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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191102101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-02
- Tag1911-02-10
- Monat1911-02
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1911
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KlauenseuchegefahV VorMevgePenv schallen st»»H da» auf diese Weise von außerhalb ihre» Wohnorte» erworbene Klauenvteh der vetertnärpollzeiltchen Untersuchung zu unterstellen (ß LI Ztsf. 6 der Verordnung vom 31. August 1S0S). Denn mit Rücksicht auf die zurzeit immer noch drohend« Seuchengefahr vermeidet jeder vorsichtige Be sitzer einen Zukauf von Vieh, solange e» einigermaßen angeht. Die mehrerwähnte vetersnSrpolizeiltche Kontrolle de» Handel»vtehe»> die übrigen» nach Ansicht de» Lande», kulturrates eher verschärft al» erleichtert werden sollte, gründet sich auf 8 1? des NeichSvichseuchengesetze». Da hier eine Beaufsichtigung der zusammengebrachten Vieh bestände durch beamtete Tierärzte verlangt wird und al» solche in Sachsen im «».gemeinen nur die staatlich' angestellten BeztrlStieräczte zu gelten haben, so ist die Regierung an sich überhaupt nicht in der Lage, mit de« HandelSvtehtontrollen auch nicht beamtete Tierärzte, Pri- vattierärzte, wie es in dem genannten Artikel vorgeschla gen wird, zu beauftragen. Letztere können nur tut' Kalle der Behinderung des BezirkStierarzteS oder aus sonsti gen dringenden Gründen (8 2 Ms. 3 deS Reichsvieh seuchengesetzes) mit vetertnärpolizeiltchen Verrichtungen beauftragt werden; eine Ausnahme, der auch hinsichtlich der Handelsviehuntersuchungen 8 7 Abs. 5 der angezoge- neu Verordnung vom 31. August 1965 entspricht. — Daß übrigens weitere Erleichterungen des Viehhandels, für den die geringen Untersuchungsgebühren im allgemeinen keine nennenswerte Rolle spielen, der Viehzucht des Lan des und einer dauernden Vermehrung seiner Viehbestände durchaus uicht förderlich sind, unterliegt keinem Zweifel. Die veterinärpolizeiliche Kontrolle des Handelsviehes aber mit der sogen. Fleischnotfrage in einer Zeit in Verbindung zu bringen, in der wegen der außerhalb SachsenS immer noch zunehmenden Verbreitung der Maul- und Klauen seuche diese Haubelsviehkoutrolle nicht scharf genug ge handhabt werden kann, dürfte nur in der Absicht ge schehen sein, auch Kreise gegen die staatliche Veterinär polizei einzunehmcii, die an sich den besprochenen Ver hältnissen durchaus fernstehen. Daß die Beterinärpolizet in Sachsen selbst schwierigen Verhältnissen gewachsen ist, und namentlich auch di« Bezirkstierärzte mit anerkennens werter Hingebung ihren schweren Dienst gewissenhaft er füllen, beweist der sckMelle Rückgang der Maul- und Klauenseuche, von der in Sachsen zurzeit nur noch 41 Ge höfte in 30 Ortschaften betroffen sind. — Die Arbeiter nachweis stelle des Lau- deskulturrates wird auch in diesem Jahre in stei gendem Maße in Anspruch genommen. Die Nachfrage nach Dienstboten, insbesondere Mägden, war bisher eine besonders große; ihr steht allerdings nur ein geringes Angebot gegenüber. ES ist jetzt fast ganz unmöglich geworden, ausländische Arbeitsleute auf Dienstbotenver träge zu verpflichten, weil dieselben die kurzfristigen Verträge für Sommerarbeiter bevorzugen, durch welche ihnen höhere Barlühne zuflicßen, ohne daß sie an die naturgemäß für. Dienstboten längere Arbeitszeit in Stall und Haus gebunden sind. Ter Arbeitsnachweis ist des halb nicht mehr in der Lage, Aufträge auf Bcrmittc- lang von Dienstboten zn übernehmen. Er kann das auch künftig nur höchstens bis Anfang Januar tun, weil von diesen» Zeitpunkte au die Grenzämter sich vergeblich