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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191105100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-05
- Tag1911-05-10
- Monat1911-05
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1911
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eilage znm „Riesaer Tageblatt". A»«aN«»«dni<< »id »<rN>q «m Langer » Winterlich «n Ries». — Für di« RrdakNen »«mNverttich! Arthur Hähnek in Ri«!». 107 Mittwoch. 10. «oi 1011, ebenvS. «4. Jahr,. Deutscher Relchskag., . Äv. «tz««. DienStl^, d« A «oi, 1 »ut Ltsche de» »mdttratS: D«lbrüch «aspar,^ Die Mette Lest»« »er Reich*>e»Ache»m»»»»*dx««s. wesentlichen Dunklen zusttmmen. Er muß auf dem Gebiete der SäuglingSfürsorge intensiv gearbeitet werden. Diese Bewe, ist aber auch schon Gemeingut der Ne ou : Soll irS ein > Vierter TaA - Li« Vwatung d« »z Sw-Li» (Wochenhilfe) wird f«rt- ^^lba. Hufnagel (L): Ovwohl wir unsere» Antrag fa- darchmül berechtigt halte», ziehe» wir ihn vorläufig zurück, da er utcht klar genug zu sein scheint. Mr behalten und vor- ch« bet der dritvül Lesung tu geänderter gor« wieder ein- Dr. M»gdan (Vp.) empfichlt fortschrittliche An- IrtlgL die, ebenso wie die sozialdemokratische», iwtutarrsch zu gewährend« Leistungen obligatorisch mach«» wollen. Eine Po- Mo» der preuhtsche» Land er zentrale für Säuglings fürsorge, au deren Spitz« der Kaiser und die Kaiserin und alle bekannten Professoren^« Hygiene stehe», fordert dasselbe Vie wir. Wolle» Sie da immer »och unser« Wünsche ablehnen, die im Interesse dürfe» die verbündeten Regierungen unseren Anträgen kein entschiede«» Rein entgegensetzen. (Leb-. Beifall A K Kreis.) Abg. HanSmann (nl.): Die sozialdemokratischen An griffs daß wir uns nicht auf lange Debatten «tnlassen, mutz sch zurückweisen. AN« Fragen, die die Sozialdemokaten tu Ihre» Anträge» arkfwerfen, sind in der Kommission aus» ein gehendste besprochen und die Anträge äbgelehnt worden. D«S- halb ist e» Äerflussig, hter iwch einmal dieselben Debatte» burch- wführe». Wir lehnen «» ab. (Lebh. Zustimmung der bürgert Parteien.) ^Jn der vergangenen Woche ist, von einigen agita torische» Entgleisungen abgesehen, durchaus sachlich gearbeitet worden. Jetzt scheint «8 ander» geworden »u sein. (Oho-Rufe bet den Soz.) Herrn Hue hat «S bellebt, sehr eingehend über die Bergarbettersraa« zu sprechen. (Unruhe Lei den Soz.) Dr. Da vid hat ebenfalü «tue viel zu lange Rede gehaltem (Lärm Lei den Soz.) ES war «in ausgezeichneter Vortrag, vo» hohen Gesichtspunkten getragen. (Zuruf vo» den Soz.: Na, also!) Aber der Vortrag gehörte nicht hierher. (Widerspruch der Soz.) Sr gehört 1» ein« medizinische Gesellschaft. (Lachen der Soz^ Beifall.) WaS solle» wir denn auf eine solche Red« antworte»? (Gelächter der Soz.) Wir können hier doch nicht über die innere Konstitution der Frau verhandeln. Wir beklagen un», daß Misere KommisstonSbeschlüss« von den Soz. so mißachtet werden. (Lachen und Lärm der Soz.) Wir stehen auf realem Boden und halten un» a« die LommissionSbeschlüsse. Wir wünschen lebhaft ei« Förderung des Mutter- und Säuglingsschutze», aber alle Wünsche scheitern an der Kostenfrage. Die Erfüllung der sozialdemokratischen Anträge würde eine Milliarde kosten. (Hört, -Sri!) Mr wollen etwa» zustande bringen. Wenn e» nach mir ginge, könnten wir bi» Weihnachten hier sitzen. (Hört, hört!) Da» grosse Werk must zustande kommen. Wir werden alle» tun, um alle Hindernisse zu beseitigen. Wir können aller nur etwa» erreichen, wenn möglichst wenig an de« Kom missionsbeschlüssen geändert wird. Darum lehnen wir die An träge ab. (Lebh. Betf. b. d. Rat^ Zentrum und recht» ) Abg.