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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192402044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-02
- Tag1924-02-04
- Monat1924-02
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1924
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SÄ. veila-e z«m Riesaer Tageblatt. Montag, 4. Februar abends. ,. .SM«-.... 77. Jahr«. Der Wettlauf »er Anerkennungen. Nachdem die verschiedenen militärischen Kreuzzüge zur Niederwerfung der bolschewistischen NegierungSwrm in Nuhland ebenso in Schlamm und Unfähigkeit stecken ge blieben sind, wie einst die zum Zwecke der Restauration veranstaltete Campagne gegen das Frankreich der großen Revolution, daben eS die maßgebenden Weltmächte dersucht, einen Ring der Aechtung um das russi sche Ries en reich zu legen, in dessen Innern alle Teufel der Zerstörung und Grausamkeit losgelassen waren. Vie im Allgemeinen durchaus nicht sehr empfindliche Moral der herrschenden Völker war allerdings an diesem Bann gegen die roten Selbstherrscher erh: blich weniger be teiligt, als eS nach außen hin hervorgehoben zu werden Pflegte. Rußland war, wie Deutschland, besiegt aus der Weltkatastrophe hervorgegangen. Rußland ist ebenso wie Deutschland zum Objekt der Diktaturpolitik gemacht wor» den. Man hat sich nicht gescheut, auch aus dem Leibe des ehemaligen Verbündeten große Festen herausPischnei- den, in den Ostseestaaten, Polen, Weißrußland, Beßara- bien. Die Niederwerfung des Verbündeten Rußland war rin noch größeres Meisterstück englischer Staatskunst als die Ausschaltung des deutschen Gegners. Mit einer er staunlichen Lebenskraft hat das neue Rußland sich gegen bewaffnete Einbruchsversnche, die unter dem Deckmantel der monarchistischen Wiederherstellung dem Entcntckavital die Alleinherrschaft sichern sollten, gewehrt Die Zeit spanne der Ausschaltung aus der großen Politik ist kür zer geblieben als allgemein angenommen werden konnte. Oie im Innern unerbittlich nach den kommunistischen Weltanschauungsgesetzen wirkende Regierung bat in klugem Instinkt nach außen hin nicht die erwartete Politik der pazlststischen Theologie getrieben, sondern altslawische Machtpolitik. Das Fieber im Innern hat sich ausgerast. Rußland ist noch ichwerkrank, aber überall lvürt man Lebenskräfte, die Zukunft verbürg"«. Um die A winnung dieser Lebenskräfte, deren staatliche Gestaltung kaum in kommunistischen Formen sich vollziehen dürfte, ist nun ein Wettlauf der Nationen entstanden. Nicht aus Sympathie mit dem russischen System, sondern im Ge fühl einer starken Schicksalsverkettung hat das Deutsche Reich frühzeitig schon Len Rechtsfriedcn mit Moskau ge schlossen. Auch der polnische Gegner ist den Weg vcr- traglrcher Bindung gegangen, weil er die lebensgefährliche Ungewißheit an der Ostgrenze nicht länger ertragen konnte. Neuerdings haben Frankreich, Eng- kand und Italien den Weg nach Moskau ge- sucht. Der Regierungswechsel in London hat eine Ent wicklung beschleunigt, die unaufhaltsam war. Mussolini ist im Begriff, das Gleiche zu tun. Frankreich befindet sich, wie zahlreiche Pressestimmen aus verschiedenen Lagern erkennen lassen, in einem Zustande starker Beunruhigung. Es möchte gern, dem Grund^uge seiner Politik entspre chend, stärkeren Gewinn als die übrigen Wettbewerber um das Rußland der Zukunft herausholcn. Die Ercig- msse der letzten Tage werden es zwingen, auch ohne reale Bürgschaften, ohne den Umweg über Prag und Belgrad, Anschluß zu suchen. Macdonalds