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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192402128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-02
- Tag1924-02-12
- Monat1924-02
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1924
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von Zisch «och «»glich ist. die Wahlgesetzreform noch von diesem »leichdtag durchberaten und verabschieden Zu lassen. Sisentzahndesorechnn^n in MatvZ. Wegen de» Ueberrin- rommenS über die Kölner EiscnbahnZone sollten am gestrt- »en Montag In Mainz Besprechungen Zwischen den deutschen Vertretern und der englische» Regte stattftnben. Bon deut scher Sette ist eine Verschiebung der Besprechungen aus da» «nbe der Woche gewünscht worben, weil ZurZeit die Eisen- imhnsachverständigen der Sachvcrstdndigenaudschüsse in Ber lin im Berkehrdmtnistertum tätig sind und dadurch die Brv- treter des Verkehr-Ministerium» noch in Berlin festgehalien werden. Termin sttr die NeichötagSwahlen. Etwas Bestimmtes ltber den Termin der NeichStagsivahle» läßt sich, wie wir von Zuständiger Stelle hören, tm Augenblick noch nicht sagen. Der Termin des 15. Juni käme nur in Frage bei einem normalen Verlauf der Entwicklung. — In parlamentarischen Kreisen und in der Negierung wirb gegenwärtig stark mit der Möglichkeit einer plötzliche« Anflvsnng des Reichstages gerechnet. * Der drohend« Dockarbeiterstreik in England. Heute läuft der Termin ab, den der Dockarbeiterverband -en Arbeit gebern Zur Berücksichtigung seiner Lohnsorderunzen gestellt hatte. Der Sekretär -es Allgemeinen Transportarbeiter- Verbandes Ltllet erklärte, sein Verband werde unter allen Umständen an den erhobenen Forderungen festhalten und die beanspruchte Lohnzulage von täglich Zwei Schilling burchdrticken, Zumal dies der Arbeiterdelegicrte Shaw als durchaus angemessen bezeichnete. Gegenüber umlaufenden Gerüchten, daß der Arbeitgeberverband eine tägliche Zu lage von einem Schilling vorgeschlagen und auf weitere Verhandlungen vertröstet habe, teilt Tlllet mit, das, er ein derartige» Angebot glatt ablehnen würde. Falls die heutigen Besprechungen ergebnislos verlaufen, werben daher am kommenden SamStag cincinZehntel Millionen Dockarbeiter in -en AuSstand treten. Dao abgeänderte holländische Flottenprojckt. Die hol ländische Negierung, die seinerzeit wegen Abänderung eines Flottenprogramms zurück,,»treten beabsichtigte, schickt sich an, dieses Gesetz mit gewissen Abänderungen dem Parlament noch einmal vorzulegen. Die Regierung beabsichtigt nun- mehr einen sofortigen Bau von vier SchiffSeinhetten für Hollänbisch-Indien und ferner den Ankauf von sechs Flug zeugen, die in Holland selbst verwendet werden. Die gesam ten Kosten werden auf ungefähr 8 800 000 holländische Gulden Wiederaufnahme der deutsch-polnischen Staatsangehörige keitSverhandlungen. Halbamtlich wird mitgeteilt, bah, um die zwischen Deutschland und Polen noch ungeklärten Staat». angehörigkcitSsragen zu regeln, die Verhandlungen, die seit Mitte vorigen IahrcS geruht haben, unter Venntttlung des VölkerbnndSratcS am 12. Februar in Genf wieder ausge nommen werden. Für die daneben vom Völkerbundsrat vorgcschlagencn unmittelbaren deutsch-polnischen Verhand lungen, die parallel mit den Genfer Verhandlungen geführt werden sollen, ist Warschau a!S VerhandlungSort bestimmt. Das