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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040321028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904032102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904032102
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- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-21
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Abend-Ausgabe WpMr TaMaü Nr. 147 98. Jahrgang. Montag den 21. März 1904. mit Leichtigkeit neue Senate neben den bestehenden Her stellen und jeweilig rekrutieren lassen, wird niemand be zweifeln. Aber für das Reichsgericht wird mehr gefordert. Und sollte dieses Mehr nicht auch von den zahlreicherenSe- naten geleistet werden? Unsere Justiz bat doch eine Geschichte. Wir blicken zu rück nicht bloß auf die obersten Gerichtshöfe von Preußen und den deutschen Mittelstaaten. Die kleinen und kleinsten deutschen Staaten hatten ihre Oberappellationsgerichte, und was für Gerichtshöfe, Lübeck, Rostock, Kassel, Jena, Zerbst usw. usw. Wir haben heute noch die Zeugnisse der damaligen Rechtsprechung, die sich durchaus neben den Urteilen des Reichsgerichts und des Reichsoberhandels gerichts sehen lassen können. Und nun bitte ich einmal die Zahl derMitglieder jener oberstenGerichtshöfe zu addieren. Da kommen wir auch bei einer erheblichen Vermehrung der Zivilsenate des Reichsgerichts nicht hin. Aber die Einheit der Rechtsprechung soll gefährdet sein. Gespenster bei Hellem Mittag! Als ob es alle Tage zu Abweichungen der Rechtsprechung in den einzelnen Se naten, oder jede Woche zu einer Verweisung an die ver einigten Zivilsenate käme! Um in fortlaufender Kenntnis mit den Resultaten der Rechtsprechung der einzelnen Senate unter einander zu bleiben, sind die Hülfsmittel bei der Existenz von sieben Senaten keine anderen wie bei der Existenz von vierzehn Senaten. Wenn wir nur erst diese Hülfsmittel, für welche in den vergangenen Jahren leider so wenig geschehen ist, in ausreichender Uebersichtlichkeit haben! Aber die Plenarentscheidungen selbst: Die Debatten oder die mangelnden Debatten ig einer Versammlung von 70 und mehr Richtern. Ich fasse mich an den Kopf. Ist es denn etwa? ganz neues, daß in großen Versammlungen von Nerztcn, Naturforschern, Ingenieuren, Juristen nach vorgängigen Gutachten sachkundige Beschlüsse gefaßt wer den? Und das soll das Reichsgericht nicht mehr leisten können?! 4) Goll nun die Entlastung des einzelnen Senats her- beigeführt werden durch Erhöhung der Revisionssumme oder Lurch Vermehrung der Senate: wenn nicht auf an derem Wege? Die Antwort ist sehr einfach, wenn man nur die Wirk- samkeit deS Mittels und die Bequemlichkeit der Durch führung in Anschlag bringt. Zweifellos ist die Erhöhung der Revisionssumme ein sehr einfaches, bequemes und sicher wirkendes Mittel. Aber darauf allein ist die Frage nicht zu stellen. Vierundzwanzig Jahre hat das Deutsche Reich den Parteien zum Schutze ihrer Rechte die dritte Instanz auch für Objekte von einem Werte zwischen 1500 und 3000 zur Verfügung gestellt. Das ist ein wert volles Recht, dessen Entziehung jeden Reichsangehörigen berührt. Denn jedermann kann in die Lage kommen, wegen eines solchen Objektes klagen zu müssen oder ver- klagt zu werden. Es ist zu fragen, ob die Nation auf