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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190802141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19080214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19080214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1908
- Monat1908-02
- Tag1908-02-14
- Monat1908-02
- Jahr1908
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1908
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ihrer Ueberführung tu die Irrenanstalt zu Waldheim: .Ich »eist wohl, daß ich wegen meiner Lat hingertchtei werden muß, aber deswegen will ich mir mein« letzten Lebenstag« nicht verkümmern, wenn ich aber noch ein mal vor di« Frage gestellt würde, ob ich den Mord be gehen soll«, würde ich es nicht tun!- In ihrem letzten an ihre Mutter gerichteten Briefe kommen Todesgrdankrn zu« Ausdrucke. Sie schreibt: .Ich will jetzt nicht mehr leben. Wenn morgen Sonntag die Blocken zur Kirche läuten, wirb Ich «eine Seele emporschwingen zu Botte« Thron. Br wird mich nicht verstoßen, denn es steht ge schrieben : Wer viel geliebt hat, dem wird viel vergeben werde«. Deine arme verlorene Brete.- — Die sonst üb- ltche sechswöchige BeobachtungSzett wird iu diesem Falle wohl nicht ausreichend sein, um den Aerzten ein klare» Bild von dem geistigen Zustand« der rätselhaften Mörderin zu geben. Infolgedessen ist es überhaupt zweifelhaft, ob di« Vürgermeisterstochtrr zur gerichtlichen Verantwortung gezogen werden kann oder ob st« dauernd einem Irren hause zuzuführen ist. Dresden, 18. Februar. Der Gesundheitszustand läßt augenblicklich in Dresden viel zu wünschen übrig. Die Influenza greift in besorgniserregender Weise immer mehr um sich und die Zahl der an dieser und an anderen Krankheiten darntederliegenden Personen wird auf 28 000 angegeben. Auch viele Aerzte, die jetzt so sehr verlangt werden, find zahlreich von der Influenza heimgesucht. Dagegen ist di« bet der Maschinengewehrabteilung ausge brochen« Genickstarre bis jetzt auf ihren Herd beschränkt geblieben. — Die Ausstellung der Gewinne für die Lotterie zum Besten des Sächsischen Krüppelhetm« (Königin Tarola-Sttftung) in der Königlichen Billa in Strehlen ist gestern abend geschlossen worden. Auch an den letzten beiden Lagen war der Besuch noch sehr rege. Im ganzen dürfte die Ausstellung trotz des wenig günstt- gen Wetters von über 11000 Personen besucht gewesen sein. — Der kupfern« Ries«, der demnächst die Spitze des Rathausturmes bekrönen soll, ist in der Bau klempnerei von Hermann veeg, Falkenstraße, nahezu »oll- endet. Die Zusammensetzung der einzelnen Teile ist so wett vorgeschritten, daß das Banz« demnächst vergoldet werden soll. Dann wird die Figur auf ihrem luftigen Standpunkte angebracht werden. Der Riese wird hierbei im Innern des Turme» aufgewunden und durch eine Oeffnung im Turmhelm aus di« Spitze desselben aufgesetzt. Die Figur dürste «inen wirksamen Abschluß de» imposanten RathausturmeS bilden. §8 Dresden, 13. Februar. Dieser Tag« weilte der sächsische Finanz- und GtaatSminister Dr. von Rüger in Berlin, um einer Binladung deS Reichskanzlers Fürsten Bülow folgend, mit maßgebenden Personen der Reichs regierung über Fragen betr. die Reichsfinanzen zu kon ferieren. Bin Berliner Blatt hatte an diesen Berliner Besuch deS sächsische« Finanzleiters die Mutmaßung ge- knüpft, daß der Minister als Nachfolger des Retchsschatz- sekretärS Freiherr« von Stengel in Betracht kommen könne. Minister Dr. von Rüger hat diese Mutmaßung in