Verhandlungsprogramm im einzelnen hierfür ist noch nicht sestgelegt. Das Urteil im Münchener Sprengstofsprozeh. In dem Sprengstossprozetz gegen die in der Villa Flora bet einer geheimen Versammlung verhafteten II Kommunisten siel gestern nachmittag nm 5 Uhr durch daS Volksgertcht das Ur teil. Die Hauptaugeklagtcn Schlosser Erich Steinfurth und Christian Kammerer wurde» zu je Zwei Jahren Zuchthaus wegen eines Verbrechens gegen daS Sprengstoffgesetz in Tateinheit eines Verbrechens des Hochverrates verurteilt. Zwei weitere Angeklagte wurden Zu ie einem Jahr Zucht- Han», die übrigen Zu Gefängnisstrafen nnd Festungshaft von 6 Monaten bis Zn einem Jahr verurteilt. Ein Angeklagter wurde freigcsprochcn. Ais die Angeklagten abgeführt wur den, sangen kommunistische Anhänger auf der Straße die kommunistische Internationale. Die Brcunstosfmengeu, die von Deutschland geliefert oder in Deutschland ersaht worden und, beliefen sich nach der »Deutschen BergwcrkSztg." im Jahre 1V23 insgesamt auf 1860 000 Tonnen Kohle, 2 270900 Tonnen Koks und 156 800 Tonnen Braunkohlenbriketts. Es wurden demnach zusammen 4123 300 Tonnen nach Frankreich und Luxem burg gebracht oder, wenn uran vier Tonnen Kohle mit drei Tonnen Koks gleichstellt, zusammen 4 882100 Tonnen Brennstoff. Im Jahre 1022 waren eS insgesamt 12 632 265 Tonnen, die geliefert worden sind, und das von der Repa- rationskommission aufgestellte Programm sah eine jährliche Auf Hesselvörde. Roman von Frtb Gan der. 34. Fortsetzung. Nachdruck verdorr». Der Neu alle Tor« der Hoffnung offen, als er dem Befinden der Kranken sprach. Sein Hausarzt Hütt« »en Zustand zwar als ernst erkannt... .Nun, wir wollen sehen," schnitt der berühmte Arzt «d. Ueberlegen lächelnd. Wie alle berühmten Leut« lächeln. „Herr Kommerzienrat, bitte, kommen Siel" Burmann nickte,, war seiner Hausdame, die die Front des Hesseloörder Herrenhauses mit kritischen Blicken über flog, beim Aussteigen behilflich, während Joachim schon führend voraufging, und folgte dann rasch. Im Flur kam ihnen Tante Maloe entgegen. Wieder Vorstellung. Diesmal in noch größerer Hast. Nur kein Aushalten bei Förmlichkeiten jetzt! Die Hauptsache vor ollem: die Kranke, die Frage nach ihrem Sein oder Nicht sein. Burmann drängte förmlich, weiterzukommen. „Bitte, Herr Geheimrat!" sagte er ein paarmal, wie «in ängst liches Kind. Frau Melanie Wessel war in erster Linie um sich besorgt. Während die drei Herren nach den Zimmern Ediths hin übergingen, hielt sie Tante Malve, di« folgen wollt«, zurück und sagte: »Mein« Liebe, verzeihen Sie, aber ich kann nach dieser wahnsinnigen Fahrt, die meine Nerven chokiert hat, nicht die Luft in einem Krankenzimmer atmen ..." Eie strich mit den Fingerspitzen beider Hände über die weiß« Stirn und die biaugeäderten Schläfen und schloß die Augen, während sie tief und qualvoll seufzte: »Darf ich um einem Tropfen Kölnisches Wasser bitten ... Und um ein Glas Zitronenlimonade? O ja, bitte, ich würde Ahne« dankbar sein .. Und darf ich mich in einem Zimmer sür Augenblicke sammeln. Ick bin völlig..