die Bewahrung dieses RechtZ Wert legt. Ist das nicht der Fall, so ist damit die Sache erledigt. Ist aber zu unterstellen, daß die deutsche Nation auf die Bewahrung dieses Schutzmittels hohen Wert legt, so stellt sich die zu beantwortende Frage ganz anders. Es ist dann zu erörtern, ob die Aufopferung dieses Rechts ein größerer Nachteil ist oder die Anwendung des anderen Mittels, die Vermehrung der Senate. Man könnte etwa so fragen: Ist es ein größerer Nach- teil, eine dritte Instanz bei vermehrtem Gebrauch der Revision zu behalten auch für jene Streitobjekte im Werte zwischen 1500 und 3000 ^t? Oder ist nicht mit der Beibehaltung in diesem Umfange die größere Gefahr einer Degeneration der reichsgerichtlichen Rechtsprechung für Streitobjekte jeder Art verbunden? Daß der deutsche Juristenstand eine so ausgiebige An zahl von Richtern über den mittleren Durchschnitt der Be- gabung und der Ausbildung darbietet, daß sich daraus vir UebeNartung arr Dvilrrnate <ler sirichrgrrichtr. Von Senatspräsident vr. B olze. mit Gewehren und Munition reichlich versehen, etliche auch mit Kirris (Keulen) bewaffnet, nach Okahandja gekommen, um, wie eS hieß, in Gemeinschaft mit den hiesigen Eingeborenen, besonder- mit den Grohleuten und dem Oberhäuptling Samuel Maharero, über di« Wiederbefetzung einzel ner Häuptlingsstellen zu verhandeln. Distriktschef Zürn traf darum, nach Besprechung mit Missionar Diehl »en. (dem Präses der Herero-Mission) alle Maßregeln, um einer etwaigen Gefahr vorzubcugen. Er telegraphierte nach Windhoek um Verstärkung, die auch bereits am Montag morgen, bestehend aus 17 Mann unter Bergrat Duft, hier eintraf. Ich selbst ging (am Montag) in die Eingeborenenlverft, um mich zu erkundigen, was denn dieser Menschenauflauf zu bedeuten habe. „Mu- honge (Lehrer)", sagten sie zu mir, „du weißt doch, daß in der letzten Zeit verschiedene Häuptlinge gestorben sind. Wir haben weiter gar nichts vor, al« daß wir diese Stellen neu besetzen wollen." In einer späteren Besprechung sagten sie noch, sie dächten nicht daran den Schutzvertrag mit dem deutschen Kaiser zu brechen. Am Dienstag, den 12. Januar, geschahen dann aber die ersten Mordtaten. Der Händler Dickmann, dessen Haus ganz dicht beim Herervlager lag, war mit seiner Krau — sie waren erst seit einem Jahre verheiratet — noch einmal nach dem Hause gegangen, um noch eimgrS zu besorgen und sich dann wieder auf die Militärstatton zurückzuziehen. Auch ein Herr Kuntze mit einer Dame ging auf das Dickmannsche HauS zu. Al» sie zurückgehen wollten, traf zuerst Frau Dick - mann eine Kugel in den Rücken, so daß sie gleich zusammen brach. Ihr Mann — die Tat geschah nahe beim Hause —. warf sich über sie, wurde aber im nächsten Augenblick tot- geschlagen. Ebenso fiel Herr Kuntzr. Nur da-Fräu lein entkam und brachte, von zwei Kugeln in den Arm getroffen, die grausige Meldung auf die Station. Da» war der Anfang. Die Eingeborenen zerstörten nun sofort die Eisen bahn und den Telegraphen. Gegen 11 Uhr kam di« von Wind hoek erwartete weitere Verstärkung mit dem Maschinengewehr und versuchte, nach Okahandja durchzudringen. Ein heftiges Gewehrfeuer entstand. Aber leider war tue Uebcrmacht Seiten der Herero so groß, auch oas Gelände, auf dem —. Kampf stattfand, derart beschaffen, daß ein Dnrchkommea zur