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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191203143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19120314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19120314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1912
- Monat1912-03
- Tag1912-03-14
- Monat1912-03
- Jahr1912
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1912
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Düsseldorf erscheinenden .Detailliften- Veranlassung, an dieser Art ,Räumung«au«verftnif* Kritik zu üben. Gin diesbezüglicher Drittel, für den btt vrronWrtlich» Redakteur Dieckmann in Düsseldorf die jlreßazfbtzllcht Verantwortung trug, schloß mit den Watten: .Man müß ssch «viMkrh daß «in« Firma tv!« die Firma Pölich in Leipiitl mit dem wettbewerbSaestß so tüeniti vertraut ist. Hin wtZktch feine« Geschält begrüMt «Inin AüElallf aüf diese weist stich. Die Verlegung tiner WarenaÜttilung iß k«iN_Wrytch «tt Veranstaltung ittire RäuuiungS5u«verkastfe«." Die Inhaber der Firma Pölich in Leipzig sühlten sich durch vorstgtttch« Bemerkungen de« .Detaillisten" in ihrer Ehre gekrankt. Sie strengten die veleidigung«klage gegen den verantwort» lichen Redakteür de« .Detaillisten- an und der letztet« wurde wegen Beleidigung zu 100 M. Geldstrafe verurteilt. Da« Landgericht Leipzig bestätigte da« erstinstanzlich» Urteil mit dem Begründen, der verantwortliche Redakteur dt» .Detaillisten* habe die veleidigung«absscht gehabt und durch den oben wiedergegebenen Gchläßsaß der Firma Poflch etwa« Ehrverletzend,« und Kränkende« anhängen wollt«. Der Angeklagte legte gegen da« Urteil de« Landgericht« Leipzig Rttisiott V«M vbtrlSnbeßMchi tin iiiiv illtztt zur nächst Verkennung de« 8 7 de« Besetze» betr. dek un lauteren Wettbewerb- sowie 8 193 de« Reich«strafgesetz» buche«. Der genannte Paragraph de« Wettb»werb«gesttze« sei insofern verletzt worden, al« ein» Wuinqng und Per» legung einer Warenabteilung in ei« andere« AimMer etstini Kaufmann nicht da« Recht gebe, nunmehr einen Räumung«, auioerkguf onzusrtzen. Er habe nur ap dieser Art von Ausverkäufen berechtigte Kritik Übeti, die Inhaber Ker Fitmä Pölich in Leipzig ober weder kränken noch beleidigen wollen. Ihm müsse der Schutz de» § 193 d«S Strafgesetzbuch«» ßu- gebilligt werden, denn er habe lediglich im Intrrtffe btt Kaufmannsstande« dessen berechtigte Interessen wahrnehmen wollen. Da« Oberlande«gericht Dresden trkannle auf kostenpflichtige Verwerfung de« Rechtsmittel« der Revision Der oberste sächsische Tericht»hof habe sich an die tatsäch lichen Feststellungen der Borinstanz zu halte«. Dätnäch sei in dem Schlußpassu« de» inkriminierien Attikel« di» Absicht der Beleidigung erblickt und festgestellt worden. Die Ver sagung de« Schutzes de» 8 193 deS Strafgesetzbuch«« sei mit Recht erfolgt. —88 Die nach dem Königreich Sachsen von auSwärt« eingesUhnen Fleisch. und Wurst waren sind bekannt lich Übergang« abgabenpflichtig. Die Ber- steuerungSpflicht hat der Empfänger solcher Sendungen. Meisten« werdest ja diese Pakete vom Aufgeber dein In halte nach al« Fleischsendungen bezeichnet, wa« ihre post, seitige Versteuerung zur Folge hat. In der letzten Zeit haben die Steuerbehörden in Sachsen ein besondere« Augen merk auf diese von auSwärt« eingeführten Fleischwaren- iendungen gerichtet und neuerdings in verschiedenen Fällen festgestellt, datz auch Fleischsendungrn unverzollt den Empfängern verabfolgt worden sind, weil die Inhalt«, angabe fehlte und die Post natürlich die Verzollung nicht vornehmen konnte. Ihr liegt