« O, dies« Aufregung mit Edtth und die Fahrt im Auto mobil ... Ich hasse es, ich liebe dieses lebensgefährliche Jagen nicht. Mein Ideal ist der Expreß ... Und wenn e» nach mir gegangen wäre, hätten wir ihn auch benutzt... Aber.. ." Tante Malve schnitt den Erguß energleooll ad. Wer weiß, was sie noch alles zu hören bekommen, wenn sie nicht kurz und bündig unterbrochen hätte: „Ich werde für alles Sorg« tragen, treten Sie, bitte, hier ein l* Sie öffnet« di« Tür zu ihrem Zimmer, bat, Platz zu nehmen und sie für kurz« Zelt zu entschuldigen. Stach ein paar Minuten kehrte sie wieder und bracht« das Kölnisch« Laster. DteZitronenlimonad« würde sofort bereitet und herbesorgt «erden. Di» Hausdame Burmanns tat gerührt: „Sie Lieb«, : Güt«," sagt« sie mit Augenaufschlag. „Ich btn entzück», iß, tziü«. aleickaeltimmt« Seel« o »künden ,u baden, wie es ta Gesamtlteferuna tn Höh« von 11918800 Tonnen vor. Die von Deutschland gelieferten oder -ort erlabten Mengen betragen Im Jahre 1VS8 als» ungefähr nur 28 Prozent 5er Kommts- sion-sorberung. SrauZbflsches Dementi über di« Höhe der Besatz«*«», kosten. Bon berufen« französischer Seit, wird di« Mel- bung eines Morgenblatte» dementiert, wonach die franzö sischen Besatzungskosten sich auf 483 Millionen Goldmark belaufen. ES wird behauptet, daß die Besatzungskostru der gesamten Alliierten nur 220—225 Millionen Goldman a»S- mach«». ' Einberufung des Answärtigen Ausschuss«». Der Au», wärtige Ausschuß deS Reichstage» ist auf Montag, 18. Ye- bruar vormittags 10 Uhr zur Besprechung der aubenpolttt- scheu Lag« etnbcrufen worben. Insbesondere soll über die Rhein- und Ruhrfrage verhandelt werden, wozu wiederum die Abgeordneten au» dem Westen hinzugezogen werden. valbwiu bleibt Führer der englische« Konservative«. Baldwin wurde auf der gestrigen Zusammenkunft der ko«, kervativen Partei tm Hotel Cecil etnsttmmi« »um Führer der Partei wtedergewählt. Er erklärte, der allgemeine Schutzzoll werbe al» Teil de» Parteiprogramm» falle» ge- lassen: da» Jndustrieschutzgesrü werde dagegen als Teil der konservativen Politik aufrecht wchalten werden. Strafantrag gegen Kahr. Wie verlautet, hat der Mün chener StrasrechtSle'-rrcr Professor Rvthenbücher gegen den GeneralstaatSkvmmijsar von Kahr Strafantrag wegen Belei digung gestellt, weil der GcneralstaatSkommissar ihm tn einer amtlichen Mitteilung über das Verbot der Rothen- bücherschen Broschüre „Der Fall Kahr" grobe Unwahrheiten und tendenziöse Entstellungen vorwtrft. Deutscher Dank au Schwede« uud Holland. Der Minister für die besetzten Gebiete, Dr. Hoefle, hat dem Hilfskomitee in Stockholm folgendes Schreiben zu gehen lassen: „Zunr Jahrestag des schwedischen LiebeSwer- keS, das den durch den Franzoseneinbruch schwer leidende» Deutschen an der Ruhr so reichen Segen brachte, drängt es mich, dem Hilfskomitee in Stockholm sür die tatkräftigen Hilfsmaßnahmen meinen wärmsten Dank auözusprechen. Durch die hochherzige Hilfe des schwedischen Volkes und die unermüdliche, zielsichere, vorbildlich organisierte und gelei tet« Arbeit deS Komitees konnte den tiefgebeugten Fan»tlteu an der Ruhr manche Linderung der Not gebracht, konnten viele vor der Verzweiflung bewahrt werden. Das wird dem schwedischen Volke unvergessen bleiben." Ein ähnlich gehaltenes Schreiben ist an die verdiente Vorsitzende des Komitees, Frau Baronin von Linder ge richtet worden. Zu gleicher Zeit hat der Minister an das Komitee der Holländischen Zentrale für deutsche Ferienkin der und Nothilse tn Leiben sHollanbs folgendes Schreiben gesandt: „Seit Jahren üben Sie in echt christlicher Barmher zigkeit ein reichgesegnetes