Feste unmöglich war. Gegen Abend ging Missionar Diehl mit einer Weißen Fahne zur Militärstation hinauf. Unser Missionshaus, obwohl gar nicht in der Schuß linie liegend, bekam nämlich Feuer von der Militärstaticn her. Die Herero hatten die Kirche, SamuetS HauS und die Klippen rechts davon besetzt. Wie es kam, daß unser HauS beschossen wurde, wird sich ja Wohl noch aufklären. Auf der Militärstation hörte dann Missionar Diehl von den grausigen Mordtaten. Ich ging mit unserem Bautechniker Diehl jun. gegen zhll Uhr nachts in» Herervlager, um cvenruell einige VLN den Okahandjaer Christen zur Abwehr in unser HauS zu bitten. „Wo ist Samuel?" fragte ich, al» wir angekommen waren; „der Muhonge (Missionar) möchte ihn gern sprechen." „Der ist nicht hier," schallte es mir entgegen, „den halten, wir fest." „Wo ist denn Afsa (Unterhäuptling)?" „Der liegt auf Osona und ist krank", war die Antwort. Auch von den anderen, an die ich mich hätte wenden können, fach ich keinen Menschen. Noch ehe ich mein Anliegen Vorbringen konnte, fuhr der Sprecher fort: „Muhonge, Ihr habt nicht» zu befürchten. Wer sterben soll, darüber haben wir uns früher schon beraten. Da» sind die Händler und die Soldaten, aber alle. Auch über den jungen Omuhonge (Diehl jun. ist ge meint) ist verhandelt worden. Aber da haben wir gesagt: Nein, der hat uns die Kirche so schön gemacht; zudem gehört er zu den * Die Organisationsbestrebungen der deutschen Arbeitgeberverbände haben nun zur Begründung einer Zentralstelle geführt. Auch der Zusammenschluß der deut schen Textilindustrie zu einem Verband ist endgültig be schlossen. * In Barcelona wurden zahlreiche Anarchisten verhaftet und ihre Waffen beschlagnahmt. Der Aufstand der Herero. Vl» gefallenen Offiziere. * An der Spitze der bei Owikokorero gefallenen Offiziere steht ein Name, der in Deutsch-Südwestafrika einen guten Klang hat, der des Hauptmanns von Francois. Er ist ein Bruder des früheren Gouver- neurs von Deutsch-SUdwestafrika, dem er auf allen seinen Kriegszügen ein wackerer Begleiter war. Den Feldzug gegen Hendrik Witbooi (1894) machte er unter Auszeichnung mit; auch sonst war er für die Befestigung der deutschen Herrschaft unermüdlich tätig. Der Bau der Feste Tsaobis (Wilhelmsfeste) ist u. a. in erster Linie sein Werk. Später zog der verdiente Soldat des Königs Rock aus und wurde Farmer bei Windhoek; auch feine greise Mutter, Generalin v. Francois, wohnte bei ihm. Sie be findet sich in Windhoek in Sicherheit. Beim Ausbruch des Herero-Aufstandes trat Hauptmann v. Francois wieder in die Schutztruppe ein und wurde dem Stabe des Majors v. Glasenapp zugeteilt. Oberleutnant Eggers gehörte seit 1894 der Schutz, truppe an; er zeichnete sich ebenfalls im Hottentotten Anzeigeir-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile S8 A«kl«mrn nnter dem RrdakttonSprtch (»gespalten) 7K nach den Famtuconach, richten (6 gespalten) KO -4- Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen »ad Offerteaannahme Lü -4. tzstre-veilagn» (gefalzt), »ar mit der Morgen.Autaabe, ohne Postbefvrdernag ^tz SO.—, mit Postbesürderuog ^l 70.—. Atmahtee-schlutz für Anzeige»: Ab«ad-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an dir Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von W. Polz tu Leipzig (Inh. Or. B., R. St W. KltnkhardtX Vrzugs-Prei- t» der Hauptexpedttion oder deren Ausgabe stellen abgrholt: vierteljährliches.