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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1908
- Erscheinungsdatum
- 1908-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190806165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19080616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19080616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1908
- Monat1908-06
- Tag1908-06-16
- Monat1908-06
- Jahr1908
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.06.1908
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zurückzuführen sind. Nach den Vorschriften der Berufs- genossenschaft dürfen zum Abernten der Baumfrüchte nur solche Lettern verwendet werden, die in gutem und brauch barem Zustande sich befinden und am Fuße mit eisernen Spitzen beschlagen sind; auch Ist jede Letter nachdem An legen sofort mit wenigsten» zwei, Mt eiserne« Spitzen beschlagenen Steifen von entsprechender Länge zu stützen. De« »etriebsmtternehmern und Pächter« von Obstnutz- ungen ist die genaueste Einhaltung der Unfallverhütung»« Vorschriften aufgegeben und ihnen zur Pflicht gemacht worden, die beim Obstpflücken beschäftigten Arbeiter über jene UnsallverhütungSvorschriften zu belehren und zur strengsten Befolgung anzuhalten. — Ueber Ursachen, warum Pferd e zuweilen böS- drtig und störrisch erscheinen, wird Leipziger Blät tern folgendes geschrieben: „Ein Arbeitspferd, sonst ein guter Zieher, versagte eines Tages bei der Arbeit und war nicht mehr vorwärt» zu bringen. Der Kutscher glaubte, das Tier habe störrische Mucken, worin ihn ein zu Rate gezogener Kollege bestärkte. Beide beschlossen, diese Mucken mit der Peitsche auszutreiben, und bear beiteten gemeinschaftlich das arme Äer. Dieses stieg und schlug, aber ziehen tat es nicht. Da kam.ein verständiger Mann hinzu und gebot dem wüsten Treiben Einhalt. Seine Trage, ob sie denn da» Geschirr des Pferde» schon untersucht hätten, verneinten die beiden. Nun beruhigte der Mann zunächst das erregte Tier und nahm ihm bann das Geschirr ab und siehe da: An der Innenseite de» Kumtes ragte ein scharfer Nagel hervor. Dieser wurde bescitigb-und das „störrische" Tier zog wieder wie früher. Gin anderes Arbeitspferd, fromm! wie fast alle seiner Art, wurde innerhalb kurzer Zeit bösartig, wollte sich njcht mehr angreifen lassen und wehrte sich namentlich im Statt« gegen da» Auflegen des Geschirrs. Alle Prügel und die auserlegte Extraskrafarbeit verschlimmerten nur vaS Uedel. Da wurde das.Tier einem anderen Kutscher, einem ruhigen, erfahrenen Manne übergeben. Dieser schimpfte und schlug nicht, wie der frühere und bald auch lieh sich das Pferd von ihm betasten. Es hatte eine kaum sichtbare, aber äußerst empfindliche Schwellung an einer Stelle, wo der Bauchgurt aufliegt. Der Schaden Heilte unter entsprechender Behandlung und das „bös artige" Pferd war wieder fromm." Das sind zwei Fälle aus der Praxis des Leipziger TierschutzveretnS. Möchten Geschirrbesitzer und Kutscher auch anderwärts ihre Lehren daraus ziehen. — In Waldheim ist am Sonnabend di« mit dem 22. sächs. Gastwirtttage verbunden« gastg«w«rblichr Landesausstellung im Beisein von v«rtr«tern der königl. Ltaattregierung, der städtischen Körperschaft«», der Sewerbrkammer Chemnitz und zahlreicher Ehrengäste feier« Itch eröffnet worden. Sie ist außerordentlich reich be« schickt, so daß die 2500 gm Vodenfläche messend« Halle bi» auf den letzten Platz gefüllt ist. Da« Bild, welches die Ausstellung bietet, ist ein ungemein fesselnde«. Schon die dekorative Ausstattung der Halle repräsentiert ein Schaustück