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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191107291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110729
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-07
- Tag1911-07-29
- Monat1911-07
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.07.1911
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fein HauS geknüpft, ist er überzeugt, daß ich seine eventuellen Geheimnisse nicht verraten Wierde. Er will nicht Furcht vor mir. haben, und sie, — sie, — Beate .. Maltzahn dachte an sie, und ein weicher Zug huschte über sei» Gesicht. Cie war schön und jung, und das gestand er sich ein, »vährend sich ein leiser Seufzer über seine Lippen stahl, sie liebte ihn, liebte ihn ivirklich. ArmeS Kind, warum« heißt du Beate von Brühl? Warum bist du die Tochter deines Vaters? Man könnte dich liebgewinnen, du süßes Kind. . . ^ Die Sterne blitzte» verheißungsvoll, als wollten sie de» himmlischen Frieden auf die Erde senden. Maltzahn schaute hinauf. Ein eigentümliches Ge fühl ergriff sein Herz. Wieder dachte er an die- an die er nicht denken lvollte. Doch genug davon! Und wie zur Bekräftigung warf er den Kopf in den Nacken. Menschenleer waren die Straßen, dunkel die Häuser. Maltzahns Augen flogen darüber hin. Da wurde er durch einen Lichtschein gefesselt. In dem Eckhause, dort- wo die Roßmaringasse in die Schloßpraßc einmündet, brannte Licht. Man sah es, obgleich die Läden vor dem Eckfenster ge schlossen waren. Aber der Helle Schein brach zitternd durch die Spalten und lag auf den Steinen der Straße. Der war der Einsame, der da noch wachte? Da traf Maltzahn den Nachtwächter, der, wohlbe- naffnet mit Pike und Horn, die Runde gemacht hatte und Pom Altmarkte kam. „He, guter Freund," rief er den Mann an, »kann Er mir nicht sagen, wer dort wohnt?" Damit tvieS er aus das Haus, aus dessen Fenstern der Lichtschein auf die Straßen fiel. „Dort—" Der Nachtwächter sah den Fremden, der noch nm Mitternacht die Gassen durchstreifte, fast mißtrauisch an. Erst als sich Maltzahn zu erkennen gab und von Ge schäften sprach, die ihn bis tief in die Nacht hinein ge fesselt, wurde er zugänglimer. „Wer dort wohnt, gnädiger Herr? Ich weiß nicht recht. Geben Sie mir Zeit, daß ich mich besinne. Halt, ich hab es jetzt," rief er nacy einer kurzen Pause. „Dort oben wohnt der Kanzleifekretär Menzel." „Danke, danke, mein Freund," sagte Maltzahn und steckte dem für das Wohl der Stadt Wachenden eine Neins Silber münze in die Hand. Dann schritt er seiner Bohnung zu. „Also Menzel," murmelte er. Und Plötzlich >var ihm, als habe er den Namen schon einmal gehört. Aber wo? Wo -och? Er sann und sann- allein er war nrüde, heute konnte er sich nicht mehr darauf besinnen... , < 4. KapiteL Heiß brannte die Sonunersonne über der Erde. Der frohe Lenz war hin, der Flieder verblüht und auch die Rosen im Verwelken. In Dresden war es mit Beginn der Sommerglut er heblich einsamer und stiller geworden. Die Herrschaften hatten meist ihre Landhäuser be zogen. Diese lagen außerhalb der Stadt an der Elbe- Irvmauf nach Loschwitz und! Pillnitz zu oder i» denfreund- lichen Weingärten der Lößnitz. ... Auch die Majestäten hatten ihr Schloß in Dresden verlassen.und bewohnten das dicht an der Elbe ge legene reizende Lustschloß Pillnitz. Dorthin lvar auch auf Wunsch seines königlichen Herrn Graf Brühl übersiedelt- dem ein Kavalierhaus zur Verfügung gestellt wurde. TaS Brühlsche Palais in Dresden stand verein samt. ., Die Gräfin- die ein Bad in Böhmen gebrauchen Und dann eine ihrer verheirateten Töchter besuchen wollte- lvar mit einem wahren Trosse von Lakaien- Kutschern und Jungfern abgereist. Beate begleitete sie nicht. Die junge Komtesse fühlte sich so matt und elend, daß der Arzt selbst von der langen Reise dringend abge- raten hatte. Aber da ,.