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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040329018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904032901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904032901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-29
- Monat1904-03
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Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 85 Reklame« nnter dem RedaktiouSstrtch (4 gespalten) 75 »ach de» Famitlenaach- richte» (6 gespalten) 50 -H. Tabellarischer nnd Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisung« »nd Offertenanoahme 25 Extra-Veil».,eu (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrruug 60.—, mrt Postbefvrderung ^l 70.—. Aunahmefchlug für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen fi»d stet« an dir Expedition za richt«. Dir Erpedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. PaU in Leipzig (Inh. vr. B., R. ät. W. Klialhardt). Nr. 181 Dienstag den 29. März 1904. 98. Jahrgang. vsr Aicdligrte vom läge. * Die Nachrichten über aus ständische Bewe gungen im rheinisch-westfälischen Kohlen reviere werden als übertrieben bezeichnet. * Wie die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt, sind die deutschen Delegierten für die deutschbelgrschen Handelsvertrags. Verhandlungen nach Brüssel abgereist. * Infolge der Versetzung Niutschwangs in den Kriegszustand ist der internationale Handel mit dem Hafenorte unterbunden. LeicdtttudlpsalrtiKen. Der Prozeß, den Kardinal Kopp gegen den Redakteur heS unaussprechlichen „Gornoslazak" inscenierte, hat wie da- Hornberger Schießen geendet. Herr Kopp hat den Strafantrag zurückgezogen, nachdem die Herren von Wolski und Kowalczyk ihm durch eine Ehrenerklärung eine goldene Brücke gebaut hatten. Den Vermittler spielte der durch billigen Märtyrerruhm zu einer gewissen Berühmtheit gelangte Korfanty, ein junger Mann, der, obwohl noch nicht dreißig Jahre alt, bereits den Reichs- tag und das preußische Abgeordnetenhaus ziert, und durch gesteigerte Dreistigkeit zu ersetzen sucht, was ihm an Lebenserfahrung abgeht — übrigens dem Aeußeren nach ein blonder Germane mit allen Schattenseiten eines Konvertiten. Immerhin, so peinlich es für Kardinal Kopp sein mußte, daß gerade Korfanty den Frieden ver mittelte, in diesem prekären Falle konnte es nur darauf ankommen, daß die Akten über die Praktiken des oberschlesischen Klerus so schnell als nur möglich ge schlossen wurden. Denn so viel auch schon gesagt war, so blieb doch noch unendlich viel übrig, was die katholische Hierarchie noch mehr bloßstellen mußte. Darum galt es, eine Verständigung zu finden, sei es auch um den Preis einer Demütigung. Und Kardinal Kopp war klug genug, die böse Sache aus der Welt zu schaffen, die seine Myrmi- donen heillos zu kompromittieren drohte. Für jeden, der sich der Wahrheit nicht absichtlich ver schließt, kam der Friedensschluß in Oberschlesien freilich zu spät. Denn was vor Gericht konstatiert wurde, das läßt sich nicht mehr aus der Welt schaffen. Daran kann nun einmal kein Zweifel mehr sein, daß der katholische Klerus mit Hülfe der Kanzel und noch mehr des Beichtstuhls einen geradezu ungeheuerlichen Gewissenszwang auf seine „Gläubigen" ausübt. Nur ein paar Beispiele. Einem Arbeiter, der zur Beichte kam, rief der Geistliche zu: „Gehen Sie aus der Kirche, Sie sind Sozialdemokrat!" Der Mann hatte polnisch gewählt. Wer im Verdacht stand, Leser des „Gornoslazak" zu sein, dem wurden die Sterbesakramente verweigert. Auf der Kanzel wurde der Zentrumskandidat Letocha mit Christus verglichen; ein anderer Pfarrer erklärte von der Kanzel, wer für die Gegner de- Zentrums stimme, der sei der? Kirche ab trünnig. Aber einem Schneider wurde auch die Abso lution verweigert, weil