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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190403278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-27
- Monat1904-03
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1904
- Autor
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Ves«ss'Pre1» 1« b«r Hauptexpedttton oder deren AuSgabe- stellrn avgeholt: vierteliShrltch 8.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« .ck S.7Ü. Durch di« Post bezogen für D«t»tsch. land u. Oesterreich vierteljährlich 4.bO, für die übrigen Länder laut ZeitungSpreislist«. N«tz«ttw« und «xpesttts«: Johanntsgass» 8. Fernsprecher lüs n. AL Ftlt«l»ßP»DUt-»sU: «lfrd» Loh« .»«chdandla» Uni»erfit»t-ftr.8 syernspr.dk. -04s), L. V-sch«, Kaibarin—- straße 14 (Fernsprecher Nr. ÄSV) u. Königs« Platz 7 (Fernsprecher dir. 7bOb). HauPt-Ailtal« Tresse«: «a-tttstraße 84 (Fernsprecher Amt l Nr. 1718). H««Pt»-tltale verlt«: GarlDuttcktr,verzgl.Bayr.Hostuckbandlg., Lützowstraß« lO(AernivrecherAmtVl Nr.4603.) MpMcr.. TaMM Anzeiger. Amtsblatt des ASitiariche« Land- «nd des HSniglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Nates «nd des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. N«zetgm»vreU die 6 gespaltene Petitzeile >8 Reklamen unter dem Redaktion«strich («gespalten) 78 -4, nach den Fauiüiennach- richtrn (»gespalten) SO Tabellarischer und Zifferusatz entsprechend höher. — Gebühren für NachwessuU-e» ünd Offerten annahm« Ä -H. Mntra-Oetlaaet» (asfalzt). n»r mit d« ga^ adß« Postbesvrderüu, so-—, mit Potzb,fördern», ^l 7L--. A»aah«eschluß für »«zeige«: Abeud-Au-aab«: vormittag« 10 Uhr. M-Sg«» A»ga-«r «achmittags 4 Uhr. Anzeige« sind stets an di» Expedition zu richte«. Di» Expedition ist wochentags tmunterbroche« geSffnel von früh 8 bi» adend« 7 Uhr. Druck und Verlag von U. »oll in Leipzta lJnh. Vr. v, R. sk W. «ltnkhardt> Nr. 158. Sonntag dm 27. M8rz 1904. 88. Jahrgang. Var Atckügrtt vs« Lage. * Die jüngst hier verstorbene Frau Stdonie Gröppler hat die Gtadtgemeinde Leipzig zur Uuiversalerbin ihres weit VLer zwei Millionen Mark betragenden Ver mögens mit der Maßgabe eingesetzt, daß nach Abzug einer Anzahl vou Vermächtnissen der Rest zur Errichtung einer wohltätigen Stiftung verwendet wird. * Im Kampfe zwischen der katholischen Geistlich keit und den Polen in Oberschlesien scheint sich ein Friedensschluß anzubahnen. In dein Beuthener Prozeß »og Fürstbischof Kopp di« von ihm erhobene Klage auf Lusuchiu Kvrfautys zurück. * Die «Sächsisch, Arbeiterzeitung" kündigt bereit« Protest g«gea di« Wahl Zimmermanns an und behauptet, daß er unbedingt Erfolg habe« müsse. * Di« Neuwahl im Herzogtum Sachsen-Alten- bürg, die durch die UngÜltigerklarung der Wahl de« Reicks- rag-avgeordneten Duchwald (Soz.) notwendig geworden ist, findet am 28. April statt. * Ein in Paris eingetroffeneS Privattelegramm von der Insel Rsuuion meldet, daß ein Eh klon in der Nacht vom 21. zum 22. d. M. die ganze Insel Mauritius verwüstet habe. Tausende von Personen seien ohne Obdach und oh«e Nahrung, die Ernte sei ver nichtet. Uebrrall seht man Trümmerhaufen, 24 Tote seien schon aufgtfuuden. Ver uationalliöerale Verein für Leipzig und Umgebung- dessen Gründung wir unlängst begrüßten, wendet sich jetzt durch seine» Vorstand an weitere Kreise mit einem Aufrufe, der zum Beitritt auffordert und diese Aufforderung mit einem Hinweise