Werk an unseren deutschen Kin dern. Durch die besondere Berücksichtigung der besetzten westlichen Gebiete Deutschlands haben Sie tm verflossenen Jahre einem an den Rand der Verzweiflung gebrachten BolkSteil Hilfe und Rettung geboten. Insbesondere tst dank Ihrer vorzüglichen Organisation diese LtebeStätigkett bei dem gesährdctsten Teil der deutsche» Jugend umsassend durchgestthrt worden. Ich bitte Sie, Ihnen dafür aus auf richtigem Herzen tiefgefühltesten Dank sagen zu dürfen. In den Herzen der deutschen Kinder hat sich Holland ein blei bendes Denkmal aufgcrtchtet." Zn seckem jisnse nnch il« silerser sszsdlslt rezelviMg geleM werüen. "Bestellungen »nm Bezug« durch die Post oder durch Zeitungsboten nimmt täglich Zur Vermittlung die Tageblatt-GeschästS» stelle, Riesa, Goethrstraße SS, entgegen. Ei« Ta« in der Frenidenlezloe. « .-Immer wieder kommen Meldungen au» dem besetzte« Gebiet, daß dort fran,»sticke Werber junge Deutsche zum Eintritt in die Fremdenlegion Zu bewegen versuchen. Ob wohl die Berhältn.sse ,n der Fremdenlegion tm allge meinen bekannt f nd, tst dock die tn der „Berling»ke Tidende" von einem düniscken Offizier veröffentlichte Schilderung eine» .Tage» in der Fremdenlegion, sehr interessant und lehrreich. E» heißt dort: „Ein^ schmetterndes Hornlignal und Trommelwirbel unterbrechen plötzlich die Stille. Ein Bataillon vom Zwei ten Leotonsregiment marschiert au». In einigem Mstand folgt eine Batterie Bergartillerte. DaS ganze Materi,l wird auf Maultieren transportiert. Wenn man sich das Mensckenmatertal anfieht, erkennt man ohne weiteres, daß es sich au» den verschiedensten Nationen rekrutiert. Die meisten find jedoch blondhaarige und blauäugige Män ner und liefern damit den Beweis für die Behauptung, daß die Legion zu 55 Prozent au» Deutschen und Zu 15 Pro- Zent aus Russen besteht. Der Rest wird von allen an deren Nationen der Erde gebildet, aber trotzdem sind sie alle eine homogene Masse, die sich wie eine einzige F> mtlie mit gemeinsamen Sorgen und Freuden um ein In teresse zusammenschließt: Die Ehre der Legion und die Fortsetzung der Tradition. Sehr viele der Legionäre sind sicherlich brave Leute, die aus Abenteuerlust oder infolgi der wirtschaftlichen Verhältnisse zu Hause hierher kommen DaS Letzte gilt besonders für die Deutschen und Russe«. Nach Zwei Jahren Dienstzeit erhält der Legionär Zwei Franks fünf Cents pro Tag, außer seiner Kleidung und Beköstigung. Die Löhnung wird alle 14 Tage bezahlt. Dem Bataillon folgt eine lange Kolonne von Maul tieren, von denen jede» eine Last von 100 Kilogramm trägt. Den Schluß der Batterie bilden Marokkaner, große kräftige Leute, die in ihren Kaki-Uniformen sehr gut aus- eben. Der Kommandant reitet hinter der Kolonne, und ck reite an seiner Seite. Wir haben nunmehr die Ort- Hast verlassen und befinden und im offenen Felde. Es. st der 27. März und die Uhr schlägt 1 Uhr nachmittags. Die Sonne brennt entsetzlich, und die Landstraße ist schreck- lich weiß und staubig. Die Legionäre fluchen, weil das Gepäck eines Maultieres sich verschoben hat. Wir rücken langsam vorwärts und treffen die ersten Nachzügler der vorderen Kolonne, die im Straßengraben liegen und neben denen ein Sergeant schrecklich flucht, ohne den geringsten Eindruck bei ihnen zu erwecken. „Sie sind betrunken, die Schweine", sagt er. „ES ist die