er seine Kinder mit denen eines protestantischen Rechtsanwalts verkehren ließ. Nun könnte man vielleicht sagen, daß der Kampf gegen das Polentum dem katholischen Klerus diese scharfen Waffen aufnötige. Aber einmal wäre es nicht zu billigen, daß der Zweck, mag er so gut sein wie er will, auch solche verwerflichen Mittel heilige, wie sie die katho lischen Priester anzuwenden für gut befanden. Und dann zeigt der Fall des Schneiders, der seine Kinder mit den Kindern eines Protestanten verkehren ließ, daß die klerikale Unduldsamkeit keineswegs bei den Polen Halt machte. Sie richtete sich vielmehr gegen alles, was nicht auf die Zentrumspolitik geeicht war. Gewiß ist uns Letocha immer noch lieber als Korfanty; aber wenn der Zentrumskandidat nur mit solchen Mitteln gewählt wer den konnte, dann bedeutet seine Wahl den Gipfel einer üblen Machenschaft. Man sieht an dem Torso des Beuthener Prozesses wieder, welch eine verhängnisvolle Gewalt dem katho lischen Klerus mit dem Beichtstühle zur Verfügung ge stellt ist. Fast unbeschränkt ist die Macht über die Ge wissen. Wehe dem Bcicktkindc, das sich in irgend einer Beziehung von dem kirchlichen Gängelvande zu emanzi pieren versucht. Mit Hülfe des Beichtstuhles sieht der Priester in alle möglichen privaten Verhältnisse, erfährt, was der Mann für eine Zeitung liest, in welchem Sinne er bei den Wahlen feine Stimme abgibt und hundert rein persönliche Dinge mehr. Ist es wirklich mit dem modernen Stantsgedanken noch vereinbar, einen brutalen Mißbrauch des Beichtstuhles sich ruhig gefallen zu lassen? Oder ist nicht die Zeit gekommen, auch in dieser Beziehung nach dem rechten zu sehen, damit nicht der Staat Schaden leide? Aber der oberschlesische Klerus beschränkte sich nicht auf den Beichtstuhl. Er wußte ebenso geschickt von der Kanzel ans zu operieren. Wenn die Kanzel zur voliti- scben Rednertribüne wird, wenn nicht über geistliche Tinge, sondern über Wahlen, Kandidaten und Zeitungen gesprochen wird, so liegt doch die Frage nahe, wo denn eigentlich der Kanzelparagraph bleibt? Ist auch er, ohne daß man etwas davon erfuhr, in irgend einer bundes staatlichen Versenkung verschwunden, wie der Para graph 2 -es Jesuitengcsetzes? Für den katholischen KlernS in Oberschlesien scheint der Kanzel paragraph jedenfalls nicht mehr zu existieren. Ebensowenig wie für die Jesuiten der Paragraph 128 deö Strafgesetzbuches existiert, wonach für die Teil nahme an einer Verbindung, in welcher gegen (bekannte) Obere unbedingter Gehorsam versprochen wird, Gefäng nis bis zu sechs Monaten angedroht wird. Ist Kadaver gehorsam etwas anderes als unbedingter Gehorsam? Man sollte umgekehrt denken, daß es der höchste Grad des unbedingten Gehorsams ist. Aber die Jesuiten dürfen sich ungestraft im Deutschen Reiche aufhalten, un dec katholische Klerus darf ungestraft Wahlreden von der Kanzel halten. Man sieht, daß bei dem antipolnischen Kurse ein Pferd vor und ein Pferd hinter den Wagen gespannt wird. WaS die extremen Agrarier L In Endell nicht ver derben können, das macht der katholische Klerus vollends zu schänden. Nichts ist verkehrter, als mit Hülfe des Ültramontanismus germanisieren zu wollen. Ist er doch seiner ganzen Natur nach international und ist es doch gerade den katholischen Einflüssen zuzuschreiben, daß die polnische Bewegung so gefährlich anschwillen konnte. Ge wiß ist ein Unterschied zwischen einem Ledochowski und einern Kopp. Aber der Beuthener Friedensschluß zeigt gerade, daß auch ein Kopp vor dem Polonismus die Waffen streckt. Für die katholische Kirche war noch immer das oberste Ziel die Behauptung ihrer Macht. Deshalb ist cs auch eine Torheit, wenn sich der Staat mit ihr verbündet, um seine Ziele zu erreichen, Ziele, die doch nur eine Schwächung der kirchlichen