be mühe», Dienstpersonal heranzubekommen. Ta hauptsäch lich diejenigen Verträge von den Leuten bevorzugt wer den, die eine ausreichende Gelegenheit zu Akkordarbei ten bieten, ist cs nach Meinung der „Sächsischen Land wirtschaftlichen „Zeitschrift" dringend zu empfehlen, das Mähen von Getreide, Gras und Klee, sowie das Ernten von Rüben und Kartoffeln im Akkord vornehmen zu las sen. Vorarbeiter und Gruppenführer kommen vielfach im Januar und Februar an die Grenzämter heran, um sich Verträge vorlegen zu lassen. Biele sprechen auch bereits bei der Rückreise im Grcnzamte vor, um sich für die neue Saison Verträge zu sichern Sie bringen dann zur ge gebenen Zeit die ihnen zusagenden Leute mit. Aus diesem Grunde ist die zeitige Bestellung von großem Werte, weil sich diese Vorarbeiter und Gruppenführer ersahrungS- gemäß nur solche Mitarbeiter sichern, die mit den land- tvirtschaftlichen Arbeiten bestens vertraut sind. ES ist dringend zu empfehlen, den Arbeiterbedarf so bald als möglich festzustellcn und selbst auf die Gefahr hin, nicht notwendige Arbeiten ausftthrcn lassen zu müssen, die Leute wenigstens im zeitigen Frühjahre zu beziehen, da mau sonst damit rechnen muß, weniger brauchbare Leute zu erhalten. Oschatz. Lin Fall von Maul- und Klauenseuche ist !m hiesigen Gchlachthofe oorgekommen. Zum Elück liegt kein Anlaß zu Befürchtungen wegen Weiteroerbreitung der Krankheit vor. Großenhain. In einen hiesigen Uhrmacherladen kam «in junger, gut gekleideter Mann herein, wollt« «ine Uhr kaufen und übergab dem Geschäftsinhaber sein« alte Uhr mit dem Ersuche», deren Werk einmal nachzusehen. Währenddem sich der Inhaber nach seinem ArbeitSraum begab, stahl der Langfinger von den ihm vorgelegten Uhren eine silberne Ankeruhr mit Sprungdeckel im Werte von 46 Mark. Auch einen gelben Reisewecker im Werte von 7Mk. hieß er mttgehrn. Da« Fehlen der Uhr wurde erst bemerk», al» der junge Mann mit dem Bemerken fortgegangen war, am Nachmittag wiederzukommen. Der Schwindler wird al» ein gesunder, kräftiger Mann in den 20«r Jahren geschildert, er trug «inen dunklen Ueberzieher. Da der Betreffende diese» Manöver auch anderwärts in Uhrgeschäs- len und dergleichen wiederholen dürfte, so sei vor ihm ge warnt. Die gestohlen, Uhr, Schweizer Fabrikat, trug die Nummer 716 548, auf dem zweiten inneren Deckel ist die Lager-Rummer 1716 angegeben. Bor Ankauf wird ge- warnt. Etwaige Wahrnehmungen sind sofort der nächsten Polizeibehörde mitzuteilen. — Ein verwegener Einbruchs diebstahl wurde gestern Mittag im KohlenoerkaufSraum de» Konlumveretn» »zum Baum", hier, auSgesührt. Der oder die Dieb, benutzten die Abwesenheit de» Kohlenvirkäufer», der IUM Mittagessen gegangen war, um mit einem Brech. eise« dM Kofseopult zu sprenge« und mit dem erlangten Gelbe — »ege« LO Mark — da» Weit« zu suchen. Meißen. Ueber den -«reit» «wähnten Fall von schwerer Mißhandlung eine» Kinde», der zu dem Tod« de» Kinde» und zur Verhaltung d« Mutt« geführt hat, er- fährt da» Meißner Taget!. noch folgende»« E» handelt sich um den ui« Jahr« alten Sohn de» Ehepaare» Gr., da» fein« Wohnung im Galgengut« hat. Da« Ehepaar ist seit eineinhalb Jahren verheiratet. Der Knabe «ar früh« in Wilsdruff, woher auch die Frau flammt, in Pflege gegeben. Nach der Hochzeit nahmen ihn di« Eltern zu sich. Außer dem ist noch ein Kind von eineinhalb Jahren da, welches angeblich von d« Mutt« verhätschelt wird, «ährend sie das älter« Kind, das folgsam und willig sein soll, grausam behandelte. Di« Mitbewohner de» Hause» haben nie laute» Schreien d,S Klnd^ »ahraenommen» nur ab und zu drangen kurze Schrei« au» der Sr.sch«n Wohnung heraus. Aber die Spuren