nur die Versteuerung öd bst äußerlich als Fleischsendung erkenntlichen Paketen. Die Steuerbehörden sind durch Prüfung der SbgangSjoutstale bestimmter Fleisch, und Wurstlieserasttest diesen Gteuer- Hinterziehungen nachgegangen und habest in jedem einzelnen Falle die fälligen Beträge und Strasgebühren nacherhdben. Au« diesem Anlasse sei darauf hingewiesen, daß t« zur Vermeidung unnötiger Kosten und Unbequemlichkeiten er- forderlich ist, Fleisch, und Wurstwarensendungen von Orten außerhalb Sachsen» in jedem Falle der Steuerbehörde vor zuführen, wenn die postamtliche Versteuerung unter- blieben ist. — Der Krei« DreSden-Bautzeu de« Deutsch nationalen Handlungsgehilfen-verbände« hielt am Sonntag im Hotel Hause in Großröhrsdorf eine Wanderversamwlustg ab. 250 Mitglieder de» D. H.-v. au» allen Teilen der KreiShastptmannschasten Dresden und Bautzen hatten sich — zumeist als Vertreter ihrer Ort»- gruppen — eingefunden. Die Verhandlungen währten von r/,12 bi« 6 Uhr. Au» dem vom KrelSüökstetzer Hütt- männ-DreSden erstattetest Jahresbericht sei hier mitg,teilt, daß die Mttgliederzahl de» Kreise« im Jähre 1911 um 509 zugenommrn hat, sie stieg von 5283 auf 5792. Dte Jugendabteilungen entwickelten sich ebenfalls recht günstig, di« Zahl der LehrlingSmitglteder vermehrte sich von 965 auf 1217. Im vergangenen Jahre würden im Kteist acht neue Gruppen gegründet. Ende 1911 wärest 44 Orts gruppen vorhanden. Auf sozkalpolitlfchem Gebiet ist tüchtig giarbeitet wotden. Oertliche Erfolge wurden besökder« erzielt in Sachen de« 8-Uhr-Ladenschlusse», der Ausnahme- tage, der Aurnähme-Sotttttäge rc. Dte Versammlung nahm Stellung zur Frage de» MädcheNfortbildsti.gSschulwesen« (Entschließungen an den Landtag Ustd die äußrrordettttiche Deputation für da« Königs. Dekret Rr. 28 fänden ein stimmig Annahme), zur Errichtung von veztrk»-Käüf«annS« gerlchten (e« wurden entsprechende Entschließungen an dä« Ministerium de« Innern ustv die KreiShäuptmäNNschafl«« Dresden und Bautzen angenommen) und zur Reaelung der Sonntagsruhe. Einstimmig angenommene Entschließungen wurdem dem Bundesrat und dem Ministerium de« Innern übermittelt. Al» Vertreter de» GaUoorstände« wohntt den Verhandlungen, die sehr anregend waren, der Gauoorsteher, Herr Maltin Bothoiz-Lei-zig, bei. Al« Ort für den nächsten Kreistag wählte Man Freiberg. Im Anschluß UN die Verhandlungen veranstaltete dte Ortsgruppe GroßlbhlS- dörf de« D. H.-V. «inen Festabend, der zahlreich besucht war und nett verlies. Herr Vorholz-Leipztg hielt die be geistert ausgenommen« Festrede, in der er besonder« auf die nationalen Ausgaben histwieS. * Weida. Bericht über di« Semeinderallsitzung um 13. März. 1. Von einem Schreiben der K. AmtShaupt- Mannschaft vom 4. März, die Besserung der Fahrstraße auf der GtstnbahnbrÜck» der Nossener und Ehemnttzer Ütnl« betr. nimmt der EeMetnderat Kenntnis. Er lehnt dir Wegebefferuag ab, da die K. Gtaat««isenbahn bi« Fahrbahn bisher ausasbsstGt hat. Vi« K. «mtShauptmanuschast s»ü tstMsten fost dir ch von G. U. Nrn ss stlnem Grund- lamationen werden apell« ientS Nr. 82 feilten Beifall, stonsolo (Herr Bescheid geben, auf Grund web meind« jetzt wer Herstellung verp Anschassu« EEn 12. «ufla d»S, jächstschür' BeÜvaklun gSrechte !«stimmung di« G«. i sein soll. — 2. Di, st Handwörterbuch»« d beschlossen. — 3. m OWstduptMaM- Bauamschug ftftsetzen. - Entschädigung wegen L« stück« wird abgslehnt. — erledigt. Staüchä. Dtrß Lin MßanWKi GöststtW im hie- stgen Gasthof« flattgefundene Militärkostjert dtr Kapkll« de» 3. Königs. Stichs. Ftkbortistert«.