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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190403209
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-20
- Monat1904-03
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.03.1904
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88. Jahrgang. Nr. M. Sonntag den 20. März 1904. L 1860 Japaner- Habe r Feuilleton k-k- t Graf Bernhard wenn inan die sein, Eine 6. L 6. L S- S. g. 8. lt L a. i-o ro. «.v. Widerstandsfähigkeit der Schwarzen hat die Entsendung einer neuen Truppenverstärkung von etwa 1000 Mann nötig gemacht, die Ende dieses und Anfang nächsten Mo nats nach dem Schutzgebiet abgehen. Ein Stillstand ist auch in Ostasien eingetreten: aber dieser Stillstand wirkt zu Gunsten der Russen. Die Kritik an dem Vorgehen der Japaner wird laut und lauter, die Eindrücke der ersten raschen Schläge verwischen sich mehr und mehr. Man beginnt, sich darüber einig zu werden, daß die Japaner es offenbar nicht verstanden haben, ihre Anfangserfolge auszunutzen. Das Aller erstaunlichste sind die Meldungen, daß die russische Flotte von Port Arthur trotz der japanischen Blockade ent kommen und an der koreanischen Küste sein soll. Das würde allerdings sehr gegen die Japaner sprechen. Frankreich sucht derweil die Gefahr, in den Krieg verwickelt zu werden, durch besonders beflissene Be mühungen um die englische Freundschaft zu beschwören. Ein englisch-französisches Abkommen, das schon vorm Jahre als .Marokko-Abkommen" in der Presse erwähnt wird, soll dem Abschlüsse jetzt ganz nahe gerückt sein. Während sie so nach außen nicht ohne Erfolg arbeitet, hat die französische Regierung im Innern Gefahren über standen, die von den Pariser Blättern die größten genannt werden, die das Kabinett CombeS je bedroht haben. Schon bei der Abstimmung über die Frist für die Ab lösung des Kongreganistenunterrichts gab es nur eine knappe Mehrheit von 40 Stimmen für die Regierung. Bei dem plötzlichen Angriff Millerands brachte die ent scheidende Abstimmung dann nur eine Regiecungs- Mehrheit von 19 Stinimen, und um die aufzubringen, mußte Herr Jaurös mit dem ganzen Nachdrucke seiner Beredtsamkeit für die Regierung in die Bresche springen. Noch weniger glücklich ist die englische Regie rung ihren parlamentarischen Fährnissen entronnen; dem Iren Redmond ist es gelungen, der Regierung eine regelrechte Schlappe zn bereiten, die sachlich zwar wenig bedeutete, dem ohnehin brüchigen Prestige des Kabinetts Balfour aber sehr peinlich sein mußte. Im Nachbarlande Oesterreich endlich haben die Tschechen für diesmal doch klein beigegeben. Sie mochte,; wohl fühlen, daß ihre gewaltsame Herausforderung zu einstimmig verurteilt ward. So traten sie denn einen Rückzug an, den sic freilich mit gesteigerter Heuchelei und neuen Verleumdungen zu beschönigen suchten. Noch grollt die Erregung nach-, noch macht sie sich hier und da in einem Ausbruche Luft. Sonst ist es wieder das alte Bild in Oesterreich: die Karikatur eines parlamentarisch re gierten Landes. Mit grausamer Unerbittlichkeit beut das Wiener Abgeordnetenhaus täglich von neuem das Schau spiel seiner Ohnmacht. . . . )d»0. )d>6. — 20,40 4. l iidt. rechten Zeit, daß Graf Bülow den Neber- und den Scharfmachern, die — im Stile des Oldenburg zu reden — der ganzen Wirt- Ausnahmegesetzen und Bajonetten ein Ende a. 8. a. «.v.88 1 gelehrten Rede vor das Haus trat, konnte er noch fröhlich und guter Dinge sein. Da fragte der preußische Minister präsident mit dem feinen Verständnis für die