auf die politische Lage im Reiche sowohl, wie in unserem engeren Baterlande und auf die Pflichten begründet, di« dem Leipziger Bllrgerthum au« dieser Lage erwachsen. Mit vollem Rechte betont der Aufruf zuerst die be schämende Tatsache, daß Leipzig, da« so lange Jahre stolz darauf sei» durfte, trotz der wachsenden sozialdemokratischen Hochfkit nationale Vertreter in den Reichstag zu entsenden, bei der letzten Reichstagswahl dieser Hochflut verfiel. Und nicht mit Unrecht mißt der Aufruf einen Teil der Schuld an dieser Tatsache der „politischen Teilnahmlosigkeit und Lässig keit weiter Schichten unserer Bevölkerung" bei, „die sich kaum in der Wahlzeit selbst zu einer lebhaften An teilnahme aufzuraffeu vermochten". Aber indem die Ver fasser de« Aufruf- dem neubegründeten Vereine die Auf gabe zuschreiben, den Leipziger Wahlkreis von der Sozial demokratie zurückzuerobern, gestehen sie auch zu, daß die Führer der Leipziger Nationalliberalen nicht genug und nicht das Rechte getan haben, um den Verlust abzuwenden und die politische Teilnahmlosigkeit und Lässigkeit weiter Schichten der Bevölkerung zu besiegen. In der Tat ist von dieser Seite viel verabsäumt und noch mehr zu spät in« Werk gesetzt worden. Es muß zugegeben werden, daß der Verzicht auf Bildung eines nationalliberalen OrtS- vereinS, der die Teilnamlosen und Lässigen hätte aufrütteln, belehren und anfeuern können, hauptsächlich auS Rücksicht auf den nationalliberalen Landesverein erfolgte, dem die vom Vororte Leipzig aufgebrachten Mittel unverkürzt zu gute kommen sollten. Es muß zugegeben werden, daß dieser Entschluß Verzicht löblichen Absichten entsprang. Aber diese sind nur zum kleinsten Teile erreicht worden und dieser kleine Teil wiegt nicht im entferntesten den Schaden auf, den Leipzig selbst durch den Verzicht erlitt. Diesen Schaden für die Zukunft abzuwenden, macht sich der »eue Verein zur ersten Aufgabe. Und diese gedenkt er zu lösen mit Hülfe der Presse und von Versammlungen, die Gelegenheit zur Erörterung der politischen Tagesfragen bieten. Besonder- begrüßen wir eS, daß der Verein der Unterstützung durch die Presse nicht entraten zu können sich bewußt ist. Selbst die regste BereinStätigkeit kann nur eine geringe Wirkung au-üben, wenn ihr da- Echo in der Presse fehlt, deren Stimmen denn doch noch in andere und weitere Kreise dringt als Borträge, deren Hörerzahl in einer mit allerlei Vereinen so überreich gesegneten Stadt wie Leipzig immerhin eine beschränkte bleiben wird. Di« rechte Wirkung kann aber von der Presse nur dann aus- gehen, wenn diese auch vor dem Scheine partei-offiziöser Beeinflussung bewahrt bleibt und in völliger Freiheit und Un abhängigkeit ihr Urteil über die Tätigkeit und die Bestrebungen ve- Verein« abzugeben vermag. All-- Offiziösentum ist längst in Mißkredit gekommen, so sehr, daß schon gleichlautende, von Schriftführern oder anderen Beauftragten verfaßte Ber- sammluugSberichte rin gewisses Mißtrauen erregen, wenn sie durch eine Reihe von Blättern laufen. E- darf und soll ja nicht verkannt werden, daß parteioffiziöse Kundgebungen über Anschauungen und Urteile der Parteileitung für die Presse sowohl wie für di« Parteimitglieder von Vorteil, ja nötig stad. Aber solch« Kundgebungen müsse» auch den Stempel ihre- Ursprünge- tragen und für die Presse keine andere Bedeutung beanspruchen, al- die von Grundlagen und Material zur Bildung selbständiger Urteile. Di« wir mit Befriedigung vernehmen, gedenkt der neue Berei« sein Verhältnisse zur Press« in diesem Sinne zu «gel». lieber Morgen- «na ->dena«»rgabe dir i. UpM gratir r»ge§E «urgadertrNen «les Lrlprlgri» esgeblattrrr r-^8 8t>24 820 Sro -7- rg8b 222 Z0Z» »901 2402 >Sid >178 8,41 S478 2586 SrpecUtion cles Leipziger Tageblattes 7okavm«,aer« S (femspreckee 222). Im Arntrum. krükt zs, L.s.Sckubett's llackt-, HolonialW»r«nk<tIg. Hatkarenenstr. 