Macht bedeuten könnten. Nom aber hat immer nur seinen eigenen Nutzen gesucht. Und selbst wenn es einmal helfen will, dann hälft cS nur den Staat heillos kompromittieren, wie der Beuthener Prozeß zur Genüge zeigt. Der russisch-japanische Krieg. Au» üiutfehtvanA meldet „Reuters Bureau" unterm 28. März: Die Konsuln und Ausländer sind gestern abend von dem Befehl des Statt halters Alexejew in Kenntnis gesetzt worden, daß Niutschwang sich jetzt im Kriegszustand befindet und daß sie ohne Ausnahme den Lpezialverfügungen unterworfen seien. Ebenso ist bekannt gegeben worden, daß der Export von Kriegskontrebande, einschließlich Bohnen, anderer Nahrungsmittel und Bohnenkuchen verboten sei, wenn nicht eine Summe deponiert werbe in gleicher Höhe mit dem Wert der Lavung als Garantie dafür, daß die Ladung nachher nicht von einem neutralen Hafen nach Japan oder Korea verschifft werde. Diese Bestimmung hemmt in Wirklichkeit jeden Handel m Niutschwang. Fünf Dampfer, welche außer halb des Hafens heute ankommen und zahlreiche andere, die hier fällig sind, werden nicht im stände sein, Ladung ein zunehmen. Die Konsulu haben ihre respektiven Regierungen telegraphisch um Instruktion gebeten. Btserta, 28. März. (Tel.) Der russische Kreuzer „Dmitri Denskir" hat mit drei Torpedobooten den Hafen verlassen. Sein Bestimmungsort ist unbekannt. Vie Norboftpaffag« und der Arieg. Zu der Frage, die in Ausrüstung begriffene russische Ostseeflotte statt durch den Suezkanal durch das nördliche Eismeer zu senden, Hal sich nun auch der kompetenteste Fach mann, der schwedische Marineminister Palander, der s. Z. die „Wega" führte, geäußert. Palander bemerkte zu einem Mitarbeiter des „Aftonblad", der Seeweg nach Wladi wostok wäre zwar durch den Suezkanal 13 500 See meilen und durch das Eismeer nur 5500 Seemeilen lang, eine andere Frage sei jedoch, ob der Plan praktisch aus führbar wäre. Der Minister wies auf die schwierigen Ver hältnisse längs der Küste der Taimyrhalbinsel bin, die sich bis zum 76. Breitengrad vorschiebt. Dort giebt es kein Flutwasser, von dem das Eis fortgetrieben ^wird, und die Be wegungen des Eises werden von den Windverhältnissen be stimmt. Der „Wega" glückte es dort, durch eine schmale Rinne des Eises zn gehen. Indessen drohen, wie Palander bemerkt, noch andere Gefahren. Die ganze sibirische Küste ist nur äußerst mangelhaft kartographisch ausgenommen. Aus weiten Strecken, auf denen die „Wega" fuhr, sollte nach den besten russischen Karten Land sein. Ferner ist die Küste sehr flach und bas Wasser, namentlich vor den großen Flußmündungen, von Sandbänken gefüllt. Die „Wega" mußte während des ganzen Weges Lotungen anstellen, um nicht auf Grund zu geraten, und doch hat dies Schiff nur 16 Fuß Tiefgang, während die Kriegsschiffe 25—27 Fnß tief gehen! Hierzu kommt der fast unaufhörliche Nebel, der in der Zeit herrscht, wo das Eis schmilzt. Moderne Kriegsschiffe eignen sich für das arktische Ei« sehr schlecht. Mit Ausnahme der panzergeschützten Teile sind sie nur aus dünnen Platten gebaut, und das Vorderteil, das in der Fahrt im Polareise besonders angegriffen würde, ist ungeschützt. Rußland besitzt zwar im „Jermak" einen der stärksten Eisbrecher, die es gibt, wer aber arktisches Eis gesehen hat, muß, wie Palander weiter aussührt, die Benutzung von Eisbrechern für ungereimt halten. Hierzu kommt noch ein anderes Bedenken. Eine Kriegsflotte, die durch die Nordostpassage zu gehen versucht, muß damit rechnen, einzufrieren und eine Ueberwinterung durchzumachen. Aber in den Eisenkolossen würden die Mannschaften erfrieren, ganz zu geschweigen von den Schwierigkeiten, die die Ver pflegung von 600 bis 700 Mann bei einer langen Ueber winterung macht. Unter allen diesen Umständen hält Admiral Palander die Reise einer Kriegsflotte längs der Nordküste Asiens für das wahnsinnigste Unternehmen, das eine Regie rung ins Werk setzen könne. Deutsches Reich. * Leipzig, 28. März. * Zschopau - Marienburg. Die sozialdemokratische sächsische^ Presse beklagt in dem Wahlausfall eine „ver lorene Schlacht", einen „Rückschlag". „Wir habe» eine Schlacht verloren" liest man in der „Leipz. BolkSztg." „Aber kein Krieg verläuft ohne Niederlagen, und in dem SiegeSmarsch deS Proletariats sind die Niederlagen fast häufiger als die Triumphe". DaS Blatt des „roten Postmeisters" sucht sich dann damit zu trösten, daß oft genug in der Kriegsgeschichte eine taktische Schlappe zu einem strategischen Gewinn geworden sei, wenn die geschlagene Truppe aus der Niederlage gelernt habe. Jetzt wisse man, daß es unter den erzgebirgischen Arbeitern zahlreiche Schichten gebe, die der Sozial demokratie „mebr mit dem Herzen und mit ihrer Sympathie, als aus unerschütterlicher Ueberzeugung folgen, die wohl Rosenow und vielleicht auch Göhre, die aber nicht unter allen Umständen Sozialdemokratie sagen". Da müsse die Agitation weit energischer als bisher nachhelfen. Die „Sächs. Arbeiterztg." läßt sich vernehmen: „Es ist eine Niederlage, und es ist nicht unsere Sache, sie zn beschönigen. Sie mag uns lehren, daß auch in Sachse» »och viel zu arbeiten ist... Wir fürchten, daß die sympathisch« Per sönlichkeit des verstorbenen Rosenow bei der Agitation im 20. Wahl kreise ein wenig zu viel als Argument benutzt morde» ist. Solch« Fehler hat dann nachher bei einem Kandidatenwechsel »och jedeSmal die Partei zu büßen gehabt; nur die grundsätzlich« Agitation ver bürgt dauernde Siege". UebrigenS kündigt das offizielle Parteiorgan, wie gemeldet, an, daß gegen die WahlEinspruch erhoben werden wird, da die Wahlvorsteher über 1100 Wähler wegen Wohnsitzwechsels zurückgewiesen hätten. Der Reichstag muffe die Wahl unbedingt kassieren. Natürlich — wenn eS die „Sächs. Arbeiterztg." sagt! * Berlin, 28. März. * Der Sächsische Hülfsverein zu Berlin, im Jahre 1898 zu dem Zwecke ins Leben gerufen, sich an der Lin derung der zahlreichen Notstände, unter den hier und in der näheren Umgebung lebenden, sowie durchreisenden sächsischen Landsleuten nach besten Kräften zu betätigen, hat unter dem Vorsitze feines Ehrenpräsidenten, des Kgl. Sächs. Gesandten und bevollmächtigten Ministers Sr. Ex- cellenz Grafen von Hohenthal und Bergen seine diesjährige Generalversammlung in den Räumen der Dresdner Bank abgehalten, an welcher u. a. die Herren Geh. Rat vr. O. F i s ch e r, Landgerichtsdirektor Vr. O. Hartmann, der Direktor der Dresdner Bank Komnierzienrat Eugen Gutmann, Wirkl. Geh. Lega tionsrat L. v. Körner, Pros. vr. Hamann , Max Camphausen, Konsul Seifert, vr. Knöfler, Vr. Lehnert und Baumeister Sohre teilnahmen. Nach dem daselbst erstatteten Bericht hat der Verein seine überclus segensreiche Tätigkeit auch im abgelaufenen Jahre weiter entfaltet und damit von neuem den Beweis erbracht, welch dringendes Bedürfnis die Gründung dieses Hülfsvereins gewesen ist. Aus diesem Grunde und in der Ueberzeugung, daß nur durch Zusammenschluß aller Kräfte recht geholfen werden kann, wird cS denn auch mit Dank und Freude begrüßt, wenn der Verein immer mehr an Mitgliederzahl gewinnt, leben doch in und um Berlin rund 30 000 Sachsen, von denen gewiß ein großer Prozentsatz mit Leichtigkeit den erbetenen satzungsgemäßen Jahresbeitrag von 10 den Be strebungen des Vereins zuwenden könnte. Der Verein zählt aber erst etwas über 100 Mitglieder, die in hoch- Feuilleton. Mirftk. r. » Alberts Mustkdrama „Tiefland" erzielte bei seiner Wiederholung am Sonnabend abend wiederum einen großen Erfolg. Die Darsteller wurden nach den Aktschlüssen sechs, und sieben Mal gerufen. Der Vorstellung wohnten dirExcellenzen Graf von