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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192401317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240131
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-01
- Tag1924-01-31
- Monat1924-01
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1924
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wird die Hebung u. n. oegen Abiretnnq de« grössten der Schlachtschiffe, da« ,u Manöv^'erzwecken der englischen Flotte dienen soll, übertraaev. Die Ueberreste drr anderen Tckiffe können, soweit möalick. von der kiesellsckcstt ver wertet werden. Mit den Bergnuasarbeiten toll deaonnrn werde», sowie e« die Witterung gestattet. Bekannt iit. daß »on englischer Seite schon vor drei Jahren die Hebung der Schlachtkreuzer beabsichtigt war, der Plan aber wieder fallen gelassen wurde. Der Vavkt und die Aonrnalisten. Po» der feierlichen Staat«vlsit«. die da- spanische Könia-pgar »enlich in Rom dem Papst abstattet», weist die Madrider Presse »n »rzöblen, dah während de« Besuche- de- KönigSpaarrS beim Vatikan die spanischen Granden «nd Hosbeamten verlangten, in einem besonderen Raum, aetrennt von den Journalisten, vom Papst begriisit zu werden. Der Papst aber, dem da von Kenntnis gegeben war, durchschritt, obn» sich aufzu halten und nur mit einer allgemeinen Geste de- Segen« die Säle, in denen da« spanische Hofversonal seiner harrte, nm sich dann mit den Journalisten längere Zeit über die poli tischen Fragen der Gegenwart »» unterhalten. Auch ei» Beitrag zur Finanznot deS Reiches. Da« RrlckSflnanzminifterlum bat den betreffenden Berliner Hotelbesitzern niitgeteilt. dast e- au» Mangel an Mitteln nickt mehr imstande ist. di« Loaicrrrchnnnaen der von Reicks wegen und nach dem Fried»n«vertrag in den Berliner Hotels nntergebrachten Mitglieder der Inter alliierten Kontrollkommissionen z» bezahlen. Tie Reicks- kaffen könnten vom 1. Februar ab nur die Hälfte heraeben »nd die andere Hälfte miifse vorläufig dem Reiche gestundet werden. Diese Regelung solle vorläufig bis zum 1. April in Kraft bleiben. Dann werde nack dem Staude der Reichsfinanzen versucht werde», die gestundeten Bcträae zu bezahlen. Die Hotelbesitzer haben gegen diesen Plan Protest erhoben. Koblenbezng der Reichsbahn. Eine Nackrickt über neue Koblenverträae der Reichsbahn mit dem Koblen- svndikat, die den Zweck haben sollen, von dem englischen Kohlenbczug loSzukominen. ist insofern nickt richtig, als ein Abkommen mit dem Syndikat noch nicht abgeschlossen ist. ES handelt lick nur nm eine Fi'ihlnuauahine mit den Organisationen de» Kohlenhandels wegen Ernenernng oder Abänderung der laufenden Verträge. Rückkehr der Schutzpolizei in daS Ruhrgebiet. Wie die „Rbein.-Westf. Zta." aus Oberhausen meldct, sind die Verhandlungen zwischen der ReichSregieruug und der Be- satzungSbebörde über d>e Rückkehr der Schutzpolizei in das Ruhrgebiet soweit gediehen, daß im Februar mit der Rück kehr eines Teiles der Schutzpolizei gerechnet werden kann. Etwa ein Drittel der Polizeibeamteu, fast ausnahmslos Rheinländer und Westfalen, soll im Ruhrgebiet wieder zn- gelaffen werden. Streik der Behörden. In Kirckbeim-Bolanden sind sämtliche Behörden in den Streik getreten und wollen darin verharren, bis die von den Separatisten verhafteten Beamten wieder srciaelaffen sind. Um den Botschaftervostr» in London. Die Meldung, wonach der frühere deutsche Gesandte in Warschau, Graf Harry Kegler, zum Botschafter in London auSersehen sei, ist nach Informationen an unterrichteter Stelle falsch. BrbeiteranBverrnng im schlesische» H«i»«rmeroe. Infolge eine» wilden Streik« bei der Ruschewryb-A.