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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040330028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904033002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904033002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-30
- Monat1904-03
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-strich (-gespalten) 75 >4, nach den Famitiennach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenanoahme 25 Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördrrung ^ll 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Anuahmeschlutz für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: nachmittag- 4 Uhr. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richte». Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Polz in Leipzig lJnh. vr. B, R. L W. KltulhardtX 98. Jahrgang. Var WMigrte vom Lage. * Die Erklärung zuGunsten der freien Aerzte- tvahl, bisher unterzeichnet von 42 Mitgliedern der medi zinischen Fakultät der Universität Leipzig, hat nun die Unterschriften sämtlicher Dozenten, die zugleich praktische Aerzte sind, erhalten. * In Italien kursiert das Gerücht von einer in Süd amerika angezettelten Verschwörung gegen das Leben deS Papstes. * Um Tschoengdschu wurde am Montag von den Ruffen und den Japanern, welche den Ort besetzt batten, heftig gekämpft. Die Japaner blieben im Besitz der Stadt, sollen aber schwere Verluste erlitten haben. * Im japanischen Landtage erklärte Admiral 2a- mamotS, daß eS sehr schwierig sei, Port Arthur zu sperren und daß der Plan noch weit von der Durchführung entfernt sei. vemrcblanS unO Italien. Der „Südd. Reichskorr." wird aus Berlin folgendes zum verbreiten aufgetragen: „Dem Empfang Kaiser Wilhelms in Neapel ist von unseren italienischen Freunden das Gepräge außer ordentlicher Herzlichkeit aufgedrückt worden, die wir um so höher schätzen, als bei der zwanglosen Natur des diesmaligen Kaiserbesuchs ein amtlicher Anlaß zu so bedeutsamen Kundgebungen an sich nicht vorlag. König Viktor Emanuel und seine Regierung, die römische Tepu- tiertenkammer und das Volk Italiens vereinten sich im spontanen Ausdruck bundestreuer Sympathie und erhoben in dieser Form neben dem erneuten Bekennt nis zum Dreibund zugleich mit besonderem Nachdruck ihren Widerspruch gegen die so eilfertig verbreitete An nahme^ daß durch die nähere Fühlung mit Frankreich in Mittelmeerfragen Italiens Verhältnis zu Deutschland irgendwie berührt worden sei. Es scheint, als wäre den leitenden Kreisen des apenninischen Königreichs die Ge legenheit nicht unerwünscht gekommen, öffentlich festzu stellen, daß Italien in der Pflege seiner auswärtigen Politik lediglich dem eigenen Urteil folgt und sich für den Grad der Wärine, mit der es einen verbündeten Herrscher aufnimmt, keine Belehrung von dritter Seite holt, wo man in sonderbarer Unterschätzung des Selbst gefühls der Italiener über deren deutsche Beziehungen schon endgültig verfügen zu können glaubte. Wir sagen dies nicht, nm den Kundgebungen von Neapel eine Spitze gegen Frankreich zu geben, die sie nicht haben sollen und können. Wir möchten nur wünschen, daß die französische Presse auch ihrerseits darauf verzichte, den bevorstehenden Besuch des Präsidenten Loubet, dem wir aus italienischem Boden einen herzlichen Empfang gewiß nicht mißgönnen, wieder einmal gegen Deutschland und den Dreibund