Briefwechsel mit Pohirart. Das Schreibe« Macdonalds. Paris, 3. Februar. Der Briefwechsel zwischen Mar- donald und Pomcarö wird heute veröffentlicht. Das Schreiben Macdonalds an Poincars lautet: Unsere beiden Länder haben Seite an Seite solche Zeiten der Krise durchlebt und haben gemeinschaft lich solche Opfer gebracht. Laß ich Ihnen in dem Augen blick, rn »dem ich die Regierung übernehme, einen persön lichen Brief übermittle, nicht nur, um Sie von dem Wechsel des Ministeriums zu unterrichten, sondern auch, um Ihnen meine Grüße und meine guten Wünsche zu über mitteln. Es ist mir unangenehm, so viele unerledigte Fragen vorzufinden, die unsere Sorgen und Be fürchtungen erwecken und ich versichere Sie, daß es meine tägliche Sorge sein wird, dazu mitzuhelfen, sie zu unserem gemeinsamen Nutzen zu regeln. Sie haben Ihre öffentliche Meinung, ich habe dre meurige. Sie haben thre nationalen Interessen sicherzustellen' und zu vertei digen und ich die meinigen. Manchmal auf den ersten Blick könnten sie im Widerspruch miteinander zu stehen scheinen. Aber ich bin sicher, daß diese Konflikte durch eine äußerste Anstrengung guten Willens geregelt werden können, und daß es möglich sein wird, politische Mit- tel zu finden, die es Frankreich und Großbritannien gestatten werden, das freundschaftliche Zusam menwirken untereinander ausrechtzuerhalten. Wir können offen sein und ohne Feindseligkeit die In teressen unserer Länder verteidigen. Auf diese Weise wird die Verständigung vielmehr sein als ein Wort und Frankreich und Großbritannien können zusammen gehen, um den Frieden und die Sicherheit Europas auf- zurichten. Ich bitte Sie, die Versicherung usw. Ramsay Macdonald. Poiucarvs Antwort. Ministerpräsident Poincars antwortete mit folgendem Briefe: Ich bin sehr gerührt von dem liebenswürdigen Briefe, mit dem Sie mir die Uebernahme Ihres Amtes mitzu teilen die Güte hattest und in dem Sie mir persönlich Ihre Grüße entboten haben. Ich wünsche von ganzem »erzen, daß Ihre Bemühungen um das Wohl Ihres Vaterlandes von Erfolg gekrönt sein werden. Die Bande, die unsere beiden Länder miteinander verknüpfen, die Sie uns ins Gedächtnis rufen, sind mit gemeinsamen Prü fungen und Opfern geschlungen worden. Die Erinne rungen an jene Zelten — dessen können Sie sicher sein — werden mir wie Ihnen unaufhörlich gegen- wärtig sein. Damit habe ich bereits ausgesprochen, daß auch ich lebhaft bedauere, daß mehrere für unsere beiden Länder wichtige Fragen noch nicht ge regelt sind. Wie Sie, so werde auch ichmein Mög lichstes tun, um sie gemeinsam mit Ihnen und zu unserem beiderseitigen Nutzen zu lösen. Wenn wir bei derseits auf unsere öffentliche Meinung Rücksicht nehmen müssen, wenn wir beide unsere nationalen Interessen zu schützen haben, so habe ich das Vertrauen, daß uns, wenn wir jeder für unseren Teil bei der Regelung der etwa ouftretenden Fragen mit der Entschiedenheit und dem guten Willen, von dem Sie gesprochen haben, Vorgehen, diese Lösungen gelingen werden, die dazu angetan sind, zwischen Großbritannien und Frankreich die Politik der für unsere beiden Länder und für die Ruhe der Welt notwendige Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten.' Mein Freimut wiw stets dem Ihrigen entsprechen, und wtznn ich die fran zösischen Interessen mit dem gleichen Eifer verteidigen we«>e, wie Sie die englischen, so wird nichtsdestoweniger — dessen dürfen Sie sicher sein — niemals etwas die Herz lichkeit meiner Empfindungen beeinträchtigen. Es ist nicht