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» e S.7K. Durch di« Post bezogen für Deutsch land n Oesterreich vierteljährlich 4.K0, für di« übrige» Länder laut AeÜungSpreiSltst«. Aedattta» nutz Expedition: JohanniSgaffe S. Fernsprecher 1K3 u. 222. AMalextzetztttone»: > lfr» d Hah n, vuchbandlg., Universttät«str.S (Fernspr.Rr. 4046), L. Lösche, Katharinen« praße 14 (Fernsprecher Nr. SV8Ü) u. KvntgS- platz 7 (Fernsprecher Nr. 7K0Ü). Haupt-Filiale Dresden: Mattenstraß« 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupd-AMale Berlin: EarlDnncker, Herzg l.Bayr.Hofb uchbandla, Lützowstraß« 10(Fernjpr«cherAmtV1 Nr.460S.) Var Wichtigste vom lag«. * Da» Amt»gericht zu Crimmitschau erließ eine einst weilige Verfügung, welche jede öffentliche Aufforderung zur Boykottierung einer dortigen Brauerei mit einer Geld strafe bi» zu 1K00 bedroht. kriege, namentlich aber im Aufstande der OsthereroS 1896 aus. Am 6. Mai wurde er bei Erstürmung der Farm Kahimemuas schwer verwundet. Er ist vom Kaiser durch Verleihung des Kronenordens und später des Roten Adlerordens mit Schwertern ausgezeichnet worden. Eggers wurde am 17. Mat 1892 Leutnant und am 14. September 1900 Oberleutnant; er hatte, ehe er jetzt wieder in die Schutztruppe zurücktrat, bem nieder- sächsischen Feldartillerie-Negiment Nr. 46 angehört. Oberleutnant z. S. Stempel von der 2. Matrosen- Division war am 30. September 1899 Leutnant ge worden und am 15. März 1902 zum Oberleutnant auf- gerückt. Er hatte längere Zeit auf dem Schulschiff „Olga" unter Korvettenkapitän Marwede Dienst getan. In Südwestafrika gehörte er zur Maschinenkanonen-Äb- teilung, die der Führung des Oberleutnants z. S. Mans- holt unterstellt war; in das Gefecht bei Owikokorero griff, wie gemeldet, ein Maschinengewehr ein. Leutnant Dziobek (Max) stand bei der 4. Kom- pagnie desl. Seebataillons in Kiel; er war am 18. August 1895 Offizier geworden und jetzt mit dem Marine-Jn- fanterie-Bataillon unter Major v. Glasenapp nach Süd- Westafrika hinausgegangen; er war der zweitälteste Leutnant im Bataillon. Marine-Oberstabsarzt vr. Velten (im Range eines Oberleutnants z. S.) war am 1. April 1895 in die Marine eingetreten und am 8. September 1902 zum Oberassistenzarzt befördert worden; seit mehreren Mo naten tat er auf dem Kanonenboot „Habicht" Dienst. Ueber die Leutnants d. R. Ben 8 ix und ThieS- meyer liegen keine näheren Angaben vor. Vie Arkegrlage. Ueber die Operationen der O st a b t e i l u n g (Major von Glasenapp) liegt eine private Nachricht vor, aus der sich ergibt, daß Major von Glasenapp noch am 4. März bei Owingi stand, wo er am 26. Februar mit Oberleutnant von Winkler Verbindung gewonnen hatte. Inzwischen hat Oberleutnant Eggers mit 90 Reiteri: eine Rekognoszierung des nördlich von Owingi gelegenen Landstriches zwischen „Epukiro" (ge- mei"t ist wohl der Fluß) vnd dem weiter nordwestlich gelegenen Eiseb (einem Flusse, der 60 Kilometer westlich von der Ouelle des Epukiro entspringt) vorgenommen und das Gebiet von den Herero verlassen gefun8en. Schon eine am 10. März in Berlin eingelaufene Meldung hatte befasst, daß der Häuptling Tetjo, den Major von Glasenapp vom Osten abschneiden sollte, sich