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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191110251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19111025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19111025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-25
- Monat1911-10
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1911
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2. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". «- »«I-, »»» «»»,«, » -1»I,,II» ,» ,1,1» - ,1^» Mittwoch, M. Ottober 1»11, e»ea»s. «4 Jahr,. MW^MWWWWWMWWWW» ^Deutscher Reichstag. . > IS«, Sitzung. -4. Oktober, 1 Uhr. ,.. VWjck'Ltkche de» Bundesrat»: vo« vethmann HoH- WO-, Dßlhrück, Frhr. ». Schorlemer-Lieser« Wer- DI« VkA»N»NOp-Z»f^ch^tzs«kfV»k»i ' ' " (Zweiter rag.) 'WMkj^Fnhrmann (nl.): Meine politischen Freunde sind dw, Interpellanten dankbar, daß sie ihnen Gelegenheit geben- -st» herrschende Teuerung und Maßnahmen zu ihrer Abhilfe wt erörtern. Wir werden bei der Erörterung dieses Gegen- panoe» «ine» agitatorischen Standpunkt nicht einnehmen. (Zu- »tmmung b. d. Nl.) Wir prüfen nach rein sachlichen Mo« «veil. Die Befürchtungen, die wir im Sommer für eine Miß» ernt« begteu und die durch die Ereignisse der auswärtigen Byllttk «och verschärft wurden, haben sich glücklicherweise nicht verwirklicht. ES wird draußen vielfach mit Schlagworten ge- «tdeitet, denen die Kraft der inneren Ueberzeugung fehlt. Der Redner trägt «in umfangreiches Zahlenmaterial über die Ge- tpeihe- und Biehpreise vor. Die Spannung der Fleischprelse stst EngroS- und Kleinhandel ist gegen das vorige Jahr be- chmtnrd größer. Butter, Milch, Eier, Gemüse sind teurer ge worden. Wir haben beim Reichskanzler eine gewisse Wärme Ha» «one» gegenüber dem herrschenden Notstand vermißt. (Sehr richtig l) Wir hätten gewünscht, daß er gegenüber der Sach laa» oe« Ton gefunden hätte, der dein leitenden Staatsmann gerührt. Unsere herrschende Wirtschaftspolitik ist weder die alleinige, noch die hauptsächlichste Ursache der Teuerung. Auch i» FreihandelSlande England sind die Preise gestiegen. Wir danken der Regierung, daß sie durch tarifarische Maßnahmen der Steigerung der Futtermittelpreise entgegcnzuwirken ver sucht hat. Die Frage der Einfuhrscheine ist außerordentlich schwer. Wir sind dem Kanzler dankbar, daß er hier eine Beschränkung wenigstens für diskutabel erklärt hat. An dem Zollschutz, den unsere Landwirtschaft genießt, werden wir keineS- salltz rütteln lassen. (Beifall b. d. Nl ) Wir fragen den Reichs- kanzler, ob «S nicht möglich ist, deutsche beamtete Tierärzte »ach Argentinien zu delegieren, die dort das Fleisch zu kon trollieren hätten. Der Zollschutz kann nicht dauernd aufrecht erhalten werden, wenn den ärmeren Volksschichten dadurch not wendige Leben-mittel vorenthalten werden. Der landwirtschaft liche Zollschutz wird nur bleiben, wenn im Parlament und in den -übrigen Bcvölkerungskreisen wohlwollende Sympathie für die Landwirtschaft vorhanden ist. Wir haben alle Ursache, die Landwirtschaft pslegsam zu schonen. Der Reichskanzler hat «ine Wahlrede gehalten. Wir werden auch im kommenden Reichstag unseren Mann stehen, wenn es gilt, die Schutz zollpolitik zu verteidigen. Aber im kommenden Wahlkampf wird es sich um ideelle Fragen handeln, um die Frage, ob unser Volk von einer kleinen sozialen Schicht allein regiert werde« soll, oder von einer Partei, die die Kirchenpolitik In den Vordergrund stellt. Wenn der Reichskanzler die Par teien der Linken als Gefahr für die Wirtschaftspolitik be zeichnet, so sollte er einen viel gefährlicheren Feind bei de« Herren vom Bund der Landwirte und den Konservativen suchen.. Da» Lvveragrartsche ist der größte Feind der Schutzzollvolrtik. TVV7, wo doch von einer.Hunger»«»» nicht di« Rede >M> Da» soviel angegriffene Eiikfuhrschetnsyfie« ist kein» «-rarisch» »der wnservatw« Erfindung, e» verdankt seinen llrivrnng Ltk trägen vo» freisinniger