14, L. Löscke, (Ngsn-enkälg. Kitterstr. 4, Linckesck« Leikbibliolkek uncl Ruckkälg. Hm Norchun. S«rd«r»1r. 8, H. L. Hrö-er, 8utterkckg. Sn«i»«n»»»tr. »a, 8. ÜKIlck, i. sa. Oäa Harimann, Papterkäl«. Lokrslr. iz, 6. Heizer, Uolonislvearenkäl«. Vorkslr. ar (6ck, 8'rlmer Slrasre), s. M. Kiel;, Uolonialwarenbälg. Hm Orlen. Iokannisgass« 8, Hsuptenpeäition Ontplat» 4, Zltreä Elrie, Llgsrrenkcllz Hanktsme 6»«»« 8, strcker, ttolonialvarenkälg. Sekütz«n»1r. z, I. Sckiimicken. Holoni«lW«r»nk<tlg. O»«cd»«r Str.»», 8. 8. Heickel, vrogenkälg. Hm rücke«. Urncttstr. az, 7. f. Oanttz, Uolonialvarenkälg. Sapersette Str.45, H.Neumeisier Nacktl-, Ltgsi-renköl-. 3984 HSnigsplatz 7. L. Löscke, eigarrenkälg. 7,0z St«rnW»rt«n»tr. 24, Hans paktttzsck, ltolonislvkell-. 2290 Leitzer Str. HA, V. Hurler, Li-arrenkäl-. Hm Werten. S««tkov«n»tr. ri. OK. Peter, Kolsnialxvarenkälg. frankfurter Str. a» (6cke lllalärtr.), L. Sievers, Holonialvoarenkäl-. Kani»täckt«rSl«lnW«gi,O. Engelmann, Holonialvokälg. 2151 Walckstr. ay, G. Vetterlein, Holonialvsrenkälg. sllestplatz »r. ltt. Leissner, Ligarrenkälg. äasr Wir ckl«es System zur 6rl«i<ckterung für unser« ße»<d»lzt«n Hdonn«nten ferner d«ik«k»lten. Eine 2 pt.-postkarl« an uns oäer münckicke gestellung in unseren 6»präitionen, Uusgadestellen, bei <t«n Teitun-s- »peeliteUren »äer unserem Lragerpersonal genügt, um <ii« sotorti-e Lustellung 4» Leipziger Oagedlatte» zu devrirken. — Wir bitten un»«r« -«»krt«n Aldonnenten «tringenck, von »Iva» vorkoninienckrn Llnpünklliebkeiten in «er Tustillun- «1«» L«ip,ig«r Oageblatt«» bekuf» s«kn»lt«r Hbkilf« gifitligst umg«k«n<t unser« Snpeckition, Jokannisgass« 8» zu v«n»ä>ri«kti-en. WM' Mt jem ne«blnr«tretenae Udonnenten trbalien «nrer »latt In M kür se» Mo»»k« Adomtt»ti,tt»reir vo« m. 1.— bei Mkvlung (M. tz.— Pf, gu«rt«l), kür se« Mo»»1«-)Id»»ue»e»ttPrtir vo» m. l.tzö bei freier Durtellung (M. r.7ö »r« gu»tt«l), »r täglickr Morgen-»»«Zbenäaurgabr«» Leipriger c-geblatlri »in»cklt««slich ä«r «öcbentlickrn bellag« „INUAeUlUkcken" » l«il«n vir all« unser« gesckätzten kiesigen uns «usvrärtigen Leser, äi, nock nickt Abonnenten unseres glatte» »ins, kieräurck freuncllickat ein. Von unserer n«««n, s«n Votteil einer SkaNr-lKrettis» ru 2 Seile» -- SO Pf. pro M-nsts- «üü M. I SS pro s)uanslt.-sdsüue»e»t -eveäkrenäen Sinricktung, «oäurck äer Kdonn«n,,nt»pr«i» für Morgin- uns )IV«nU»u»g»v« »ick in Mirklickkeit nur stellt zg pf. Mo,»t (M. 1.S0 pro tzu»rt>I) bei bdkolung, auf 75 Pf. pro ms»»t (M. r.rs »ko O««rt«I) bei freier rusteliung in» Haus, ist in äen Wetten Kreisen unserer kiesigen unä auiWättigen Lerer ro reicklicket gebrauch gemacht ivsräen, Lum Abonnement pro II. Quartal oäer pro Won al Npril >904 Hn cken vor» unck Nueddckrorsen. c W »» Unger-Crottenckorf, 8. srieäel, Ltgarrenkälg., Lvei- ' naunäorfer Ltr. -, 0- Oekler, Zernkarästr. g>. Oonn«Witz» srau siscker, Hermannstr. 