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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191105051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-05
- Tag1911-05-05
- Monat1911-05
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1911
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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck und Vrrtaq von Langer t Winterlich in Mirja. — Für dir Rrdaktion verantwortlich: Arthur Hähnel in Riesa. 103. Areitap, S. Mai 1011, aveuds. 64. Jahrg. ck e (nl.) empfiehlt den Kommissionsantrag nes Schulbeispiels. Der soziale Zug hat lern aufzuhören und vor allem nicht da, Schef'beck (Z.) bringt als Bäckermeister Material wird gegen die Bäckermeister in der rigorosesten Deutscher Reichstag. 1V6/ Sitzung. Donnerstag, den 4. Mai, 2 Uhr. Am Tische des Bundesrats: Dr. v. Lind eg ui st, Wer «uth. i RechnungSsachrn. . Zunächst werde» koloniale Rechnungen für 1905 und 1904 Geraten. Mg. Erzbcrger (Z.): In den letzten Jahren ist die Vorlegung der Rechnungen endlich zu einem Zeitpunkt er folgt, der befriedigend zu nennen ist. Hoffentlich bleibt das nun auf die Dauer so. Aba. Dr, Goercke (nl.) begründet eine Resolution der Budgetkommission, wonach den mit der selbständigen Leitung von Bauten betrauten Beamten erneut zur Pflicht gemacht wird, Bauplan und Kostenanschlag strengstens innczuhalten. Abg. NoSke (Soz.) bringt die Etatsüberschreitungen dcS früheren Gouverneurs von Kamerun von Puttkamer wieder zur Sprache. Die Resolution Wird angenommen, die Rechnungssachen Verden erledigt. . Petitionen. Der Zentralverband Deutscher Bäckerinnungen, der preußische Landesverband der Haus- und Grundbesitzervcreine und andere wenden sich in mehreren Eingaben gegen die Bäckereiverorbnung, soweit sich deren Grundsätze oder ihre An. Wendung auf die bauliche Beschaffenheit der Bäckereianlagen mit rückwirkender Kraft erstrecken. Die Eingaben verlangen Aufhebung der rückwirkenden Kraft und Beschränkung der bau. lichen Vorschriften auf neue Anlagen oder wenigstens die An. Weisung an die Behörden die größte Rücksicht walten zu lassen und unnötige Härten zu vermeiden. Soweit beantragt die Petittonskommission, die Eingaben zur Erwägung zu über, weisen. Tie weiter geforderte Entschädigung der durch die Durchführung der Verordnung geschädigten Bäckermeister lehnt die Petitionskommission ab, indem sie Uebergang zur Tages, ordnung beantragt. Tie Petitionen sind schon vor Ostern im Plenum verhandelt, die Besprechungen aber noch nicht zum Abschluß gelangt. Aba. Dr. Goercke (nl.) empfiehlt den Kommissionsantrag unter Anführung eines Schulbeispiels. Der soziale Zug hat nicht bei den Arbeitern aufzuhören und vor allem nicht da, wo das Pfandrecht getroffen wird. Abg. Schefbeck (Z.) bringt als Bäckermeister Material vor. Es wird gegen die Bäckermeister in der rigorosesten Weise vorgegangen. Sie sind das Karnickel für die sozial- politischen Experimente. Wo bleibt das Wort des Kaisers, daß dem Handwerk geholfen werden soll? Der Redner richtet Angriffe gegen die Freisinnigen, die in der Petitionskommission gegen die Petition gestimmt haben, obgleich in einer Berliner Bäckereiversammlung die Abgg. Mugdan und Kopsch den Bäckern versprochen hätten, für sie einzutreten. (Hört, hört! rechts