Seite uüd der energische« Befürwortuü- de» «bg. Rickert. (Lebhl tzürt, hört! rechts) E» wird Ü» hauptet, daß die Roggenausfuhr 1» dseiem Jahre eine« -b- denklichen Umfang angenommen hätte. Da» ist unrichtig. De» -«ringen Mehrau»fuhr an Roggen ftzht «in« ganz SedinteNd größere weizeneinfuhr gegenüber. Der Minister gibt die ent» sprechenden Zahlen. Bon Auer Entblößung de» dnuschen WMw lande» a« Getreide kann keine Rede fein. Dl« Mehretnfuh« von Weizen und MehrauSkuhr von Roggen ergibt sich an» di» Steigerung de» Wohlstand«» und der Veränderung der Ge» schmackSrichtung. Wer früher seinen Dienstboten noch Roggen brot vorsetzen konnte, kauft ihnen heute Weißbrot und Lenemel» Damit steht der statistische Nachwei» im Einklang, baß t» Deutschland der Verbrauch an Roggen ständig zurückgeht, dpt Verbrauch an Weizen steigt. Wir wurden in de» Ernähr«»- di» Bevölkerung «ine Senderung herbetführen, die dies« -ar nicht will, wie au» dem vermehrten Konsum von Wetze« und dtnr Rückgang de» Roggenkonsum» zu erkennen ist. Lurch al»» Slenderung de» Einfuhrsystems würden wir daher de» Handel und der Schiffahrt und den Seestädten im Osten unermeßliche« Schaden zusügen und dem Westen gar nicht» nützen. Da» ist auch die Ansicht der Handelskammer von Königsberg, die siche» nicht tm agrarischen Fahrwasser segelt. (Lebhafte Zustimmung recht».) Dann die Frage der Fleischpreise und Fleischversorgungl Ich bin nicht gesonnen, eine Teuerung ganz in Abrede zu Mle«. Auch der Landwirtschaftsverwaltung liegt «ine Herabminderung der Preise für Lebensrnittel am Herzen, die Meinungsverschieden heiten zwischen mir und einem großen Teile de» Haufe» liv ziehen sich nur auf die Mittel und Wege. Drei Fünftel jde» Verbrauchs, und gerade der ärmeren Bevölkerung, werden dUtzch die Schweine gedeckt, deren Preise nicht gestiegen, sonder» ge fallen sind. Aber die niedrigen Schweinepreise haben 1« de« Schweinefleischpreisen nicht überall den entsprechende« Aus druck gefunden, »vorauf ich die Oberpräsidenten aufmerksam gemacht habe. Ich bin auch mit städtischen Verwaltungen st» Verhandlungen eingetreten, ob auf die Fleischermeister nicht ent sprechend eingewirkt und nötigenfalls auch unter Umlräxdtz» der Verkauf von Schweinefleisch direkt an die arme Bevölkerun- in die Hand genommen werden kann. Ich habe mich da 1» ei» Wespennest gesetzt. (Allseitige Heiterkeit.) Ich habe eine ewm- gische Eingabe de» Deutschen Fleischerverbandes erhalten um» es vor allen Dingen mit den Berliner Fleischermeister« V«a- ständig verschüttet. Sie haben mir „agrarischen LiebeSdteHst- vorgevjyrfey. (Abg. Kabelt: Sehr richtig! Große Heiterkeit.) In Berlin ist die Spannung zwischen EngroS- und Detail- handel bet Schweinen auf 57 M. gestiegen. (Hört, hörtl recht».) So ganz unschuldig, das wird ja auch Herr Kabelt annehtMH sind die Metzgcrmeister daran nicht. Wir müssen de« Versuch machen, auf ein gewisses Maßhalten der Herren Fleischermeistt» hinzuwirken und sie auf ihre, ich möchte sagen, öffentlichrecht lichen Verpflichtungen hinzuweisen, in der Zeit der Natlck-e gerade da» Fleisch de» armen Manne» nicht noch besonder» und unnötig zu verteuern. (Sehr wahr! recht».) Ich erden« an, baß viele» auch für das Metzgergewerbe teurer geworden ist, daß da» Publikum größere Ansprüche macht. Dan« ist «U aber richtiger, die größere . Spannung bet de« Fletsch «w di« Folge der agrarischen Politik! Wird der neu« Reichstag schutzzollgegnerisch, dan« schlage» Sie an Ihre Brust: meo oul«^ m«, mmiwo «alp»! Trotz der künstlich konstruierte« Wahlrede de» Reichskanzler» wird e» ftch b« de« nächste« Wahle« nicht handeln um den Schutzzoll, sondern um die gesamte Innere Politik. Darüber wird da» deutsche Volk zu urteilen haben. (Beifall b. d. Nl.) «bg. Dr. HSfkel (Rv): Ich werde keine Wahlrede halten. Wir bedauern lebhaft die traurigen Folge» der Teuerung. Sie ist aber nicht die Folge der hohen Zölle, da sie auch in den Freihandelsländern herrscht. Der