von Mißhandlungen waren an dem Körv« de» Kinde» sichtbar und die Mitbewohner hatten deshalb schon einmal Anzeige bei der Polizei gemacht; da« Verfahren mußt« aber, angeblich wegen Mangel an Be- weisen, eingestellt »erden. Wenn die Mitbewohner den Ellern Vorstellungen machten wegen der Flecken und Wunden de» Kinde», antwortete die Frau mit Schimpf reden. Der Mann, der seit einigen Wochen arbeitslos ist, erklärte, da» Kind könne nicht seststehen und habe sich die Verletzungen durch Anstößen zugezogen. An dem Lage, an welchem der Tod de» Kinde» gemeldet wurde, hat ein Mitbewohner morgen« gegen 5 Uhr ein Poltern im Zim- mer de» Ehepaare» gehört, all wenn jemand mit einem harten Gegenstand schlage. Nachmittag» wurde der Tod de» Kinde» gemeldet. Di« Leichenfrau, sowie ein Milbe- wohner de» Hause« erklärten, al» st« den zerschundrnen Leichnam de» Kinde« sahen, daß «st die Polizei benach richtigt werden müßte. Am Sonnabend fand dann die Gezierung der Leiche statt. Di« Kommission bestand aus vier Herren, darunter »in Dresdner Staatsanwalt, der hiesige GerichtSarzt und ein Kriminalbeamter. Die Ob- duktion gab ein erschreckende» Bild. Da» linke Aermchen war gebrochen, da» Nasenbein, da« bereit» früher schon zerschlagen war, zeigte ebenfalls Spuren von Mißhand lungen. Am Hinterkopfe befanden sich große offene Wunden, dir offenbar vom wiederholten Ausschlagen des Kopfe» auf einen harten Gegenstand herrühren. Di« Empörung der Mitbewohner über die Handlungsweise der unnatürlichen Mutter ist groß. Selbst an der Leiche des Kinde» zeigte sie keine Reue; sie gab an, daß da» Kind von der Bank gefallen sei. Al» sie abgesührt wurde, weinte sie. Da« Kind war vor vorige» Jahr drei Wochen iin Krankenhause. CoSwtg. Auf Antrag de» Schulvorstandes wurde der FortbildungSschüler Gabriel, der bekanntlich vor kurzem gegen einen Nachtwächter Widerstand leistete und dadurch mittelbar an dessen Tod schuldig wurde, Mittwoch nach mittag au» der hiesigen Fortbildungsschule durch die König liche Bezirk»schulinlpektton auSgestoßen. Im Beisein der erste Klaffe, des Leiter« der Schule, der FortbildungSschul- lrhrer und de» Vorsitzenden vom Schulvorstande wurden ' vom VmtShauptmann Freiherr» von Oer und dem Ober schulrat Dr. Gelbe die entsprechenden Erläuterungen ge- geben und die Au»stoßung de» moralisch tiefgesunkenen Schüler» vollzogen. Moritzburg. Unser schönes Fleckchen Erde, das von jedenr Naturfreunde gern ausgesucht wird, soll wie derum eines altbewährten Reizes beraubt werde». Das kleine hübsche Restaurant zum „Fasanengarten", mitten im herrlichen Eichenwalde gelegen, das hauptsächlich seiner Lage wegen bevorzugt wurde, soll laut Bestim mung der Königl. Diergartenverwaltung am 1. April ds. Js. für immer geschlossen werden. Es wird das viele Freunde deS Moritzburger Waldes recht schmerzlich be rühren, um so mehr, als damit im ganzen schönen Tier garten jedwede Gelegenheit zur Erquickung genommen wird. Vor wenigen Jahren wnrde Moritzburg die Fa- sancrie genommen, die tzauptfütterung wnrde ebenfalls eingeschränkt, nun ist auch noch das Wild vor kurzem durch Drahtzäune von allen Verkehrswegen abgesperrt worden, so daß für die Schaulust des Publikums bei nahe nichts mehr übrig bleibt. )l( Döbeln. Döbelner Schulmädchen sandten eine Postkarte an die Elbtal-Ztg. in Schandau und frugen an, ob einer von den vor 50 Jahren bet dem großen Felssturz in der sächs. Schweiz Verunglückten noch lebt. S» wurde ihnen mttgetetlt, daß der Arbeiter Aug. Pöche t» Postelwitz der einzige von den 24 ist, der noch am Leben ist. In der Schulkasse wurde nun eine Sammlung veranstaltet, der sich die 2. Mädchenklasse