2Z », Lk. tteussing Ulaisenkaurrtt.2 (am ttreuz), Eutritzsch, Moritz Nöggeratk, 6igarr«n-G«»ck., ve- litzscker Str. 2g Gautzsch, Jok. dllolf, 6cke Hing- unä 0«tz»cker Stt. Soklts, Hobert Hltner Nackil., Linäentkaler Str. 6 „ Paul Sckmiät, Lrüäerrtrass« 8 Hl«inz»choch«r, 6. Grützmann, Tsckockerrck« Str. /a in L.-pl»gWitz Leutzsch, Albert Linäner, vllettinerSlr.si in L.-Linäensu Linckenau, Ald.cinäner.MettinerStt.zi in L.-Linäenau kttöchern, Paul Sckmiät, Arüäerrtr. 8 in L.-Soklis N«us1»<t1,paulHuck,Annonc.-6rpeä.,6i»endLkn»tr. > Neu»ch3n»f«tck, Paul Huck, Annoncen-Srpeäition, Sisenbaknstr. > 0«1zsch, Carl SckeNel, 6ck« 0»t- unä wittelrtt. plagvsitz, 6. Grützmann, Tsckockerrck« Str. 7a prodstkeick», Heinkarä Sack»«, buckdinäergesckätt R«u«lnitz, kll. fugmann, Marrckallstrarse 1 „ 0. Sckmiät, Hoklgarlenrtr»»,« 6/ ,, 8ernk. Meder, 6»d«lsderg«rr1rarse 11 Schteussig, Lenno Mickel, Hänneritzrttasre s« Seiierkausen, 0. 0ekler, Hnger-Orottenäorf, 8ern- karästtasre zi, part. Stünz, 0. oekler.Hnger-Lrottenäorf, bernkarärtr. z>, p. Lkonderg, H. Hänisck, Heitzenkainer Sttass« z8 Volkmarsckorf, Paul Huck, Hnn.-6»p«ä., Slsenbaknrtr-i ,, Georg Niemann, Honraästrass» gg (6cke Elirsbetkstrsrse) M»kr«n, Paul Sckmiät, 8rüä«r»tr. 8 in L.-Sokii» Ganz besonders könnte er sich die Presse verpflichten, wenn er bei den zu veranstaltenden Versammlungen Bedacht darauf nähme, nicht nur spruchreife Beratungsgegenstände besprecken zu lassen, sondern auch solche, die erst noch gründlicher Be leuchtung von verschiedenen Standpunkten aus bedürfen. Nur selten hat die Presse Zeit und Raum genug, umfangreicke und tief einschneidende Gesetzentwürfe eingehend zu kommentieren, geschweige denn auf alle ihre Wirkungen zu prüfen. Die „öffent liche Meinung" steht daher solchen Gesetzentwürfen häufig Ver ständnis- und hülfloS gegenüber und wird eine Beute des Vorurteils. Den Organen der öffentlichen Meinung könnte daher kaum irgend etwas willkommener und förderlicher sein, al» wenn der nationallibere Ortsverein für Leipzig und Um gebung auch solche Versammlungen veranstaltete, in denen Gesetzentwürfe und Verhältnisse, über die ein reife« Urteil durch Aufklärung erst vorbereitet werden soll, durch sachver ständige Referenten und Korreferenten aus verschiedenen Berufsständen von alle» Seiten beleuchtet würden. Welcher politischen Bereinigung würde eine solche auf klärende Tätigkeit auch mehr geziemen, al- einer national liberalen, besonder- in Leipzig? Wer sich al« erste Auf- gäbe gestellt hat, da- Leipziger Rrich-tagSmandat der Sozialdemokratie zu entreißen, muß alle- sammeln, wa- in dem Verluste diese- Mandats eine Schande erblickt. Und wer dürfte mit mehr Vertrauen auf den Erfolg seiner SammlungSbestrebungrn sich erfüllen al« der, der allen »och nicht spruchreifen Fragen gegenüber sich sorg sam d»S schablonenhaften Urteile» enthält und alle» aufbirtrt, um au« den Gegensätzen der Meinungen zur Klar heit und zur streng sachlichen Entscheidung durchzudringen? Der neue Verein ist sich denn auch seiner Sammlungsaufgabe völlig bewußtf; er erklärt in seinem Aufrufe ausdrücklich, daß er e- als seine Aufgabe betrachte, „alle politisch interessierten Elemente, die nicht zur roten Fahne schwören, zu sammeln". Natürlich soll das nicht heißen, daß er sich zur politischen Farblosigkeit verurteile, denn damit würde er sich auch zur politischen Macht- und Bedeutungslosigkeit