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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191110042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19111004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19111004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-04
- Monat1911-10
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1911
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2. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". RotaUonSdnut «nb Verlag »an Langer t Aluterllch »« Rleia. — Mr dl» Strdaktton verantMortllch: Arthur Hähn«l ln Rlela. 881 Mittwoch, 4. Oktober 1911, abends. «4. Jahrg. llckr lie ilpikiik Lqe m MM ni tzniä i> SuMiirttitM r»Äei i, Mr M führt der soeben erschienene II. Teil des Berichts der Handelskammer Dresden über das Jahr 1910, folgendes WtS: Las Wirtschaftsjahr 1910 hat die Hoffnungen auf «ine wettere Besserung der Wirtschaftslage, die man bei seinem Beginn hegen zu dürfen glaubte, nur zum Teil erfüllt. Die meisten Zweige von Handel und. Industrie waren zwar lebhafter beschäftigt und die Ab schlüsse der meisten Firmen »niesen teilweise erheblich höhere Umsatzziffern auf als im Vorjahre. Eine größere Unzahl der berichterstattenden Firmen mußte sogar ihre AetriebSanlagen erweitern, um der gesteigerten Nachfrage entsprechen zu können. Ter Arbeiterbestand wurde viel fach verstärkt, and häufig mußte Ueberstundenarbeit ge- leistet werden. Gleichwohl hat das Geschäft die auskunft erteilenden Firmen nicht befriedigt. Durch den verschärf ten Wettbewerb wurden nämlich die Verkaufspreise in fast allen Gewerbezweigen so gedrückt, daß es fast nir gends möglich war, einen Ausgleich gegenüber den höhe ren Gestehungskosten zu schaffen. Tie Gewinnergebnisse waren deshalb bei vielen Firmen trotz des lebhafteren Geschäftsganges und der gesteigerten Umsätze sogar noch geringer als im Vorjahre. Verschiedene bedeutende Ge schäftszweige des Kammerbezirks hatten aber an der Besserung der allgemeinen Wirtschaftslage infolge be sonderer, ungünstiger Umstände überhaupt keinen Anteil. Einen Maßstab für die Beschäftigung der Industrie im Königreiche Sachsen gibt die Entwicklung des Ver kehrs auf den sächsischen Staatseisenbah nen. Die Einnahmen im Personen- und Gepäckvcrkehr stiegen gegenüber dem Vorjahre um 4 092790 Mi auf 58481449 M., im Güterverkehr um 5 649 743 M. auf 107 677115 M. Tas entspricht einer Zunahme von 7l/s<G im Personen- und von 5r/z°/o im Güterverkehr. Auch an der Börse wurde die wirtschaftliche Lage offenbar günstig beurteilt. Tie Nachfrage wandte sich wieder vornehmlich den Jndustriepapieren zu, und diese erreichten vielfach eine Kurshöhe, die dem tatsächlichen Werte der betreffenden Papier« durchaus nicht entsprach. Dagegen wurden festverzinsliche Papiere, insbesondere Staatsanleihen, von dem Anlage suchenden Publikum vernachlässigt. Die Vorbedingungen für eine Belebung des Geschäfts ganges waren im Berichtsjahre im allgemeinen nicht ungünstig. Die Unternehmungslust wurde durch keinerlei poli tische Verwicklungen beeinträchtigt. Ter Geldmarkt war im Berichtsjahre wegen des stärkeren Kapitalbedarfs der Industrie und des Handels zwar nicht ganz so flüssig wie im Vorjahre, der Reichs bankdiskont zeigte jedoch nur geringe Schwankungen und hielt sich im allgemeinen auf einer erträglichen Höhe. Ter Diskontsatz