-G. t» Langenöl- bet Lauben bat der Arbrltarbervrrband für das Holzgewerbe in Schlesien beschlossen, in alle» holzver- arbeitenden Betrieben von Schlesien, mit Ausnahme von Breslau, die Arbeiter auSeusperren. Die Aussperrung bat am Montag begonnen. Im ganzen sind in etwa öOO Pe. trieben OllOtt Arbeiter au«gesperrk. Dl« Anrsperrung ist fast vollständig dnrchgesührt. Der Streik ine rheinische« Kohlenbergbau hat fick noch verschärft. Auf der letzten noch arbeitenden Grube Donatus haben ortsfremd« Au«ständigr die arbeitende Be legschaft von der Arbeitsstätte vertrieben und den Betrieb stillgelegt. Ein polnischer Sparkommiffar. De: Ministerrat beschlost, dem Finanzministerium einen außerordentlichen Kommissar zur Uebcrmachuug des staatlichen und öfscntlichen Kredit wesens sowie zur Durchführung von Sparmaßnahmen bei- zuordne». VcnizeloS plötzlich erkrankt. Aus Athen wird gemeldet: Vcnizclos, dessen Gesundheitszustand viel zu wünschen übrig läßt, wurde im Verlaufe der gestrige» Kammersitzung, die einen stürmischen Verlauf nahm, von einem plötzlichen Unwohlsein befalle» und mußte in aller Eile nach seiner Wohnung gebracht werden. — DaS Kabinett BcntzeloS er hielt gestern mit 208 gegen 56 Stimmen daS Vertrauens votum der Nationalversammlung. Zum Textilarbeiterstreik j» Indien. Wie aus Bombay mitgrteilt wird, hat sich der AuSstand der Textilindustrie weiter ausgedehnt und sogar bedenklichen Umsang angenom men. Die Zahl der Streikenden beträgt zurzeit 100 000. Man vermutet, daß der Streik indessen nur vou kurier Dauer sein werde, da die Aufständischen nicht über Geldmit tel verfügen. Verminderung der belgischen VesatznngStruppcu im Ruhrgebiet. Man teilt mit, daß der belgische Trnppcnkörper im Ruhrgebiet demnächst von 7000 ans MM Mann herab gesetzt werden soll. Diese 40Y0 Mann werden unter das aus schließliche Kommando des Generalleutnants Burguet ge stellt. Verhastnng eines Attentäters. In Itzehoe wurde der Arbeiter Anguß Lnthns unter dem dringenden Verdacht verbastet, am 18. Februar das Handgranatcnattentat auf die Reichswehr verübt zu haben. Er ist derselbe Mann, der am 17. Januar das Denkmal deS alten Kaisers mit roter Farbe besudelt hat. Vermischtes. Tob t IN E t s e d e r O sts e e. Wie aus Stralsund gemel det wird, wurde von Fischern auf dem Eise in der Nähe des Paroivcr HakcnS der Bankbeamte Jäkel aus Stettin erfro ren aufgesnndcn. Jäkel mnß sich auf Sund nachts verirrt haben nnd hat sich niedergelegt. Die abgeschnallten Schlitt schuhe lagen noch neben ihm. Man vermutet, baß drei Greifswalder Studenten ein ähnliches Schicksal ereilt habe. Die Studenten Heine, Wiebe und Sicvke waren am Sonn tag vormittag ans Schlittschuhen ankgebrochen, um über daS Eis nach Rügen zu laufen. Hier sind sie bisher noch niai ängerommennno e» keyn enny form lese wrirer«. richt von ihnen. Schwere Sturmschäden tm Roden. An der Nord- und Westküste Stortvegen« wütete ein schwerer Orkan, der verschiedene Nnglücisfülle verursachte. Eine große An zahl von Fischer- nnd Prtvatbooten wurde auf dem Meere vom Sturm überrascht. Nach den btSherlgen Mitteilungen ist der Verlust vieler Menschenleben zu beklage». Eine Reihe von Fahrzeugen ist untergegangen. Andere kehrten in bava- riertem Zustande ohne ihre Fanggeräte zurück. An vielen Stellen in Dänemark geriet das schwere LüsteneiS in Be wegung. Die Eisscholle» richteten manchen Schade» an. Bet Nungstedt wurde eine Stsepbetonbrücke zwischen Rung- siebt nnd dem Hafen vom Else weggertffen. «olAtwirtfchakt. Die GroßhandelSrichtzahl. Die auf den Stichtag de! 29. Januar