möglich, daß wir, wenn wir beiderseits von derartigen Empfindungen beseelt sind, die Entente weniger effek tiv gestalten und daß es uns nicht gelingt, ihr die Früchte ab ugewinnen, die sie tragen kann und muß, wenn Europa endlich den Frieden, die Sicherheit und di? Freiheit der Arbeit wiederfinden soll. Empfangen Sie usw. Poincars. -Mr klimm zum Ms« MSM. ss Berlin. Der Reichspräsident hat den Geschäfts, träger in Paris Dr. Leopold von Hoesch znm Botschafter in Paris und den bisherige« Gesandte« in Belgrad Dr. von Keller znm Gesandten in Brüssel ernannt. )l Paris. Die französische Negierung hat daS Agre ment zur Ernennung des Gc'chLstSträgcrs Dr. v. Hoesch zum deutsche« Botschafter in Paris erteilt. Diese Wohl wird in Paris von der internationalen Diplomatie, aber auch von allen in Paris lebenden Deutschen mit Freude begrüßt wer den. Dr. Leopold v. Hoesch hat durch seine persönliche Lie benswürdigkeit in Paris viele Freunde gewonnen. Aber er hat auch. waS viel bedeutet, in der kritischen Zelt nach der Nuhrbesetzung die Interessen dcS Reiches am ^em schwer ste» Außcnposten mit klarem Urteil und m rwöhnlichcr Nervcnkraft so geschickt vertreten, daß nach kurzem Wider streben auch die Gegner ihm ihre Achtung nicht versagen konnten. Wer die Anschauungen des neuen Botschafters kennt, weiß, daß Dr. v. Hoesch mit der Annahme der schwie rigen Mission ein Opfer bringt. Er selbst hätte es lieber ge sehen, wenn für die nächste Zeit ein Monn der Wirtschaft Deutschland in Paris vertreten haben würde. Aber die Be sprechung aller in Betracht kommenden Fragen, die Kennt nis der für uns wichtigen französischen Persönlichkeiten und diplomatischen Gesandten bildeten eine so seltene Vereini gung der gerade für den Pariser Posten notwendigen Vor aussetzungen, daß sich ein besser geeigneter Vertreter Deutsch lands schwerlich finden ließ. Reichsbahn mrd Neichspvft. )( Berlin. Ncichsuerkehrsminister Oelcr und ver Ncichspostminister Tr. Ovfle machten Posivertretern Mit teilungen über die Zukunft der VerkchrSnntcrnchmrrngen. Minister Oes er führte ungefähr folgendes ans: Tic im Jahre 1920 geschaffene Nerreicblichnng der Neichseifenbahn schasste nicht die wirtschaftliche Freiheit, wie man von einer solchen Maßnahme für die Eiscnbahnverwaltung erhofft hatte. Als Ucbergangszustand zu einem anzuslrcbcnden, gesetzlichen Dauerzustand ist die Verordnung gedacht, die be reits durch daS Reichskabincit genehmigt worden ist und wozu nur noch die Ausschüsse des Reichstages und des Ncichsrates anzuhörcn sind. Es soll keinem Privatinsiitut, was ich betonen möchte, durch diese Notverordnung der Weg geebnet werde«. Kurz ist über den Inhalt der Notverord nung etwa folgendes zu sagen: Tas Deutsche Reich schasst sich ein selbständiges wirtschaftliches Unternehmen, durch das es die dem Eigentum des Reiches verbleibenden Eisen bahnen betreibt und verwaltet Das Unternehmen führt die Bezeichnung „Deutsche Reichsbahnen". Das Unternehmen „Deutsche Reichsbahnen" soll die Ncichscisenbahnen mit allem Zubehör umfassen, wie sie 1920 aus den StaatSeii'en- bahnen zufamrnengcfatzt wurden. Das Unternehmen über nimmt alle mit der Ncichssiseubahn verbundenen Rechte und Pflichten. Es soll aber andererseits nichts für die sonstigen Verpflichtungen des Reiches mithasteir. Desgleichen verbleibt das Eigentum der Reichsciscnbahnen gemäß der Neichsver- fassung dem Reiche. Erzwungen wurde diese Maßnahme durch die Stillegung der Notenprcssc ab 15. November und dadurch, daß der