alte -Geschichte: sic haben einen feuchten Abschied im Lager gefeiert und können jetzt nicht weiter." Dem Kommandanten gelingt es endlich, die Soldaten zum Nufstchcn zu bewegen, und mtt wackelnden Köpfen setzen sie den Marsch fort. Zum Schluß müssen der Kommandant und ich ein paar Le gionäre auf unsere Pferde lassen. Wir kommen endlich im Lager an. Mein Bursche, der älteste Legionär im Regi- .ment, empfängt mich sehr ärgerlich. „Ich habe es noch niemals erlebt", meinte er, „datz ein Offizier einen Ge meinen auf seinem Pferde reiten läßt. Aber die Legion ist nicht mehr das, was sie früher war, als ich jung war. Die Jungen von heute taugen nichts mehr". Mein Bursche ist der Tvv eines richtigen alten Legionärs. Er beißt Gerlach, stammt auS Sachsen und hat 21 Jahre in der Legion gedient. Er besitzt die Militärmedaille, die höchste Auszeichnung für einen Gemcrucn, die ihm nach einer Dienstzeit von 15 Fahren das Recht auf eine Pension von 2000 Franken gibk Aber er kann sich nicht von der Legion trennen, obwohl er schon 48 Fahre alt ist. Eine Fanfare klingt durch die Luft, und im Nu erheben siü Zelte, flackern Feuer auf, wird das Essen gekocht und wer den die Maultiere getränkt. Um 9 Uhr gehen wir all! Zu Bett, denn wir müssen schon um 4 Uhr morgens wie- der aufbrechen. Am nächsten Morgen erweckt mich eben falls ein Hornsignal, und sofort erscheint mein Bursch, rm Zelt mit einem Glas Kaffee. Es ist hundekalt, unk die Sterne blitzen noch am Himmel. Gegen Osten ist eir schwacher Schein der Sonne zu sehen, der langsam hinter den Bergen am Horizont emvorsteigi. Die Lagerfeuer flackern über dem Platz urkd tm Halbdunkel werden di- Zelte und die Zusammengepackt " von Ihnen al» einer Angehörigen eine» alten Adels geschlecht« nicht anders zu erwarten ist!" Sie roch an dem Wasser und fragte: „Sie kennen die Familie derer von Stranz? Ich bin nämlich «in« geborene von StranZ." Tante Maloe verneinte heftig. Es «ar ihr höchst gleichgültig, baß Frau Melanie «ine geboren« von Stranz war. Sie hatte jetzt Dinge von größerer Wichtigkeit zu bedenken. Und sie verstand nicht, daß man zu dieser Stunde von solchen nebensächlichen Angelegenheiten sprechen konnte. Bet Frau Melanie Wessel geborenen von Stranz hatte si, aber mit ihrer schroffen Entgegnung vollständig verloren. Wie durfte man so unwissend sein, die Stranz nicht zu kennen l „Aber meine Liebe," sagte sie spitz, „ich bitte Stel Eine Seitenlinie der Stranz' war ehedem reichrgräfltch ... Und mein seliger Großvater genoß die Ehre, turyessischer vberlandesstalinieister zu sein." Tante Malve hob die Schultern. „Es tut mir leid, daß ich so wenig informiert bin. Aber es ist eben so." „Unglaublich!" dackte die Wessel empört und roch abermals an dem Wasser. Dann bracht« ein Mädchen di« Limonade. Und Tante Malve lenkte da» Gespräch auf Edith. Sie erzählte von dem Anlaß zu ihrer Er krankung. Frau Melanie trank ihre Zitrone gedankenvoll und stellte heimlich fest, daß sie viel zu süß sei. Ja, allerdings, wenn man in Hesselvörde nicht mal einwandfrei« Limo nade zu bereiten vermochte, dann war es ja auch kein Wunder, wenn man die Stranz' nicht kannte. „wie?' warf sie jetzt ein. — „Ist es möglich? Fort gelaufen, tn der Absicht, nicht wiederzukommen? O, »tr ist unverantwortlich von thrl Aber gar nicht verwunder lich. Denn sie ist maßlos