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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040330019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904033001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904033001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-30
- Monat1904-03
- Jahr1904
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dk^llgA»dreien Ausgabe- t» d«e Laupteyeditton oder ^<l> -^3.--, bei stellen abgeholt: vierteliähr^"°L in« Hau zweimaliger täglicher Ku teigen firr putsch. 3.75. Durch die Post p«-Irlich 4.50, sur land u. Oesterreich viertelj^ Zeitung-Preisliste, die übrigen Länder laut . «r-edtttan: Nedaktto« «qsrrnjprrch« 153 n. 222. Johannisgasse 8. <»erpedittonen: Ailte, Buchhandlg., UniversitätSstr. S Alfred Hahr 4046), L. Lösche, Katharinen- (Fernspr. Nr. Fernsprecher Nr 2935) u. König-- straße 14 ss» 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: .ieustraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Ma , Haupt-Filiale Berlin: ' TarlDnncker, Herzg'.Bayr.tzofbuchbandlg.. Lützowstraße 10(Fer»sprecherAmtVI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. riMcr TaMalt Anzeiger. Amtsblatt des Aömglichen Land- und des Höniglichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Aales und des Nolizeiamtes der LLadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-flrich (4gespaUeu) 75 4. »ach den Familienuach» richten l6 gespalten) 50 >4. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren sur Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Ertra-veil-geu (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschlutz für Anzeige«: Abend-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abends 7 Uhr. Druck und Verlag von 8. Pnkz in Leipzig (Inh. vr. L, R. L W. Klinlhardt). Nr. 183. Mittwoch den 30. März 1904. 88. Jahrgang. Var Wchtigrte vom läge. * König Georg wird den neuesten Anordnungen zufolge in diesem Frühjahre keine Auslandreise unternehmen. Damit werden von Berliner Blättern der- breitete Meldungen hinfällig. * Die Kaiserin empfing gestern im Schlosse Bellevue im Beisein des Gouverneurs Generalobersten v. Hahnke und des Kommandanten Generalmajors v. Hoepfner ein weiteres Kommando Offiziere, welche behufs Uebertritts zur Schutztruppe in Süd- westafrika die Ausreise antreten. * Nach einem Telegramm des Gouverneurs Leut- wein vom 28. März hat Major v. Glasenapp am 24. d. M. aus Onjatu gemeldet, daß der Gegner von Owikokorero auf Okatumba, mit größeren Trupps auch auf Okatjongeama abgezogen ist. Owikoko rero ist durch Major v. Glasenapp besetzt worden. * 34 Mitglieder der LeipzigerUniversität, die zu gleicher Zeit praktische Aerzte sind, ver öffentlichen eine Erklärung, daß sie es a b l e h n e n , ihre Arbeit irgendwie in den Dienst des geplanten Systems der Distriktsärzte und Beratungsanstalten zu stellen. Als Grund geben sie die Gefährdung der Frei heit des ärztlichen Standes an. * Der deutsche Vizekonsul Dufay in Salta in Argentinien wurde von einem italieni schen Bettler aus persönlicher Rachsucht er mordet. Der Mörder ist verhaftet worden und sieht seiner Bestrafung entgegen. * InIndien greift die Pest wieder um sich: in der letzten Berichtswoche sind 40 527 Todesfälle an Pest festgestellt worden. pattamenirkelieu. Nun ist