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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190802152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19080215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19080215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1908
- Monat1908-02
- Tag1908-02-15
- Monat1908-02
- Jahr1908
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1908
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— 28 3»ki IIiKWn i« M iMkW M Mei. Fortsetzung. Pferde und Wagen waren zu militärischen Zwecken in Mesa und Umgegend so viel requiriert, daß man schwer noch etwa« auszutreiben vermochte. Sonntag, den 17. Juni, an welchem Tage Mesa die stärkste Einquartierung hatte — man sprach von 6000 Mann «ad 1500 Pferden — verlangte ein Zahlmeister in der RatS-Expedition, im Fall die aufgeschlagene Schiff brücke bet Promnttz zum Abbruch komme, müßten in Lorsorge auf dem linken Elbuser in Mesa 18—20 Zwei- spänner-Wagen, komplett zu« Abfahren und mit 3 Tage Futter für die Pferde versehen, vom Stadlrat gestellt werden. Der Herr Bürgermeister wußte die verlangten Geschirre nicht mehr aufzubriugen, da besann ich mich auf da» Rachbardorf Leutewitz, was bisher weder Militär noch Lieferungen usw. gehabt und wo mit Leichtigkeit diese Geschirre zu beschaffen feien. Sofort mußte ich und der Stadtkasstettr Hempel in Gemeinschaft de» Herrn Zahlmeister» zu Fuß den Weg nach Leutewitz antreten. In Göhli» gingen wir zum Inspektor Eidner und der Herr Zahl meister fragte, ob er un» bis Leutewttz ein Geschirr stellen könne. Der Inspektor sagte, er habe nur noch ein Pferd ikn Stalle, da» könnte er mit einem leichten Wagen stellen, wa» dankbar angenommen wurde. In Leutewitz ange- kommeu, ging e» zum Semeindeoorständ Schreiber und hier brachte der Herr Zahlmeister sein Anliegen vor. So fort hielt der Gemeindevorstand einen Umgang im Dorfe und binnen zwei Stunden standen 18 Zweispänner-Wagen, wie gewünscht, zur Abfahrt im Dorfe bereit. Auf Befchl de» Herrn Zahlmeister» setzte sich die Kolonne in Be wegung und wir fuhren hinterher. In der Nähe der Jahuabrücke kam der RatSdimer Müller und brachte dem Herrn Kassierer die Nachricht, er solle sofort zum Herrn Bürgermeister kommen, die Militär verwaltung »olle die Staatskasse revidiere«. Kassierer Hempel erwiderte, daß er sofort komme; zu uns beiden sagt« er aber: TtaatSgelder find nicht mehr da, das Geld ist alle» vor Ausbruch deS Kriege» abgeliefert wordeu. So soll auch die Revtsfion dann ausgefallen sein. Aber auf dem König!. Amtsgericht soll noch etwa» Kaffe vor handen gewesen sein. Die Freitag, den 15. Juni abgebrannte Eisenbahn brück«, der Leipzig-Dresdner Eisenbahngesellschaft gehörig, mutzte auf Befehl de» preußischen Militärkommando» von der Stadt Mesa binnen 8 Tagen -um Eisenbahnverkehr wieder hergestellt sein. Da» Holz dazu lieferte die Dampf» schneidemühl« C. C. Brandt. S» ward über die Schiffs brücke bei Promnitz gefahren. Die Stadt Mesa gab nach dem Kriege die Rechnung über den Bau der Brücke an die Staatskasse ab. Der Sächsische Staat hatte schon vor AuSbruch de» Kriege» den Preußen so viel wie möglich alle» Wertvolle aus dem Wege geräumt. Auch auf den StaatSbahnen waren sämtliche Lokomotiven und Personen wagen nach Böhmen abgefahren. SS war ein Glück, daß die erlassene Proklamation nicht zutras. DaS schöne Sachsen land blieb diesmal vom Kriegsschauplatz