EINFÜHRUNG Diese Ausstellung des Museums der bildenden Künste will einen Überblick über das Kunstschaffen im mitteldeutschen Raum geben, d. h. etwa des Umkreises, der mit Leipzig im Mittelpunkt durch die Städte Halle, Weimar und Chemnitz bestimmt ist. Wiederum beherrscht, v ie in allen Ausstellungen unserer Gegen wart, die Malerei das Feld, einmal, weil es so sehr viel mehr Maler als Bildhauer gibt und dann, weil wegen der Transportschv Irrig keiten bis auf wenige Ausnahmen nur die Werke Leipziger Bild hauer herangezogen werden konnten. Es wurde vermieden, unter den verschiedenen Richtungen, die heute nebeneinander her laufen, einer das Überge« icht zu geben, vielmehr wurde darauf geachtet, sie alle zu Wort kommen zu lassen, sofern nur die Bedingung wirklichen Gestaltungsvermögens erfüllt war. Mit dem 18. Jahrhundert war der letzte der großen europäischen Kunststile, der Barock, zu Ende gegangen. Eine künstlerische Einheit hatte sich aufgelöst, die überall in Architektur, Plastik, Malerei und Kunsthandwerk gleichermaßen durchgegriffen hatte, und die imstande gewesen war, auch unscheinbaren Werken das mitzugeben, was wir eben Stil nennen. Demgegenüber entstand im 19. Jahrhundert trotz bedeutender Leistungen namentlich in der Malerei eine Vielfalt von Richtungen, von der wir uns nicht vorzustellen vermögen, daß sie auch aus der Perspektive späterer Jahrhunderte jemals als Stileinheit erscheinen könnte. An dieser im 19. Jahrhundert entstandenen Lage der bildenden Kunst hat eich gegenwärtig noch nichts geändert. Der Versuch des Hitler- regimes, die Kunst seinen staats- und kulturpolitischen Zielen dienstbar zu machen und alles zu unterdrücken, was diesen Zielen nicht entsprach, hatte zu einer Uniformierung der Kunst geführt, die heute überwunden ist. Heute können sich alle Richtungen wieder frei regen und sie tun es auch. Eine ist unter ihnen, die es besonders schwer hat, das Publikum anzusprechen: Der Ex pressionismus. Denn ihm ist versagt, was dem Kitsch einen so