da» Reich der Fabel zurückgewiesen und sich Abgeordneten gegenüber dahin geäußert, daß er, solange seine Kräfte reichen, diese dem sächsischen Vaterland« widmen werde. In seiner Gegenwart sei die Frage der Nachfolgerschaft deS Reichsschatzsekretärs überhaupt nicht angeschnitten wor den. Nichtsdestoweniger hat man in Sachsen über kurz ober lang dennoch mit dem Rücktritt des sächsischen Finanz leiter» zu rechnen, denn Dr. von Rüger, der trotz seiner manchmal recht schwierigen Situation mit Liebe an seinem Amte hängt, hat bereits das 70. Lebensjahr überschritten und auch bei dem „Alten-, wie er allgemein genannt wird, machen sich trotz seiner Zähigkeit die Spuren des Alters bemerkbar. Finanzminister Dr. von Rüger be- abflchtigt aber keineswegs in nächster Zeit schon in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. Br wird mindesten« «och den LandtagSschluß abwarten, der erst im Juni oder Juli erfolgen wird, und dann hängt «S von dem Gesund heitszustand des Minister» ab, ob er alsdann sein Porte- feuille -urückgeben wird. In eingeweihten Kreisen ist man der Ansicht, daß Dr. v. Rüger zum nächsten Jahreswechsel zurücktreten wird. Al» sein mutmaßlicher Nachfolger kommen die Geheimen Finanzräte Seydewitz und Hoffmann in Frage, von welchen der erstere, obgleich Geheimrat Hoff mann das höhere Dienstalter hat, die meisten Chancen haben dürfte. Einstweilen ist aber an den Rücktritt dr» Finanzmtnister« Dr. von Rüger nicht zu denken. )-( Dresden, 14. Februar. Beinr Staatsminister Grasen Hvhenthal und Bergen findet heute abend im Ministerhotel ein Rout statt, ain dem der König, der Prinz und die Prinzessin Johann Georg und die Prin zessin Mathilde teilnehmen werden. Im Ganzen sind 900 Einladungen ergangen. Zittau. Ter im hiesigen Wrmenhause untergebrachte Arbeiter Richter brach vorige Woche aus seinem Gewahr sam aus und trieb sich während dieser Zeit vagabvndierend und überall Diebstähle ausführend umher. In Herwigs- bvrf wurde er aufgegriffen, entwich aber den ihn trans portierenden Ortspolizisten. Jetzt tauchte der Verbrecher wieder in Zittau auf. Ms er hier vvn einem Polizisten sich erkannt fühlte, ergriff er die Flucht, und nun begann eine holle Jagd. Dreimal suchte Richter durch Sprung in den Mühlgraben seinen Verfolgern zu entkommen. End lich gelang es aber doch, den Flüchtling festzunehmen und in sichere Obhut zu bringen. — Tie Dreifaltigkeitskirche (Meberkirche) besteht jetzt 400 Jahre. Nachdem sie, vorher eine hölzerne Kapelle, seit 1488 in Stein aufgebaut wor den N>ar, erteilte das Prager Erzbistum als damalige geistliche Oberbehörde für Zittau durch einen Erlaß vom 7. Februar 1508 die Erlaubnis zur gottesdienstlichen Be nutzung der Kirche. Ihr 400 jähriges Jubiläum wird näch sten Sonntag (16. Februar) durch einen besonderen Fest- Gottesdienst gefeiert werden. «Nutzen. Der hiesige St. Petri-Tstm!soll im SomMer einen Umbau erfahren. Tie Pläne und Entwürfe für eine neue Orgel und den Gmvvrenumbau haben die Archi tekten Pros. Schumacher und Pwf. Hempel in Dresden geliefert. Luch soll da» altehrwürdige Gotteshaus eine Tampsheizungsanlage erhalten. Der Petri-Dom ist eine ßogen. Stmultankirche, -er evangelische Teil wird vom katholischen nur durch ein eiserne» Gitter getrennt. Zwickau. Auf einem Oberhvhndorfer Dteinkohlen- werk wurde der Fördermann Mb. Weigel aus Wilkau von einem leeren Kvhlenhunt ersaßt und schwer verletzt. — Vorgestern abend sind in Stenn dem Gutsbesitzer Ernst Dauer Scheune, Schuppen und Stallung vollständig nieder gebrannt. Tas Wohnhaus ist teilweise ausgebrannt, mit verbrannt sind zwei Schweine und Hühner. Ein Feuer wehrmann au» Schönsel» erlitt durch Umfallen der Spritze mehrer« Rippenbrüche und mußte mittelst Krankenwagens nach Hause geschafft werben. Chemnitz. Einer der lautesten Schreier vvm „roten Sonntag" in Chemnitz, der aus Nürnberg stammende Gtsenbahnarbetter Georg Kanzler, wurde wegen Beleidig ung der Chemnitz« Schutzmannschaft und ruhestörenden Lärm» zu 4 Monaten und 3 Wochen Gefängnis verurteilt- * Bernstadt, Sachsen. Hier wird am 18., IS. und 20. Juli «in Heimatsfest obgehalten. Pausa. Von einem Dullen getötet wurde am Mitt woch «in 18 jähriger Knecbt de» Gutsbesitzers Heinig in Ranspach. Werdau. Tie sächsischen Imitat- (Dioogne-) Spin nereien beabsichtigten eine gleichmäßige und allgemeine PrvduktionSeinschränkung durchzuführen, um einem wei teren Preisrückgänge, der nicht nur für die Industrie, sondern auch für deren Kundschaft von größtem Schaden sein würde, vvrzubeugen. In einer am Donnerstage hier abgehaltenen Versammlung der Spinnereibesitzer sollte über diese PrvduktionSeinschränkung (pro Woche einen Tag) Beschluß gefaßt werden. Tie Versammlung konnte sich aber darüber nicht einigen, da vvn den 400000 Spindeln, die Werdau hat, nur 278000, und vvn den 208000 Crim mitschauer Spindeln nur ea. 144000 Spindeln sich mit dieser Arbeitsverkürzung einverstanden erklärten. Es sol len nun mit den Outsiders noch Verhandlungen gepflogen und in einer Anfang nächster Woche wiederum abzuhal- tenöen Versammlung über die Prvdukttonseinschränkung definitiver Beschluß gefaßt werden. Glauchau. In der Heroldschen Tampfbleicherei zu Oberlungwitz ist gestern durch Explosion des Kessels der Heizer getötet und an dem Gebäude großer Schaden un gerichtet worden. Hohenstein-Ernstthal. Ein feit einigen Mo naten von hier verschwundener Kaufmann, dem schwere Sittlichkeitsverbrechen zur Last gelegt werden, wurde vor einiger Zeit nach seiner Rückkehr aus der Schweiz in Zwik- kau verhaftet. Tie Staatsanwaltschaft Zwickau hät jetzt aber bas Strafverfahren gegen den Verhafteten einge stellt, da er bei Begehung der strafbaren Handlungen nicht im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten gewesen ist. Mittweida. Ein 22 jähriger Markthelfer, der sei nem früheren Chef nach und nach 1800 Mark gestohlen hatte, wurde verhaftet. Plauen. Än mit zwei Personen besetzter Rodel schlitten prallte gegen einen Baum. Ter eine der Insassen, der Klempnergehilfe Fuegmann, erlitt komplizierte Unter schenkelbrüche und einen Nasenbeinbruch, der andere, ein Schlosser, kam mit leichteren Verletzungen davon. Reichenbach. Ter Gelegenheitsarbeiter Schubert hier, 45 Jahre alt, wurde in einem Garten als Leiche auf gesunden. Es wurde festgestellt, daß der Tod infolge zu reichlich genossenen Alkohols eingetreten ist. >( Leipzig, 14. Februar. Ti« Frühjahrsgarnbörse findet am 24. April in den Räumen der neuen Börse,am MÜcherplatze statt. Leipzig. Die geplante städtische viersteuer ist von den Ausschüssen der Stadtverordneten mit 11 gegen S Stimmen abgelehnt worden. — Das gesamt« Buch. druckereihtlfSpersonal von der Firma Keil Nachf., August Scherl, hat wegen Maßregelung einiger Arbeiter seine Stellungen gekündigt. — In dem engen Gäßchen zwischen dem alten Basthofe und der RatbauSstraß« in Leutzsch wurde am Mittwoch abend kurz nach 8 Uhr ein mit Bind faden verschnürter Pappkarton aufgefunden und unmtttel- bar darnach auf der dortigen Polizeiwache