Seebach, der Leiter der Dresdener Hofbühnr, »nd Graf von Hülsen, der „neue Herr" in Berlin, bei. Die bohen Herren äußerten sich sehr befriedigend über das Werk, so daß begründete Hoffnung besteht, dasselbe im Laufe der nächsten Saison auch in Berlin »nd Dresden über di« Bretter gehen zu sehen. L Deutsche Opern in England. Im verganqenen Herbst war bekanntlich vielfach die Rede davon, daß ein« deutsche Operngesell- schaft für den kommenden Sommer in London eia Theater zu pachten suche, um hier eine Anzahl Opern in deutscher Sprache aufzuführen. Ts hat sich nunmehr herausgestellt, daß unüber windliche Schwierigkeiten diesem Unternehmen im Wege stehen, und so hat sich die Gesellschaft entschloßen, zu. nächst «in« Tournee durch die Provinz zu uniernrhmen. In GlaSaow soll End« dieir- Monat» der Anfang ge- macht werden. Eine d«r Hauptschwierigkeitm liegt darin, daß da» Aufführungsrecht verschiedener neuerer Opern und ganz besonder» aller neuen Wagner-Dramen für England vergeben ist, und daß die Gesellschaft daher nicht di« Berechtigung erholten konnte, diese Werke hier in England aufzusühren. Wa» Wagner anbetrifft, so muß st« sich darauf beschränken, Lohengrin, Tann- Häuser und den Fliegenden Holländer zu geben, dann sollen die Lustigen Seiber von Windsor, Earmen und Mignon aufgrsührt werden. Für die letztgenannte Oper ist Fräulein Felser au» Köln besonder» engagiert worden. Dann Fidelio, Faust, einige Mozart - Opern und di« Fltdermau«, di« hier übrigens schon in deutscher und englischer Svrache verschiedentlich aufgeführt worden ist. Der Chor kommt aus Dessau, aber der größte Teil des Orchesters ist in England engagiert worden. Al» Leiter des Orchesters sind die Herren Arno Klesfel aus Köln und B. Filler aus Aachen engagiert worden. Für die Sopranpartteu sind neben Frl. Felser die Damen Beucker-Trebeß au» Zürich, Szekrenycesh aus Augsburg und Frl. Sedlmair engagiert worden. Unter den Tenören finden wir die Namen Gröbke, Müller, Otto Wolf und Äiemeskei und unter den Bässen Stephany, Kettnrr und Reuman. Bon Gla»gow aus gehen dir Künstler zunächst nach Manchester und von da dann vielleicht doch noch nach London. * Das Joachtm-Duartett wurde in Brüssel zum Schluffe seiner Beethovenabende durch Ausbrüche unbeschreiblicher Be geisterung gefeiert. Der König ernannte Joachim zum Kom mandeur oes LeopoldordenS; der Minister der schönen Künste überreichte die Auszeichnung dem Künstler im Beisein der Gräfin von Flandern am letzten Konzertabend mit einer warmen Dankesredr. Krmft. Ferdinand Z)a«wel» «s. Der dieser Tage zu Dresden verstorbene Historienmaler Ferdinand Pauwel», der, zumal im Sinne d«r Akademiker, zu den „erstklassigen" Künstlern gehörte, ist einem größeren deutschen Lairnpublikum nicht gerade besonders bekannt geworden. Dazu trug sicherlich in erster Linie drr Umstand bei, daß er «in Ausländer war — geboren am 18. April 1830 im Dorfe Eckeren bei Ant- werpen — und sich demgemäß sehr viel mit der malerischen Wieder- gab« von im Auslande — in den Niederlanden -- spielenden, etwas der Schulweisheit recht entlegener geschichtlicher Vorgänge beschäftigte. Daß übrigen- auch die Kunstverleger »« ablehnrn mußten, Repro duktionen von Gemälden d«m Publikum darzubieten, für deren Inhalt es so gut wie gar k«tn geschichtliche» Verständnis hat, kann man ihnen nicht weUer verarg«». Andrerseits lag es aach wohl daran, daß die Mehrzahl von Pauwel» Schöpfung«, nicht, in Museum«- galerien, die heutzutage von Hoch und Niedrig gern und wiederholt besichtigt werden, zu finden sind, sondern in Monumentalbauten, »och dazu wenigen deutschen Bauwerken, deren malerisch ausgeschmückte Jnnenräume nicht gerade häufig von eine» Laien Fuß betreten werden. Staffeleibilder von ihm besitzen, außer dem Stadtmuseum in Königsberg