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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191101315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-01
- Tag1911-01-31
- Monat1911-01
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1911
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1. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Ra a«»»«« ««laa aa^ La««,» » «tnlerll» «n «lala. — Mir »le Redaktion »««Marlli«: Arthur - Lhnel «n »l,l«v LS. DieaSta», 81 Aaaaar 1911, abra»s. «4. Jährg.- Deutscher Reichstag. 117^ Sitzung. Montag, da» SL Januar» L Uhr« Mm Tische deS vundeSrat«: Dr. Li«e», v. Heeringen. ,Ler Gesetzentwurf betreffend die bet einem obersten Lande«. Gericht «injulegende« Revisionen in bürgerlichen RechtSftreltig. «ste», der eine Lücke in bezug aut die Revtstbmtät der -cchertschen Rechtssache« beseitigen will, steht zur ersten Lesung. StaatSsekrüLr Dr. LiSeo empfiehlt dürfen durch «inen bäuerischen «ntraabeim Bundesrat veranlaßten Entwurf. Der Anständigkeit de» Reichsgericht« solle grundsätzlich kein Abbruch geschehe», sonder« nur da« Landesrecht unter Vermeidung einer weitere« Belastung de« Reichsgerichts revisibel gemacht werden. Abg. Dr. Iunck (nl.) erklärt, daß er und seine Freunde di« Vorlage ablehnen werden. Mit dem Entwurf wurde «» etnfach 1« die Hände Badern« gelegt werden, welche Sachen es an da« Reichsgericht aogeben will oder nicht. Wir müssen mit Eifersucht darüber Wachen, daß die Recht«einheit auch äußerlich nicht verkümmert wird. E« Landelt sich für un« um absolut unverbrüchliche Grundsätze. Bayerischer Justizminister Dr. Ritter von Miltnerr Bayern soll durch die Vorlage in die Lage versetzt werden, die Rechtseinheit auf dem Gebiete de« Landesrecht« zu wahren. Rach zustimmende« Worten de« Abg. Speck (Z.) wird der Gesetzentwurf in erster und zweiter Lesung gegen die Stimmen der Mehrheit der Nattonalliberalen angenommen, Petitionen. Wine Reihe von Bittschriften wird ohne Debatte nach den Llnirägen der Kommission erledigt. Die Dienstverhältnisse der MUitärintendante«. Die Petitionskommission beantragt, die Eingabe de» Wirkl. Geh. KriegSrat Uhlenbrock, soweit sie eine Prüfung der Ber. hältnisse der Militärverwaltung durch eine besondere Kam. misston, sowie die Herausnahme der Militärintendanten aus dem tz 25 des Reichsbeamtengesetzes fordert, der die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand ermöglicht, dem Reichskanzler zur Erwägung zu überwerfen, dagegen die dritte Forderung de» Petenten nach Prüfung de» Verfahrens bei seiner Ent. fernung au» dem Amte durch Uebergang zur Tagesordnung zu erledigen. Die Fortschrittliche DolkSpartei beantragt, die ersten beiden Punkte der Budgetkommission zur Erledigung und den dritten Punkt dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen. Preußischer Kriegsminister v. Heeringen: Der Inten- dant des zweiten Armeekorps Uhlenbrock wurde 1900 zur Dis. Position gestellt, weil er nicht für fähig gehalten wurde, die Vorbereitungen zum Kaisermanöver zu treffen. Es war un- möglich, ihm für den Mobilmachungssall die Korpsintendantur anzuvertrauen, weil er hochgradig nervös war und ihm jede Initiative fehlte. Der Kriegsminister gibt eine sehr eingehende Darstellung deS Falles. Auf den ß 25 des Reichsbeamtcugesetzcs kann nicht verzichtet werden, obwohl seit 58 Jahren von diesem Paragraphen so gut wie gar kein Gebrauch gemacht wurde. Vereinfachungen und Reformen in unserem Heere sind not. wendig, und eine Kommission ist auch bereits in dieser Richtung tätig. CS ist zu