abgegeben. Die polizeiliche Eröffnung ergab ein totes ZwtlltngSpärchen, in Papier eingewickelt und in einer Korsetlschachiel ver- packt. Di« Angelegenheit wurde zur wetteren Erörterung der Staatsanwaltschaft Überwiesen. vermischte». rr Zum Friedberg-Bankkrach in Berlin. Auch in der vergangenen Nacht wurden tn Berlin und in den westlichen Vororten noch immer Verhaftungen im Zu- sammenhang mit der Friedbergschen Affäre vorgenommen, die auf die weitere Entwickelung der Angelegenheit von Bedeutung sein dürften. Gestern abend sollten vt« Krimi- natbeamten, die ebenso wie der Kriminalkommissar seit drei Tagen nicht aus den Kleidern gekommen sind, ent lassen werden, al» durch Zeugenaussagen neue Spuren entdeckt wurden. Sofort machten sich die Beamten wieder auf den Weg und von 11 Uhr an erfolgten die Ein lieferungen der in Verdacht geratenen Personen, die nach ihrer Vernehmung nach dem Polizei-Präsidium übergeführt wurden. Bon anderer Seit« wird mitgeteilt, daß Fried- berg sowohl al» auch seine aus Hamburg verschwundene Mutternnd Bohn zusammen tn London gesehen worden sind. DK« Beziehungen, welche Friedberg und Bohn zu galanten Damenkretsen hatten, decken einen immer größer werdenden Kreis der Schönen auf, denen bi» tn di« letzten Tage große Summen geopfert worden find. Anträge auf Konkurseröffnung find gestern von verschiedenen Setten wieder etnaebracht worden. Der Verwalter wollte heule die Masse übernehmen, da jetzt auch Kommerzienrat Schacht aus Würzburg, der Hauptgläubiger der Friedbergschen Unternehmungen, sich für das Konkursverfahren erklärt hat. rr vor dem Kriegsgericht Mannheim fand gestern die Verhandlung gegen den Bize-Feldwebel Pleck von der S. Kompagnie des dasigen Grenadier-Regiment« statt, der seine Abteilung am Tage nach Kaisers Geburt», tag statt -um Dienst tn eine Schankwirtschast geführt hat. Pleck, der seit zehn Jahren im Dienst« ist, wurde zu drei Monaten und einem Tag Gefängnis verurteilt. E» wurde festgeftellt, daß sich die Untergebenen mehrfach geweigert hatten, in die Wirtschaft zu gehen und daß sie nur dem bestimmten Befehl de» Vize-Feldwebels Gehorsam ge leistet haben. rrDte Arbeitslosigkeit tn Neuyork und anderen Großstädten der Bereinigten Staaten wächst täg lich, trotz aller Anstrengungen der WohltätigkeitS-Gesell- schäfte«. In Neuyork sind mindestens 10 000 Frauen und Kinder dem Hungertode nahe. Die Behörden der meisten Städte schreiten zu Notstandsarbeiten, um den Arbeitslosen Gelegenheit zu Verdienst zu geben. rr Harte Strafe. Vor dem Kriegsgericht zu Köln stand der Sergeant Jean Greve vom 40. Infanterie'Regt- ment in Aachen, bet dem bei einer Spindrevision eine sozialdemokratische Agitationsbroschüre gefunden worden war. Da« Gericht erkannte wegen Ungehorsams gegen einen Dienstbefehl auf sechs Monat« Gefängnis unter Frei sprechung von der Anklage der Betätigung revolutionärer und sozialdemokratischer Gesinnung. rr Verhängnisvolles Versehen. In Tibourg an der holländischen Grenze ist eine au« dem Ehepaar und fünf Kindern bestehende Familie nach dem Genuß von Krapfen unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. Sin Mädchen ist bereit« gestorben, alle anderen liegen im Sterben. Die verhängnisvolle Speise soll aus Mehl an- gefertigt worden sein, das sich im Nachlaß deS kürzlich verstorbenen Großvater« befunden hat. Die Jünger Aeskulaps haben auf dem soeben in Berlin zu Ehren ihres großen Meisters Robert Koch veranstalteten Kommers bewiesen, daß sie Sinn für Humor haben. Ernst und