und im Zentrum.) Abg. Binder (Soz.) verlangt Uebergang zur TageS. Vrdnung. Man sollte die Bäckereiverordnung eher verschärfen« Abg. Günther (Vp.): Vor einer Ueberspannung der Durchführung der Bäckereiverordnung muß doch gewarnt werden. Ich bitte die Regierung, die Verordnung so durch, zuführen, daß sie den hygienischen Anforderungen entspricht, aber auch den berechtigten wirtschaftlichen Ansprüchen der Bäckereiinhaber eutgegenkommt. Abg. Frhr. v. Gamp (Np.): Seit Jahren haben wir gegen die Bäckereiverordnung in oer Art, wie sie jetzt gehand- habt wird, gekämpft. Wir freuen uns, daß uns das Zentrum jetzt unterstützt, und wir hoffen, daß wir uns auch zum Beispiel bei der Gastwirtsordnung näherkommen werden. Wir sind stets für eine großzügige Sozialpolitik eingetreten (Lachen links), aber gegen diese Art der Gesetzcsmachcrei, wie sie hier gegen die Bäckereien stattgefunden hat, müssen wir uns wehren. Abg. Rieseberg (W, Vgg.): Alle bürgerlichen Parteien halten eine rigorose Durchführung der Verordnung ohne schwere Schädigung der Bückereibesitzer für unmöglich. Hoffentlich richtet sich die Regierung danach. Die ganze deutsche Bäcker welt ist mit Vorschriften über Sauberkeit einverstanden und wünscht die Ausmerzung der Elemente, die dagegen verstoßen. Der Redner spricht gegen die sozialdemokratischen Angriffe auf die Bäckermeister uno fordert das deutsche Volk auf, soweit eS national ist, sich um die Bäckermeister zu scharen. Traurig, daß die Regierung so fremd im praktischen Leben ist. Tie Verordnung wird in infamster Weise angewendet. (Präsident Aras Schwerin rügt den Ausdruck.) Mg. Giesberts (Z.): Mißstände haben zweifellos be- standen, sie werden durch die Verordnung beseitigt. Die Bäcker haben sich im großen und ganzen mit der Verordnung ab. gefunden. Hinter den Petitionen stehen eigentlich nicht die Bäckermeister, sondern die Hausbesitzer. Mg. Kopsch (Vp^: Tie Bestimmungen der Verordnung sind zu bureaukratisch.' Sauberkeit und Reinlichkeit sind nicht abhängig von zwei Zentimeter Höbe mehr. Abg. Bebel (Soz.): Ich habe im Jahre 1890 eine Broschüre über die Lage der Arbeiter rn den Bäckereibetriebcn geschrieben. ES waren grauenhafte Zustände. Meine Broschüre hatte un. geheures Aufsehen gemacht. Ich rechne cS mir als Verdienst an, den Anlaß zu den amtlichen Enqueten und zur Bäckerei. Verordnung gegeben zu haben. Mo ist je eine Arbeiterschuh. Verordnung erlassen worden, die nicht zunächst den aller, heftigsten Widerspruch der Arbeitgeber hervorgerufen hatte. ( Abg. Raab (W« Vgg.) weist die Behauptung zurück, als PL seine Partei mit dem schwarz-blauen Block durch die Finanz- Deform Existenzen vernichtet habe. Der Antrag der Petitionskommission wird angenommen. Die nächste Petition betrifft den Erlaß eines ReichstheatergeseHes. Der Verein „Frauenwohl Groß-Berlin" und der „Preußische Landesverein für Frauenstimmrecht" fordern angesichts der vielen sozialen Mißstände im Bühnenwesen, die die weiblichen Bühnenmitglieder besonders hart treffen, ein Reichs- theatergesetz, das allen Bühnenangehörigen ein Mindest, maß von hyarenikchcm und rechtlichem Schutz gewährleistet und den Interessen oer weiblichen Bühnenangehörigen Rechnung trägt durch Regelung der Kostümfrage (Lieferung des historischen und modernen