der 3. Bürgerschule anschlotz, und dieser Tage konnte dem alten Mann durch Ueberseudung von 9 Mark eine Jubiläum»freude bereitet werden. KZ Dresden. Da« geplante Erst« Dresdner Sechs tagerennen kommt nun doch zustande und findet in der Zett vom 1. März abend« 11 Uhr bi» 7. März abend« 11 Uhr auf der im allen Schlachthof zu errichtenden 100 Meter langen und 4 5 Meter breiten Bahn statt. Die Kurvenhöhe beträgt 3,5 Meter. Der erste Brei« beträgt 3000 M., der zweit« 2000 M., der dritte 1000 M., der vierte 500 M. Da» Rennen wird nach den Satzungen de« Verbands deutscher Radrennbahnen gefahren. Mit dem Bau der Bahn ist bereit» begonnen worden. Dr«»den. vorgestern sand in der Dresdner Bank die Konstituierung der Dresdner Jmmodilten-BerkehrSbank- Aktiengesellschaft mit dem Sitz« in Dresden statt. Da« neu« Unternehmen bezweck», ohne sich an Bodenspekulation zu beteiligen, auf der solltest«» Bast» die Bautätigkeit zu heben, den Hausbesitzern zur Modernisierung und Renta- bilitätSerhShung ihre» Grundbesitze» Unterstützung zu g«. währen und fördernd und belebend auf den Dresdner GrundftückSmarkt «inzuwirken. Di» ersten Aktien,eichner sind die Dresdner Bank, die Allgemeine Deutsche Kreditanstalt, Abteilung Dresden, die Deutsche Bank, Filiale Dresden, di« Dresdner vaugesellschokt Dresden sowie di« Leipziger Jmmobiltentzilellschaft in Leipzig. Da« Aktien kapital beträgt zwei Millionen Mark, die voll gezeichnet ftnv. — Die Familie de« bet Siemen» beschäftigten Per- nickler» Böhme umrd, in ihrer in Riedergmchitz befindlichen Wohnung bewußt!,» apgetroffen. Ein Arzt stellte an dem Ehepaar und den beiden Kindern KohlenatztzdgaSoergiftung fest, hrrvorgrrufen durch da» Schlichen der Ofenklappe. ,E» gelang, di« einzelnen Famtlienmttglleder in» Bewußtsein zurückzudrtnge«. Ei, sind außer Leb«n»gefahr. Pirna. Ein leure» Jagdveravügen lttstete sich neu lich in Cunnersdorf ein Gast de» Jagdpächter» Seifert In Mügeln. Auf einem Baum hatte er einen Birkhahn er- späht und legt« nach ihm an. Der Schuß prallt« aber am Baume ab und traf da» in nächster Näh« davon stehende Pferd de» Gutspächter» Mehl so unglücklich, daß e» sofort abgestochen werden mußte. Arnsdorf. Dem Radeberger Krankenhause sind bereit» eine große Anzahl hiesiger Einwohner wegen des UnterleibSlyphu» zugeführt worden. Ob da» hiestge Trink wasser baztllenhaltig ist, wird die amtliche Untersuchung ergeben. Zittau. Wegen versuchten Kindesmordes wurde hier der 28 jährige Zimmermann Heinrich aus Obcrsei- ferSdorf verhaftet, der mit einer Plätterin ein Verhält nis angeknüpft hatte, das nicht ohne Folgen geblieben war. Seine finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Mutter und dem Kinde scheinen dem Heinrich aber sehr unangenehm gewesen zu sein. Am Dienstag abend in der siebenten Stunde besuchte er Mutter und Kind und führte dabei allerlei verdächtige Redensarten. Als dann die Mutter die Stube eine» Augenblick verlassen hatte, fing das Kind plötzlich zu schreien an, auch machte cs merkwürdige zuckende Belvegungen, die sich die inzwi schen wieder erschienene Mutter nicht erklären konnte. Sie zeigte das kleine Geschöpf einer Nachbarin, die dem Kinde mit einem Finger in den Hals fuhr, und dort einen alten znsammengedrchten Lappen herausholte. Reitzenhain. Seit DtenStag nachmittag tobt aus dem GebirgSkamm ein derartiges Schneetreiben, wie e» in diesem Winter noch nicht zu verzeichnen war. An vielen Stellen lagert der Schnee 2 bi» 4 Meter hoch; im nahen Sebastianberg reicht der Schnee vielfach bis an die Dächer der Häuser. Auf der Straße von EebastianSberg sieht man stellenweise nur noch di« Spitzen der Baumkronen. . W Ms Kn le« MM ms le» Kmliim. 