berechnete GroßhandelSrtchtzahl deS Statistischen Reichsamtes ergibt gegenüber dem Stande vom 22. Januar (115,7) einen wetteren Rückgang nm 9,8 ». H. auf 11 i,8, der im wesentliche» dnrch die Senkung der Getreide- und Fleisch, preise bewirkt wurde. Von den Hauptgruppen sanken die Lebensmittel von 100,6 uni 1,7 v. H. auf 08,0, davon die Gruppe Getreide und Kartoffeln von 79,9 um 2,!) v. H. auf 77,6, während die Jndustriestofse von 144 nm 0,4 v. H. auf 141,6 «»zogen. Die Gruppe Kohle und Eise» blieb mit I4l) »»verändert. Die Inlandsware» gaben von 106,5 nm 2,2 v. H. auf 104,2 nach, die Einfuhrwaren stiegen von 102 um 8,0 v. H. auf 167,8. Die Reichörichtzahl für di« Lebenshaltungskosten (Er- nährung, Wohnung, Hei,.nng, Beleuchtung und Bekleidung! bcläust sich nach den Feststellungen des Statistischen Reichs- aintS für Montag, den 28. Januar, auf das 1,00 billioneusache der Vorkriegszeit. Gegenüber der Vorwoche lt,08 Billionen) ist demnach eine Abnahme von 1,9 v. H. zu verzeichnen. Berliner Borbörse am Mittwoch. In Newyork wird ein unveränderter Kurs von 23,50 für die Mark gemeldet, was einer hiesigen Parität von rund 4,25 Billionen für den Dol lar entspricht. Im Zusammenhänge mit dem weiteren An ziehen des englischen PinndrS in Newnork lag die Mark in London mit 18 Billionen für ein Psund Sterling etwas schwächer. "Nach den letzten Tagen einer gewissen Stabilität erlitt der Frank sowohl in Newnork alS auch in Loudon eine kleine Abschwächung. Die dänische Krone konnte sich infolge der Intervention der dänischen Nationalbanr nicht nur auf der Basis deS Vortages erhalten, sondern sogar vvu 15,80 und 16,24 weiter anziehcn. Der Effektenmarkt, der zu Be ginn der gestrigen Börse ein freundlicheres Aussehen gezeigt hatte, im weiteren Verlaufe aber wieder stark abslante, ist auch in den heutigen Morgenstunden von der Zurückhaltung sowohl des Publikums alS auch der Spekulation beherrscht. Einiges Jntcressc zeigt sich für K.-Schätzc und in Verbin dung mit der in Amsterdam unter Beteiligung der Darm- städter und Nationalbank gegründeten Internationalen Bank. In Amsterdam herrscht für Aktien der Darmstädter lebhafte Kauflust. Auch spricht man an der Börse von einer überaus günstigen Zusammenlegung der Aktien, da das jetzige Kapital das Doppelte der VorinslationZperiode nicht überschreitet. Ans Hcssclvörve. Roman von Fritz Gantzer. 24. Forkietznug Nachdruck vc.boieu. Sie erschauerte. In schnellem, pochendem Kreise» raun tßr b lut. lind doch mar sie bleich bis in die Lippen. . . Da sianü da- Gluck abermals vor ihr, wieder wie draußen auf der H^he, und reichte ihr lächelnd beide Hände hin: Nimm nuch l lind sie brauchte nur die ihren hineinzu legen. Daun blieb es und wurde ihr eigen. . . Was hin derte sie? Hatte sie kein Recht auf Glück? Das häßliche Wort Ediths vou der „Geldheirat- zuckte ihr stechend durch den S nn .... Und sie? Was half ihm das arme, ganz arme Mädchen, das sich in fremden H ufern ihr Brot verdienen mußte und augenblicklich stellungslos war? Nein, sie durfte seine Existenz ¬ möglichkeit nicht gefährden. . . Es galt nur eins: ein tapfrer Mensch zu sein und dem wartenden Glücke zu sagen: So gehe nur weiter. . . Ick darf dich nicht br- geyrcn. . . Sagte cs nicht: Aber bedenke, ich komme nie wieder. Nie! Du siehst mich heule zum letzten Male? I Ja. so sagle es wohl. Und es sagte es vorwurfsvoll, kopfschüttelnd, mit traurigen Augen. Oder mit unzufrie denen, verweisenden. . . . Ach, es ging wohl auf Nimmer- wiederkehr. Aber sie mußte es gehen lassen. Sie war sich dieser Pflicht völlig klar. Sie Hütte Joachim sagen mögen, daß er