ersten Range«; einfach und doch reich gehalten, wirkt st« besonder« durch die Farbenverwendung äußerst wohlgefällig auf da« Auge. Die Au«stellung«gegenstände umfassen alle«, wa« im Gastgewerbe gebraucht und ver wendet wird, und daneben auch eine Menge von größeren und kleineren Artikeln, die im alltäglichen Leben der All« gemeinheit ein« Roll« spielen. Der Besuch der Ausstellung ist darum nicht nur für den Fachmann, sonder« auch für die Angehörigen aller Berufsstände und besonder« auch für die Damen ein äußerst lohnender. Di« Au»stellung bleibt geöffnet bi» mit Montag, den 22. Juni. — Zur Bekämpfung der Schädling« im Obstbau schreibt man un«: Wer die schädlichen Einflüsse der Insekten und Pilze auf die Obstbäum« und Beeren- sträucher möglichst einschränken will, dem bleibt nicht« übrig, al« letztere ost zu durchsuche« und die Schädlinge entweder mit der Hand oder mit der Spritz« zu vernichten, bevor st« sich «»«breiten und ihr« Brut absetzen können Häufig geht man aber erst dann an die Bekämpfung der Schädlinge, wenn sie di« Bäume teilweise kahlgefreflen und viele Blüten und junge Triebe vernichtet haben. Dir Räupchen in den zusammengezogenen Blättern oder in den Restern lasse man nicht entschlüpfen, sondern verbrenn« fie mit den ruinierten Blättern und Fruchtknospen. Die BkttlauS, die Schtldläuse, die Raupen und Asterraupen und die Käferlaröen, di« Blattläuse, die schädlichen Pilze, wie Fustkladium, beseitigen wir mit Obstbaumkarbolineum (die Firma F. Schacht in Braunschweig liefert auch die Spritzen dazu). Wer im Herbst und im zeitigen Früh jahr die Rinde der Kruchlgrwächs« mit Karbolineum be handelte, dem wird der Lernichtungskampf gegen die Schädlinge im Sommer nicht schwer falle«, wo die Blüten und Endknospen verwelken, suchen wir die Misse täter auch im Holz auf, damit ihr« Nachkommen un« nicht mehr in den folgenden Jahren schaden können. Am Zwerg obst und an kletnen Bäumen ist da« leicht möglich. Strehla, 1ö. Juni. Der Leichnam des ant Don nerstag in LöSnig ertrunkenen 14 jährigen Hermann Oeh- Mig von hier wurde heute früh auf Außiger Flur ge landet. — Herr Gendarm Drumbach verläßt am 1. Juli Strehla, um nach Schandau, seinem zukünftigen Wirk ungskreis, -u übersiedeln. Lommatzsch, 1ö. Juni. Gestern nachmittags von M Uhr an tagte im Gartensaal de» Wölfelschen Restau rants die LerbandSversammlung deS bienenwirt- schastlichen Bezirksverbandes Lommatzsch die vom Vorsitzenden de» Verbandes, Herrn Gutsbesitzer Gäbel-Klessig Herr Gäbel ist bekanntlich auch Vor sitzender deS bienenwirtschaftltchen HauptvereinS im König reich Sachsen — geleitet wurde. Der Erstattung der üb lichen Berichte folgte ein mit großer Sorgfalt auSge- arbeitet», gedankenreicher Vortrag des Herrn Lehrers Lehmann-Rauschwitz, des Geschäftsführer» de» bienen- psirtschaftlichen HauptvereinS im Königreich Sachsen, über da» Theas« r „Die Biene, et« Lehrmeister und Erzieher der Menschen". Dem Vortrag«, der demnächst auf der Delegiertenversammlung in Markneukirchen gehakte« wer de« soll, war folgend« DtSpositwn zu Grund« gelegt: Die Biene ist «in Lehrmeister und Erziehe« der Menschen insofern, al» st« 1. uns Auge und Herz öffnet für die Natur, 2. in un» den «Men Bürger- und Familiensinn erzieht U«d S. zum Herr« führt. Bit d«r Beratung über Zett und Ort der nächste« verdandtzdersatnMlung, wurde beschlossen, die Versammlung ansang Müt de» kommenden Jahre» in Rüsseina abzuhalten und zugleich mit dieser Versammlung die Feier des 25 jährigen.Jubiläum» de» dortigen Bienenzüchtervereins zu begehen. Rach einer kurzen Aussprache