wurde von 5»/o am Beginn des Jahres am 21. Januar auf 4»/,°/o und am 10. Februar auf 4»/» ermäßigt. Erst am 25. September, als sich der gesteigerte Herbstbedarf der Industrie fühlbar machte, wurde der Zinsfuß wieder auf 5°/a erhöht. Der Jahresdurchschnitt betrug 4,346<>/o gegen 3,925°/» im Jahre 1909. Die glatte Abwicklung des Zahlungsverkehrs wurde durch den Postschcckverkehr gefördert. Der segens reiche Einfluß des Postscheckverkehrs würde aber noch mehr zu Geltung kommen, wenn sich erst feder Geschäfts mann oder Privatmann mit größerem Zahlungsverkehr ein Postscheckkonto hielte. Damit dieses sehr erwünschte Ziel erreicht wird, ist aber eine wesentliche Beschleuni gung und Vox allem eine Verbilligung dieses Verkehrs unbedingt erforderlich. Verschiedene wichtige R o h st o f f e hatten im Berichts jahr einen verhältnismäßig niedrigen und stetige»» Preis. So waren von den wichtigeren Metallen namentlich Kupfer und Blei billig zu haben. Auch Roheisen wurde während des größten Teiles des Jahres billig angeboten. Erst als gegen Jahresschluß die Roheisenverbände wieder zustande kamen, wurden die Preise erhöht. Die wichtig sten Rohstoffe der Papierherstellüng, Holzstoff und Holz zellstoff, waren wegen der günstigen Betriebswasserver hältnisse im Ueberfluß am Markte und hatten deshalb niedrige Preise. Bon Hölzern konnten nur die gering wertigeren, insbesondere die Schleifhölzer für die Holz- und Zellstoffindustrie wegen des noch immer starken An ¬ gebot- von Nonnenhokz billig bezogen werden. Besseres Holz erzielte dagegen wieder hohe Preise. Im K o h l e n verkehr wird die böhmische Braunkohle immer mehr durch die mitteldeutschen Braunkohlen- brikettS verdrängt. Tie Kohlenpreise scheinen durchweg eine erträgliche Höhe gehabt zu haben. Hohe Preise hatten dagegen Wolle und vor allem Baumwolle. In den Kreisen der Baumwolle verarbeiten- den Textilindustrie wird dringend eine. Förderung des Baumwollanbaus in den deutsche,» Kolonien gefordert, um eine größere Unabhängigkeit von dem amerikanischen Markte zu erreichen. Auch Häute mußten fast das ganze Jahr hindurch recht teuer bezahlt werden. Gummi unter lag ganz außerordentlichen Preisschwankungen, wodurch die beteiligten Industriezweige nicht wenig beunruhigt wurden. Das Berichtsjahr war wegen der regnerischen Witte rung wasserreich. Die Elbe hatte das ganze Jahr hin- durch eine,» außergewöhnlich hohenWasserstand. Tie Elbschiffahrk brauchte überhaupt nicht vollständig einge stellt zu werden. An nicht wcn 'ger als 272 Tage,, konnte die Elbe mit voller Ladung von 1,70 Meter Tauchtiefe befahren werden. Tiefe günstigen Wasserverhältnisse er möglichten eine sehr reichliche Ausnutzung des einzelnen Schiffsgefäßes. Unter diesen Umständen herrschte auf der Elbe ein starkes Ueberangebot an Kahnraum, das die Schiffsfrachten auf einen außerordentlich niedrigen Stand herabdrückte. Die Schiffsvcrfrachtung konnte aber eben deshalb für die Beförderung von Massengütern mit Vor teil in Anspruch genommen werden. Ter Wasserreichtum der Gebirgsbäche kam den Betrieben, die Wasser als Triebkraft benützen, zustatten. Flott beschäftigt waren vor allem die meisten Zweige der Maschinen- und Metalkwarenindustrie- der chemischen Industrie und der Papierher stellung. Von der Industrie der Nahrungs- und Ge nußmittel hatten vor allem die in Dresden besonders stark vertretene Kakao- und Schokoladenindustrie und dieZigarettenindustrie flott zu tun. Dagegen wollte sich das Geschäft in der Textilindustrie, der Lederindustrie und in solchen Zweigen der chemischen Industrie, die tierische und Pflanzen 8olirjv IsZvkenukl'vn goaeu gsprükt ans i°agall«it, «a »nei-kennt vottottbeNsn pfvlrvn. lVloö. ÄMMSk'Ukl'SN Solls« f-drikat« - UnllddNi-offon« 4u,e»,I,l eoo IS dl« l<X) ßigeneWege. Roman von M. von Bünau. 