den Nosob aufwärts gegen die Onjatiberge zurückziehe. Nach der neuen Meldung vermutet man in Otjiarua an dem Ober laufe des Epukiro noch eine größe Hercrohorde. Major von Glasenapp soll beabsichtigt haben, am 5. oder 6. d. M. westwärts in 2 Kolonnen gegen die Ontjatiberge vorzu gehen und um den 15 d. M. in der Linie Okajura-Ekuja (etwa 18. Längengrad) zu stehen. Okajnra liegt westlich von dem obengenannten Otjiarua in der Nähe der Quelle des Eiseb, Ekuja etwa 60 Kilometer Luftlinie südöstlich davon am obersten Nosob, nicht mehr weit entfernt von den östlichen Vorbergen der Onjatiberge. Die -chreekenrtage in Okahandja. Aus Okahandja, dem am meisten heimgesuchten Platz, hat Missionar Meierder rheinischen Missionsgesellschaft eine Schilderung gesandt, aus der wir folgendes ent- nehmen: ES war am 12. Januar noch ziemlich früh, als das Unglück loSbrach. Es sah allerdings schon seit Sonntag (10. Januar) bedrohlich auS. In der Nacht vom Sonntag auf Montag und im Laufe des Montags waren viele Herero, etwa 300, Anzeiger. Ämtsvlatt des Königlichen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und -es Volizeiamles -er Ltadt Leipzig. SL». ilbjahre« nur rlx. ilunx st, rag ans Ab- eichen Lasst,«. Mt Ion). 7-ä Uhr ir «»er ße sr. 'Maße i>n W ter Stellung hl. stroßschupf. dofmarul. «tttng. »er, -rre» »gen. nvk äder. äder, i»er. utrt. 'M«. »rt» «Ut. per Jull na« x>ll> 168'i« 381, mn. -Oll »o- 1171, 441. Ls" >i°h. 441« 481. 301, 841. 78». 87 .3». Ipr. »gehenden öffnung»- und feste ärkten be- vorüber- -fürchtung positlouS- ;r Kom- an-iehend «uerlichen > zog noch rsickitlichen Publikum ehmungS- al» vom lf die er- m, unter gung von Feuilleton. Ein angenehmes Erbe. Roman von Viktor von Reisner. Nachdruck verboten. Herr von Höchstfeld ging mit großen Schritten auf und nieder, dann blieb er vor ihm stehen und sagte: „Ich wußte anfangs tatsächlich nicht, wo Sic hinauswollten, denn, daß Sie im Ernste daran denken, um die Hand eines Kindes anzuhalten, konnte ich natürlich nicht an nehmen." „Fräulein Erna ist.. . ." „Ist ein Kind" — fiel ihm Frau von Höchstfeld empört in» Wort — „wir werden sie demnächst sogar ins Pensio- nat zurückschicken müssen!" „Nun, dem ist sie doch wohl schon entwachsen" — widersprach ihr der Major — „womit aber freilich nicht gesagt sein soll, daß sie schon heiratsfähig ist" — und zu Vladoj gewandt, der ganz ratlos von einem zum anderen starrte, sagt« er — „schlagen Sie sich diese J-ee einstweilen aus dem Kopfe — wenn Sie in zwei Jahren noch einmal anfragen, dann läßt es sich darüber allenfalls reden, aber heute . . . ." „Sie geben mir also keinen definitiven Korb — Sie erlauben nur . . . ." „Ich erlaube Ihnen, in zwei Jahren wiederzu kommen" — unterbrach ihn Herr von Höchstfeld — „da mit soll Ihnen jedoch keine Fessel auferlegt sein. Ver lieben Sie sich in der Zwischenzeit anderwärts, so tun Sie Ihren Gefühlen keinen Zwang an, sondern greifen Sie ganz unbesorgt zu — von unserer Seite haben Sie keinen Widerspruch zu befürchten." „Herr Major, Sie unterschätzen die Aufrichtigkeit meiner Liebe" — protestierte vladoj — „ich habe mich ehrlich geprüft, und wenn ich nicht tief überzeugt wäre, Fräulein Erna wirklich glücklich machen zu können, würde lch es nie gewagt haben, um deren Hand zu bitten." Der Major sah ihn