^ Frtzr. v. Vamp (Rp.)^ Ich kann Dr. Mugdau in m. Diese Bewegung „ geworden. ES ban delt sich hier nur um di« Frag«: Soll ieS ein Akt der Kranken fürsorge oder ein Akt der bürgerlichen Gesellschaft sein? Ich Halle eS für ein« Pflicht der bürgerlichen Gesellschaft, diese Frage zu löse» und oi« notwendige» Opfer zu bringen, nicht -lost an Geld und Gut, sondern auch an LiebeStätigkeit und Prak- Uscher Arbeit. Die Anträge lehne« wir aS. Aba. Hoch (Soz,): Die bürgerliche Gesellschaft tut eben ihr« Pflicht nicht. Unsere Anträge würden nur 70 Million«» loste«, da» hat die Regierung selbst ausgerechnet: und davon wollen die Arbeiter üoei Drittel bezahle». Lein Arbeiter sträubt sich, dies« Last für Weib und Kino aus sich z» «huren, aber die Arbeitgeber weigern sich Die Schamröte sollte ihnen in» Gesicht steigen. (Beifall der So-., Unruhe bet den bürger- lichen Parteien) Mit Gewalt WM man die Arbeiter knebel», (Abg. Bebel ruft: Pfui!) Herr HauSmann will da» Gesetz unter alle« Umständen machen. Er folgt der Direktive oer ^Deutsche» Tageszeitung", die da» Gesetz unter keinen Um ständen dem neue» Reichstag überlasse» will. Aber seien Sie WS Nicht.»» sicher; die Regierung verhsnd«lt «och mit Zentrum n«d Lmuervattv«, «der «a» herauSSoauM, ««jtz «ä« noch nicht. Die «bgg. Stokle (Soz) mrd Kuler »ki (Pole) sprechen für die sozialdemokratische« Anträge. Abg. Dr, David (Soz.) erwidert auf Dr. Mnadan. Gr habe de« bürgerlichen Frauen nicht vorgeworfen, daß sie ihre Linder nicht stille» wollen. Gr hab« nur festgestellt, daß e» Dame« gwt, die au» Eitelkeit nicht Men. In namentlicher Abstimmung wird der soztaldem». kratische Antrag zu - 210 mit S40 gegen SS Stimmen bet zwei Enthaltungen abgelehnt. Die Fortschrittlich« volk»partei beantragt, dem t LIL folgend« Fassung »« geben: Di« Kasse hat alle« weib lichen Versicherung-Pflichtigen unter Kr Voraussetzung d^ «LlO, «bs. 1 Hebammendienst« und ärztliche Geburtshilfe, die bet der Niederkunft erforderlich werd«, »uzubtlligen. Der Antrag wurde in namentlicher Abstimmung mit IN gegen ISS Stimmen abgelehnt. Mit den Antragstellern stimmten die Sozialdemokraten, die Polen und et» Teil der Nattonalliberalen. « »LS setzt al» Sterbegeld da» Zwanzigfache des Grund- lohn» fest. Abg. Ro»ke (SozO begründet «inen Antrag, wonach da» Sterbegeld mindesten» SO Mark betrage« soll. Abg. Dr, Doorman« (vp.) lehnt den Antrag ab. Der Antrag wird abgelehnt. Zu » Llö beantrage« die Sozialdemokraten in jedem Falle die Zahlung de» Sterbegelde», wenn ein Kassenmitglied binnen einem Jahr nach «blaH der Krankenbilse stirbt und bis zum Tode arbeitsunfähig gewesen ist. Nach der Vorlage wird das Sterbegeld nur in dem Falle gezahlt, wenn der Tod durch dieselbe Krankheit verursacht ist. Abg. Büchner (Soz.) begründet den Antrag und wendet sich erregt gegen die Abwürgung aller AbändernnaSanträg« durch die Mehrheit. (Lache« recht» und im Zentrum») Abg. Dr, Doorman» ^öp ): Der Inhalt de» Anträge» ist un» sympathisch, aber er ist praktisch undurchführbar. Der Antrag wird abgelehnt. z 21S ermöglicht s-HunaSgemäß FamNienhkls«: Kranren- pflege, Wochenhilse und Sterbegeld. Di« Sozialdemokraten be antragen auch hier den Ersatz der fakultative» Bestimmungen durch obligatorische. Abg. Kun ert (Soz,) spricht zu dem Antrag« und fordert statt Familienhilf« MutterschaftSverficherung. Wenn die Lvm. Missionsbeschlüsse bestätigt würden, so wäre da» «ine sozial), politische Nichtswürdigkeit, für die die Mehrheit de» Reich», tags und die Regierung di« Verantwortung trag« würde». (Vizepräsident Schultz rügt dies« Leuherung und ruft de» Redner schließlich, als dieser