hoffen, daß ihre Arbeiten bis Ende des Jahres so weit gefördert sind, daß man dann weiterschen kann. Ter Kriegsminister beschäftigt sich dann weiter eingehend mit den Vorschlägen Uhlenbrocks in bezug auf eine Reorganisation ber Verwaltung und erklärt eine Loslösung der Intendantur von der Lommandogewalt für unangängig. Seit dem Kriege 1870 haben wir gelernt, Verwaltung und Truppenführung innig zusammenzuarbeiten. Uhlenbrock, der das bestreitet, hat keine Ahnung von den Vorbereitungen für den Mobilmachungsfall, Unsere Organisation gibt den richtigen Mittelweg. Abg. Sommer tVp.): Bedauerlicherweise hat ber Ver. treter LcS KriegsmtnistcrS in der Kommission kern Wort von all diesem Material vorgebracht. Dort war die Stelle, zu sprechen, nicht hier, wo man den Petenten vor aller Oeffcnt. lrchkeit erdrücken will. Wenn Uhlenbrock für sein Amt nicht geeignet war, wie konnte er dann Wirkl. Geheimer KriegSrat werden? Vornehmste Pflicht des Reichstags ist es, dem Rechte zum Siege zu verhelfen. Kriegsmmister v. Heeringen: Ich habe eS nur detail, liertcr vorgebracht, als mein Vertreter in der Kommission. Wenn man die Unparteilichkeit und Gerechtigkeit der Militär. Verwaltung an Len Pranger stellt, muß sie mit derselben Schärfe antworten können. Wir beurteilen unsere Beamten durchaus wohlwollend, müssen aber Leistungsfähigkeit und Disziplin ver- Des MLers tzßre. Roman von Ewald August König. 85 „Auf den Halsabschneider, den Poppert, habe ich da mals schon ein Auge gehabt, aber die Zeit war zu kurz und das Geschäft nicht fein genug überlegt, null aber läßt eS sich machen. Schreibe dem alten Sünder, wenn er morgen oder übermorgen abend unter vier Augen in seinem Hause zu sprechen sei, dann würdest Du mich, Deinen Bruder, mit den Papieren zu ihm schicken. Du wagtest eS nicht, selbst zu kom men, ein Bekannter könne Dich in sein HauS hineingehen se hen, dann seien die Folgen nicht zu berechnen, die Sache müsse streng geheim gehalten werden. Schreib ihm, Dein Bruder sei genau unterrichtet, ich würde ihm Deine Forderungen nennen und mit ihm darüber verhandeln." Der tückische Blick SimonS ruhte voll ungeduldiger Erwar tung auf dem pockennarbigem Gesicht. „Und was weiter?" fragte er. „DaS weitere überlaß mir," fuhr sein Bruder mit gedämpf ter Stimme fort, „Poppert bekommt die Papiere nicht, aber zahlen soll er trotzdem!" „Du willst ihn zwingen, vielleicht gar noch Gewalt anwen- den..." „Ich sage Dir noch einmal» kümmere Dich nicht darum," erwiderte Wilhem rasch, „eS gibt noch andere Mittel, und waS geht eS Dich an, wie ich eS mache, wenn wir nur unseren Zweck erreichen! Die Papiere bekommt er nicht, der Präsident soll sie kaufen und eine anständige Summe dafür zahlen, laß mich nur machen, ich habe meinen Plan schon fix und fertig. Kannst Du mir eine Anstellung in der Jrrenanstaldverschaf fen?' „Dir?" fragte nun Simon, befremdet über die unerwartete Frage. „Jawohl, als Wärter oder als Portier, gleichviel, ir gend eine Anstellung," erwiderte Wilhelm ruhig. „Die Poli zei würde sich dann nicht mehr um mich bekümmern, hinter den hohen Mauern der Anstalt wäre ich ziemlich sicher vor ihr. Und nicht deshalb allein, auch ans einem anderen Grunde Neber den Aufruhr in Ponape. Im Amtsblatt für Deutsch-Neuguinea liegt der nach stehende bis zum 25. November reichende Bericht deS RegierungSarzteS Dr. Grischner vor: „In der Landschaft Jekoy wurde durch di« Einge borenen zeitweilig gegen Bezahlung, zeitwilig als Frohnde, ein Weg gebaut unter Leitung des Bureaugehilfen Hollborn, den später der am 23. September