Neichsfinanzminiftcr die Neichscisenbahncn von diesem Zeitpunkte an gleichzeitig ihrem eigenen Schick sal überließ. Ter Minister entwickelte als Endziel seiner Bestrebungen die Schaffung eines so gesunden Eisenbahn wesens mit ähnlichen Uebcrschüssen, wie es das vorbildlich preußische vor dem Kriege immer gewesen sei. Im allgemei nen führt das Unternehmen seine Finanzwirtschast selbstän dig und ist in seiner Verwaltung von dem sonstigen Reichs haushalt völlig unabhängig. In den Reichshaushalt kämen nur die zu erstrebenden etwaigen Neinüberschüsie der Reichs eisenbahnen. Auf keinen Fall darf es geschehen, daß die Aus gaben die Einnahmen übersteigen. Der Reichsregierung bleibt die Genehmigung der Bilanz- und der Gewinn- und Vcrlustrcchnung Vorbehalten. Wichtig ist, baß weder der Staatsvertrag über die Verreichlichung der Staatsbahnsn, noch der Friebensvertrag durch die Notverordnung berührt wird. Der Minister machte noch einige Angaben über die notwendig werbende Erhöhung der Personentarife. Man sei, so unangenehm es für das deutsche Publikum ist, zu einer Erhöhung der Tarife der niederen Klaffen genötigt. Den Güterverkehr könne man nicht weiter belasten, da hierdurch die wirtschaftliche Entwicklung geschädigt würde. Die Be triebseinnahmen haben seit Ende November eine fortgesetzte Steigerung erfahren. Darauf entwickelte der Ncichspostminister Dr. Hösle die Richtlinien des Entwurfes des Postfinanzgesetzes. Tas Ziel dieses Gesetzes sei, die finanzielle Sclbständigmachung des Postunternehmens zir erreichen. Der Verwaltungsrat seht sich aus 28 Mitgliedern zusammen, die vom Reichspräsi denten ernannt werden. Die neue Sowjet-Regierung. LcuinS Nachfolger. ll Moskau. Wie die Russische Telegraphen-Agentur meldet, hat der Zrntral-Vollzugsaiisschuß des Sowjet« bundrS den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare Nykow an Stelle Lenins zum Vorsitzenden des Rates gewählt. -(Moskau. Die von der nenaebildeten Zentral exekutive der Sowjetunion gewählte Nnionregiernng setzt sich wie folgt zusammen: Präsident des Rates der Volks- kommiffare: Nykow; Stellvertreter: Kamenew, gleichzeitig Vorsitzender des Nates der Arbeit und der Verteidigung; Zjurnpa, gleichzeitig Vorsitzender der vlanwirtschastlichcu Kommission: seiner Orachelasckiwili und Tsckmbar; Aeußeres: Tschitscherin; Krieg: Trotzki; Außenhandel: Krassin; Verkehr: Riidsntak; Post: Smirnow; Inipektion: Kuidyschow; Arbeit: Schmidt; Ernährung: Brjuchanow; Finanzen: Sokolntkow. Befriedig««- über die englische Aaerkeonnug der Sowjetregteruug. )l Moskau. Der Sowjetkongreß nahm einstimmig »ine Entschließung an, in welcher zunächst mit Befriedigung feltgestellt wird, daß die ä» jurs-Anerkennnna der Sowjet, regier«»« einer der ersten Schritte der engtischen ArbeUer- regieruug sei. Dir Entschließung weist darauf hin, daß di« au« der ,naßen russischen Revolution hervorgegangrue Arbeiter- und Baiieriiregieriiiig der Sowjrtuilion sich von Aniang als erstes Ziel den Kampf nm den Frieden gestellt und unermüdlich die Wiederherstellung der normale» Be- »tehunge« zu sämtttcheu Völker» angestrebt habe. Keine der früheren britischen Rrgiernngcn fei de» Bestrebungen der Sowjelreglerung »ntgegeng,kommen. Di« englisch« Arbeiterschaft sei allezeit den werktätigen Sowjetrepubliken bei «drein Kampfe uni den Frieden treuer Verbündeter gewesen. Al« Ergebnis der vereinigten Vrmühungen der Friedens politik der Towjetregienmg unter Lenins Führung und der teste» Willen» des englischen Polle« sei endlich die