die längste Zeit an, dann fing er zu Vlodois nicht geringer Verwunderung ganz herz haft »u lachen an, und ihm die Hände auf die Schulter legend, fragte err „Aufrichtig gesprochen, wissen Sie denn überhaupt, wie alt Erna ist?" „Gewiß" — stotterte Vladoj — „wie sollte ich das nicht wissen — sie geht ins achtzehnte Jahr." Fran von Höchstfeld gab es einen Stich. „Und das hat sie Ihnen selbst gesagt?" — erkundigte sie sich lebhaft. „Jawohl, sie selbst" — bestätigte Vladoj. „Nun, dann hat sie Ihnen etwas vorgeflunkert" — er- klärte ihm die Mama ganz entrüstet — „denn sie geht keineswegs schon in» achtzehnte, sondern erst ins sechzehnte Jahr." Einen Moment war Vladoi baff, dann aber meinte er harmlos: „Aber, gnädige Frau, das ist doch weiter kein Unglück — mir kommt es auf die zwei fehlenden Jahre wirklich nicht an." „Aber uns!" — replizierte sie indigniert. Und Herr von Höchstfeld, der mit ihm ein gewisses Mitleid em- Pfand, nahm ihn unter den Arm und sagte mit väter- lichem Wohlwollen: „Kopf hoch, junger Mann, wir haben ja gegen Ihre Person nicht das geringste einzuwenden. Wenn Sie das Kind also wirklich lieben und Ihre Gefühle nach zwei Jahren dieselben sind, dann fragen Sie nochmals an — bis dabin muß ich aber schon bitten . . . ." „Meine Gefühle werden sich nie ändern!" — beteuerte Vladoi mit tiefster Ueberzcuqung. „Wollen es abwarten"— meinte der Major skeptisch — „wollen e» abwa/ten. — Und nun kommen Sie. begleiten Sie mich in den Park, ich möchte mit Ihnen noch über die» und jenes plaudern." Bedrückten Herzens und in tiefster Niedergeschlagen heit empfahl sich Vladoj von Frau von Höchstfeld und folgte dann dem voranschreitenden Major. Dieser verwickelte ihn sofort in ein Gespräch über sein beständiges Klagethemo. das heißt, über die ihn verfolgen- den Mißhelliqkeiten, und äußerte dabei wie von ungefähr, daß er am liebsten da» ganze Erbe, welches ihm doch nicht» weiter al» Verdruß und Aerger bereite, fahren ließe, um in die Heimat zurückzukehren. Der Gedanke, von Erna, die er wirklich so plötzlich lieb- gewonnen hatte, so plötzlich getrennt zu werden, traf Vladoj wie ein Blitz au» heiterem Himmel, und ganz er schrocken ries «rr „Sie werden doch nicht, Herr Major!" Dieser sah ihn mit grimmigem Lächeln an. s herabsausen sollte, so im selben Augenblick „Beruhigen Sie sich nur" — sagte er mit zusammen-' knackte es in den Zweigen, ein lauter Aufschrei, dann fiel gekniffenen Lippen — „so leicht wirft ein Höchstfeld denn ein schwerer Körper auf feinen Kopf, ihm den Hut über doch nicht die Flinte ins Korn. Ehe ich nicht meine Pläne die Augen treibend, und als er diesen endlich losbekam, realisiert und diesen Herrschaften gezeigt habe, was rutschte Erna eben von seinem Schoß herab und glättete deutsche Tatkraft zu leisten vermag, ist daran natürlich voller Verlegenheit ihr arg zerknittertes Kleid zurecht, nicht zu denken — aber dauernd hier zu bleiben — davor Wenn ein Meteor auf ihn herniedergefallen w< soll mich Gott bewahren!" Vladoj hätte ihm gern vorgehalten, wie wenig be rechtigt sein schroffes Urteil sei, aber die Furcht, es mit dem Schwiegerpapa in sps zu verderben, ließ ihn vor sichtigerweise schweigen. Mittlerweile waren sie bis in die Nähe des Obst- gartens gelangt, wo Erna hochklopfenden Herzens das Resultat der