in Ponape eingetroffene Wegebautechniker Häfner zur Seite stand. Am 17. Oktober kam eS anscheinend zu Zwistigkeiten zwischen Hollborn und den Eingeborenen, von welchen einer den Gehorsam ver- weigerte und von RegierungSrat Boeder deshalb bestraft tangen, so»st geht alle Ordnung zum sketEer.' Dqfür dtn tch verantwortlich. Abg. Kunert (So».): Der Fall beweist, daß eine Re. organisation der Berwaltuna unbedingt nötig Ist. Auch in Sachsen find zwei Jntendanturräte unter aufsehenerregenden Umstanden entlassen worden. Sächsischer Generalmajor Freiherr v. Salza: Die beiden sehr tüchtigen Beamten mußten ihren Abschied nehmen wegen Krankheit. Man hat ihnen die verdiente Anerkennung zuteil werden lassen. Wie das Aufsehen erregen konnte, ist unver- ständisch. Abg. Erzberger (Z ): ES muß die Möglichkeit geaebe» kein, unfähige Beamte ko schnell wie möalich ans dem Dienst zu entfernen. Die ganze Frage muß aber für sich behandelt werden, mit dieser Petition darf sie nicht verquickt werden. Wir bitten um die in Aussicht gestellte Denkschrift. Abg. v. Byern (k.): Die Ausführungen de» Kriegsminister» haben un» überzeugt, daß die Verabschiedung zu Recht erfolgt ist. Wir stimmen dem KommissionSbesckluß zu. Abg. Dr. Weber (nl.): Der persönliche Teil der An gelegenheit ist nach den Erklärungen de» Kriegsminister» er. ledi^t- Hoffentlich kommt die Denkschrift recht bald und über. Abg. Sommer (BP.) zieht auf Grund einer Erklärung de» Kriegsministers, daß er dem Reichstage eine Denkschrift vorleaen werde, sobald die Arbeit der für die Verwaltungöreform eingesetzten Kommission beendet sei, seinen Antrag zurück. Abg. Kunert (Soz.i kündigt für später Beweise für seine .Anschuldigungen über Mißstände im Verwaltungswesen an. Die Petition wird nach dem Vorschläge der Kommission erledigt. Eine Petition wegen der Verunreinigung des Mains durch Fabrikwässer wird nach dem Anträge der Kommission als Ma. terial überwiesen. lieber Petitionen auf Aufhebung bzw. Aenderung des Imps. gesetzeS beantragt die Kommission, zur Tagesordnung über, zngehe». Ein Antrag Dr. Faßbender (Z.- fordert Ueberweisnng al» Material, ferner eine Revision des JmpfgesetzeS, die jeden physischen Zwang ausschließt. Ein Antrag Dr. Müller (Bp.- fordert ebenfalls eine Revision des JmpfgesetzeS und eine Denkschrift über die Fragen ber Gewissensklausel. Ein Antrag Sachse (Soz.) will die Petitionen zur Berück, sichtigung überweisen, soweit sie sich auf Aufhebung des Imps- zwanges und Einführung der Gewissensklausel beziehen. Ein Antrag v. Damm (W. Vgg.) Will dabei auch die Petitionen cinbeziehen, die für die durch die Impfung Gc. schädigten eine Entschädigung durch den Staat fordern. Abg. Dr. Pfeiffer (Z.) begründet den Antrag Faß. bender. Jmpfschäden sind gar nicht zu bestreiten. Wenn die epidemischen Krankheiten zurückgegangen sind, so verdanken wir das nicht dem Impfzwang, sondern den Fortschritten der Hygiene. Es gibt nur noch wenige Leute, süö die eiu Bad eine schönere Erinnerung fürs ganze Leben ist. (Heiterkeit.) Abg. Dr. Arning (nl.) weist auf die steigende Infektions gefahr durch die Einfuhr russischer Arbeiter in Deutschland hin. Er bewundere die Langmut der Regierung, die gegen die Hetze der Jmpfgegner nicht einschrcitet. Das Treiben dieser Herren muß geradezu als verbrecherisch bezeichnet werden. Die Beratung wird abgebrochen. Dienstag 1 Uhr: dritte Lesung des Zuwachsstcuergesetzes. Schluß 7'/, Uhr. ' , wurde, weg«» dieser «Bestrafung entstand groß« Aufregung unter den Eingeborenen. Dies« legten die Arbeit «Kder und