Wieder herstellung der normalen Beziehungen zustande gekommen, und zwar In einer Form, welche der beiden Völker würdig fei. Angesichts der gespannten internationalen Beziehungen gewinne dieser Schritt der englischen Arbeitrrregtrrung be sondere Bedeutung. Der Unionkongreß erklärt, daß di« Arbeitsgemeinschaft mit den Völkern Großbritanniens stet» ein« der wichtigsten Sorgen der Ullionregirrung bleiben werde, dir in Uebereinstimmung mit ihrer Friedenspolitik alle Bemühungen zur Lölling der strittigen Fragen und zu» Festigung der wirtlchaUlicben Verbiiidnuaen einsetzen werde Ter Sowjetkongrest reiche dem englische» Volke brüder lich die Hand und deauitrage die Unionregierung, alle au» der erfolgten Anerkennung der Sowjetre"'"-"no «»»--vtzen Schritte zu unternehmen. LrL amerikanische Petrolenmfkan-itl. )( Washington. Tic Skanüalaisäre der Petroleum» konzessiorre» ist durch eine Ncihe icnsationeller Enthüllungen in ein neues Stadium gctretrn. Tie ganze Angelegenheit, die von der öffentlichen Meinung Amerikas mit leiben- schaftlicher Spannung verfolgt wird, nimmt immer mehr eine politische Wendung an. Es wird versichert, daß eine Reihe hochgestellter politischer Persönlichkeiten in die Affäre verwickelt ist und in diesem Zusammenhänge noch weitere überraschende Enthüllungen bevvrstchcn. Am Sonnabend haben die Republikaner einen Gegenringriis ans die Demo kraten unternommen, indem sie offen bekannt gaben, daß Mac ALoo, der Schwiegersohn Wsiwns und gegenwärtiger Präsidentschaftskandidat, im Verläufe von 4 Jahren mehr als 250 000 Dollar von verschiedenen Pctrolcumgcsellschaf- ten erhalten habe. Zurzeit sei Blae Advv noch bei To Henn als Teilhaber der Sinclaire-Gruvve beschäftigt. Er bezieht ein Jahrcögeüalt von 50 000 Dollar. Andererseits wurde bekannt, daß Thomas Gregory, der unier der Negierung Wilsons Gencralstaatsanmalt i!) war, und vom Präsidenten Evvsidge zusammen mit einigen anderen Kollegen mit der gerichtlichen Untersuchung über die Petroleumkonzeffione» beauftragt wurde, von Petroleuinkonigen seinerzeit zur Be- e.nslussunq des Präsidenten Wilson gelegentlich des Ankau fes mexikanischer Pctrolenmieldc: gekauft worden ist. Au diesen. Zwecke wurden Gregory 2000 Dollar überwiesen. Als diese Nachricht jetzt der RcaiernnqSkommiision mitge- reilt wurde, stürzte sich der Senator Lvdge an daS Telephon und forderte von Präsident Eoolidge die unverzügliche Ab- Seruiung Gregorys, den man angesichts seiner Vergangen heit für unfähig hält, unparteiisch gegen den Petroleum- Trust zu vcrkahren. Schließlich ist den Demokraten im Ver lause des Sonnabends noch rin weiterer Schlag durch die Erklärung eines Pctrolenm-Magnaien versetzt worden, der versichert, daß der Kriegsminister Carrison und ebenso der frühere Minister des Innern Lone, beide gehörten zur Regierung Wilions. in der Linclaircgruppe gut besetzte Po sten an demselben Tage antratcn, an dem sie ihre Minister ämter niederlegtcn. Ter Unterstaatsiekretär Tetor, der auch Mitarbeiter Wilsons war, bezeugt, nach wie vor An schüsse von Sinclaire erhalten zu haben. Ter frühere Unter- staatssckretär Fall, der in der ganzen Angelegenheit der Hauvtbcteiligte ist, hatte das Gerücht ausbringen lassen, daß er in den letzten Augen liege und mit dem Tode känrpfe. Tie Uniersuchungskommission hat darauf drei Acr-te beauf tragt, den Gesundheitszustand Falls nachzuprüfen. Tie Aerzic sind zu dem Schluß gekommen, daß Fall simuliere. Dementsprechend hat die deutsche Kommission den früheren