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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191110145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19111014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19111014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-14
- Monat1911-10
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1911
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trute» ei« g«M- Zimmer, mit wenigen schweren Möbeln «a poverte» Vi^enholz auSgestattet, dessen alte, dunkle Ledertapett de» Run« etwas LüstereS verlieh. „Neh»en Sie bitte Platz," sagte August Und schob ihr eine» der mit schwarzem Rotzhaarstoss überzogenen Stühle -in. Mar» setzte sich auf eine Ecke de» schweren Stuhle». Ihr Herz pochte, sie kämpfte mit den Tränen „Ich --re «einen Pater kommen," fuhr August fort, „ich empfehl« mich." Er verbeugte sich steif, die Tür siel ins Schloß, — sie war allein. Sie zog ihr Taschentuch au» der Tasche und preßte e» gegen ihre heiße» Augen, aber sie weinte nicht. Ein fester Schritt Tang ans den Niesen de» Flure»; sie erhob sich; Herr Lüder» trat* ein. Sie hilfesuchend blickte sie zu ihm hinüber, sie wurde bleich und senkte die Lider. Er er schien ihr wie eine ältere Wiederholung de» eben Ver schwundenen. Tie scharfe» Züge, die klugen, kalten Augen, di« fest geschlossenen schmalen Lippen, die grobe, rötliche GesichtShaut, alle» ebenso, dünkte sie. Hätte sie näher Pigesehen, so würde sie eine leichte Bewegung ans diesem strenge» Antlitze gemerkt haben. Seine Blicke musterten sie scharf. Er war etwas enttäuscht. Tie Mutter «ar »»bedingt schöner gewesen, größer, mit jener stischen Lebenslust i« dem rosigen Antlitz«, da» ihr bei aller bkonden Zartheit etwas ganz besonder» Anziehendes ge geben hatte. Klara erschien ihm sehr unscheinbar und fast dürftig mit dem blassen Erficht unter de« großen, vom schwarzen Schleier umwallten Hut, in dem kurzen TrauerTechchen. Dennoch trat er freundlich auf sie zu. „Ich heiße Sie 1» »eine« Haufe willkommen, Fräu lein Heiudorf," sagte er mit seiner gleichmäßig klaren, festen Stimme »ud bot ihr die Hand. ,Lch danke," stammelt« sie und hob den Blick wieder. Sie hat die Wege» ihrer Mutter, dachte Lüster». ,Lch Haffe, Sie »erden sich bei uu» wohlfühlen," fuhr er etwa» Würmer fort, „ich werde Vie zu meiner Frau führen." „Ja. Habe» Sie schon — schon — eine Stelle für mich?" Tun e-Hekkonnue» von ihre« Lippen, — ,Meun — wen» ich fragen darf?" „Ich denke," sagte er, nicht ganz angenehm berührt, i»Sie bleibe» lwrerst bet an». Meine Fra» bedarf zwar eigentlich keiner besondere« Hilfe, wir hatte« auch keine Mamfül, aber dennoch könnten Sie ihr zur Hund fei». Sie Wunen niek von meiner Fra» kernen," fuhr er mit Betonung fort, „sehr viel". «S entstand eine MV— HGwnWw D „Ta." wate Mara endlich. Iw dann habe ich «ine alte, blind« Mutter, die sich stmw» wich, ein junge». Heitere» Setz« um sich zu habe«. Cie Wunen ihr twrlesen und ihr Gesellschaft leisten, wenn neeine Frau rst. „Bitte, nun kommen Sie hinauf." Er wandte sich zur Tlw. Sin Seiner Seufzer, de» er hiuter sich hörte, »»achte, daß er sich noch einmal umbtickte. La stand sie »a, ihm, mit «ine» Ausdrucke so hillfbofer Angst in dem garte» Gesicht, die graße» Augen von zurückgehal tene» Trüueu