kleinen Augenblickseffekte des Redners, das ihn auszeichnet, ganz erstaunt: Wozu das Geschrei? Am Freitag, als der na tionalliberale Abgeordnete Friedberg unter stürmischen; Beifall von allen Seiten dem deutschen Reichskanzler — nicht nur dem preußischen Minister — zurief: „Wir wollen diese Politik des Grafen Bülow nicht mitmachen. Wir lehnen sie ausdrücklich ab", war der Kanzler nicht mehr guter Dinge. Die frostigen Scherze, mit denen e'- sich hinterher den Beifall des Zentrums zu holen ver- suchte, kamen mühsam und gequält von den Lippen des sonst so gewandten Mannes; mit allen Sophisnien konnte er nicht darüber Hinwegtäuschen, daß er sich festgefahren und daß er sich dessen auch bewußt geworden war. Und jetzt sollte man eigentlich fragen: Was nun? Wir haben gehört — zwar nicht authentisch, aber immer hin aus einem gut beglaubigten Interview —, in den Kreisen der verbündeten Regierungen sei von einer Verstimmung über die Majorisierung keine Rede. Wer beobachtet hat, wie eilig es unterschiedliche Regierungen gehabt haben, unzweideutig festzuste'.len, daß sie nicht mit von der Zentrumspartie gewesen: wer die Erklärung des lippischen Staatsministers dann noch hinzunimmt, wird vielleicht doch geneigt sein, hinter diese Versicherung einige Fragezeichen zu setzen. Wir haben dann des weiteren vernommen — und dies in der allerauthentischsten Form aus dem Munde des Kanzlers und preußischen Ministerpräsidenten: das Wort „Kuh- handel" käme in seinem Vokabularium nicht vor; nur „da, wo keine Verletzung, weder eine solche der Staats interessen, noch eine solche der Interessen der evangelischen Kirche, noch der Grundbedingungen der deutschen Kultur vorliege", Pflege er den Wünschen der katholischen Mit bürger entgegenzukommen. Sehr schön; aber Millionen unserer besten und treuesten Patrioten sehen ii< der Auf hebung des 2 eine Verletzung der Staatsinteressen und kulturellen Grundlagen, und in Bezug auf die Mariani- schen Kongregationen gibt es sogar kaum eine ernsthafte Meinungsverschiedenheit: da tut auch der Linksliberalis mus mit, der sich sonst schwer genug von seinen natur rechtlichen Eierschalen freimachen kann. Und alle diese kerndeutschen und freimütigen Männer fragen in steigender Bedrängnis der Gewissen: Was nun? Wo ist die Grenze für das Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der streitbaren Kirche, des politischen Katholizismus? Graf Bülow hat an, Freitag sehr hübsch über die „ganz besonderen Pflichten" des Zentrums als stärkster Partei im Reichstage gesprochen. Außerordent lich richtig! Aber wie pflegt das Zentrum diese zu er füllen? Mit bitterem Spott hat am Freitag ein Frei sinniger — der Abg. Mommsen — im Reichstage von der törichten Streich monier des Zentrums ge sprochen, die die einzelnen Ressorts geradezu zwingen, von ihnen selbst nicht ernst gemeinte Voranschläge aufzustellcu, damit der phantastischen Streichwut nicht auch unumgäng liche Bedürfnisse zum Opfer fallen. Und was hat die regierende Partei gegenüber der le» Stengel, der kleinen Reichsfinanzreform getan? Als man in der Kommissiou endlich so weit war, sie ernsthaft in Angriff zu nehmen, befiel den großen Rentner Müller aus Fulda wieder einmal seine ungestillte Neugier und er Hub an, namens des Zentrums allerlei Nachweise r. r. ». ». r. 1.0 Uv 1.0. i.0. 1.1). 1.0. t. o. m.Op.88 rn.Vp.S7 1.L 1.0. «.D.lSM i.L «.v. «0. u v. I. v. «.0. 1.0. 1. 