Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190912282
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19091228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1909
- Monat1909-12
- Tag1909-12-28
- Monat1909-12
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- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1909
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«r «uaxuUtch i«f»!g« tz« Beschädtg«,« «i««> gvchen Lei!« der Gutttrrüöen und «uch d«r Kartoffelu durch ßM im ivvod« «iuuetreten«» Gruft «otmrudlg wurde, «lxrfelt» uud dmch du damit iw-Zusammenhang stchend« Ststg«- rmg dar KrastfuttermUtilpreis« qudararsrit». «uch di« soeökigen ErzeugungSkosten erfuhren tm Berichtsjahr« eine «uiUre Erhöhung. Hrrvorgrhoben seien bt« gBch,«Ua Puif« für Kuhlen, Düngemittel und landwirtschaftlich« Maschinen und Geräte, di« höheren «ufweudungen für Staat und Geweind«. In vtüen «Trieben Hat hier,« di« Gtnsorderung «tn«r ««gewöhnlich hohen Nachschußprämi« für di« Hagelversicherung. Auch di« Löhne, namentlich für «kkordarbetter, sind »etter gestiegen, und di« Aufwen- düngen hierfür erfuhren auch noch dadurch eine Erhöhung, daß di« Genie der Körnerfrüchte teilweise mit besonderen Schwierigkeiten verbunden war. Die ArbetterverhSllniff« haben sich Im vergleich zu den Vorfahren wentg geändert. Nach wie vor gaben sie Anlaß zu schweren Magen. Di« meisten größeren Güter und auch viele mittlere Betrieb« waren gezwnngen, autiländische «rbeiUkräste «inzustillen, dt« fortgesetzt höher« Löhne forderten, größere Neigung zum Kontraktbruch zeigten und in vielen Fällen kontraktbrüchig wurden, wenn ihr« Forderungen abgelehnt wurden. Immer dringlicher macht« sich deshalb in den Kreisen der Sand« wirt« da» verlangen nach Maßnahmen geltend, welche ge eignet erscheinen, den Vertragsbruch der ausländischen Wanderarbeiter zu verhindern oder doch zu erschweren. Es darf erhofft werden, daß di« gegen Ende de» Berichts jahre» getroffen« Anordnung, wonach ausländisch« Arbeiter polnischen und ruthenischen Stamme» inländische, in deutscher Sprache abgesaßte «u»we«»papiere sühren müssen, im Lause der Zeit die erhoffte Besserung in der gedachten Nichtung Herbeifähren wird. — Tie Aktiengesellschaft Lauchhammer steht, Me kürzlich bekannt geworden, jetzt im Begriffe, in Realisierung eines von ihr seit einer Reihe von Jah ren sorgfSltigst ausgearbeiteten Projektes, ihren enormen Bedarf an elektrischer Kraft in Lauchhammer zu erzeugen und nach ihren großen Werken in Gröditz und Riesa-Gröba Hinüberzuletten. Tiefem Projekte ist gerade der Ort Lauch hammer für die Elektrizitätszentrale zugrunde gelegt Worden, weil die Gestehungskosten für den elektrischen Strom dort in mehr als einer Beziehung ganz außer gewöhnlich billige sind. Besonders spricht hier der Um stand mit, daß die Gesellschaft für die elektrische Energie- Erzeugung in Lauchhammer für unbegrenzte Zeit eigene und damit billige Kohlen zur Hand hat. Auch der in Bildung begriffenen Genossenschaft für eine Ueberland- Zentrale im Großenhainer, Meißner und Oschatzer Kreis« würde infolgedessen die Lauchhammer-Gesellschaft den Strom zu einem ganz wesentlich billigeren Preise liefern lönnen, als ihn sich die Genossenschaft jemals selbst auf einer auf ihre eigenen Kosten zu errichtenden Zentrale zu erzeugen vermöchte. Es ist hier nicht der Platz und auch nicht die Absicht dieser Ausführungen, auf alle die er heblichen Vorteile hinzuweisen, die gerade für die Ge nossenschaft hieraus erwachsen