-an den Aufenthalt in Dresden nicht zuträglich für sie hielt, war sic nach Lößnitz ge gangen, wo der Graf ein kleines Besitztum hatte. ES war ein einfach eingerichtetes kleines Haus, das auf einer Anhöhe lag und das „Teehäuschen" hieß, weil die Herrschaften bei etwaigen Besuchen in der Lößnitz dort den Dee cinzunehmen pflegten. Dorthin hatte man das junge Mädchen in Begleitung zweier Dienerinnen, die für das körperliche Wohl ihrer Herrin zu sorgen hatten, sür einige Wochen einquartiert. In der Stille des Häus chens fühlte Beate sich Wohler als seit langer Zeit. Sie erholte sich sichtlich. Die zarten Wangen gewannen Farbe und Fülle, die Augen Glanz, und ihre Gemüts stimmung wurde durch ihr körperliches Befinden günstig beeinflußt. Graf Brühl war ein für das Wohl der Tochter zärtlich besorgter Vater. Verschiedentlich hatte er Beats besucht. Meistens hatte er sich dabei einer Lustjacht be dient, mit der er auf der Elbe von Pillnitz nasch Kötzschen- broda fuhr. Bon Kötzschenbroda bis hinauf zu der An höhe, wo das Teehäuschen lag, war für den Fußgänger ein Weg von ungefähr einer halben Stunde. Heute hatte Beate in aller Frühe durch einen Boten die Nachricht erhalten, Se. Exzellenz der Herr Minister werde am frühen Nachmittage mit einem Gast eintreffen, und er bäte die Tochter, für einen leichten Imbiß zu sorgen. Der Bote hatte über dem Sattel seines Rosses Körbe hängen, die allerlei gute Sachen enthielten, so daß es den Dienerinnen leicht lvar, für den gewünschten Imbiß zu sorgen. Beate vernahm freudestrahlend diese Botschaft. Der Besuch des Vaters, der ein wenig Abwechselung in die Eintönigkeit des Landaufenthaltes brachte, war will kommen. Aber es wap doch nicht allein der angekündigte Besuch, der ihre Augen so hell aufleuchten ließ. Aus drücklich hatte der Graf bestellen lassen, er würde einen Gast mitbringen. Und diese Aussicht war es, die die Rosen auf Beates Wangen zauberte. Denn der Gast- wer anders war es, denn Baron Maltzahn? Man hatte seinen Namen zwar nie genannt, allein Beate fühlte eS instinktiv- es war niemand anderes den Bodo von Maltzahn... In dem h-übschien, helltapezierten Zimmer — eS /war das größte, das das Haus enthielt- uud diente -er jungen Gräfin als Salon — stand am frühen Nachmittag ein ausgesuchter JMbiß zierlich geordnet auf dem Tische. Beate hatte einen großen Strauß selbstgepflückter Blumen in das Zimmer gestellt- alles festlich un schön gemacht und das beste Gewand angelegt- das sie besaß, alles dem Gaste zu Ehren. Und nun stand' sie am Fenster und blickte erwartungsvoll inS Freie. Die Ankunst der Gäste verzögerte sich- wie sie mit Seufzen gestand. Viertelstunde auf Viertelstunde verrann. Dann ging sie schließlich aus der Tür. (Fortsetzung folgt.) Denk- »«- Siunsprüche. Sri mild bei deines Nächsten Fehle, Doch strenge deiner eignen Seele, Verschließ dein Herz dem Weltgetümmrl, Doch halt es offen für den Himmel. Karl Gerok. Die fruchtbare Aehre sei dir ein Borbild und die einsame Distel eine Warnung für dein ganzes Leben. F. A. Krummacher. Säen ist nicht so beschwerlich, als ernten. Goethe Früchte bringet das Leben dem Mann, doch hängen sie selten Rot und lustig am Zweig, wie uns ein Apfel begrüßt. Goethe. ES ist schön. Verdienste zu haben; es ist ebenso schön, Verdienste zu ehren. Dräseke. Druck und Berlao von Lavoer t Winterlich. Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Hähne!, Riesa. CrKhIer an der Elbe. Belletr. Gratisbeilage za« „Riesaer Tageblatt". »r. so. ai««, »i» s». z»a i»u Wetterwolken. Roman von M. v. Buch. Fortsetzung. „Und wenn ich Sie bitte, anflehe. . ." Und der Alte sank vor der schönen Frau auf den Boden und umfaßte ihre Knie. „Wenn ich Sie bitte, — wenn ich Sie bitte." „Er ist außer sich," rief Exzellenz empört. „Der gleichen Szenen alteriercn mich, und dabei verderbe ich meinen Teint. Denn, was Seine Tochter anbetrifft, ja, Menzel, schließlich kann es da auch schon jetzt zu spät sein." ' Da sprang der Alte auf seine Füße. Zornbebend knirschte er: „Frau Gräfin haben mir einst versprochen, über mein Kind zu wachen. Haben Sie Ihr Versprechen so schlecht gehalten?" „Er ist verrückt," meinte die Gräfin. „Vorwürfe macht Er mir? Was soll das heißen? Weiß Er nicht, wer ich bin?" Der Alte hörte nicht. Er ballte die Faust. „Wenn eS zu spat sein sollte, Frau Gräfin," stieß er Kähneknirschend hervor, „so, — so lassen Sie sich gesagt sein, für die Schande meiner Tochter mach- ich Sie verantwortlich- Sie allein. Ach räche mich einst, so gut ich kann!" „Was, Drohungen!" rief die Gräfin, „aus meinen Augen! Soll ich die Dienerschaft rufen- damit sie Mn auf den Weg bringt?" Aber die Anwendung von Gewaltmitteln erwies sich als nicht nötig. Menzel war den Weg zprückgegangen, den er gekommen, er war hinter der Dixuswand ver- fDvunden. Die Stelle- wo er gestanden hatte, war leer. „Eine unangenehme Szene!" 'rief die Gräfin, und ihren Arm in den ihres Begleiters legend, fügte sie mit leicht vibrierender Stimme, in der die Aufregung der letzten Szene nachklang- hinzu: „Gehen wir zu unseren Gästen." Es war auch hohe Zeit. Die Majestäten hatten die Sänften befohlen und standen im Begriff, sich vvu ihren Wirten zu verabschieden. Bald darauf verließen auch die übrigen Herrschaften den Garten. Müde und abgespannt gingen die Wirte ins HauS. Die Gräfin führte den Gatten in ihr Boudoir. „Nun," fragte der Minister- „irgend etwas erreicht?" Antonie zuckte die Achseln. „Leider wenig, mein Freund. Dieser Preuße ist ein rechter Stock. Ich habe meine ganze Liebenswürdigkeit an ihn verschwendet, aber er ließ sich nichts merken. Kaum daß er- so en Passant, nach unserer Tochter fragte." Die erlauchte Exzellenz sah vor sich hin. „Und ich glaube doch, daß er sie liebt," meinte er. -Menn man nur wüßte. Wie man ihn an sie fesseln könnte. Denn ist er gefesselt- schweigt er, und muß er schweigen. Der Preuße hat eine so feine Nase," fuhr er fort. „Hin und wieder hat doch Wohl auch einer der Sekretäre von den Akten- die in dem Geheimarchiv üegen, Wind bekommen. Das. ist's- was mich ein wenig beun ruhigt." „Mein Freund, ich rate Ihnen gut, halten Sie sich die Skervosität vom Leibe," ries die Gräfin. „Sowie Sie nervös sind,- ist Ihre Herrschaft