«^ " " ' (Riesa) fand in tillstr stichst NuMMerst ür Ganz besonder» yeroLrzüheven sttib ein Musikmeister Sonnenberg), und Lylophonvorträge (Herr Troistchtir SälznianN), bette» künstlerische Darbietungen. Leider war daß wöhlgelungtne Konzert nur mäßig besucht, trotzdem un» doch in Glaucha derartige Genüsse nicht zu oft tzevotey sind. Dir an da» Kostzert ünftzlleßenke Ball hielt die Besucher ngK lang« zusammen, ein Bewei» dafür, daß man auch in Stauchau gern einmal nach Militär- Musik tanzt. )l.( Döbeln. Dtr 59 Jährt Ulte vausekretär Börner vom Eisenbahnbauamt Döbeln il (Borßdorf—Coiwlg) ver. UüälÜkkte am vätitzen SoNstäbenS nachmittag in Stipzig- OSHttß beim Attfsstringtst Uns die «ttäßenSM; er stürzte ab und durch Ueberfahren wurde ihm der rechte Ober- schenke! zermalmt. Gestern vbrmtttäg ist Vötner infolge der Verletzungen verstorben. Dresden. Auf dem obm 9.—11: April hier tagen den Berbaitve akademisch gebildeter Lehrte Deutschland» soll ein Antrag gestellt werden, eiü ReichSschulmnseum in Leipzig zu errlchten. 88 Dresden. Mannschaften de» Dresdner Pionier. Bätäilljiti« hatten Befehl erhalten, den Riesenschornstein der früheren Stein'schen Ziegelti auf der KesselSdorfer Straße in Vokstadt Löbtäü nkedtrzUlegen. In Anwesenheit einer großen ZufchäüerMeNgt sollte am Mittwoch vormittag die GprtttgüNg vorgenommen werden, nachdem dkt Pioniere bereit» vorher Sprenglöcher in den Schornstein hineing«. bohrt hätten, Die Sprengung hatte eine furchtbare Wirkung. Die ZtegelflÜckt wurdtn durch dte Gewalt de« Sprengstoffe» in die Züschäuermenge geschleudert und eine währt PaNik bemächtigte sich de« Publikum«. Ein Ziegel- stück traf die 40jährige ArbeiterSehefrau Gpangenberg au« Vorstadt Wölfnitz, di« gerade im Begriffe war, ihrem ManNe da« Mittagessen nach seiner Arbeitsstelle zu bringen. Die Frau würde am Kopfe schwer verletzt. Sie vräch bewußt- los zusammen und starb auf dem Transporte in« Friedrich- städter Krankenhaus. Der Postbote Freudental erhielt ebenfalls schwere Verletzungen- Auch er bräch besinnungs ¬ los zusammen und mußte sörttranSporliert werden. Der in der Nähe der UnglückSstätts beschäftigte Baumeister Herzog au« Cotta erlitt ebenfall» erhebliche Verletzungen. Weitere 12 Personen wurden minder schwer verletzt Und konnten nach Anlegung vvü Notoerbttnden ihre Behausung anfsuchen. Wem dte Schuld an dem Unglück beizumessen ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Die Untersuchung ist sofort von der Staatsanwaltschaft sittgeleitet worben. Königsbrück. Auf bem hiesigen TruppenübüngS« plätz herrscht bereit« wieder rtge« militärische« Leben. Jetzt sind hier zu achtwöchiger UeSung zwei Resetoekompagnien zusäMmtUgszögsn. Die Eingezogenen sind «»»schließlich OifizierSäspiränten. Die Leitung der Hebung ist dem Majot Mattint Übertragen. Zittau. Um dte Belohnung für die hier erfolgt« Verhaftung de« Mörder» Trenkler ist jetzt ein heißer Kampf entbrannt. Berliner Blättern wirb darüber folgende» ge meldet: „Vdn vielen Seiten wird angenommen, daß der Dresdner Altwarenhändler P- für sich allein die vom Ber liner Polizeipräsidium ausgesetzt« Belohnung in Höhe von 8000 Ml. erhalten wird, und «» ist daraufhin von nicht weniger al» 9 Rechtsanwälten diese Belohnung beschlag nahmt worden. P. tst Serschuldet, und seine Gläubiger suchen nün auf diese Weise ihr Geld zu bekommen. Dämtt haben sie jedoch wenig Glück. Ersten» tonnen dte B«. schlagnahMungen nicht anerkannt «erden, und zweiten» steht noch nicht fest, wie groß der Anteil von P. an der auSgs« setzten BtlShNüng von 8000 Mk. ist, da noch andere Per sonen