zwangen dt« Helden weiß«,, sich «ach der nahegelegönen Station der katholischen Müston zurückzuzlehen, wo sie, so wie Pater Gebhard »an den Ging,härenen fett dem Morgen dr« 18. Oktober festgeholten «vrden. > Dl« Kunde von dem Vorgang drang nachmittag« ln dl« Kolonie. Reglerung«rat vorder fuhr ml» Sekretär Brauckmann und 2 eingeborenen Dienern in einem non 5 Mortlockleuten geruderten Boot nach Jekoy, wo fast gleich,eilig der Pater Superior elntraf. Trotz Warnungen ging Regierung«rat Boeder mit Sekretär Brauckmann und den beiden Dienern den Eingeborenen entgegen. Auf einem Jänepei genannten Platze «»gelangt, erhielt er zwei vduch- schllss«, stürzte zu Boden und wurde durch einen Schutz in den Kopf getötet. Brauckmann wich zurück, um da« Boot zu erreichen. Er wurde dreimal angeschoffen und im Wasser durch Messerhiebe umgrbracht. Die beiden Diener entflohen in da« Dickicht und entkamen. Al« man in der Mission die Schüsse vernahm, versuchte der Pater Superior au« dem Hause herauszukommen. Er wurde sosört von einem Eingeborenen bedroht, der auf ihn anlegte. Der Schuß aber versagte zweimal, und eingeborene Frauen, die sich vor ihn warfen, gelang S die beiden Patret zu retten, indem sie sie in die Kirche brachten und dort schützten. Währenddessen stürzten sich die Eingeborenen auf Hollborn und Häfner, di« in da« Boot flüchten wollten. Hollborn, der sich mit einem Revolver zu verteidigen suchte, wurde durch einen Mefferhieb getötet. Häfner wurde er schossen. Die Bootsbesatzung wurde teil« erschlagen, teil« erschaffen. Die übrigen Bewohner der Kolonie, zu denen bald die Kunde von der Mordtat drang, mußten sich, da ihnen nur 50 melanesische Polizetsoldaten zur Verfügung standen, gegenüber den etwa 200 Mann starken Aufrührern aus die Verteidigung beschränken. Die etwa 600 Meter außer halb der Kolonie gelegene Wohnung deS Bezirksamtmann» wurde geräumt. Umfassende Sicherheitsmaßnahmen werden unter Leitung des RegierungSarzteS Dr. Grischner getroffen. Die Leichen der Ermordeten wurden am 19. Oktober auf der See treibend gefunden und auf dem Friedhof be erdigt. Die Eingeborenen von Metalanim, U und Kitti waren in Stärke von etwa 470 Mann mit ihren Häupt- lingen auf Aufforderung deS RegierungSarzteS Dr. Grischner erschienen, um die Kolonie zu schützen, ebenso di« Tinge- borenen von Net und Anak, die zum Teil in die katholische Mission zum Schutze der Patres gelegt wurden. Die Station der Jaluit-Sesellschaft hält sich auf der Insel Langar. Bis zum 25. November, dem Eintreffen der „Germania" in Ponape, hatten sich die Europäer gehalten." Nach diesem Bericht scheint nicht der Wegebau als solcher, sondern aus dem ArbeitSverhältnis entstandene Zwistikgkeit die aufrührerische Bewegung verursacht zu haben. Die neue Sieuerordnnng scheidet, wie wir bereits früher betonten, als Ursache der Empörung völlig aus, sie war in Ponape noch garnicht bekannt. Boeder- Unerschrocken heit gereichte ihm zum Verderben. Daß ein erheblicher Teil der Eingeborene» die Treue hielt, ist erfreulich und läßt auf die rasche Unterwerfung der Empörer hoffen. Die zur Verproviantierung der Kolonie, zur Sicherung der Lage und zur Bestrafung der Aufständischen erforderlichen Maßnahmen sindixvom Gouvernement in Rabaul sofort getroffen worden. möchte ich eS wünschen. ES Hanoi mit meinen Dlänen zusam men." „Der Doktor wird es aber nicht wollen," sagte Simon kopfschüttelnd. „Wir haben genng Personal, Portier bin ich selbst, dieses Amt vertrant der Doktor Leiner keinem ande ren an." „Kannst ja für mich bürgen." Der Blick Simons