16 „Machen Sie, was Sie wollen, nur halten Sie auS!" war feine Antwort. Heute nacht sah ich die großen dunklen Augen BredowS voll auf mich gerichtet. Ich stand in meinem weißen Kleid neben seinem Bett, um die Eisblase leise fortzunehmen. „Merkwürdig!" sagteerganzdeutlich. „Bei Tage pflegt mich «ine Nonne, nachts ein Engel." Er griff nach meiner Hand. Ich kniete neben seinem Bett nieder und schob meinen Arm unter sein Kopfkissen, bis er endlich einschlief. Trotz des unsicheren Lichtschimmers der Lampe sehe ich fein Gesicht ganz deutlich. Der schmale Kopf mit dem dunklen, kurzgeschnittenen Haar lag ans meinem Arm. Die scharf mar kierten zusammengezogenen Brauen gaben den Zügen etwas Ernstes, die Stase ist leicht gebogen, die Lippen unter den, braunen Schnurrbart fein geschnitten. Das Kinn fest, ein we- Nig eigensinnig. Neber diesem ganzen Rassekopf liegt «S wie intensive Willenskraft. Mich hat noch nie ein Gesicht so anaesprochen wie dieses schmale, bräunliche, mit den großen dunklen Augen. Von Bredows Privatverhältnissen weiß ich einiges durch die Gespräche seiner Freunde. Er ist ein bevorzugter Offizier, bekannter Rennreiter. Den Sturz tat er mit einem bösartigen Hengst, den er durchaus über ein Hindernis bringen wollte. So etwas gefällt mir. Nicht ablasten von dem Vorsatz, den man gefaßt hat. Die Gehirnerschütterung wird täglich besser. DaS Bewußt sein ist ungetrübt. Der Arzt gibt Hoffnung auf völlige Gene sung. „DaS verdanke ich Ihnen, Schwester," sagte Bredow heute. Seine Blicke lagen warm auf mir. Er faßte nach meiner Hand. Ich wandte mich etwas schroff ab. „Ich tue nur meine Ich n,achte dann die Stube vollend- rein. Er sah mir Mit unzufriedenem Blick zu. »Warum tun Sie solch grobe Arbeit selber?" »Das ist gesund und gehört sich für eine Schwester." Ich fegte und scheuerte weiter, bis Pferdegetrappel mich und meinen Kranken anfsehen ließ. Die Fenster dieser Stube gehen auf den Hof einer Ar- lilleriekaserne hinaus. Ein paar junge Remonten wurden her- aus geführt und ließen wie gewöhnlich die ungeschickten Sol daten nicht aufsitzen. Ich sah hinaus und berichtete Bredow, der sich natürlich auch lebhaft für die Vorgänge auf dein Hof interessierte, was ich sah. „Wie ungeschickt der Tölpel das Pferd führt!" rief ich ganz aufgeregt, meinen Scheuereimer beiseite schiebend. „Das soll ten Sie nur sehen! Der Fuchs läßt wieder nicht aufsitzen. Der Racker keilt immer nach dem Reiter. Und die Eset ste hen alle herum, und keiner wagt sich rar«, statt daß einer dem Pferd das eine Vorbei» hochhebt, dann kann eS ja nicht mehr auSschlagen." Mit einem vor Eifer yeitzsn Gesicht sah ich mich nach meinem Kranken nm und wurde etwas verlegen unter sei nem lächelnden Blick. „Schwesterchen, Sie haben ja schreck lich viel Pferdeverständnis!" »neinte er. „Wenn eS »richt un bescheiden ist, wüßte ich gern Ihren Namen." „Ich bin die Schwester