die Worte verschärft und höhnisch wiederholt, zur Ordnung.) Ich würde «inen stärkere» Ausdruck gebrauche«, wenn er nur im Augenblick zur Berfügung stehe» würde. Bizepräsideut Schuld: E» ist gar» ungehörig, wie Stt sich der Rüge de» Präsidenten gegenüber verhalten. Abg. Hormasn (Bp^: Der Antrag schießt wett über da» Ziel hinaus. Wären Mittel vorhanden, so wäre» wir di« letzten, die nicht dazu Ja und Amen sagten. Hätten wir nur mit großen letsmngSfähtgeu Lass«» P» tu», st, wär« «S leichter. Der Antrag wird ab gelehnt. Bet - 235, der grundsätzlich «eben de» Orttkrankeukassen Land-, Betriebs- und JnuuugSkassen vorsieht, be antragen die Sozialdemokraten die uneingeschränkte Zentrali sation der Ortskrankenkasse«. Abg. Severtng (Soz.): Gegen unseren Antrag find vor allem politische Gründe maßgebend. Herr von Kröcher hat am Sonnabend in Köln der Regierung de» Borwurf gemacht; sie habe heillos« Angst vor der Sozialdemokratie. Nein, eS ist Berfolgungswahnsinn. (Heiterkeit,) Abg. Schmidt.Berlin (Soz,): Di« AmmngSkvankenkasfen sind geradezu Maßregelungsbureau» und führen schwarze Liste» gegen die kranken, elende« Arbeiter. Abg. Frater (Bk) spricht gegen die Sandrassen. Abg. Behren» (SA Bgg.) rechtfertigt sich und die Ar. beltervertreter de» Zentrums gegen den von den sozialdemo kratischen Rednern gegen sie erhobenen Borwurf de» Umfalle» bei den BetrtebSkrankenkassen. Abg. Schmidt-Berlin (Soz-): Jeder VersicherimgStech- niker weiß, daß die Zentralisation der Krankenkassen die änzig« sichere und gute Grundlage ist. p Der Antraa der Sorialdemokaten wkrd.abaSavnt- TageSgeschichte. Der koloniale Bergbau kam am gestrigen Dienstag in der Budgetkommission de» Reichstage» zur Sprache. Staatssekretär v. Lindequist er klärte in Beantwortung mehrerer Fragen: Seit dem 1. Februar habe infolge de« damals in Kraft getretenen Bergrezesse« die Kolonialgesellschaft keine Berghoheit mehr. Von einem eigentlichen Eigentum der Gesellschaft könne auch nicht die Rede sein, da sie kein« fest abgegrenzten Gebiete erworben habe. Die Gesellschaft könne nur Prtoatrechte gellend machen. Die weitere Frage, ob der FtSku« in dem Gebiete der Kokontalgesellschaft den Bergbau auf eigen« Rechnung betreiben könne, sei ohne wettere« mit ja zu be antworten. Ebenso könne nach dem Vertrage vom 6. Ja nuar 1910 der FtSku« sich selbst Sonderrechte verleihe«. Außerhalb de» Küstenstreifens dürften auch Gebühren i» Höhe von höchsten« 2*/, Prozent de« Werte« erhoben wer de». Treu und Glauben dürften allerdings auch der Ko- lontalgesellschaft gegenüber nicht verletzt werden. Die Re gierung müsse sich in erster Linie an die Bergbautreibenden halten. — Hierauf wurde die wettere Besprechung dieser Frage ausgesetzt, bi« die Antwort de« Staatssekretär» ge druckt vorltege. Bet der Erörterung der Diamantenfraß« hob der Staatssekretär hervor, daß die Bildung einer Minenkammer in absehbare Nähe gerückt sei. Die südwest- afrikanischen Produzenten seien sich zwar noch nicht voll ständig einig, indessen sei der Gedanke durchaus gesund und solle reststiert werden. Gegen die Anstellung eine» zweite« Geschäftsführer« mit den gleichen Rechten habe er wegen der zu befürchtenden Komplikationen große Bedenken. In der Lüderttzbucht solle ein geschäftSführender Ausschuß ge bildet werden, der hinsichtlich der Preisgestaltung, der Sortierung und damit auch in bezug auf die Geschäfts führung der Gesellschaft maßgebenden Einfluß erhalten könne. Bon den Vertretern aller Parteien wurde hierauf folgende Resolution beantragt und einstimmig angenommen: „Der Reichstag wolle beschließen: Der Reichstag spricht die Ermattung au», daß