Anspruch auf da» Geld machen, «ber selbst wenn P. die ganze Summe erhalten würde, könnten sein« Gläubiger, die Arrest auf den ihm zustehenden Betrag ge legt Haden, nicht befilidtgt werden, da die Ansprüche dies« Summe übersteigen-* Neuhausen (Erzgeb.) Auf dem Oberboden eine« hiesigen Gasthause» entdeckte man «ine alt« Fahne mit des in Seide gestickten Aufschrift: *D«r Gemeinderath zu NeUhaüstn, den 81- Oktober 1889*- Ueber den Anlaß zur Anschaffung der Fahne find lein« Aufzeichnungen vor handen. Schwarzen»»«-. Au» dem Grsängni» entflohen wär »or einigen Wochen der UntersuchungSgefangenr Schlenk«- Gr hatte da« Gisengttter am Fenster mit einem Dischbetn »««aewuchttt und au» feiner Matratze «in Stil gewickelt, «n dem er sich Nahezu 70 Mete« hoch -erabge- lasse« hat. trotz sein» Gefährlichkeit gelang de» Abstieg, und der Ausrsiß« entwich nach Böhmen, wo er jedoch in den tetzten Lagen ausgtgriffen und hier wieder tingeltest« worden tst, Schneeberg. Der in Frankfurt a. M. sestge- nommene, be» Morde» an dem Vorardetter Nett» in Rieder- schlrma verdächtig« jugendliche Arbeit« Ficket au» dem be nachbarten Neustadt«!, der fich demnächst weg«» Diebstahl» vor dem hiesigen Amtsgericht zu verantwort«» haben wird, leugnet dte B«ü»ung de» Morde». Dem ««nehmen «ach hat der Verdacht tatsächlich btßher keine Bestätigung gSscküd«. Aue. Au» einem hiesigen Kontor wurde« 806 Mk., die in einer Kassette lagen, gestohlen. Di, Spur «ine» Polizeihunde« fuhfw nach der Wohwäug dftk iw MK de- treffenden Geschäft listigen Markthekser», dM «Mn, aber Nicht in slsiuer WöhNuna antraf; tr wär nkh seiner Heimat, einem Dors» bA Ehemnttz. gefahren. Am er abwrd» znrllckkchrte, Hurd4 et festgenommen wnd gestand deü UtnbkuchSdftbstähk »in. P l ststeu. Dee 33. JÄte M ILÄf Oestz feuerte astf feine Geliebte Men Reookverfchütz a^ KLf vekseHentltch aber nur seine Wirtin und verletzte diese äm Arme, veser flüchtete und ließ sich in der Nähe de» städtischen Schlacht. Hofe» von dem au» Reichenbach kommenden Personenzug« Überfahren. Geithain bei Borna. In den späten Abendstunden wurde hier die 16 Jahre alte Tochter de» Gendarmerie- biigckbttkä Eanräd von einem Unbekannten entführt. Der ÜiivekäüLte, der Mit ihr zusammen gesehen wurde, ist un- gefähr 30 Jahre alt, hat dunkelblonde», etwa» gelockte» Haar üüd dünkelbk0ndin Schnurrbärt. Eger t. V- E>N zweitx» Tode»urteil fällte da» hie- stge Schwurgericht. Der Instrumentenmacher Okto Läüoer, ber in der Nacht zum 21. Januar den Täbäkürbrtter Selsirt äÜS Schwckderbäch meuchttng» ermordete und be raubte, wurde Hom Schwurgericht zum Tode durch den Strang verurteilt. Mm Müikt' wk S,p. CK. T>ie Geschichte der guten Weiber von Weinsberg, die ihre Männer als kostbarste Habe ans der eroberten Stadt heraustrugen, dieses hohe Lied auf die Frauen treue, ist zwar schon 1707 von Leibnitz als „fäbnta" bc- zeichnet worden, doch waren in neuerer Zeit bedeutende .Historiker für die geschichtliche Echtheit und Glaubwür digkeit der Erzählung eingetrsten. Es konnten nämlich für die Ueberlieferung immer ältere Quellen angegeben werden; zunächst die bis 1175 reichende Kölner Königs- chronik und dann die auch das Jähr 1140, das Jahr des Ereignisses, umfassenden Paderborner Annalen. «Für die Kölner Chronik wurde zudem auch geltend gemacht, daß der Kanzler Arnold, der 1151 zum Erzbischof von Köln gewählt wurde, vor Weinsberg in Begleitung des Königs urkundlich nachzuweisen ist, daß also der Verfasser der Chronik, der in dem Kreise der Kölner Tomherren zu suchen ist, sich aus die mündliche Ueberlieferung des