Kostüms), sowie durch einen größeren Schutz der Mutterschaft (Berücksichtigung der Sonntage, Beseitigung LeS Schwangerschaftsparagraphen sowie des Heiratsverbots, Ein- führung einer Mutterschaftsversicherung). Die Kommission beantragt, diese Petition als Material zu überweisen. In einer anderen Petition bittet Fräulein Buchholz in Elberfeld um Erlaß eines Reichsthcatcrgcsetzes und bietet für den Fall deS Inkrafttretens einer Reichs, oder Staatsverstche- rung zum Schutze deutscher Bühnenangehöriger eine Stiftung von looovO Mark an. Die Kommission beantragt, diese Ein- stabe zur Kenntnisnahme zu überweisen. Abg. Dr. Pfeiffer (Z.) befürwortet die Petitionen. Die jetzigen Zustände sind unhaltbar. Wie steht es mit den Vor. arbnten zum ReichStheatergesetz? Aber da bin ich wie der Prediger in der Wüste: ringsum gähnende Leere, kein Re- girrunaSmaun ist da, sehr bedauerlich I Mg. Dr. M ü l l e r - Meiningen (BP.) schließt sich dem Vorredner vollkommen an. Die Vorarbeiten sollten beschleunigt werden. Auch mit den Schmiereu-Theaterschulen müßte man sich befassen. Es ist ein glänzendes Elend, das zum Himmel schreit. Die Lösung dieser Fragen sollte die erste Ausgabe des neuen Reichstags sein. Abg. Geck (Soz.) stimmt zu. Den Bühnenangehörigen wird jetzt glücklicherweise die Bedeutung der Organisation klar. Tie Anträge der Kommission werden angenommen. Der Inhaber eines Pützgeschäfts in Braunschweig bittet um Abänderung des 8 137 der Gewerbeordnung, der verbietet, daß Arbeiterinnen am Sonnabend, sowie am Vorabend der großen Feiertage über 5 Uhr nachmittags hinaus beschäftigt werden. Der ZentralauSschuh der Bereinigten uPtzdetaillsten- verbände Deutschlands macht ebenfalls Abänderungsvorschläge. Uebdr die Petitionen wird nach kurzer Besprechung, an der sich die Abgg. Manz (Vp.), GteSbcrts (Z.) und Albrecht (Soz.) beteiligen, zur Tagesordnung übergegangen. Die Antiqua. Der Allgemeine Verein für Altschrift richtet an den Reichs tag die Bitte, erstens die allgemeine Zulassung der Altschrist, vor allem der Handschriftform, im amtlichen Verkehr der Reichs- behörden zu erwirken; zweitens, daß allgemein der erste Schreib- Leseunterricht in der Volksschule mit der leichteren Altschrist beginne. Die Petitionskommission beantragt einstimmig, die Pe- tition zur Berücksichtigung zu überweisen. Abg. Bindewald (wirtsch. Vgg) beantragt Uebergang zur Tagesordnung. Abg. Dr. Stengel (Bp.) begründet als Berichterstatter den Antrag der Kommission. Die heutige Schreibschrift ist eine Fälschung und nicht eine wirklich deutsche Schrift. (Hallo und Lärm.) Das wird nicht mit hohlen Phrasen, daß das Deutschtum in Gefahr ist, erledigt. Das Deutschtum hat mit der Schrift nichts zu tun. (Gelächter, Lärm.) Der Redner be- gründet seine Forderung mit pädagogischen Rücksichten, mit der Rücksicht auf die Deutschen tm Auslande. Die Altschrift wird die allein übliche sein, aber darunt nicht die alleinige. Abg. Dr. Pfeiffer (Ztr.): Es handelt sich darum, daß man verlangt, daß zuerst den Kindern die Lateinschrift und dann erst die deutsche gelehrt werde. Dadurch soll allmählich die deutsche Schrift verdrängt werden. (Lebhaftes Sehr richtig!) Stellen Sie sich die Entrüstung vor, die zum Beispiel in der Duma entstehen würde, wollte man die