verschont. Die Hauptschlacht und Entscheidung sand in Oesterreich (König- grätz, am 3. Juli 1866) statt und zwar zum Nachteil für Oesterreich und Sachse«. Nach diesem Vorgänge schloß Preußen mit unser« König Johann erst am 21. Oktober 1866 Friede» und nach einem vollen Jahre kam erst das sächs. Militär wieder in da» Land zurück. Sachsen mußte von nun an dem neuerrichteten Norddeutschen Bunde beitreten, 10000000 Taler an Preußen zahlen und auch dar Post- und Telegraphenwesen dahin abtrete». In Riesa stand bi» 1. April 1867 eine preußische Eskadron Ulanen aus Fürstenwalde al« Besetzung. Nach diesem Kriege bekam der Herr Bürgermeister Sieger für gut geleistete Dienste vom König von Preußen den roten Adlerorden III. Klaffe. Wie schon im Anfang erwähnt, daß ein Unglück ost nicht allein kommt, so war er auch hier. Denn während deS KriegSjahreS zersprang in der Klosterkirche die große Glocke voll und ganz. Um nun ein gute» Geläute zu bekommen, wurden die beiden anderen Glocken mit umge- goflen. Am 21. Dezember 1866 früh 10 Uhr wurden die neuen Glocken vor versammelter Gemeinde an der Kloster kirche von Herrn Pfarrer Richter geweiht und alsdann aufgezogen und von */,2 Uhr nachmittags an eine Stunde geläutet. Während de» Krieges, am 14. Juli, trat auch in Sachsen die Cholera epidemisch auf. Der erste Fall kam in Zwickau vor, ein Glück war er zu nennen, daß Riesa von ihr verschont blieb. ES starben tn diesem Jahre in Sachsen und zwar in 330 Orten 6739 Personen und zwar: 236 im Regierungsbezirk Dresden, 3378 , „ Leipzig, 2598 » , Zwickau, 527 , „ Bautzen^ In diesem Jahre stellte sich auch heraus, daß di« Straß« von Riesa über Göhli», Poppitz nach Meißen nicht mehr der Zeit entsprechend war. Am 2. Januar 1867 war von der Staatsregierung auf hiesigem Kgl. Amtsgericht ein BerhandlungStermin anberaumt; e» waren vorgeladen der Stadtrat zu Mesa und die Gemeinden Poppitz, Mergen- dorf, Heyda, Kobeln und Prausitz. Der von der Staats- regierung ausgearbeitete Plan und Anschlag diese» Unter nehmen» war ans 10 650 Taler festgesetzt und man «intgta sich folgendermaßen: Die Stadt Riesa übernimmt für die vermlschlagte Summe den ganzen Bau der Strecke inL die Ueberbrückung der Jahna bi» an da» Poppitz« Areal. D« Staat zahlt an die Stadt Mesa die einmalige Summe von 8350 Taler. Die Stadt Riesa zahlt 1150 Tal« und übernimmt für immer die Unterhaltung d« Straße mit der Jahnabrücke. Dazu trägt der Herr Baron von Welck 200 Tal« bei. Da» Dorf Poppi- zahlt an Riesa zum Bau 475, Mergendorf 425, Heyda 150, Kobeln 60 und* Prausitz 40 Taler. Dies« Bau ward im Frühjahr 1867 in Angriff ge nommen und nach einem Jahr« dem Verkehr übergebend AlSdann kam der Brückenzoll, für jeden Wagen 6 Pfennige, an der Linnahmestelle der Karpfenschäuke in Wegfall, welch« Nutzen die RtttergutSherrschast seit Erbauung d« Brücke von 1557 an genossen hatte. Di« Birnbäume an der Jahnabrücke in Poppitz bis -um sogenannten Finken graben recht» und link» d« Straße schenkt« d« damalige Stadtverordnete und BahnhofSrestaurateur Herr Aufschläger an die Stadt und hat sich dabei ein langbleibender Denk mal gesichert. Vom Finkengrabe« bis zur Stadt heran wurden vom Stadtrat Aepfelbäume angesetzt. DlM LWL Mtfelecke. Qna-ratrittsel. Di« Buchstaben des Quadrat« sind so zu U » » u b ordnen, daß die wagerechten Rechen bezeichnen: r, - - - » I. und 8. je «men alttestamentlichen männ- ... , , lichen Namen, S. einen Strom in Norddeutschland, L r L t o 4 «inen Erdteil, 5. eine große Stadt in Egypten, u m n r r Die acht Buchstaben an den fett gedruckten Stellen r » » u v sollen oie Geburtsstadt eines hochberühmten deut ¬ schen Mannes nennen. Wechselrittsel. Sucht mich als Stadt in der Schweiz, am schönen Rheinstrom gelegen, Aendert zwei Laute ihr um, dien' ich der Umsturzpartei. Auflösung aus voriger Nr.: Nebelhorn. Druck und Verlag von Langer L Winterlich, Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. Erzähler an -er Elbe. Belletr. Gratisbeilage zam „Riesaer Tageblatt". Sk. 7. Rief«, tze» 15. Februar 1SV8. 81. Zuhrß. Der Türkisenring. Erzählung von P. Redlich. — Fortsetzung. ' Stunde auf Stunde verrann --- und die beiden Ein- sämen saßen noch inünjer nebeneinander. Sie fürchteten Las Alleinsein in heißer Kammers, Wo Heute doch kein» vion, beiden Schlaf Und Vergessen finden würde. Elisabeth hatte ihren Kopf an des Vaters Schulter gelegt. Sie konnte die rechnen Wort« nicht finden, nach Lenen sie ihren Kopf zermarterte. Aber sie dachte: viel leicht fühlt er, wie heiß ich ihn liebe und wies Heilig mir! sein graues tzaupt sein wich, Mehr denn je! Mit müden Bewegungen stand er endlich auf. »Mnüst nun herein, Kind," sagte er. „Wir müssen uns ja! doch da ran gewöhnen, müssen Wasen wie sonst — wir,nässen essen, trinken, arbeiten . wir müssen uns daran ge>- wöhnen." Sie Mang die Arme fest uw! seinen Hals. ^Ach will nur für Dich allein leben, Vater." „Daß Du das mußt, mein Kind, das ist wein größ tes Herzeleid in dieser ganzen Sache." Eine große Schwäche überkam das tapfere Mädchen, als sie nun in ihrer Kammer allein war. Sie legte den Kopf auf den Lisch, konnte nicht weinen, könnt« nicht; denken. Ihr ivay. als sei sie schon gestorben. Sie beachtete es nicht, daß leise an ihr Fenster tzo- pvcht wurde, wieder und wieder. Endlich erhob! sie sich, ging zum Fenster und öffnet« eF ein wenig. „Komm heraus, Lisbeth," rief eine heisere Stimme, Sch mutz mit Dir reden." Es gab Elisabeth einen Ruck. Gantz wach und stark fühlte sie sich plötzlich, als sie diese Stimme hörte. „Geh!" sagte sio streng. „Zu einer Liebsten, die man Uachjts vor die Dür bestellt^ Passe ich nicht." „So bleibe nur ein wenig am Fenster stehen und Köre mich an," bat Ludwig mit leicht bebender Stimme. „ES kommt jetzt niemand." „Nein, ich will Dich nicht hören," sagte siel. ,Zch ge höre zu meinem Vater, zu .niemand sonst. Ich will Dich -nicht hören, niemals mehr. Wir -wer, wir haben nichts mehr miteinander zu schaffen." Sie warf Las Fenster zu und schflotz den kleinen Höl zernen Laden, der es vvn innen schützte. Horchend stand sie mit gefalteten Händen, Vis draußen zögernde Schritte sich entfernten. Da endlich kamen ihr die Tränen. Sie warf sich auf ihr Lager und hraH in ein leidenschaftliches Schluchzen aus. Vorbei Glück-, vorbei Hoffnung- vorbei Jugendi vtzrbei! Vorbei! VIK Ludwig stürmt« zum Torfe hinaus auf die Land straße und irrte planüos hin und her, in einer tiefun glücklichen Stimmung, über deren Art er sich selbst keines wegs klar war. Es war ein Gemisch von Reue, Schmerz und Zorn in ihm- bis endlich der Zorn die Oberhand gewann. „St« Kat mich selbst gehen heißen,^ dachte er trotzig, „nun gut, sie Ml ihren Willen haben , wird auch am besten so sein." Er eilt; in bas Hvchzeitshaus zurück, Ws man ihn schon vermißt hatte. Einige der reichen Bauerntöchter lächelten ihm aufmunternd entgegen. Sie