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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040326010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904032601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904032601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-26
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vezugS-Preis st» der Haupterpeditto» oder deren Lu-gabe- Poll«, ad,»holt! vterteljichrltch 8.—, de« -wetmaliger täglicher A u pell usa in« Hau« 3.7Ü. D«ch vt« Post bezogen Mr Deutsch ¬ land ». Oesterreich vicrtcljLhrttch 4.60, für di« übrige« Sünder laut Zestung»pretslifte. Netzaktta» «mb Ertzesitt-n: JohauaisHass« 8. Kernsprech« LL8 ». ML KUtal»rtze»Ms«e»r IlfrebHah», vnchchaudl-., llntversttätsstr.» Aernspr. Nr. 4046), S. Lüsche, Katharine»« sstaß« 14 iFernspnch« Nr 2SKS) u. Königs- Platz 7 (Fernftirecher Str. 7606). Ha»tzt«FUt»l» Wretztzenr Maritttstraß« S4 (Fernsprecher Amt I Nr. 1718). Haupt-Filiale verlM: TarlDuncker, tzerzg'.Bayr.Hosbuchbandla., Lützowstraße lO(Feruspr«ch«AmtVl Nr.460Ü.) Morgen- Ausgabe. MpMLr.TagMaü Anzeiger. Ämtsökatt -es Königlichen Land- und -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates «n- -es Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter de« Redaktion-ilrich (ügespalten) 7K 4. nach den Famülennach- richten (6 gespalten) KO Labellarischer und Htsfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen »ad Ofserteuannahme 25 Wtztn«aveiU»«m (gefalzt), «,r mit der Morgen-Ausgabe, oha, Posttzefördernng ^l SO.—, mit Postbesördmiag ^l 70-—- A«mah»eschl«tz für ««zetgea: Abead-Ausgab«: vormsttaa« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: aachmittags 4 Uhr. Anzeigen find stets aa die Lzpeditio» zu richten. Die Trprditioa ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. PoU in Leipzig (Inh. vr. » w. Kliakharbt). Nr. 15«. Sonnabend den 26. März 1904. 88. Jahrgang. vsr ülichtigrle vom Lage. * Lu» einer den Leipziger Stadtverordneten zu- gegangenen Vorlage ist zu schließen, daß der Durchbruch der HLrtelstraße bi« zum Peter-steinweae gesichert ist, womit einem dringenden Leipziger BerkehrsvedUrsniffe entsprochen wird. * Der vom Bundesrate angenommene Gesetzentwurf wegen Aeuderung de« Reichsstempelgesetz«- (Reform der Borsensteuer) ist dem Reichstage zugegangen. * Beim Ueberschreiten der russischen Grenze wurde ein Trupp russisch-polnischer Sachsenganger von der russischen Grenzwache überrascht. Dabei ertranken fünf Sachsengangerinnen, drei wurden erschossen und dreißig gefangen. * Die Einfahrt zum Hafen von Port Arthur soll Londoner Meldungen zufolge von den Japanern durch Ver senkung von Handelsschiffen gesperrt sein. * Bei der Stichwahl im 20. sächsischen Reichstags wahlkreise wurde Zimmermann gewählt. Vie veirämpluug üer verbrechen;. Von vr. jur. Richard Thurow. H. Versagt so die strenge Strafe für den Abschreckungs- und BesserungSzweck völlig, so bliebe noch zu erörtern, ob sie nicht dem dritten Fundament der Strafe, dem Sicherungszwecke, desto mehr genüge? Der konsequente Utilitarismus, von Bentham (1791) begründet, kennt keine andere Rechtfertigung der Strafe als das öffentliche Interesse: man muh die Gesellschaft gegen die mensch- lichen Bestien dadurch schützen, dah man ihnen durch tun lichst lange, am besten immerwährende Hast, bei Unver besserlichen am einfachsten durch Vernichtung, die Mög- lichkeit raubt, ihren verbrecherischen Neigungen zu fröhnen. Zweifellos sind lebenslängliche Einsperrung oder Hinrichtung das sicherste, radikalste Mittel, die Menschheit vor den Angriffen solcher Scheusale zu be- wahren. In seinem hochinteressanten, jüngst erschienen