Werbung abwartete. Groß war ihr Vertrauen auf einen günstigen Aus- gang ohnehin nicht gewesen, als sie nun aber gar die beiden Herren stumm nebeneinander schreitend und mit finsteren Mienen daherkommen sah, da sank selbst die» kleine bißchen Hoffnung tief unter Null, und augenblick lich beherrschte sie nur der eine Gedanke, wie sie diesem für sie nicht ungefährlichen Zusammentreffen ausweichen könnte. Ihr Blick glitt suchend in der Runde umher, aber nirgends war ein passendes Versteck zu entdecken — kein Strauchwerk, kein genügend dichtes Gebüsch befand sich in der Nähe. „Und wenn eS mein Leben kostet, ich lasse mich nicht erwischen!" — flüsterte sie entschlossen, sprang ohne weiteres Bedenken auf die Bank, schwang sich von dieser auf den zunächst stehenden Apfelbaum und kletterte be hende wie eine KaA in dessen schützendes Laubwerk. Ohne daS geringste von dieser vorzüglichen turne rischen Leistung bemerkt zu haben, bogen die Herren im selben Moment in die Allee ein und ließen sich, zi " nicht gelindem Schreck, auf der unter ihr stehend, nieder. «Ja, ja, mein lieber Leutnant, angenehm ist meine Lage hier nicht" — sagte dabei Herr von Höchstfeld. „Meine auch nicht!" — dachte Erna, und versuchte, den rechten Huß in eine andere Lage zu bringen. „Aber seien Sie versichert" — fuhr der Major mit Emphase fort — „ich weiche keinen Schritt breit von dem über ausgegcben?" . Erna schaute ganz beschämt zu Boden. „Wiederbole es sofort vor mir" — gebot er energisch — „oder haft du vielleicht plötzlich die Sprache verloren? — Nun, wird es endlich?" Emphase fort — „ich weiche keinen Schritt breit von dem „Ich sagte ibm, daß sch achtzehn 8»hr» alt sei" « mir gesteckten Ziele ah. Und wenn «» hageldicht auf mich lispelt« sie kaum hörbar ' Wenn ein Meteor auf ihn herniedergefallen wäre, hätte er auch nicht verblüffter sein können, und sich mrt der Hand den Schädel reibend, wußte er im ersten Augen blick tatsächlich nichts anderes zu sagen als: „Ja, wo kommst denn du her?!" „Von dort oben" — erklärte Erna kleinlaut — „ich glitt aus und . . . „Und wie darfst du dich unterstehen, mir auf den Kopf zu fallen?!" — unterbrach sie der Pater wütend. „Aber, Herr Major" — suchte ihn Vladoj, nur mit Mühe das Lachen verbeißend, zu beschwichtigen — „eS ist doch besser, als wenn sie Schaden genommen hätte!" „Entschuldigen Sie nicht noch ihre Keckheit" — pol terte dieser, und Erna nicht eben sanft beim Handgelenk packend, forschte er: „Wie kommst du da hinauf — rede — was hast du dort zu tun?" „Ich — ich — :ch suchte nach — Vogelnestern"— stotterte Erna verschüchtert. „Und solch einen Gassenjungen, der auf Bäumen hernmklettert, nach Vogelnestorn herumstöbert und dem eigenen Vater auf den Kopf springt, wollen Sie hei raten?!" — wandte sich Herr von Höchstfeld ganz Puter- rot an Vladoj — „sehen Sie nun noch nicht ein, daß dies der hellste Wahnsinn ist?!" „Aber, sie ist doch nicht mit Absicht herabgefallen, Herr Major " , „Mit oder ohne Absicht, dos bleibt sich gleich — ein »en, bogen die Herren un Mädchen, und noch dazu in ihrem Alter, hat nicht wie ein und ließen sich, zu Erna» j Affe auf den Bäumen zu Hausen — a propo» Alter! — " " " ' ^en Bank für wie alt hast du dich denn dem Herrn Leutnant gegen-
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