Scherz waren in das richtige Verhältnis gebracht worden. Zunächst wurde Prof. Tr. Koch als Forscher, Lehrer und schlichter Mensch! geschildert und ihn:' die Rvbert-Koch-Medaille überreicht. Koch dankte bewegt, gedachte der Leistungen seiner Mitarbeiter und hoffte aus weiteres Unschädlichmachien der Geißeln der Menschheit. Tann trat die Fidelitas in ihre Rechte. Stürmische Heiterkeit erregte ein von Tr. Alfred Preyser verfaßtes Scherzspiel: „Tie Medici. Große Koch-Kiste in 1 Akt". Tie Handlung spielt auf dem Hofe eines Ber liner Hauses am 11. Dezember 1993, dem 150. Geburts tage Kochs. Tas Stück schildert, daß die Hygiene soweit fortgeschritten ist;, daß Krankheiten kaum noch vorkommen. Zwei Doktoren, im ganzen gibts nur noch etwa hundert in Berlin, ziehen von Hof zu Hof und rufen: „Der Dok tor ist da! Keiner krank?" Und einer stimmt wehmütig und fluchend an: „Ach, lieber Kollege, wie soll das bloß werden? — Tagtäglich gibts weniger Krankheitsbeschwer den! — Tatz es mal so käme, das ahnte ich nie, — «Ver dammte Gesundheitsepidemie! Kaum langts ja noch zur Hungerstillung, — Und dabei noch immer die Ueberfüll- ung!" Ta ruft der Hausverwalter „Schnauzke" ans dem Fenster, daß seine Tochter einen Pickel auf der Nase habe. Nach längerem Streit, ob es ein „Nasensall" oder ein „Hautfall" sei, tritt die Behandlung ein. Nicht minder ulkig waren die Kommerslieder. Hier eins von Tr. Gum- pert „Rache der Bazillen": „Dir, Koch, und Deiner Sippe gilts, -- Ich will mich an Euch rächen. — Ich schleiche hin zum Hefepilz, — Und der muß mir versprechen, — Tah. er durch edlen Gerstensaft — Die Schädel schwer Euch mache — Und lähme der Gedanken Kraft, — Tas ist Bvzillenrache!" Vom Landtag. )-( Dresden, 14. Februar. Tie Zweite Kammer erledigte in ihrer heutigen Sitz- ung Kap. 32, 33, 34 und 35 des Rechenschaftsberichtes betr. Gesamtministerium und Staatsrat nebst Kanzlei sowie Kabinettskanzlei, Ordenskanzlei und Hauptstaatsarchiv (Berichterstatter Abg. Hübner-Zschopau, Freikonserv.) und genehmigte einstimmig und ohne Debatte nachträglich die bei diesen Kapiteln vorgevommenen geringen Etatsüber schreitungen. Nur bei Kap. 34 (Ordenskanzlei) waren drei Stimmen und zwar die der Freisinnigen gegen die Be willigung. Nächste Sitzung Montag 11 Uhr Kleine Chronik. o Die Mailänder als Löwenjäger. Aus Mai land wird berichtet: Am Sonntag gab es ein ungewohn tes Schauspiel in den Brianzahügeln bei Mailand; einige fünfzig phantastisch kostümierter Herren, Beduinen, Gau chos, Afrikaforscher und Polarjäger, alle bis an die Zähne bewaffnet, erschienen im Parke der Billa Radice, mit ihnen Ktnemawgraphenleute und ernst dreinschauend« Carabi nieri. Es galt eine Löwenjagd, eine wirkliche Löwenjagd: Soda sollt« sterben. Soda war eine schöne, ein wenig reiz bar« Löwin, sechs Monat« alt, stark wie ein großer Hof hund und mit einem Schwanz, der nervös und zornig die Gitter des KäfigS peitscht«. Vvn ihrer afrikanischen Heimat hatte man sie in die Lombardei gebracht, als sie noch klein war wie «in Kätzchen. Aldo Radice hatte jie für seine Billa Beldvsso gekauft, hatte ihr eine Stätte bereitet, sie gepflegt, sie aufgezogen. Wer Soda wies in dem Matze, als sie größer wurde, alle erzieherischen Ein griffe in ihr Privatleben zurück, immer unliebenswürdigcr wurde sie, launenhaft und jähzornig. Sie wurde gefähr lich. Sie müßte sterben. Mer sie sollte nicht sang- und klanglos enden, ein heroischer Dod ward ihr zugebilligt
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