Beseitigung des russischen Alphabetes be antragen. Seit Jahrtausenden geht die Entwicklung der deutschen Schrift neben der Entwicklung des deutschen Volkes her. Auch andere Nationen erblicken in unserer Schrift ein Sinnbild der Kultur. In den französischen Schulen wird die deutsche Schrift gelehrt, und da soll sie mit einem Schlage aufgegeben werden. (Sehr gut! rechts. Widerspruch links.) Auch in künstlerischer Be ziehung ist die deutsche Schrift vorzuziehen. Ich unterstütze den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung. (Lebhafter Beifall rechts, im Zentrum und bei den Natl. Ironische Hurrarufe links und bei den Soz.) Abg. Henning (Kons.): Wir können uns nicht entschließen, die Antiquaschrift an die Stelle der deutschen Schrift zu setzen. Abg. Geck (Kons.): Es wird von der Rechten die Frage mit einer Lebhaftigkeit bekämpft, als wäre der Erbfeind vor den Toren des Reichstages. (Heiterkeit.) Eine Einsicht in unsere Reichstags lohnliste zeigt bei den Eintragungen der Abgeordneten, daß wir nur 12 gute Deutsche unter uns haben. (Große Heiterkeit.) Dem Kinde würde die einfache Lateinschrift viel leichter beigebracht werden können, und der Buchdrucker verzichte gern auf die gothische Schrift. Kein einziger Studentenzirkel wäre denkbar, wäre die gothische Schrift allgemein und allein eingeführt. Die Latein schrift findet wegen ihres Charakters als internationale Verkehrs schrift in den Eisenbahnbetrieben alleinige Verwendung. (Beifall.) Abg. Stresemann (Natl.): Beiden Parteien ist der Idea lismus nicht abzuerkennen. Die Studenten, die sich an uns ge wendet haben, haben ein gutes Recht, als Heranwachsende neue Generation sich an uns zu wenden. Von einem plötzlichen Ver schwinden der deutschen Schrift kann keine Rede sein. Zur Fraktionssache haben wir die Sache nicht gemacht. Ich bin fin den Kommissionsantrag. Abg. Dr. Naumann (Fortschr. Vpt.): Ich bin nicht für den Kommissionsantrag. Bei Urkunden bedient man sich der alten feierlichen Formen. Deshalb retten auch fast alle Abgeordneten ihre 20 M. in Antiqua. (Große Heiterkeit.) Der Vorteil unserer Schrift ist die größere Deutlichkeit, wenn sie vielleicht auch schwerer zu erlernen ist. Unsere Schrift ist für unsere Sprache der charakte ristischste Ausdruck. Sie ist von besonders erzieherischem Werte. (Lebhaftes Bravo! rechtsy Abg. v. Liebert (Rpt.): Nach den glänzenden rednerischen Leistungen kann ich mich darauf beschränken, unser Erstaunen auS- zudrücken über den Beschluß der Petitionskvmmission. Erstaunlich ist auch die Haltung des RegicrungSkommissars, der keine Ahnung vom Empfinden des Volks zu haben scheint. Wir sollten ver langen, daß die Behörden nur Schreibmaschinen mit Frakturschrift verwenden dürfen. (Lachen links.) Wenn nian die Frakturschrift verwirft, dann iNiißten auch die deutschen Ziffern (schallendes Ge lächter links) abgeschafft werden. Es wäre eine Barbarei, wenn wir unsere Schrift aufgeben würden. (Beifall rechts, Lachen links.) Abg. Binde wald (D. Rfpt.): Daß cs sich hier nicht um eine Partcisache handelt, ist bei dem Lärm auf der Linken nicht zu bemerken. Der Kommissionsbericht ist nicht objektiv, er hat den Charakter einer Agitationsschrift. Ich bitte um Uebergang zur Tagesordnung. Vizepräsident Dr. Spahn: Sie haben den