Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191102215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-02
- Tag1911-02-21
- Monat1911-02
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.02.1911
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
für Goueita-, L«a SS. Ja«ar, GrkmLnj« für Lffent- ltchia Lan, zu einer Katser.GeLurl«taß«fei»r ertrUten, hielten e» di« «mtlhanptmannschaften Chemnitz und FlLha. unter Berufung auf da« neue Ton,regulativ, samt« ein« Minifterialoerorbnuug für angezeigt. dt« Erlaubni« zu Lanz an vorerwilhntem Lag« zu ««sage». Lee Gtadtrat zu Pirn« ging atz« uoch weiter und verweigert« di« Lanz- «rlaubnt« sogar am Gadurtßtag« de« Kaiser« selbst, eben» sall« mit der Begründung, im neuen Lanzregulativ seien di« «edurl«1age de« Kaiser« und König« nicht al« Lanz» tag« aufgeführr. —88 Der Lmmverein in N. N. hatte, obwohl e« aus Grund de« Reich»oer«in«gesetze» gar nicht nötig war, bet der zuständigen Bmt«hauptmannschaft um Erlaudni« zum Lanz Li« 2 Uhr nacht« nachgesucht, erhielt jedoch nur Genehmigung bi« 1 Uhr nacht« tanzen zu dürfe«. Der Benin kehrte sich aber nicht an diese Beschränkung, sondern dehnte sein Lanzvergnügen bi» 2 Uhr nacht« au«. Di« unausbleibliche Folg« dieser Zuwiderhandlung gegen behördliche Bestimmungen waren Strafmandate gegen Wirt und Benin in Höhe von je 10 M. Sowohl der Verein al« auch der Wirt beantragten gerichtliche Entscheidung. Zu einer Verhandlung hierüber kam «« aber nicht, sondern die Sngeschuldigten erhielten den Bescheid, die Angelegen heit hab« sich erledigt! « Gröba. Bon dem am Sonntag herrschenden Sturme wurde der seit 17 Jahren auf dem hiesigen Feuer- wehrübung«platz stehend« Steigerturm umgeworfen. Da der Platz, auf welchem der Turm jetzt stand, für Fabrik zwecke anderweit verwendet wird, so wird di« Gemeinde für die Wiederaufstellung de« Turme« einen anderen Platz ausfindig machen müssen. Roßwein. Die Angehörigen des> vermißten In genieurs Hertel aus Roßwein haben für Auffindung des selben 200 Mark Belohnung ausgesetzt. H. ist zuletzt in Nossen gesehen worden. Dresden. Der Sturm hat im Elbtäle und auch in Dresden vielfachen Schaden angerichtet. So wurden Dächer beschädigt, Schilder herabgerissen und im Königs. Großen Garten waren die Wege von Aesten und Zweigen wie besät. In der Neustadt riß der Wind u. a. auch eine große Aahne von den am Eingänge der Hauptstraße stehen den König Albert-Masten herunter. Auf dec Elbe hatte die bereits wieder langsam beginnende Schiffahrt viel fach mit Sckstvierigkeitcn durch den heftigen Wind zu kämpfen. — Der von den Studierenden der Königs. Tier ärztlichen Hochschule für Dienstag, den 28. Februar, ge plante Karnevalsfcstzug, der um 3 Uhr nachmittags von: Stübelplatze aus seinen Anfang nehmen soll, hat die polizeiliche Genehmigung erhalten. 88 Dresden In Gemeinschaft mit dem Goethe- bund beabsichtigt der Verband Sächsischer Industrieller (Ortsgruppe Dresden) im Residenztheater ausgewählte BolkSoorstellungen zu veranstalten. Lausa bei Dresden. Ter Held einer romantischen Entführungsgeschichte, der Ingenieur Paul Schöne, ist unter dem Verdachte des Meineids und der Urkunden fälschung verhaftet worden. Schöne, hatte kurz vor Weih nachten ein junges Mädchen, (Gertrud Hoffmann, das wegen eines Techtelmechtels bekannt geworden war, in dem Augenblicke aus den Händen eines mit der Vorfüh rung beauftragten Gerichtsbcamten gerissen, in sein Automobil gezogen und war mit ihr davongefahren, als das Mädchen in Radeberg wegen einer