feucht, daß 1h» ei» leis« Mitteid beschlich und er rasch, al» schäme e» sich dieser weichen Regung, „Rur Mut, Kind, nur Mut! E» wird besser gehen, akt Sie fetzt fürchten, SW »erden sich eiugewühnrn, und NUN kmume» Sie." MW im Armem schritt Mar» hiuter ihm her. Sie traten in die graße halle, die, eine Art Treppenhaus, dawch all» StwlwMke ging. Fast dia genqe Hintere »and ward ßurch «achenster, in schmale, weiße Stäbe gefaßt, ttugeumume», «g war ungemein sauber und hell hier. UM- Mchch E--»—«- uu cktzW « NN «ML MTT MMMMM MMRV Illy zü MMd üS HtAlye, am afgur WWggu Wachtlluand stund der hech^ darüber MWwWtzbwuW» Kupfer Große Kisten «ad Fässer stan ¬ den und lagen in der Halle, die schöne, breite Treppe mit dem geschnitzten, eichenen Geländer stiegen sie hinan, und oben, nach der Straße zu, in einem großen, Hellen Gemach mit schweren Mahagonimöbeln 'saß Frau Hen riette. Bor ihr pand ein Korb, in dem die Wäsche sich befand, an der sie emsig nähte. Was die stattliche, starke Frau mit dem großen Gesicht, den etwas starr blicken den dunllen Augen und der tadellos sauber gefältelten mächtigen Tüllhaube, die über den zwei dunllen Locken bündeln zur Seite der Wangen thronte, zu ihr sprach, wußte Klara kaum. Es war ihr alles so fremd, so kalt, so unbegreiflich. Herr Lüders ging dann, und die Tome legte sorgfältig ihre Arbeit zusammen, las mit spitzen .Fingern ein paar Fäden von der schwarzen Schürze, die lsie über ihr feines dunkles Wollkleid' gebunden hatte, und bedeutete dem Mädchen, ihr zu folgen. Tas große Schlüsselbund, das am Gürtel hing, klirrte leise, als sie mit festen Schritten an der Treppe vorbei in den Flügel des Hauses ging. Sie pochte mit dem großen, harten Finger an die erste Tür. .Herein!" rief eine schwache, freundliche Stimme. „Mutter, hier bringe ich Ihnen Fräulein Heindorf, sie ist eben angckommen," sagte Frau Henriette und winkte Klara, näherzutreten. Auf einem Lehnstuhl am Fenster des Hellen, kleinen Zimmers faß eine alte Tame. Ihr freundliches, altes Gesicht hatte etwas Rührendes. Man sah auf den «rstcn Blick, daß sie blind ivar. Ihre Augenlider waren fest geschloffen. Ihr schneeweißes Haar unter der Haube, ihre klare Stirn, ihr seines, blasses Gesicht und ein großes weißes Brusttuch mit breiter Spitze, wie sie es schon in ihrer Jugend getragen haben mochte, das alles gab ihrer Erscheinung etwas Lichtes, sehr Anziehendes. Ihre runzligen kleinen Hände hielten einen weißen Strick strumpf. „Wie schön, daß Sie da sind, liebes Kind," sagte sie und streckte eine Hand nach der Seite aus, wo sie Klara vermutete. Diese beugte sich herab und küßte sie. Tie alte Frau tastete, indem sie das Strickzeug fallen ließ, nach de« Kopse des Mädchens: „Ach, Sie haben noch den Hut auf; Jettchen, laß sie erst ablegen und sich stärken, sie hat eine wette Fahrt hinter sich und einen schweren Abschied, nachher soll sie wieder zu mir kommen, wenn Sie nämlich mögen. Klärchen. Sie heipen doch Märchen, nicht wahr?" -Ha, sie hejßt Klara," antwortete Frau Lüders, und das war gut, denn Märchen konnte kein Wort sagen. Die Güte der alle» Tame brachte sie um die mühsam bewahrte Fassung. TS war auch gut, daß Krau Henriette dann nur noch die Tür des Neben zimmers öffnete und sagte: „Hier bitte, Fräulein Heindorf, ist Ihr Zimmer. Sir