müssen. Es sei nur an- geführt die Ersparnis einer eigenen KatzitalSfestlegung für die Genossenschaft und damit die Enthebung der be teiligten Gemeinden, sich große kapitalistische Lasten auf- zubürden. Dor allen Dingen fällt aber ins Gewicht die Ausschaltung jedweden Risikos für die Genossenschaft, und das kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.. Dem Ver nehmen nach ist die Lauchhammer-Gesellschaft auch bereit, der Genossenschaft allen benötigten Strom auch auf vor läufig nur z>vei bis drei Jahre zu liefern. Diese» Ent gegenkommen würde der Genossenschaft hinreichend Zeit bieten, sich völlig darüber klar zu werden, ob die genossen schaftliche Entwicklung später noch die Anlage einer eige nen Zentrale rechtfertigen wird, bezw. welche Ausdeh nung dann dieser eigenen Zentrale ohne Risiko zu geben wäre. Gerade in letzterer Beziehung tvürde sich nach mehrjährigem Bestehen der Genossenschaft zweifelsohne ein viel einwandfreieres Urteil fällen lassen als zurzeit, wo man sich nur mehr oder minder problematische Be rechnungen als Unterlagen dienen lassen muß. Neben der erwähnten Ersparnis an selbst aufzunehmendem Kapital und der Zinsenlast hierfür dürfte sich für die Genossen schaft bet einem Anschlüsse an die Lauchhammer-Stark stromleitung eine Strompreisersparnis von mindesten» 60000 Mark ergeben. Daß die Lauchhammer-Gesellschaft den Strom von der geplanten Genossenschaft-zentrale ent lehnen sollte, ist Wohl nicht angängig, da der Krastbedarf der Lauchhammer-Werke rund 18 Millionen Kilowattstun den pro Jahr beträgt, der der Genossenschaft aber vor aussichtlich nur 1,2 Millionen Kilowattstunden. Ter von der Genossenschaft in eigener Zentrale zu erzeugende Strom würde deshalb im Herstellungspreise für die Groß industrie zu teuer sein. — Eine wesentliche Neuerung in den evan gelischen Kalendern ist die neue Namenreihe der Doge. Bisher fanden in den evangelischen Kalendern die Auswahl der Namen für die Tage nicht nach bestimmten Grundsätzen statt, sondern «s herrschte in bezug hierauf die größte Willkür. Um Besserung zu schaffen, hat der deutsche evangelische Kirchenau-schuß auf der Konferenz zu Eisenach eine Namenreihe angenommen. Die Namen für die Hälfte der Tage Ist für alle deutschen evange lischen Kalender verbindlich, für die andere Hälfte werden zwar Namen empfohlen, doch soll hierüber den einzelnen Landeskirchen freie Entschließung Vorbehalten bleiben. Auf Grund dieser Beschlüsse ist nun an da» Königlich Säch sische Ministerium de» Innern im Einvernehmen mit dem GjnMschäucherischen LemdeMWstftormm sür alle sich, stschen «NNNO«tschen Kalender die Namenreihe vorge- schrtSdM WM«,, tte nunmehr erstmalig Aufnahme ge- fanden hat. - — Der Lehr« und Kantor eine» erzgebirgischen Dor fe» wollt« i«H«r»str dies«» Jahre» an dem weißen Mar- morkreuz auf dem Grab« feiner Docht«« die Inschrift ay- bringe» lasse«: „Lerne leiden, ahne -u klagen!» In ter Annahme, daß »egen diese» Wort nicht» einzu wenden sek, besteche er die Schrift, fragt« dann aber doch noch ber dem Pfarrer an Und.erhielt darauf, nach der ,Leipz. Lehretztg.", folgende Antwort: „SS tut mir leid, daß Sie die Inschrift auf dem Grabdenkmal be stellt Hobe«, ohne vorher die Genehmigung nachzu suchen. Auf unser christliche» Kreuz möchte'ich »virllich nicht das heidniich-stoischet .Lerne leiden, ohne zu Na- gen" haben, und wenn «» auch von dem lieben Kaiser Friedrich stammt. Ein Christ darf Nagen, seinem Gotte und auch Menschen sein Leid Nagen! Darum bitte ich Sie, die