über allerlei Fragen, über die Herr Gäbel erschöpfend« Auskunft gab, ging die Versammlung auseinander und stattete zunächst dem Gotteshause einen Besuch ab, um dann aus Anlaß deS 50 jährigen Jubi läum» des Lommatzscher Bienenzüchtervereins in Wölfel- Restaurant zur Festtafel sich wieder zusammenzusinden. Hierbei war Herr Gäbel in der erfreulichen Sage, noch eine Anzahl um die JMkersache verdienter Männer mit Auszeichnungen zu bedenken und zwar de« langjährigen Kassierer de» hiesigen LienenMchtervereins, Herrn Lreischke-Großkagen mit der silbernen HaupwereinS-Me- daille, Herrn Rentier Kühne hier und Herrn Böttchermei- ster Schlegel-Heyda mit der bronzenen HauptvereinS- Medatlle, Herrn Rentier Gmard Clauß-Altlommatzsch und Herrn Hermann Leibhold-Diera Mit einem Lhrendiplom. Nach dem FestMabl fand ein sehr anregend verlaufener FrstkommerS auf dem Ratskeller statt. Niederlößnitz. Die verstorbene Frau verw. Lehne hat der Gemände eine Stiftung von 60000 Mark hinterlassen zum Zwecke der Errichtung eines Kranken hauses. Der GemÄnderat, den die Angelegenheit am letzten Donnerstag in einer Sitzung beschäftigte, konnte sich nicht entschließen, die Stiftung unter den gestellten Bedingungen anzunehmen, da man die Gründungskosten für ein Krankenhaus auf mindestens ZOO 000 Mark ver anschlagte. t Dresden, 15. Jüni. Se. Exzellenz der Herr Staats und Finanzminister Dr. v. Mger Hat einen mehrwöchi gen Urlaub angetreten und ist nach dem Schwarzwald ge- reist. — Die Sächs.-Löhm. Tampfschiffahrtsgesellschaft soll in den Pfingstfeiertagen, dank des günstigen Wetters, aus dem Ausflugsverkehr mehr als 80000 Mark gelöst haben. Radeberg. Gestern früh Uhr wurden die Be- tvohner von Lomnitz durch FeuerlärM au» dem Schlafe geweckt. La» mit Stroh gedeckte Wohnhaus nebst Scheune des Hausbesitzer» und Arbeiter- Emil Schuster stand über und über in Flammen. Nur mit Mühe konnte die zahl reiche Famili» da» nackte Leben retten. Brandstiftung wird vermutet. Schandau. Wiederum ist ein Tourist vom Kuhstall abgestürzt. Der junge Mann wollte im Uebermute in der Nähe deS Habichtgrabens den Felsen ersteigen, verlor die Kraft und stürzte ab. Döse Verletzungen im Gesicht sowie der Verlust etlicher Zähne und schwere Hautab schürfungen ließen die Ueberführung nach.dem Kranken hause als notwendig erscheinen. Werdau. In dem reichlich 1900 Hektar großen Wer dauer Walde sind dem Wirbelwind am letzten Freitag rund 5000 Festmeter, das sind mindestens 20 000 Bäume, zum Opser gefallen. Fast jede der 95 Abteilungen hat Schaden erlitten, ein genau zu beobachtender Strich ist jedoch am stärksten betroffen worden. Ritters grün. Der Trichinenbeschauer August RL- ding wurde, al» er bei einem Gaschofsbesitzer Fleisch untersuchen wollte, von einem sonst gutartigen ZuG- hunde in die rechte Hand gebissen und erheblich verletzt. Außerdem biß ihm das Tier den Mittelfinger der linken Hand ab, den es verschluckte. Der Hund sott auf Toll wut untersucht werden. ' Leipzig, 16. Juni. Wenn nicht all« Anzeichen trügen, so schreibt da» ,L. T", scheint endlich Licht in da« grauenhaft« Dunkel, do» übenden Fall H«in« ge breitet liegt, zu kommen. Di« Staatsanwaltschaft in Der bindung mit der Kriminalpolizei hat «ine neu« Spur ent- deckt, die anscheinend in Verbindung mit der Frau Loh- mann zu bringen ist. Gestern gegen Mittag fand «in« Konferenz statt, an der Staatsanwalt Dr. Kunze, Polizei direktor Bretschnetder und Kriminalkommissar Dr. Finke teilnahmen. Ueber da« Ergebnt« der Besprechung wird tiefst,« Stillschweigen beobachtet; doch scheint »« sich um wichtig« Ermittelungen zu handeln. — Der Meineid«. Prozeß Reichert bracht« am Freitag e nt;e turbulente Szenen. Unter anderem wollt« der Angeklagte Kraatzsch bet der Verhandlung mit dem Prädikat .Herr- angesproqen werden. Im ganzen find die .Herrin* etwa« manierlicher geworden, da man ihnen bet fortgesetztem schlechten Ver halte« Dt«ztpltnarstrafen angedroht hat. von diesen wirkt besonder« da« „Setzen auf schmale Kost' immer be ruhigend. — Im Anschluß an den gestern vormittag ab gehaltenen Verbandblag der sächsischen Handwerkergenossen schaften sand am Nachmittag die S. ordentlich, General versammlung der Handwerkergenossenschaft«- bank statt. Den Vorsitz führte Herr Tapezterrrobermeister Knappe-Leipzig. Dem vorliegenden Geschäft! bericht war zu entnehmen, daß der Handwerkeroenostenschasttbank im vergangenen Jahre «etter« 10 Genossenschaften bitgetreten find, so daß ihr nunmehr 22 Genossenschaften und 2 Ein zelpersonea al« Mitglieder angehören. Di« vank ver» Mittel« im verflossenen Jahre 85 000 M. neu« Darlehen au« Staat«g,ldern für ihre Mitglieder, di» voll zur Au«, -ohlung gebracht wurden, vorher waren schon 80000 M vermittelt worden. Da die bet der vank eingezahlten Ge- nossenschaft«anteil« bei weitem nicht aubretchten, um die Gechbedükfntsse der Mitglieder befriedigen zu können, so wurde von d-r Eiaatbregierung auf Ansuchen ein vetrao von 20 000 M. al« Betriebskapital gewährt. Der Gesamt umfaß im Deb«t und Kredit bezifferte sich auf 1-11485 M! vtlanz und Jahre«r»chnung wurde« von tz«r Oersammlung richtig gesprochen und dem vorstmttz« E«tlastu«g erteilt. Mühld«rg. Gin »euer Utiglücksfall beim Bade« in der Elbe Hat sich am Sonntag zu-etvagen. Während der Kirchnett am Vormittag war der Handlungs gehilfe Ernst Gatzsche nach der Podestelle gegangen, um sich durch ein Bad zu erfrischen. Bei dem versuche aber, den Strom zu durchschwimmen, schwanden dem jungen Manne schon auf halbem Wege die Kräfte. Nach kurzem Kampfe mit dem nassen Elemente versank der Unglück, ltche. Er stammt au» Furth bei Chemnitz, geboren am 22. Oktober 1887. Der bedauerliche Vorfall wird dadurch noch -u einem besonder» tragischen, daß Gatzsche den Sonn tag gemeinsam mit seiner Braut auf dem Schützenfest platze vergnügt zu verleben hoffte. Er hatte das aus- wärt» wohnende junge Mädchen eingeladen, nach hier zu komnckn, und dieses hatte dem Wunsche auch gern ent sprochen. Als es die Ankunft dem Bräutigam melden ließ, war dieser auf dem Gang in den Tod; die Trauer kunde traf dann auch bald ein und versetzte da» eben noch so glückliche Menschenkind in tiefste Trauer. — Las hiesige Schützenfest hat bei schönstem Wetter einen un gestörten verlaus genommen. Schützenkönig wurde Herr Fleischermeister Oswald Jentzsch Vermischtes. Gin Geniestreich Zu den letzten Pariser Dieb stählen, die mit ungewöhnlichem Raffinement auSgeführt wurden, schreibt der „Boss. Ztg." ein Gedenkmann älterer Pariser Tage: ES war im Winter 1868. Alle», was Pari» an Glanz in sich barg, sollte sich in der Oper ver sammeln. Tie Ouvertüre ging vorüber, der Kaiser, be- gleitet von der Kaiserin, war in seine Loge getreten. In diesem Augenblick hörte man das Oeffnen der zwei ten Loge, rechts von der Kaiserloge, und hinein tritt die Frau des russischen Gesandten. An ihren Armen, blitz-ähnlich strahlend, glänzten Diamantarmbänder, von denen Paris schon so viel gehört und die die Krone vergebens zu kaufen versucht hatte. Gin Summen der Bewunderung ging durch das Haus, dann erst wandte man sich den Vorgängen auf der Bühne zu. Als der Vorhang nach dem ersten Akt fiel, trat ein Diener in kaiserlicher Livree in die Loge des russischen Gesandten. „Ihre Majestät hat die Armbänder Eurer Durchlaucht bemerkt und findet sie bewundernswert, sie läßt an fragen, ob die Frau Fürstin so freundlich sein möchte, der Kaiserin zu erlauben, sich eine» dieser Bracelets in der Nähe anzusehen?" IM Augenblick war das eine Armband gelöst, und mit einem Ausrufe des Entzückens verbeugte sich der kaiserliche Diener und ging zur Loge hinaus, das Armband im Werte von mehr als einer Million Franks mit sich tragend. Der Vorhang fiel, das Stück war zu Ende und noch wartete die Gattin des russischen Gesandten mit wohlerwogener Höflichkeit auf die Rückgabe ihrer unschätzbaren Juwelen. Der kaiserliche Hof erhob sich und ging fort, und noch immer war das Armband nicht zurückgegeben. ES blieb der Fürstin nicht» übrig, als ebenfalls nach Hause zu fahren. Dort erzählte sie den Vorfall ihrem Gatten,. der sofort an- spannen ließ, nach den Tüilerien fuhr und dort um die Rückgabe der Diamanten bat. ES folgten Erklärungen und der Fürst überzeugte sich, daß die Kaiserin niemals nach dem Armband geschickt und daß d-r Mann in der kaiserlichen Livree sicherlich einer der frechsten Diebe der Hauptstadt gewesen sein mutzte. Er befahl seinem kutschier, sofort zu dem Pvlizeipräfekttn zu fahren, und bevor der Tag graute, durchsuchten Hunderte der tüch tigsten Polizeibeamten ganz Paris nach dem gestohlenen Tiamantarmband. Ter Fürst, angsterfüllt, blieb indessen aus der Polizetpräsektur, während die Fürstin unruhig das Zurückbringen ihres Armbandes erwartet«. ES l>atte bereit» 10 Uhr geschlagen, als an der Mr der russischen Gesandtschaft heftig die Glocke gezogen wurde und ein Polizeibeamter die Fürstin zu sprechen verlangte. Sich tief verbeugend berichtete dieser, datz man den Tieb ent deckt und das Armband bei ihm gefunden habe. Doch der Bursche bestehe darauf, daß er kein Dieb sei und datz das Armband schon seit vielen Jahren in dem Le- stch seiner Familie wäre. Der Fürst lasse die Frau Fürstin daher ersuchen, daS zweite Armband zu über- senden, damit man die beiden vergleichen könne. Tie Fürstin öffnete, ohne ein Wort zu sagen, ihr Schmuck kästchen und übergab dem Polizisten da» zweite Arm band. Dieser verlieh mit einer tiefen Verbeugung das Gemach, und die Dame zog sich zurück, um endlich zu schlafen und von ihren Armbändern zu träumen. Als die Gloae mittag 1L Uhr schlug, trat der russische Ge sandte, abgespannt und mißmutig, in das Zimmer seiner Gemahlin und warf sich verzweifelt auf einen Äuhl. Tie Fürstin öffnete die Augen und fragte mit frohem Lächeln nach ihren Armbändern. „Ach wa»", rief der Fürst grimmig aus, „wir können nichts üb«r die freche Diebesbande erfahren". „Was?"' schrie die Fürstin auf. „Hast Du es nicht zurückerhalten? Ter Beamte, der das zweite Armband abholte, sagte, daß der Tieb verhaftet und da» Armband bei ihm gefunden worden seil" Ter Fürst sprang mit einem Ausruf de» Entsetzen» auf und ersuchte seine Frau, sich näher zu erklären. Sie tat dies mit wenigen Worten, und stöhnend fiel der Gesandte auf seinen Stuhl zurück. „Die Schurken haben Ttr auch noch das zweite Armband gestohlen, denn wir haben keinen Boten abgesandt. Der Mann, dem Tu e» übergabst, war kein Beamter, sondern ein noch frecherer Dieb als der erste!" Und so war e» in der Tat, die Armbänder wurden niemals zurückgebracht. Ländlich, sittlich in — Afrika, «u» Halle an der Saale schreibt man: Einen tiefen Einblick in daS Treiben der Farmer in den Kolonien gewährte eine vor
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