Erz- bischofs stützen konnte. War so die äußere Glaubwür digkeit gut begründet, so glaubte man auch die innere Wahrheit nicht anzweifeln zu dürfen, und es galt nach den umfassenden Forschungen von Scheffer-Boichhorst, Bernheim, Holtzmann, Weller u. a. für erwiesen, daß sich die Geschichte so abgespielt haben könne, wie sie uns erzählt wird. Tein tritt nun in einer ausführlichen Ab- Handlung der Deutschen Literaturzeitung der Berliner Privatdozent Tr. Walter Norden entgegen und erbringt aus einer kritischen Betrachtung der einzelnen Lorgänge den Beweis, daß die schöne Geschichte von den Weins berger Frauen in das Reich der Sage zu verweisen ist. Er geht von den eigentümlichen Kapitulativnsbedin- güngen aus, die den Weinsbergern gestellt wurden, und vergleicht sie mit den tnittelälterlichen Kapitulations berichten überhaupt und den Formen, in denen sich die Uebergabe einer eroberten Stadt damäls vollzog. Es könnte sich in Weinsberg nur um eine sog. „deditiv" ö. h. um eine bedingslose Uebergabe Händeln, bei der der König Lurch einen Gnadenakt gewisse Vergünstigungen erteilte. Notwendige Grundlage der Kapitulation wär, daß die Männer in der Gewalt des Königs blieben. Ten Frauen wurde Leben, Freiheit und Abzugsrecht gewährt; doch kommt es nie in einem Mittelalterlichen Kapitu- lationsbeticht vor, daß den Frauen, wie in dem Weins berger Fall, nur die Erlaubnis gegeben wird, das wert vollste ihrer Habe Mit sich förtzutragen. Stets ist die Gewährung von Leben" und Freiheit die Hauptsache und die Erlaubnis des MitüehMens nur eins beiläufig ge- stätkete Vergünstigung. Es scheint also, als wenn dieser ganz ungewöhnliche Gnadenäkt nur zu dem Behufs kon struiert wäre, um die Geschichte von dem Förttragen der MäMer überhaupt erzählen zu können. Darauf weist auch der Text der Chronik, itt dem die Fiäüen bereits Lei der Erwähnung des Vertrages in Ehegattinnen und unverheiratete Frauen geteilt find, so daß den verhei rateten FräueN schön in der Darstellung gleichsam das Recht des Föttschasfens ihrer Männer reserviert Wär, während die übrigen Weiber das leblose Gut tragen fällten. Ebenso ist es höchst! auffällig, daß die Kinder mit keinem Wort erwähnt werdech während fönst bei solchen KapitUlakiönsbedtngungen stets vön Frauen und Kindern die Rede ist. Als eilt wichtiger Beweis für die innere Unwahrscheinlichkeit des Berichtes stellt sich bäNN das Fehlen eines bestimmten Objektes bei der Erlaubnis heraus. Sonst sind in den Vorschriften iMmsr aus- drückttch leblose Tinge als Objekts des Mitnshmstts an gegeben, oder wenn die Erlaubnis ganz allgemein er folgt, ist sie doch vorher in Verhandlungen vatzttt be- stimmt, baß eine Auslegung in der Wetnsbergsr Art un möglich erscheint. Lis Weinsbergs« Kapitulation nähme untsv allen uns sonst bekannten Kapitulationen eins so ausgesprochene Sonderstellung ein, daß ihrer Wahr scheinlichkeit der allergrößte Znwisek sntgegenSksetzen ist. Nun hat man zur Beurteilung! des Wstnsberger Falles einen Bericht der Kölner Königtzchronik über die Kapitu lation der Gtadt Ersma im Jahr« 1160 hersngezogen. Auch da soll ein« Frau ihren Mann bei der Uebergabe auf ihren Schultern fortgetragen Haven. Nun sind oder andstt Berichts über dis Uebergabe vön Ürema erhalten, in b«nsn breit ausgemalt wird, wie gar mancher von der alt«« erteilten Erlaubnis, den Hausrat mit forrzutragen, keinen Gebrauch gemacht habe, sondern lieber «inen kranken Angehörigen mitgenommen hätte: da trug eine Arau ihre kleinen Kinder, dort «in Mann sem krankes.
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