88 Ein interessanter Privatbrief von einer auf den Westkarolinen (Jap) wohnenden Leipziger Familie ist den „Leipz. N. Nachr." zugegangen. Derselbe schildert in er greifender Weise die Ermordung der vier deutschen Be amten ans Ponape und enthält folgende bemerkenswerte noch unbekannte Mitteilungen über die furchtbare Ge fahr, in welcher die Deutschen aus Ponape geschwebt haben: „In Ponape", so heißt eS in dem Briefe, „sind die Eingeborenen bis jetzt scheinbar sehr hart angcfaßt worden, und infolgedessen sind sie anfsäsjig geworden. Nun kam Böder, der frühere Amtmann von Daressalam, nach Ponape. Der hätte die Sache schon mit der Zeit in Ordnung gebracht. Da kam aber vom grünen Tisch in Berlin der Befehl von heute auf morgen, von den Ein geborenen Steuern einznziehen und sie selbst beim Wege bau zn beschäftigen. Das soll den Ausschlag gegeben haben. Die kleine Insel Jokotsch bei Ponape ist nämlich fast uneinnehmbar. Es war deshalb nicht anznnehmen, daß die Jototschleute ihre Position dadurch schwächen würden, daß sie sie durch Wege zugänglich machten. Trotzdem versuchte es Böder, denn es war eben Befehl. — Dec Held des Tages war ein junger Deutscher, der erst vor einigen Monaten aus der Heimat hierher ge kommen ist. Man wußte, er war zn Vermessungen allein im Innern, und war deshalb in Angst nm ihn. Plötzlich kant er in einem Kann an. Er hatte erfahren, daß in Jokotsch der Teufel los sei und traf seine Maßnahmen absolut kaltblütig. Er ging zu einem Häuptling und fragte ihn, „ob all die Greuel wahr seien?" Der Häupt ling, der offenbar mit der Wahrheit nicht gern heraus wollte und wohl mindestens plante, den jungen Mann als Geisel feftzuhaltcn, antwortete: „Er wolle zur Ko lonie und nachsehen, wie es stünde; der weiße Mann wäre ganz sicher in des Häuptlings Dorf." „Gut," sagte der andere. Ein Kann wurde ins Wasser gebracht- und der Häuptling stieg ein. Im Nu sprang der Deutsche gleichfalls nach und hielt dem Kerl seinen Browning an die Stirn, während sein Boy, das Gewehr im Rücken des Häuptlings angelegt, im Kanu Platz nahm. Nun ging die Reise los: „Sofort nach der Kolonie, alter Gau ner, fällt ein Schuß auf uns, so bist Du eine Leiche." Der Deutsche hatte sogar die Tollkühnheit, durch den Häuptling jedes Kanu anrufen zn lassen und es aus Vor handensein von Waffen zu untersuchen. In dieser furcht baren Situation brauchte e,. einen vollen Tag, um sich nach der Kolonie zu retten. — Die zwei ersten Angriffe galten dem HauS Böders mit der Msicht, Frau Böder zu ermorden und ihre zwei Kinder zu rauben und als Geisel zn behalten.. Beide Angriffe schlug der Polizei- meister ab. Frau Böder ist aus der Reise nach Haus hier (Jap) durchgekommen. Sie, eine blühende, eisen feste Frau, ist völlig niedergebrochen. Sie kann kaum mehr gehen, muß immer getragen werden und sieht elend ans. „Dor dem Vcrrüatwerden schützt mich nur der Gedanke an die Kinder", sagte sie, die in Afrika selbst Strafexpeditionen mitgemacht hat. Ihr Heiner Junge im Alter von vier Jcchren lachte und spielte: „Du," sagte er lustig zu mir, „wir fahren jetzt nach HauS und Papa kommt nach, später." Und dabei sitzt die arme Frau und die dicken Tränen rollen ihr übers Gesicht. Grauenhaft! — Am Tage nach dem Ausstande erfuhr man, die Eingeborenen hätten Böders Leiche scheußlich zugerichtet und da? ganze Gesicht mit Knüt teln und Messern 'n einer unkenntlichen Masse zer schlagen. Dann hätten sie die vier Toten auf einen Hau- sen geschleppt und unsagbare Scheußlichkeiten an ihner begangen. Der Poltzeimeister verlangte Auslieferung der
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