aus- Feuilleton. § Das Testament des Bankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. Das alles sprach Frau La Grange in einem hoch fahrenden, fast gehässigen Tone: ihre ganze Art und Weise zeigte, daß sie auch nicht die Spur eines Mitgefühls oder Interesses für den Toten empfand. Der Anwalt schien die versteckte Drohung in ihren letzten Worten völlig überhört zu haben: er fragte plötz lich ganz unvermittelt: „Wann sahen Sie Ihren Herrn zum letzten Male, Frau La Grange?" Sie wollte eben antworten, als Skott aus dem Turm- zimmer trat. Bei seinem unerwarteten Erscheinen und durchdringenden Blick, mit dem er sie ansah, glitten in schneller Folge Schatten der Ucberraschung, der Furcht und deS Trotzes über ihr Gesicht. Sie zögerte einen Augenblick, dann antwortete sie nachlässig: „Gestern abend, ziemlich spät." Der Anwalt war im Begriff, weiter zu fragen, wurde jedoch durch Herrn Thornton unterbrochen, der in der Tür erschien und sagte: „Ich muß leider stören, aber der Coroner mit seiner Begleitung ist cingetroffen, und ich möchte Sie bitten, Herr Whitney, die Herren zu empfangen, da Sie diese Wohl alle kennen." „Gewiß! — Bitte, Herr Skott, erwarten Sie uns hier." Frau La Grange schien zu überlegen, ob sie bleiben oder sich entfernen solle. Da Sie jedoch in den auf sie ge- lichteren Augen des Sekretärs instinktives Mißtrauen las, verließ sie mit einer hochmütigen, leichten N<nm,ng des Kopfes gegen den jungen Mann das Zimmer. In dem selben Augenblicke hörte man die Herren nahen. Wichtige Entdeckungen. Herr Whitney traf die Angekommenen auf der zum zweiten Stockwerk führenden Haupttreppe. Er begrüßte zuerst einen jüngeren Herrn, l)r. Hobart, den Arzt und intimen Freund Hugh Mainwarings. Diesem folgten die Herren Elliot und Chittenden von der Firma Main- zubeutcn. Italien hat soeben zu verstehen gegeben, daß eS nicht gewillt ist, seine Bundestreue, die bewährten Freundschaften seiner Dynastie und die Unabhängigkeit seiner Politik auf dem Altar des lateinischen Schwester- tums zu opfern. Der jüngste Austausch deutsch-italieni- scher Empfindungen ist so durchsichtig, so frei von Hinter gedanken, daß im Interesse der friedlichen Solidarität aller europäischen Kulturvölker auch Frankreich sich damit befreunden, ja daran teilnehmen könnte." Kein Mensch wird in diesen Sätzen eine erschöpfende Darstellung unseres Verhältnisses zu Italien sehen wollen, aber die Auslassung ist doch sehr interessant wegen der forcierten Harmlosigkeit, mit der Frankreich dabei be handelt wird. Und da man bei dem Namen Frankreich auch sofort an Rußland denken muß, so gibt diese Freund- schaftsepistel auch einige Aufschlüsse über unsere östliche Politik. Der Ansstan- der Herero. * Ueber die Besetzung von O w i k o k o r e r o. Dem „Berl. Lok.-Anz." wird berichtet, daß der von der Wasser stelle Okandjatu mit einer ausführlichen Depesche über das Gefecht bei Owikokorero nach Oka- handja entsandte schwarze Bote verschwunden sei. Jedenfalls hätten ihn die Herero aufgefangen und ermordet. Dann meldet der Berichterstatter weiter: „Unsere Kavallerie besetzte am 22. März das von den Herero verlassene Owikokorero. Oberleutnant v. Winkler ließ die Gräber der Gefallenen mit aus landesüblichen großen Feldsteinen zusammengefllgten Schubhügeln überdachen. Die Herero sind in südwest- licher Ricktung nach Okatumba abgewogen. Ihre Hauptmacht steht wahrscheinlich