waren praktische Mädchen — war wirklich die Geschichte mit BöhlekeS Eli sabeth aus, wie es den .Anschein hatte, so mußte sie eins Nachfolgerin habens und es .verstand sich, daß cs vernünftigerweise dann eine vpn den großen Bauern töchtern war. t Einer der jungen Burschen, der sich über die Mädchen ärgerte, rief ihm entgegen: „Na, bist Tu wedder da? Ick dacht' all, Tien Brut wär' Di utkneppen und Tu tatst öhe sökn." , , „Ick lvop keenem Minschen »ah, hem' ick, Gott sei Tank, mich nödig," sagte Ludwig. Ec holte sich eins der. begehrtesten Mädchen zum Tanz und schien bald einet der lustigsten zu fein, schwatzte und lachte und goß ei» KlaS Mer nach dem andern hinunter. , TaS Fest näherte sich sänem Ende)' als er ziemlich unsicheren Ganges zum Hause schritt, um sich Kaffee zu Men; ihm war wüst und'schwindelig. I» der großen Stube waren nur nach Wenige FraUen« Aber die behäbige Frau des Schnittwarenhändlers, bei dem die Ausstattung der Braut gekauft worden war, fast noch gemütlich genießend vor der vollen Tasse und stippte den wohlgeschmierten Butterkuchen ein. Neben ihr fast mit strahlend vergnügtem Gesicht Frau Dorothea Slüter^ St« war in bester Laune, denn ihr großes Sorgenkind-, Lev Ludwig, schien ja nun endlich vernünftig zu werden^ „Wie ist denn das," fragte die Frau des Schnittwaren« Händlers, „ich denke, es gibt bald eine zweite Hochzeit?! Hat denn Ihr anderer Sohn nicht auch eine Braut? Tack hübsch» große Mädchen/ wie heißt sie gleich? Fräuleist BöMe^ ' s „Brant? Rch daß ich nicht wüßt'! Wenn einer jung und dumm ist und wenn einer denn denkt, er hat 'n» Braut/ dann wird dsie noch lange nicht geheiratet. Wack unser Ludwig is, der mutz natürlich auf 'N Hof heirate^! so eine, wo die Wirtschaft kriegt. Nee, was die Böhlekew iS, das is aus'. Wo kann den« fo was passen? n' halb! Pfund Kofsi abwiegeu, das is bisch anderst als 'n Bier zentnerschwein abtaxieren! Ree, mik die Böhleken is. daß aus!" s Triumphierend setzte sie mit hartem Ltzotz ihre KaffcH tasfo aus den Tisch. ! Tie Frau des SchnittivÄrenhändlers fühlte sich fast ei» wenig, beleidigt, gewissermaßen als Zunstsgenvssin Eli« sabeths. Sie sagte mit erhobenem Näschen: „Run, Fräu«. lein Böhleke ist ja Wohl «in gebildetes Mädchen — und! La Ihr Svhn, wie man hört, städtische Schulen besucht hat, so könnten sie vielleicht ganz gut zusammen passen; er wird ja Wohl dann auch von leidlicher Bildung sein.. /s „Bildung? Na, das versteht sich," rief Frau Dorothea ttiohlgesällig. „Wenn man's bezahlen kann, denn kann man siovie! Bildung an die Kinder wenden, as man will/1 Sie bemerkte nun Ludwig, der in der Türe stand und das Gespräch mit angehört hatte. Lächelnd nickte und' winkte sie ihm zu. Sie zappelte förmlich vor Eifer und Liebenswürdigkeit. j „Komm, Ludwig! Magst '« Daß Kofsi? Oder Punsch?! Komm man immer her. Frau Schneidern kennt Tich all. Wir haben all vvn Tir gesprochen." > Er schüttelt« den Kopf und wandte sich ab. Förmlich einen Stich hatte es ihm vorhin gegeben, als die Mutte«, so fest und hart gesagt hatte: „Mit der Böhleken das ist nun äuS." Aus! Hatte er das gewollt? — Er ging nicht zu den Tanzenden zurück, sondern schritt über die Strqße dem Slüterschen Gehöft zu. Er wollte sich zur Ruhe legen — wenn es Ruhe für ihn gab. In der Wohnstube, durch die man in seine Kani ine« gelangte, saß einsam der alte Klüter und sog an dem
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