ruhte voll Mißtrauen auf dem Bruder, und zwar so fest und durchdringend, als ob er die geheimsten Gedanken desselben erforschen wolle. „Was hast Du vor?" fragte er. „Sag eS mir ganz offen, ich muß Deine Pläne kennen, ehe ich etwas unternehme, was für mich ärgerliche Folgen haben kann." „Vorsichtig und mißtrauisch wie immer!" spottete Wil helm. „Man wird e§, wenn man so lange einem Schuft gedient hat." „Gut, ich will Dich in meine Pläne einweihen, denke, Du wirst sie vortrefflich finden. Der Doktor ist ein reicher Mann?" „Das ist er." „Und er schuldet Dir Geld?' „DaS stimmt ebenfalls." „Kann er Dich darum betrügen, so wird er es tun, und Du darfst nicht wagen, Deine Forderung vor Gericht geltend zu machen, weil alsdann Dinge zur Sprache kommen würden, die Dich selbst hinter Schloß und Riegel bringen." „Auch das läßt sich nicht bestreiten. Aber ick käme nicht allein dahinter, der Doktor würde mir daun Gesellschaft lei sten." „DaS läßt sich für spcfier verwenden, gerade darauf baue ich meinen Plan. Und nun sage mir ganz ehrlich, möchtest Du noch lange in der Anstalt bleiben?" „Nein, ich habe es schonlängstsatt gehabt,abereinigeJahre werde ich wohl noch aushaUen müssen." „Wenn wir beide nun Geld genug hätten, um von den Zin sen leben zu können?" „DaS wäre eine schöne Sache." „Und noch dazu in einem Lande, In dem niemand unS kennt. Ich habe mir sagen lassen, in Amerika lebe man gan- vortrefflich, man dürfe nnr nicht mit leeren Taschen kommen, ich möchte es einmal probieren." „Mit leeren oder vollen Taschen?" fragte der Wärter spöt tisch. „Natürlich mit vollen, und Du wirst mich begleiten." „Und wer soll unS die Taschen füllen?" „Drei, die eS können: Poppert, Dein Doktor und der Prä sident. Ich denke, sie werden voll genug werden.Den Doktor nehmen wir in einer nrhigen Stunde ins Gebet, ans Leben wollen wir ihm nicht, einer hält ihn fest, der andere räumt den Geldschrank aus. Lärm darf er nachher nicht machen, ließe er unS verhaften, so würdest Du reden und er käme dann selbst auf dis Anklagebank. Ist eS nicht so?" „Ja, so ist eS," bestätigte Simon nachdenklich, „er könnte für den ganzen Rest seines Lebens ins ZuchchauS kommen." „Also ist die Geschichte für unS ganz ungefährlich!" „Hm, ich weiß doch nicht.Der Wärter fuhr milden Hän den durch seinen struppigen Bart und zündete sich ein« neue Zigarre an, der Plan mißfiel ihm nicht, aber eS gab da noch manches zu bedenken. „Und Poppert willst Du in derselben Weise zwingen, Dir die Taschen zu füllen?" fragte er, während er starr in die Glut seiner Zigarre schaute. „Ich möchte Dir dazu doch nicht raten." „Wie ich mit ihm fertig werde, weiß ich jetzt noch nicht," fiel Wilhelm ihm ins Wort. „Ich werde zu ihm gehen und mit ihm reden, bietet er eine annehmbare Summe fiir die Pa piere, dann verkaufen wir sie ihm, «S läßt sich ja machen, daß wir sie ihm erst an dem Tage ausliefern, an dem wir auch den anderen Plan anSführen, wenn er sie dann auch sogleich benutzt, so sind wir doch schon über alle Berge. Na, besinne Dich nicht lange, schreibe an den alten Sünder, ich werde den Brief auf sicherem Wege besorgen." „So raschgehtdaS nicht," sagte Simon kopfschüttelnd; „ich will nickt behaupten, daß Deine Pläne schlecht seien, aber sie müssen sehr reiflich überlegt werden. Laß mir Zeit bi« mor gen, ich werde die ganze Nacht darüber nachdenken, scheir« mir die Sache ausführbar, so schreibe ich morgen früh den Brief. Komm gegen Mittag ans Tor, Du sollst dann meine Antwort haben." 188,80
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