonden, die elektri schen Säulen, flößen den Pattenten eine aberglLubtsche Furcht ein. Iw französilchen Hospital zu Peking verschrieb vr. Matignon «inst einem Kranken ein Hetttnittel, da» die Schvesicrn sofort bereiteten; der Kranke verschlang aber nicht nur das Heilmittel, sondern auch das Rezept, da er der Meinung war, daß die geheimnisvollen Schrift zeichen sich gleichfalls durch heilkräftige Eigenschaften au», zeichneten. Der Chinese hat Vertrauen zu dem euro- patschen Arzt, aber weit größere» Vertrauen noch schenkt er dem chinesischen Arzte, der unter der Anleitung eines europäischen Kollegen arbeitet; der Chinese ist nämlich stet» überzeugt, daß er der übrigen Menschheit unendlich überlegen sei. — Gin Fall »an Pestrrkrankun» wird au» Port Said gemeldet.
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