Dina, Herr von Bredow. Ueber unsere Privatoerhältnisse wünscht dieFrau Oberin nicht, daß wir reden." „Hier herrscht ja militärischer Gehorsam. DaS hätte ich nicht geglaubt, daß er auch iu einem Krankenhaus mit Schwe ster»» zu erreichen wäre." „Wir gehorchen ebenso wie Sie in ihrem Beruf weniger der Person wie der Sache, der man dient, dem „Ding an sich", wenn Sie »vollen." „Schwester Dina haben Sie nicht nur Reit-, sondern auch philosophische Studien getrieben ? „DaS Ding an sich", der Ausdruck stammt von Kam." „Jawohl. Aber jetzt habe ich weder mit Philosophen noch mit Pierden, sondern nur mit meinem Kranken zu tun, den ich bitte, in» Interesse seiner Gesundheit nicht viel zu reden." Er läßt mich aber seitdem uicht in Ruhe, sonder»» treibt mich beständig mit seinen Fragen ii» die Enge. , Welch Genuß ist eS, »vieder einmal mit jenem redey zu können, der eine» versteht, den» man nicht -immer erst alles erkläre»» muß. Ich sehe seine Augen mir beständig folgen. ES liegt oft ein rätselvoller Ausdruck darin, Aufmerksamkeit, Dankbarkeit, ein wenig Neugier und noch etwas anderes, ich willS nicht wissen, »licht nennen, aber eS beseligt mich.... Jeder» Morgen ist seine erste Frage nach eingelaufenen Briefen. Es kommen oft welche für ihn, immer in dersel ben kleinen, kritzeligen Damenhand. Ich kann solche charakterlose Handschriften nicht leihen. Das Parfün» der Briefe ärgert mich auch. ES ist so auf dringlich. Ich finde es ungebildet, auf parfümiertem Papier zu schreiben, ja wirklich unfein. Er reißt die Briefe immer hastig auf. Wenn er sie gelesen hat, hebt ein tiefer Atemzug feine Brust, als ob er sich erleichtert fühle. Heute schrieb Bredoiv sogar selbst einige Zeilen. Ich nahm ihm de»» Brief ab, ü»n ihn zur Post befördern zu lasten. Die Adresse lautet: An Komteß Eveline von Zürnstern, Rom, Villa Tivoli. Wer das wohl sein mag ? Einen Ring trägt er nicht, aber das möge»» viele Reiter nicht, weil dieZügel leicht am Ringe drücken. Den ganzen Tag »nutzte ich au die dumme Adresse den ken, als wenns mich etlvaS anginge, ar» wen er schreibt.... Seine Kameraden kommen jetzt oft nachmittags. Ich bleib« dann im Nebenzinlmer. Durch die dünne Tür höre ich Bruch stücke ihres Gesprächs und orientiere mich dadurch ein wenig über Bredows Fainilienverhältnisse. Er ist das einzige Kind seiner Eltern, die eines Leidens der Mutter wegen in Ita lien sind. Sie sollen, um die Leidende nicht zu errege»», nur vor» dem gebrochenen Arn» de- Sohnes, aber nicht von der Schwere deS Sturzes unterrichtet werden. Im allgemeinen sprechen die Herren meisten- Über dienst liche Sachen, Renngeschichten nsw. Ich höre immer nur auf Bredows Stimme. Wie ich sein tiefes Organ mit dem et was herrischen Klang darin, dem kurzen Auflachen liebe. Sei»» Bursche kommt jetzt täglich und hilft ihn» beim Auf stehen. Der gebrochene Arin liegt fest in der Schlinge. Bor chers »viirde zufrieden sein. Er zeigte mir damals in Zan- dow, wir solcher Armoerband aussehen muß. Borchers! Lieber Gott, wie lange habe ich nicht mehr an ihi» gedacht! Alles ist versunken für mich seit BredowS Her kommen. Er wird nicht »nehr lange hier bleiben, den»» er wird täglich kräftiger. Ich bin dankbar dafür.. und doch ... Jetzt weiß ich, wer Komteß Eveline Zürnstein ist. Sie ist BredowS Braut. 190,20
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