gemäß den Erklärungen de» ReichSkolonialamtS, mit denen sich der Reichstag einver standen erklärt, eine Organisation der Schürfer in Süd westafrika und deren Anteilnahme an der Diamanten- förderung bald vollzogen werde.' Mit ß sss dem»»«« dt« Vorschrift«» über bis Landkrankenkalsen. Der RegterunaSentwurf bestimmte, daß Ort«, und Landkrankenkassen in der Regel für den Bezirk «ine» BersicherungSamt» zu errichten sind. Die Kon,Mission hat statt „für den BHtrk" gesetzt „Innerhalb de» Bezirk«", Die Sozialdemokraten beantragen Wiederherstellung der E»t- wursSbestimmung. Abg. Molkenbuhr (So,.): Die Regierungsvorlage ist schlecht genug, aber die Kommission hat e» fertig gebracht, sie noch zu verschlechtern. Abg. B e ck e r - Arnsberg (Z,): Jin Zentrum sind die An schauungen über die Zentralisation der Krankenkassen geteilt. Ich bin für größere Zentralisation. Man kann aber auch den anderen Standpunkt verstehen. Die Anträge der Sozialdemokraten werden hier und bet den folgenden Paragraphen abgelehnt. Nach Erledigung des Abschnitte» über die Landkranken- kassen einschließlich dtt tz S4Ü vertagt sich das Haus auf Mittwoch. 1 llhr. - , Schluß gegen 7 Uhr« Hesührck. Roman von G. v. SchUppenbach. SS Und die hell« Frauenstimme spricht, lautlos ist e» unter de« Hunderten, deutlich vernehmlich ist jede Gilbe. «Auch ich möchte Euch danken für de« Empfang," sagte Nora. „Als ich -um ersten Mal durch di« Fabrik ging, ge wann ich sie lieb. Mein Herz ist heut« voll Glück, ich stche an der Seite meiner teure« Gatten al» sein Weib." .Für Euch, di« Ihr für ihn arbeitet, di« Ihr ihm dient, habe ich «in Gefühl warmen Interesses; wir wollen treu zu einander stehen, Gott wolle un« alle segnen und behüten." Dieses Mal wollte der Jubel nicht enden, di« Musik» kdpell«, die au« de» Fabrikarbeitern bestand, spielte einen Tusch nach dem andere« und das« einen Marsch, bei dessen Klängen sich di« Leute entfernte«. Die alte Fra» Kltngberg und khr Enkelchen waren für einig« Wochen bet den Berwandten Dolore« in Königsberg, erst za Weihnachten wurden sie zurückerwartet. Klingberg öffnet«di« Tür seine« Hause», erzieht die Gestalt jKner Frau an sich. F«n stnd mir allein.. allein mit unserem Glück." Starr« Frost hielt die Welt gefangen, selbst in der slld- licheren Gegend Deutschland», wo Kreibach, Langenholzen und EtetttthaQ lagen, war der Winter einaekehrt. Eine dünne Echneeschscht deckte die Erde, und da» Will) verließ den schütze«, den Forst nicht mehr. Gmll Otto streift« »st durch sein Jagdrevier; die Flinte auf dem Rücken, ging er durch den stillen Wald, wenn er nicht i« Kreibach bet dem Verwalter beschäftigt war. E» gab um diese Zett nicht viel in der Landwirtschaft zu lernen, eine große Unrast hetzte Gbenstedt hin und her. Tod- müde kam er von seinen Streifzügen zurück, er bewohnte seit der Schwester Verheiratung einige freundliche Zimmer im Ne benhause. „Junge Eheleute müssen allein bleiben," behauptete Eben- pedt eigensinnig: -ich will die Flitterwochen nicht stören." „Wer« Emu Otto sich müde gelaufen, saß er ost auf der Bank, die vor einer alten Mühle stand. Halb zerfallen lag sie da, gerade auf der Grenzschetde zwischen Langen holzen und Kraibach. Jetzt klapperten die Räder nicht mehr; der Teich hatte sich in ein Feld verwandelt, und still und öde sah da« verwitterle Gemäuer au». „Ich muß die Mauern Niederreißen lassen," dachte Gben stedt, „die Ziegeln stnd noch brauchbar, so nützt die alte Mühle nicht« mehr." Er sah sie sich genauer an. Um da» hochgelegene Gebäude flihrte eine morsche Holzgalerie, man sah von dort auf da» halbzerbrochene, große Rad hernieder, da« nun schon viele