verurteilen. Mehr als jede andere verlangt unsere heutige Zeit mit ihren zerfahrenen und verworrenen Parteiverhält- niffen Klarheit der Ziele. Schon der Mißbrauch, der heut zutage vielfach mit der deutschnationalen Flagge getrieben wird, zwingt dazu, mit voller Bestimmtheit Farbe zu bekennen in allen Fragen, über die ein politisches Gebilde nach sorgfältiger Prüfung sein Urteil ge bildet hat. So schmuggelt da» angeblich bis in die Knochen nationale Zentrum unter dieser Flagge ultra montane Contrebande ein und Führer de- Bunde- der Land wirte scheuen sich nicht, trotz de- Anspruch- auf den Ehren namen nationaler Politiker, Arm in Arm mit Ultramontanen und Welfen zu gehen, gegen Forderungen für die „gräß- liche Flotte" zu agitieren und durch unerfüllbare An- sprücke für einen einzelnen Erwerbszweig da- Schicksal der für unser ganze- wirtschaftliche» Leben unbedingt nötigen Handelsverträge zu gefährden. Wirklich national kann nur der sein, der alle politischen, wirtschaft lichen und konfessionellen Aspirationen zurückweist, di« mit dem allgemeinen Woble unverträglich sind und die Kliuke der Reichsgesetzgebung zu Gunsten einzelner Schichten oder Gruppen in Bewegung zu setzen versuchen; kann nur der sein, der die Freude am Reiche allen seinen Glieder» dadurch zu erhalten sucht, daß er allen vorurteilslos seine mit dem Maße der Grrechtigk»it abgewog»ne Fürsorge angedeihm laßt: der wahrhaft liberal« Mann. Go wird denn auch Überall, wo nicht ganz besonders ge artete Parteiverhältnisse ein« Ausnahme selbstverständlich er scheinen lassen, der Nationallibrrali-mu« der Mittel- und Sammelpunkt sein müssen, um den all«, die nicht zur rote» Fahne schwören, sich im Kampfe gegen die Sozialdemokratie scharen. Ganz besonders in Leipzig, wo ein anderer Mittel punkt gar nicht denkbar ist. Daß er in der letzten Zeit seine Werbung»- und Sammlungs-Kraft nicht unwtsrrttlich ein gebüßt, lag zum größeren Teile daran, daß er infolge seiner Gebundenheit an das Kartell seine« liberalen Charakter zu wenig betonte. Da- hat nicht nur einen Zwie spalt im liberalen Lager herbeigesührt, sonder» auch der Sozialdemokratie willkommene Gelegenheit gegeben, Mitlä«f«r in Kreisen zu gewinnen, die früher die liberalen Reihen verstärkten. Mit klarer Einsicht in da», wa» not tut, betont daher der Ausruf de- neuen Verein- seine« entschiede» libe ralen Charakter. Nach recht- kann «r dadurch nicht- verliere», denn ganz abgesehen davon, daß unsere Leipziger Konservativen über den Verdacht erhaben sind, lieber unser ReichStag-mandat in den Händen der Sozialdemokratie al- im Besitze eine nationalen Mannes zu wissen, der au- seinem liberalen Herzen keine Mördergrube macht, mutz «S auch jedem ein sichtigen Konservativen willkommen sein, wenn die National liberalen durch schärfere Betonung ihrer liberale» Natur der Abbröckelung ihrer Reihen nach der äußersten Linken hi« ei« Ziel setzen. Und wa- di« Taktik in Leipzig gestattet und erheischt, erweist sich als gebieterische Notwendigkeit im Reiche, dem jetzt ein seine« liberalen Charakter mit Wort und Tat offenbarender Nationalliberalismus vo» großem Segen sei» würde. Ein solcher wird vorläufig uicht zu erzwinge» s«i»; aber bet den Wegen, welch« die Reich-regieruug jetzt eiu- schlägt, und bei dem Ueberwuchern engherziger Klassen- und Jnteressen-Politik ist zu erwarten, daß die Sehnsucht aller selbstlosen