i. P., das eine im Jahre 1868 gemalte „Protestanten verfolgung in den Niederlanden unter Philippi." bewahrt, nur die beiden großen sächsischen Kunstzentren Dresden und Leipzig; die königliche Gemäldegallerte dort besitzt das im Jahre 1877 vollendete, von Theodor Langer für das „Galerie-Werk" gestochene Bild „Graf Philipp vom Elsaß besucht da» Marienhospttal in Pprrn", für unser Städtisches Museum wurde im Jahre 1878 das Gemälde „Ver mahnung eines Augustinermönchs durch den Kardinal" vom Kunst- verein angekauft. Dasjenige Bild, welches d«n Namen des Künstlers weiteren Kreisen bekannt gemacht haben dürfte, führt als Titel den Spruch au» Jrremia: „So ihr mich von ganzem Herzem suchen werdet, will) ich mich von euch finden lass«," und stellt dar einen auf dem Schlachtfeld« sterbenden deut- sch«, Infanteristen, dem Christus erscheint. Diese zuerst im Jahre 1889 auf der Dresdener Kunstausstellung, dann im Jahre 1894 auf der Berliner Kunstausstellung vorhanden gewesene, schließlich auch in den Kunstverrinsräumen anderer größerer Städte ausgestellt ge wesene Komposition hat außerdem ein« Vervielfältigung in Photo graphie und Photogravüre erfahren, die vor kurzem auch in hiesigen Kunstläden die Aufmerksamkeit auf sich zog. Es ist in malerischer Hinsicht nicht gerade eine seiner besten Schöpfungen; inhalt lich mag sie vielen Gemütern religiöse Erbauung gewähren, nach unserem Gefühl ist si« dagegen etwa« reichlich mit Sentimrn- talität durchsetzt, auch steht die lebensgroße Kriegrrgestalt in voller militärischer Ausrüstung in etwa» ungewohntem Gegensätze zu der hehren Lichterschrinung de» Heilande». Seine Haupterfolg« Hot Pauwel» al» Historienmaler «es dem Gebiet« der Wandmalerei erzielt; er war so glücklich, sowohl von seinem Vaterland«, wie den Staaten, die ihn al» Akademieprofessor beriefen, zahlreich« Aufträge in dieser Beziehung zu «halten, deren Ausführung ihm einen Ehrenplatz in der Kunstgeschichte gesichert hat. So war er 1864 tätig für das Maximiliane»», i» München, ferner für die Wartburg (sieben Scenen aus Luther» Leben; 1872 vollendet), für das Rathaus in Apern (1881 vollendet), für die Fürsten schul« zu Meißen (1884 vollendet) »ad seit 1897 für die Marien- kirche in Pirna. Für letztere malte er drei Gemälde biblischen Inhalt». Seine befand«« Fähigkeit, den Kunstjüngern als trefflicher Mentor zur Seite zu stehen, veranlaßte im Jahr« 1862 seine Berufung al» Professor der Historienmalerei nach Weimar, welche Stellung « bis 1872 bekleidete» zu welcher Zeit die Ausführung d«S genaaute» Wandbildercyklu» im Rathaus zu Ppern seine Uebersiedeluag »ach sein« Heimat nötig machte. Im September 1876 «hielt « da»» auf» Neue einen Ruf nach Deutschland und zwar zur Uebernahuw einer Professur an d« königlichen Akademie der bild«nd«n Künste zu Dresden, di« « tnfolg« seines hohen Alt«» End« de» Jahre» 1901 aufgab. 8. * .8 Nene Künstler-St,tu;eichnun,en. Die Vorzüge der Original-Lithographien, die im Berlage von B. G Teub ner in Leipzig erscheinen, sind bekannt genug. E» ist ur sprüngliche farbenfrohe Kunst, di« zu niedrigem Preise geboten wird. Der Künstler selbst entwirft das Bud, zeichnet es aus den Stein und überwacht den Druck, so daß iedc- Blatt sein Werk ist. Di« vorliegenden neuen Blätter gehören zu dem besten, was die Original-Lithographie bisher «leistet hat. Der künstlerische Wert der Blätter beruht vor allem auf der Macht der Stimmung, die von ihnen ausgeht Ein leben diges tiefes Empfinden für die Natur, eine stille Fr«ude an ihren /Schönheiten spricht au» den Blättern und hat einen künstl«isch überzeugenden Ausdruck gefunden. Ha»-da» Bolkmann gibt «in Bild "klu« der Eifel . Ib«d- sonncnschein liegt über der weiten Herbstlandschaft. Di»
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