Kommissions antrag als töricht bezeichnet. Abg. Bindewald ruft: Stimmt auch! (Heiterkeit.) Vizepräsident Dr. Spahn rügt diesen Ausdruck. Damit schließt die Debatte. Es wird namentliche Abstimmung über den Antrag Bindewald beantragt. Dieser Antrag findet aber nicht die genügende Unterstützung. In einfacher Abstimmung wird sodann über, den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung abge stimmt. Die Abstimmung bleibt zweifelhaft. Es findet Hammel sprung statt. Für den Antrag stimmen 85, dagegen 82 Abge ordnete. DaS Haus ist somit beschlußunfähig. Nächste Sitzung Freitag 1 Uhr. Rcichsversicherungsordnung. Schluß '/,9 Uhr. Aus aller Welt. Berlin: Vorgestern nachmittag ereignete sich in einer Kiesgrube in Waltersdorf ein folgenschweres Un glück. Durch eine cinstürzende Kieswand wurden meh rere dort beschäftigte Arbeiter verschüttet. Zwei der Verschütteten konnten nach langen Bemühungen schwer verletzt geborgen werden, während ein dritter den Tod sand. -- Halle a. S.: Dor dem hiesigen Kriegsgericht hatte sich der Fahnenjunker Richard Walter Chöring vom Infanterie-Regiment Nr. 173 in Altenburg wegen schweren Diebstahls zu verantworten. Er wurde zu 13 Monaten und einer Woche Gefängnis, sowie zur Degra dation verurteilt. Die Verhandlung gegen ihn fand unter Ausschluß der pesfentlichkit statt mit der Begrün dung, daß Tatsachen zur Sprache kämen, die geeignet seien, das berechtigte Ehrgefühl des Angeklagten und seiner Familie anzugreifen. — Breslau: Bei einem in der russischen Ortschaft Bjelonsowka ausgebrochenen Feuer verbrannten vier Personell und sechs erlitten schwere Brandwunden. — Zilüh: Die Ortschaft Oekörito im Kvmitat Szilagh steht in Flammen. Tie Kirche, das Schnlhaus und tiO Häuser mit Nebengebäuden sind bis her niedergebrannt. — Paris: Vorgestern flog, wie erst jetzt bekannt wird, in dem Orte Chelles, östlich von Paris, eine private Pulvcrniederlagc in die Luft, die etwa 50 Kilogramm Pulver enthalten haben mochte. Tie Niederlage gehörte dein Unternehmcrverbande der Steinbrüche von Chelles. Die Explosion vollzog sich in dem Augenblicke, als der 20 jährige Arbeiter Lucas sich dem Pulverlager genähert, die beiden gepanzerten Türen geöffnet und eine Quantität Pulver entnommen hatte. Er würde so schwer verletzt, daß er ins Hospital ge bracht werden mußte, wo er hoffnungslos darnicderlicgt. — Lissabon: Bei der Explosionskatastrophc in Ca parica sind zehn Personen schwer verletzt worden. Ge tötet wurde niemand. — Konstantinopel: Wegen des Auftretens vereinzelter Cholcrafälle in Smyrna müssen sich die aus dieser Stadt kommenden Personen einer 24 stündigen Beobachtung unterziehen M 8kW§BmEt »main Ucka.,« Ein für die Handelswelt lehrreicher Fall von ge schäftlicher Spionage war i» diesen Tagen in London der Gegenstand einer Gerichtsverhandlung vor der Be rufungsinstanz in Strafsachen. Zwei Männer, die von den Geschworenen in Newcastle zn 6 und 4 Monaten Zwangsarbeit verurteilt waren, hatten Revision einge legt. Sie waren bestraft worden, weil sie durch Be stechungen von Angestellten einer älteren Konkürrcnz- , sirma sich die Kenntnis fremder Fabrikationsgeheim nisse zu verschaffen suchten. Es handelte sich um die Gewinnung und Herstellung gewisser Arten von Kiesel erde, und die beiden Angeklagten