jetzt an der Straße Otjosasu-Okatumba, nordöstlich von Okahandja. Ihr Rückzug von Owikokorero scheint durch die am 13. März erlittenen schweren Verluste veranlaßt worden zu sein. Tas Detachement Glasenapp schützt die nach Nordosten führenden Straßen über Owi- rotorero und Orandjulu., Bei unserem FühlnnühaU^a mit den Herero macht fick' unser Mangel an Pfer de n auf das empfindlichste bemerkbar. Heute trifft die Heimatspost bis inklusive 20. Februar ein. Der Wil helmshavener Stabsarzt Wiemann ist in unserem Lager eingetroffen Er fand den Zu st and derDerwun- deten durchweg gut. Sie werden morgen zu ihrer vollen Genesung in das Lazarett nach Windhoek über- gcsührt werden. Die Strapazen des Detachements sind fortgesetzt groß, der Gesundheitszustand aber be friedigend." * Als Verstärkung für die Schutztruppe in Südwest- afrika ging gestern abend ein Transport von 15 Lfsi- zieren und 300 Mann, ferner 1200 Pferde (300 Kavalle rie- und 900 ostprcußische Bauernpferde) und das Material von zwei Feldbatterien zu 6 Geschützen (Modell 96) von Berlin ab. Die Offiziere wurden, wie schon gemeldet, am Nachmittag von der Kaiserin empfangen. Der Transport wird nach Hamburg be- i fördert, wo heute die Abfahrt nach Swakopmund I mit den Dampfern „Entre Rios" und „Markgraf" I erfolgt. Waring L Co. Den Schluß bildete der Coroner mit einem kleinen Herrn von unscheinbarem Aeußern, den der An walt mit großer Herzlichkeit begrüßte und später den Fa miliengliedern als „Herrn Merrick" vorstellte. Er führte die Ankömmlinge sogleich nach der Bibliothek, in der sich einen Augenblick darauf auch Ralph Mainwaring und sein Sohn einfandcn. Nach gegenseitiger Bekanntmachung und dem von Ralph einem Diener erteilten Befehl, nie mand einzulassen, berichtete Herr Whitney kurz über die Entdeckung des Mordes, und dann begaben sich alle nach dem Turmzimmer. vr. Hobart beugte sich sogleich traurig über die in un veränderter Lage gelassene Leiche. Der Millionär war einer seiner ersten Gönner gewesen, und dieses Verhält- nis hatte sich, trotz der Verschiedenheit ihres Alters, bald einem freundschaftlichen gestaltet. Nach einem langen ick in das Gesicht seines Freundes untersuchte er mit dem Coroner zusammen die Wunde. Der kleine Mann, der den Coroner begleitet hatte, sah schweigend zu. Es stellte sich heraus, daß die Kugel gerade über dem rechten Auge eingedrungen war, in etwas gesenkter Rich tung das Gehirn durchbohrt und am Hinterkapf in der Nähe des Nackens ihren Ausgang genommen hatte. Un geachtet der sorgfältigsten Nachforschungen gelang cs aber nicht, die Kugel aufzufinden. Die Besichtigung wandte sich nun dem neben der rechten Hand des Toten liegen den Revolver zu. Er trug den Stempel der Firma Smith Wesson, Kaliber 32, und zeigte nur eine leere Kammer. Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte diese also die verhängnisvolle Kugel enthalten. Der Coroner hielt den Revolver empor. „Weiß einer der Herren, ob die Waffe dem Verstorbenen gehörte?" Es entstand eine Pause: dann sagte Herr Whitney: „Einen Revolver besaß Herr Mainwaring, ob das aber der seinige ist, weiß ich nicht, da ich ihn nie gesehen habe. Vielleicht vermag Herr Skott ihn zu erkennen." „Nein. Mir ist er auch nur insoweit bekannt, als ich ihn gelegentlich in dem Pult Herrn Mainwarings liegen sah. Ich habe ihn niemals so genau betrachtet, um ein Urteil abgeben zu können." „Wenn er sich immer im Pult befand, scheint mir das einfachste", bemerkte Herr Whitney, „wir überzeugen uns, ob er noch da ist. Sie haben ja wohl den Schlüssel, Herr Skott?" — Nach der Mitteilung eines kolonialpolitischen Berichts der „Voss. Ztg." werden die deutschen Streitkräfte in Südwestafrika auch nach der Ankunft der am 7. April ausreisendcn 400 Mann in kolonialen Kreisen nicht für ausreichend gestalten, da man die Kopfzahl der Herero bedeutend unterschätzt zu staben scheint. Man spricht des- halst von der Aussendung weiterer 1200 Mann Ver stärkung der Schutztruppe mit den dazugehörigen Pferden und Geschützen, doch fei hierüber noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Sollte die Verstärkung dennoch ausgesandt werden, so würde die Oberleitung über die mehr als 5000 Mann starken Streitkräfte in Südwest- afrika aller Wahrscheinlichkeit nach in die Hände des Generalleutnants v. Trotha gelegt werden. (?) * Die Katastrophe in Siidwcstafrika gibt den „Grenz boten" Veranlassung zu einigen Ratschlägen, die man im Hinblick aus die Gvu-verneursberichte nur als wohlbegründet bezeichnen kann. Mit dem Händler wesen müsse gründlich gebrochen werden. Diese herumziehenden Leute, die sich selbstverständlich nicht aus den besten Elementen rekrutierten, trügen an dem Un- heil einen wesentlichen Teil der Schuld. Der Handels verkehr mit den Eingeborenen sollte nur durch die mir Verkaufsstellen (Stores) ausgestatteten Faktoreien ver mittelt werden, alles andere sei von Nebel und müsse ver boten werden. Gut geleitete und entsprechen- beauf sichtigte Faktoreien würden das Vertrauen der Ein geborenen gewinnen können, herumzieHenbe, nur aus Ausbeutung «bedachte Händler niemals. Anderseits müßten bei den Eingeborenen in Tüldwestafrika die Kapitänschaften (HäuptlingSschaiften) «beseitigt werden. Für die den künftigen Siedelungen der Ein geborenen zu gebenden Vorstecher dürften nur Persön- lich'keitcn in Betracht kommen, die des vollen Der- trauens, soweit in Afrika davon die Rode sein könne, der deutschen Verwaltung würdig seien, nicht Häuptlinge, denen von den Deutschen obendrein gar der Hof gemacht werde, und denen man in völliger Verkennung der Stellung des Weißen zum Schwarzen allerlei Ehren er- weise. * Sammlungen für die Ansiedler. Die Samm lungen des Zentralcomitss für deutsche Ansiedler in Südwestafrika nehmen einen erfreulichen Fort- aan-7.. Präsident Graf v. Balle st rem zeichnete l'OOo Alle größeren Berliner Banken zeichneten größere Summen. Der russisch-japanische Krieg. Der Aanixf rrrn Lfchsengdsch«. Amtlich wird gemeldet: General Kuropatkin hat gestern an den Kaiser folgendes Telegramm gerichtet: Ich habe die Ehre, Eurer Majestät alleruntertänigst die nachfolgende Meldung deS Generals Mischtschenko von gestern (Montag) abend 10 Uhr zu berichten: 3 Tage hintereinander haben kleine Patrouillen die japa- nische Kavallerie zu veranlassen versucht, sich mit uns in ein Gefecht rinzulaffen, aber ihre Patrouillen machten beim Zusammentreffen mit uns Kehrt und zogen sich jenseits Tschoengdschu (Nordkorea) zurück. Nachdem ich erfahren hatte, daß sich 4 feindliche Schwa „Gewiß: wir können sogleich nachsehen." Damit trat der junge Mann an das Pult und schloß es auf. Der nächste Augenblick zeigte, daß der Revolver nicht mehr darin lag. Die Herren sahen sich verwundert an. „Sonderbar", murmelte der eine. — „Was soll man nun denken?" äußerte ein anderer. — Herr Thornton aber rief: „Also Selbstmord! Wie ich mir von Anfang an dachte." Ralph blickte fragend auf Herrn Whitney, der energisch den Kopf schüttelte, und auch der Coroner zeigte eine un gläubige Miene, als er sich erneut niederbeugte und noch einmal die Wunde betrachtete. „Sagen Sie, Herr Doktor", wandte sich Ralph an Herrn Hobart, „wie lange kann er tot sein?" „Ich würde meinen, acht bis neun Stunden", er widerte der Arzt. „Tann muß der Tod wohl auf der Stelle eingetreten sein?" forschte der Anwalt. „Ohne Zweifel. Es scheint kaum anders möglich." Ralph sah auf die Uhr. „Jetzt ist es halb zehn. Da- nach würde man also etwa ein Uhr morgens als die Stunde des Todes annehmen können?" „Ganz recht. Das dürfte ungefähr stimmen", be stätigte der Coroner, indem er gleichzeitig fragte: „Um welche Zeit wurde Herr Mainwaring zuletzt gesehen?" „Soviel bis jetzt festgestellt werden konnte, gegen Mitternacht." „Hm — also gegen zwölf Uhr. Don wem und wo?" „Hier von dem Herrn Geheimsekretär — nebenan in der Bibliothek." Ter Coroner machte sich einige Notizen. „So", sagte er dann, „nun kann der Tote dem Leichenbesorger über- geben werden. Ich möchte jetzt zunächst den Bedienten sprechen, der die erste Nachricht brachte." Während der Mann gerufen wurde, empfahlen sich die Herren Elliot und Chittenden, und auch Ur. Hobart, sowie der junge Mainwaring begaben sich nach unten. Inzwischen war Herr Merrick — nach einer genauen Untersuchung des Toten und aufmerksamer Musterung des Zimmers — die Hände in den Taschen seines kurzen LeinwandrockeS und die Augen auf den Fußboden ge- heftet, langsam nach der Bibliothek geschlendert. Hier bückte er sich mehrmals, das Teppichmuster scharf betrach tend. Als er in dieser Weise zwei- oder dreimal das dronen 5 Werst jenseits Tschoengdschu befanden, mar- schirrten wir am 27. März auf Kaffan zu und trafen am 28. März 10s4 Uhr früh in Tschoengdschu ein. Sobald unsere Vorposten sich der Stadt näherten, eröffneten die Feinde unter dem Schutze der Mauern daS Feuer. Zwei Schwadronen saßen sofort ab und besetzten eine an die Stadt anstoßende Höhe, von wo auS sie in einer Ent fernung von 600 Schritten den Kampf aufnahmen. In der Stadt befanden sich in einem Hinterhalt etwa eine Kompagnie Infanterie und eine Schwadron Kadal- lerie. Unsere noch um drei Kompagnien verstärkten Mannschaften eröffneten ein Kreuzfeuer auf die Japaner. Trotz dieses Umstandes und der von unS eingenommenen Stellung leisteten die Japaner tapfe - renWiderstand und stellten erst nach halbstündigem erbitterten Kampfe daS Feuer ein, um sich in die Hauser zurückzuziehen. An zwei Stellen wurde die Fahne deS Roten Kreuzes gehißt. Bald darauf rückten auf der Straße von Kassan zwei Schwadrnae» Japaner in voller Karriere heran, denen eS gelang, in die Stadt hineinzukommen, eine dritte zog sich vnter ven Salven unserer Leute in Unordnung zurück. Mau sah Mannschaften und Pferde stürzen. Wahrend einer Stunde feuerten unsere Truppen noch auf die in der Stadt befindlichen Japaner und verhinderten sie, die Häuser zu verlassen, um aufs neue auf unS zu feaeru. Eineinhalb Stunden nach Beginn deS Kampfes erschiene« auf der Straße nach Kaffan 4 Kompagnien, die zum Angriffe eilten. Ich gab den Befehl zum Aufsitzen und alle Kompagnien unter Bedeckung durch eine Kom pagnie zogen in voller Ordnung in Schritt vorbei und