Zeugenschaft vor geführt werden sollte. Wenige Tage danach wurde das Mädchen in einem böhmischen Städtchen ermittelt und wieder nach Dresden transportiert. Schöne hatte aller lei auf dem Kerbholze und wurde bereits polizeilich beobachtet. Als gestern seine Verhaftung vorgcnommen werden sollte, wußte man, daß er sich in seinem Hause befand. Zunächst war alles Suchen ergebnislos, bis man ihn schließlich in einen, oberen Stübchen versteckt ausfand. Schöne stand offenbar kurz vor seiner Flucht, denn man fand bei ihm sowohl einen Auslandspaß, wie auch be deutende Geldmittel, die er vermutlich in letzter Zeit flüssig gemacht hat. Die Reise war aber nur eine kurze, sie führte ihn nur bis Dresden hinter die schwedischen Gardinen» Löbau. Fräulein Kleindt stiftete 15 000 Mark, davon entfallen 6000 Mark zur Errichtung eines Freibetts im Krankenhause, 6000 Mark zur Unterstützung armer, kranker Personen und 3000 Mark für die Herberge zur Heimat. Eine weitere Stiftung im Betrage von 6000 M. errichtete der stellvertretende Bürgermeister Stadtrat Brückner zwecks Gewährung von Beihilfen für ev. Aufent halt in Bädern und Sanatorien an städtische Beamte und Bedienstete. Waldheim. Hier wurde eine neue Art der Ein schätzung zur Grundsteuer in Kraft gesetzt. Diese erfolgt künftig unter Berücksichtigung des Wertzuwachses, zu dessen Ermittelung erzielte Kaufpreise, gesuchtere Lage u. a. mit in Betracht gezogen werden. Der Wert gewerbs mäßig benutzter, bebauter Grundstücke wird nur zu zwei drittel herangezogcn. Freiberg. Ein von einem Schutzmann fcstgenom- mener Bettler sprang plötzlich, ohne daß der Schutzmann cs verhindern tonnte, in den Krcuzteich. Der Beamte sprang ihm schnell entschlossen nach und es gelang mit Hilfe mehrerer Hassantcn, beide wieder ans Land zu bringen. Chemnitz. Ein frecher Diebstahl ist Donnerstag früh gegen 4 Uhr von einem gutgellcideten jungen Manne im Theater-Automat verübt worden. Der Mensch gab sich dem anwesenden Putzer und der Aufwartefrau als Sohn des Besitzers auS und verlangte Einlaß. Der Putzer öff nete dem Manne, der bei seinem Eintritt befahl, das un nötig brennende elektrische Lickst zu verlöschen. Der Putzer kam den Anordnungen nach, bemerkte aber nach einiger Zeit, das; der Mann den Schlüsselschrank erbrach und daraus den Schlüssel zur Wcchsclkasse entnahm. Als der Putzer dies gesehen, rief er telephonisch den diensthaben den Heizer und Hilfs-Monteur herbei. Bei dessen Erschei nen war der Einbrecher jedoch nett einem Beutel Nickel, enthaltend 100 Mark, verschwunden. Zwei Beamten und dem Hetzer gelang es später, den Einbrecher, einen frühe ren Nachtputzer des Restaurants, namens Böhme, in einem anderen Restaurant festzunehmen, als er im Be griff war, 27 Marb in 10 Pfennig-Stücken für Zech« aus- zuzahlen. Neustadt. Dieser Tage wurde von der hiesigen Polizei ein 22 jähriger Schweizer und Blätterarbeiter ans Rtngenhain festgenommen; derselbe hatte hier lustig ge zecht, für andere bezahlt und schließlich siel er im be trunkenen Zustande der Polizei in die Hände, welche bei ihm ca. 250 Marl Bargeld vH fand, über dessen Erwerb sich der mehrfach vorbestrafte Mensch nicht auszuweisen vermochte. Das Geld besteht aus Gold- und Silbermünzen und einer großen Anzahl neuer Fünfundzwanzigpfennig, stücke, sodaß da- Geld sicher von einem Diebstahl her- rühreu dürfte. Kirchberg (Sa.) Das Gesellschaftshaus der Ge sellschaft Erholung ist Sonntag früh vollständig nieder gebrannt. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt. In den Räumen war lurz vorher Kostümball abgehalten worden. ES wird böswillige Brandstiftung angenommen, da das Feuer in einer mit den Bergnügungsräumen nicht in Verbindung stehenden Kammer entstanden ist. Oelsnitz i. D. Unter dem Verdachte des Gatten mordes verhaftet wurde oer hiesige, Anfang der 30 er Jahre stehende Fabrikweber Johann Werner. Seine 30 Jahre alte Ehefrau, mit der Werner in Scheidung liegt, weil er sie wiederholt mißhandelt hatte, wurde am Sonntag vormittag an einem Zaune aufgehängt entseelt gesunden. Ein Selbstmord ist ausgeschlossen. Die Staats anwaltschaft Plauen Hal die Untersuchung ausgenommen. Plauen i. B. Von nationalgesinnten Arbeiter- und Gehilfenorganisationcn mit etwa 3000 Mitgliedern ist hier ein Sozialer Ausschuß gegründet worden. Er soll die Interessen der gesamten nationalen Arbeiter- und Ge hilfenschaft namentlich in sozialpolitischer Hinsicht för dern und bei Wahlen vertreten und weiter wirtschaftliche Einrichtungen treffen, sowie der Fortbildung durch Ab haltung von Vorträgen und Kursen dienen. — Wie der „B. A." meldet, verzeichnete am Sonnabend nachmittag der Seismograph im hiesigen Lehrerseminar ein großes Fernbeben. Die Schwankungen dauerten 51 Minuten. Das Beben kann etwa die Größe desjenigen von Messina gehabt haben. Die Entfernung beträgt etwa 3000 Kilo meter. Plaueni. V. Empfindlichen Schaden erlitt der hie sige Gastwirt Kühn. Er hatte einen ansehnlichen Tier bestand in einem Zoologischen Garten vereinigt. Um die dort hausenden Ratten zu beseitigen, war ihm ge raten w«rden, «in Mittel anzuwendcn, wodurch die Natten vom Typhus befallen und sterben würden, während die anderen Tiere nicht gefährdet wären. Leider wurden aber die Affen vom Typhus befallen und es sind von 17 zum Teil sehr wertvollen Tieren bereits 12 verendet. Kühn befürchtet, daß von den am Leben gebliebenen fünf Assen noch 3 eingehen. Reichenbach i. D. Ein hiesiger Ladeninhaber er hielt ein anonymes Schreiben mit der Aufforderung, im Flur des von ihm bewohnten Hauses 5000 Mark nieder zulegen, >,widrigenfalls er der Obrigkeit überantwortet werde". Dem Manne kam die Handschrift bekannt vor und er stellte fest, daß niemand anders als sein 12 jähriger Sohn den Brief geschrieben haben könne. So war es auch. Der Junge ist offenbar ein Opfer der Schund literatur geworden; in seiner Kammer befand sich eine große Zahl nervenecregender Schriften. Es ist nicht aus geschlossen, daß der Junge die übrigen anonymen Briefe geschrieben hat, mit denen unlängst mehrere hiesige an gesehene Bürger beglückt wurden. Leipzig. Die auf dem Gebiete des Buchgewerbes weltbekannte Firma B. G. Teubner, Leipzig, blickte heute auf ein Säkulum ihres Bestehens zurück. — Der Rat der Stadt Leipzig bewilligte dem Leipziger Verein für Luft schiffahrt einen Beitrag von 15000 Mark für den Rund flug durch Sachsen. Hohenmölsen. Tin Riesen-Schwein wurde dieser Tage in einer hiesigen Fleischerei geschlachtet. Da« Tier hatte daS enorme Gewicht von 720 Pfund. Der glückliche Züchter de» Tiere« ist Herr StadtgutSbesitzer Röder hier. Vermischtes. SchnelligkeitSrekord eines amerikani sch e n Z u g e s. Der bekannte Finanzmann Charles Gates hat bei Duma im Arizonaterritorium einen Automobil unfall erlitten, bei dem er sich eine Verwundung zuzog. Da er eine Blutvergiftung befürchtete, fuhr er in einem Extrazug schleunigst nach Ncwyork. Der Zug fuhr mit einer unerhörten Geschwindigkeit. Sämtliche Schncllig- leitsrekorde der Welt wurden gebrochen. Die Strecke von 4800 Kilometer