Ruh' über allen Wipfeln, seitdem auch die Landtage ihre Ferien angetreten haben. Mit stimmungs vollen Epilogen hat man den Reichstag entlassen, dem preußischen Aschenbrödel aber hat noch kein Blatt auch nur mit einem Worte der Anerkennung oder gar des Dankes die Osterfreude gemehrt und den Tatendrang ge nährt; das ist so recht bezeichnend-für die tiefgehende Ver schiedenheit in der Volkstümlichkeit dieser beiden Parla mente, bezeichnend vor allem für die Stellung, die das preußische Abgeordnetenhaus im Bewußtsein der großen Massen einnimmt — gewissermaßen als eine nicht ganz vollwertige Institution, als wäre es etwas Feudales, gleichsam Rückständiges, das man im heutigen modernen Verfassungsleben so mitschleppt, weil es im Augenblick eben nicht anders geht, das aber glücklicherweise in: Reichstage sein Korrektiv und eine „übergeordnete In stanz" findet. So ungefähr stellt sich im Empfinden der Menge der preußische Landtag und sein Verhältnis zum Reichstags' dar, so erklärt sich auch die hochmütige Selbst- Verständlichkeit, mit der das rote Zentralorgan die preußi schen Minister vor das Forum des Reichstags lud, damit sie sich dort,,^verantworten" wegen ihrer „Vergehen gegen Mandelstamm und Silberfarb". Aber man tut dem armen Aschenbrödel unrecht mit dieser Geringschätzung; gerade in diesen letzten bewegten Wochen hat auch das Abgeordnetenhaus gezeigt, daß es große Fragen würdig und stilvoll zu behandeln versteht, daß es in ernsthaften Zeiten seinen Mann zu stehen weiß, und daß es, wenn es darauf ankommt, genau so seinen eigenen, durchaus echten parlamentarischen Typus besitzt, wie der volkstüm- sichere Reichstag. Doch es liegt ja in der Natur der Sache, daß es dem anspruchslosen Hause der Landesgesetzgebung seltener als dem Reichstage möglich ist, seinen eigent- sichen, durch die gleichgültige Alltäglichkeit gleichsam mas- kierten TypuS zum ursprünglichen Leben und damit zu populärer Geltung zu bringen. Ruhige Zurückhaltung läßt die Massen kühl, leidenschaftliche Angriffsfrcude reißt sie fort — in dieser Erfahrung liegt die Erklärung, warum daS Abgeordnetenhaus trotz Diäten zu seiner Aschen brödelrolle verurteilt ist. Dazu kommt allerdings noch ein anderer, nicht un wesentlicher Umstand: der Reichstag verfügt sowohl auf der Ministerbank wie im Parkett über größere und reichere Rednertalente, als das preußische Abgeordneten haus. Dünn gesäet sind in diesem letzteren die Tempera mente, die in großen Fragen durch ihrer Worte Gewalt das ganze Haus in ihren Bann zu zwingen verstehen. Man hat dies erlebt in der Jesuitendebattc, man kann es alljährlich sehen an den Polcndebatten, die naturgemäß im preußischen Volkshause einen ganz anderen Umfang und eine viel größere Bedeutung haben als im Reichstage. Da reden auf polnischer Seite Herr Stychel, der sanfte und geschmeidige Propst v. Jazdzewski und von Zeit zu Zeit der trotz seiner künstlich rauhen Formen recht gutmütige Herr Leon v. Czarlinski, Leute, die ja gewiß echt polnisch denken, fühlen und reden, von denen Dm Lentrum. VrLkl 5», C. f. Schubert'» lischt., Kolonislwsrenkälg. Katkarinevstt. 14, L. Lärche, Cigarrenkälg. 2935 Kitterstr. 4, Linckesch« Leikbidliotkek unä buchkälg. Im NorSen. Gerderstt. 8, H. L. Kröger, butterkälg. 8614 Gneisenaastr. 12, 8. Uklick, i. sa. Oäa Hartmann, Pspierkälg. Lökrstt. 15, 6. Hetzer, Kolonialvsrenkälg. 474 I'orkstt. 32 (Ecke berliner Strasse), s. D. Kietz, Kolonislvosrenkälg. Im vrten. Jokannisgass« 8, Hsupterpeäition 222 Ostplatz 4, Alkreä List«, Cigarrenkälg. Kanktsebe Gasse 5, s sischer, Kolon ialvsrenkälg. Sckülzenstr. z, 7- Schümichen, Kolonislxvarenkälg. 1178 Caucbaer Sir. ir, 6. 8. Keichel, vrogenkälg. 8341 Im rüAen. Arvdtstt. 3z, 3. s. Canitz, Kolonialvvarenkälg. zors kayersebe Str. 4z, H.lieumeirter liachll., Cigarrenkälg. 3-84 Königsplatz 7, L. Lösch«, Cigarrenkälg. 7505 Sternwartenstr. 24, Hans paklitzsch, Kolonialrvkälg. 2340 Deitzer Str. 35, V. Küster, Cigarrenkälg. Im Westen. keetkovenstr. 2t, CK. Peter, Kolonialwsrenkälg. 3401 frankfurter Str. 22 (Ecke vllslärtr), L. Sievers, Kolon ialwsren kälg. kanstädttr Steinweg t, O. Engelmann, Kolonislwkälg. 2151 Waldstt. 3y, 6. Vetterlein, Kolonislwarenkälg. Mestplatz 32, M. Leissner, Cigarrenkälg. 2402 Lum Abonnement pro II. Quartal oäer pro Monat April 1904 kür den Mo»,tr-Adonne»entrpreir von M. 1.— bei Abkolung (M. Z.— pro guartal), kür den Monat»-Tldonnementtpreir vo» m. 1.25 bei kreier Zustellung (M. Z.75 pro Huattnl), nr tägliche Morgen- »«a Abenäaurgabe«» Leipziger rsgeblatter einschliesslich äer wöchentlichen Zeilage „INuKestUNtien" lsäen wir all« unsere geschätzten kiesigen unä auswärtigen Leser, äie noch nicht Abonnenten unseres blätter sinä, kieräurch kreunälichst ein. Von unserer «tuen, äen Vorteil einer «raiir lnrettio» r« 2 Leilra -- 50 Pf. pro Mo»atr- «na M. 1.50 pro Yuarralr-Hvonnemeitt gewakrenäen Einrichtung, woäurch äer Adonnementspreis für Morgen- and Abendausgabe sich in Dlrkllchkeit nur stellt ^k 50 Kk. pro Monat (M. 1.50 pro tzuartsl) bei Abkolung, auf 75 ?r. pro Monat (M. 2.25 pro Ouarral) bei kreier Turtellung ins Haus, ist in äen weiten Kreisen unserer kiesigen unä auswärtigen Leser 5» reichlicher gebrauch gemacht ivorüen, äars wir dieses System zur Erleichterung für unsere geschätzten Abonnenten ferner beibekalten. Ein« 2 pk.-portkarte an uns oäer münäliche bertellung in unseren Erpeäitionen, Ausgabestellen, bei äen 2>itungs- speäiteuren oäer unserem Crägerpersonal genügt, um äie sokortig« Zustellung äe» Leipziger Cageblattes zu bewirken. — Mir bitten unsere geekrten Abonnenten dringend, von etwa vorkommenden Unpünktlichkeiten in «ter Lostellung «les Leipziger Cageblattes bekufs schneller Abkilfe gefälligst umgebend unsere Expedition, Jokannisgasse 8, zu benachrichtigen. Expedition äes Leipziger Tageblattes Jokannisgasse 8 (Fernsprecher 222). 6rr LrwL err ^Ägedlsttrrr In «len vor- unä Naebbarorten. celn-dsn Anger-Crottendorf, 8- srieäel, Cigarrenkälg., Dwei- naunäorker Str. 6, 0. Oekler, bernkarästr. zi. Connewitz, frsu sischer. Hermannstr. 23 „ CK. Keursing lllaisenkausstr. 2 (am Kreuz), Eutritzsch, Moritz Nöggeratk, Cigarren-Gerck-, De litzscher Str. 25 Gautzsch, 7ok. (Volk, Ecke King- unä Oetzrcher Str. Gokti», Koberi Altner Dachfl., Linäentkaler Str. 6 „ Paul Lchmiät, brüäerstrarse 8 Kleinzschocher, 6. Grützmann, 2rchochersche Str. 7a in L.-Plsgwitz Leutzsch, Albert Linäner, Ulettiner Str.51 in L.-Linäenau Lindenau, Alb.Linäner, UlettinrrStr.zi in L.-Linäenau Möckern, Paul Schmiät, brüäerstr. 8 in L.-6okli» Neustadl, Paul Kuck, Annonc.-Crpeä-, Eisendaknrtr. 