essen in einer Viertel stunde, Ihre Sachen sind schon da. Sie machen sich wohl etwas zurecht, das Mädchen ruft Eie dann." — Mara schlüpfte in das Stütcheu; als sich die Tür hinter Frau LüderS schloß, setzte sie sich auf ihren kleinen cisen- befchlageue», schwarze» Lederkofser, er erschien ihr wie ein winziger Stückchen Heimat, und weinte bitterlich. — An demselben Abend, als dio Gatten wieder hinter der weiße« Sardine ihres -rotzen Bettes verschwunden waren, sagte Frau Henriette: ,Hn die verliebt sich August sicher nicht, da- ist ja auch so ein Hühnchen." ,Lch will Tir etwas sagen," erwiderte ihr Eheherr, „mit der Juliane hast I« «S gemacht, und es wurüe nichts, dies ist nuu meine Sache. Achs habe mich damals nicht «ingemischt, vor allen Tin gen sagst T« mir kein Wort darüber, machst auch keine Andeutung vor August." ,Hch werde schon nicht," erwiderte sie, denn sie wußte, daß e» sich unbedingt füge» hieß- wen« Ferdinand LüderS diese» Do» anstimmte, auch faud sie im stillen, daß August, ihr August- der Erbe von F. A. LüderS, Aein- großhandluug, dem» doch «ehr verlangen könne, aber d«S wagte sie nicht zu sage», «ach einer Pause seufzte sie »ur: Men» sie nur nicht so Send aussähe k" WelkeueuNee«« kür Aotetwassruck. «Ms. Adreß- «ad (SttchLstS- kariea Briefköpfe, vrtcsleiftra veftellzetttl vraschürcn, Villers Deklarattoueo T«nksaguu,S- an» Einladua-Sbricse Einlaßkarte» Etiketten aller Art Kaktarrn, Flugtlittee -armalare ia di». Lorten Frachtbriefe GebrauchSauweisunzco Fremtruzettcl Haus- »ad Fabrik» vrdaaaee» G«barttauret,e» Hochreit-etalabaaee» -Zeitrmm» »ed «Gedichte Kasteaschilder Kofteaaaschliiee Kataw«, Kontrakt« Koatobücher Lobalistea, Mahnbriefe Mittetlmwe». MemrS Musterbücher, Rota» Vlakate Proeraanm vrettkuraute Voftwne», L»itttru>e» Aabattmarkeu Aech»»agea Speise«- «ad Seiakorlea Stawtea, Ta»,karte« Sri»«-. Theater» aad ' LaLrettrI Visite». ««, verloba«,Sk,rte» Wechsel, Werke Zirkulare, 8ea,«t-e »c. re. »«. Di» vnchdruckerrt von LsWrzMterlick <T- Langer und H. Schmidt) nicsa Soethestraßr Nr. Sb hält sich zur Anfertigung nach- stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billlgsterPrelS- stellung besten« empfohlen. NttserssgÄlstt — Amtsblatt — Fernsprechsttll« Nr: 20. Telegramm-Adresse: Tag.blatt Ni.fa. „Tas wird sich bald geben, sorge nur für Arbeit und gute Ernährung." ,Hch denke, an guter Ernährung kann es in unserem Hause nicht fehlen," meinte sie etwas gekränkt, „aber sie ißt ja weniger als ein Sperling." „Laß ihr nur Zeit, das war heute noch Verlegenheit, das kommt alles, und nun mache Tir keine Gedanken, Jette. Gute Nacht." Und nach und nach kam wirklich manches. Frau Lüders, die tüchtige Hausfrau, überlegte, daß es für alle Fälle gut sei, das Mädchen nicht umsonst sein Brot essxn zu lassen und sie so viel wie möglich zu dem zu machen, was sie sein mußte, wenn August wider Erwarten auf diese kleine winzige Person verfallen sollte. Taher mußte Klara ihr fortivährend zur Hand sein. In jedem Winkel des Hauses, in Küche und Keller, in Bodenkammern und Vorratsräumen gab es zu tun und auf peinlichste Ordnung zu halten. Tie Speisen bereitete Frau Henriette selbst. Ta war denn für das junge Mädchen, das nur an die kleine Wirtschaft der Mutter, der in dürftigen Verhältnissen lebenden Lehrerswitwe, gewöhnt