Buche „Das Verbrechen und seine Bekämpfung" tritt Aschaffenburg lebhaft für die konsequente Durchführung deS utilitarischen Prinzips der Sicherung ein. Er sagt mit Recht: einen bissigen Hund legt man dauernd an die Kette, das menschliche Raubtier läht man dagegen nach verbüßter Strafzeit los, obwohl man mit Sicherheit an nehmen kann, daß es in der nächsten Zeit wieder Schaden anrichten wird. Die Forderung des utilitarischen Prin zips scheint logisch richtig, ihre praktische Verwirklichung ist indessen offenbar unmöglich. Wie oft müßte ein Ver brecher dieselbe Straftat begehen, um als unverbesserlich zu gelten? Wer soll darüber entscheiden, ob ein Mensch absolut unverbesserlich sei? Etwa der Richter, der den Abzuurteilenden nur aus den Akten und auf Grund deS persönlichen Eindruckes während der oft ganz kurzen Verhandlung kennt? Oder der Gefängnisbeamte, der den Verbrecher während deS Strafvollzugs beobachtet? Dem einen wie dem andern fehlt ein untrüglicher Maß- stab dafür, ob und inwieweit er den Besserungs- beteuerungen deS Gefangenen Glauben schenken darf. Wer kann andernfalls behaupten, der oder jener sei un verbesserlich? Unvermeidliche Irrtümer über solche Fragen zu Ungunsten deS Verurteilten würden oft einem Justizmorde gleichkommen. Erwägungen ökonomischer Art kommen hinzu, die Bedenken zu verstärken: um daS Sicherungsprinzip durchzuführen, müßte man die Zahl der Strafanstalten vielleicht verzwanzigfachen. Schon heute sind die Kosten deS Strafvollzuges enorm; von dem Umfange der Strafvollstreckung mag die Tatsache eme Vorstellung geben, daß im Jahre 1898 nach der Reichs- statistik die Summe der rechtskräftig von deutschen Ge richten erkannten Strafen sich auf 28 000 Jahre Zucht- Haus und auf 19 000 Jahre Gefängnis belief! Wenn sich nun harte und langdauernde Strafen als unfähig erwiesen haben, die Verbrechen auszurotten oder auch nur mit einigem Erfolge zu bekämpfen, so sind die kurzzeitigen Freiheitsstrafen erst recht nicht imstande, jene Ausgabe zu lösen. Sie verleugnen den Abschreckungs und Sicherungszweck der Strafe gänzlich; den Besserungs- zweck erreichen sie nur in den seltensten Fällen. Die Wirkung ihres Vollzuges ist genau wie bei den laug dauernden Strafen, auf die einzelnen grundverschieden: den Gewohnheitsverbrecher berühren sie kaum, denjenigen aber, den ein Zufall, ein Affekt ins Gefängnis bringt, ruinieren sie für immer. Unbrauchbar ist auch die Geld strafe in ihrer heutigen Gestaltung. Sie erfüllt zwar eine Reihe von Bedingungen, die für jede Strafe Ge' tung habön müssen: sie ist teilbar und widerruflich. Aber andrerseits wirkt sie nicht auf alle gleichmäßig, indem der Reiche selbst eine Hobe Geldstrafe zahlt, ohne die Strafe al? ein empfindliches Uebel zu verspüren, während sie, auch in geringer Höhe verhängt, einen armen Teufel zu Boden wirft. Vor allem aber ist zu verwerfen, daß Haft- oder Gefängnisstrafen nach der Wahl des Uebeltäters sich in Geldstrafen umwandeln lassen; die Geldstrafe erhält hierdurch den Charakter einer Klassenstrafe. Sie gewährt «ndlich in den seltensten Fällen Genugtuung, sie schreckt nicht ab, bessert auch nicht. Bei den hauptsächlichsten Nebenstrafcn: Stellung unter Polizeiaufsicht und Aberkennung der Ehrenrechte, tritt der schon erwähnte Mangel ungleichmäßiger Wir kung noch schärfer hervor: sic sind nutzlos beim Gewohn heitsverbrecher, der auch ohne die entehrende Strafe, die den Verlust der Ehrenrechte nach sich zieht, nie in die Lage kommen würde, z. B. Schöffe oder Geschworener zu wer den; für ihn bedeutet der Verlust jener Rechte gar nichts, er empfindet den Verlust daher auch nicht als Uebel; der