stellten sich hinter dem Berge i« Feldkolonne auf; die Verwundeten hatten sie im Bordertreffen bei sich. Die in Unordnung gebrachten Schwadronen konnten augen scheinlich die von uns soeben verlassene Höhe nicht rasch besetzen und die Infanterie war noch zurück. Die die Nachhut schützend« Abteilung kam ruhig in Kuakfa» an und machte dort 2 Stunden Halt, um die Verwundeten zu verbinde«. Um 9 Uhr erreichten sie Novssan. Ler- mutlich haben die Japaner große Verluste an Leuten und Pferden erlitten. Auf unserer Seite sind leider 3Offiziere schwer verwundet und einer leicht verwundet. Von den Kosaken find 3 ge fallen und 12 verwundet, darunter 5 schwer. General Mischtschenko betont die ausgezeichnete Haltung der Führer, Offiziere und Kosaken, namentlich habe sich die 3. Kompagnie des Argunschen Regiments unter KraSno- stanowS Befehl ausgezeichnet. Port Arthmr. „Daily Mail" meldet aus Kobe am 29. März: In dem Bericht des Admirals Togo über den Kamps am ver gangenen Sonntag heißt e«, der Versuch, den Hafeuein- gang von Port Arthur zu sperren, sei unter dem Hagel der russischen Geschosse auSaeführt worden. Admiral Togo gibt indessen mit Widerstreben zu, daß zwischen den Zimmer umschritten hatte, untersuchte er der Reihe nach den Verschluß der Fenster und Türen, besah mit gleicher Aufmerksamkeit das Rauch- und das Schlafzimmer und trat von da in die südliche Vorhalle. „Ein sehr rätselhafter Fall", hob der Coroner endlich wieder an, nachdem er den von ihm gewünschten Bedien ten gesprochen und wieder entlassen hatte. „Bis jetzt haben wir noch absolut nichts, was irgendwie Licht in die Sache bringen könnte, ich hoffe aber auf Merrick. Wenn einer den Schleier des Geheimnisses zu lüften imstande ist, so ist er es." „Dieser kleine Herr Merrick?" fragte Thornton über- rascht den Anwalt. „Ist der ein Detektiv? Der Mann sieht mir nicht gerade nach etwas Besonderem aus. Dilettantenarbeit können wir aber in unserer Sache nicht gebrauchen." „Die wird Ihnen der Mann auch nicht liefern, darauf können Sie sich verlassen. Mir ist Herr Merrick seit Jahren als einer der zuverlässigsten, gewandtesten Geheimpolizisten bekannt." „Meine Herren", unterbrach hier Ralph, „ehe wir irgend etwas weiteres vornebmen, halte ich es für an gezeigt, uns Gewißheit zu verschaffen, ob ein Raub statt gefunden hat." „Ganz meine Ansicht", stimmte Herr Whitney zu, „und ich schlage vor, zuerst den Geldschrank einer Besich tigung zu unterwerfen, obwohl er kein Zeichen trägt, daß er gewaltsam geöffnet wurde, ohne Kenntnis des Mechanismus aber nicht anders hätte geöffnet werden können." „Und doch wird eS sich empfehlen, sogar recht genaue Nachsuchung in ihm zu halten", erklang plötzlich die ruhige Stimme des Detektivs, der unbemerkt wieder ein getreten war. „Ich habe Veranlassung, zu glauben, daß die Person, die wir suchen, ziemlich vertraut mit ver schiedenen Mechanismen in diesen Räumen sein muß." Aller Augen richteten sich erwartungsvoll auf den kleinen Mann, sein steinernes Gefickt aber belehrte jeden, daß er nicht willens sei, seine Worte näher zu erklären, und keiner stellte deshalb eine Frage. Sämtliche Herren traten vor den Sckrank: einige schnelle Handgriffe des Sekretärs öffneten ihn. Der erste Anblick zeigte alles in musterhafter Ordnung, nichts schien von unberufener Hand berührt worden zu sein. Ll- je-
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