Bestellung zu ändern. Auf» Kreuz paßt am besten et« Bibelwort." Auf die Vorstellung de» Vaters, daß sich die Sterbende den Spruch gewünscht und daß sie dabei nicht» Stoisch-Heidnische» im Ginne gehabt Habe, blieb der Pfarrer doch bet seiner Bitte, die natürlich einem Verhote gleichkam. „Wir al» Geistliche," schrieb er, „haben die heilige Pflicht, auf unseren christlichen Gottes äckern in allem den christlichen Charakter zu wahren. Zu einem gut christlichen Spruch ist jene» Mort auch durch einen Kaiser, wie unser Fritz e» war, noch lange nicht geprägt." — Ter Vater wandte sich hieraus an die Superintendentur, die denn auch einer weitherzigeren Auffassung Raum gab und die Sache dahin entschied, „daß die vom Pfarramts zu N. beanstandete Grab inschrift: „Lerne leiden, ohne zu Nagen!" nicht zu be anstanden war, da jikln christlichem Sinne verstanden Werden kann". Polschappel. Hier wurde am Heiligabend ein elf- jähriger Knabe von einem Automobil tödlich überfahren. Dem vernehmen nach soll der Wagen ein Weihnachtsge schenk gebildet und seine erst« Fahrt gemacht haben. Pirna. Wie der «Pirn. Anz." meldet, soll am Frei, tag in frühester Morgenstunde in den Pillnitz» Waldungen ein Pistolenduell stattgesund,n haben. Pi» beiden Gegner waren «in Herr au» Dre»den und der Besitzer eine» grö ßeren Gute» in der Pirnaer Gegend. Der erstgenannte soll schwer verletzt und in einem Automobil nach Dresden transportiert worden sein, der letztere aber soll nur leich tere Verletzungen davongetragen haben. Luga b. Bautzen. Der hier wohnende Wirtschafts besitzer Johann Schulze ist an Genickstarre erkrankt. Be hördlicherseits find bereits alle Vorsichtsmaßregeln ge- troffen worden. Bautzen. Falsche Fünfmarkstücko tverdm gegen wärtig wieder in der Lausitz in Umlauf gesetzt. Bei den Falsifikaten ist die Randschrift — Gott mit uns — «außer- ordentlich schwach ausgeprägt beziehungsweise manchmal ganz weggelassen worden. Chemnitz, 57000 Thrtstbäum« wurden hier zum vykauf gestellt, «in« Menge, di« tm Wald« stehend eine vodenfläche von 100 0Y0 Quadratmeter« bedecken würde. Obwohl di« Stadt 60 000 selbständige Haushaltungen be- sitzt, und die Bäume in den letzten Lagen von den Händ lern verschleudert wurden, ist doch ein großer Lei! der Christbäume unverkauft geblieben. Am Heiligabend wur den dt« Bäumchen sür 50 Pfg. vrrkauft, die am Sonntage zuvor 1.50 bi» 2 Mark kosteten, und am Abend erhielt man jeden Baum sür 10 Pfg. Trotz der nie dagewesenen bil- ltgen Preise mußten viel, Händl» bedeutende Ueberständ, zu Drckretßig -«hacken. Mancher Händl» wird mit Scha- den gearbeitet haben. Oberwiesenthal. Der Sportverkehr während de» WithnachtSseste« wurde durch die Ungunst de« Wett«» leid« beeinträchtigt. Immerhin brachte d» Sondrrzug de» ersten Festtage» gegen 100 Personen nach unser» Stadt, wehtngegen der Sondrrzug de» zweiten Festtage» nur von etwa 50 Personen besetzt war. Der Neubau auf dem Fichtelberg repräsentiert sich al» «in überau« praktisch «ingutchtete» und vom vergwirt vornehm auSgestattete» Touristenhotel, da» tn Verbindung mit den seitherigen Räumen nunmehr auch großen Anforderungen genügt. Während der Feiertag« bildete der Fichtelberg den Mittel- punkt eine» regen Sktsportoerkehr», d» trotz vvrherge- gangenen Lauwetter» auf den Höhen noch recht gut aus- zusllhre« war. Schneeberg. Für treue Dienste gewährte diese Weihnachten die Holzstoff- und Papierfabrik Nieberschlema an 33 Arbeiter insgesamt 3400 Mark Prämien. Bon diesen Arbeitern waren elf 10 Jahre, je sieben 15 Und 20 Jahre, einer 25, sechs 30 und einer 35 jJahre ununter brochen in der genannten Fabrik beschäftigt. Adorf. Tie unausgesetzt betriebenen Nachforsch ungen und Ermittelungen in Sachen der aufsehenerregen, den Diehschmuggel-Angelegenheit bei Gettengrün im Sep- tember d. I., wobei der unbeteiligte Gutsbesitzer Roß bach aus Bergen durch deu Schuß eines Grenzaufsehers sein Leben verlor, haben kur- vor dem WethnachtSfeste zu mehreren Verhaftungen geführt. In Hundsgrün, Re- berSreuth und Tirschendorf wurde je ein Gutsbesitzer fest- genommen und dem Kgl. Landgericht Plauen zugeführt. ES sind dem Bernsshmen nach belastende Briefschaften be- schlagnahmt worden, und e» sollen noch weitere Verhaf tungen in der Pascher-Angelegenheit, für deren Auf- klärung bekanntlich staat-seitig 1000 Mark Belohnung ausgesetzt waren, bevorstehen. Glauchau. Ter Rat läßt gegenwärtig über die hier herrschende Wohnungsnot Erhebungen unter den Arbeitern anstellen. Tie Wohnungsmieten sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Schwarzenberg. Wegen der hohen Mehlpreise hat die Bäckertnnung in diesem Jahre von der Berab- rekchung eine- Weihnachtspräsents an die Kundschaft Ab- stand nehmen müssen In ihrer betreffenden Bekannt machung bemerkt die Innung, daß durch dl« hohen Mehr preise sogar manch« Existenz bedroht war, Neustädlek. Ti« hiesige Stadt hat in den letzten Jahren ihr große» Ouellengebtet in GrieSbacher Flur mit Wald bepflanzen lassen und hat jetzt wted«r rund aO tzektar wenig ergiebig« Felder am GleeSberge für 6000 Mark angekauft, um sie ebenfalls aufforsten zu lassen. Diese Grundstücke grenzen an den Wall» und die großen Waldanvflanzungen des Genesungsheim» der Leip ziger Ortskrankenkasse und werden mir diesen später eine umfangreiche und zusammenhängende Waldfläche in der Nähe der Stadt bilden. Ajdrdau. In unmittelbarer Nähe des Haltepunktes Werdau-Nord ist eine Frau von einem .Eisenbahnzuge überfahren und an beiden Unterschenkel» schwer verletzt worden. Sie hat »ach ihrer eigenen.Aussage den Tod suchen wollest. Myla u. Ter 42 Jahre alte Maurer Schädlich und der 19 Jahre alte Schlosser Heidel sind dem Typhus vr- legen. Stollbcrg. TaS Erzgebirgische Elektrizitätswerk in OelSnitz wird nächstens Ltollberg mit elektrischer Kraft versorgen Tie Anlage ist beteitS fertiggestellt. Jöhstadt. Ein böhmischer Wilderer, dem man seit langem schon auf der Fährte ist, wurde von einem yie- stgen Forstbeamten angetroffen, und, da er die Flucht ergriff, verfolgt. Mit Hilfe eines revidierenden Beamten aus Schmalzgrube konnte der Wilderer schließlich fest- genommen und dem hiesigen Amtsgericht zugefiihrt werden. Leipzig. Für deu am 1. Februar in den Ruhestand tretenden Senatspräsidentcn Winchenbach ist ReichSgc- richtsrat Stephan Hoffmann, ein Mitglied des 6. Zivil senats, zum Senatspräsidenten ernannt worden. — Zum ReichSgerichtSrat wurde der Geheime Justizrat und Vor tragende Rat im Königlich Preußischen Justizministerium Tr. Heyer ernannt. — Für den scheidenden ReichSgerichtS- rat Tietz ist der Großherzogllch Badische Landgerichts direktor Dürr in Karlsruhe zum RcichsgerichtSrat er nannt worden. Unsere blauen Jungen. Ter Seemann ist im allgemeinen eine sympathische Erscheinung und überall in den Welthäfen ein gern ge sehener Gast. Sein stets reich gefüllter Beutel schasst ihm manche — schlechten Freunde. Ihn umgibt ein ge wisser Nimbus. Ter Binnenländer schaut bewundernd zu dem aus, dessen Beruf cs erheischt, unerschrocken den Gefahren ins Auge zu schauen, die der Kampf nut deu Elementen mit sich bringt. Tie gesunde, tropcngcbräünlc Farbe, das wcttergefchlagene Gesicht, aus dem die ehr lichen, gutmütigen, weltvertrauenden und doch kühnen Augen blicken, verfehlen den Eindruck selten. Wenn auch gewisse Unterschiede zwischen den Scemannstypen der ver schiedenen Nationen bestehen, z. B. der englische und der amerikanische Seebär als ein im Rausch zu Gewalttätig keiten neigendes Individuum bekannt sind, so gleichen sich doch im großen und ganzen die Kinder der See iwie ein Et dem andern. Wie der Bauer auf der ganzen Welt etwas Gleichartiges hat, ob er in des heiligen römischen Reiches Streusandbüchse Kartoffeln buddelt, oder ob er unter Sumatras heißer Ae.ouatorsonne Kaffeeplantcigeu bebaut, ob er in nordamerikanischcn Steppen Gras müht, oder ob er im Sumpf japanischer Reisfelder watet, so haben auch alle die Leute, denen eine frische Seebrise um die Ohren pustet, etwas Gemeinsames. Wen sein Beruf auf die schwankenden Planken bannt, sei cS zu friedlichem Broterwerb, sei es inr Dienste des Vaterlandes, der darf unseres Interesses sicher sein, und eine innige Sym pathie verbindet uns mit all den Braven, die sich das Meer zu ihrer Braut erkoren, der sie sich verschworen und der sie die Treue halten bis zum Tode. Freilich, immer seltener w^d der Matrose der alten SegelschifsahrtSzeit, deL un» vorschwebt, wenn wir uns das rechte Bild eines wetterharten Seemanns vor unser geistiges Auge zaubern, der, in grausiger Sturmes,raijßt auf der Raa liegend, mit nervigen Fäusten das peit- schenke Segeltuch bändigt. Tie Poesie der weißen Lau schigen Segelmassen ist dahin, und an ihre Stelle ist der prosaisch häßliche, rußige, schwarze Qualm getreten, die schlitternden, stoßenden Bewegungen der nie rastenden Schraube und die nervöse Geschäftigkeit des Dampfes. Aber nichtsdestoweniger bleiben uns das Meer und seine Meisterer interessant, und gerade die überwältigend groß artigen Erzeugnisse menschlichen Könnens, wie sie durch moderne Tampferriesen dargestellt werden, die mit ihren gewaltigen Leibern in raschem Fluge die Ozeane durch pflügen, erregen unser gerechtes Erstaunen, und wir blik- ken bewundernd zu denen auf, die sich zu unumschränkten Krrschern dieser mächtigen Maschinen machten. Der Seemann schaut mit einer gewissen Verachtung auf die Landratten, weil jenen alles daS fehlt, was nur steter Umgang mit dein Meere, der Majestät der Schö pfung, verstehen läßt. Und doch, toährend dem Seefahrer auf der einen Seit« Welterfahrenheit und weltmännisches Gebühren zur zweiten Natur wird, bleibt er auf der an dern Seite in den Kinderschuhen stecken. Oft offenbart sich unS sein harmloses Gemüt. Während vieler Wochen voller Entbehrung auf dem Meere, abgeschlossen von den, all täglichen Getriebe der festen Erde Bewohner, nur während der kärglichen Freistunden angewiesen auf den Umgang mic den wenigen Kameraden, wird er weltfremd. Wenn er dann endlich bas lang entbehrte, sehnsuchtsvoll be grüßte Land betritt, schaut er sich verwundert wie ein Neugeborener um, vermög gar nicht all die Schönheit zu begreifen und ist hingerissen von der Macht der nun in so unendlicher Fülle au/' ihn einstürmenden Eindrücke. Taumelnd irrt er umher, die Brust schwellt ein auf- jauchzendes Glücksgefühl, vergeblich bemüht er sich, den Gedanken, nun wieder feste» Boden unter seinen Füßen zu spüren, zu fassen. So sehen wir ihn, und die «empfäng-
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