Freunde des Reiche- »ach «mrr starke« und einflußreichen Vertretung des nationale» Liberali-mu- wachsen werde. Da- zu erreichen, soweit es in seiner Kraft liegt, werden die nicht lediglich der Information dienenden Versammlungen des neuen Verein- sich besonder» angelegen sein lassen müssen. Hier wird die scharfe Kritik der Abwege, auf die man geraten ist, einzuseyen haben und werden die Forderungen, die vom Standpunkte de» nationalen Liberalismus erhoben werden müssen, fest und klar zu formulieren sein, weiten Kreisen zur Richt schnur für die Beteiligung an künftigen Wahlkämpfen. Und auch da- will der Verein, da- beweist er dadurch, daß er nicht nur zur Sammlung zum Zwecke der Ver teidigung der Grundlagen unserer staatlichen und gesell schaftlichen Ordnung gegen den zerwühlenden Einfluß der internationalen Sozialdemokratie aufruft, sondern auch seinen Mitgliedern und Freunden Stärkung im Kampfe für deutsch-protestantische GeisteSfrriheit gegen die immer kühner auftretrnde Herrschsucht de» Ultramon- tani-mu-, Förderung im Streben nach sozialem Fortschritt und nach Linderung der wirtschaftlichen Gegensätze unter dem Gesichtspunkte auSgleichender Gerechtigkeit i» Aussicht stellt. Gerade auf dem letzteren Gebiete wird der Verein überau förderlich wirken können. In Leipzig stoßen wirtschaftlicke Gegensätze scharf aufeinander und bewirken Spaltungen, die um so beklagenswerter sind, je öfter sie zwischen Gruppen ein treten, die politisch zu einander gehören. Hier ist also besonder günstiger Boden, da-Gemeinsame wieder gemeinsam zu mache» undihmdenSiegÜberda-minderwichtigTrennende zuverschaffen. Nur wenn diese Bemühungen erfolgreich sind und vor bildlich werden im Reich«, wird man in diesem dazu ge langen, mit der verwirrenden gesetzgeberischen Flickarbeit zu Gunsten einzelner Stände und Erwerb-zweige zu brechen, von der unter dem Drucke der Sozialdemokratie und de- Buhlens um Arbeiterstimmrn stehenden einseitigen Arbeiter politik abzugehen und zurückzukehren zu jener großzügigen, wahrhaft liberalen Politik, die jedem Stande und Berufe sein Recht schafft und dadurch endlich auch da- so vielfach mißbrauchte Schlagwort „Mittelstandspolitik" zur Tat werden läßt. ES ist also ein hohe», der Unterstützung jede» reichs treuen Wählers wertes Ziel, da- sich der Verein in Bezug auf das Reich steckt. DaS, welches er in unserem engeren Vaterlande Sachsen zu erreichen suchen will, ist kein minder hohes, aber leichter und kürzer zu umschreibendes. Der Ausruf spricht von den „verfahrenen politischen Zu ständen unsere» Heimatstaate-", herbeigeführt durch die „Alleinherrschaft einer Partei, die durch ihre Politik sich immer weitere Kreise des Bürgertum« eut- fremdet." Damit ist genug gesagt; eS schließt auch de» kläglichen Zustand in sich, in den die Regierung -ei der Ausarbeitung ihrer Entwürfe und bei ihrem ganzen legis lativen Vorgehen sich versetzt sieht. Der Verein braucht daher bei der Aufzählung der in Anwendung zu bringende» Besserung-mittel um so weniger sich aufzuhalten, je weniger diese Mittel von denen abweichen, die er zur Wieder gewinnung de» Leipziger Reich-tagsmandat- und zur Besserung der Lage im Reiche für zweckmäßig erachtet. In erster 8mi« wird mit Reckt betont, daß er zur Lösung seiner Aufgabe in Sachsen eine noch nachdrücklichere G«ltendmach«ß
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