1 Neuschönefeld, Paul Kuck, Annoncen-Expedition, Eirenbaknstr. 1 Oetzsch, Carl Schekel, Ecke Ort- unä Mittelste, plagwitz, 6- Grützmann, Dschockerrck« Str. 7» probstkeid», Keinkarä Sachse, buchbinäergeschäkt Reudnitz, Ul. sugmann, Msrrchsllstrssr« > „ O. Schmidt, Koklgartenstrasre 67 ,, bernk. Kleber, Gabelsbergerrtrasre n Schleussig, benno Michel, Känneritzstrarre zö Sellerbausen, O. Oekler, Anger-Crottenäork, bem- karästrars« 51, pari. Stünz, O. Oekler,Anger-Crottenäork, bernkarästr. 51, p. Ckonderg. K. Häntsch, Keitzenkainer Strass« 58 Volkmarsdorf, Paul Kuck, Ann.-Erpeä., Eisendaknslr-, ,, Georg Niemann, Konrsästrsrsr 55 (Ecke Elisabetkrtrasse) Mabren, Paul Schmidt, brüäerstr. 8 in L.-Gokli» 820 820 2g8ö ö47S 2§8ö >ziö ,724 aber kein einziger das Zeug in sich hat, den preußischen Staat in seinen Grundfesten zu erschüttern, die Massen zu revolutionieren. Jetzt erst, seit ein paar Wochen, ist Herr K 0 rfanty als enksnt lerrible der polnischen Fraktion in das Haus eingetreten; er schwingt sehr heftige, sehr temperamentvolle, -mitunter sogar sehr massive Reden; aber wenn man den jungen, bartlosen, blondlockigen Menschen betrachtet, kann man ihm nicht recht böse sein. Und so ist es denn mit einem kleinen Ordnungsruf ab- getan, man regt sich nicht weiter auf. In allen größeren Debatten ist es vornehmlich die nationallibera^e Fraktion, die in den Abgeord neten O. Hackcnberg, vr. Friedberg, v. Eynern und Sattler die zugkräftigsten, bedeutsamsten und auch form vollendetsten Redner stellt. Vor allem ist es Herr Hacken- berg, der alljährlich bei der Kultusdebatte Triumphe durch seine überzeugende, von tiefinnerer Wärme getraaene und mit dem gründlichsten Wissen gepaarte Beredsamkeit feiert, während die Herren Friedberg und v. Eynern mehr durch ihr Temperament und die Wucht ihrer An- griffe wirken. Der Freisinn ist, seitdem Rickert gestorben und Eugen Richter in den Hintergrund getreten, einfluß los geworden, und auf der Rechten sind es nur die Herren Heydebrand, v. d. Lasa und Frhr. v. Zedlitz, der frühere Seehandlungspräsident, die mitunter die Wogen der Dis- küssion aufwühlen, während daS Zentrum, wenn nicht der aus dem Reichstag bekannte vi-, Bachem spricht, mit seinen Roeren, Fritzen und Faltin die schauderhafteste Langeweile verbreitet. So mag es auch dem Fernstehen den klar sein, weshalb die Debatten des Reichstags eine ungleich stärkere Anziehungskraft auf die Massen aus- üben, als die des Abgeordnetenhauses. Man ist dort mitten in der Kultusberatung stecken geblieben und hat die „Flucht in die Ferien" angetreten, noch bevor man die erwartete Kritik an der „königlich preußischen Hofkunst" geübt. Schade, gerade das wäre ein würdiger Abschluß des voran- gegangenen Kampfes der Geister in der Jesuitenfrage ge wesen! So begnügte man sich, über den Lehrermangel und die nicht immer rosigen Verhältnisse der Volksschul- lehrer zu reden, über die Verrohung der Jugend und die Erziehungslücke, die nach dem bisherigen Bildungsgänge von der Entlassung aus der Schule bis zum Eintritte in das Heer besteht, wo die jungen Leute erst wieder natio nalen Geist zu spüren bekommen. Man hat auch ein paar Vorschläge hören lassen, die nach dem Worte des Herrn v. Heydebrand die „preußisch- und deutsch-nationale Mission der Schule" erfüllen könnten, aber