20 Geheimniss samkeit. Wenn die Natur des Steines den Zügen oder Strichen, die ihm eingegraben werden, einen hohem Grad von Weichheit, durch die dem Auge unbemerkbaren Abweichungen an der äussern Linie, verschaffte, und nach der Kunst-Technik ihnen die sonst so oft geforderte Morbidezza verleihen könnte , so würde der Stein unstreitig für die meisten Arbeiten das angemessenere Material seyn. Fleisch, weiches Gewand, Felle, Gras, Kräuter, Bäume, kurz alles, was zart und geschmeidig in der Natur ist, würde wahrer und besser im Stein abgebildet werden können, als durch die strengen Schnitte des Kupfers. Es kommen aber noch andere Erfahrungs-Wahrheiten hinzu, die dem Steinstich einen grossen Rang sichern müssen. Bis jetzt beruht zwar noch alles auf kurzen Uebungen; aber die Resultate sind ungemein wichtig. Wir rechnen vorzüglich hieher, dass i.) die Ein schnitte in den Stein bei weitem nicht so tief gemacht werden dürfen, als in Kupfer. Wann nur die Oberfläche des Steines bestimmt auf gerissen ist, (das heisst: wann die Platte nicht allein vom Gummi- Auftrag entblösst, sondern wirklich angegriffen wurde,) so ist es schon genug. 2.) Muss man durch eigene dazu eingerichtete Instru menten die verschiedenen Breiten der Striche sehr leicht und auf ein mal hervorbringen können, da im Gegentheil ein breiter und tiefer Strich im Kupfer nur durch vielfache Wiederholungen gewonnen wird. 3.) Der Stein nimmt alle die verschiedenen Arten , in welchen das Kupfer bearbeitet wird, an. Man kann darauf mit der Radirnadel und mit der kalten Nadel eben so gut als mit dem Grabstichel arbeiten; auch die sogenannte Punktir-Manier gelingt vollkommen. Alle diese Manieren können auf einer Platte vereinigt angewandt