schweigen solle. Aber sie bekam ke n Wort über die Lippen. Sie lagen wie in Ketten geschlossen, herb, hart aufeinander gepreßt. Und so hörte sie denn: „Es ist wundersam schnell über mich gekommen. . ! Das erste Sehen schon ließ mich erkennen, verstehen. . . Ich verstand, ich wußte, daß in Ihnen, Renate, mein Leben beschlossen liegt mit starker Kraft . . Und daß . . . nein, bitte, lassen Sie mich zu Ende kommen. . . Ich muß es Ihnen sagen: daß es mich mit aller Gewalt, deren das Herz eines Menschen fähig ist, zu Ihnen treibt " Er hatte mit sich steigernder Hast gesprochen und mar Renate unwillkürlich näher getreten. So dicht stand er jetzt vor ihr, daß ihr j-iegender Atem sein Gesicht küßte. Er genoß seine Wirkung mit allen Sinnen, stand wie unter dem Einflüsse eines Rausches Sein heißer Blick umschloß ihre Gestalt und schien sie in sich aussaugen zu wollen. . . — Mit harter Gewalt zwang sich Renate zur Nüchtern heit des Empsindcus. Fast wäre sie dem treibenden Strome der Glücksflut, die während seiner Worte über ihr« Seele dahinbrauste, unterlegen, in seinen Wirbeln mit hiuabgezogen worden. . . . Eie mußte alle Kräste ge brauchen, um sich Hochzuringen, zum Bewußtsein zu kommen. Sie arbeitete mit dem Verzweiflungsmut« eine» vom Tod« des Ertrinken» Bedrohten. . . Und nun kam sie hinan. Mit einem letzten Stoße bis aufs äußerste angespannterEnergie entwich sie den lichtgrünschimmernden, gliicksbrausenden Wassern der Flutwelle, Das weide, er ¬ barmungslos helle Licht des Tages grellte Ihr in das Ge sicht. . . E.ne Planks schwamm ihr zu, an die sie sich mit zitternden Händen klammerte: „Geldheirat" stand in grell leuchtenden, riesengroßen Lettern darauf. . . Sie war ge rettet. . . Und ooch elcnd vernichtet. Sekundenlang nur hatte der Kampf in ihrer Seele getobt. Sekunden lang nur hatte sie nach Joachims Woitsn geschwiegen. Nun, La er so hart vor ihr stand, lasfte sie sich zum Sprechen ans. Leide Hände wie zur Abwehr erhebend, den Blick ins Leere gerichtet, sagte sie: „Herr von Brandt, ich bitte Sie, ich bitte Sie inständig, lassen Sie mich gehen I" Er verfärbte sich und trat einen Schritt zurück. „Ist das Ihre ganze Entgegnung auf meine Worte? Dieses kalte, herzlose ... ja, ich finde keinen anderen Ausdruck . . . Fordern: .Lassen Sie mich gehen?' Ist das wirtlich alles?" Er griff nach der Lehne eine» Stuhles und spannte seine Rechte mit hartem Zusassen um das Holz, als be dürfe er eines Halts. »Ich wollte Ihnen nicht wehe tun!" „Wenn Sie wüßten, w i e wehe Sie mir getan haben!" „Das bedauere ich aufrichtigl" Er lächelte bissig, wie er es an der Art hatte, wenn er sich einem Abgrunde auf dem Wege, Leben genannt, gegenüber sah. Und das heißen sollte: Ich würde wohl hinübersetzen mit wagehalsigem Sprunge, wenn ich nicht genau wüßte, daß ich ret.ungslos in dir gähnende Tiefe stürzte. Da kehre ich lieber um und suche auf einem an deren Wege weiter zu kommen. . „Warum wechseln wir banale Redensarten, Fräulein von Groening? . . Die Sache ist erledigt. Denn ich weiß jetzt, daß ich nutzlos hoffte. . . Wenngl ich ich diesen Ausgang nie erwartet hätte. . . Oder ist cs anders? Doch noch anders?" Es klang wie ein Aufichimmern von letzter Hoffnung aus seiner Frage. Seine Augen wagten einen letzten an klammernden Blick nach ihrem Gesicht. Renate beob achtete ihn nicht. Sie stand gesenkten Hauptes. Aber der Ton seiner Stimme schnitt ihr ins Herz. Sie empfand ibn wie ein körperliches Wehtun, wie einen schmerzenden Stich. Sie mußte sich mit hartem Zusammcnrafsen ihrer Willensstärke zu einem leisen Kopfschütteln zwingen. Zu sprechen vermochte