Ivar, unendlich viel zu lernen, und Klara überraschte Frau Henriette durch ihre Lern begierde. Unermüdlich lief sie treppauf, treppab hinter dem großen, klirrenden Schlüsselbund mW der mächtigen Haube der Hansgebicterin her, faßte schnell und ver richtete flink, was ihr ausgctragen wurde. Tie beiden Mägde hatten gewaltigen Respekt vor der streng regieren den Frau, die oft mit lautem Scheltloort die Säumigen zur Pflicht anhiclt, und sie tuschelten leise, daß die arme, kleine Mamsell zuviel arbeiten müsse, aber Märchen em pfand das nicht. Es war ihr im Gegenteil eine Wohltat, so den ganzen Tag nicht recht zur Besinnung zu kommen; wie hätte sie es sonst auch in dem großen Hanse, unter den fremden Menschen aushalten sollen! „Wie gut," dachte sie, „ist es doch von ihnen, daß sie mich «st lernen lassen, da bin ich doch zu brauchen, wenn Herr Lüders nun eine Stelle für mich findet." Gegen Abend freilich, wenn sie müde in ihrem Stübchen saß, sah sie wohl durch die grünlichen Schei ben in den kleinen, engen Hof hinunter, wo im schmalen, gepflasterten Gange vor den Kellerräumen Küfer und Lehrlinge mit Kisten und Fässern haütiertcn und da neben auf dem hochgemaucrten Stückchen Terrasse, die sich an die efeuumsponnene Mauer des Nachbargrund stückes anlehnte, die Sperlinge in den« kahlen Apfelbaum und den braunen, vertrockneten Stengeln der toten Blu men herumpieptcn, oder eine hungrige Krähe auf dem tveißbeschneiten Tache des kleinen Sommerhäuschens, daS am Ende dieses jämmerlichen Gärtchens stand, saß und krächzte. Sehnsüchtig suchten ihre Augen dann das schmale Stückchen blatzblauen Himmels, und sie txuAe an die Heimat und an die tote Mutter. An das kleine HauS mit dem großen Ziegeldach«, nahe dem Tom, am steilen User des schönen Ratzeburger SeeS. Dachte, wie sie da so weit sehen konnte, und wie die Lust so frisch und frei dort wehte. Wie gern sie die viele» Stufen zum eisbe deckten See hinuntersprang, mit ihren Schulfreundinnen glitschte und sie mit Schneebällen warf, und wie schön es dann war, in das trauliche Stübchen zurüötznkehren, wo Mütterchen warmen Kaffee und süße Bratäpfel auS der Ofenröhre hotte. Ta wurde ihr das Herz so schwer, hier war ja alles so ganz, ganz anders. „Mütterchen! Mein Mütterchen!" seufzte sie, «S legte sich tvie Berges last ans ihr Herz, mnd heiße Tränen rannen über ihre Wckngcn. Aber nein, sie wollte ja nicht weinen. Mütter chen hatte noch zuletzt gemahnt, sie solle sich nicht ihrem! Schmerze zu sehr hingeben, es gäbe überall gute Man schen, die sich ihrer annehmen würden. Ja, auch hier war jemand, den sie lieb haben konnte, nebenan, ganz nahe sogar, und sie öffnete keife die Tür. „Bist Tn es, mein Märchen?" kam« die freundliche Stimme der alten Kran auS dem Dunkel. rZa, Großmutter." Tie Blinde hatte Ihr erlaubt, fle so zu nennen. „Komm, setze Tech zu mir, eS ist wohl schon dunkel hier, nicht wahr? Dora hat eben eingeheizt, sie sagte, es sei schon 5 Uhr." Und dann holte Märchen ein Fußbänkchen, schob es dicht an Vie Füße der alten Frau und setzte sich da rauf; sie legte den Kopf an die Knie der Großmutter, und leise strich die ruhige, Neine Hand über ihr weiches, blondes Haar. Im runden Kachelofen, der wie eine dicke, abgestumpfte Säule auSsah, knisterte das Holz feuer und malte