durcheilte der Extrazug in 74 Stunden. Dabei wurden einmal 165 Kilometer in 97 Minuten zu- rückgclegt. Die Fahrt verlief ohne Störung des regel mäßigen Zugverkehrs. Ein unerhörter Fall von Fahrlässigkeit wird jetzt erst bekannt. Durch die Schuld der Gefängnis verwaltung in Scharley im Kreise Oppeln hat die Witwe Lasi, die wegen Schulversäumnis ihrer Kinder einen Tag Hast abzubüßen hatte, einen qualvollen Verbrennungstod gefunden. Da sie den Betrag von einer Mark, zu dessen Zahlung sie von der Schulbehörde aufgcsordert worden war, nicht zahlen konnte, hat man über die bedauerns werte Frau, die für 9 unerwachscne Kinder mühselig den Lebensunterhalt erwerben mußte, einen Tag Haft verhängt und sie auch zur Verbüßung dieser Haftstrafe eingezogen!! In der einsamen Gefängniszelle hatte sie den Strohsack an den geheizten Ofen herangerückt, und ein unerklärlicher Zufall wollte es, daß der Strohsack Feuer fing. Die Hilferufe der vou den Flammen be drohten Frau blieben ungehört. Kein Mensch kümmerte sich um die verzweifelten Schreie der Unglücklichenl Sie ist erstickt und verbrannt. Sturmflut an oer Nordseeküste. SuS Cux haven wird berichtet: Das Sturmwetter hat gestern mit einer Sturmflut seinen Höhepunkt überschritten. Bald nach Mitternacht sprang der Wind nach Nordwesten um und nahm unter Regen und Hagel eine orkanartige Stärke an. Die See wurde hoch aufgeworfen und ergoß sich in gewaltigen Masscrmassen in die Elbe. Die Flut stieg so schnell, daß man im .Hafen kaum noch daS Nötigste in Sicherheit bringen konnte. Gegen 6 Uhr morgen» erreichte die Flut ihren höchsten Standimt 7,12 Meter. Die Hasen gegend stand hoch unter Wasser, und die vom Sturm gepeitschten Wellen haben überall Schaden angerichtet, über dessen Umfang noch keine genauen Mitteilungen vor liegen. In dem fürchterlichen Seegang strandete das vou Chile nach Hamburg bestimmte große Hamburger Voll schiff „Steinbeck". Mehrere Hilfsdampfer weilen bei dem Schiff. Weitere Einzelheiten sind noch nicht gemeldet. Der Bremer Dampfer „Werdensels" stieß in der Elb- mündung mit dem englischen Dampfer „Cogent" zusam men, wobei letzterer schwer beschädigt wurde. In der Elbmündung befinden sich außer mehreren großen Segel schiffen rund 60 große Dampfer, die hier vor dem Stnrm und Unwetter Schutz suchen. Die Windstärke ist gestern aus Stärke 7 gefallen, doch herrscht noch immer eine fürchterliche Brandung. Von der See liegen noch keine Nachrichten vor, da noch keine Dampfer eingekommcn sind. Nach den telegraphischen Meldungen der Beobach- tungsstationcn auf Borkum und Helgoland sei die Sturm flut auf See grausig gewesen. Die Premiere des Höschen rock s. Dem „B. T." berichtet nran aus Paris: Im Theatre Fvancais wurde Freitag die Generalprobe des neuen Schauspiels von Henry Bernstein „Apres moi" gegeben. Gleich zu Anfang des mit Spannung erwarteten Stückes gab es eine Sensation, aber sie war anderer Art, als man erwartet hatte. Als das schöne Fräulein Provost die Bühne betrat, bemerkte das Publikum mit Ergötzen, daß es einen histo rischen Augenblick erlebte: Die erste Jupe Culottc war auf dem Theater erschienen. Die sonderbare Toilette be stand aus einem grünen Seidcnrock, der sich oberhalb der Knöchel in zwei richtige Höschcnbcine teilte, nicht wie beim Straßcnlleid in Pumphosenform, sondern in ein zierlich «geschlitztes Gebilde. Darüber fiel ein durch sichtiges Gewand mit einer breiten seidenen Schärpe aus mattem Weiß. Die Schauspielerin war bemüht, sich mög lichst harmlos zu bewegen, sie