0. I. 0. o. I. o. 1. o. >.200^.L-U. 1.0. ' 1.0. r 6. S. 8. Aordenrcha«. Drei und ein halbes Jahr steht der v. Bülow jetzt am Reichsruder, und Summe zieht, muß man sagen: er hat das Schifflein bis ¬ lang nicht unglücklich gelenkt. Nicht, daß er uns zu den herrlichen Tagen emporgeführt hätte, die Wilhelni H. uns einst in hoffnungsseliger, strotzender Jugendkraft verhießen hatte. Wir sind hübsch im Tale geblieben, wo wir nun schon manches runde Jahr sitzen, und gelegentlich sind wir wohl auch mil dem Ehrendoktor von Königsberg und Freund der Dichter und Philosophen in den Sumpf geraten. Aber wenn man alles in allem nahm, konnte man dem heiteren Eklektiker doch nicht gram sein, für den es so gar keine Sästvicrigkciten zu geben scheint „hier unter dem wechselnden Mond", und der auch die wuch tigsten und tiefsten Probleme mit derselben scherzen den Gelassenheit abzuhandeln vermochte, wie das Un beträchtliche und unendlich Kleine. Wenn unsere aus wärtige Politik die Bahnen einschlug, auf denen das Empfinden des Volkes dem Kanzler nicht folgen konnte, schob man's auf einen Höheren, dessen ausführendes Organ er sei, und wenn auch im Innern dies oder jenes einen! wider den Strich ging, so besann man sich immer noch zur agraricrn Herrn v. schäft mit machen möchten, wenigstens noch nicht zu Willen gewesen war. Es ist der Bülowschen Staatsknnst Vorbehalten ge blieben, durch seine Jcsuitenpolitik nun auch diese gleich nationalen wie liberalen Kreise gegen sich aufzubringen. Uebcr den Grad dieser Erbitterung mochte sich Graf Bülow täuschen, so lange ihm mit seinen Offiziösen konservative, agrarische und ultramontane Blätter Mut zusprachen. Alach den Verhandlungen, die wir in diesen Tagen in der s äch s i s ch e n und braun schweigischen Kammer und vornehmlich im preußischen Abgeordnetenhause erlebt haben, wird das schöne Gleichmaß der kanzlerischen Sinne wohl ein wenig in Unordnung geraten sein. Am Mitt woch, als Graf Bülow mit einer wohlvorbereiteten und der einst. )d--v. >6. 6 ) o» i<r. v. >6. ><r. >L L >L s. »8. 8. L L 1.0. 1.0. 1.0. s. s. 8. 5. s. s 6. 5. 8. 6. 6. S 6. 8. L L 6. 6. S. Io» Lor»: «.v. 1. 0. ro. i. o. i. o. i.o. i. v. «.o. 8. 8. 8. 6. S. 1MWNWS0 S. 8. S. a. s. s. s. s. g. s. A. L s. Z. ll-L r. z. j. L I. Z. MipMerIaMM Anzeiger. Amtsvlatt des H'önlgrlchen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Volizeiarntes der Ltadt Leipzig. »sur i. Var Wichtig«« vom c-ge. * Hur Erbauung «ines Elektrizitätswerkes für die Leipziger Bahnhofsanlage« beantragt die Kinanz- Deputatrou ö der Zweiten Sächsischen Kammer 1 600 000 nach der Regierungsvorlage zu bewilligen. * Äv dem unglücklichen Gefechte bei Owikokorero in Deutsch-Südwest-Afrika wurde auch Major v. Glaseuapp verwundet. * Prinz Albrecht von Preußen, der Regent von Braunschweig, reist in Bertretnng des Kaisers am Sonntag nach England zur Beisetzung des Herzogs von Cambridge. * Die Flunkerei des „BorwärtS", daß eine ReichS- tagsauflösung bevorstehe, weil eine Papierfabrik mit der Anfertigung von Wahlkuverts beauftragt sei, wird noch mals dementiert. * Ein in London eingetroffenes Telegramm aus Tschifu vom 19. März berichtet von einer Schlacht am Ialu- flussc. Die Russen behaupten, sie hätten gefangen genommen. Der Aufstand der Herero. Lin unglüeriiehe» «ef«ht. Der Feldzug gegen die Herero, dessen gefährlichster Teil beendet schien, hat nun doch noch zu einer schweren Katastrophe geführt. Der Stab des Kommandeurs v. Glasen app ist von ibr betroffen und wohl zur Hälfte vernichtet worden. Ob die kleine Reiter truppe, die man auf mehr als 50 Köpfe schätzen muß, in einen Hintergebalt geraten, ob die üblichen militärischen Sicherungen gefehlt oder welche Umstände das Unglück herbeigeführt haben, ist aus den bisherigen VkzugS-Preis i« d« Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen ab geholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus 6 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch- land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut Zeituugspreisliste. Reaktion und «rpetzttümk Johauntsgasse 8. Fernsprecher 158 n. LÄ2. Atltalerpedtttoueu: AlfrehHahu, Buchbandlg., Universttät-str.S Fernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 lFernsprecher Nr. 2935) u. Königs platz 7 lFernsprecher Nr. 7505). -ou-t-Kiltole DrrS»ein Marienstrahr 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Huu-t-Ailiole Berit«: L a r l D n n ck e r, Herzg l Bap r.Hofbu chbandla.. Lützowstraße 10(FrrnsprecherAmtV1 Nr.4608.) . l— l. kl. 77 -122 Alufik. k. > Oteoig Jarnos Lpci „Der zerbrochene Krug". Neber die Erstaufführung der dreiakttgen samischen Oper „Der zerbrochene Krug" am Berliner „Theater des Westens" schreibt uns unser» orreipondent: „Herr Georg Jarno, der Koiuvonist des „Zer brochenen Kruges", hat eine „volkstümliche Oper" schassen wollen. Die Absicht ist löblich und zeitgemäß: wir können — weis; Gott! — einen neuen Lortziug, und fei er auch nur ein Dittersdorf, aut brauchen. Aber die semmelblonde Melodik Jarnos bat nichts von Boltstümlich leit im schönen und edlen Sinne des Wortes, so wenig wie man einen rührseligen Schmarren Radominschs als „Volkslied' aniprechen darf. Man verstehe recht: es giebt eine Art der Popularität, die durch Zugeständnisse an die Instinkte der großen Massen er handelt wird: in ihrem Zeichen fleht das buntscheckige Potpourri des Herrn Jarno, der sich etn'ach damit l>e- gnügt hat, aus der einschlägigen Literatur eine Hand voll Lieder und Danzrhthmen zu entlehnen und sle mit dem Bügeleisen des gewiegte» Jnstrumematvrs auf- neue zu plätten. Ernst zn nehmen tkt eine solche Arbeitsweise kaum Bleibt noch das Libretto, fürdaS Heinrich Lee, sein Verfasser, sich anfSleist beruft. Der Abstand zwischen beiden Männern ist aber zu kraß, al» daß eine „vergleichende Studie" — auch nur andeutungsweise und im Um- iange einiger Zeilen — Sinn und Zweck haben könnte. War >s wirklich unumgänglich, ein Juwel unsere» Schrifttums in dieser Welle zu profanieren? Für die Ausstattung des Werkes hatte die Regle — Herr Greven berg — übrigen« erheb- liehe Mittel aufgcwandt. Auch die Darstellung Ivar tüchtig. ch Brahms tSrtuuerunge«. Man schreibt dem „Schwäbischen Merkur": Frau vr. M. ff « llingrrin Wien hat dem Stutt garter Liederkranz eine lebensgroße Büste und der Landes« lnbliothck ein Rclicfmcdaillon und eine Mappe mit vorzüglichen Auaenblicksbildern von Johanne« Brahms zum Geschenk ge« macht, grau Kellinger gehörte in Wien zu dem engen Kreis« der Brahms am nächsten siebenden Freunde, in deren Mitte der sonst so zurückhaltende Meister mit besonderer Vorliebe weilte. Der nahe Verkehr mit dem verehrten Hausfreund hat der kunstsinnigen ffrau die Anregung zur Gestaltung einer Reihe von Kunstwerken gegeben, in denen sich Wohl ursprünglich nur das persönliche Bedürfnis pietätvollen ffesthaltens der Züge des dahingeschiedenen Tonmeisters betätigt hatte, die aber bald, der Pesclustdenhcit der Künstlerin zum Trotz, durch das ge wichtige Urteil von Kenuern wie Hanslick, X V. Widmann, Max Kalbeck ihrem Wert entsprechens vor der Oeffentlichkeit ge würdigt wurden. Und so entschloß sich ffran Fellinger, vier ihrer BralnnsplastilLn zu vervielfältigen und zu Gunsten eines in Wien zn errichtenden Denkmals von Brahms um billigen Preis in den Handel zu geben. Die genannten Schriftsteller, die bekanntlich zu Brahms' intimstem Freundeskreis zählten, unterstützten ffrau Kellingers Unternehmen durch überaus an erkennende Besprechungen ihrer Kunstwerke, und der Erfolg war deren reißender Absatz in allen großen Städten. Außer den beiden genannten Skulpturen uno der BildniSmappc sind im Handel eine Büste tn kleinem Formal, der besonders I. V. Widmann, sonst ein peinlicher und schwer zu befriedigender Kunstrichter, volles Lob widerfahren läßt, und eine kleine Statu ette von wahrhaft verblüffender Lebenswahrheit. Tie erinnert in der Auffassung an eine der gelungensten Momentaufnahmen, die sich der wohlgelaüntc Künstler von seiner Freundin ab- schmeickwln ließ. In seiner behaglichen Pose, die reckite Hand in der Hoscmascbc vergraben, die Cigarre in der linken, die untersetzte Gestalt in anheimelnd unkorrekter Toilette, übt das winzige Meisterwerk auf den ersten Blick eher einen erheiternden Eindruck auf den Beschauer auS, wenn diesen nicht der trotz seiner Kteinlieit imposante Kopf mit dem dichten ungepflegten Haar und dem wallenden Volllmrt soglelcki über die geistigen Eigenschaften des Dargrstcllten aufklärte und zu lielwvollci und eingehender Betrachtung nötigte. To ist die Mischung des menschlich Liebrnswürdigrn in der Haltung mit dein Bedeuten den de« geistigen Ausdrucks in einem so hohen Grade gelungen, daß jeder Verehrer von Brahm« an diesem Miniatnrbild seine hohe Freude haben nruß. H chlronora Prtrrlli, einst eine gefeiert« Opernjängerltt und Witwe de« russischen Fürsten Petrow, ist am 88. Februar tn Chicago ln den dürftigsten Verhältnissen gestorben. Die 87 Jahre alt« Frau bewohnte ein kleines Zimmer in einrm obskuren Hotel und - rnährtr sich kümmerlich durch Mnsik-IIntcrricht. Dir Verstorbene entstammte einer schnn-dischen Grafenfamilie. Ihr wird allerdings nicht möglich sein, doch hofft man alsdann die Grundsteinlegung ermöglichen zu können. Die Denkmalsplatzfraae ist noch nicht angeschnitten. Es kommen hierbei Biasewiy, Lvsttstvitz und auch Dresden, das bislang auch noch kein Schiller-Denkmal besaß, in Frage. Biele sind für Loschwitz, denn auf dem Losch nutzer Weinberg, Blasewip gegenüber, schrieb Schiller seinen „Don Carlos." In Loschwitz hat der Dichter mich längere Zeit und wiederholt gelebt, gewohnt und geschaffen, und an jene längstver klungene Zeit erinnert uns noch das der Nachwelt erhaltene Sckullerhanö. Mai; Romano „Tempel von P äst um". Unter den deut schen KünsNerstelnreichnnngen, die der Verlag von B. G. Teubner heranSgibt, ist soeben ein Bild erschienen, das jeder Freund des Altertums und der südlichen Landschaft mit Freude begrüßen wird. Es ist eine Darstellung des Tempels von Pästuin, Professor Max Roman '» weitem, ödem Land ragt der Nevtiinstempel von !. Bau, so daß die gedrungene .ürast der dorischen Bauglicder, bei RlnsthmuS der Massen, das edle Ebenmaß aller Verhältnisse nn mittelbar wirkt und einen lebendigen Eindruck davon gibt, was grie chische Architektur bedeutet: der Ban gehört zu dem Erbabensten, was man an Mensäienwerk in dem an Schönem so überreüüen Italien schauen kann. Ein Regen hat das Land erfrischt und überall sprießt es grnn hervor zwischen der vom llstMlmnch des Südwindes verdorrten Vegetation. Er wird auch bald wieder die kleinen Wassertümpel, die da und dort die trünuncrbesate Ebene unterbrechen und in denen sich die Tempelsäulen