der Minister Dr. Studt hat bei allem Wohlwollen wenig Vertrauen, daß sich diese Vorschläge praktisch verwirklichen lassen. Und nachdem man sich über dieses Thema genugsam aus- gesprochen, — man ist im Abgeordnetenhause noch reich lich redefreudiger als im Reichstage — nahm man die üblichen Osterwünsche des jovialen Präsidenten v. Kröcher entgegen und zog heimwärts, den ländlichen Fluren ent gegen, wo die Schneeglöckchen schon sprießen. Nach Ostern geht die Kultusdebatte weiter. II. HK. Der rrrsstsch-japanischr Krieg. Lum betöerseitl-en rlufmarfch. Der Niutsckwanger Berichterstatter der „Morningpost" will erfakrcn haben, die Japaner werden Truppen im Tale de- LiaoflusseS nicht vor dem 20. April landen, da ihre Transportschiffe mit der Beförderung von Truppen nach Korea beschäftigt seien. Inzwischen werde die Stellung der Russen täglich stärker, insbesondere in der verwundbaren rechten Flanke. Selbst Port Arthur sei jetzt stärker als zu Beginn des Krieges. Einer Odessaer Drahtung des „Stan dard" zufolge sollen auf Ansuchen KuropatkinS weitere vier Armeekorps aus Warschau, Wilna und Kiew nach dem Kriegs schauplatz gesandt worden. Ruhlanö» Lru»a<h«n. Die Bewunderung für jene tiefe Bewegung, welche daS ganze russische Volk ersaßt zu haben scheint, ergreift nun auch die englischen Korrespondenten. So telegraphiert der Spezial-Korrespondent der „St. James Gazette" heute seinem Blatte beinahe begeistert: „Die ganze mächtige slawische Nation ist erwacht und jeder tragt sein Teil bei, um für den großen Kampf vorzubereiten. Rußland hat nun begriffen, welch riesige Aufgabe es vor sich hat, und es bereitet ein furchtbares «Strafgericht für die Japaner vor. Städte, Ortschaften und Dörfer steuern Mann schaften und Geld bei. Gemeinderäte haben Kontrakte direkt mit den Bauern für Lieferungen von Vorräten, Lebens mitteln und Viehfutter abgeschlossen, um die bestechlichen und gaunerischen Zwischenhändler zu umgehen. In gleicher Weise und nach demselben Prinzip werden Geschirr, Zaumzeug, Wagen und die hölzernen Teile der für die Artillerie be nötigten Wagen, Laffetten u»w. besorgt. Geld, Kleidungs stücke und milde Gaben jeder Art fließen dem roten Kreuz von allen Seiten im Ueberfluß zu. Moskau gab 4 Millionen Rubel aus den Kassen des Adels und der Gemeinderäte, die Kaufleutegilde, Börse und die Kreditgesellschaft fügten dem noch 2 Millionen Mark hinzu Reiche senden von 200 000 bis 2 Millionen Mark und selbst Bauernkinder bringen ihre Sparbüchsen. Der Adel hat Werkstätten eingerichtet, m denen zentnerweise Kleidungsstücke für die Truppen hergestellt werden. Privatgesellschaften organisieren Hospitäler von je 10 bis 200 Betten und übernehmen dafür die gesamten Koste«. 500 Aerzte sind an die Front abgegangen, darunter 70 Israeliten. L«tztr, 29. März. (Del.) Der russisch.Kra-z.r.An-ra" 'und rin russisches Torpedoboot sind hier emgetrosfen. Deutsches Reich» * Berlin, 28. März. * Der Ausgang des Beuthener Prozesse-. Der vor wärts" sucht bei einer Besprechung des Beuthener Pro- zesses gegen den „GornoslaM" zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem er die Vorgänge nicht nur gegen das Zentrum, sondern auch gegen die Regierung auszuspielen sucht. Er schreibt nämlich: „Das Zentrum übte diesen ungeheuerlichen Mißbrauch der Religion aus