zu Ende," und sich in einen Sessel werfend und mit einem Spitzenfächer Küh lung zuwehend- fuhr sie fort: „Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir, Niemand hat es mir angesehen oder angemerkt, was für «inen unangenehmen Austritt ich vorher im Garten mit dem Sekretär Menzel hatte. Un- glücklicheriveise hat die Nein« Gartenpforte von der Fischergassc her offen gestanden," schaltete sie ein „Doch sprechen wir nicht mehr davon. Ich habe genug von die ser rührseligen Familienkomödie." -.Apropos!" rief Brühl, „Se. Majestät hat die Aal- Pastete vortrefflich gemundet, und als ich ihm sagte, daß mir mein österreichischer Lakai nicht nur dieses, son dern auch noch andere Rezepte aus der kaiserlichen Hof küche in Wien geliefert, schien er nicht übel Lust -n haben, den Burschen in seinen Dienst zu nehmen. Ich habe dies natürlich ganz dem Ermesse« Seiner Majestät anheimgestellt. Doch, um noch einmal auf die Affäre mit Maltzahn zurüüzulommen, meine Liebe, so darf ich Ihnen einen kleinen Vorwurf nicht ersparen. Eie hätten Ihre Tochter zwingen müsse»:, zur heutigen Tafel zu erscheinen. Dann hätte man den jungen Leuten im Gar ten zu einem ungezwungenen tetc-a tete verhelfen müs sen, und die Sache hätte sich doch am Ende arrangiert. Ich gebe Ihnen de»» Rat, sich diesen preußischen Baron als Schwiegersohn einzufangen, meine Liebe, es s-brtt sich wahrlich der Mühe." Die Gräfin seufzte. „Beate hat mir immer Sorge gemacht- Als Kind war sie beständig leidend, und jetzt als junges Mädchen besitzt sie keine Spur von Koketterie. Sie hat wenig Erfolge im Balflaal, und ehrgeizig ist sie auch nicht." „Um so notwendiger ist es, daß Sie für da- Kind sorgen," meinte der Graf, sich von feiner Gemahlin ver- abschiedend und ihr die Fingerspitzen küssend. „Nn rcvoir. Sehen Sie sich jetzt nach Ihrer Tochter um." Durch den stillen Park, der vorhin den Austritt ge sehen, der die Krau Gräfin in höchst unangenehmer Weise echauffiert, wandelte jetzt em junges Paar. Franz Glasau und Lnnchen Menzel. Der Mond leuchtete, die Tugen der beiden Menschen kinder glänzten. Annchen hatte sich in den Arm deS jungen Manne* geschmiegt, der sie mit heißen Lippen küßte. Sie aber zitterte am ganzen Körper. Ihr Atem »am urrd giug heftig. „Franz," flüsterte sie mit angstvoller Stimme, „Franz, was soll werden?" Da lachte er frivol auf. „Kind, wie soll ich das wissen? Ich liebe Dich, Was weiter? In Wien gab es genug Mädchen, die mich ins Ehejoch spannen wollten. Ihnen bin ich noch glück lich entschlüpft. Nun fängst Du daS SpiÄ von neuem an. Närrchen, Du! So habe» .»vir doch nicht gewettet." „Franz," schluchzte sie, -.mein «ater, — ich bin fei» einziges Kind. Wenn Du shm alles gestehst.. . er hat ein bißchen gespart..." „Ähon gu^"_ machte er, sie strcichelud, .»Deinen Vater in Ehren, aber ei« armer Schlucker ist er doch. Das ist nicht mein Fall. Schau, ich habe gesehen, wie die großen Herren es treiben. Sie sind nicht llüger- nicht besser - älS ich. WaS sie können, kann ich aM Ende auch. Was gehört dazu? Geld, nichts als Geld! Und darum will ich es erwerben, daS ist mein ganze- Bestrebe»». Wenn ich reich bin, tue ich er de» Vor nehmen nach." „Bist Du ehrgeizig?" fragte sie erschreckt. Er pfiff durch die Zähne. „Ein bissel ehrgeizig müsse» vir halt alle sein."
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