spiegeln, verschwinden machen. Der Blick fchwrift über den kleinen Terestempel tstnweg gun lsebirge von Salerno und über das nabe Meer znm Vorgebirge der Minerva und dem fernen Eapri. Das Bild zrickmrt fick' ans dunst die monumentale Größe der Auslassung, der das Format entspricht, dir feine Farbenstlmmnng, die der suvitalicnisckien Landschnil gerecht wird, und die lc.stnischc Sicherheit, die mit den etnlachsten Mitteln den gewünschten Erfolg hervorbringt. Dte Sammlung von H. Lcmprrlz »vn. in Köln. Wir lesen im „Dresd. Anzeiger": Ein r«il dieser lxdcutenden Sammlung, die Bibliothek im ir>eitest«n Sinne, soll im Lause de« Monats April öffentlich versteigert werden. Der tun über entsteinende Katalog enthält über 8000 Num mern, und darunter befinden sich Seltenheiten in großer , die von in Karlsruhe ausgefnhrl ist. Ans ar, in glühende Goldfarbe getaucht, Postum. Wohl erhalten ist der gesamte Pater war ein Graf Weinandt, ihre Mutter eine Gräfin Schwerin, und ihre Stammverwandtschaft mit dem großherzoglicben Haufe von Mecklenburg-Schwerin soll nachgewiejen fein. Unter dem vühnennamen Eleonora Petrelli feierte sie in ihren jungen Jahren als Opernsängerin in Europa reiche Triumphe. 8 Ein Johan» Strauß-Tenkmal soll in Wien errichtet werden. Angesehene Namen finden sich unter einem Aufruf, der von dem Denkmals - Eomilö veröffentlicht wird. Von Leipziger Namen sind zu nennen: Hosrat l)r. Ost ar von Hase, Professor Ist. Hermann Itretzschmar und Prosessvr Arthur Nikilch. An ver Stütze des Eomitös stehl die Prinzessin Rosa Ervh- Sternberg. Sendungen sind zu richten an daS Johann Strauß- Denkmal-Tomitö in Wien 1, Giselastraße 12. I SSt» »««er Bariton für Bayreuth. Ein junger ichwe- dijcher Baritvnist, Karl Lcjdjtrv, der bisher dem Hosthealer in Stockholm angehorle und außergewöhnlich schöne Stimmittel be sitzen soll, wirb von Professor Knlrie in Vavrentb für die ersten Partien seines Faches vorbereitet. ** „Juna-Heidelberu" ist der litel der neuen Operette, die die Herren Krenn und Lindau als Libretto zu Millöckers musikalischem Nachlasse verfaßt haben Die musikalische Be arbeitung dieses Nachlasses bat Kapellmeister Ernst Reiterer übernommen. „Jnng-Heidelberg" kommt im Sommerthcater von „Venedig in Wien" Anfang Juni dieses Jahres zur ersten Auf führung. — Reiterer scheint «veziatist für Nachlaß-Kompositlonen werden zu wollen. und Statistiken zu fordern, die zwar für den vorliegen, den Zweck kaum vonnöten sind, aber immerhin die Weiter beratung der lvx Stengel auf lange hinausschieben, wenn nicht für diese Session unmöglich machen. So legt das Zentrum seine „besonderen Pflichten" aus; so erfüllt es als stärkste Partei das nobils okkioirrm — wir zitieren wieder Herrn v. Bülow — „dafür zu sorgen, daß die Staatsmaschine im Gange bleibt"! Der Eindruck, den diese Dinge in der Nation hervor gerufen haben, ist so stark, daß dariiber alles andere fast unbeachtet geblieben ist. Die Angelegenheit der rusfi sche n S t u d e n t e n ist damit erledigt worden, daß nun wirklich vierzehn von ihnen aus Preußen verwiesen sind. Der „Vorwärts" hat diese Herrschaften, die sich noch am letzten Sonnabend mit herausfordernden Beschimpfungen unserer Staatsmänner an die deutsche Oeffentlichkeit ge- wandt hatten, als „wehrlose, freiheitsbegeisterte Jüng- linge" angesiingen und Frau Zetkin hat uns rührsame Geschichten von Herrn Mandelstamm erzählt, die er in den sibirischen Schneefeldern rnit russischen Offizieren er lebt haben sollte; aber sonst hat sich um diesen Exodus kein Mensch gekümmert. In Charlottcnburg bei Berlin ist ein Verschollener gestorben: der Freiherr Wilhelm v o n H a m m e r st e i n, der von der Mitte der 70er bis in die 90er Jahre hinein die „Krcuzzeitung" und mit ihr die konservative Partei geleitet hatte, bis er dann jenen schauerlichen Zusammenbruch erlitt. Ein Mann von un bändiger Energie und nicht gewöhnlicher Begabung, dem — schwer wie er gebüßt — die Erde leicht sein möge. Er war doch aus anderm Holz geschnitzt, als die „starken Männer" und Ultraagrarier von heute, die schon in Na turen, wie deni Major a. D. Endell, ihre Vorkämpfer sehen. Herr Endell, maligen Oberbürgermeister Witting klärt haben soll: Ich durchgelogen und tperdc mich weiter durchlügeu", hat n diesen Tagen einen äußerst unangenehmen Prozeß führen müssen; einen so unangenehmen, daß man wohl gespannt sein darf, ob auch die nächste Auflage des T^mdes- kalenders sein Konterfei noch mit der Untcrschriftvcrsehen wird: „Der beste deutsche Mann". Aber auf das alles hat inan in diesen Tagen einer die Herzen wie die Geister ergreifenden Bewegung kaum geachtet: selbst an der wüsten Brandrede, die August Bebel zwei Tage vor Be ginn der r e i ch s t ä g l i ch e n Osterpause zu Gun sten der Herero hielt, ist mau iü wortloser Verachtung voriibergegangen. In der Niederwerf ungder Herero war in zwischen eine gewisser Stillstand eiugetreten. Man läßt die Hauptmacht der Herero sich östlich Okahandja, in den Onjatibergen, versammeln, um sie dann von allen Seiten anzugreifen; die Kolonne v. Glasenapp befindet sich jetzt bereits in einer Stellung, die den Rückzug dieser Herero- abteiluugen nach der Grenze unmöglich macht. Ta kam gestern nachmittag die Kunde von der bösen Schlappe, deren Opfer der Stab des Majors v. Glase napp geworden. Daß man die üblichen militärischen Sicherungen außer acht gelassen, ist nicht gut denkbar, so daß man sich Wohl damit wird trösten müssen, von einem der Mißgeschicke betroffen worden zn die alle Vorsicht nicht abwcndcn kann. andere größere Ansammlung des Feindes scheint noch im Norden bei Waterberg zu bestehen; kleinere Abteilungen haben sich im Swakoptal festgesetzt. Die unerwartete Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Rröaktiontprtch («gespalten) 75 /L, nach den Familieunach- richten <6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höber. — Gebühren stir Nachweisungen und Offertenannahme 85 Extru-VeUuiru (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung »i 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahueeschlusr für Anzeigen: Abend-AuSgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet« au dir Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pol- in Leipzig «Inh. vr. V., R. L W. «ltukhardt). Ounft. st iSiu SchiUei-Tkukmal tu Iie*«eu-B>asrwiß. Der vor kurzem in Dresden angeregte Gedanke, Schiller, der nm U. Mai 1805, also vor saft hundert Jahren, die Augen schloß, aus Anlaß dieser Hundertjahrfeier ein Denkmal zu errichten, ist ans fruchtbaren Boden grfailen und ver spricht, in absehbarer Zeit verwirNtcht zu werden. Man schreibt nnS: In Biasewltz, wv Schiller so gern verkehrte und in Gesell- schast der „Gustet von Blnsewitz, der bübschen Wlrt»tvcht,r Justine Segedine, seiner Laune freien Lauf ließ, ist ein Evintta in der Bildung begriffen, das die ersten Schritte znr AnSführnng des patriotischen Werke« in dir Wege zu leiten bat. Die Enthüllung eines Denkmals für nächstes Jahr dem da ¬ zufolge. er ¬ h bis setzt
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