Jahre fülle stand. Eine fest« Bohlentür führt« in da« Innere der Mühl«; jetzt stand sie halb offen, die Angeln kreischten im Winde. „Mein, Damen kehren in dieser Woche endlich heim," er- zählte Graf Mitten eines Tage»; „Lenner wird sich freue», seine Braut wiederzusehen!" „DaS glaube ich nicht," dachte Gmil Otto, „dieser TiS- klumpen ist durch nichts zu bewegen. Und mir schlägt das Herz bis in die Fingerspitzen, wenn ich st« bald hier wissen werde. Ich will sie sehen, ich halte es so nicht länger au», diese Unrast macht mich wahnsinnig!" Eine» Nachmittages streifte Gbenstedt wieder durch den Wald, trübe und grau war der Tag, in der Luft hing der Schnee und dazwischen heulte der Wind durch die kahlen Bäume. Auch heute lenkte Emil Otto die Schritte zur Mühle, er hatte unlängst im Schnee Fuchsspuren entdeckt und ver mutete den Bau in der Nähe. Gestern sollten die Gräfin und ihre Tochter nach Haus« kehren, wann würde Ebenstedtnach Kreibach hinüberkahren können? Sonntag vielleicht. Doch gewiß war Lenner dann dort, rmd seine Braut war für alle anderen Menschen ungenießbar. „Und dabei lang weilt sie sich zu Tode mit dem steifen Kerl," dachte Gbenstedt. Eine Krähe flog vorbei, Emil Otto schoß und traf. Schwer fiel der Vogel ans den hartgefrorenen Boden. DaS Bellen eines Hundes ließ sich in einiger Entfernung vernehmen. Gbenstedt hob lauschend den Kopf, er zitterte am ganzen Körper. „Still, Minka, kusch Dich!" rief eine Helle, wohlbekannte Stimme, die Emil Otto Tag und Nacht mit ihrem schönen, dunklen Ton verfolgt, nach oer er sich krank gesehnt. Er ist Alwins entaegenaeeilt und HM ihr« beiden Hände ergriffen, er ist im Begriff, etwa» TolleS zu tun. Wie, wenn er sie emporhebt und sortträgt wie da» wilde Tier seine Beute; wenn er dieses geliebte, tief erblaßte Gesicht mit rasenden Küssen bedeckt, diese roten Lippen unter den eigenen zittern fühlt, wenn er?.. Aber nein, er muß sich bezwingen, di« Feuerlohe darf nicht über feine Sinne zusammen schlagen, er muß Herr über sich werden. Errät Nlwina etwa» von dem Sturm, den ihr Anblick in des weißhaarigen Mannes Brust entfesselt hat? Sie steht vor ihm da, die Hände gefangen, das stolze Haupt auf die Brust geneigt; sie wagt kaum zu atmen, sie fühlt, wie seine Augen in heißer Liebkosung auf ihrer Gestalt ruhen. „Haben Sie Mitleid," möchte sie rufen: „was soll aus uns werden!" Sie bringt eS nicht über die Lippen, aber zwei große Tränen rollen langsam über ihre Wangen und fallen warm auf Eben- stedtS Hand. Er zuckt heftig zusammen und gibt sie augenblick lich stet. „Verzeihen Sie mir," sagte er dumpf und streicht über seine Stirn. „Ihr Anblick war so plötzlich, es hat mich überwäl tigt." Alwina HM sich gewaltsam gefaßt. „Ich muß ruhig blei ben," denkt sie in stummer Qual. Nun schreiten sie neben einander her. ES schneit in gro ßen Flocken, der Wind hat sich zum Sturm gesteigert, ein wildes Schneetreiben umhüllt die beiden, den Mann und da» junge Mädchen; Ne achten nicht aus den Weg. Jetzt stehen sie vor der alten Mühle. Endlich spricht Emil Otto. „Sie täten doch besser, Komtesse," sagte er jetzt wieder ge faßt, „wenn Sie diesen «lenden Unterschlupf benutzten, bit te!" Sr öffnet die Bohlentür und macht eine einladende Hand bewegung. Alwina zittert vor Kälte, sie tritt in das zerfallene Gemäuer ein, Emil Otto folgt ihr, mit einem leisen Geräusch fällt die Tür zu. Einige Sekunden ist eS ganz still drinnen, da» Unwetter bricht mit elementarer Gewalt los, eS heult und pfeift um die einsame Mühle, in der «» halb dämmerig ist. Gbenstedt zündet ein Stteichholz an. 187,Ä
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