Polizeiaufsicht aber weiß er sich in den weitaus meisten Fällen zu entziehen. Dis einzige Nebenstrafe, die den Sicherungszweck er- füllt, ohne seine gefährlichen Seiten zu teilen, ist die Ueberweisung an die Landespolizeibehörde, weil sie die Hochflut der Vagabunden, Säufer, Arbeitsscheuen usw. eindämmt. Sie ist eins der wirksamsten und gerechtesten Mittel sozialer Repression; sie kann nie ungleichmäßig wirken, weil der Zufalls- und Affektsverbrecher nicht von ihr betroffen wird; sie würde ihre segenbringende Kraft voll erst entfalten können, wenn der 8 362 deS Strafgesetz buches an Stelle des MapimumS von zwei Jahren die Möglichkeit unbegrenzter Dauer vorschreiben würde. Ter Einwand daß auch hier die Unverbesserlichkeit kaum fest stellbar sei, greift nicht durch, weil die Frage, ob ein Säufer, Landstreicher usw. sich bessern könne, im wesent- lichen vom ärztlichen Standpunkte zu beantworten ist. Tie kriminelle Physiognomie der Gegenwart zeigt in ihrer Trostlosigkeit deutlich, wie wenig das geltende Strafensystem zur Bekämpfung des Verbrechens geeignet ist. Die Statistik hat eine bedeutende Zunahme der nicht vorbestraften Verbrecher, und, was noch schlimmer ist, eine Zunahme der jugendlichen Verbrecher zu konstatieren. Im Jahre 1896 wurden auf je 100 000 Strafmündige verurteilt: 12 bi« 14 I. 14 bi« 18 I. 18 I. u. mehr 8 242 (einfacher Diebstahl) 204 335 202 88 243 ff. (schwererDiebstahl) 45 62 26 88 303 ff. (Sachbeschädigung) 8 176 (Unzucht mit Ge- 25 57 48 walt, bes. an Kindern) 4 21 11 88 306 ff. (Brandstiftung) 1,8 3,1 1.9 Als Ergebnis der bisherigen Betrachtung ergibt sich die Tats-ckie, daß bart? wie milde Strafet in gleicher Weise keinen Einfluß auf die Abnahme der Kriminalität ausüben, daß also von der Verschärfung der Strafen für einzelne Delikte ein Erfolg nicht zu erhoffen ist. So wäre denn weiter zu fragen, ob ein solcher Einfluß von der Verwirklichung -er verschiedenen Neformvorschläge er wartet werden darf, und ob nicht der Schwerpunkt der ganzen Frage nach der wirksamsten Bekämpfung des Ver brechens in der Prophylaxe zu finden sei, in Erwägungen, die eine Bestrafung des Verbrechens als Nebenzweck, die Verhütung von Verbrechen mit den Mitteln der sozialen Hygiene als Hauptzweck erscheinen lassen. Der russisch japanische Krieg. Arthur gesperrt? „Daily Telegr." erfährt aus Tokio vom 24. März: Tie japanische Flotte erneuerte in der Nacht auf den 22. März den Versuch, die Einfahrt zum Hafen von Port Arthurzuversperren. 16 Kriegs- schiffe geleiteten 7 Handelsdampfer nach der Hafen- mündung. Unter dem Schutze des Bombardements liefen die Dampfer in den Hafen ein und wurden von ihren Mannschaften an den in Aussicht genommenen Stellen versenkt. Einzelheiten über den Vorgang liegen noch nicht vor, aber der amtliche Bericht wird heute abend er- wartet. -um russisch-japanisch««, Notenwechsel. * London, 25. März. Eine Tokioer Drahtmel dung der „TimeS" besagt, dem Unterhause wurde am 23. März ein amtlicher Schriftwechsel unterbreitet, woraus ersichtlich ist, daß Japans letzte Note alle Sicherheiten für den Vorschlag bot, die Mandschurei als außerhalb des japanischen Einflußgebietes liegend an zuerkennen, falls Rußland Korea als außerhalb des (einigen liegend anerkenne. (Voss. Ztg.) Der Arieg»scha«plah. Der voraussichtliche Kriegsschauplatz in Ostasien wird im neuesten „Militär-Wochenbl." ausführlich geschildert. Die Mandschurei, Korea und das russische Südussuri- Gebiet umfassend, ist es zusammen 1 384 616 Quadrat kilometer groß und zählt mindestens 22,2 Millionen Ein- wohner. Das gesamte Kriegstheater hat einen ausge sprochen bergigen Charakter; doch erheben sich die meisten Gebirgszüge nicht über 1500 Meter. Die Südmandschu- rei wie der Norden Koreas zeichnen sich im allgemeinen durch großen Wasserreichtum aus. Es handelt sich zu- meist um Gebirgsbäche, die im Sommer auStrocknen, zur Regenzeit sich in reißende Ströme verwandeln und viel Ueberschwemmungen Hervorrufen. Die wichtigsten Wasserläufe sind der Ljao, der Jalu, der Tumen und der Han-Kang. Ende dieses Monats beginnt das Frühjahr. Tie Sonne brennt gleich sehr stark und mit erstaunlicher Schnelligkeit entwickelt sich überall das Wach-tum. Im Mai tritt die erste Regenperiode ein, die zweite dauer! von Mitte Auyust bis Mitte September. Der Sommer ist drückend heiß, er weist im Durchschnitt 24—30 Grad Celsius auf. Ter Herbst ist durch beständig schönes, war mes Wetter ausgezeichnet. Mitte November stellt sich der erste Frost ein. Die vorhandenen Weye sind wenig zahl- reich und schlecht, die einzige Kunststraße führt von Peking über Schanheikwan nach Mukden. Selbst festgestampfte Lehmwege finden sich höchstens in un- mittelbarer Nähe großer Städte. Die Wege haben daher alle Eigenschaften -es Bodens, über den sie hinwegführen. Tas saft gänzliche Fehlen brauchbarer Brücken erschwert den Verkehr noch mehr. Die meisten Flüsse und Bäche müssen durchwatet werden, was in der Regenzeit und während der Schneeschmelze ausgeschlossen erscheint. Für die Trains beider Heere ist daher der zweirädrige Karren das Haupttransportmittel. Die Artillerie hat mit be sonderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Frage recht zeitigen Verpflegungsnachschubes ist bei solchen Wegever hältnissen von erhöhter Bedeutung, auch wenn die Hülfs- quellen des gesamten Kriegsschauplatzes nicht so gering sind, wie zum Teil angenommen wird. Der Korn- und Viehreichtum der nördlichen Mandschurei stellt den Russen erhebliche Vorräte zur Verfügung; auch Korea kann, ob schon nicht in dem gleichen Maßstabe, zur Verpflegung eines größeren Heeres beitragen. Die fruchtbarsten und bestangebauten Teile beider Gebiete liegen außerhalb des eigentlichen Kriegsschauplatzes. Die meisten größeren Orte sind von Ziegel- oder Lehmmauern, in Korea auch von steinernen Mauern umgeben, die zum Teil durch Türme flankiert werden. Mögen diese uralten und ver nachlässigten Befestigungen auf die Dauer keinen Wider stand leisten können, so.ist ihre Verteidigungsfähigkeit für den Feldkrieg doch nicht zu unterschätzen. Feuilleton. Kirrrft. R. Gt» Denkmal Mr Artetzrtch Lift. Man schreibt un-: Schon seit vielen Jahren wird von Verehrern Friedrich Lists der Gedanke erwogen, dem großen Nationalökonomen und Patrioten an jener Stelle, an der er seinem Leben ein vor zeitige« Ziel gesetzt hat, ein Denkmal zu errichten, würdig des Manne», den e« verherrlichen, und würdig der großen Um gebung, in der e« gesetzt werden soll. Der bevorstehende 60. Todevag (80. November 1606) Friedrich Lists belebt diesen Gedanken aus« neue und hat einigen hervorragenden Gelehrten, an deren Gpche der Erlanger Universität-Professor vr. Ehe- berg steht, Veranlassung gegeben, dafür zu werben und die Bewunderer List« in der ganzen Welt zu dessen Ausführung zu sammeln. „Mit Schmerz und Beschämung", so verkünden sie, „muß da» deutsche Volk, für dessen wirtschaftlich« Blüte und politischen Fortschritt Friedrich Lift mit Aufgebot all seiner reichen Geisteskräfte unermüdlich kämpfte, an sein tragisches Ende und an die bitteren Leiden und Enttäuschungen denken, die diesem Ende vorhergingen. Wir können, was geschehen ist, nicht ungeschehen machen, «wer wir können bezeugen, daß wir m dankbarer Gesinnung de« großen Manne» gedenken und einen Teil der Schuld unserer Vorfahren abtragen, indem wir da« Bild seiner markigen und gewaltiaen Persönlichkeit der Nachwelt überliefern. Die herben Empfindungen, die un» bei dem Gedanken an die Glätte seine« Todes jetzt befallen müssen, können gebannt, dies« Gtätte kann entsühnt und geweiht wer den, wenn wir auf ihr einen Ruhme»temp«l errichten." Ein bekannter Künstler hat bereit« den Entwurf hierzu gefertigt. An da« gebildete Deutschland ergeht der ernste Ruf, den Ver anstaltern zu der Verwirklichung ihre» edlen Plane« hülfreich zur Hand zu gehen. Am SS. März soll in Kufstein, dem TodeS- ort« List«, em« Versammlung stattfinden, in welcher weitere Vorschläge unterbreitet und in der ein Komitee zur Errichtung eine» ListdenkmailS am Fuße des Durerköpfrl« bei Kufstein ge bildet werden soll. Hoffentlich ist die Beteiligung an dieser Versammlung und namentlich die materielle Unterstützung des vietätvollen Unternehmen» ein« recht reg«, d. h. eine de» zu Ehren« dnn und de« ehrenden deutschen volle« würdige I Wir Sachsen und besonder« wir Leipziger dürfen — eingedenk der segen«r,ichen Tätigkeit Lift», die er zwecks Zustanläkommen« der Leipzig- Dre-dener Bahn entfaltete — nicht zurückstehen, sondern müssen mit gutem Beispiele vorangehen. -Q, L Freske« t» den Katakomden. Grit einigen Tagen hat R«n «ine christlich« Basilika mehr und «in« Gruppe von Kata komben, die weit großartiger ist al» die bereits bekannten. Die Katakomben in Verbindung. Die unterirdische Basilika ist nicht von großer Ausdehnung; dafür bietet sie aber ein großes Interesse durch die künstlerischen Schätze, die sie einschließt. Alle Wände sind mit FreNen bedeckt, von denen zwei besonders nicht nur dadurch frappieren, daß sie vorzüglich erhalten sind — man könnte glauben, daß sie erst gestern gemalt seien —, son dern auch durch die Reinheit der Zeichnung. Man weih, daß die Gemälde der ersten Jahrhunderte der christlichen Zeltrech nung, die sich in den Katakomben erhalten haben, nichts weiter sind als in großen Zügen hingeworfenc Bilder ohne künstlerische Bedeutung. Selbst t»e vor nicht langer Zeit in der Basilika S. Maria Antiqua auf dem Palatin entdeckten Fresken haben, obwohl sie für die Zeit, in der sie gemalt wurden, von Bedeutung sind, die ganze hieratische Kälte und Steifheit der byzantinischen Kunst. Die in den Katakomben von Comodilla entdeckten Fresken dagegen offenbaren den Pinsel eines echten Künstler» mit korrekter und Kraftvoller Zeichnung. Ein Bild, da» die von vier Heiligen rrmgebcne Jungfrau darstellt, ist ein wahres Meisterwerk. Der fein geformte Kopf der Jungfrau hat einen Ausdruck von Mldc, der selbst den ungläubigen fesseln muß. Die Farbengebung ist von einer wunderbaren Friiche, und tue Abtönungen sind von einer Harmonie, die man auf den byzan tinischen Gemälden vergebens suchen würde. Die Linien der Drapierung sind bei der Jungfrau und bei den Heiligen s.bön und geschmeidig. Wenn di« Entdeckung dieser kleinen Basilika in künstlerischer Hinsicht von Bedeutung ist, so ist es dir der Katakomben noch mehr in archäologischer Beziehung. Der Be sucher, der in die römischen Katakomben hinavsteigt, sicht die „loculi" leer, die Gräber zum größten Teil verwüstet. In den Katakomben, di« jetzt an« Licht kamen, findet inan Galerien von 20 Meter Höhe mit zehn bis zwölf Reihen von „loculi" oder Gräbern, die alle geschlossen, alle unversehrt sind. Neben jedem Grabe befindet sich da« Sterbelämpchen, die Votivgeschcnle und sogar noch die Nägel, die für die Kränze bestimmt waren. Ls ist sehr wahrscheinlich, dah diese Katakomben im sechsten Jahr hundert geschlossen wurden und so der Verwüstung und Be raubung durch die Goten entgingen. Man hat sie also in ihrem ursprünglichen Zustande wiedergefunden. Auf dem Boden lagen Skelette. Man muß annehmen, daß einmal ein Einsturz statt fand, der die Galerien versperrte; die Skelette wären dann die von Christen, die am Grabe ihrer Toten beten wollten und die sich nicht mehr retten konnten, al« der Einsturz stattfand. Alle „loculi", alle Gräber haben ihre Inschrift und ein Datum, aus dem sich feststcllen laßt, daß die Katakomben aus dem fünften und sechsten Jahrhundert stammen. Man ist aber erst am Anfänge der Forschungen- andere Galerien sind noch frei- zulegcn, und sie werden wahrscheinlich gleickssallö unvcr>ehrt sein. Bei der Basilika befinden sich die Gräber von. mehreren Heiligen und Märtyrern au» dem sechsten Jahrhundert. Man fand dort zahlreiche Sarkophage, Säulen und Bruchstücke von Statuen — einen ganzen archäologischen Schatz Die Au»« arabungen veranstaltet der Vatikan Papst Pius interessiert sich fthr dafür, besonder« wegen der Gräber der Märtyrer und »er Hallige», iy Reu entdeckte flandrische Gobelins. Ein höchst wertvoller Fimd ist der „Post" zufolge im Nationalmuseum zu Neapel vor kurzem gemacht worden. In den Magazinen des Museums sind sieben große, 8 Meter breite, 3,60 Meter hohe, mit Seide und Gold gestickte Wandteppiche au« Leinen gefunden worden, die Momente aus der Schlacht bei Pavia darstellen. Der große Stil ließ zuerst an einen Italiener als ^Künstler denken, etwa an Tizian oder Tintoretto; aber wnhr- scheinlich haben wir es mit Entwürfen von Ba rend van Orley, dem begünstigten niederländischen Porträtisten Karls V., zu tun. Die Skizzen zu den Teppichen befinden sich noch heute im Louvre. Die Geschichte der Teppiche ist interessant genug, um kurz wiedergcaeben zu werden: Als Karl V. 1631 die Gencralstaatcn der Niederlande in Brüssel um sich versammelte, beschlossen diese, ihm durch ein kostbare» Geschenk eine besondere Aufmerksamkeit zu erweisen. Für die Niederlande konnte kaum etwa« anderes in Frage kommen als Wandteppiche, und als Gegenstand nichts bessere« als die Schlackst bei Pavia, der glänzendste Sieg Karls V., durch den der französische König Franz I. in seine (Gefangenschaft geriet. Die Teppiche blieben auf Anordnung des Kaisers dauernd m seinem Brüsseler Schlosse, Ivo sie einige Jahrzehnte später Anlaß zu einem diplomatischem Zwischenfall wurden. Im Februar 1566 kam der französische Admiral Loligny nach Brügel, um dem König Philipp II., den zu BaucelleS geschlossenen fünf jährigen Waffenstillstand zu notifizieren. Philipp empfing ibn m eben dem Großen Saal, in dem die Wandteppiche mit der Schlacht von Pavia angebracht waren — gewiß keine angenehine Erinneruyg für einen französischen Soldaten. Loligny war tief verletzt, später begegnen uns die Teppiche im Testament von Philipps Sohn, Don Larlo«, der sie seinem früheren Erzieher, dem Bischof von Osma, vermachte. Erst 1862 tauchten sie wie der auf, und zwar in der Familie der Ävalo«. Der letzte Ava- lo«, Don Alfonso de PeScara, der 1862 starb, vermachte sie dem Nationalmuseum zu Neapel. Die Erben erhoben jedoch Ein- l wände. So verblieben die Teppiche vorläufig m den Magazinen des Museums und wurden allmählich völlig vergessen, bi» sie vor kurzem eine fröhliche Auferstehung feierten. Kein Zweifel, daß die mit großer Ausführlichkeit und Liebe auch im landschaft lichen Beiwerk geschilderten einzelnen Scenen der Schlacht nickt nur kulturhistorisch ün höchsten Maße wichtig, sondern auch ae- eignet sind, unsere Vorstellung von niederländischer .Kunst in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf« glücklichste zu er gänzen. L. Mn hervorragender vtltztzauer ist in Albany (im Staate New Dork) am 9. März gestorben: Erastu« Don Palmer. Er war in Pompey (New j!)ork) geboren, betrieb bis zu seinem 29. Lebensjahre das Tischlerhandwerk, widniete sich dann der Kunst und zeichnete sich zuerst durch Her stellung trefflicher Kameen-Portrat« aus. Später ging er zur Bildhauerei über und schwang sich zu einem der ersten Bildner Amerika« empor. Di« Aufmerksamkeit aller Kunstkenner lenkte er durch die Marmorbüst« .Tere» in ihrer Kindheit" für di« ihm sein Töchterchen al« Modell dient«, auf sich. Er schuf dann «in, Keth, ander« harvarvagand« Kunstwerk» in Marmor, darunter zahlreiche meisterhafte Basrelief», die ihn berühmt machten. Man besitzt von ihm auch Marmorbüstcn Washingtons, Alexander Hamiltons, Washington Irving» und anderer berühmter Amerikaner; einige dieser Büsten sind im Washington Park in Albany aufgestellt. Wissenschaft. t Das Gehirugewtcht »er Japaner un» Russen. So» schungcn über das Gehirngewicht nichteuropäischer Völler sind vorläufig nur in sehr beschränktem Umfange ausgeführt wor den. Alles was beispielsweise über das Gehirngewicht der Japaner bisher bekannt gelvorden war, beruhte auf den For- st-ungen von dem deutschen Gelehrten Doenitz, der seine Beobachtungen 1874 der Deutschen Gesellschaft für die Natur- und Völkerkunde Ostasiens in Uokohama vortrug, und auf den Untersuchungen der beiden Japaner Taguchi und Suzuli; die Ergebnisse bezogen sich insgesamt auf nur 130 Gehirne, die übrigens fast sämtlich von Leuten stammten, die zur Zeit der letzten Bürgerkriege enthauptet worden waren. Da« mittlere Gehirngewicht wurde übrigens von den drei genannten Forschern recht verschieden angegeben. Doenitz fand bei 10 männlichen Gehirnen ein mittleres (Gewicht von 1337 Gramm, Taguchi bei 100 ein solches von 1356 Gramm. In letzter Zeit hat dann der letztgenannte Gelehrte, der Professor an der Universität Tokio ist, oie Forschungen planmäßig ausgenommen und zehn Jabrc lang Gehirngewichte gleichzeitig mit Angaben über die Körper gestalt, das Alter und daS Körpergewicht der betreffenden Per sonen verzeichnet. Seine Arbeiten Haden ihren Abschluß mit einer Veröffentlichung gesunden, die in der javanischen Zeit schrift „Sei-i-qum" 1903 erschienen ist. Die Unrersuchungen sind gegründet auf die Daten von 697 Personen, 421 Männern und 176 Frauen. Da» Material batten meist die Kranken häuser geliefert. Das mittlere Gehirnaewicht von 374 er wachsenen Männern ergab sich zu 1367, da» von 1K0 er wachsenen Frauen zu 1214 Gramm; der mittlere Unterschied zwischen den Geschlechtern ist also 163 Gramm, fast genau der selbe wie der Unterschied zwischen den Äehirngewichten euro päischer Männer und Frauen. DaS höchste beobachtete Gehirn gewicht eine« japanischen Manne, betrug 17SO da« geringste 1063 Gramm, während die entsprechenden Zahlen bei japa- nisckstn Frauen 1482 brzw. 961 Gramm waren. E« ist noch von größtem Interesse, diese Zahlen mit solchen zu vergleichen, die für die Bewohner Europa« erhalten worden sind. E« Hai danach den Anschein, daß die Javaner bezüglich ihre« Gehirn gewicht» ziemlich genau ebenso gestellt sind, wie dte Deutschen, und zwar trifft di« Uebereinstimmuna auch bezüglich der einzel nen Altersklassen ungefähr zu. Lin Vergleich der Gehern - gewicht« von Kindern br« zu 14 Jahren beweist, daß da» Maebtstum de» japanischen Gehirn» langsamer vor sich seht al« da» des europäischen. Unter den Erwachsenen zeigt sich hier wi, dort eine allmählich« Zunahme bi» zum fünften Jahrzehnt de« Leben«. Baim weiblrL-n Gaschlechi w Japan ftichen sich freilich Avst «Lxima »ch «
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