Untcrstaatssckretär au'gcscrdert, vor ihr zu erscheinen. Tohcny hat gestern der Kommission die Originalanittung der von Fall angenommenen lOOO'Xs Dollar gezeigt. Ter untere Teil, der die Unterschrift Falls trug, ist aus dem Dokument heransgcrissen. Tolstny gab zu, daß er diesen selbst abgc- trennt habe. Sobald er sich in seinem Büro wieder cinsinbe, werde er ihn der Kommission übermitteln. -s London. Reuter meldet aus Washington: Freöeric Fall, der entgegen den Vorstellungen seiner juristischen und ärztlichen Ratgeber vor dem Untersuchungsausschuß des Se nates erschienen war, bat cs rundweg abgelehnt, irgend eine Frage in Sachen der Petroleum-Verpachtungen oder seiner Beziehungen zu den Sinclaire Tohenn-Jnterenen zu beant worten. Er sagte, erstens habe tcr Untersuchungsausschuß seine Befugnis verloren und zweitens würden seine Ant worten ihn möglicherweise bei dem Gerichisverfahren schädi, gen. Tie deutsche Selbsthilfe '-(Berlin. Tas englische Büro für Rnhrinsormäkwu. dessen Vizepräsident der englische Innenminister Hendersou ist, tritt in seinem Bulletin vom 30. Januar der im Ausland von interessierter Seite verbreiteten Auffassung entgegen, daß man in Deutschland an ausländische Hilfsbcreitsckust appelliere, ohne selbst Maßnahmen zur Linderung der Not zu treffen. Tas englische Bulletin gibt die von der Englän derin Mrs. K. D. Eourtuey in Deutschland angestellte» Er mittelungen wieder. Im Gegensatz zu der Behauptung, daß Deutschland keine Selbsthilfe übe, heißt eS in dem englischen Bericht, daß von deutscher Seite ungeheure Anstrengung so wohl von ösfentlichcr wie von privater Seite gemacht werde, «m eine fast grenzenlose Not zu lindern. In jeder Stadt habe die Stadtverwaltung Notküchen eingerichtet, in denen Tausende von Bedürftigen für einen geringen Preis oder umsonst ihre oft einzige Tagesmahlzeit erhalten. Wärme hallen seien eingerichtet worden, in denen Obdachlose und solche Leute, die den Betrag für die Heizung ihrer Wohn räume nicht mehr aufbringen könnten, Unterkunft fänden. Wohlfahrtsausschüsse seien allenthalben mit gutem Erfolge organisiert, um kinderreichen Familien zu helfen. Tie Aahl der Menschen, die von der öffentlichen deutschen Wohlfahrts pflege abhängig sei, wäre aufsehenerregend. Ein Mitglied des VerwaltungSauSschuss-S der amcrikani'chen Hilfsaktion habe berechnet, daß etwa ein Viertel der Berliner Bevölke rung von diesen Wohlfahrtscinrichtungen Gebrauch mache, während in Hamburg die Stadtverwaltung, abgesehen von anderen Hilfeleistungen, für mehr als 10 000 TageSmahlzei- ten sorge. Noch erstaunlicher sei das Ausmaß der deutschen freiwilligen Hilfeleistungen. In Hamburg würden außer den vorher ermähnten 10000 Mahlzeiten durch freiwillige Unterstützung nicht weniger als 18 850 Mahlzeitsrationen täg lich ausgeteilt, darunter 8000 in der Form eines MittagstischS in einer deutschen Familie nach dem sogenannten Freitisch system, daS in jeder deutschen Stadt organisiert sei. LebenS- mittelpakete, die von der Post kostenlos transportiert wür ben, würden aus ländlichen Bezirken in die Stadt geschickt. DaS Gesamtgewicht dieser deutschen Liebesgabemendungen würde auf 4200 Tonnen im Monat geschätzt. Außerdem würden von der deutschen Landbevölkerung 250 000 Stadt kinder für eine Dauer von sechs Monaten kostenlos ausge nommen und verpflegt. Der Bericht kommt zu dem Schluß, daß der Vorwurf, daß da» Land nichts tue, um der Stadl ru helfen, einfach nicht wabr sei.
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