Fl«schverbrauch ist auch bet un» ständig gestiegen. Die Preise für alle Gegenstände haben sich erhöht. Dafür hat sich aber die Arbeitsgelegen heit vermehrt. Unsere Bauern halten an der bisherigen be währten Wirtschaftspolitik fest. Sie wollen keine Aufhebung der Sperre und keine Beseitigung der Zölle. (Beifall recht» ) Preußischer Landwirtschafttncknister Frhr. v. Schor- lemer-Lieser:Jn Uebereinstimmung mit dem «bg. Scheide mann spricht der weitau» größte Teil der sozialdemokratischen Presse seit Wochen direkt von einer Hungersnot. Gegenüber dieser — ich will mich parlamentarisch ausdrücken (lebhafte Unruhe links) — Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse, ist es einigermaßen schwer, den warmen Ton zu sinken, den der „MUD , „ Uebertreibungen wirklich gerechtfertigt sind. Wir haben eine Entfremdung und Haß sind «tngezo-en In Stadt und Land, di« Folge der agrarischen Politik! Wird der neu« Reichstag . Klagen Sie an Jl Trotz der künstli sondern um die , deutsche Volk zu a. (Beifall b. d. Nl.) Höffel (Rv): Ich werde keine Wahlrede halten, r lebhaft dle traurigen Folgen der Teuerung. ">t die Folge der hohen Zolle, da sie auch In 7 . herrscht. Der Fl«schverbrauch ist auch » ständig gestiegen. Die Preise für alle Gegenstände sich erhöht. Dafür hat sich aber die Arbeit»g«legen-> rmehrt. Unsere Bauern halten an der bisherigen be- " k fest. Sie wollen keine Aushebung Heiligung der Zölle. (Beifall recht».) Landwirts chaftSminister Frhr. v. Schor- r In UebereinMmmung mit dem «bg. Scheide- weitau» größte Teil der sozialdemokratischen — ich will mich parlamentarisch äuSdrücken (lebhafte ! links) — Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse, ist Abg. Fuhrman» vorn RegierungStische vermiet hat^ ES ist not wendig, mit aller Klarheit darauf hinzuweisen, ob derartige Uebertreibungen wirklich gerechtfertigt sind. Wir haben eine langanhaltende Dürre gehabt, wie sie seit 1811 nicht vorgekom men ist. Sie hat aber so spät eingesetzt, daß her erste Schnitt des Grases meist bereits erfolgt war und der spätere Ausfall durch das Mehrresultat ersetzt werden konnte. Trotzdem ist eine große Kuttermittelnot eingetreten. Das Vieh konnte nicht solange auf der Weide gehalten, Winterfuttermittel mußten vorzeitig in Anspruch genommen, und für eine bessere und, billigere Beschaffung der Futtermittel mußte Sorge getragen werden. Abgesehen von dieser guttermittelknappheit, haben wir nur eine Mißernte bei Zuckerrüben, und auch nicht überall, zu verzeichnen. Die Kartoffelernte ist besser gewesen als voraus- gcschen wurde. DaS übertriebene Geschrei wegen des Mangels an Ware hat auch dabei den Handel sofort veranlaßt, die Preise zu erhöhen. Zur selben Zeit, als in Berlin 8 M. und an anderen Orten sogar 12 M. für den Doppelzentner gezahlt wurden, war er in Pommern und Ostpreußen für 2,69 M. nicht zu verkaufen, (Hört, hört! rechts.) Leider chat sich der Handel des Teuerungs geschreis bemächtigt. Gerade die Herren von der Linken und ihre Presse haben nicht wenig dazu beigetragen, die Zustände noch zu verschlimmern. (Zustimmung rechts.) Nun zum Brot getreide. Beim Roggen hatten wir eine so gute Ernte wie selten, beinr Weizen allerdings eine kleine Mindcrernte. DaS ist ein verhältnismäßig günstiges Ergebnis. Die Ernte an Gemüse ißt allerdings sehr gering und schlecht, aber auch in ganz Europa, llebrigens hat sich in den letzten Monaten die Beurtei lung der ganzen Lage des Ackerbaues erheblich verbessert. Dem Mangel an Futtermitteln haben wir durch erhebliche Fracht ermäßigungen abzuhelfen gesucht. Leider hat der Erfolg nicht überall den Tatsachen entsprochen. Auch hier hat der Handel die den Landwirten zugedachten Vorteilt in seine Tasche gesteckt. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Die Preise des Roggens und des Weizens sind hoch, aber nicht so -och wie 1903 und «4S. Unsre NsnneMrks8.Ullbec:M.2M.
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