flackernde Lichtstreifen an die dunllen Wände und die weiße Tecke des Zimmers. „Erzähle mir, was Tn heute getan hast," sagte die alte Tame. Und Klärchen erzählte; aber nicht lange blieben sie bei den Ereignissen des Tages, sie kamen immer auf andere Tinge. Märchen sprach von ihrer Mütter, und die Großmutter warf hier undcha ein ver ständnisvolles Wort ein, oder sie rieten von Ratzeburg, die alte Fran war einmal dort gewesen, sie kannte den Tom und den Krenzgang und den See. Manchmal auch erzählte sie, und Märchen hörte zu. Sie sprach dann von den alten Zeiten, da sie noch sehen konnte, und von den Tagen, da Blücher in Lübeck war und die Franzosen die Stadt nahmen. Sie hatte viel Schweres durchlebt, das fühlte ihre junge Zuhörerin, aber immer endete sie mit Lob und Tank gegen Gott. Sie sagte, wie köstlich eS sei, sich still in seines Heilandes Hand zu legen und gar nichts mehr zu wollen, als nur, was er wolle, und tvie sie sich freue, bald bei ihm zu sein. Märchen verstand das doch nicht ganz, eS dünkte sie so schrecklich, blind zu sein und so viel allein und so hilflos. Aber es ging doch wie ein stiller Segen von dem allen aus, sie küßte die lieben, alte«, runzligen Hände und ward wieder froh, daß sie sehen konnte und arbeiten und jung toar. Sie fühlte das alles mehr, als daß sie es dachte. Scharfes Tenken war nicht Märchens Sache, sie tvar innerlich mit zarten Saite« bespannt, jeder Finger, der daran rührte, rief einen Mang hervor, dem sie nachhorchen mußte. Tonn schlug es wohl sechs; die alte große Standuhr mit dem schönen, silbernen Zifferblatt oben auf dem Borpkatze ließ ihre gewichtigen Schläge durch das weite HauS dröhne», und Großmutter» Alabastrruhr auf der geschweiften Kommode antwortete mit feinem Mang. „Zünde Licht an, Kind, und UeS mir «och ein Kapitel," sagte die alte Tome, und Märchen brachte die Talgkerze und die große, schwere in Leder gebundene BildeMbel. Sie las, was die Großmutter hören wollte, und dann mußte sie hinunter und nach dem Abendessen sehe». Ja, die Stube der Großmutter, daS war wie da- Herz, das warme, pochende Herz in dem weiten, kalten Hanse. Immer war eS schön. Auch am Lage, wenn die Sonne schien und der kleine Kanarienvogel am Kenper sang, und die Hyazinthen, die daneben stunden, duftete«. An den Wänden waren uralte bemalte leinene Tapeten mit großen dunklen Bäumen, weite« Landschaften, fernen bläulichen Bergen. Mein« weiße Tempel, Marmorsäulen mit bröckelndem Gebälk, weidende Herde« und Liebes paare mit Reifröckeu und Schäfcrpoben sah man, und Märchen konnte lange davor stehe» und im Geist auf dem grünen Rasen wandeln und immer wieder de» ver schlungenen Pfaden folgen. Inzwischen rundeten sich wirk- lich ihre schnellen Sangen, zartes Mot färbte sie; die gute Ernährung de» Hause- tat ihre Dienste, und das Mädchen schritt leichter und schneller durch die weit läufigen Räume. Dennoch war Frau Henriette nicht ganz zufrieden. „Sio ist ja ganz brauchbar," sa-to sie zu ihre« Ehe herrn, „aber sie ist so stM, sie sieht immer an-, al- träumte sie. Die Mädchen haben auch -ar keine« Re spekt vor ihr, sie kann ihnen nichts sagen. Die kernt nie ordentlich regieren- aber August «acht sich' auch -ar nichts au- ihr. Fortsetzung folgt-
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