exzentrisch, nie Herrin ihrer Handlungen. Wenn es nun diesmal «inen bösen Aus- gang nähme?... Das ist die Folge verkehrter Er- -lehung. Ich habe stel, Protest erhoben. Aber Georg tz Wilhelm ... ich mein« Herr Burmann, war nie für meinen gutgemeinten Einspruch zu baden. Ediths Wünsche waren Befehl. Ihr« Launen hatte jedermann zu respektieren... Damals al» sie sich dl« Sache mit Hesselvörde ln den «°pf gesetzt hatte, warnte ich sofort... E, war umsonst» Es mußte eben sein, weil sie es wünschte.. Tante Malve schob die Augenbrauen zusammen. Di« .Warnung" vor Hesselvörde miß-iel ihr entschieden. „Hesselvörde an sich ist natürlich unschuldig an diesem Ausgang," sagt« sie fest. Die Wessel biß s ch auf di« Lippen. „Gewiß," beeilte sie sich zu versichern. „Ich wollie nur sagen, daß e» nicht aut war, EWH ^ortrulasien. Es. »Sr« belltr Liwelm». wenn man sie sich nicht so selbständig überlassen hätte Aber ihr Vater ist ihr gegenüber eben immer von einer unverantwortlichen Nachgiebigkeit gewesen. Und sie tyrannisierte ihn und das ganze Hauswesen. O, mein« Liebe, was mußte ich nicht leiden! Wie arrogant ist si« Mir gegenüber oft gewesen .. .!" Die Tur ging, und der Eintritt Joachim» machte de, Anklage ein jähe» Ende. Frau Melanie wurde plötzlich ganz Teilnahme und erkundigte sich wortreich nach dem Zustande Edith» und dem Ergebnis der Untersuchung durch Geheimrat Howard. Joachim gab Auskunft. „Ernst, aber nicht durchaus hoffnungslos, gnädige Frau." Sie erging sich in beglückten, überschwänglichen Rede wendungen und machte es unmöglich, daß ein anderer zu Worte kam. Endlich verschaffte sich Joachim Geltung. Er sagte Tante Maloe, daß der Geheimrat bis morgen bleiben würde und Laß sür seine Unterkunft gesorgt werden müsse. Dasselbe gelte natürlich auch für Burmann. ... „Und auch Sie, gnädige Frau," wandt« er sich zuletzt an die Wessel, „werden uns doch wohl das Vergnügen machen» sür Ihr längeres Derweilen Sorg« tragen zu dürfen?" Frau Melanie erklärte huldvollst, daß er recht ver- - mute. Solange sie über den Zustand Ediths keine end gültige Gewißheit besitze, würde es ihr nickt möglich sein, abzureisen. — — Für Tante Maloe ergab sich infolge dieses uner warteten Logierbesuche» ein« Fülle von Arbeit. Sie hatte dis zum Abend all» Hände voll zu tun und konnte sich um etwa» andere» kaum kümmern. Frau Wessel langweilt« sich und war davon über zeugt, daß man sie unverantwortlich vernachlässige. Sie sand Hesselvörde abscheulich, weil es an Zerstreuungen gar nichts bot. E» «ar ihr unbegreiflich, wie man hier dauernd leben konnte. Daß Edith es tn dieser Oed« wochenlang ausgehalten halt«, aalt ihr al» Räts«l. In d«r Abendstunde saß sie ganz allein. Der Ge heimrat «ar tn da» Krankenzimmer gegangen, um Edith Zu beobachten, und Burmann hatte sich mit Joachim aus dessen Ditte zu einer Unterredung Zurückgezogen. Im Arbeitszimmer des Hesseloörder Herrn saßen sich beide gegenüber. Joachim sah abgespannt au». Sein- tiefliegenden Augen waren schwarz umrändert und flackert«« in, unruhig««, flirrenden Schein düster auf. E, halt« den Kopf müo« tn die Hand gestützt und blickt, Durmann zersorgt an. Edtrh» Vater tnig nicht minder schwer an der großen grauen Ungewißheit der nächsten Zukunft. Mit halbes AulnwrUamteit hört« er r». als Ioackimsuloricken b»
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