als regierende Partei gegen die nächsten Freunde, nur, um sich -er herrschenden Politik in Deutschland-Preußen gefällig zu erweisen. So steht denn hinter den frommen Religionsspekulanten nicht nur das Zentrum als Partei, sondern auch das gescnnteRegierungS- systom, das diesen Schacher mit religiösen Gefühlen unter stützt und seinen Zwecken nutzbar zu machen sucht." Die Regierung, bezw. die in der Polenfrage mit ihr im großen unl^ganzen einigen „Hakatisten" sind durch den Beuthener Prozeß in keiner Weise kompromittiert worden. Dies wäre allerdings der Fall gewesen, wenn die Behauptung deS „Vorwärts", die Taktik der katholischen Geistlichkeit gegen Korfanty habe den Zwecken der herrschenden anti- polnischen preußischen Politik dienen sollen, irgendwie zuträfe. Die Unsinnigkeit dieser Be hauptung aber geht schon daraus hervor, daß im Wahlkreise Kattowttz-Znbrze neben und gegen Herrn Letocha, den Kandidaten des Zentrums, ein nationaler deutscher Kandidat, der Rechts anwalt Schneider, ausgestellt war. Hätten die Geist- lichen also sich der Regierungspolitik zur Verfügung stellen wollen, so hätten sie für Herrn Schneider agitieren müssen. Das ist ihnen aber nicht im Traume eingefallen, sondern sie haben für den langjährigen Zentrumsabgeord- neten Letocha agitiert. Weder hat sich also das Zentrum in dem Kattowitzer Wahlkampfe der herrschenden Politik gefällig erweisen wollen, noch auch hat die Negierung den ^Schacher mit religiösen Gefühlen" unterstützt. Im Gegenteil: wie überall, so bekämpft auch das Zentrum in Oberschlesien die Polen nur dann, wenn diese ihrer seits dem Zentrum Abbruch zu tun versuchen, eS unter- stützt sie aber überall da, wo sie sich gegen die antipolnische Politik der Negierung und der Hakatisten wenden. Schon vor dem Beuthener Prozesse hat man in nationalen Kreisen auf die Unterstützung des Zentrums im Kampfe gegen das Polentum wenig gerechnet, nach den Ent- hüllungen des Prozesses kann man nmr wünschen, daß auch der leiseste Anschein vermieden werde, als ob irgendwelche Beziehungen zwischen der „hakatistischen" und der Zentrumspolitik bestünden. Die Unterstützung, die die Polen von der Geistlichkeit in Posen und in West, Preußen erfahren, schädigt das Deutschtum sehr, aber die Art der Bekämpfung der Polen durch die katholische Geist lichkeit nach dem Muster von Kattowitz-Zabrzc ist noch viel gefährlicher für die deutsche Sache. Ein Gutes hat aber der Prozeß jedenfalls gehabt: das Zentrum wird sich wohl in Zukunft hüten, andern Parteien Vorlesungen über Wahlfreiheit zu halten, denn was man gelegentlich von konservativen Wahlbeeinflussungen in Pommern oder in Westpreußen hört, ist geradezu ein Kinderspiel gegen die Agitation, die von der Kanzel herab für Letocha und gegen Ävrfaztty betrieben wurde. * Las Zentrum will keinen Runttns tn Berlin. In einem nach vielen Richtungen sehr bemerkenswerten Artikel legt die „Germania" erneut die Gründe dar, die da- Zentrum bewegen, die Errichtung einer päpstlichen Nuntiatur in Berlin mit Rücksicht auf die politische Selbständigkeit der Fraktion gegenüber dem Vatikan nicht )u wünschen. Nach einer laugen historischen Einleitung wird m dem Artikel ausgeführt: Unter solchen Umständen gewinnt die katholische Minder -
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