sie nicht Hatte er doch eine Antwort im gegenteiligen Sinne erhofft? Trotz allem Voraufgegangenen doch noch ein Ja? Es schien, als ob Joachim in sich zusammensinke, ver nichtet, gebrochen. Mit beiden Händen stützte er sich auf die Stuhllehne und senkte den Kopf auf die Brust. Dann riß er sich, herrisch über seine Schwäche gebietend, zusammen. Er lächelte. Nur nicht bissig war das Lächeln. Müde, ge quält, wie nicht zu ihm gehörend, sah es au«. Er sprach auch. Was sprach er eigentlich? tteberflüssiges, zurecht gedrechseltes Zeug. Er hätte ebenso gut nichts zu sagen brauchen. Da» etwa sagte er: Er Hütte bisher nicht nach Gründen gefragt, weshalb ve. ""«nate, ihn abweile. Er würde x» auch je.t nickt tun. Denn cs wäre zwecklos. Weil es an einer bestehenden Tatsache doch nichts ändere. Eben an der Tatsache, daß er sich einen glatten Korb geholt... Ja, er sagte wirklich das häßliche, abgedroschene Wort „Korb", das er von jeher als ein Privileg des routinierten Courmachers gehaßt hatte. War es möglich, daß er sich schon nn Vokabeln und Schlagwörtern des Salongigerls vergriff? Und wie war das möglich? Ec mußte sich in einer ganz erbärmlichen Gemüts verfassung befinden, wenn er es tat. Eine die aus Re« gungen.UnterregungenundunbewußtenGefühlsstimmungen bestand. i Renate zuckte zusammen, als dies Wort an ihr Ohr schlug Es verletzte sie förmlich. Ihr ganzes feingeartetes Empfinden bäumte sich dagegen auf. Und obwohl sie wußte, daß das Wort nicht seiner Wesensart entsprach, sondern infolge seiner unglücklichen Stimmung nur von ihm aufgegriffen mar, um die Tiefe seiner Enttäuschung zu verbergen, sagte sie doch: > „Ich teile nie einen Korb au«, Herr von Brandt. Und ich hasse dies Wort!" „Ich auch," sagte er. . . „Aber man tut ja manchmal etwas, was man hassen müßte. . . Warum also jetzt nicht auch? Aber ich glaube, daß ich Sie nicht länger aufhalten darf. Zu wann befehlen Sie den Wagen?" s Er schien plötzlich die Förmlichkeit selbst geworden. Aber er benutzte wohl alles nur als Deckmantel, um sein« Enttäuschung zu verbergen. Er tat ihr leid. Und wenn ie ihn noch länger so sehen muhte, konnte es sein, daß ie ihre mühsam erkämpfte Stärke jäh verlor. Sie wundert«, ich überhaupt, daß sie es fertig brachte, ihm immer noch o in beinahe kalter, harter Förmlichkeit gegenüberzu- tehen, ihm, dem jede Faser ihre» Seins gehörte. Lang« ertrug sie das nicht mehr. Und sie beschloß, das Ende herbeizuführen. Auf seinen Ton eingehend, ant wortete sie: „In einer halben Stunde, wenn ich bitten darf."^ Der nächste Zug führe erst um eins, meinte er. Dann würde sie in Iderstedt warten. Sie möchte so bald wie möglich fort. Sie wolle sich nur noch von Tante Malve verabschieden und ihren Koffer schließen. . . O Gott, sie gingen wie wildfremde Menschen aus einander, die sich im Abteil eines Eisenbahnzngea oder im Wartesaal eines Bahnhofes zufällig begegnen und au» Langeweile ein gleichgültige».Gespräch beginnen, um sich aus der übernächsten Station oder beim Geräusch des ein lausenden Zuges in Hast zu trennen.. . Und vor knappen drei Stunden noch glückselig auf der Höhe im Walde? Spielte ihnen das Leben zunz Narrenianz aui? Nein, sie konnte so von ihm nickt fort. . . . Sie zwang sich zurecht. Mit einem wehen Lächeln streckte sie ihm die Hand hin: „Herr von Brandt, nicht so, bitte! Nicht auf diese Weisel Lassen Sie uns tu Frieden auseinandergehenl" Es quoll noch einmal heiß in ihm hoch. „Sie nehmen ja meinen Frieden mit hinweg!" stieß er leidenschaftlich berau». „Es bleibt sstr mich eine Mrale, dies Wort!?
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