hatten unter den Ange stellten der Konkurrenzgesellschaft Geld geboten, um in die Einzelheiten der Herstellungsart eingcweiht zu wer den. Der Lord Oberrichter wies die Berufung nach kurzer Verhandlung zurück, und das strenge Urteil wurde aufrecht erhalten. Der Fall ist nur ein Symptom für daS ausge dehnte Spionagewesen, das bei den scharfen Formen des Modernen kaufmännischen Wettbewerbs immer mehr gewachsen ist und von dessen Existenz alle größeren Betriebsleiter wissen, ohne wirklich, wirksame Abwehr mittel dagegen zu besitzen. Man erfährt von solchen Fällen geschäftlicher Spionage nur darum so wenig, weil es in den allerseltensten Fällen möglich ist, den Beweis für die Schuld der einzelnen Angestellten zu erbringen. Es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die nur davon leben, Geschäftsgeheimnisse zu erkunden nnd Weiter zu verkaufen, ja diese kaufmännischen Spione können mit ihrem wenig rühmlichen Handwerk, wenn sie schlau sind und Glück haben, reiche Leute werden. Die meisten von ihnen unterliegen freilich mehr der Versuchung einer Gelegenheit, als einein bestimmten Systeme, aber cs fehlt doch auch nicht an Individuen, die es sich zum Berufe gemacht haben, in großen Be trieben nur darum eine Anstellung anzunehmen, um während der Arbeit möglichst genau in die Gcschäftsge- heimüisse der Brotherren einzudringen und sie dann der Konkurrenz gegen schweres Geld zu verkaufen. Erst vor einigen Jahren erregte in der englischen Geschäfts welt die Aufdeckung eines solchen SpionagcmanövcrS großes Aufsehen, ohne daß es möglich gewesen wäre, die Folgen der Indiskretion abzuwenden oder den Täter auch nur zu bestrafen. Es handelte sich, so berichtet eine englische Wochen schrift, um ein großes Unternehmen von Holz- nnd Stei'nschneidereiarbeiten. Die Firma besaß ein Geschäfts geheimnis, durch das gewisse Artikel leichter, besser und billiger herzustcllcn waren, als die Erzeugnisse der Konkurrenz. Der Inhaber der Firma hatte seit einem Jahr einen Beamten engagiert, der durch seine Geschäfts tüchtigkeit, sein Verständnis seinen Scharfblick und seinen Fleiß die vollste Zufriedenheit seines Chefs errang. Als unschätzbarer Gehilfe wurde er schließlich auch in den inneren Betrieb des Unternehmens eingeweiht und er wies sich auch dabei als cm so tüchtiger Geschäftsmann, daß bereits nach sechs Monaten sein Gehalt verdoppelt wurde. Eines schönen Tages bat der Mann um seine Entlassung unter der Begründung, daß er in die Ko lonien gehen wolle. Sechs Monate später brachte eine Konkurrenzfirma Waren auf den Markt, die ebenso gut und dabei billiger waren als die des Hauses, das bis her durch sein Geschäftsgeheimnis allen Wettbewerbern überlegen gewesen war. Die Nachforschungen ergaben mit aller Sicherheit, daß das Geheimnis verraten wor den war, aber das Beweismaterial blieb zu dürftig und lückenhaft, um Handhaben für das Gesetz zu bie ten. Der ungetreue Beamte aber Lebt heute als wohl habender Rentier. Noch schlimmer ging es einem französischen Seiden- fabrikanten, der ein Verfahren entdeckte, um seine Seidenstoffe in Aussehen und Wert mit unverhältnis mäßig geringen Kosten zu verbessern. Er' wär ein vor sichtiger Kaufmann, und um keinen Angestellten ins
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