tonnte es aber nicht ver hindern, daß die Aufmechsamkeit des Publikums dem Stück verloren ging nno sich ihrer Toilette zuwandte. Der Eindruck aus die Damen im Zuschauerramn war offenbar nicht überwältigend. — Eine Massendemonstra tion der Hosenröcke hat es am Sonntag auf dem Neun platz in Auteuil gegeben. Nach den Berichten der Zei tungen wucoen eine Menge verschiedener Modelle lan ciert, die nach der Ansicht eines großen Blattes alle Arten vou Verrücktheit vorführten. Ter Erfolg war für dieses jüngste Erzeugnis der Schneiderphantasie nicht sehr gün stig. Gelächter und Spott begrüßten die unglücklichen Probierdamett, die die Jupe Culotte spazieren führen mußten. Wo sie sich sehen ließen, wurde ihnen der Rat entgegengerufen, sich in den Harem zu begeben, der für dies Odalistenkostüm der einzig geeignete Ort sei. Eine der Bahnbrecherinnen für den Hosenrock hat erklärt, daß noch niemals eine neue Mode so kriegerischer Stim mung begegnet sei, und sie hat hinzugesetzt: „Tas Schlimmste ist, daß wir selbst; nicht einmal Vergnügen von dieser Mode haben. Der Hosencock macht eine Frau häßlich, und das ist sein Todesurteil." CK. Bedingte Dcmperenz. Amerika erlebt gegenwärtig eine Begeistcrungswelle der Antialkoholbe- wegung. In einer Reihe von Staaten ist die Herstel lung alkoholischer Getränke verboten, in anderen sogar der Verkauf, und die Temperenzler könnten über den Sieg ihrer guten Sache jubeln, wenn nicht die amt lich« Statistik bewiese, daß der Alkoholimpvrt und die Alkoholproduktion in Amerika von Jahr zu Jahr grö ßere Fortschritte machen. Auch die Stadt Ncwyork hat ihren Anteil au der Tempecenzbewcgung, der freilich wie in den meisten Staaten der Union höchst platonischer Natur ist. In Ncwyork, so führt Felice Ferrero in einem Aufsatz über die amerikanische Tcmperenzbewegung aus, müssen am Sonntag alle Bierlokale und Ausschankstellcn geschlossen gehalten werden, mit Ausnahme jener Gast häuser, die zugleich einen Rcstaurantbetrieb führen. Ein alkoholisches Getränk am Sonntag ist gesetzmäßig, wenn man dazu etwas ißt, und ist ein Vergehen gegen das Gesetz, wenn man nichts dazu ißt. Einige schlaue Wirte und Cafetiers haben nun einen billigen Ausweg gesun den: zu jedem Glas Bier werden ein paar Biskuits oder ein wenig Salat serviert — der gründlich gepfeffert ist, um den Durst anzurcgcn -- oder man reicht zum schäu menden Trünke Salzbrezeln. Man ißt, um das Gesetz zu erfüllen, und trinkt, weil Salz und Pfeffer bekannt lich Durst machen. Ein noch besseres System, das Gesetz durch Umgehung zu erfüllen, haben die anderen Bier wirte ersonnen. Wenigstens drei Viertel aller Ncwyorkcr Bierhüuser sino trotz des gesetzlichen Verbotes am Sonn tag geöffnet mit oer einzigen Vorsichtsmaßregel, daß die Gäste nicht durch das Hauptportal eintreten; das ist nach allen Regeln der Kunst verrammelt und verriegelt. Der Durstige geht einfach durch den Gesindccingang, der diskret geöffnet ist. Findet sich ein junger, unerfahrener und eifriger Schutzmann, der diesem „gesetzwidrigen Treiben" ein Ende bereiten will, so ist ein Ausweg leicht gefunden. „Diese Herren", erklärt der Wirt, „die hier bei mir Bier trinken, sind meine Freunde und Ver wandten, die ich mir privatim zu Gast geladen habe." „Können Sie beweisen, da,, jene Herren nicht Freunde oder Verwandte des Wirtes sind?" fragt der Richter de» Schutzmann. Und der kann es natürlich nicht: der Wirt zieht in Frieden dahin. Oder ein anderer Fall: ein
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder